In der Politik gilt das Recht des Stärkeren

Politik wird oft als Kampf beschrieben. Und es stimmt ja: In der Politik geht es um Macht, darum, was das Sagen hat. Helene Bubrowski fügt hinzu: „Und da alle Politiker ehrgeizig sind – das gehört zur Grundausstattung für diesen Beruf –, können Machtfragen in aller Regel nicht im kollektiven Gespräch entschieden werden. Es geht da nicht gerecht zu, es gilt das Recht des Stärkeren.“ Eigene Fehler kann da niemand gebrauchen. Deshalb gehen viele Politiker mit ehren Fehlern ähnlich um wie Andreas Scheuer: abstreiten, zum Gegenangriff ansetzen. Es sind eingeübte Muster, abgeguckt bei politischer Urvätern, auch deren große Zeit lange zurück liegt. Für CSU-Politiker ist Franz Josef Strauß immer noch ein Vorbild. Helene Bubrowski arbeitet als Politikkorrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Berliner Hauptstadtbüro.

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Erziehung soll Tugenden vermitteln

Die wachsenden Zweifel an den Aussichten der Bürgertugend in den 1780er Jahren lösten zweierlei Reaktionen aus – die eine formativ, die andere prozedural. Michael J. Sandel erläutert: „Die erste war bestrebt, durch Erziehung und andere Mittel die Tugenden nachdrücklicher zu vermitteln. Die andere wollte Tugenden mit Hilfe von Verfassungsänderungen weniger notwendig machen.“ In seinem Vorschlag für öffentliche Schulen in Pennsylvania verlieh Benjamin Rush dem formativen Impuls starken Ausdruck. Er erklärte 1786, die einer Republik angemessene Erziehungsweise vermittle vorrangige Gefolgschaft für das Gemeinwohl: „Man möge unseren Schüler lehren, dass er sich nicht selbst gehört, sondern öffentliches Eigentum ist. Man lehre ihn, seine Familie zu lieben, doch man lehre ihn gleichzeitig, dass er sie aufgeben und sogar vergessen muss, wenn das Wohlergehen seines Landes dies erfordert.“ Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph. Er studierte in Oxford und lehrt seit 1980 in Harvard. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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In Amerika gibt es eine starke Verflechtung von Geld und Politik

Die wachsende Macht des Geldes ist die vielleicht größte Schwäche des amerikanischen politischen Systems, sodass es sich eher mit dem Schlagwort „ein Dollar, eine Stimme“ als mit „eine Person, eine Stimme“ beschreiben lässt. Joseph Stiglitz schreibt: „Wir alle kennen die Komponenten dieser Verflechtung von Geld und Politik: Lobbyisten, Wahlkampfspenden, „Drehtüren“ zwischen Politik und Wirtschaft und von den Reichen kontrollierte Medien.“ Wohlhabende Privatpersonen und reiche Konzerne nutzen ihre Finanzkraft, um sich politische Macht zu kaufen und ihre Ideen zu verbreiten, manchmal sogar mit „Fake News“. Fox News ist zum Symbol dafür geworden, und seine Macht ist mittlerweile gut dokumentiert. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Heute lehrt er an Columbia University in New York und ist ein weltweit geschätzter Experte zu Fragen von Ökonomie, Politik und Gesellschaft.

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Das Internet gleicht einer Zone des sozial erzwungenen Konformismus

Die Weiten des Internets verwandeln sich seit geraumer Zeit von einer Spielwiese für Individualisten in eine Zone des sozial erzwungenen Konformismus. Die digitale Öffentlichkeit wirkt immer öfter wie eine spießige Ansammlung von Gardinenspähern. Pauline Voss zieht für dieses Phänomen einen Vergleich heran: „Michel Foucault bezeichnete diese sozialen Dynamiken als „Panoptismus“. Er orientierte sich dabei am britischen Philosophen Jeremy Bentham, der im 18. Jahrhundert das sogenannte Panopticon als ideales Gefängnis entwarf.“ Ein Überwachungsturm in der Mitte eines ringförmigen Gebäudes ermöglicht den Wärtern Einsicht in alle Zellen. Die Gefangenen jedoch haben keine Einsicht in den Turm der Wärter. Jeremy Bentham, schreibt Michel Foucault in seinem Buch „Überwachen und Strafen“, habe „das Prinzip aufgestellt, dass die Macht sichtbar, aber uneinsehbar sein muss“. Pauline Voss ist seit 2023 als freie Journalistin tätig.

