Erfolg ist von drei Faktoren abhängig

Damit ein Mensch in höhere Positionen aufsteigen kann, muss er viele Schranken und Barrieren überwinden. Ille C. Gebeshuber fügt hinzu: „Dies wird nicht durch demonstrierte Begabung oder Eloquenz erreicht, sondern indem Entscheidungsträger den Kandidaten akzeptieren. Diese modernen Torwächter entscheiden, ob sie Menschen, die sie treffen, unterstützen oder nicht.“ Diese Entscheidung wird oft nicht allein getroffen, und daher sind persönliche Netzwerke, die in der Lage sind, die Entscheidungsträger zu beeinflussen, von entscheidender Bedeutung. Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass für die Erlangung einer hohen Position die Verbindung von drei Faktoren entscheidend ist: die persönliche Begabung, die zwischenmenschlichen Fähigkeiten und die Herkunft. Normalerweise kombiniert ein erfolgreicher Mensch zwei dieser drei Faktoren und macht den fehlenden dritten durch Ehrgeiz wett. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Glück spielt beim Erfolg eine wichtige Rolle

Letzten Endes füttert jedes Argument für Ungleichheit direkt das Ego eines Menschen. Denn man fühlt sich dabei außergewöhnlich und einzigartig. Jonathan Aldred ergänzt: „Also sind Sie etwas Besonderes, also sind wir alle etwas Besonderes, also ist Ungleichheit eine naturgegebene Tatsache. Oder zumindest manifestiert sich Ihre Einzigartigkeit in Ihrer Begabung und harter Arbeit.“ Diese Tatsachen rechtfertigen, dass man den angestrebten Job bekommen hat oder mehr verdient als andere, offenkundig ähnlich qualifizierte Kollegen. Somit kann man endlich einen maßgeblichen Grund dafür erahnen, warum in den vergangenen Jahren so wenig unternommen wurde, um die Ungleichheit zu reduzieren. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Wohlstand verringert das Bevölkerungswachstum

Mit die beste Nachricht ist: Wenn in armen Ländern der Wohlstand steigt, und je gleichberechtigter und besser gebildet die Frauen sind, desto deutlicher sinkt die Zahl der Kinder, die geboren werden. Tatsächlich sind die Geburtenziffern nur noch in einem guten Dutzend Länder besorgniserregend. Ullrich Fichtner erklärt: „Ja, es gibt noch Weltregionen – im Tschad, in Somalia, in Niger – in denen Frauen sechs Kinder und mehr gebären; aber es gibt deren nicht mehr viele. Die Fantastereien über kommende Bevölkerungsexplosionen entbehren jeder Grundlage. Das ist der Forschungsstand. In vielen einst überbevölkerten Ländern ist die Kinderzahl pro Frau auf ein gutes Maß gesunken, und die meisten Regierungen, auch in Afrika und Südasien, setzen heute eine Politik ins Werk, die günstige demografische Effekte hat. Ullrich Fichtner ist Reporter des „Spiegel“ und gehört zu den renommiertesten Journalisten Deutschlands.

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Der Kapitalismus schafft Wohlstand

Der moderne Kapitalismus ist in zweierlei Hinsicht unschlagbar: Indem er Wohlstand schafft und indem er Neid erweckt. Vielleicht gehört beides sogar zusammen. Morgan Housel vermutet: „Möglicherweise treibt uns erst der Wunsch, andere zu übertreffen, zu besonderen Leistungen an.“ Aber wenn man nie genug bekommt, macht das Leben überhaupt keinen Spaß. Wie Morgan Housel sagt: „Glück ist Erfolg minus Erwartungen.“ Wer sich mit „genug“ zufriedengibt, hat erkannt, dass das Gegenteil – das unersättliche Streben nach immer mehr – letztlich nur unzufrieden macht. Viele Menschen hören erst dann auf, nach mehr zu gieren, wenn sie gegen eine Mauer laufen und gezwungen sind, aufzuhören. Sei es nun aus ganz harmlosen Gründen, weil sie einen Burn-out erleben oder eine riskante Anlageposition nicht länger halten können. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Echtes Vermögen sieht man nicht

