Gesetzmäßigkeiten findet der Mensch in der Natur

Wenn sich Lebensweise, Erwartungen, Werte verändern, Wissenschaft und Technik neue Bedingungen des Lebens schaffen, versucht der Mensch die neuen Gesetzmäßigkeiten zu verstehen. Zudem versucht er sie mit den ihm vertrauten Gesetzen in Einklang zu bringen. Paul Kirchhof erläutert: „Er braucht Leitgedanken für sein Leben, Maßstäbe für sein Entscheiden, Methoden für sein Erkennen und Ziele für sein Wollen. Diese Gesetzmäßigkeiten findet er in der Natur und in der Menschlichkeit.“ Die Natur erschließt er sich vor allem durch Beobachten und Experimentieren, die Menschlichkeit durch Verständnis, Erfahrung, Einsehen und Beurteilen. Der Mensch bildet bewusst Regeln für das Zusammenleben, erprobt Verfahren der Willensbildung und Verständigung. Die Gesetze sind seit langem gewachsene, angeborene, in der Natur des Menschen von jeher angelegte Stützen menschlicher Freiheit. Dr. jur. Paul Kirchhof ist Seniorprofessor distinctus für Staats- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg.

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Mündige Bürger müssen eine ausreichende Impulskontrolle besitzen

Hans-Otto Thomashoff fordert, dass mündige Bürger eine ausreichende Impulskontrolle besitzen, die verhindert, dass sie aufgrund von plötzlich ausgelösten Impulsgefühlen ihnen Verstand an den Nagel hängen und im schlimmsten Fall zu willenlosen Getriebenen werden. Weil jede Gesellschaft ihren Mitgliedern abverlangt, ihr Leben mit anderen zu teilen, die eigene, oft abweichende Interessen haben, kann das Zusammenleben nur gelingen, wenn Kompromisse gefunden werden. Das gilt in einer Demokratie. Voraussetzung dafür ist eine grundsätzliche Kompromissfähigkeit auf allen Seiten, idealerweise in einer gelebten Konfliktkultur, die lösungsorientierte, sachliche Kompromissfindungen begünstigt. Dazu bedarf es einer Gesprächsatmosphäre, die dem Verstand genügend Zeit für seine Arbeit gibt. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass für rationale Argumente kein Platz ist, wenn die Emotionen hochgehen. Hans-Otto Thomashoff ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse in eigener Praxis in Wien.

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Glauben und Faktenwissen sind nicht dasselbe

Es gibt zahlreiche Fakten und Erkenntnisse, die man sicher oder sehr sicher sagen kann, häufig aufgrund wissenschaftlichen Fortschritts. Eine Irrung besteht aber darin, das Recht auf eine eigene Meinung mit dem Recht auf eigene Fakten zu verwechseln. Maren Urner erklärt: „Sie besteht darin, dass Menschen annehmen, sie könnten „glauben“, was ihnen in den Sinn kommt. Dieser falsch verstandene Skeptizismus treibt vor allem in sogenannten alternativen Nachrichten- und Informationsquellen, in bestimmten Chatprogrammen und sozialen Netzwerken sein Unwesen.“ Dies kann man täglich live und in Farbe beobachten und entweder darüber oder daran verzweifeln. Denn während solches Geschrei in analogen Zeiten auf dem Dorfplatz verhallte, reist es im digitalen Zeitalter in Sekundenschnelle um den Erdball und auf die Bildschirme. Dr. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

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Politik ist immer emotional

In ihrem neuen Buch „Radikal emotional“ beschreibt die Neurowissenschaftlerin Maren Urner wie Gefühle Politik machen. Sie vertritt dabei unter anderem die These, dass nicht nur die großen Zusammenhänge, sondern auch vermeintlich „rein private“ Alltagsentscheidungen immer politisch sind. Gefühle sind für die Autorin nichts „Privates“, dass man von der professionellen und politischen Ebene trennen kann. Maren Urner schreibt: „Die Ansicht, Emotionen hätten in der Politik nichts zu suchen, ist sogar – Achtung! – irrational. Denn Politik ist nichts anderes als ein Aushandlungsprozess über unterschiedliche Gefühle und damit verbundene Werte und Ideen innerhalb einer Gruppe von Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt.“ In diesen Aushandlungsprozess sind alle Menschen involviert. Dr. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

