Anfang der Nullerjahre herrscht das Analoge

Schon Anfang der Nullerjahre war das Leben ein bisschen digital, aber längst nicht so digital wie heute. Denn es war noch nicht mobil. E-Mails checkte man höchstens ein-, zweimal am Tag. Und die meiste Zeit des verbrachte man ohnehin noch ganz analog. Heute dagegen schlagen sich parallel auf Twitter Tausende die Köpfe ein, öffentlich und hitzig, aber auch unübersichtlich. All den Zoff kann man ja gar nicht abonnieren. Andreas Barthelmess erläutert: „Heute gibt es so viele Bezugsrahmen, dass man den Überblick verliert. Jeder Hashtag öffnet einen neuen.“ Was war das früher einfach. Die Zeitungen rahmten ihren Lesern die Welt, und die „Welt“ hieß sogar so. Zeitungen und Papier stimmen heute viele Menschen nostalgisch. Andreas Barthelmess ist Ökonom, Start-up-Unternehmer und Publizist.

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Informationen haben den Status des Kognitiven

Andreas Reckwitz unterscheidet deutlich zwischen Daten, Informationen und Kulturformaten. Allen drei begegnet er in den digitalen Medien. Als Daten lassen sich Systeme von Unterscheidungen begreifen. Diese kommen innerhalb maschineller Prozesse – Binärcodes, Algorithmen – vor und wirken damit unabhängig vom Wissen der Menschen. Anders als die Daten bilden Informationen und Kulturformate Sinnzusammenhänge, mit denen menschliche Subjekte hantieren. Während die Information jedoch eine instrumentelle Funktion hat, haben die Kulturformate aus Sicht der Teilnehmer schon für sich genommen einen Wert. Informationen haben den Status des Kognitiven. Sie sind nützliches Wissen, um bestimmte Zwecke zu erreichen. Kulturformate sind stattdessen für die Teilnehmer intrinsisch motiviert, gerade indem sie sie beeinflussen beziehungsweise erregen. Andreas Reckwitz ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt / Oder.

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Emotionen wandern von einem Menschen zum anderen

Die menschlichen Gehirne sind so aufgebaut, dass sie einander Emotionen rasch übermitteln können, denn Gefühle transportieren sehr häufig wichtige Funktionen über die Umgebung. Registriert zum Beispiel ein Mensch die Angst eines anderen, verspürt er wahrscheinlich auch Angst und überprüft folglich seine Umgebung auf Gefahren. Das kann die Rettung sein. Und wenn jemand bei einem anderen Begeisterung wahrnimmt, ist das ansteckend, und des könnte sich lohnen, die Umgebung nach etwas Reizvollen abzusuchen. Tali Sharot erklärt: „Das alles geschieht sehr rasch, bevor wir auch nur den Hauch einer Chance haben, darüber nachzudenken.“ Offenbar ist die Fähigkeit angeboren, Freude, Schmerz und Stress anderer mitzufühlen. Tali Sharot wurde an der New York University in Psychologie und Neurowissenschaften promoviert und ist Professorin am Institut für experimentelle Psychologie der University of London.

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Migrantion ist das beherrschende Phänomen der Gegenwart

Kein Mensch wird absichtlich heimatlos. Vermutlich keiner verlässt gerne den Ort, an dem die Vorfahren gelebt und gestorben sind. Christian Schüle erläutert: „Wer migriert, hat fast immer seine Heimat verloren oder war gezwungen, sie zu verlieren.“ Ihm wurde die Heimat genommen, durch Krieg, Gewalt, Dürre, Hunger, Verfolgung, Vergewaltigung, Verstoßung. Sein Zuhause ist von da an die Unbehaustheit, sein Habitat die Heimatlosigkeit. Das Selbstverständnis eines Fliehenden besteht in seiner Vertriebenheit. Migration ist das beherrschende Phänomen der Gegenwart, und der Flüchtling das traurige Extrem erzwungener Wanderungsbewegungen. Heimat richtet heute an jeden Einzelnen die Frage, wie er mit Fremdheit umgehen kann und will und was er, bezogen auf das Fremde, unter dem Eigenen versteht. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Einsamkeit hängt eng mit Stress zusammen

Wer mitten im Berufsleben steht und viel mit Leuten zu tun hat, möchte am Wochenende wahrscheinlich abschalten, sich „ausklinken“ und die Seele baumeln lassen. Auch den Chef möchte er am Wochenende nicht sehen. Manfred Spitzer erläutert: „Ein solcher Mensch, der die Einsamkeit sucht, um dem Stress zu entgehen, käme wahrscheinlich nicht auf den Gedanken, dass Einsamkeit mit Stress eng zusammenhängt.“ Akute Einsamkeit muss Stress auslösen, denn sie stellte im Laufe der menschlichen Entwicklung immer schon den größten denkbaren Notfall dar. Auf sich allein gestellt, ist das Gemeinschaftswesen Mensch nicht überlebensfähig, insofern leuchte tes ein, dass das Leben in einer Gemeinschaft das Stressniveau senkt. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Der Minimalismus beschränkt sich nicht nur auf Gegenstände