Geld steckt voller Ironie, eine wichtige lautet: Vermögen ist, was man nicht sieht. Morgan Housel weiß: „Wer einen Ferrari herumfahren sieht, hält den Besitzer meist automatisch für reich – auch wenn er ihn kaum beachtet.“ Doch nachdem Morgan Housel einige der Fahrer näher kennengelernt hatte, merkte er, dass sie beileibe nicht alle wohlhabend waren. Viele hatten nur mäßigen Erfolg, steckten dafür aber einen Großteil ihres Einkommens in ihr Auto. Jemand, der mit einem 100.000-Dollar-Auto herumfährt, mag reich sein. Aber im Grunde weiß man nur, dass er 100.000 Dollar weniger besitzt als vor dem Kauf des Autos – oder 100.000 Dollar mehr Schulden hat. Das ist alles, was man über ihn weiß. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Das Subjekt mutiert zum Objekt

Wer zu viele Fragen stellt, statt sich mit den verfügbaren Erklärungsvideos zufriedenzugeben, lebt riskant. Man verliert die Zeit, die andere nutzen, um als Erste abzuräumen. Man versäumt es, die Entweder-Oder-Taste zu drücken. Und dann? Rebekka Reinhard erläutert: „Dann steht der Erfolg, herausgerissen aus dem binären System, plötzlich als isolierte Größe da. Und es stellt sich heraus: Er repräsentiert nicht die Wahrheit, sondern die Lüge.“ Denn der Gewinn, den das vom Erfolgsheroismus infizierte, zum Objekt mutierte Subjekt einzuheimsen meint, zerrinnt ihm zwischen den Fingern. Klicks, Likes, Status, Reputation begründen keine reiche, sondern eine arme Existenz. Die Illusion eines guten Lebens. Die vermeintlichen Erfolgshelden rennen und rennen. Aber die Entwickler der Nullen-und-Einsen-Welt sind längst zehn Schritte weiter. Die Philosophin Rebekka Reinhard war bis zur Einstellung der Zeitschrift stellvertretende Chefredakteurin des Magazins „Hohe Luft“.

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Erfolg setzt sich aus Kompetenz und Glück zusammen

Viele Menschen versuchen, aus Misserfolgen und Erfolgen, die sie beobachten, zu lernen und ziehen dann ihre Schlüsse: „Tu, was sie tat, vermeide, was er tat.“ Hätte man eine Kristallkugel, könnte man genau sehen, zu welchen Anteil bestimmte Ergebnisse wiederholbaren Handlugen geschuldet waren. Und man könnte erkennen, welche Rolle schieres Glück beziehungsweise Pech gespielt hat. Aber der Mensch besitzt nur ein Gehirn, das einfache Antworten ohne große Nuancierungen bevorzugt. Morgan Housel ergänzt: „Dies erschwert es potenziell fürchterlich, nachahmenswerte Verhaltensweisen zu identifizieren.“ Morgan Housel erzählt die Geschichte eines enorm erfolgreichen Geschäftsmanns, von dem sich allerdings kaum sagen lässt, ob sich sein Erfolg aus seiner Kompetenz oder seinem Glück ergab. Sein Name ist Cornelius Vanderbilt. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Der Zufall ist oft ein entscheidende Faktor im Leben

Christian Busch zeigt in seinem Buch „Erfolgsfaktor Zufall“ wie Menschen die verborgene Kraft, die ihr Leben formt, erkennen und nutzen können: den Zufall. Er beschreibt, wie unerwartete Momente den sozialen Alltag erweitern und neue berufliche und private Möglichkeiten schaffen können. Trotz aller Planung, Konzeption und Strategie scheint ein weiterer Faktor sehr wichtig zu sein: das Unerwartete. Christian Busch schreibt: „Tatsächlich sind unvorhergesehene Ereignisse, zufällige Begegnungen oder scheinbar bizarre Zufälle nicht nur kleine Ablenkungen oder Streuverluste in unserem Leben. Der Zufall ist oft der entscheidende Faktor, die Kraft, die den größten Unterschied für unser Leben und unsere Zukunft ausmacht.“ Prof. Dr. Christian Busch ist Direktor des CGA Global Economy Programs an der New York University (NYU) und lehrt auch an der London School of Economics and Political Science (LSE).