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Das Wissen verwandelt sich zum neuen Öl

Die Einbildung ist der Todesstoß der Bildung. Statt nachhaltigem Lernen, Wachsen und Versehen heißt es Verbildlichen und Liken. Sogar in der Mathematik und Physik zieht man ästhetische Modelle und Hypothesen vor. Anders Indset stellt fest: „Wir brauchen diese Kompensation, da sie uns Stabilität und Halt gibt, aber gleichzeitig macht sie uns starr und schafft eine trügerische Ruhe. Wir sterben in Schönheit, leben aber nicht den Fortschritt.“ Das starre Wissen, das man in bestimmten Institutionen vermittelt bekommt, setzt man absolut. Es wird für den einen abschließenden Test gelernt. Befristetes Wissen führt zur Qualifikation und Bildung zum sozialen Grad. Das heutige Bildungssystem ist ein endliches Modell, das auf Speichern von Daten ausgerichtet ist. Anders Indset, gebürtiger Norweger, ist Philosoph, Publizist und erfolgreicher Unternehmer.

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Der Verstand kann Großartiges leisten

„Die Akte des weißen Entdeckers“ nennt der amerikanische Anthropologe Joseph Henrich seine gesammelten Geschichten von Menschen, die sich weitab aller Zivilisation durchschlagen mussten. Meist handelte es sich dabei um europäische Schiffbrüchige. Diese strandeten in einer fremden Umgebung und mussten dort ohne Aussicht auf Rettung ausharren. Stefan Klein fügt hinzu: „Manche fanden sich allein in ihrer Notlage, andere in Gemeinschaft von Leidensgenossen. Aber jede Hilfe war fern. Jetzt hing das Überleben nur noch vom Glück ab – und von guten Einfällen.“ Das Ringen der Verschollenen zeigt, was der Verstand eines Menschen leisten kann. Vor allem, wenn er ohne jede Unterstützung und Anregung von außen eine unbekannte Situation bewältigen muss. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

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Die Frühromantiker folgten der Idee des freien Ich

In ihrem Buch „Fabelhafte Rebellen“ beschreibt Andrea Wulf eine Gruppe von Frühromantikern, die in Jena lebten und die Idee des freien Ich folgten. Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte postulierte: „Der Mensch soll sich selbst bestimmen und nie durch etwas fremdes sich bestimmen lassen.“ Für die etwa zehn Jahre, die der Zirkel dieser Denker ab Mitte der 1790er Jahre in Jena zusammenlebten, entwickelte sich die kleine Stadt an der Saale zum Mittelpunkt der abendländischen Philosophie. Es war zwar nur ein kurzer Augenblick im Zeitenlauf, aber der Moment, der das Denken der Menschen von Grund auf veränderte. Als Autorin wurde Andrea Wulf mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, vor allem für ihren Weltbestseller „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ 2016, der in 27 Sprachen übersetzt wurde.

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Der Mensch denkt und kann sich irren

Nur wer von einer Sache überzeugt ist, eine Meinung hat oder sich ein Urteil bilden kann, kann darin irren. Ludwig Huber blickt zurück: „Schon in der Antike und im Mittelalter haben Philosophen unterschiedliche Antworten auf die Fragen gefunden, ob Tiere denken können, Entscheidungen treffen, Ziele haben und Handlungen planen. Und schließlich haben sie auch darüber nachgedacht, ob Tiere etwas in vollem Bewusstsein tun.“ Oftmals wurde die Frage des Denkens bei Tieren kategorisch und allgemein gestellt. Dabei nahm man weder auf die möglichen Unterschiede zwischen Tierarten oder gar Individuen Rücksicht, noch auf die Möglichkeit unterschiedlicher Denkkategorien. Man stellte die Frage „Denken Tiere?“ deshalb so allgemein, weil man auf einen entscheidenden, kategorischen Unterschied zum denkenden Menschen hinweisen wollte. Ludwig Huber ist Professor und Leiter des interdisziplinären Messerli Forschungsinstituts für Mensch-Tier-Beziehungen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

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Intuitionen sind nicht gleichbedeutend mit Wissen

