Gefahren sind schwer einzuschätzen

Zu den schwierigsten Dingen für den menschlichen Verstand gehört es, Gefahren realistisch einzuschätzen. Konkrete Bedrohungen des Alltags sind noch relativ leicht abzuschätzen. Als Beispiele nennt Richard David Precht mulmige Situationen in der nächtlichen Großstadt oder in einem Park, die Gefahr abzustürzen, sich zu vergiften oder überfahren zu werden. Ganz anders aber sieht die Sache aus, wenn man allgemeine Lebens- und Todesrisiken überschauen muss. Richard David Precht erläutert: „Unser animalischer Instinkt für Gefahren wird schnell machtlos und weicht auffälligen Fehleinschätzungen. So überschätzt man etwa die Gefahr, in Deutschland durch einen islamistischen Terroranschlag zu sterben, maßlos.“ De facto ist es hierzulande wahrscheinlicher, bei einem Blitzschlag ums Leben zu kommen, als durch ein entsprechendes Attentat. Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Normverstöße gehören zum Leben

Das Ziel der Ethik ist nicht die größtmögliche Lebenssicherheit. Richard David Precht stellt fest: „Es ist die Chance auf ein erfülltes Leben für möglichst viele Menschen. Normen sollen uns dazu dienen. Keinesfalls ist es ihr Sinn, dass wir ihnen dienen.“ Und wenn man sich über Normverstöße aufregt, so ist es doch gut, dass es sie gibt. Wer wollte in einem Land leben, in dem jeder Verstoß bemerkt und geahndet wird? Jeder moralische Grundsatz wird zu einem Gräuel, wenn er uneingeschränkt zur starren Regel erhoben wird. Immer ehrlich sein, immer gerecht, immer fair, immer mitfühlend, immer großzügig, immer dankbar und so weiter. Wer möchte so sein? Ist dies tatsächlich ein erfülltes Leben? Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Die Wahrheit ist in großer Gefahr

Es tobt eine Riesenschlacht um die Wahrheit. Es gibt Fake News, alternative Fakten, Verschwörungstheorien, die Lügenpresse und ein postfaktisches Zeitalter. Die Öffentlichkeit wird erschüttert von Schlagworten und Diskussionen um alles oder nichts. Peter Trawny warnt in seinem neuen Buch „Krise der Wahrheit“: „Die Situation ist unübersichtlich. Es droht ein allgemeiner Orientierungsverlust. Alles weist darauf hin, dass es einen gefährlichen Anschlag auf die Wirklichkeit gibt, eine Krise der Wahrheit.“ Aus unsichtbaren Informationskanälen bricht ein Virus hervor und vergiftet die Gesellschaft. Ein Streit um die Deutungshoheit der Wahrheit ist unvermeidbar. Der Naturwissenschaft liegen Regeln zugrunde, die alle kennen können und wenig Anlass zu Misstrauen bieten. Die Frage wäre also, warum man diese Regeln zu ignorieren versucht. Peter Trawny gründete 2012 das Matin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, dessen Leitung er seitdem innehat.

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Experten müssen frei argumentieren können

Wenn sie über die Einführung neuer Normen, Gesetze oder Reformen diskutieren, wenden sich Entscheidungsträger und Journalisten oft an Experten. Meistens handelt es sich dabei um Intellektuelle, die sich in einem bestimmten Gebiet profiliert haben oder im Ruf stehen, über ein Thema kritisch nachzudenken. Experten und Intellektuelle haben einen Einfluss auf die Denkprozesse, die zu einer Entscheidung führen. Allan Guggenbühl erklärt: „Die Hoffnung ist, dass sie sich nicht durch kollektive Debatten und Standardparadigmen vereinnahmen lassen, sondern sich im öffentlichen Diskurs durch geistige Unabhängigkeit und kritischen Geist auszeichnen.“ Bei Experten sollte es sich um Menschen handeln, die sich zur Aufgabe gemacht haben, nachzudenken und frei von Abhängigkeiten zu argumentieren. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Die Demokratie entspricht oft nicht dem Idealbild