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Michael J. Sandel kennt die meritokratische Ethik

In diesen Tagen sehen viele Menschen Erfolg in einer Weise, wie die Puritaner Erlösung betrachteten. Nämlich nicht als etwas, das von Glück oder Gnade abhängig ist, sondern als etwas, das man sich durch eigene Anstrengung und Mühe verdient. Michael J. Sandel weiß: „Das ist der Kern der meritokratischen Ethik. Sie rühmt die Freiheit – die Fähigkeit, mein Schicksal vermöge harter Arbeit zu steuern – und die Verdienste.“ Wenn man selbst dafür verantwortlich ist, dass man sich einen hübschen Anteil weltlicher Güter angehäuft hat, dann muss man sich das verdient haben. Erfolg ist ein Zeichen der Tugend. Der Wohlstand steht einem zu. Diese Denkungsart gibt denjenigen Kraft, die an Meritokratie glauben. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph, der seit 1980 in Harvard lehrt. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Ein breites Wissen ist die Voraussetzung für Erfolg

Anders als in Griechenland findet Peter Burke in Rom nicht nur Liebeshymnen auf herausragende intellektuelle „Vielseitigkeitskämpfer“. Sondern es gibt dort auch Empfehlungen für Studenten bestimmter Disziplinen, sich ein möglichst breites Wissen anzueignen. Vielleicht als Gegenmittel gegen die schleichende Spezialisierung. Cicero (106 – 43 v. Chr.) war einer der eloquentesten öffentlichen Redner der römischen Welt. Er betont gleich zu Beginn seiner Abhandlung über den Redner die Notwendigkeit eines breiten Wissens als Voraussetzung für Erfolg in der Rhetorik. Peter Burke erklärt: „Ein exemplarischer Universalgelehrter war der Grieche Alexander von Milet (ca. 100 – ca. 40 v.Chr.) Peter Burke lehrte 16 Jahre an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College.

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Erfolge schlagen eine Schneise ins Chaos

Erfolg zu haben ist für fast alle Menschen eindeutig gut. Rebekka Reinhard stellt fest: „Wenn Sie erfolgreich sind, erscheint ihnen die Welt hell und freundlich. Jeder Ihrer Erfolge schlägt eine Schneise ins Chaos und gibt Ihnen das Gefühl, die Dinge im Griff zu haben.“ Dass man Erfolg will und gefälligst auch zu wollen hat, ist jedoch kein Naturgesetz. Der Wille zum Erfolg wächst erst aus den Gewohnheiten des Menschen, sich selbst zum Subjekt zu erklären und den Erfolg zum Subjekt. „Subjekt“ ist aktiv, „Objekt“ ist passiv – so scheint es jedenfalls. Das Subjekt macht sich Gedanken, entwirft einen Plan und strengt sich an, um das Objekt in Besitz zu nehmen. Die Philosophin Rebekka Reinhard ist seit 2019 stellvertretende Chefredakteurin des Magazins „Hohe Luft“.

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Gewinner glauben ihren Erfolg verdient zu haben

In einer Gesellschaft der Ungleichheit wollen diejenigen, die ganz oben landen, daran glauben, dass ihr Erfolg moralisch gerechtfertigt ist. Michael J. Sandel erläutert: „In einer meritokratischen Gesellschaft heißt das, die Gewinner müssen glauben, dass sie ihren Erfolg aufgrund des eigenen Talents und harter Arbeit verdient haben.“ Diejenigen, die beispielsweise mit glänzenden und legitimen Referenzen an einer Universität zugelassen werden, sind auf ihre Leistung stolz. Sie vertreten die Ansicht, sie seien aus eigener Kraft reingekommen. Doch das ist für Michael J. Sandel in gewisser Weise irreführend. Es trifft zwar zu, dass ihre Zulassung Hingabe und harte Arbeit widerspiegelt. Doch man kann nicht wirklich sagen, das sei allein ihr eigenes Werk. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph, der seit 1980 in Harvard lehrt. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Die industrielle Revolution verstärkte den Konsum

