Bürokraten möchten interne Sanktionen vermeiden

„Bürokratische Verlässlichkeit setzt keine Freundschaft oder Liebe voraus. Der typische Bürokrat kennt seine Klienten nicht. Er ist aber auch nicht im ökonomischen Sinne eigeninteressiert, da es in seinem Handeln nicht um Gewinnmaximierung geht. Der Regelbruch würde sich nicht im rationalen Sinne für ihn lohnen. Martin Hartmann erklärt: „Das ist der Unterschied zwischen der ökonomischen Verlässlichkeit und der bürokratischen Verlässlichkeit.“ Im ökonomischen Kontext riskiert man die Verletzung durch den anderen. Im bürokratischen Zusammenhang erleidet man sie und kann sich gegebenenfalls auf der Basis transparenter Regeln gegen sie wehren. Entsprechend unterscheiden sich die Sanktionsmechanismen. Für Marktteilnehmer ist der Verlust der Reputation oder Marktstellung relevant als Motiv der Vermeidung unlauteren Verhaltens. Für Bürokraten geht es eher darum, interne Sanktionen zu vermeiden, oder darum, nicht als inkompetent oder vorurteilsbeladen dazustehen. Martin Hartmann ist Professor für Praktische Philosophie an der Universität Luzern.

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Spiel ist schöpferisches Tun und Zeit der Eroberung

„Denn … der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Friedrich Schiller weist dem Spiel mit diesen Worten eine herausragende Rolle in seinem idealen Programm zur ästhetischen Erziehung des Menschen zu. Dieses strebt eine schöpferische und glückliche Subjektivität an, wo Leidenschaft und Vernunft, das Schöne und das Gute endlich in erhoffter Harmonie zusammen existieren können. Isabella Guanzini weiß: „Wenn man spielt, vergessen die unterschiedlichen Seelenvermögen ihre Konflikte und Eifersüchteleien. Und alles nimmt einen leichteren Ton an, ohne an Intensität zu verlieren.“ Es ist als gewänne das Spiel jedes Mal diese ursprüngliche Dimension des Lebens zurück. Isabella Guanzini ist Professorin für Fundamentaltheologie an der Universität Graz.

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Eine gerechte Gesellschaft sehnt sich nach Erlösung

Heinz Bude stellt fest: „Für die gerechte Gesellschaft gibt es kein Bild mehr, an dem man sich mit Aristoteles oder Thomas von Aquin orientieren könnte.“ Dabei handelt es sich um eine komplexe Gefügeordnung von Gruppen mit jeweils bestimmten Aufgaben oder eine einsichtige Stufenordnung der Welt. Diese ist auf eine Idee von Erlösung ausgerichtet. Das Befinden über Gerechtigkeit folgt einem Verfahren, für das man ideale Bedingungen einer unparteilichen Beurteilung festlegt. Unter einem moralischen Gesichtspunkt kann man dann genau diejenigen Normen als gültig auszeichnen, die alle wollen könnten. Das könnten beispielsweise Bestimmungen über die Symmetrie von Einkommen sein. Aber auch Regelungen über Determinanten gefährdeter Lebenslagen oder über Ausgleichszahlungen für genau definierte Risikogruppen. Seit dem Jahr 2000 ist Heinz Bude Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie an der Universität Kassel.

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Klaus-Peter Hufer stellt Definitionen von Moral vor

Eine Definition von Moral stammt von Detlef Horster, der Philosophie-Professor in Hannover ist: „Moral ist die Gesamtheit der Regeln, die zur Realisierung der Werte oder zum Wohl der Menschen beitragen. Man kann auch sagen, dass die moralischen Regeln, wenn sie angewendet werden, die Menschen, die vom Handeln anderer betroffen sind, schützen sollen.“ Nach einer anderen Definition wäre Moral jenes Regelwerk, das auf die zwingende Einhaltung von menschlichem Verhalten gemäß der erstellten Normen achtet. Klaus-Peter Hufer stellt sich dazu unter anderem folgende Fragen: „Doch wer stellt die Regeln auf, und mit welcher Begründung? Welche Normen sollen eingehalten werden? Gibt es dafür qualitative Kriterien?“ Klaus-Peter Hufer promovierte 1984 in Politikwissenschaften, 2001 folgte die Habilitation in Erziehungswissenschaften. Danach lehrte er als außerplanmäßiger Professor an der Uni Duisburg-Essen.

