Inzwischen ist die Debatte, wo eine akzeptable Grenze des Anstiegs der globalen Mitteltemperatur liegen mag, in vielen Ländern in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sie mit deutlich unter 2 Grad, wenn möglich 1,5 Grad markiert. Friederike Otto weiß: „Diese 1,5 Grad sind seither zum Inbegriff des Klimawandels geworden, und sie prägen die Art und Weise, wie wir über ihn und unsere Zukunft reden. In den Medien, im politischen oder auch im privaten Kontext sprechen wir stets über das 1,5-Grad-Ziel und damit über das Fieber als Symptom der Krankheit.“ Friederike Otto forscht am Grantham Institute for Climate Chance zu Extremwetter und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie hat das neue Feld der Zuordnungswissenschaft – Attribution Science – mitentwickelt.
Klima
Der Klimawandel verschärft die gesellschaftlichen Ungleichheiten
Friederike Otto beschreibt in ihrem Buch „Klimaungerechtigkeit“ wie der Klimawandel gesellschaftliche Ungleichheiten verschärft. Denn die Wohlhabenden sind nicht diejenigen, die am heftigsten von den Folgen ihres Verhaltens betroffen sind. Die Auswirkungen von Extremereignissen wie Hitzewellen in Kanada und Afrika oder Überschwemmungen in Pakistan haben die unterschiedlichsten Auswirkungen. Jedes Zehntel Grad globaler Erwärmung führt zu immer größeren Schäden und Verlusten. Aber wer diese spürt und wie, hängt nur zu einem ganz geringen Teil vom Wetter und Klima ab. Die Autorin weiß, was getan werden muss, um die Welt unter diesen neuen Vorzeichen zu einer gerechten zu machen. Friederike Otto forscht am Grantham Institute for Climate Chance zu Extremwetter und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie hat das neue Feld der Zuordnungswissenschaft – Attribution Science – mitentwickelt.
Das Internet gilt als Klimakiller
Wenn das Internet ein Land wäre, gehörte es zu den Top Ten der Energieverbraucher, in einer Liga mit Staaten wie den USA, China, Indien, Russland, Japan oder Deutschland. Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Und während in vielen Wirtschaftsbereichen langsam – zu langsam! – der Energiebedarf zu sinken beginnt, wächst der Energiehunger der digitalen Welt um neun Prozent pro Jahr.“ Allein die Streamingdienste sind für etwa 300 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich. Das entspricht immerhin fast einem Drittel der Emissionen des globalen Luftverkehrs. So gesehen sind Katzenvideos fast so klimaschädlich wie Flugreisen. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.
Emissionen beschleunigen die Erderwärmung
Die Welt erwärmt sich seit der letzten Kaltzeit, deren Maximum vor circa 20.000 Jahren war. Zu dieser Zeit gab es auf der Welt ausgedehnte Gletscher, die große Mengen an Wasser banden und den Meeresspiegel um etwa 100 Meter absinken ließen. Ille C. Gebeshuber erklärt: „Nordeuropa, einschließlich der britischen Inseln, war von dicken Eismassen bedeckt. Seit dem Ende der Kaltzeit vor circa 12.000 Jahren befinden sich die Gletscher auf dem Rückzug.“ Da die CO2-Konzentration in der Atmosphäre einen Einfluss auf die nach wie vor stattfindende Erderwärmung hat, beschleunigen die massiven Emissionen der Menschheit diesen Prozess. Positiv ist die Erwärmung für die nördliche Hemisphäre. Dort können in Sibirien und Kanada mehr Landmassen für die Landwirtschaft erschlossen werden. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.