Konsum als Lebensmodell hat, so seine Befürworter, die beste aller Welten geschaffen. Je mehr Gesellschaften konsumieren, desto innovativer sind sie, desto wohlhabender, sicherer, friedlicher. Und nicht nur das: Durch die Massenproduktion wurde es möglich das Los aller Menschen zu verbessern. Philipp Blom nennt Beispiele: „Nie waren so wenige Menschen hungrig wie heute, nie konnten mehr Menschen lesen und schreiben. Nie war die Kindersterblichkeit niedriger, nie lebten mehr Menschen in Demokratien oder in stabilen Staaten mit demokratischen Zügen.“ Ohne Konsumkonjunktur und ohne die fossilen Brennstoffe, die sie schufen, wäre nichts von alledem möglich gewesen. Richtig, sagen die Kritiker. Unsicher ist allerdings, ob dieses Modell eine Zukunft hat. Fraglich ist auch wie lange es durchgehalten werden kann, bevor die Risiken, die es geschaffen hat, erdrückend werden. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Die Leistungsgesellschaft ist eine Fiktion

Eine Gesellschaft, die sich über Arbeit und Leistung definiert erscheint vielen Menschen derzeit ziemlich selbstverständlich. Scheinbar ist sie die einzig sinnvolle Form des Zusammenlebens. Sie ist aber eine englische Erfindung zu Beginn des bürgerlichen Zeitalters. Richard David Precht erläutert: „Unter allen Tugenden zählt nun nicht mehr die „phrónesis“ – die Weltklugheit – als die höchste, sondern die Tüchtigkeit, die Tugend der Arbeitsgesellschaft.“ „Die Arbeit“, beklagt Friedrich Nietzsche 1882, „bekommt immer mehr alles gute Gewissen auf ihre Seite: der Hand zur Freude nennt sich bereits >Bedürfnis der Erholung<. Und fängt gleichzeitig an, sich vor sich selbst zu schämen. >Man ist es seiner Gesundheit schuldig< – so redet man, wenn man auf einer Landpartie ertappt wird.“ Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Beim Umgang mit Geld ist kluges Verhalten wichtig

In zwanzig Kapiteln erläutert Morgan Housel in seinem neuen Buch die seiner Ansicht wichtigsten Aspekte der Psychologie des Geldes. Dabei verfolgt er unter anderem die Geschichte der Gier, der Unsicherheit und des Optimismus. Die Grundannahme seines Buches lautet: Guter Umgang mit Geld hat nur wenig mit Intelligenz zu tun, dafür aber viel mit klugem Verhalten. Und Verhalten lässt sich nur schwer jemandem beibringen, nicht einmal richtig klugen Leuten. Ein Genie, das seine Gefühle nicht im Griff hat, kann ein finanzielles Desaster anrichten. Doch auch das Gegenteil gilt: Ein Durchschnittsbürger ohne Vorwissen in Finanzfragen ist in der Lage, wohlhabend zu werden. Dazu muss er nur ein paar Verhaltensweisen beherrschen, die mit messbarer Intelligenz nichts gemein haben. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Die Ökonomie missbraucht die Ideen der Aufklärung

Es ist für Philipp Blom erstaunlich zu sehen, was im Zusammenhang des verabsolutierten Marktes aus den Ideen der Aufklärung wird, die ein fester Bestandteil seiner Theorien sind. Hier wie dort sind Menschen rational, liegt ihr Heil in der Vernunft. Beide sind universalistisch und tolerant. Sie gehen davon aus, dass Menschen von Geburt an mit Freiheiten und Rechten ausgestattet sind. Beide sehen optimistisch in die Zukunft, die besser, gerechter und wohlhabender sein wird. Der alles entscheidende Unterschied wird laut Philipp Blom allerdings wirksam, wenn diese Gedanken aus dem Kontext der philosophischen Debatte in den der ökonomischen Theorie transportiert werden und dabei ihre qualitativen Aspekte verlieren. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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In der Leistungskultur herrscht der Wettbewerb

Die radikale Verantwortung für das eigene Ich geht mit einer Aufwertung der persönlichen Initiative und folgerichtig einer Leistungskultur einher, in der ein Mensch fortwährend seine inneren Ressourcen mobilisieren muss, um erfolgreich zu sein. Matthew B. Crawford weiß: „Dies zeigt sich zum Beispiel im verschärften Wettbewerb auf dem typisch „bürgerlichen“ Bildungsweg. Auf jeder Stufe, von der Vorschule bis zu den Zulassungstests für Aufbaustudien, findet eine harte soziale Auslese statt.“ Da man von der Annahme ausgeht, die modernen westlichen Gesellschaften funktionieren nach dem Leistungsprinzip, biete also in einem System ohne starre Strukturen faire Aufstiegschancen, ist das Scheitern mit einem schlimmen Stigma verbunden, als es bei einer realistischeren Vorstellung von der Gesellschaft der Fall wäre. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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Start-ups sind per definitionem aggressiv