Das Wegwerfen von Dingen ist kein Ziel an sich. Fumio Sasaki hält Minimalismus für eine Methode, um herauszufinden, was einem wirklich etwas bedeutet. Minimalismus ist seiner Meinung nach nur der Prolog einer ganz persönlichen Geschichte, die jeder selbst schreiben muss. Übrigens beschränkt sich der Minimalismus nicht nur auf Gegenstände. In der hektischen Welt der Gegenwart ist alles derart kompliziert, dass sich der Minimalismus inzwischen auch auf weitere Gebiete ausbreitet. Fumio Sasaki schreibt: „Minimalismus ist der Versuch, das Nicht-Essenzielle zur Seite zu schieben, um das wirklich Wichtige besser würdigen können. Diese einfache Idee lässt sich auf alle Facetten des Lebens anwenden.“ Steve Jobs hält Fumio Sasaki für das Musterexemplar eines Minimalisten. Mutter Teresa ebenfalls. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

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Manfred Spitzer beschreibt die Generation Ich

Als Angehörige der Generation der Babyboomer kann sich Manfred Spitzer noch gut daran erinnern, dass der Drang nach Freiheit und Autonomie, die Ablehnung vermeintlich „verstaubter“ Werte, die Kritik am „System“ etc. in der damaligen Jugendkultur eine bedeutende Rolle gespielt haben. Manfred Spitzer ergänzt: „Unser Verhalten wird den damals schon etwas Älteren wahrscheinlich egozentrisch und wenig einfühlsam vorgekommen sein.“ Damals war man in der Regel als Gruppe unterwegs – man ging gemeinsam demonstrieren und belegte Gruppenseminare zur Selbstfindung. Niemand fand das damals paradox. Man redete damals nächtelang über Probleme, man studierte, wohnte und lebte zusammen. Das war wichtig. Auf die Generation der Babyboomer folgte die Generation X. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Das Verhältnis zwischen den USA und anderen Ländern wird sich rasant verändern

Auf die Frage, ob die Welt mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump gefährlicher wird, antwortet Anne Applebaum: „Die Welt war immer gefährlich. Aber jetzt wird sie auf andere Art unsicher. Die existierende Ordnung, wie wir sie seit dem Ende des Kalten Krieges gewohnt waren, wird sich radikal transformieren. Die Institutionen, die Frieden brachten und Freihandel ermöglichten, werden schwächer – die Nato, die EU, die Handelszone zwischen den USA, Mexiko und Kanada.“ Das Verhältnis zwischen den USA und anderen Staaten wird sich rasant verändern.“ Zwar möchte Anne Applebaum das Elend nicht vorhersagen, macht sich aber Sorgen um eine neuerliche Besetzung von Teilen Osteuropas. Auch um eine neue russische Kampagne, Einfluss auf Deutschland und andere Teile des Kontinents zu nehmen, um die Demokratien zu schwächen. Die Historikerin Anne Applebaum ist Russland-Expertin und hat für ihr Buch „Gulag“ den Pulitzerpreis bekommen.

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Die Macht der Einbildung ist sehr groß

Die menschliche Einbildung verfügt über große Macht. Alles, was ein Mensch tun will oder getan haben könnte, vermag er sich im Geiste lebhaft durchzuspielen. Oft kommt es dann einem so vor, als hätte man etwas tatsächlich getan. Falsche Erinnerungen sind ein unvermeidliches Nebenprodukt der menschlichen Vorstellungsgaben. Wer das verstehen will, muss sich ansehen, wie das Gehirn funktioniert. Ob sich jemand ein Geschehen erinnert oder es nur fantasiert, macht kaum einen Unterschied. In beiden Fällen setzen sich verstreute Fragmente aus dem Gedächtnisspeicher zu einer neuen, möglichst stimmigen Szenerie zusammen. Auch die reine Fantasie entsteht aus dem, was dieser Speicher hergibt. Deshalb sind bloße Fantasien und echte Erinnerungen so leicht zu verwechseln. Beides schöpft der Mensch aus seinem Gedächtnisvorrat, und beides gelingt ihm ähnlich gut.