Das Terroir bestimmt den Geschmack des Weins
Von Terroir spricht man oft im Zusammenhang mit dem Geschmack eines Weines. Der französische Begriff beschreibt die Art, wie sich Boden, Klima und Lage eines Weinbergs auf der Zunge bemerkbar machen. Aldo Sohm und Christine Muhlke erklären: „Die Trauben werden nicht nur durch die Mineralien in den unterschiedlichen Böden geprägt. Sei es Sand, Ton, Kalkstein oder reicher Lehmboden. Es prägt sie ebenso die Kombination aus Mikroklima und Höhenlage oder Ausrichtung des Weinbergs.“ Jedoch ist die Vorstellung, dass Mineralien den Geschmack beeinflussen, nicht wissenschaftlich belegt. Im Jahr 2013 haben Forscher herausgefunden, dass Pilze und Bakterien möglicherweise eine größere Rolle bei der Beeinflussung des Geschmacks spielen. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Apppétit“.
Große Probleme lassen sich nur global lösen
Auch beim Ausstoß von Treibhausgasen hat man erkannt, dass alles mit allem zusammenhängt. Malte Rubach fügt hinzu: „Handel macht nicht an Ländergrenzen halt, genauso wenig wie Treibhausgase. Die Biologie generell nicht, wie uns die weltweite Corona-Pandemie gelehrt hat.“ Große Probleme lassen sich nur durch globale Netzwerke und Zusammenarbeit lösen. Die Umsetzung muss aber regional an die jeweiligen Umstände angepasst erfolgen. Ressourcen werden in dem einen Land verbraucht, um Waren zu produzieren, die in einem anderen Land konsumiert werden. Menschen reisen oder wohnen hier wie dort und nehmen an einem globalen Wirtschafts- und Rohstoffkreislauf teil. Da ist es schwer für den Einzelnen, da noch den Überblick zu behalten. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.
Die Landwirtschaft existiert seit 12.000 Jahren
Landwirtschaft wird seit der neolithischen Revolution systematisch betrieben. Ihre Anfänge reichen bis etwa 10.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung zurück. Sie beruht eigentlich immer auf „Kulturpflanzen“, das heißt auf genetisch „manipulierten“ durch Züchtung und Kreuzung mit bestimmten Eigenschaften versehenen Sorten. Daniel Goeudevert erklärt: „Solche Verbesserungen zogen sich meist über viele Jahre, manchmal über Generationen hin und brachten eine Vielzahl regional ganz unterschiedlicher Sorten hervor.“ Diese waren den Bedingungen ihrer jeweiligen Umwelt – dem Klima, dem Nährstoffgehalt der Böden, dem Wasserhaushalt – zunehmend besser angepasst. Das alles war über Jahrtausende Sache der Landwirte, die ihre Felder mit den Pflanzen bebauten, die dort am besten gedeihen konnten. Und es war eine durch und durch gute Sache. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.
Die Menschheit ist vom Wachstum besessen
Das Klima wandelt sich. Das Eis schmilzt. Eine Million Arten stehen vor der Auslöschung. Die Menschheit verschiebt das ökologische Gleichgewicht mit völlig unvorhersehbaren Folgen. Manchmal auf eine Art und Weise, die sich als tödlich erwiesen hat. Tim Jackson schreibt im Prolog seines neuen Buchs „Wie wollen wir leben?“: „Der endliche Planet, den wir unsere Heimat nennen, wird durch die massive Ausweitung menschlicher Aktivitäten vielleicht unwiderruflich verändert. Alles unter dem verführerischen Banner des Fortschritts.“ Derzeit ist jedoch „Postwachstum“ scheinbar ein Begriff und eine Gedankenwelt, auf die man noch nicht verzichten kann. Selbst in Zeiten eines Umbruchs ist die Menschheit immer noch vom Wachstum besessen. Tim Jackson ist Direktor des Centre for the Understanding of Sustainable Prosperity. Außerdem lehrt er als Professor für nachhaltige Entwicklung an der University of Surrey (UK).
Europa soll bis 2050 klimaneutral werden
Die Klimaerwärmung war vor der Coronakrise ein dominierendes Thema auf der Agenda der internationalen Politik. Clemens Fuest nennt ein Beispiel: „In der EU wurde 2019 der „European Green Deal“ beschlossen.“ Es ist das zentrale politische Projekt der Europäischen Kommission unter der Präsidentschaft Ursula von der Leyen. Es soll Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Die von Schülern getragene Bewegung „Fridays for Future“ erzielte hohe Aufmerksamkeit in den Medien. Kaum eine Woche verging, ohne dass Greta Thunberg irgendwo auf der Welt auftrat und die Regierenden für Untätigkeit beim Klimaschutz anklagte. Seit dem Ausbruch der Coronakrise hat sich das radikal geändert. Die Klimapolitik ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Daher stellt sich die Frage, wie es nach der Krise mit der Klimapolitik weitergehen kann und soll. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.