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Recht und Moral sind nicht deckungsgleich

Moral und Recht hängen zwar zusammen, sind aber weit davon entfernt, deckungsgleich zu sein. Markus Gabriel erläutert: „Die Geltung rechtlicher Normen, ihre Macht über Akteure, besteht selbst dann fort, wenn die faktische Rechtsprechung und die ihr zugrunde liegenden Gesetze erkennbar unmoralisch sind.“ Stalinistische Schauprozesse waren „rechtlich legal“, auch wenn man sie für „moralisch illegitim“ hält. Das ist der grundlegende Unterschied zwischen Legalität und Legitimität. Die Moral artikuliert Regeln, die konkret festlegen, welche Handlungen verboten und welche erlaubt sind. Auf diese Weise kann man exakt zwei Extrempunkte, zwei Pole, und eine moralische Mitte markieren. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Taten haben den Charakter der Offenbarung

Für Georg Wilhelm Friedrich Hegel sind das „Wer“, auf das man Bezug nimmt, um seine Handlungen zu rechtfertigen, jene Menschen, die gewohnheitsmäßig eine ähnliche Form des ethischen Lebens führen wie man selbst – eine kulturelle Hilfsvorrichtung, die sich im Lauf der Zeit entwickelt hat und einen sinnvollen Rahmen für die eigenen Aktivitäten darstellt. Matthew B. Crawford erklärt: „In einer solchen Welt haben Taten einen Offenbarungscharakter. Sie sprechen für sich, und zwar deswegen, weil sie sich an andere richten oder womöglich von anderen aufgenommen werden, die in derselben Kultur leben, in der die Taten mehr oder minder feststehende Bedeutungen haben.“ Das bedeutet jedoch, dass in Zeiten kultureller Veränderlichkeit und Ungewissheit, in denen keine Klarheit über die Regeln besteht, das soziale Verständnis für die individuelle Handlungsmacht auf eine grundlegende Schwierigkeit stößt. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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Ohne Schemata würde Chaos herrschen

Ohne Schemata wäre das Leben der Menschen, in William James` berühmten Worten, ein „blühendes, brummendes Durcheinander“. Verfügten sie nicht über Schemata für Hochzeiten, Beerdigungen oder Arztbesuche, würden sie ständig ein Chaos anrichten. Dazu gehören implizite Regeln, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hat. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Diese Generalisierung betrifft auch unsere Stereotype oder Schemata in Bezug auf bestimmte Typen oder Personen. Dazu gehören „Introvertierte“, „Feierbiest“, „Polizeibeamter“, „Elitestudentin“, „Arzt“, „Cowboy“, „Pfarrerin.“ Solche Stereotype beinhalten Regeln über die übliche Art und Weise, wie man sich gegenüber Personen, die den Stereotyp verkörpern, verhält oder verhalten sollte. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Wort „Stereotyp“ oft abwertend verwendet. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Erst mit den Märkten entstehen die modernen Städte

Ursprünglich bezeichnet das Deutsche mit dem Ausdruck „Markt“ den Hausiererbetrieb römischer Krämer, die seit den Zeiten Cäsars die Lande durchziehen. Allgemeiner heiß „Markt“ das öffentliche Feilbieten von Waren, der Handel oder öffentliche Verkauf, ferner der dafür reservierte große und freie Platz einer Stadt. Laut Max Weber entstehen soziologisch gesehen die modernen Städte sogar erst mit den Märkten; jede Stadt ist ein „Marktort“. Otfried Höffe stellt fest: „Wegen ihrer anthropologisch überragenden Bedeutung findet sich die Institution des Marktes in so gut wie allen Kulturen, im Orient beispielsweise als Basar.“ Spezialisierten sich die Märkte, so gibt es je nach Gegenstand den Fischmarkt, Kornmarkt oder Rindermarkt, außerdem den meist nicht ortsgebundenen Arbeits-, Geld- und Kapitalmarkt. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die Kommunikation im Strafrecht besteht aus vier Ebenen

