Verlusterfahrungen sind eines der Grundprobleme der Moderne

In seinem neuen Buch „Verlust“ beschreibt der Soziologe Andreas Reckwitz ein Grundproblem der Moderne. Etwa Vierfünftel der Deutschen blicken pessimistisch in die Zukunft. Auch ist der Anteil derjenigen, die erwarten, dass es künftigen Generationen schlechter gehen wird, in den letzten Jahren beständig gewachsen. Für Andreas Reckwitz ist es bemerkenswert, wie stark sich negative gesellschaftliche Zukunftserwartungen seit den 2010er Jahren in vielen westlichen Ländern verfestigt haben. Auch bezogen auf die Kompetenz der Problemlösung liberaler Demokratien haben sich die Erwartungen flächendeckend eingetrübt. Dadurch ist in den westlichen Gesellschaften ein politischer Vertrauensverlust zu verzeichnen. In den Buchhandlungen und auf dem Markt der Sachbücher der Gegenwart stechen der Umfang und die Relevanz psychischer Ratgeber ins Auge. Auf besonderes Interesse stoßen dabei jene Bücher, die den Umgang mit der Trauer zum Thema haben und die sich mit Trennungen, Verletzlichkeit und Verlustschmerz befassen. Andreas Reckwitz ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Von Hoffnung zu reden hat Konjunktur

In seinem neuen Buch „Hoffnung“ begibt sich Philipp Blom auf historische und philosophische Spurensuche. Dabei findet er gute Gründe, warum Menschen auch heute noch hoffen dürfen und müssen. Von Hoffnung zu reden hat Konjunktur. Ganze Karrieren setzen auf dieses Geschäftsmodell, den Leuten zu erzählen, dass tatsächlich alles immer besser wird, dass der Mensch gut ist und alle Indikatoren nach oben zeigen. Philipp Blom fügt hinzu: „Diese etwas plattfüßige Auffassung einer Art ewiger Seligkeit ist der zweite Aufguss einer christlichen Idee, nach der die Geschichte auf ein Ziel zugeht, auf die Erlösung, das himmlische Jerusalem.“ Heutzutage nennt man diese Idee Fortschritt. Alles wird unaufhörlich immer besser. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Im Idealfall ist eine philosophische Reise ein Gesamtkunstwerk

Peter Vollbrecht schreibt in seinem neuen Buch „Magische Orte des Denkens“: „Philosophische Reisen machen mit entfernteren und näheren Epochen bekannt, sie schreiten weite denkerische Horizonte aus und führen idealerweise immer auch zurück zum persönlichen Gesichtskreis eines jeden Teilnehmers. Erst wenn die Abenteuer des Denkens in unserer inneren Welt eine resonante Schwingung erzeugen, gewinnen sie einen existenziellen Wert.“ Auf jeder philosophischen Reise muss das Thema ein Echo in der Seele finden. Es muss berühren können. Es darf, ja es sollte durchaus das Denken herausfordern. In der Ideallinie wäre eine philosophische Reise ein Gesamtkunstwerk. Gute Balancen entscheiden alles. Seminarzeiten, Kaffeepausen, Mittagspausen, Exkursionen, das kulturelle Abendprogramm, die Örtlichkeit und das Thema und nicht zuletzt: das Essen. Dr. Peter Vollbrecht studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Heidelberg, Bayreuth und New Delhi.

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Viele Reformen werden ohne mehr Gerechtigkeit nicht durchsetzbar sein

Das neue Buch von Petra Pinzler „Hat das Zukunft oder kann das weg?“ soll als Kompass in eine gute Zukunft dienen, der ganz privaten und der des Landes. Deswegen sucht die Autorin nach den Faktoren, die eine Gesellschaft braucht, um die alten Ideen vom Fortschritt zu aktualisieren und daraus die nötige Kraft für Veränderung zu schöpfen. Petra Pinzler erzählt, welche klassischen Fortschrittskonzepte es gab, welche heute noch passen und wie die Konzepte der Parteien modernisiert werden müssten. Viele der notwendigen Reformen werden jedoch ohne mehr Gerechtigkeit nicht durchsetzbar sein. Petra Pinzler warnt: „Dabei drängt die Zeit mehr denn je. Denn eines ist klar: die Polykrisen werden – so oder so – für Wandel sorgen. Petra Pinzler arbeitet als Hauptstadtkorrespondentin der Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie schreibt zudem Bücher über Wirtschaft, Umwelt und Klimaschutz.