Zwei Aspekte übersieht man bei einem oberflächlichen Verständnis der Demokratie gerne. Auch die Demokratie bedarf der Rechtfertigung. Diese ist von einer qualifizierten, konstitutionellen Demokratie überzeugender als von einer simplen Volksherrschaft zu erwarten. Otfried Höffe betont: „Die konstitutionelle Demokratie dürfte sogar zu den größten kulturellen Innovationen der Menschheit gehören.“ Mit den konstitutionellen Elementen kommt freilich eine Spannung in den Demokratiebegriff. Eine Rechtfertigung benötigt auch die Demokratie. Denn auch sie verzichtet nicht die Kerngrammatik des Zusammenlebens, nämlich auf ein zwangsbefugtes Recht. Deswegen hat sie einen Herrschaftscharakter, der der Rechtfertigung bedarf. Offensichtlich fällt diese leichter, wenn die Herrschaft die Betroffenen selbst ausüben. Das im Westen gelebte Votum für die Demokratie ist deshalb berechtigt. Hinsichtlich der Rechtfertigung von Herrschaft gibt es keine ernsthafte Alternative. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die scheinbar bedrohten Eliten schotten sich ab

Weltweit haben Sozialwissenschaftler in Studien herausgefunden, dass eine wesentliche Ursache für die Ausbreitung geschlossener Wohnformen das gesellschaftspolitische Klima in einer Region ist. Ernst-Dieter Lantermann erläutert: „Je tiefer die Kluft zwischen Arm und Reich und je engagierter in der Öffentlichkeit diese Spaltung diskutiert wird, umso häufiger werden Gated Communities errichtet.“ Für den Religionswissenschaftler Manfred Rolfes ist es keine Überraschung, wenn ein einem öffentlichen Diskurs, der zum einen Armut als Bedrohung kommuniziert, zum anderen den wachsenden Reichtum einer kleinen Minderheit zum Thema macht, Gated Communities gedeihen, in denen die Begüterten vor den ökonomisch und sozial Benachteiligten geschützt werden müssen. Für den Soziologen Ulrich Vogel-Sokolowsky sind Gated Communities Ausdruck einer wachsenden Polarisierung zwischen Arm und Reich auch in Deutschland. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Machtmissbrauch gehört nicht zur menschlichen Natur

Von der Liebe abgesehen, gibt es keinen anderen Bereich des sozialen Lebens, der so gründlich erforscht ist wie der Erwerb von Macht, ihr Missbrauch und schließlich ihr Verlust. Die großen Geschichten vom Missbrauch der Macht und dem darauffolgendem Verlust derselben, faszinieren Menschen seit jeher. Die Fixierung auf den Machtverlust könnte einen Menschen zu dem Glauben verleiten, der Missbrauch von Macht sei unvermeidlich. Aber das Macht-Paradox ist viel komplexer. Dacher Keltner erklärt: „Machtmissbrauch ist nicht Teil der menschlichen Natur.“ Macht bedeutet nicht nur die Möglichkeit, andere beeinflussen zu können, sie prägt auch das Selbstbewusstsein. Das Gefühl, über Macht zu verfügen, löst einen Rausch an Erwartungen aus. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

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Das Zeitalter des Anthropozäns hat begonnen

Dort, wo die Natur Ressourcen anbietet, wird sie selbst von höchst bescheidenen Gesellschaften vielfältig in Dienst genommen. Zudem beutet man sie oft genug auch aus, wodurch aus der zunächst unberührten Vorgabe die mehr und mehr kultivierte Natur entsteht. Otfried Höffe erklärt: „Schon weit länger als der Atmosphärenchemiker Paul Crutzen 2002 annimmt, leben wir in jenem Erdzeitalter des Anthropozän. In diesem ist der Mensch („Anthropos“) zum stärksten Antreiber ökologischer, selbst geologischer Prozesse geworden.“ Offensichtlich ist die dabei vorgenommene Kultivierung ein Freiheitsprozess in beiden Kernbedeutungen. Als eine allerdings nie endende Überwindung von Gefahren erhöht sie die negative Freiheit. Soweit dabei Erträge gesteigert und Arbeitsvorgänge erleichtert. Überdies schafft man Arbeitsplätze, auch Annehmlichkeiten und Wohlstand geschaffen. So zeichnet sich die Indienstnahme der Natur durch einen emanzipatorischen Charakter aus. Soweit sie aber eine neuartige Lebenswelt schafft, wächst die andere, positive Freiheit. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Jährlich sterben 2,3 Millionen Menschen bei der Arbeit