Kommunikation im weiten Sinn ist ein zentraler Faktor des Strafens und des Strafrechts. Sie hat insoweit vier unterschiedliche Ebenen: Erstens eine Ebene der „empathischen“ Entstehung von normativen Ordnungen der Sanktionierung. Zweitens eine Ebene der Entstehung und der Organisation von vorstaatlicher Macht und Monopolisierung der Gewalt. Drittens eine Ebene der gesellschaftlichen Vermittlung von „Sinn“. Viertens eine Ebene der technischen und symbolischen „Abwicklung“ von Strafrecht. Thomas Fischer geht näher auf die dritte Ebene ein und weist darauf hin, dass damit zunächst ganz banale Dinge gemeint sind: „Das Sanktionieren abweichenden Verhaltens ist zwar Bestandteil jedes gesellschaftlichen Lebens. Es ist aber, jedenfalls jenseits sehr kleiner früherer Gemeinschaften, nicht allgegenwärtig und unmittelbar spürbar.“ Thomas Fischer war bis 2017 Vorsitzender des Zweiten Senats des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe.

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Es gibt kein Recht ohne Moral

Das Recht nicht dasselbe ist wie Moral oder Sitte, ist allgemein bekannt. Trotzdem ist der vielfach geschriebene Leitsatz, Moral und Recht hätten „nichts miteinander zu tun“ oder seien „unabhängig voneinander“, zumindest verkürzt. Thomas Fischer nennt den Grund: „Denn es gibt zwar Moral ohne Recht, aber kein Recht ohne Moral.“ Als Recht bezeichnet man Ordnungen oder Systeme von Normen, die eine Metaebene ihrer Geltung enthalten, also eine übergeordnete, ihrerseits normative Sinnebene, die „vorschreibt“, wie, warum und auf welche Weise die Normen Gültigkeit und Legitimität erhalten. Das betrifft insbesondere die Entstehung der Rechtsnormen und ihre Abgrenzung zu außerrechtlichen normativen Erwartungen. „Recht“ kann es zum Beispiel sein, bestimmte Speisen nicht essen zu dürfen. Thomas Fischer war bis 2017 Vorsitzender des Zweiten Senats des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe.

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Menschen lernen durch Vergessen

Menschen erinnern sich an viele Einzelfälle und verbinden sie. Das Ergebnis ist eine komprimierte, zusammengefasste, verschmolzene Übererinnerung. Zum Beispiel an ein nicht existierendes Objekt wie einen abstrakten oder beispielhaften Baum. In der Regel werden solche Abstraktionen hinter den Kulissen im Rahmen der unbewussten geistigen Routinevorgänge erzeugt … und zwar in der Kindheit. Im 19. Jahrhundert schrieb der Essayist und Maler William Hazlitt: „Objekte, wie sie uns zuerst begegnet sind, besitzen diese Einzigartigkeit und Vollständigkeit des Eindrucks, dass es scheint, als könne nichts sie zerstören oder auslöschen – so fest sind sie ins Gehirn eingeprägt und mit ihm verbunden.“ David Gelernter fügt hinzu: „Wenn sich dann aber Erinnerungen auf Erinnerungen häufen, sind Verfestigung und Kompression natürliche Vorgänge. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale Universität.

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Menschen denken in Sprachbildern

Die Sprache kann das Denken und Entscheiden eines Menschen beeinflussen. Mit Worten kann man Macht ausüben. Manchmal scheint es sogar so, als könnte man Menschen mit der Sprache beliebig manipulieren. Tatsächlich ist der Einfluss der Worte meist nur oberflächlich, denn vor allem wenn man die Effekte kennt, kann man sich schützen. Viele Forscher behaupten zum Beispiel, dass Menschen, ohne es zu merken, in Sprachbildern denken, oder gar, dass die Muttersprache unbewusst das gesamte eigene Weltbild festlegt. Menschen sind gerade in Momenten der Ablenkung und Erschöpfung anfällig für Manipulationen durch die Sprache. Philipp Hübl ergänzt: „Seit den Anfängen der Kultur täuschen Menschen andere durch Sprache, mit mehr oder minder arglistigen Absichten, sei es in der Politik, auf dem Marktplatz oder in der Partnerschaft.“ Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Gute Erziehung ist weder streng noch liberal

Auch der Bereich der Erziehung – ob in der Familie, der Kita oder anderswo – ist bekanntlich keine konfliktfreie Zone. Nicht zuletzt ist gerade aggressives Verhalten von Kindern immer wieder ein Thema für pädagogische Diskussionen. Hans-Peter Nolting stellt fest: „Wenn Kinder sich rücksichtslos verhalten oder als kleine Tyrannen aufspielen, wird in breitem Konsens vor allem ein Erziehungsprinzip hervorgehoben: Man muss Kindern Grenzen setzten.“ Das stimmt sicherlich, dennoch ist mit dieser Einsicht nicht viel gewonnen. Zum einen kommt es sehr darauf an, auf welche Weise man Grenzen setzt, denn zuweilen geschieht das mit Methoden, die das Problem eher noch verschärfen. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Das menschliche Leben war von Anfang an ein gesellschaftliches

