Rudolf Eucken fragt nach dem Sinn und Wert des Lebens

In ruhigen Zeiten macht die Frage nach dem Sinn und dem Wert des menschlichen Lebens Rudolf Eucken wenig Sorgen, denn das Wirken und der Stand der Gesellschaft enthält dann so bestimmte Ziele und zeigt diese so deutlich dem Individuum, dass erst gar keine Zweifel und Fragen aufkommen. Selbst wenn Schwankungen und Streit in der Gemeinschaft entstehen, dann betrieft das nicht die Ziele selbst, sondern nur den Weg dorthin. Diese Tatsache rührt nicht an dem gemeinsamen Grundstock des Lebens. Erst wenn Verwicklungen und Spaltungen in den Lebenseinstellungen sich durchsetzen, entsteht dadurch Denken und Grübeln in starker Bewegung und erzeugt immensen Streit. In der Moderne beherrscht das Suchen und Streiten um den Sinn des Lebens die Gesellschaft und entfremdet die Menschen einander.

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Die Angst vor dem Tod ist reine Zeitverschwendung

Es scheint natürlich zu sein, dass jeder Mensch zumindest ein wenig Angst vor dem Tod hat. Epikur, ein griechischer Philosoph der Antike, der von 341 bis 270 vor Christus lebte, war allerdings der Meinung, Angst vor dem Tod zu haben, sei reine Zeitverschwendung und beruhe auf einem logischen Widerspruch. Sie sei ein Bewusstseinszustand, der überwunden werden müsse. Wenn ein Mensch logisch darüber nachdenkt, könne der Tod keinesfalls erschreckend sein. Wenn es einem Individuum gelingt, wirklich logisch zu denken, so Epikur, dann kann es sein irdisches Dasein erst richtig genießen – was für Epikur ein sehr wichtiger Aspekt war. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Die Liebe jeglicher Art hat immer eine Tendenz zur Einswerdung

So verschieden die Definitionen von Liebe ausfallen und so unterschiedlich ihre vielfältigen Gestalten sind – ein Element kehrt in allen Kennzeichnungen wie auch in allen Realisierungen wieder: das Tendieren auf Einswerdung. Josef Pieper erklärt: „Was in der Liebe unter den Menschen geschieht, ist, dass aus zweien sozusagen eine Person wird.“ Allerdings setzt Einswerdung in der Liebe voraus, dass die Verschiedenheit und Selbstständigkeit der beiden Liebenden dieser neuen Einheit dennoch bestehen bleibt. Jules Michelet, ein französischer Historiker, formuliert dies wie folgt: „Um eins zu werden, muss man zwei bleiben.“ Die Einswerdung und Verschmelzung von Menschen realisiert sich auf einzigartige und unvergleichlich intensive Weise in der engeren Sinnes erotischen Liebe, da die Geschlechterliebe eine paradigmatische Form der Liebe überhaupt ist. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

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Der Politologe Ernst Fraenkel analysiert die Idee des Volkswillens

Ernst Fraenkel definiert die Repräsentation des Volkes wie folgt: „Repräsentation ist die rechtlich autorisierte Ausübung von Herrschaftsfunktionen durch verfassungsmäßig bestellte, im Namen des Volkes, jedoch ohne dessen bindenden Auftrag handelnde Organe eines Staates oder sonstigen Trägers öffentlicher Gewalt, die ihre Autorität mittelbar oder unmittelbar vom Volk ableiten und mit dem Anspruch legitimieren, dem Gesamtinteresse des Volkes zu dienen und dergestalt dessen wahren Willen zu vollziehen.“ Ein idealtypisches repräsentatives Regierungssystem geht laut Ernst Fraenkel von der These eines vorgegebenen und objektiv feststellbaren Gesamtinteresses und der Hypothese aus, dass der Wille des Volkes auf die Förderung des Gesamtinteresses gerichtet sei. Man nennt dies den hypothetischen Volkswillen. In der politischen Realität allerdings ist jedes Repräsentativsystem bestrebt, den Ansichten der Volksmehrheit Rechnung zu tragen, soweit sich dies mit der Förderung des Gemeinwohls in Einklang bringen lässt.