Jede Tag sterben im Durchschnitt 6.400 Menschen auf der Welt durch einen Unfall am Arbeitsplatz oder an einer berufsbedingen Krankheit. Caspar Dohmen vergleicht: „Dabei kommen bei der Arbeit mehr Menschen ums Leben als durch Krieg und Terror.“ Jährlich sind es laut der Internationalen Organisation für Arbeit 2,3 Millionen Menschen. Darüber hinaus bleiben viele Tote, Verkrüppelte und Verletzte namenlos und ungezählt, für die niemand Verantwortung übernehmen muss. Große Konzerne verstoßen regelmäßig gegen Arbeits- und Menschenrechte, was diverse Skandale zeigen. Bei denen werden unter anderem die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Vereinigungsfreiheit oder auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit missachtet. Menschen machen Fehler oder schätzen eine Situation falsch ein. Deshalb lassen sich Gefahren auch beim Wirtschaften nicht völlig ausschließen. Der Wirtschaftsjournalist, Buchautor und Dozent Caspar Dohmen studierte Volkswirtschaft und Politik in Köln.

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Georg Pieper stellt die Varianten der Angst vor

Zunächst einmal muss man sich klarmachen, dass Angst nicht immer etwas Schlechtes ist, das man überwinden muss. Georg Pieper erläutert: „Angst schützt uns vor Gefahren und davor, Dinge zu tun, die uns schaden könnten. Evolutionär gesehen ist Angst überlebenswichtig, ohne Angst hätte die Menschheit nicht überlebt.“ Angst gibt es in ganz verschiedenen Ausprägungen. Die Psychologie unterscheidet zwischen „state anxiety“, Angst als Zustand, und „trait anxiety“, Angst als Eigenschaft. Die Zustandsangst ist eine vorübergehende Reaktion auf eine reale Gefahr. Hier ist Angst in der Regel sinnvoll und sichert unter Umständen sogar das Überleben. Sie kann sich aber auch übertrieben stark entwickeln. Dann hat jemand zum Beispiel vor jedem Hund Angst. Der Psychologe, Therapeut und Traumaexperte Georg Pieper betreut seit Jahrzehnten Menschen nach extremen Katastrophen.

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Die Unheimlichkeit ist eine Erscheinung des Alltags

Viele Menschen verwenden manchmal Begriffe, mit denen sie Personen, die sie nicht wirklich kennen, negative Eigenschaften zuschreiben. Julia Shaw nennt Beispiele: „Dieser Typ ist „creepy“, mir also unheimlich. Was für ein komischer Kauz. Wir sprechen hier von Unheimlichkeit oder Seltsamkeit so, als seien sie ein Wesenszug der Person statt das Ergebnis einer Situation.“ Bis vor Kurzem gab es noch keine Wissenschaft, die half, Unheimlichkeit zu verstehen. Die erste empirische Studie zu diesem Thema wurde 2016 von Francis McAndrew und Sara Koehnke veröffentlicht, die dieses scheinbar schwer fassbare Phänomen verstehen wollten. „Angesichts seiner Verbreitung im alltäglichen Sozialleben der Menschen überrascht es sehr, dass niemand es auf wissenschaftliche Weise untersucht hat“, so die Autoren. Julia Shaw forscht am University College London im Bereich der Rechtspsychologie, Erinnerung und Künstlicher Intelligenz.

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Emotionen wandern von einem Menschen zum anderen

Die menschlichen Gehirne sind so aufgebaut, dass sie einander Emotionen rasch übermitteln können, denn Gefühle transportieren sehr häufig wichtige Funktionen über die Umgebung. Registriert zum Beispiel ein Mensch die Angst eines anderen, verspürt er wahrscheinlich auch Angst und überprüft folglich seine Umgebung auf Gefahren. Das kann die Rettung sein. Und wenn jemand bei einem anderen Begeisterung wahrnimmt, ist das ansteckend, und des könnte sich lohnen, die Umgebung nach etwas Reizvollen abzusuchen. Tali Sharot erklärt: „Das alles geschieht sehr rasch, bevor wir auch nur den Hauch einer Chance haben, darüber nachzudenken.“ Offenbar ist die Fähigkeit angeboren, Freude, Schmerz und Stress anderer mitzufühlen. Tali Sharot wurde an der New York University in Psychologie und Neurowissenschaften promoviert und ist Professorin am Institut für experimentelle Psychologie der University of London.