Das menschliche Leben funktioniert „normativ“. Das heißt: Es ist von Regeln bestimmt, die nicht allein empirisch sind, also nicht nur aus Erfahrung und Bedingungen bestehen, sondern aus selbst gemachten Wertungen und Zumutungen. Thomas Fischer erläutert: „Die Frage, ob man dies in einem reflektierten, absichtsvollen Sinn „will“ oder als richtig, angemessen, rational empfindet, stellt sich in der Wirklichkeit nicht, denn eine Alternative besteht nicht.“ Das menschliche Leben ist von Anfang an ein gesellschaftliches gewesen und daher untrennbar mit Normativität verbunden. Anders als in den theoretischen Modellen des sogenannten „Gesellschaftsvertrags“ beschrieben, entstanden menschliche Gesellschaften nicht als quasi vertragliche Zusammenschlüsse freier und geistig entwickelter Individuen aus rationalen Gründen, sondern immer und ausschließlich als Gemeinschaften, in einer kollektiven evolutionären Entwicklung aufeinander bezogenen bewussten Handelns. Thomas Fischer war bis 2017 Vorsitzender des Zweiten Senats des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe.

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Das Selbstbild ist entscheidend für ein erfolgreiches Leben

Kinder interessieren sich nicht dafür, wie ein Fluss heißt, sondern sie wollen ein Schiffchen darin absetzen oder einen Damm bauen. Sie sammeln begeistert Steine am Ufer und fühlen, wie kalt das Wasser ist. Sie sind geborene Philosophen, weil sie die großen Fragen „Wo kommen wir her?“ und die überraschenden wie „Haben Flöhe auch Läuse?“ stellen. Das Staunen ist für Kinder ganz zentral, sie sind verwundert über alles Neue und bewundern alles Schöne, wie den Mond und die Sterne am Nachthimmel. Andreas Salcher fügt hinzu: „Spätestens im Kindergarten kommen wir mit Gleichaltrigen zusammen, welche die gleichen Probleme und ähnliche Fähigkeiten wie wir haben. Wir finden heraus, dass wir manche mehr mögen als andere und dass wir nicht mehr allein im Mittelpunkt stehen, sondern uns in eine Gemeinschaft einfügen und Regeln befolgen müssen.“ Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

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Die Politik muss die gesellschaftlichen Werte schützen

Georg Pieper vertritt die These, dass beim Thema Werte zunächst einmal die Politik gefragt ist. Die Werte zu schützen ist ihre große Aufgabe: „Politiker müssen unmissverständlich vermitteln, dass Werte wie Demokratie, Akzeptanz des Andersartigen, Freiheitsrechte oder Gleichberechtigung unantastbar sind und absolute Gültigkeit haben.“ Sie müssen Regeln formulieren und deutlich machen, dass diese Regeln von jedem Einzelnen einzuhalten sind. Hier sind nach der Überzeugung von Georg Pieper Klarheit und Konsequenz gefragt. Sowohl was den Umgang mit Gruppierungen und Bewegungen angeht, welche die Werte in Deutschland in Frage stellen oder sogar bekämpfen, als auch im Zusammenleben mit Geflüchteten, die eine andere Sozialisation als die Deutschen haben. Das konsequente Eintreten des Staates für die Grundwerte des Zusammenlebens gibt den Bürgern ein Sicherheitsgefühl und psychischen Halt und Orientierung. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Gerald Hüther bewundert die Plastizität des Gehirns

Es gibt für Gerald Hüther wohl keine wissenschaftliche Entdeckung, deren Bedeutung für das menschliche Leben und das Zusammenleben so lange und so sehr unterschätzt worden ist, wie die nun schon vor einem halben Jahrhundert nachgewiesene Plastizität des menschlichen Gehirns. Gerald Hüther erläutert: „Sie bildet die Grundlage unserer enormen und bis ins hohe Alter fortbestehenden Lernfähigkeit. Diesem neuroplastischen Potential verdanken wir alles, was wir Menschen bisher geschaffen haben.“ Auch das, was einzelne Völker oder Staaten anderen Menschen und der Vielzahl anderer Lebewesen auf diesem Planeten angetan haben. Die Lernfähigkeit der Menschen und die aus ihr gespeiste Entdeckerfreude und Gestaltungslust bilden die Grundlage für das, was aus der Menschheit geworden ist. Dabei war die Herausbildung lernfähiger Gehirne im Verlauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Tiere kein Zufall. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Philosophie ist kein absolutes Wissen