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Das Internet ist ein Schauplatz von Mobbing und Hetzkampagnen

So wie das Internet jetzt ist, versagt es. Die digitale Revolution hat laut Andrew Keen alles verändert. Seiner Meinung nach wird es nie wieder eine Zeit geben, in der die Menschen offline leben. Aber es wird die Zeit kommen, in der man sich nach einem Leben ohne Internet zurücksehnt. Mit „Internet“ meint Andrew Keen übrigens nicht Kabel, Geräte und Datenmengen, sondern die vernetzte Gesellschaft. Jeder ist davon betroffen, wobei sich die Entwicklung noch in einem Anfangsstadium befindet. Für Andrew Keen gibt es momentan drei Hauptprobleme. Erstens verschärft die digitale Revolution Ungleichheiten. Der Politikwissenschaftler Andrew Keen hält weltweit Vorträge und schreibt Bücher wie „Die Stunde der Stümper“ oder aktuell „Das Digitale Debakel“ (DVA). In der grenzenlosen Macht, im „Libertarismus“ sieht Andrew Keen eine Gefahr für die Freiheit und die Menschenwürde.

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Google ist heute das Synonym für die digitale Moderne

Die Wirtschaftsgeschichte ist gespickt mit Geschichten von mächtigen großen Unternehmen, die über kleine Firmen stolperten, die sie lange nicht wahrgenommen haben. Zum Beispiel wurde der finnische Handyhersteller Nokia im November des vergangenen Jahres zum großen Teil an Microsoft verkauft. Dies geschah im letzten Moment, aus blanker Not. Nokia hatte zuvor den globalen Handymarkt fest im Griff. Nur leider haben sie übersehen, dass ein Computerbauer ihnen ins Geschäft funkte. Apple erfand das Smartphone, mit dem die Menschen weniger telefonieren als surfen. Der Abstieg vom Weltkonzern zum Pleitekandidaten dauerte nicht einmal fünf Jahre. Auch Microsoft war ein Fast-Monopolist mit der faktischen Lizenz zum Gelddrucken. Das Unternehmen aus Seattle dominierte 20 Jahre lang den weltweiten Markt für PC-Software. Längst haben aber Konkurrenten das Geschäft von Microsoft angenagt.

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Gehard Wolf weist auf das sinkende Niveau an Hochschulen hin

Gerhard Wolf, Germanist mit den Schwerpunkten Mittelalter und Frühe Neuzeit von der Universität Bayreuth, hat Professoren über das Niveau ihrer Studenten befragt und erhielt besorgniserregende Antworten. Etwa 70 Dozenten beteiligten sich an der Studie. Die meisten von ihnen beklagten, dass viele Studenten heutzutage nicht studierfähig sind. Gerhard Wolf erklärt: „Die Defizite liegen vor allem in der Sprach-, Lese- und Schreibkompetenz, das haben alle Kollegen genannt. Damit gemeint sind Rechtschreibung, Syntax, Interpunktion, der Umgang mit den Tempora und der Wortschatz.“ Zudem verstehen viele Studenten die Aussage eines längeren Textes nicht mehr. Auch beim Schreiben und Sprechen können sie ihre eigenen Gedanken und Argumente nicht korrekt formulieren. Gerhard Wolf kritisiert, dass die Studierenden in Vorlesungen nicht einmal mehr mitschreiben.

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Der entfesselte Skandal führt zu elementarem Kontrollverlust

In einer Welt des Internets und der Massenmedien scheint der Skandal hinter jeder Ecke zu lauern. Jeder kann ihn verursachen, jeder kann sein Opfer sein. Videos auf dem Handy können eine Karriere vernichten, Botschaften über Twitter Empörung auslösen, SMS-Nachrichten als Beweismittel verwendet werden. Bernhard Pörksen und Hanne Detel schreiben in ihrem neuen Buch „Der entfesselte Skandal“: „Dokumente der Blamage und der Demontage besitzen heute eine neue Leichtigkeit und Beweglichkeit. Sie können rasch kopiert, blitzschnell verbreitet, kaum noch zensiert werden – und sorgen im Extremfall weltweit für Empörung.“ Der Ruf eines Menschen, eines Untenehmen, ja sogar eines Staates lässt sich in Rekordzeit ruinieren. Der Skandal hat für die Autoren im digitalen Zeitalter eine neue Evolutionsstufe und neue Ebene der Eskalation erklommen. Er kann ein Spektakel der Grausamkeit sein, aber ebenso gut der Aufklärung dienen. Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Hanne Detel arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen.

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Twittern ist so einfach wie eine SMS zu versenden

Twittern bedeutet wesentlich mehr als nur 140 Zeichen als Nachricht über das Internet zu verschicken. Das zeigt sich besonders deutlich an der Vielzahl der Twitter-Clients, die eine möglichst einfache und unkomplizierte Kommunikation ermöglichen sollen. Die kleinen Programme bieten unterschiedlichste Funktionen und bedienen dadurch die verschiedensten Ansprüche an Umfang und Komfort. Für welchen Twitter-Client sich der Anwender entscheidet, hängt immer davon ab, ob er eher vom PC zu Hause oder mobil über ein Handy oder Smartphone seine Nachrichten verschicken möchte.

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