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Das soziale Unbewusste ist ein Teil der Kultur

Viele Überzeugungen eines Menschen liegen in einer weitgehend undefinierten Form vor, die Terry Eagleton als soziales Unbewusstes bezeichnet. Dabei handelt es sich um jenen riesigen Bestand an Instinkten, Vorurteilen, religiösen Einstellungen, Empfindungen, halb ausgeformten Meinungen und spontanen Annahmen, die das Substrat der das Substrat der alltäglichen Verhaltensweisen bilden und die man selten in Frage stellt. Terry Eagleton ergänzt: „Tatsächlich sind einige dieser Annahmen so tief verwurzelt, dass wir sie vermutlich nur in Zweifel ziehen könnten, wenn es zu einer weitreichenden Veränderung unsere Lebensweise käme, die sie uns zum ersten Mal deutlich zu Bewusstsein brächt.“ Dieses soziale Unbewusste ist ein Aspekt dessen, was man unter Kultur versteht. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Ein gesunder Optimismus ist für viele Erfolge verantwortlich

Ohne die richtige Einstellung entstehen kein Optimismus und kein Erfolg. Optimisten sind in puncto Einstellung die Meister der positiven Attribution, indem sie den Grund für Erfolge bei sich suchen und meistens auch finden, Misserfolge aber eher anderen zuschreiben. Jens Weidner fügt hinzu: „Pessimisten haben diese Fähigkeit nicht und manchen von ihnen mangelt es sogar an der Fähigkeit zur strategischen Antizipation. Sie denken einfach nicht weit genug.“ Denkfaulheit hat immer ihren Preis und die falsche Einstellung kann die eigene Karriere ausbremsen. Die richtige Einstellung treibt dagegen an wie ein Turbo. Optimisten wissen das und viele von ihnen trennen deswegen zwischen Beruflichem und Privatem. Sie können im Job hart sein, bevorzugen im Privaten aber Nachgiebigkeit, wenn es den Kindern, den Partnern und der Familie dient. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

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Weisheit hat viel mit Prävention zu tun

Weisheit ist eine praktische Befähigung. Sie ist ein Maß für die Geschicklichkeit, mit der ein Mensch durchs Leben navigiert. Rolf Dobelli weiß: „Wer einmal begriffen hat, dass fast alle Schwierigkeiten einfacher zu vermeiden als zu lösen sind, dem leuchtet diese simple Definition ein: Weisheit ist Prävention.“ In der Tat, das Leben ist schwierig. Von überallher prasseln Probleme auf einen Menschen ein. Der Zufall reißt Gräben vor ihm auf und wirft Barrikaden mitten auf seinen Lebensweg. Das kann kein Mensch ändern. Aber wenn man ahnt, wo die Gefahren lauern, kann man vorbeugen und manchen Hindernissen aus dem Weg gehen. Der Bestsellerautor Rolf Dobelli ist durch seine Sachbücher „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ weltweit bekannt geworden.

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Der Geist ist auf einen Körper angewiesen

Über das mentale Leben – über Wahrnehmungen, Gefühle und Ideen, über die Erinnerungen, durch die Wahrnehmungen und Ideen festgehalten werden, über Fantasie und Vernunft, über die Worte, in die innere Narrative oder Erfindungen übersetzt werden und so weiter – wird häufig so berichtet, als wären sie ausschließlich Produkte des Gehirns. Antonio Damasio erläutert: „In solchen Berichten ist das Nervensystem von Anfang bis Ende der große Held, aber das ist eine grobe, übermäßige Vereinfachung und ein Missverständnis. Es hört sich so an, als wäre der Körper nur ein Zaungast, ein Gerüst für das Nervensystem, das Gefäß, in dem das Gehirn liegt.“ Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Der Neid ist die giftigste aller Emotionen

Jeden Menschen überkommt ab und zu etwas, was niemand gerne zugibt, nämlich die sinnloseste, unbrauchbarste und giftigste aller Emotionen: der Neid. Rolf Dobelli weiß, dass die Sinnlosigkeit von Neid keine neue Erkenntnis ist: „Schon die griechischen Philosophen warten davor. Die Bibel illustriert die zerstörerische Kraft des Neids mit einem Dutzend Geschichten, allen voran an der Parabel von Kain und Abel.“ Auch der Nobelpreisträger Bertrand Russell bezeichnet den Neid als eine der wichtigsten Ursachen von Unglück. Neid beeinträchtigt die persönliche Lebenszufriedenheit stärker als körperliche Gebrechen oder finanzieller Ruin. Die Fähigkeit, Neid zu managen, gehört damit fundamental zum guten Leben. Der Bestsellerautor Rolf Dobelli ist durch seine Sachbücher „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ weltweit bekannt geworden.