Wer die Philosophie als Lehrerin für sein Leben wählt, darf nicht erwarten, sie sage einem mit allgemeiner Gültigkeit, was zu tun und zu lassen ist. Das wäre nach Seneca ein großes Missverständnis. Albert Kitzler erläutert: „Zwar geht es ihr um Erkenntnis, Einsicht, Schärfung der Begriffe, Unterscheidung, um Wahrheit und Irrtum. Aber unser Leben, das wir zu bewältigen haben, ist immer einmalig, jeder von uns ist einmalig.“ Es ist noch eine Kluft zu überbrücken, die sich immer und unvermeidlich zwischen einer Erkenntnis und allgemeinen Weisheitsregeln einerseits und den individuellen Umständen einer konkreten Lebenssituation andererseits auftut. Dies kann dazu führen, dass eine Weisheit modifiziert werden und hinter einer anderen zurücktreten muss. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Multikulti versus Monokulti spaltet Deutschland

Als der Göttinger Politikwissenschaftler Bassam Tibi 1998 den Begriff „Leitkultur“ ins öffentliche Gespräch brachte, ging das intellektuelle Ringen um das Selbstverständnis einer erwachsen gewordenen Nation nach dem Historikerstreit Mitte der 80er- Jahre in eine neue Runde. Christian Schüle erläutert: „Bassam Tibi hatte versucht, mit Demokratie, Laizismus, Aufklärung, Menschenrechten und Zivilgesellschaft eine kollektive Identität europäischer Nationen zu begründen.“ Zwei Jahre später nationalisierte Friedrich Merz, der damalige Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion, den so eingeführten Begriff mit dem Satz, Migranten hätten sich einer „gewachsenen, freiheitlichen deutschen Leitkultur“ anzupassen – was gewiss als Gegenentwurf einer multikulturellen Gesellschaft zu verstehen war. Eine heftige Debatte folgte, Publizisten, Herausgeber, Juristen und Politiker ergriffen das Wort, und die Grünen konterten Merz` Forderungen mit dem Vorwurf, von nun an sei ein „Feuerwerk des Rassismus“ aus der Union zu befürchten. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Deutschsein hat etwas mit Herkunft und Tradition zu tun

Deutschsein ist mehr als nur formelle Staatsbürgerschaft. Sogar Anhänger der Grünen sind offensichtlich mehrheitlich der Meinung, es gebe so etwas wie einen Nationalcharakter. Christian Schüle fügt hinzu: „Der Begriff Nationalcharakter hat als vermeintlich veraltetes Konzept keinesfalls ausgedient und wird mitnichten von der nachwachsenden Generation als überwunden erachtet.“ Drei Viertel der Deutschen finden, dass deutsche Kultur „Leitkultur“ für die in Deutschland lebenden Ausländer sein sollte; und gut die Hälfte der Deutschen meint, dass Deutschsein mit Herkunft und Tradition zu tun habe. Das heißt: Politik muss sich an der Wirklichkeit orientieren, und dazu gehört, dass mindestens eine relative Mehrheit der Bevölkerung ihre eigene Nationalität auch über eine in Jahrhunderten gewachsene Kulturtradition und eine gemeinsame Herkunft definiert. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Forscher im Silicon Valley wollen das Altern und den Tod abschaffen

Seit es die Menschen gibt, wollen sie sich verbessern. Sie möchten höher hinaus, weiter gehen, klüger werden. Dass sie in der afrikanischen Savanne zum dem wurden, was sie heute sind, ist Geschichte. Heute ist das Silicon Valley der Hotspot für evolutionären Fortschritt. Gerald Hüther weiß: „Hier sitzen Männer und Frauen, die daran arbeiten, dass der Mensch seine menschliche Natur überwindet. Das Altern abschafft, den Tod, das Leid. Sie haben Allmachtsfantasien und nennen sich Transhumanisten.“ Sie sehen sich als Pioniere eines neuen Menschen, der alles kann und ohne Fehler ist. Alle Eigenschaften, die über Jahrtausende den Göttern zugeschrieben wurden, sollen nun denen zuteilwerden, die sich bereits die Erde untertan gemacht haben, sich mit der Vergänglichkeit des Körpers aber nicht abfinden wollen. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Die Moderne erinnert an einen Marsch in die Knechtschaft