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Timothy Snyder erklärt die Bedeutung von Freiheit

In seinem neuen Buch „Über Freiheit“ beschreibt Timothy Snyder, was Freiheit bedeutet, wie sie oft missverstanden wird und warum sie für die Menschheit die einzige Chance ist zu überleben. Zudem versucht Timothy Snyder, Freiheit zu definieren. Diese Aufgabe beginnt mit der Rettung des Wortes vor übermäßigem Gebrauch und Missbrauch. Er fürchtet das Menschen in den Vereinigten Staaten, von Freiheit sprechen, ohne wirklich darüber nachzudenken. Timothy Snyder schreibt: „Amerikaner denken dabei oft an die Abwesenheit von etwas: von Besatzung, Unterdrückung oder sogar von Regierung. Ein Individuum ist frei, glauben wir, wenn die Regierung aus dem Weg ist. Negative Freiheit ist unser gängiges Verständnis.“ Timothy Snyder ist Professor für Geschichte an der Yale University und Permanent Follow am Institut für die Wissenschaft vom Menschen in Wien.

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Mündigkeit und Mut charakterisieren die vier Geister der Gegenwart

In seinem neuen Buch „Geister der Gegenwart“ entwirft Wolfram Eilenberger ein großes Ideenpanorama der westlichen Nachkriegszeit. Dazu begibt er sich auf die Spuren von Theodor W. Adorno, Susan Sonntag, Michel Foucault und Paul K. Feyerabend. Wolfram Eilenberger schreibt: „Dieses Buch ist das Zeugnis einer Befreiung. Sie wurde vom Autor in langen Jahren erträumt. Das Philosophieverständnis, von dem diese Befreiung geleitet ist, widerspricht den derzeit vorherrschenden Formen akademischen Philosophierens. Aber nicht der philosophischen Tradition.“ Dies erklärt auch die Auswahl der Leitgestalten dieses Buches. Alle vier hier näher vorgestellten „Geister der Gegenwart“ standen zu den seit dem Nachkrieg sich institutionell verfestigenden Formen und Schulen des Philosophierens in einem Verhältnis unterlaufender Gegnerschaft. Darüber hinaus bilden sie selbst keine Gruppe oder Schule. Auch schufen sie keine Theorie oder gar ein System.

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Andrea Römmele fordert mehr Zukunftsmut

In einer Demokratie können die Bürger die Zukunft mitgestalten. Denn in der Regel kündigen sich große politische, ökonomische oder gesellschaftliche Veränderungen an. Sie vollziehen sich prozesshaft und langsam. Viele akute Krisen und disruptive Ereignisse sind nur die sichtbare Folge eines schon lang andauernden Trends, den die Wissenschaft schon früh vorgezeichnet hat. Diese Trends gilt es zu verstehen, zu durchdenken und mögliche Konsequenzen daraus abzuleiten. Das ist der Ausgangspunkt des neuen Buchs „Demokratie neu denken“ von Andrea Römmele. Deutschland, Europa und die Welt stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära. Das Zeitalter westlicher Vorherrschaft geht zu Ende. Rechtspopulistische Parteien fordern die Demokratien heraus. Andrea Römmele ist Professorin für Politische Kommunikation und Vizepräsidentin an. der Hertie School in Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Demokratie, Wahlen und politische Parteien.