Die Natur reguliert und heilt sich selbst
Peter Wohlleben beschreibt in seinem neuen Buch „Der lange Atem der Bäume“, wie sich die Natur wunderbar selbst regulieren und heilen kann. Dies gelingt ihr aber nur, wenn die Menschen sie in Ruhe lassen. Bäume passen sich beispielsweise an ihre Umgebung an. Sie geben sogar ihre Erfahrungen mit veränderten Umweltbedingungen an ihren Nachwuchs weiter. Doch die Anpassungsfähigkeit hat ihre Grenzen. Laubbäume brauche gerade jetzt die intakte Gemeinschaft, um sich gegenseitig zu unterstützen. Sie kühlen sich durch Verdunstung und können sogar Regenwolken erzeugen. Doch all diese Fähigkeiten gehen durch massive Holzeinschläge verloren. Und die nicht heimischen Nadelbäume haben durch die zunehmende Trockenheit und Hitze ohnehin keine Zukunft mehr. Der Forstwirt Peter Wohlleben arbeitet in der von ihm gegründeten Waldakademie in der Eifel und setzt sich weltweit für die Rückkehr der Urwälder ein.
Das Klima formt Köper und Geist
Abgeleitet von κλίνω – das griechische Wort für neigen – meint Klima zunächst einmal nicht mehr und nicht weniger als den Einfallswinkel der Sonne an einem gegebenen Ort. Klima ist also ursprünglich, bei Eratosthenes, Hipparchos und Aristoteles, eine geographische Kategorie, ein Breitengrad. Eva Horn fügt hinzu: „Es bezeichnet Zonen oder, mit einem Ausdruck des 18. … Weiterlesen
Der Einfluss des Menschen auf das Klima ist gewaltig
Lebensmittel sind der wichtigste Reproduktionsfaktor der Menschheit. Sämtliche technologische Errungenschaften haben in erster Linie dazu beigetragen, mehr Lebensmittel in kürzerer Zeit und mit weniger menschlicher Arbeitskraft zu produzieren. Das hat wiederum zu einer Steigerung der menschlichen Vermehrungsrate geführt. Malte Rubach schaut sich kurz an, welchen Einfluss der Mensch auf Klima hat. Weltweit und hier in Deutschland: „Doch da ist schon das erste Problem, es geht wieder um Zahlen. Sicher, es gibt eine relativ zuverlässige Quelle für den aktuellen Ausstoß von Treibhausgasen, den Weltklimarat.“ Der Energiesektor macht 75 Prozent aller weltweiten Treibhausgase aus. Die Landwirtschaft folgt mit 12 Prozent. Industrie- und Baugewerbe sind für 9 Prozent verantwortlich. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.
Selbst in Deutschland wird das Wasser knapp
Der menschliche Einfluss auf die Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane steht für 95 Prozent der Wissenschaftler fest. Zudem verändert der Mensch den globalen Wasserkreislauf und ist für die Abnahme von Schnee und Eis verantwortlich. Außerdem trägt er die Schuld am Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels. Dies alles hat extreme Wetter- und Klimaereignisse hervorgerufen. Katia Henriette Backhaus stellt fest: „Dieser Wandel ist nicht nur mehr abstrakt. Die extreme Dürre und Hitze des Sommers 2018 haben zu massiven Ernteausfällen in Deutschland geführt.“ In mehreren Regionen wurde das Wasser spürbar knapper. Die Kommunen riefen die Menschen dazu auf, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.