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Bis zu einem gewissen Punkt macht Geld tatsächlich glücklich

Bislang sind Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Glück vor allem von materiellen Faktoren wie Wohlstand, Ernährung und Gesundheit abhängt. Je reicher und gesünder die Menschen sind, umso glücklicher sind sie auch, so die weit verbreitete Logik. Dieser Zusammenhang ist jedoch keinesfalls erwiesen. Yuval Noah Harari erklärt: „Philosophen, Priester und Dichter haben sich seit Jahrtausende lang den Kopf über das Glück zerbrochen und sind oft zu dem Schluss gekommen, dass gesellschaftliche, ethische und spirituelle Faktoren weit größere Auswirkungen auf unser Glücksempfinden haben als unsere materiellen Umstände.“ In den letzten Jahrzehnten haben Forscher mit der wissenschaftlichen Untersuchung des Glücks und seiner Ursachen begonnen. Zunächst muss dabei allerdings geklärt werden, was in einem solchen Zusammenhang überhaupt gemessen werden soll. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Peter Bieri stellt Formen der fürsorglichen Bevormundung vor

Menschen können von anderen Menschen bevormundet werden. Ob daraus eine Gefahr für die Würde hervorgeht, hängt laut Peter Bieri davon ab, welche Absicht dahintersteckt und ob der Eingriff in den Freiheit des anderen verständlich und gerechtfertigt erscheint. Es hängt auch davon ab, wie es um den Willen desjenigen steht, über dessen Kopf hinweg Entscheidungen getroffen werden. Es kann auch sein, dass es in der Sache, über die entschieden werden muss, noch gar keinen Willen gibt. Peter Bieri nennt als Beispiel Kinder, die in einer folgenreichen Angelegenheit noch keinen ausgeprägten, gefestigten Willen und keine Autorität haben. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Die wahre Tapferkeit kämpft für die Gerechtigkeit

Für Cicero ist die Erhebung der Seele, die sich in Gefahren und Mühen zeigt, aber ohne Rücksicht auf die Gerechtigkeit handelt und nicht für das allgemeine Wohl kämpft, sonder des persönlichen Vorteils wegen, ein Charakterfehler. Cicero schreibt: „Denn dieses Verhalten ist nicht nur kein Erweis der Tugend, sondern vielmehr einer alle Menschlichkeit von sich weisende Brutalität.“ Die Stoiker definieren die Tapferkeit seiner Meinung nach richtig, wenn sie sie als für die Gerechtigkeit kämpfende Tugend bezeichnen. Niemand der den Ruhm durch Tapferkeit erworben hat, ist Anerkennung für Hinterhältigkeit oder Arglist zuteil geworden. Nichts kann ehrenhaft sein, das keine Rücksicht auf die Gerechtigkeit nimmt.

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Das Internet ist ein Schauplatz von Mobbing und Hetzkampagnen

So wie das Internet jetzt ist, versagt es. Die digitale Revolution hat laut Andrew Keen alles verändert. Seiner Meinung nach wird es nie wieder eine Zeit geben, in der die Menschen offline leben. Aber es wird die Zeit kommen, in der man sich nach einem Leben ohne Internet zurücksehnt. Mit „Internet“ meint Andrew Keen übrigens nicht Kabel, Geräte und Datenmengen, sondern die vernetzte Gesellschaft. Jeder ist davon betroffen, wobei sich die Entwicklung noch in einem Anfangsstadium befindet. Für Andrew Keen gibt es momentan drei Hauptprobleme. Erstens verschärft die digitale Revolution Ungleichheiten. Der Politikwissenschaftler Andrew Keen hält weltweit Vorträge und schreibt Bücher wie „Die Stunde der Stümper“ oder aktuell „Das Digitale Debakel“ (DVA). In der grenzenlosen Macht, im „Libertarismus“ sieht Andrew Keen eine Gefahr für die Freiheit und die Menschenwürde.