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Die Arten von Unwissenheit sind zahlreich und vielfältig

Die Zeit scheint gekommen für einen Überblick über die Rolle der Unwissenheit – einschließlich des bewussten Ignorierens – in der Vergangenheit. Peter Burke ist zu der Ansicht gelangt, dass diese Rolle bisher unterschätzt worden ist, was zu Missverständnissen, Fehlurteilen und anderen Arten von Fehlern geführt hat, oft mit schlimmen Folgen. Das wird besonders zum jetzigen Zeitpunkt deutlich, da die Regierungen zu wenig und zu spät auf den Klimawandel reagieren. In seinem neuen Buch „Die kürzeste Weltgeschichte der Unwissenheit“ zeigt Peter Burke, sind sowohl die Arten von Unwissenheit wie auch die daraus folgenden Katastrophen zahlreich und vielfältig sind. Sechzehn Jahre lehrte Peter Burke an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College und ist inzwischen emeritiert.

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Die Generation Z wird die Gesellschaft verändern

Das Institut für Generationenforschung, das Rüdiger Maas gegründet hat, untersucht seit vielen Jahren die Generation Z mit Fokus auf den Arbeitsmarkt. In seinem neuen Buch „Generation arbeitsunfähig“ beantwortet Rudiger Maas unter anderem folgende Fragen: „Was ist dran an dem Gefühl, dass die heutige Jugendgeneration anders tickt? und „Wie sollten wir ihr begegnen?“ In seinem Buch nimmt er seine Leser mit auf eine Spurensuche. Anhand einiger Protagonisten erfährt man, warum die heutigen Nachwuchskräfte so sind, wie sie sind, wie viele von uns sie wahrnehmen. Aber auch, inwieweit wir sie in der Regel richtig und wo falsch wahrnehmen und wie all das unsere Gesellschaft verändern wird. Rüdiger Maas studierte in Deutschland und Japan Psychologie. Er ist Gründer eines Instituts für Generationenforschung. Zuletzt erschien sein Bestseller „Generation lebensunfähig“.

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Der Informationsfluss hat die Menschheit und die Welt geformt

Das neue Buch „Nexus“ von Yuval Noah Harari erzählt, wie der Informationsfluss die Menschheit und die Welt geformt hat. Die Geschichte beginnt in der Steinzeit, berichtet über die Erfindung des Buchdrucks und dem Aufstieg der Massenmedien sowie dem Wiederaufleben des Populismus in der Gegenwart. Zugleich steht die Menschheit heutzutage am Rande eines ökologischen Zusammenbruchs, verschuldet durch den Missbrauch der eigenen Macht. Yuval Noah Harari warnt: „Wir entwickeln neue Technologien wie die künstliche Intelligenz (KI), die das Potenzial haben, sich unserer Kontrolle zu entziehen und uns zu versklaven oder gar zu vernichten.“ Doch die Menschheit tut sich nicht etwa zusammen, um diesen Bedrohungen geschlossen entgegenzutreten, sondern die internationalen Spannungen nehmen zu. Der Historiker, Philosoph und Autor von einigen Weltbestsellern Yuval Noah Harari zählt zu den einflussreichsten Intellektuellen weltweit.

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Die Demokratie kann sich gegen Rechtsextremisten verteidigen

In seinem Buch „Machtübernahme“ beschreibt Arne Semsrott, was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren. Und er liefert konkrete Strategien dafür, wie die Bürger die demokratische Gesellschaft verteidigen können. Der Autor spielt immer wieder Szenarien durch, welche die Konsequenzen einer rechtsextremistischen Machtübernahme behandeln. Noch gab es allerdings noch keine alptraumhafte Wahlnacht, nach der die Alternative für Deutschland (AfD) in die Regierung kommt. Aber es ist nicht schwer sich auszumalen, wie der weitere Aufstieg der Partei aussehen könnte. Die AfD ist im Kern eine rechtsextreme, eine menschenfeindliche, eine verfassungsfeindliche Partei. Bausteine ihrer Ideologie basieren auf der Annahme, dass manche Menschen mehr wert sind als andere. Ihre Vorstellungen sind durchzogen von Rassismus, von Queer- und Frauenfeindlichkeit. Die AfD ist dominiert von Menschen, die autoritäre und national-völkische Ideen verwirklichen wollen. Arne Semsrott ist Politikwissenschaftler und Aktivist.