Das neue Philosophie Magazin 02/2023 diskutiert im Titelthema darüber, ob man seiner Intuition folgen oder eher auf die Kraft des Verstandes setzen sollte. Auf jeden Fall ist Vorsicht geboten, den Intuitionen sind nicht gleichbedeutend mit Wissen. Aber es gilt auch, wie Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler in ihrem Editorial feststellt: „Ganz ohne Intuition wären wir heillos verloren. Die Intuition ist es, die uns in Situationen des Nichtwissens ein Kompass ist; die es uns ermöglicht, uns in einer komplexen, unübersichtlichen Welt zu orientieren; die uns befähigt, unseren eigenen, individuellen Weg zu gehen.“ Alltagssprachlich setzt man Intuition oft mit Bauchgefühl gleich. Doch ein Blick in die Philosophiegeschichte zeigt, dass diese Kraft weit mehr ist. Ja, vielleicht sogar etwas ganz anderes. Übersetzt meint dieses Wort lateinischen Ursprungs: unmittelbare Anschauung.

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Alles hängt mit allem zusammen

Das infizierte Denken ist eine Kurzanleitung von Anders Indset für alle und niemanden. Sie ist geschrieben für eine neue Generation der Denkenden und für den Tag danach. An jenem Tag, an dem die Menschen mit gedanklichen Sprüngen und Widersprüchlichkeiten klarkommen. Anders Indset ergänzt: „An jenem Tag, an dem wir aus der Geschichte lernen und zu zugleich hinterfragen.“ Es ist auch jener Tag, an dem die Menschen aufhören, nur ihre persönlichen Erfahrungen zum Maßstab zu machen. Dann hören sie auch auf zu hören, was sie hören wollen und beginnen endlich zuzuhören. Anders Indset fordert: „wir brauchen eine holistische Auseinandersetzung mit der Welt, wie wir sie sehen, und ein Verständnis für deren Interdependenz. Alles hängt mit allem zusammen, mit einer einhergehenden Entkopplung.“ Anders Indset, gebürtiger Norweger, ist Philosoph, Publizist und erfolgreicher Unternehmer.

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Der Liberalismus orientiert sich am Ideal der Freiheit

Der Liberalismus sieht seine Hauptaufgabe in der Beschränkung der Zwangsgewalt jeder Regierung. Dementsprechend verantwortet er einen zuverlässigen Inhalt der Gesetze. In der Demokratie dagegen geht es im Grundsatz um das Verfahren, in dem man bestimmt, was als Gesetz zu gelten hat. Also geht es unter anderem um die Regierungsform der Herrschaft der Mehrheit. Friedrich A. Hayek versteht den Liberalismus als eine politische Lehre, die Ziele und Aufgaben des Staates vorschlägt. Dabei orientiert er sich am Ideal der Freiheit. Katia Henriette Backhaus ergänzt: „Demokratie ist für ihn hingegen ein politisches Verfahren, ein Mittel, um die Meinung der Mehrheit zur Geltung zu bringen.“ Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

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Die Aufklärung suchte nach Gewissheiten

Die europäische Aufklärung ist ganz durchtränkt vom Geiste der Kritik. Vor allem die aufklärerische Bibelkritik hat das kritische Denken damals sogar in die Religion getragen. Denn sie arbeitete die historischen und subjektiven Bedingungen der Entstehung von Bibeltexten heraus. Dadurch wurde der Anspruch einer direkten Gottesbotschaft durch diese Forschungen zur Historizität der Bibel stark relativiert. Silvio Vietta erläutert: „Die Aufklärung verfolgte dann auf der Grundlage der Erkenntnisse neuzeitlicher Naturwissenschaften über den Kosmos und auch Menschen das Ziel, endlich klar zwischen falschen und richtigen Urteilen über die Welt zu unterscheidenden. Sie suchte in Bezug auf die Wahrheit nach „Gewissheit“. Der Vorreiter dieser Denkbewegung war René Descartes. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

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Die Einigkeit von Herz und Seele führt zum Glück