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Ein weiser Herrscher vertraut sich klugen Ratgebern an

Der tiefste Ausdruck des Vertrauens zwischen zwei Menschen besteht für den englischen Philosophen und Staatsmann Francis Bacon darin, dass sie einander Rat geben und diesem Rat vertrauen. In der Regel legen die Menschen nur einen Teil ihres Besitzes in die Hände eines anderen, beispielsweise ihre Güter, ihre Kinder, ihr Ansehen oder die Abwicklung eines bestimmten Geschäftes, aber denen, die sie zu ihren Ratgebern küren, übereignen sie alles. Francis Bacon schreibt: „Um wie vieles mehr sind daher diese zu Treue und Glauben verpflichtet!“ Die weisesten Herrscher sehen es nicht als Herabsetzung ihrer Größe oder als Mangel ihrer Fähigkeiten, wenn sie sich einem Ratgeber anvertrauen. Francis Bacon zitiert den weisen König Salomo, der einst gesagt hat: „Pläne werden durch Beratung fest.“

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Kurt Tucholsky wird als Autor für das Kabarett berühmt (5. Teil)

Kurt Tucholsky beschreibt sich selbst als immer Suchender ohne festgeprägtes Weltbild, als nie zufriedener Aufklärer, angetrieben vom ewigen Imperativ Gerechtigkeit und Freiheit. Weder das marxistische System noch die pragmatische Variante der „Formaldemokratie“ was sein Ziel, sondern ein Kulturstaat im Sinne von Johann Gottlieb Fichte und Ferdinand Lassalle. Freiheitliches Ethos, Sozialreform, das Gefühl der Gemeinschaft, internationale Friedenspolitik und kulturelle Entwicklung waren die Grundpfeiler dieser Demokratievorstellung mit einer liberal-aristokratischen Tendenz. Linksintellektuelle wie Kurt Tucholsky waren keine Politiker, sondern sozial abwägende Ethiker. Das Primat der Ethik steht dabei über allen gesellschaftlichen Realitäten. Kurt Tucholsky fragt beispielsweise: „Habt ihr nicht mehr den Mut, das Ideal zu fordern, als sei es erreichbar?“ Theodor Herzl stellt schon 1895 fest: „Die Macht einer Idee besteht darin, dass es vor ihr kein Entkommen gibt.“

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Wolfgang Streeck hat dem Kapitalismus nie über den Weg getraut

Wolfgang Streeck ist einer der bedeutendsten Sozialforscher Deutschlands. Der Zusammenbruch der Lehman-Bank am 15. September 2008 hat aus ihm einen enttäuschten Pessimisten gemacht, der zuvor nur als Skeptiker von sich reden machte. Kein anderer Sozialwissenschaftler außerhalb der Wirtschaftswissenschaften hat sich in seinem Leben so intensiv mit dem Kapitalismus beschäftigt wie Wolfgang Streeck. Er hat dieses Wirtschaftssystem immer kritisch betrachtet und ihm eigentlich nie über den Weg getraut. Wolfgang Streeck behielt immer die Sorge, dass, wenn man nicht aufpasst, Demokratie und Gesellschaft von den Märkten beschädigt werden und die Wirtschaft deshalb in die Gesellschaft eingebettet bleiben müsse. Ein reiner Markt ohne soziale und politische Kontrolle und Korrektur, so Wolfgang Streecks Befürchtung, fliegt am Ende selbst den bedingungslosen Anhängern des Marktes um die Ohren.

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Der Homo sapiens nahm als erstes Tier den Hund bei sich auf

Vor der Erfindung der Landwirtschaft haben die allermeisten Menschen in kleinen Gruppen von einigen Dutzend bis wenigen Hundert Personen gelebt. Diesen Gemeinschaften gehörten ausschließlich Menschen an. Letzteres ist keineswegs so offensichtlich, wie es zuerst klingen mag. Denn die meisten Angehörigen von Agrar- und Industriegesellschaften sind nämlich Haustiere. Sie haben zwar nicht dieselben Rechte wie die Menschen, gehören aber zweifellos zu diesen Gesellschaften. Yuval Noah Harari nennt ein Zahlenbeispiel: „Die Bevölkerung von Neuseeland besteht beispielsweise aus 4,5 Millionen Sapiens und 50 Millionen Schafen.“ Von dieser Regel gibt es allerdings eine Ausnahme, den Hund. Er war das erste Tier, das der Homo sapiens bei sich aufnahm und zwar geschah dies lange vor der wirtschaftlichen Revolution. Die ersten sicheren Hinweise auf die Existenz von Haushunden sind rund 15000 Jahre alt.