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Matthias Horx begibt sich auf die Suche nach der wahren Zukunft

Fast sein ganzes Leben hat Matthias Horx über eine Frage nachgedacht: „Was bedeutet eigentlich Zukunft?“ Eine andere Frage, die ihn lebenslang beschäftigt, lautet: „Wie entsteht Wandel?“ In seinem neuen Buch „Der Zauber der Zukunft“ hat Matthias Horx versucht, die Wandel-Zeiten zu skizzieren, welche die Generation der Boomer in friedlichen und zukunftsfreudigen Zeiten durchlebte. Die Gegenwart dagegen wird beherrscht von einer Omnikrise, in der die Zukunft hinter dem Horizont zu verschwinden scheint. Deshalb begibt sich Matthias Horx auf die Suche nach der wahren Zukunft. Dieses Buch ist auch ein Buch über den Irrtum, und was Menschen mit ihm anfangen können. Matthias Horx betont: „Nein, die Zukunft kommt nicht auf uns zu. Die Zukunft beginnt, wenn wir uns selbst verwandeln. Wenn wir in den Spiegel der Welt schauen, und uns in ihr neu erkennen. Wenn wir andere werden, in neuen Perspektiven.“ Matthias Horx zählt zu den einflussreichsten Trend- und Zukunftsforschern des deutschsprachigen Raums.

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Hoffnung muss gelernt und weiterentwickelt werden

In seinem Buch „Philosophie der Hoffnung“ zeigt Lars Svendsen, dass sich das Hoffen zu keiner Zeit vom Handeln eines Menschen loslösen lässt. Denn Hoffnung ebnet nicht nur den Weg zu einem lebenswerten Leben, sondern ist auch die Pflicht eines Jeden gegenüber sich selbst. Das menschliche Leben ist von Hoffnung durchdrungen. Lars Svendsen schreibt: „Es ist schwer, sich einen Menschen vorzustellen, der nicht hofft, aber dennoch funktioniert. Man kann ohne Hoffnung durchaus am Leben sein, aber nicht wirklich leben.“ Hoffnung ist nichts, was plötzlich wie aus dem Nichts im Gefühlsleben eines Menschen auftaucht. Sie muss gelernt und weiterentwickelt werden. Lars Frederik Händler Svendsen ist Philosoph und Professor für Philosophie an der Universität Bergen. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet.

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Gesellschaftlich brisante Fragen sind eng mit der Migration verbunden

In ihrem neuen Buch „Gegen die neue Härte“ beschreibt Judith Kohlenberger auf detaillierte Weise, wie eng gesellschaftlich brisante Probleme mit den Fragen von Migration und Flucht verbunden sind. Dabei stellt die Autorin fest, dass es eine neue Härte gibt, die immer tiefer in die Gesellschaft eindringt und mittlerweile vielerorts als „alternativlos“ gilt. Judith Kohlenberger schreibt: „Der politische Diskurs heizt sich immer weiter auf, gesellschaftliche Gräben werden tiefer, rechtspopulistische Kräfte erstarken, die bürgerlichen Institutionen verrohen und universale Rechte werden relativiert.“ Schuld daran, so die gängige Argumentation, seien „die Flüchtlinge“. Da immer mehr von ihnen gekommen seien, seien das System immer stärker unter Druck geraten und Kapazitäten an ihre Grenzen gelangt, sodass sich die Stimmung gedreht und ein Gefühl des Chaos und Kontrollverlusts um sich gegriffen habe. Judith Kohlenberger ist Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin am Institut für Sozialpolitik der WU Wien und dem Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip).