„Wenn mein Herz mit mir einig ist und die Seele auf mich hört, so werde ich glücklich sein.“ Das ist der Sinn eines alten ägyptischen Papyros, das vielleicht 2000 v. Chr. entstanden ist. Das „Herz“ war im alten Ägypten sowohl Sitz der Gefühle als auch des Verstandes. Albert Kitzler erklärt: „Man hatte offenbar schon eine Vorstellung davon, dass es neben der rationalen auch eine emotionale Intelligenz gibt.“ Was sich genau hinter dem Ausspruch verbirgt, dürfte jedoch nicht mehr aufzuklären sein. Anscheinend will der Autor sagen, dass das Glück von der Authentizität und Wahrhaftigkeit der Person abhängt. Das heißt, von der Übereinstimmung seines Denkens, Wollens, Handelns und Fühlens, von der Kohärenz und Stimmigkeit der gesamten Lebensführung. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Tiere können urteilen und irren

Ob Tiere denken, Verstand haben oder irren können, ist mit mindestens zwei Problemen verbunden. Einerseits mit der Bedeutung von Konzepten und Begriffen, mit denen die Wissenschaft komplexe Sachverhalte beschreibt. Andererseits mit der methodischen Schwierigkeit, die den Handlungen von Tieren zugrunde liegenden mentalen Prozesse aufzudecken. Ludwig Huber erklärt: „Ob Tiere irren können, hängt also einerseits davon ab, ob wir einen strengen Urteils- und Irrtumsbegriff anlegen.“ Dann kommt man nämlich zu dem Schluss, dass Tiere, weil sie keine propositionellen Einstellungen bilden können, weder urteilen noch irren können. Wenn man die Begriffe jedoch etwas weiter fasst, kann man durchaus davon sprechen wollen, dass Tiere urteilen und irren. Ludwig Huber ist Professor und Leiter des interdisziplinären Messerli Forschungsinstituts für Mensch-Tier-Beziehungen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

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Irrtümer beim Maßhalten sind nicht ungewöhnlich

Die alten Chinesen waren laut Albert Kitzler ebenso tiefe Denker wie die Griechen und Inder. Bedingt durch ihr Schriftzeichensystem philosophierten sie allerdings mehr mithilfe von Bildern als in fest definierten Begriffen. Ein Beispiel dafür gibt folgendes Zitat des bedeutenden Philosophen Xunzi, das sich mit den Irrtümern beim Maßhalten beschäftigt: „Darum muss der Mensch bei allem, was er tut, immer und überall zu wägen wissen, als trüge er eine Waage bei sich.“ Ist die Waage des wägenden Verstandes allerdings ungenau, so mag sich sehr wohl hinter dem wünschenswert Erscheinenden Unheil verbergen und doch für ein Glück gehalten werden. Und ebenso mag sich hinter verabscheuungswürdig Erscheinenden Glück verbergen, indes man Unheil darin wittert. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Ideen verbesserten die Umstände des Menschseins

Die Umstände des Menschseins verbesserten sich nicht dank eines kosmischen Ereignisses oder eines Geschenks der Götter. Es waren Ideen, die alles veränderten. Ideen, die der wissenschaftlichen Revolution und der Aufklärung zugrunde lagen. Die Rettung der Menschheit aus dem erschütternden Elend ihrer Vorväter kam mit der Anerkennung von Gedankenfreiheit. Ebenso wichtig war die Befreiung von Knechtschaft und Aberglaube. Dazu kam noch die Zerschlagung des kirchlichen Monopols durch das Wissen und die Achtung der Autonomie des Individuums. Nadav Eyal ergänzt: „Die Werte der Aufklärung, darunter Freiheit und Gerechtigkeit, bildeten die Grundstein für den Aufbau sozialer Einrichtungen und den Schutz privaten Eigentums.“ Sie brachten einen erheblichen Fortschritt in die Lebensumstände der Menschen. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

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Willensimpulse bestimmen die Glücksdynamik

Die künstliche Intelligenz (KI), die einen Meister des „Go“ Spiels schlug, ist nicht emotional. Emotionalität ist kein irrationales Manko des Menschen, wie viele antike Griechen und manchen Philosophen der Aufklärung, wie beispielsweise Immanuel Kant, meinten. Richard David Precht erläutert: „Ohne unsere Gefühle wüsste unser Verstand überhaupt nicht, was er tun soll. Es sind unsere emotionalen Willensimpulse und ihre Erfüllung, die wesentlich unsere Glücksdynamik bestimmen.“ Künstliche Intelligenzen können Emotionen zwar mit Sensoren erspüren und mimisch und stimmlich imitieren. Aber das macht sie beileibe nicht zu emotionalen Wesen. „Affective Computing“ verhält sich zum Empfinden von Emotionen wie Donald Duck zu einer Stockente. Auch können künstliche Intelligenzen nicht alle menschlichen Gefühle lesen. Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Jeder Mensch muss sich selbst erziehen