Nichts schont das Klima mehr als der Verzicht
Die Reparatur symbolisiert die Bereitschaft zu „armen“ Lösungen, zu einem ökologischen Konservatismus. Dieser unterscheidet sich doch stark vom Konsumkonservatismus der Wirtschaftsliberalen. Denn diese leugnen den Klimawandel und „erschließen“ lieber Naturschutzgebiete, als sparsamer zu wirtschaften. Wolfgang Schmidbauer betont: „Es gibt keine einfache Aktion, die das Klima mehr schont, als der Verzicht. Natürlich sind Windkraftanlagen trotz der Umweltbelastungen, die sie mit sich bringen, besser als Atomkraftwerke. Aber beide übertrifft der Verzicht auf Verschwendung in seiner Nachhaltigkeit bei Weitem.“ Gefordert ist das Denken in komplexen Systemen – mit Respekt vor persönlichen Bedürfnissen. Wer ein altes Auto aufmerksam und liebevoll pflegt, gewinnt etwas an ökologischer Qualität. Denn er verzichtet auf den Neuwagen und ist motiviert, schonend zu fahren. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer ist Autor zahlreicher Fach- und Sachbücher, die sich millionenfach verkauften.
Nutztierwirtschaft ist ein großes Verbrechen
Yuval Harari postuliert in seinem Buch „Sapiens“, dass die Erfindung der Landwirtschaft der größte Schwindel in der Menschheitsgeschichte war. Er schildert darin, warum letztlich erst die Landwirtschaft dazu geführt hat, dass die Menschheit vor den heutigen Problemen eines überbevölkerten Planeten steht. Diese Probleme sind so ziemlich alles, was Malte Rubach in den heutigen Debatten über Ernährung, Nachhaltigkeit und Gesellschaft begegnet. Yuval Harari plädiert dafür, nach und nach, aber in einem stetigen Prozess auf tierische Lebensmittel zu verzichten. Denn er vertritt die Auffassung, dass die Nutztierwirtschaft das größte Verbrechen der Geschichte ist. Die Realität unterliegt ständigen Veränderungen. Und übrigens, auch die Realität von Yuval Harari sieht etwas anders aus, als es sein veganer Lebensstil es erahnen lässt. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.
Wein ist Kultur
Für Aldo Sohm un Christine Muhlke ist Wein Kultur, Geschichte und ein Lifestyle-Produkt. Er bringt die Menschen über Generationen und Ländergrenzen hinweg zusammen. Dabei ist Wein nichts weiter als vergorener Traubensaft. Oder präziser, Saft von gepressten Trauben, deren Zucker mithilfe von natürlicher Hefe oder Reinzuchthefe zu Alkohol und Kohlendioxid vergoren wird. Je nach Rebsorte kann die Gärung und Holzfässern oder Tanks aus Edelstahl erfolgen. Manche Weine füllt man sofort in Flaschen ab und verkauft sie jung. Andere verbringen längere Zeit in ihren Gärbehältern, bevor sie ihren Weg in die Flasche finden. Wieder andere reifen vor dem Verkauf in der Flasche weiter. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Apppétit“.
Eine bewusste Ernährung schützt das Klima
Anschaulich erklärt Malte Rubach in seinem Buch „Die Ökobilanz auf dem Teller“ die Zusammenhänge zwischen Klima und Ernährungswirtschaft. Dabei setzt er den ökologischen Fußabdruck der Lebensmittel in Beziehung zu anderen Alltagshandlungen wie Reisen, Wäschewaschen oder Online-Streaming. Wie sollen sich die Menschen ernähren, um das Klima zu schützen. Der absolute Verzicht auf tierische Lebensmittel ist für den Ernährungsexperten Malte Rubach nicht die Lösung. Seiner Meinung nach bewirkt bewusster Konsum viel mehr: „Wer in Deutschland auf regionale und saisonale Produkte setzt, kann effektiv dabei helfen, das Klima hier und anderswo zu schützen.“ Der Autor plädiert für einen maßvollen Genuss und fordert, dass eine neue ökologische Landwirtschaft zum Standard wird. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.