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Erfolgreiche Politik funktioniert nur ohne Egoismus

In seinem neuen Buch „Warum Politik so oft versagt“ erklärt Ben Ansell auf welche Weise Institutionen und Normen dafür sorgen, ob Politik erfolgreich ist oder ob sie scheitert. Politik ist ein heikler Begriff. Manche Menschen verbinden damit abstoßende, korrupte Machenschaften von Politikern. Für andere beschwört er Chancen herauf, was niemand allein bewerkstelligen kann. Vielleicht stimmt ja beides. Ben Ansell erläutert: „Politik bedeutet zunächst einmal die Art, wie wir kollektive Entscheidungen treffen. Die Art, wie wir in einer unsicheren Welt gegenseitige Verpflichtungen eingehen. Und Politik ist für die Lösung unserer Dilemmata von Klimawandel bis Bürgerkrieg, von globaler Armut bis zur Corona-Pandemie von wesentlicher Bedeutung.“ Doch Politik ist ein zweischneidiges Schwert: Sie verspricht nicht nur, die Probleme der Menschen zu lösen, sie schafft auch neue. Ben Ansell ist Professor für Politikwissenschaften am Nuffield College der Universität Oxford.

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Klagen von Kindern über Erziehungsfehler sind recht neu

Kinder und Eltern suchen, längst erwachsen und wirtschaftlich getrennt, immer noch nach Nähe und klagen über einen Mangel an Aufmerksamkeit. Wolfgang Schmidbauer schreibt in seinem neuen Buch „Böse Väter, kalte Mütter?“: „Entwertend und voller Klagen über nahe Verwandte bedeutet keineswegs, dass die Bindung an sie schwach, die Wünsche an sie zurückgenommen sind. Sie werden nach wie vor gebraucht.“ Manches an den Äußerungen hört sich an, als ginge es um die Rechtfertigung für einen eigenen Mangel an Lebenszufriedenheit oder Zukunftshoffnung. Während Klagen über missratene Kinder seit Anbeginn der Schriftkultur überliefert sind, sind Klagen von Kindern über Erziehungsfehler und Zuwendungsmängel der Eltern recht neu. Die Kinder vergleichen ihre Eltern mit dem Bild, das sie von „wirklich guten“ Eltern haben. Wolfgang Schmidbauer gilt als einer der bekanntesten Psychoanalytiker Deutschlands.

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Istanbul ist das Supermodel unter den Megacitys dieser Welt

Für das Autorenteam Michael Bussmann und Gabriele Tröger ist Istanbul das Supermodel unter den Megacitys dieser Welt. Die türkische Metropole ist eine prall gefüllte Schatzkammer auf zwei Kontinenten. Die Stadt ist hochemotional, voller Melancholie und wunderschön. Gegliedert haben die Autoren den Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag in 15 Touren. Tour eins führt beispielsweise nach Sultanahmet, ins Herz der historischen Altstadt. Hier tauchen die Touristen aus aller Welt in ein einzigartiges Freilichtmuseum ein. Auf wenigen Quadratkilometern konzentrieren sich hier die größten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ihre Silhouetten prägen das Stadtbild Istanbuls. Die Besucher stehen Schlange vor der Hagia Sophia, der Blauer Moschee und der Yerebatan-Zisterne. Abseits der touristischen Highlights lässt sich aber auch in Sultanahmet das Istanbul der Istanbuler entdecken, so zum Beispiel in den Vierteln Cancurtaran und Kadirga, südlich der großen Sehenswürdigkeiten am Marmarameer.

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Die EU konzentriert und verdichtet sich auf Brüssel

Europa konzentriert sich auf einen unglaublich kleinen Ort, der „Brüssel“ genannt wird. Robert Menasse schreibt: „Siebenundzwanzig Staaten, fast vierhundertfünfzig Millionen Menschen auf einer Fläche von über vier Millionen Quadratkilometern: zusammengefallen und verdichtet auf Brüssel.“ Die Europäische Union (EU) scheint nur noch als diese Chiffre zu existieren: Brüssel, das die Souveränität der Nationalstaaten, nationale Interessen und vor allem die Demokratie, die nur als nationale vorstellbar sei, verschlucken will. So erscheint heute der vorherrschende politische Europadiskurs. Vor rund siebzig Jahren sind europäische Nationen bewusst und planvoll in einen gemeinsamen nachnationalen Prozess eingetreten. Denn diese Generation der Politiker hatte in nur einer Lebenszeit ihre Erfahrungen mit gleich mehreren verheerenden nationalistischen Kriegen gemacht. Seit 1988 lebt der Romancier und kulturkritische Essayist Robert Menasse hauptsächlich in Wien.