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Das Ziel des Menschen ist die Glückseligkeit

Das Wesen des Menschen definiert Aristoteles auf verschiedene Art und Weise, je nach dem, von welcher wissenschaftlichen Disziplin aus er ihn betrachtet. Im Bereich der Logik und der Naturwissenschaften ist der Mensch für den Philosophen ein Wesen mit zwei Füßen, das mit Verstand begabt ist. Diese Definition trennt den Menschen vom Tier, zeigt aber auch Gemeinsamkeiten auf. Gemeinsam sind dem Menschen und dem Tier unter anderem das Atmen, das Leben und die Nahrungsaufnahme. Die Unterschiede sind der aufrechte Gang, aber besonders die Sprache und das schlussfolgernde Denken des Menschen, die den eigentlichen Kern des Menschseins ausmachen.

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Die europäische Revolution ist einzigartig in der Geschichte

Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass sich Europa in einem epochalen Umwälzungsprozess befindet. Es ist einzigartig in der Geschichte, dass sich souveräne Länder zu einer Gemeinschaft zusammenschließen, obwohl die meisten von ihnen über eine traditionsreiche eigene Staatlichkeit verfügen. Damit heben sie das Prinzip des Nationalstaats auf, das die Moderne beherrscht. Alle anderen politischen Revolutionen, die in der Nachkriegszeit stattgefunden haben wie beispielsweise der arabische Frühling, die orangene, die antisowjetische und antikoloniale Revolution sind dagegen Akte der Befreiung von Fremd- oder Gewaltherrschaft. Auf die europäische Revolution trifft dies nicht zu. Ihre Mitgliedsstaaten befreien sich von keiner fremden Herrschaft, sondern errichten gemeinsam eine neue. Allerdings geht es auch in diesem Fall um das Prinzip Freiheit. Doch jetzt erweitert sich ihr traditioneller nationaler Sinn um eine gemeinsam definierte transnationale Dimension.

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Führungspersonen müssen heutzutage fast ideale Menschen sein

Herausragende Führungspersönlichkeiten hatten schon immer ihre moralischen Schattenseiten. Eine Abstimmung, die von der BBC initiiert worden war, hat zum Beispiel Winston Churchill, der die Demokratie und Zivilisation während des Zweiten Weltkriegs in Europa gerettet hat, zum bedeutendsten Briten aller Zeiten erkoren. Obwohl allgemein bekannt ist, dass er ein starker Whiskytrinker war, sehr spät aufstand und seinen Urlaub gerne auf der Yacht des griechischen Milliardärs Aristoteles Onassis verbrachte. Nicht nur große Staatsmänner, sondern auch bedeutende Unternehmer und Manager, die große Leistungen vollbracht und den Wohlstand der Gesellschaft wesentlich gemehrt haben, führten nicht unbedingt ein vorbildliches Privatleben. Und wenn man an Künstler denkt, erweist sich der heutzutage praktizierte rigorose Moralismus endgültig als unbrauchbar und wird für diese Kreativen auch nicht angewendet.

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Die Bildung hat für die Demokratie eine einzigartige Bedeutung

Die Demokratie lebt und fällt mit der Bildung derer, die sich für sie einsetzen, ob sie ihr nun regierend dienen oder ob sie als Bürger mitbestimmen, wer die Gemeinschaft auf welche Art und Weise vertreten soll. Der Brockhaus von 1840 definierte die Demokratie wie folgt: „Die Demokratie ist die Macht der höheren geistigen und moralischen Interessen.“ Wer die Demokratie damals vertreten wollte, brauchte mehr als nur Fachwissen, er brauchte eine Bildung, die ihn in die Lage versetzte, in größeren Zusammenhängen zu denken. Dieselben Bedingungen gelten für die Gegenwart noch umso mehr. Im 19. Jahrhundert gewann die Aufklärung, aus der Philosophie und Literatur hervorgegangen, politische Bedeutung. Mit der Bildung emanzipierte sich das Bürgertum. Dr. phil. Thomas Rietzschel lebt als freier Autor in der Nähe von Frankfurt.