In seinem neuen Buch „Traurige Moderne“ erkennt Emmanuel Todd in den Familienstrukturen den unbewussten Motor der Geschichte. Von dieser Beurteilung aus erzählt er die Geschichte der Menschheit neu: Vom frühen Homo sapiens, der in Kleinfamilien lebte, über die großen Kulturen des Altertums mit ihren immer komplexeren Großfamilien bis zur Rückkehr des Homo americanus zur Kernfamilie der Steinzeit. Emmanuel Todd zeigt, wie sich seit der Steinzeit unterschiedliche Familiensysteme verbreitet haben, die bis heute die Mentalitäten der Menschen zutiefst prägen. Er beschreibt die Dynamik der amerikanischen Gesellschaft mit ihren primitiven Kleinfamilien und die Unbeweglichkeit von Kulturen mit hochkomplexen patriarchalischen Großfamilien, und er erklärt den europäischen Konflikt zwischen einer deutschen Stammfamiliengesellschaft und Gebieten mit egalitären Familienstrukturen. Emmanuel Todd ist einer der prominentesten Soziologen Frankreichs.

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Ein zentrales Prinzip der Aufklärung ist die Vernunft

„Verlasse dich auf deine eigene Vernunft“: Dieses zentrale, aus der Aufklärung stammende Prinzip der Meinungsfreiheit gilt auch, wenn der Meinungsfreiheit Grenzen gesetzt werden müssen. Das Individuum ist souverän, und die individuelle Selbstbestimmung macht ein Land souveräner. Timothy Garton Ash fügt hinzu: „Natürlich kann es auch sinnvoll sein zu sagen, dass ein autoritärer Staat territoriale, politische und „informationelle“ Souveränität hat, doch in einem wirklich souveränen Staat stützt sich die Staatssouveränität auf die Souveränität jedes einzelnen Bürgers.“ Solche Staaten bezeichnet man als frei. Wer das Glück hat, in einem Staat zu leben, der dem Ideal nahe genug kommt, kann seine Ansichten über die angemessenen Normen, Grenzen und Bedingungen der Meinungsfreiheit durch eine Vielzahl unzensierter Medien und durch den politischen Prozess zum Ausdruck bringen. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.

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Menschen sind biologisch weder gut noch böse

Die evolutionäre Sicht macht deutlich, dass es sich bei Empathie nicht um eine kulturell gelernte Fähigkeit handelt, sondern m eine tief in der Biologie des Menschen verwurzelte Funktion. Manfred Spitzer ergänzt: „Wie fast alles, was die Menschen ausmacht oder was sie tun, ist auch unsere Biologie kulturell stark beeinflusst, überformt oder geprägt. Dies darf jedoch nicht den Blick dafür verstellen, dass die grundlegenden Funktionen selbst nicht Teil unserer Kultur, sondern unserer Biologie sind.“ Diese Feststellung ist an dieser Stelle deswegen so wichtig, weil das „Wesen“ des Menschen häufig als grundsätzlich böse eingestuft wird. Der englische Philosoph Thomas Hobbes prägte den Satz: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Die japanische Kultur war früher minimalistisch

Alle Menschen werden als Minimalisten geboren und früher lebten die Japaner auch im Erwachsenenalter auch minimalistisch. Fremde, die vor der Industrialisierung nach Japan kamen, waren schockiert. Fumio Sasaki ergänzt: „Heute kann man sich das kaum mehr vorstellen, doch früher bestand die gesamte Garderobe der meisten Menschen aus zwei, drei Kimonos, die sie immer frisch und sauber hielten.“ Die Menschen hatten kaum Gepäck, dafür aber starke Beine, sodass sie jedes gewünschte Ziel zu Fuß erreichen konnten. Häuser waren ganz einfache Gebilde, die sich schnell wieder aufbauen ließen, und die Leute neigten nicht dazu, ihr ganzes Leben an einem Ort zu verbringen. Die japanische Kultur war eine minimalistische Kultur. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

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