Seneca schreibt: „Von nirgendwo nämlich kommt der Seele mehr Kraft zu als von der Wissenschaft und der Betrachtung der Natur.“ So wichtig es auch ist, sich selbst und die Welt besser zu verstehen und rational zu erschließen, so reicht es nach Seneca nicht aus, wenn nicht gleichzeitig das Gemüt gestärkt wird. Albert Kitzler erläutert: „Erkenntnis und innere Überzeugung mögen das wichtigste Moment in der Motivationskette sein, die uns dazu bewegt, unser Verhalten und unsere Lebensweise, wo es nötig ist, zu verändern.“ Aber der Mensch ist nicht bloß Kopf und Verstand. All die leiblichen, triebhaften, unbewussten Kräfte in einem Menschen, der Bauch also, müssen auch „überzeugt“ werden. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Die Aufklärung regte zum Denken an

Zum eigenen Denken gehört Kritik als Instrument der Wahrheitssuche. Die Kritikfähigkeit gilt als Bedingung der Möglichkeit der Unterscheidung von wahr und falsch, dies auch und gerade im Bereich der Politik. Silvio Vietta weiß: „Die antike wie neuzeitliche Aufklärung war durchtränkt vom Geiste der Kritik.“ Dabei war ein Hauptprogrammpunkt der neuzeitlichen Aufklärung, den Verstand so zu schulen, dass er zu kritischem Denken befähigt war. Aufklärung in diesem Sinne war Denkschulung. Dagegen kommt es in totalitären Systemen zur Vermengung von Kritik und Ideologie, vor allem im Marxismus. Ausgewogene Kritik und Kritikfähigkeit sind Voraussetzung für die Bildung von Individualität. Zudem sind sie Bedingung einer guten Regierung in der Demokratie. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

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Anders Indset will das Denken neu entdecken

Anders Indset argumentiert in seinem neuen Buch „Das infizierte Denken“ für eine Neu- und Wiederentdeckung des Denkens. Denn die meisten Menschen haben in den letzten fünfzig Jahren die Krisenherde der Welt einfach ausgeblendet. Das neue Denken, das der Autor anstrebt sollte die eigenen Grundhaltungen hinterfragen und Veränderungen nicht nur zulassen, sondern sogar begrüßen: „Wir müssen uns öffnen für Paradoxien, für Gleichzeitigkeiten und das Unbekannte – um Wirkkräfte rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.“ Nur wenn die Menschen der Welt gegenüber aufgeschlossen sind, haben sie die Chance, eine mitmenschliche Zukunft zu gestalten. Die Zeit um 1970 markiert für Anders Indset den Beginn des unbemerkten, narkotisierten Wegdämmerns, dessen Auswirkungen die nächsten fünfzig Jahre prägen sollen. Einerseits gibt es eine noch nie da gewesene Stabilität, andererseits ist das gestalterische „Chaos“ verloren gegangen. Anders Indset, gebürtiger Norweger, ist Philosoph, Publizist und erfolgreicher Unternehmer.

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Antonio Damasio erforscht das Bewusstsein

In seinem neuen Buch „Wie wir denken, wie wir fühlen“ beantwortet Antonio Damasio unter anderem folgende Fragen: Was ist Bewusstsein? Welche Rolle übernimmt das Gehirn beim Denken und beim Fühlen und welche der Körper? Philosophen stellen diese Fragen schon seit Jahrhunderten. Seit Neuerem bemühen sich auch die Naturwissenschaften um Antworten. Antonio Damasio verbindet Erkenntnisse aus Philosophie und Hirnforschung, aus Evolutions- und Neurobiologie, aus Psychologie und KI-Forschung zu einer Theorie des Bewusstseins. Dabei schlägt er einen Bogen vom Beginn des Lebens auf der Erde bis zu Gegenwart. Er zeigt dabei, was einen Menschen im Innersten ausmacht – Verstand, aber auch: Emotion. Antonio Damasio ist Dornsife Professor für Neurologie, Psychologie und Philosophie und Direktor des Brain and Creativity Institute an der University of Southern California.