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Die Alhambra in Granada zeichnet eine märchenhafte Pracht aus

Der MARCO POLO Reiseführer „Andalusien“ listet gleich auf den ersten Seiten die Top-Highlights dieses fantastischen Reiseziels auf. Der Parque Natural Cabo de Gata bietet den Besuchern eine Mittelmeerküste ganz ohne Beton, mit tollen Stränden inmitten einer skurrilen Vulkanlandschaft. Hervorragende Fotomotive bieten die versteinerten Dünen an der Playa del Arco bei La Isleta del Moro. Der Geruch des Atlantiks und das gleißende Licht des Südens kennzeichnen die Hafenstadt Cádiz. Verwinkelte Gassen, gemütliche Bars und kleine Läden prägen das alte Judenviertel von Sevilla. Bei Ronda handelt es sich um ein romantisches Städtchen, geteilt durch einen tiefen Abgrund, verbunden durch eine spektakuläre, fast 100 Meter hohe Brücke. Zu den größten Sehenswürdigkeiten in Andalusien zählt ohne Zweifel die Alhambra in Granada. Der maurische Königspalast bietet seinen Besuchern eine märchenhafte Pracht ohnegleichen.

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Der Neid ist das geheimste aller Gefühle

Bettina Schulte schreibt in ihrem Buch „Neid“: „Der Neid ist das verbotenste aller Gefühle – und ist die Todsünde, die überhaupt keinen Spaß macht.“ Trotzdem scheint er für die Entwicklung von Gesellschaften notwendig zu sein. Denn der Neidische fühlt sich dem anderen überlegen. Das spornt ihn an, des dem Beneideten gleichzutun. Die Neidproduzenten von heute heißen Influencer. Die sozialen Medien Facebook und Instagram sind die größten Neidmaschinen der Gegenwart. Neidisch sind immer nur die anderen. Nur weiß im Normalfall keiner vom Neid. Denn er ist tabu. Heutzutage gehört der Neid zu den letzten Gefühlen, die geheim gehalten werden. „Bewunderung ist glückliche Selbstverlorenheit, Neid unglückliche Selbstbehauptung“, fasst der dänische Philosoph Sören Kierkegaard den Unterschied zwischen neidloser Anerkennung eines anderen und neidischer Selbstbezogenheit in einem klugen Aphorismus zusammen. Die Kulturjournalistin Bettina Schulte promovierte über Heinrich von Kleist und war mehr als zwanzig Jahre leitende Redakteurin im Feuilleton der Badischen Zeitung.

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Beim Schutz von Vulnerablen geht Freiheit auf allen Seiten verloren

Die Kennzeichnung von Menschen als vulnerable dient dazu, deren Anliegen und Interessen als besonders bedeutsam zu markieren und die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen. Was allerdings eher neu zu sein scheint, ist der Umfang, in dem Vulnerabilitäten ernstgenommen werden. Frauke Rostalski schreibt in ihrem neuen Buch „Die vulnerable Gesellschaft“: „Aktuelle Debatten über Vulnerabilität lassen sich deshalb zugleich für ein Zeichen dafür deuten, dass eine Wertediskussion ansteht und ein Wertewandel im Gang ist – ein Wandel, der nicht zuletzt mit rechtlichen Mitteln vollzogen werden soll.“ Damit tritt aber eine weitere Kategorie auf den Plan, die für das gesellschaftliche Miteinander von besonderer Bedeutung ist: die Freiheit. Frauke Rostalski ist Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie, Wirtschaftsrecht, Medizinstrafrecht und Rechtsvergleichung an der Universität zu Köln.