Die Menschheit zerstört ihre Lebensgrundlage
Das Thema, um das sich in der neuen Sonderausgabe des Philosophie Magazins alles dreht, ist die Klimakrise. Dass die Erde sich erhitzt, wissen Menschen, die ihren Verstand gebrauchen schon lange. Was aber bei Catherine Newmark, der Chefredakteurin des Sonderhefts offene Fragen hinterlässt, ist folgendes: „Dass aus diesem Wissen allerdings seit Jahrzehnten kein Handeln folg, dass wir anscheinend nicht fähig oder willig sind, etwas an unserem Verhalten zu ändern oder global zu kooperieren, ist ein mehr als mehr als irritierender Befund.“ Extrem schwer fällt es der Menschheit, die Rechte anderer Spezies oder gar der Natur oder des Planeten als Fragen in ihr Denken miteinzubeziehen. Denn ihr Naturverhältnis konzentriert sich seit Jahrhunderten vor allem darauf, die Natur nutzbar zu machen und sich ihre Bedrohlichkeit mittels Technik vom Leib zu halten.
Im Beruf sind Luxusaufgaben selten
Das „Bloß nicht arbeiten!“-Phänomen zieht sich durch alle Altersschichten und Hierarchieebenen, Branchen, Berufsgruppen, Unternehmen, Verbände, Vereine und Familien: Einige sind voll dabei, übernehmen Verantwortung und Aufgaben und bringen Leistung, während andere gerade einmal das Nötigste erledigen. Wohlgemerkt: Nicht, weil sie nicht könnten, am Ende ihrer Kräfte oder dem Burn-out nahe sind. Nein, wer objektiv nicht kann oder überfordert ist, den und die nimmt Evi Hartmann ausdrücklich von jedem Vorwurf aus: „Ich meine vielmehr jene, die von ihren Voraussetzungen, Qualifikationen und Fähigkeiten durchaus in der Lage sind, die gesellschaftlichen Aufgaben zu erledigen. Sie tun es bloß nicht. Und sie leiden auch nicht darunter, dass sie es nicht tun.“ Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.
Jeder Mensch kann sein persönlichen Ängste regulieren
Gesunde Angst ist ein Mechanismus des Schutzes, der das Überleben eines Menschen sichert. Sie warnt und hält einen davon ab, unverantwortliche Risiken einzugehen. Georg Pieper ergänzt: „Zugleich mobilisiert Angst Kräfte, um eine Gefahrensituation zu überstehen und etwa bei einer Schlägerei oder einem Hausbrand schnell weglaufen zu können.“ Aber es gibt eben auch übertriebene Angst, die einen Menschen nicht schützt, sondern im Gegenteil eher Probleme macht. Sie hat einen negativen Einfluss auf das Lebensgefühl und die Lebensgestaltung, und sie vergiftet das Klima in der Gesellschaft. Dieser Angst sollte man deshalb nicht die Macht über sein Denken und Handeln überlassen, sondern dafür sorgen, dass sie von Stärke, Selbstbewusstsein, positiven Gefühlen und Zuversicht gelenkt werden. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.
Der Klimawandel verursacht weltweit Umeltkatastrophen
Wer über die Zukunft nachdenken will, muss einen Satz aus seinem Wortschatz streichen. Dieser Satz lautet: „Das kann nie passieren.“ Denn so vieles ist in den letzten Jahren geschehen, was kluge, datengefütterte oder intuitive, persönliche oder akademische Analysen für unmöglich erklärt hatten. Eines dieser Ereignisse ist der Klimawandel, der weltweit immer größere Umweltkatastrophen verursacht. Die zu erwartenden Folgen der Erderwärmung sind gut erforscht. Philipp Blom erklärt: „Zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, und die Ozeane enthalten mehr als 95 Prozent des gesamten auf der Erde vorhandenen Wassers. Durch die Erwärmung dehnt sich das Wasser in den Ozeanen aus und führt zu einem Anstieg des Wasserspiegels, der die Küstenregionen bedroht.“ Die Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.