Die Essensbringdienste haben Europa unter sich aufgeteilt. Andreas Barthelmess nennt den Grund: „Tatsächlich ist es für alle Unternehmen besser, in einem Markt gut zu laufen, statt in mehreren Verluste zu sammeln und weiterzustrampeln.“ Start-ups sind unkonventionell und unideologisch, sie reizen nicht nur die Grenzen des Erlaubten voll aus, sie übertreten sie auch. Regelbrüche und Strafen sind Teil der Risikoabwägung, schließlich will man ja den Markt verändern. Lieber stirbt man einen schnellen Tod, als Risiken zu vermeiden und langsam dahinzukränkeln. Manchmal muss man sich zurückziehen. Aber angreifen muss man immer. Martialisch, aber wahr: Start-ups sind per definitionem aggressiv. „Avantgarde“ eben, das heißt ursprünglich „militärische Vorhut“. Deshalb ist die Start-up-Rhetorik kriegerisch, um Political Correctness schert man sich nicht. Andreas Barthelmess ist Ökonom, Start-up-Unternehmer und Publizist.

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Lieblosigkeit macht krank

Krank werden viele Menschen nicht davon, dass sie etwas Krankmachendes von außen überfällt. Sie werden deshalb krank, weil sie das, was sie krank macht, für etwas halten, das sie glücklich machen soll. Um diese Vorstellungen zu verwirklichen, sind so viele bereit und haben das leider auch allzu gut gelernt, völlig lieblos mit sich selbst und anderen umzugehen. Gerald Hüther stellt fest: „Die meisten sind auf der Suche nach möglichst viel Anerkennung, Erfolg, Reichtum und Besitz lieblos geworden. Anderen war es besonders wichtig, alles im Leben zu optimieren und zu kontrollieren, oft sogar sich selbst. Auch das hat sie lieblos gemacht.“ Manche wünschen sich von anderen gebraucht, von ihnen beschützt und umsorgt zu werden. Aber es ist nicht liebevoll, die Verantwortung für sich selbst an andere abzugeben. Gerald Hüther ist Neurobiologe und Verfasser zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen.

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Elon Musk hat immer ambitionierte Ziele

Der amerikanische Unternehmer Elon Musk sagt: „Es geht mir nicht darum, Geld zu verdienen, sondern darum, die Probleme der Menschheit zu lösen.“ Elon Musk ist für seine ambitionierten Ziele bekannt. Und es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass es ihm damit ernst ist. Daniel Goeudevert stellt fest: „Als Mitbegründer von PayPal revolutionierte er den US-amerikanischen Zahlungsverkehr.“ Damit wirbelte er als Branchenfremder das Geschäftsmodell der Banken gehörig durcheinander. Diese hatten vor allem den Internethandel verschlafen. Als Gründer und Eigner des Raumfahrtunternehmens SpaceX führte er seine Firma in wenigen Jahren an die Spitze der internationalen Raumfahrtindustrie. SpaceX ist heute ein bedeutender Versorger der Raumstation ISS und weltweiter Marktführer bei Satellitenstarts. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Leistung kann nicht am Erfolg gemessen werden

Die Medaille ist Sinnbild des Erfolgs. Leistung ist etwas ganz anders. Manche Spitzenathleten wissen das. Über eine Goldmedaille entscheidet manchmal die Tagesform, der Zufall, das Wettkampfglück. Über den Markterfolg von Managern, Produkten und Unternehmen entscheiden auch die Konjunktur, die Konkurrenz, das Weltgeschehen – alles Faktoren, die ein Manager – und sei er auch noch so gut – nicht beeinflussen kann. Deshalb kann er trotzdem exzellente Leistung bringen. Evi Hartmann erklärt: „Leistung ist das, salopp gesprochen, in ein Vorhaben reinsteckt. Ergebnis ist das, ebenso salopp, was dabei herauskommt.“ Leistung schafft Zukunft, sowohl auf individueller Ebene der Selbstverwirklichung als auch auf gesellschaftlicher Ebene, zum Beispiel bei Herausforderungen wie der Digitalisierung. Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