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Die Staaten der Welt stehen vor gigantischen Herausforderungen

In seinem neuen Buch „Das Jahrhundert der Toleranz“ beschreibt Richard David Precht die großen Herausforderungen, die auf die Staaten der Welt im 21. Jahrhundert zukommen. Außerdem fragt er, wie ein halbwegs friedliches Miteinander möglich sein könnte und wie es sich vermeiden lässt, dauerhaft in alte Muster der Feindschaft und Konfrontation zurückzufallen. Dabei nimmt er eine philosophische Perspektive ein und bietet seinen Lesern daher keine schnellen Lösungen. Denn in der Gesellschaft, in Politik und Kultur werden Herausforderungen und Krisen nicht durch Lösungen aus der Welt geschafft. Richard David Precht erläutert: „Für welche Maßnahmen man auch immer sich entscheidet, stets werden Schwierigkeiten verlagert, überformt, in den Hintergrund gestellt oder durch andere Schwierigkeiten ersetzt.“ Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Die Generation Angst hat kein Enddatum

Das neue Buch „Generation Angst“ von Jonathan Haidt erzählt die Geschichte der Generation, die nach 1995 geboren wurde, allgemein als Generation Z bezeichnet. Dabei handelt es sich um jene Generation, die auf die sogenannten Millennials – geboren 1981 bis 1995 – folgte. Jonathan Haidt glaubt nicht, dass die Generation Z – die ängstliche Generation – ein Enddatum hat. Sie endet nur dann, wenn die Erwachsenen die Bedingungen für eine Kindheit verändern, die junge Menschen so ängstlich macht. Jonathan Haidt schreibt: „Generation Z wurde die erste Generation in der Geschichte, die ihre Pubertät mit einem Portal in der Tasche durchlebte, das sie fort von den Menschen um sie herum in ein alternatives Universum rief, das aufregend, suchterzeugend, instabil und – wie ich zeigen werde – für Kinder und Heranwachsende ungeeignet war.“ Jonathan Haidt ist Professor für Sozialpsychologie an der New York University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die psychischen Grundlagen von Moral, moralische Emotionen und Moralvorstellungen in verschiedenen Kulturen.

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Politik ist immer emotional

In ihrem neuen Buch „Radikal emotional“ beschreibt die Neurowissenschaftlerin Maren Urner wie Gefühle Politik machen. Sie vertritt dabei unter anderem die These, dass nicht nur die großen Zusammenhänge, sondern auch vermeintlich „rein private“ Alltagsentscheidungen immer politisch sind. Gefühle sind für die Autorin nichts „Privates“, dass man von der professionellen und politischen Ebene trennen kann. Maren Urner schreibt: „Die Ansicht, Emotionen hätten in der Politik nichts zu suchen, ist sogar – Achtung! – irrational. Denn Politik ist nichts anderes als ein Aushandlungsprozess über unterschiedliche Gefühle und damit verbundene Werte und Ideen innerhalb einer Gruppe von Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt.“ In diesen Aushandlungsprozess sind alle Menschen involviert. Dr. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

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Vor der Politisierung gibt es kein Entkommen

Pauline Voss vertritt in ihrem Buch „Generation Krokodilstränen“ die These, dass es heutzutage eine Politisierung gibt, vor der es kein Entkommen gibt: Sprache, Essen, Freizeit, Liebe, Sex, Kindererziehung, Fortbewegung, Konsum – alles steht unter Beobachtung. Pauline Voss ergänzt: „Wo wir früher Entscheidungen trafen, lastet heute das gesamte Gewicht der politischen Gegenwart auf uns und presst noch der unbedeutendsten Alltagshandlung ein politisches Bekenntnis ab.“ Eine solche Politisierung engt ein. Sie öffnet dem Individuum keinen Raum für politische Forderungen, sondern stellt Forderungen an das Individuum. Es ist ein Zugriff der Politik auf das Privatleben. Warum aber beteiligen sich so viele junge Menschen an diesem Zugriff? Wie entstand eine Generation von Missionaren? Bei der heutigen Polarisierung ist an die Stelle der eigenen Interessen die Scham als Leitmotiv für politisches Handeln getreten. Pauline Voss ist seit 2023 als freie Journalistin tätig.

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