Allan Guggenbühl erklärt die Aufgaben des öffentlichen Diskurses
Die Vermittlung von Informationen, Kontrolle und Aufklärung sind Aufgaben, die man dem öffentlichen Diskurs zuschreibt. Erfüllt er einer dieser Aufgaben nicht, reagieren viele Bürger mit Befremden. Allan Guggenbühl fügt hinzu: „Der öffentliche Diskurs hat jedoch noch eine andere Aufgabe: Er liefert Material und Hintergrundszenarien, damit wir unser Dasein, uns selbst und unsere Mitmenschen ertragen und verstehen.“ Der öffentliche Diskurs hat die Rolle des Erzählers übernommen, wie es früher der Schamane oder Dorfweise tat. Wie und was ein Mensch denkt, hängt von seinem Beeinflussungsgrad durch den öffentlichen Diskurs ab. Um den roten Faden des öffentlichen Diskurses mit Klugheit zu verstehen, muss man über ihren Einfluss auf die Psyche nachdenken. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.
Christian Felber plädiert für einen ethischen Welthandel
Christian Felber widmet sich in seinem neuen Buch „Ethischer Welthandel“ möglichen Alternativen zu TTIP, WTO und Co. Der Gründer der Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie kritisiert die Religionen des Freihandels und des Protektionismus. Christian Felber schlägt vor: „Weniger Hürden soll es für jene Staaten und Unternehmen geben, die einen Beitrag zu Menschenrechten, nachhaltiger Entwicklung, Verteilungsgerechtigkeit, kultureller Vielfalt oder sinnvollen Arbeitsplätzen leisten.“ Dagegen soll es Handelsbarrieren für diejenigen geben, die Menschenrechte missachten, keine Rücksicht auf das Klima nehmen oder Menschen ausbeuten. Der Grund, dass sich heutzutage der Handel zu einem reinen Selbstzweck entwickelt hat, könnte recht einfach darin liegen, dass mehr Handel schlicht mehr Geschäft für die Händler bedeutet. Und die bedeutendsten Händler sind heute internationale Konzerne. Der Universitätslektor und Autor Christian Felber lebt in Wien und ist Mitbegründer von Attac in Österreich.
Die Stabilisierung des Klimas ist die größte Aufgabe der Menschheit
Ostafrika und das südliche Afrika waren in diesem Jahr sehr stark von den Folgen El Niños betroffen. Vielerorts wurde durch Dürrekatastrophen der Ausnahmezustand ausgerufen, auch zum Beispiel in Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt. Laut der Vereinten Nationen waren im Sommer 40 Prozent der Menschen in dem kleinen afrikanischen Land von einer Hungersnot bedroht. Hans Joachim Schellnhuber erklärt: „Das geht auch auf die gravierenden Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño zurück, das durch Veränderungen der Wasser- und Luftströmungen im Pazifik auf dem ganzen Erdball Extremwetterereignisse bewirkt.“ Ostafrika und das südliche Afrika sind davon besonders betroffen und haben mit Trockenheit und Dürre, aber auch heftigen Regenfällen und Überschwemmungen zu kämpfen. Dr. Hans Joachim Schellnhuber ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Die Epoche der Gegenwart heißt Anthropozän
Die Geschichte der Entwürfe eines Neuen Menschen ist eine Geschichte der Selbstermächtigungen. In ihrem Kern geht es um das Projekt einer Überschreitung von menschlichen Grenzen: seien es die seiner Bewegung im Raum, die Limitiertheit seiner Lebenszeit oder die Einschränkungen seiner Wahrnehmungs- und Denkfähigkeiten. Eva Horn erklärt: „Die Imperative dieses Steigerungsprogramms reichen vom Gebot eines „Ausgangs des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ über die Anthropotechniken der Fremd- und Selbstdisziplinierung und die biopolitischen Träume einer forcierten Evolution bis zu den Versprechen einer technischen Auf- und Umrüstung des menschlichen Körpers und Geistes.“ Was sie hinter sich lassen, ist eine doppelte Natur: einerseits eine Natur des Menschen, die zur anthropologischen Grundausstattung erklärt wird, welche es zu überwinden oder zu erweitern gilt. Eva Horn ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur und Kulturtheorie an der Universität Wien.