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Glücklichsein setzt Disziplin und Konzentration voraus

Das Geheimnis des Glücks besteht weniger darin, jeden Augenblick so zu leben, als sei er der letzte; vielmehr, als sei er der erste. Glückliche Menschen sehen Glück nicht als einen Wunsch an, sondern als etwas, das jetzt machbar ist, wozu man etwas beitragen kann, zu dem man eine proaktive Haltung einnimmt. Aber es lässt sich nicht direkt ansteuern. Auch wenn es scheinbar widersinnig klingt: Man kann nicht glücklich sein wollen, mag man sich das auch gegenseitig immer wieder versichern. Glück ist nur indirekt erlebbar. Es ist gleichsam ein Abfallprodukt. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Nach allem, was wir darüber wissen, ist das Glückserleben eine Begleiterscheinung aktiven Tuns, selbstverantwortlichen Lebens, klarer Entscheidung.“ Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Terry Eagleton lehnt den Kulturrelativismus ab

Der Kulturrelativismus ist eine äußerst fragwürdige Position. Nur Rassisten sind der Meinung, es sei vollkommen rechtens, in Borneo zu vergewaltigen und zu morden, nicht aber in Brighton. Die Ansicht, einige Standpunkte seien besser und wahrer als andere, ist weder „elitär“ noch „hierarchisch“. Terry Eagleton betont: „Völlig zu Recht hat der Philosoph Richard Rorty einmal festgestellt, dass man sich nicht mit Menschen auf Debatten einzulassen braucht, die die Auffassung vertreten, dass jede Ansicht zu einer bestimmten Frage so gut sei wie jede andere, da es solche Ansichten überhaupt nicht gebe.“ Den Parteigängern des Kulturrelativismus widerstrebt es, ihre eigenen Werte absolut zu setzen, da sie für die Lebensweisen anderer offen sind. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Der IQ ist für beruflichen Erfolg eine wichtige Voraussetzung

Der Intelligenzquotient (IQ) ist in hohem Maß genetisch vorgegeben und nicht wesentlich veränderbar. Andreas Salcher ergänzt: „Und der IQ ist zumindest in unserer Leistungsgesellschaft für beruflichen Erfolg eine wichtige Voraussetzung, allerdings mit abnehmendem Grenznutzen.“ Ein IQ von 120 reicht zum Beispiel völlig aus, um in Organisationen Karriere zu machen oder ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Ein IQ von 160 macht dabei keinen entscheidenden Unterschied – außer man will unbedingt einen Nobelpreis. Mit einem unterdurchschnittlichen IQ, also deutlich unter 100, wird man dagegen höchstwahrscheinlich sowohl in der Schule als auch im Beruf keinen nachhaltigen Erfolg haben. Für den Karriereforscher und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) Johannes Steyrer zeigen Langzeitstudien, dass der IQ signifikant mit Schulleistungen korreliert. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

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Optimisten machen das Beste aus ihrem Leben

Jens Weidner unterscheidet fünf Typen bei den Optimisten: den Zweckoptimisten, den naiven Optimisten, den heimlichen Optimisten, den altruistischen Optimisten und den Best-of-Optimisten. Einen Zweckoptimisten definiert er wie folgt: „Zweckoptimisten sind feine Menschen mit einem sehr langem Atem, wenn es darum geht, sich auf die positiven Aspekte einer schwierigen beruflichen Aufgabe zu konzentrieren.“ Zweckoptimismus ist besonders in sozialen Berufen oder auch in Veränderungsprozessen gefragt, wenn es notwendig wird, dem Unangenehmen positive Seiten abzugewinnen, selbst wenn die Umstände kaum veränderbar sind, weil sie durch Krankheiten oder Alterungsprozesse ausgelöst sind. Zweckoptimisten demonstrieren Durchhaltevermögen und wünschen sich heimlich, dafür auch etwas Bewunderung zu ernten. Sie sind kämpferisch, auch bei eher geringen Erfolgsaussichten, weil sie Unveränderbares akzeptieren können und sich trotzdem engagieren. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

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