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Die moderne Zivilisation wäre ohne Religion nicht entstanden

Die Anfälligkeit des Menschen für Übernatürliches steckt in seinem Erbgut. Einige Psychologen vertreten die Ansicht, dass jeder eine Art versteckter Kamera in sich trägt, die ihn von selbstsüchtigen Verhalten abhält. Gläubige sind friedfertig, lenkbar, helfen Fremden und sind sehr gut geeignet für Arbeiten in großen Gruppen. Lauter Eigenschaften, die eine zivilisierte Gesellschaft benötigt. Die Anthropologin Katrin Schäfer erklärt: „Sobald der Mensch fähig war nachzudenken, hat er sich mit dem Rätsel, wo komm ich her, wo gehe ich hin, beschäftigt.“ Als sich die Wissenschaft um Religionsfragen zu kümmern begann, wurde es kompliziert. Je nach Fachgebiet gibt es unterschiedliche Erkenntnisse über den Glauben. Katrin Schäfer fügt hinzu: „Soziologen und Psychologen meinen, dass, wer glaubt, einen persönlichen Vorteil hat, zum Beispiel bessere Gesundheit. Evolutionsbiologen gehen von einem Vorteil auf Gruppen-Niveau aus. Man hält zusammen, unterstützt einander und stärkt so die Gemeinschaft.“

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Yuval Noah Harari beschreibt den Weg zur Erfindung des Geldes

Die Jäger und Sammler in der Steinzeit kannten kein Geld. Jede Sippe jagte, sammelte und produzierte fast alles, was zum Leben notwendig war, selbst. Verschiedene Mitglieder der Gruppe könnten Spezialisten auf unterschiedlichsten Gebieten gewesen sein, doch sie teilten ihre Güter und Dienstleistungen in einer Wirtschaft, die auf gegenseitigen Gefälligkeiten und Verpflichtungen aufgebaut war. Die Gruppe … Weiterlesen

Für den Klimawandel gibt es keine einfachen Lösungen

Das Klima ist für Mike Hulme das Schlüsselthema schlechthin, um die herum lokale bis globale politische Themen formuliert werden. Die Klimadebatte hat jene Diskurse um Kapital und Gesellschaft in der Welt der Moderne beerbt. Mike Hulme ist durch seine wissenschaftlichen Forschungen zu folgender Erkenntnis gelangt: „Statt uns selbst in einen Kampf gegen Klimawandel zu stürzen, brauen wir eine konstruktivere und fantasievolle Beschäftigung mit der Idee von Klimawandel.“ Das Buch „Streitfall Klimawandel“ von Mike Hulme ist ein Werk über die verschiedenen Vorstellungen über den Klimawandel. Es geht dabei darum, wo diese Vorstellungen entstanden sind, was für unterschiedlichen Menschen und verschiedenen Orten bedeuten und warum sich die Menschen darüber nicht einig sind. Seit September 2013 ist Mike Hulme Professor für Geographie am King´s College London. Mike Hulme gehört zu den Mitverfassern des sogenannten Hartwell Papers, in dem eine 14-köpfige Gruppe international renommierter Klimaforscher eine radikale Abkehr von der Klimapolitik der vergangenen Jahre fordert.

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Greta Taubert hat einen Konsumstreik als Selbstversuch gemacht

Die Leipziger Autorin Greta Taubert hat ein Jahr lang so gelebt, als wäre die Wirtschaft völlig zum Erliegen gekommen. Sie züchtete Pilze, aß Blätter und lebte in einer Waldhütte. Was sie am Beginn ihres Experiments nicht ahnen konnte, dass sie dabei die rettende Kraft der Gemeinschaft entdecken würde. Bei der Vorstellung, die nächsten zwölf Monate nicht mehr einkaufen zu gehen, war Greta Taubert anfangs ziemlich mulmig zumute. Die verschiedenen Strategien, die sie dabei entwickelte, hat sie nun in dem Buch „Apokalypse jetzt – wie ich mich auf eine neue Gesellschaft vorbereite“ im Eichborn Verlag veröffentlicht. Ihr erster Gedanke für den Katastrophenfall: Lebensmittel horten. Wie das funktioniert und was ein Erwachsener braucht, um zu überleben, kann man auf der Internetseite des Bundesamtes für Verbraucherschutz mit Hilfe eines „Vorratskalkulators“ berechnen.