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Eine Wiedergeburt der Menschlichkeit ist auch heutzutage möglich

Richard David Precht skizziert in seinem neunen Buch „Jäger, Hirten, Kritiker“ das Bild einer wünschenswerten Zukunft im digitalen Zeitalter und stellt die Frage, ob das Ende der Arbeit, wie sie bis heute die Regel war, überhaupt einen Verlust darstellt. Der Autor entwirft dabei eine humane Zukunft, in deren Mittelpunkt nicht die Technik steht, sondern der Mensch. Richard David Precht schreibt: „Wir stehen heute, im Jahr 2018, vor einem Epochenumbruch. Die „Automation“, lang ersehnt, könnte nun zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein erfülltes Leben ohne Lohnarbeit für sehr viele ermöglichen.“ Was lockt, ist ein Leben in selbstbestimmten Tun ohne Entfremdung, ohne Konditionierung und Eintönigkeit. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Die höchste Form des Mitgefühls ist die Theory of Mind

Mitgefühl ist eine im Lauf der Evolution des Menschen entstandene mehrschichtige Fähigkeit. Manfred Spitzer erläutert: „Sie ist klar zu unterscheiden von der automatisch ablaufenden und auch im Tierreich zu beobachtenden sozialen und emotionalen Ansteckung: Ein Vogel schreit aufgeregt, und der ganze Vogelschwarm hebt ab. Ein Mensch sieht, dass jemand Schmerzen hat, und verspürt daraufhin selbst ein ganz unangenehmes Gefühl.“ Dieses Phänomen wird als Sympathie bezeichnet. Sympathie bedeutet wörtlich genommen „mit-leiden“, das Wort hat allerdings im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel vollzogen. Diese Form des Mit-Fühlens läuft automatisch ab und ist nicht auf den Menschen beschränkt, sondern beispielsweise auch bei Mäusen und Ratten eindeutig nachweisbar. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Holger Volland kennt die kreative Macht der Maschinen

Holger Volland beschreibt in seinem neuen Buch „Die kreative Macht der Maschinen“ wie sich die „Künstliche Intelligenz“ (KI) bereits in das Leben der Menschen und ihrer Kultur eingeschlichen hat – und was sie mit ihnen macht. Dabei beantwortet der Autor unter anderem folgende Fragen: Wo profitiert der Mensch von kreativen Maschinen? Wo lauern auf das Individuum Gefahren? Und was kann man tun, um Herr im digitalen Haus zu bleiben? Denn eines steht fest: Immer klügere Algorithmen beeinflussen, wen man liebt, welche Nachrichten man liest und ob man einen Kredit bekommt. Algorithmen haben sich scheinbar zu wahren Alleskönnern entwickelt, da die technischen Fortschritte von Künstlicher Intelligenz atemberaubend sind. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Jeder Mensch kann sein persönlichen Ängste regulieren

Gesunde Angst ist ein Mechanismus des Schutzes, der das Überleben eines Menschen sichert. Sie warnt und hält einen davon ab, unverantwortliche Risiken einzugehen. Georg Pieper ergänzt: „Zugleich mobilisiert Angst Kräfte, um eine Gefahrensituation zu überstehen und etwa bei einer Schlägerei oder einem Hausbrand schnell weglaufen zu können.“ Aber es gibt eben auch übertriebene Angst, die einen Menschen nicht schützt, sondern im Gegenteil eher Probleme macht. Sie hat einen negativen Einfluss auf das Lebensgefühl und die Lebensgestaltung, und sie vergiftet das Klima in der Gesellschaft. Dieser Angst sollte man deshalb nicht die Macht über sein Denken und Handeln überlassen, sondern dafür sorgen, dass sie von Stärke, Selbstbewusstsein, positiven Gefühlen und Zuversicht gelenkt werden. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Das Kulturelle ist gleichzeitig vielfältig und einzigartig