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Manche Gewohnheiten steigern die Lebensfreude

Im chinesischen „Buch der Riten, Sitten und Gebräuche“ heißt es: „Darum wendet der Weise sich zurück zu den ursprünglichen Gefühlen, um seinen Willen zu harmonisieren. Nachlässigen und verkehrten Gewohnheiten erlaubt er nicht, von seinem Leib Besitz zu ergreifen.“ Wie der Yoga in Indien, so haben auch die alten Chinesen der Beherrschung der körperlichen und seelischen Funktionen die höchste Priorität eingeräumt. Daneben übten sie wohltuende und die Lebensfreude steigernde Gewohnheiten. Albert Kitzler schreibt: „Sie sind der Transmissionsriemen von der Einsicht zum praktischen Leben. Als Pflicht ist hier in erster Linie die Plicht gegen sich selbst meint.“ Richtig verstanden, schließen die Selbstsorge und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit die Fürsorge für andere mit ein. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Das schöpferische Denken ist unberechenbar

Stefan Klein erzählt in seinem neuen Buch „Wie wir die Welt verändern“ von der Macht der Gemeinschaft, der Zukunft des Denkens und den unbegrenzten Möglichkeiten der menschlichen Kreativität: „Wir können lernen, das Undenkbare zu denken. Erst unser Einfallsreichtum macht uns zu dem, was wir sind.“ Jede Veränderung beginnt mit einer neuen Idee. Stefan Klein führt seine Leser auf eine spektakuläre Zeitreise. Sie führt von der Steinzeit bis in die Ära künstlicher Intelligenzen und folgt dabei der erstaunlichen Geschichte des schöpferischen Denkens. Dabei wird deutlich: Innovation und Fortschritt verdankt die Menschheit nicht den Einfällen einsamer Genies, sondern sie entwickeln sich im geistigen Austausch. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

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Das Gewissen ist ein „innerer Richter“

Es gibt vier Kriterien des Gewissens: Erstens kommt es aus dem Inneren des Menschen heraus. Zweitens geht es um Ethik beziehungsweise Moral. Drittens verschafft es sich Geltung und hat einen Anspruch. Viertens ist es eine Richtschnur für richtiges und gutes Beurteilen und Handeln. Damit ist jedoch noch nicht gesagt, wo das Gewissen herkommt und worauf es sich begründet. Es gibt verschiedene Begründungen. Klaus-Peter Hufer erläutert: „Nach der christlichen Religion ist das Gewissen den Menschen gegeben, muss vor Gott gerechtfertigt werden und kann auch von ihm erbeten werden.“ Es gibt Überschneidungen zu den Vorstellungen von Philosophen darüber, was das Gute und Böse unterscheidet und wie demgemäß zu handeln ist. Klaus-Peter Hufer promovierte 1984 in Politikwissenschaften, 2001 folgte die Habilitation in Erziehungswissenschaften. Danach lehrte er als außerplanmäßiger Professor an der Uni Duisburg-Essen.

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Im Antlitz zeigt sich die Unendlichkeit des anderen

Für Sonja Flaßpöhler gibt ein fundamentales erkenntnistheoretisches Problem: „So sehr wir einen anderen Menschen verstehen wollen, bleiben wir doch in unserem Bewusstseinsraum eingeschlossen. Dabei reduzieren wir das Gegenüber auf die Logik des Selben.“ Es war der Philosoph Emmanuel Lévinas, der am deutlichsten auf diese Grenze des Verstehens hingewiesen hat. Nämlich eine Grenze, die sich manifestiert im „Antlitz“ des Anderen: „Das Antlitz entzieht sich dem Besitz, meinem Vermögen. In seiner Epiphanie im Ausdruck, wandelt sich das Sinnliche, das eben noch fassbar war, in vollständigen Widerstand gegen den Zugriff.“ Was sich im Antlitz, so Emmanuel Lévinas, zeigt, ist die Unendlichkeit des anderen. Seine absolute Andersheit, die sich durch keinerlei Kategorien des Verstandes einhegen lässt. Dr. Svenja Flaßpöhler ist Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

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