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Wolfgang Kersting kritisiert den kalten Wirtschaftsliberalismus

Die ökonomischen Ordnungsdenker vertreten die grundlegende Ansicht, dass die Wirtschaft einer Ordnung bedarf. Die Überzeugung der Selbstregulation des Wirtschaftsliberalismus war für sie eine Illusion. Wolfgang Kersting erklärt: „Überlässt man den Markt sich selbst, stiftet er nur Unheil. Nicht nur wird die Marktfreiheit durch entstehende ökonomische Machtkonstellationen zerstört; auch wird die gesellschaftliche Umwelt des Markes vergiftet.“ Ein sich selbst überlassener Markt ist seiner Meinung nach wie ein Virus, der die gesamte Gesellschaft ansteckt, das Denken und Handeln der Politik verändert und das Muster der Selbstverständigung der Kultur unterhöhlt. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Konsumverzicht erzeugt neue Möglichkeiten der Kreativität

Für Politiker ist die wachsende Abhängigkeit des Bürgers laut Wolfgang Schmidbauer eine akzeptierte Basis der eigenen Machtenfaltung. Deshalb ist der Parteienapparat sein Ideal, der ihm diese Möglichkeiten bietet. Wolfgang Schmidbauer relativiert diese politische Stärke: „Aber auch die Mächtigen sind Anhängsel einer Megamaschine aus Konsumenten und Produzenten. Sie besitzt eine Eigendynamik, die niemand mehr steuert und deren Zerstörungskraft jeder erkennt, der geistig in der Lage ist, sich so weit von diesem Apparat zu entfernen, dass er ihn von außen wahrnehmen kann.“ Unternehmer wie Politiker wenden sich bei ihrer Arbeit dem Machbaren zu, wo sie Kompromisse finden und über Verteilungen wachen, die ihrer Macht nützen. Wolfgang Schmidbauer arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch als Lehranalytiker und Paartherapeut in München.

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In der Europäischen Union fehlt es an Entwicklungsperspektiven

Die europäische Einigung nach 1945 ist laut Dominik Geppert von einem eigenartigen Spannungsverhältnis geprägt. Einerseits boten die Europäische Gemeinschaft und später die Europäische Union (EU) ihren Mitgliedern praktische Vorteile. Sie erleichterten das Handeln über Grenzen hinweg und ermöglichten die Koordination politischer Pläne. Dominik Geppert erläutert: „Auf diese Weise halfen sie den Nationalstaaten, die ihnen angehörten, sich gegenüber den ökonomischen und politischen Herausforderungen des zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besser zu behaupten.“ Andererseits beinhaltete die europäische Einigung für Dominik Geppert von Beginn an auch die Perspektive einer Überwindung der Nationalstaaten durch die Integration. Im Vertrag von Maastricht war ausdrücklich vom Ziel einer immer engeren Einheit die Rede. Dominik Geppert ist seit 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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Andeas Salcher führt seine Leser auf den Weg der Selbsterkenntnis

In seinem neuen Buch „Erkenne dich selbst und erschrick nicht“ führt der Bestsellerautor Andreas Salcher seine Leser mit einem alten Wissen der Jesuiten zur Selbsterkenntnis. Ausgangspunkt ist das geheimnisvolle Werk „Handorakel und Kunst der Weltklugheit“, die der Jesuit Baltasar Grancián vor fast vierhundert Jahren veröffentlichte. Die darin beschriebenen Lebensweisheiten verknüpft Andreas Salcher mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Er zeigt wie immer auf verständliche Weise, wie jeder Einzelne die Weisheit der Jesuiten für den Alltag nutzen und damit sein Leben besser gestalten kann. Er beantwortet dabei unter anderem folgende Fragen: Wie man seine Freunde auswählt und mit seinen Feinden umgeht. Außerdem setzt er sich mit der Kunst, Glück zu haben, auseinander. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk.

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In gewissen Epochen häufen sich die Chancen auf ein neues Leben

Jede Epoche hatte dies kostbarste aller Güter: das Bild des erhofften, begehrten, möglichen „Neuen Lebens“. Henri Lefebvre schreibt: „Für das Neue Leben war man imstande zu sterben, folglich auch zu töten.“ Gekennzeichnet ist die Suche nach einem Neuen Leben durch eine mehr oder minder radikale Kritik des Bestehenden sowie die gründliche Zurückweisung der bestehenden Ordnung. Denn das Neue Leben ist bereits da, in der Nähe, ist möglich, fast gegenwärtig, allerdings noch unterdrückt im Abseits und harrt dort des Augenblicks der Befreiung. Das innovative Dasein, das etwas zum Vorschein bringen soll, ist indes nur scheinbar neu. Es ist absolut, außerhalb der Zeit – ebenso alt wie neu. Es ist mit den Worten Henri Lefebvres gesprochen Wiederholung, Wiedergeburt, Rückkehr zum Verlorenen, Wiederherstellung des Unverstümmelten sowie Auferstehung.

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