Wer die konzeptionelle Unterscheidung zwischen Abstand und Differenz einmal getroffen hat, versteht, weshalb es keine kulturelle Identität geben kann. Es führt in eine Sackgasse, wenn man im Hinblick auf die Verschiedenheit der Kulturen die Perspektive der Differenz einnimmt. Denn als Voraussetzung der kulturellen Unterschiede müsste man laut François Jullien logischerweise eine anfängliche Identität annehmen – eine gemeinsame, einheitliche, ursprüngliche Gattung – aus der heraus sich die Diversität der Kulturen entfaltet hat. François Jullien fügt hinzu: „Hat man sich erst einmal auf die Logik der Differenz eingelassen, muss man, das ist gewissermaßen die Vorbedingung, auch der Mythologie des ursprünglichen Einen und des Monismus Opfer bringen.“ Es ist schließlich leicht zu erkennen, dass das Kulturelle, auf welcher Ebene auch immer man es betrachtet, sich dadurch auszeichnet, dass es gleichzeitig vielfältig und einzigartig ist. François Jullien, geboren 1951 in Embrun, ist ein französischer Philosoph und Sinologe.

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Niemand ist seinen Ängsten hilflos ausgeliefert

Islamistischer Terror, rechtsextremistische Gewalt, die Umtriebe antidemokratischer Bewegungen, zunehmender Nationalismus und rechter Populismus in den westlichen Demokratien, die Herausforderungen, die die Flüchtlingskrise mit sich bringt, die vermeintlich zunehmende Ungleichheit: Die Welt scheint sich im Dauerkrisenmodus zu befinden und ein Ende der schlimmen Ereignisse und negativen Entwicklungen scheint nicht in Sicht zu sein. Georg Pieper versucht, diesen Ängsten zu trotzen und sagt sich, dass man sich von ihnen nicht unterkriegen lassen darf. Als verantwortungsbewusster Bürger muss dagegenhalten, auch wenn es manchmal schwerfällt. Georg Pieper stellt fest: „Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten konnte ich beobachten, wie auch bei besonnenen, reflektierten Menschen durch ein Schlüsselereignis die Angst plötzlich übermächtig werden kann und beginnt, das Denken und Handel zu beeinflussen.“ Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Der Nationalismus ist eine typische Ausformung des Populismus

Wo Autorität schwindet, tritt Macht an ihre Stelle. Die aktuelle politische Weltlage zeigt diese Gefahr anschaulich. Die Gefahr kommt aus verschiedenen Richtungen. Die politische Ordnung ist immer weniger demokratisch, besitzt kaum noch Autorität und regiert auf Basis von Macht – häufig genug ist das Ohnmacht, doch das ändert nichts daran. Paul Verhaeghe erklärt: „Die Wähler sehen das, interpretieren es jedoch zu Unrecht als ein Scheitern der Demokratie an sich.“ Das birgt das größte Risiko, das David Van Reybrouck sehr treffend als neue Epidemie beschrieben hat: DES, das demokratische Erschöpfungssyndrom. Der Bürger glaubt nicht mehr an Demokratie, er ist bereit für zwei „Lösungen“, die schlimmer sind als die Krankheit selbst. Paul Verhaeghe lehrt als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker an der Universität Gent.

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Die Angst zerstört jede Zwischenmenschlichkeit

Jeder Mensch sollte sich mit der Wirkweise der Angst auseinandersetzen. Als Faustregel gilt: Je verängstigter man ist, desto weniger differenziert kann man denken. Wird die Angst größer, nehmen Tendenzen der Pauschalisierung ebenfalls zu. Georg Pieper erläutert: „So kann ein radikales Schwarz-Weiß-Denken entstehen, bei dem man alles in Gut und Böse unterteilt. Und gegen das Böse ist, glaubt so mancher, alles erlaubt. Diese Haltung wird dann zum gesellschaftlichen Problem, denn sie gefährdet unseren Wertekanon.“ Wenn die Angst überhandnimmt, entsteht also eine große Gefahr für die Gesellschaft. Die Angst zerstört jede Zwischenmenschlichkeit. Verschiedene sozialpsychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Mehrheit der Deutschen vor allem auf Fremde immer zuerst mit Vorurteilen und Ängsten reagieren. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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