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Das Verhältnis von Macht und Liebe ist ein schwieriges

Peter Trawny stellt sich vor, dass die Liebe das Böse und den Hass besiegt hat und die Welt beherrscht: „Die Macht der Liebe hätte sich durchgesetzt. Es gäbe nichts Schöneres als dieses globale Happy End, Wiederkehr des Paradieses, in dem Mensch und Tier in ewigem Frieden zusammenleben würden.“ Aber das Verhältnis von Macht und Liebe ist ein schwieriges, wenn nicht unmögliches. Die Politik hat nicht nur das Wohlergehen Einzelner im Blick, sondern das ganzer Gesellschaften und Völker. Die Liebe hätte sich nicht nur auf meinen Nächsten, auf die Geliebten zu beziehen, sondern auf Kollektive. Das Begehren, für den Anderen da zu sein, sich um ihn zu kümmern, gilt nun der gesamten Welt. Peter Trawny gründete 2012 das Matin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, dessen Leitung er seitdem innehat.

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Den Liberalismus prägt die voluntaristische Vorstellung von Freiheit

Abgesehen von der Prämie der amerikanischen Macht hatte das Versprechen der Vorherrschaft in den Nachkriegsjahren noch eine tiefere Quelle – in der Philosophie des Öffentlichen im zeitgenössischen Liberalismus. Michael J. Sandel erklärt: „Dieser Liberalismus machte den Vorrang des Rechts vor dem Guten geltend; der Staat sollte gegenüber konkurrierenden Vorstellungen des Lebens neutral sein.“ Damit würde er die Menschen als freie und unabhängige Persönlichkeiten respektieren, die in der Lage seien, ihre eigenen Ziele zu wählen. Die voluntaristische Vorstellung von Freiheit, die diesen Liberalismus beflügelt, bietet eine befreiende Vision, das Versprechen einer Handlungsmacht, die scheinbar auch unter den Bedingungen konzentrierter Macht zu verwirklichen war. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph. Er studierte in Oxford und lehrt seit 1980 in Harvard. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Die Macht der Männer über die Frauen blieb unangetastet

Die Pariser Journalistin Claire Démar schrieb im Jahr 1833: „Die Macht des Vaters ist in ihrem Ausmaß und ihrer Tiefe einzigartig, weil sie in die Prozesse verwoben ist, durch die Menschen in der Kindheit und Jugend sozialisiert und diszipliniert werden.“ Christopher Clark ergänzt: „Es sei die Macht, durch die Väter ihre Söhne deformierten, indem sie deren geschundene Gliedmaßen schlügen, um sie zur Unterordnung zu zwingen.“ Es sei die Macht, die Männer und Frauen ausübten, sobald sie die Kontrolle über deren Besitz übernahmen, sexuelle Befriedigung forderten oder sie ungestraft misshandelten und entehrten. Es sei schwer, sich eine Welt ohne die Herrschaft dieser Macht vorzustellen, weil ihre Auswirkungen so allgegenwärtig seine. Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine’s College in Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Preußens.

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Eine geopolitische Mittellage hat einen großen Nachteil

Herfried Münkler erklärt: „Im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts bildete sich für die Deutschen eine geopolitische Lage in der Mitte des Kontinents heraus, mit der sie sich nicht leichttaten.“ Denn die geopolitische Mittellage hat einen großen Nachteil. Denn die aus der Mitte heraus zur Hegemonie über einen Großraum strebende Macht hat es auf mindestens zwei Seiten mit Konkurrenten zu tun, die diesen Aufstieg verhindern wollen. Eine der geopolitischen Beobachtungen besagt darum, dass Aufstiege aus einer Mittellage selten gelingen und, wenn sie doch einmal gelungen sind, stets prekär und bedroht bleiben. Deswegen, so die daraus abgeleitete geopolitische Direktive, ist es ratsam, sich in eine periphere Position zu manövrieren, wenn man als raumbeherrschenden Akteur agieren will. Herfried Münkler ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa „Imperien“ oder „Die Deutschen und ihre Mythen“.

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Die Kunst der Darstellung formt unsere Zivilisation

Die Kunst der Darstellung ist eine Ausdrucksform, die seit jeher alles Bereiche des menschlichen Lebens prägt. Richard Sennett spannt in seinem neuen Buch „Der darstellende Mensch“ einen weiten Bogen von der Antike bis zur Gegenwart, wodurch das Bild einer doppelbödigen Kunstform entsteht, die unsere Zivilisation formt, aber auch zerstören kann. Tatsächlich ist Darstellung einer der Künste, allerdings eine unreine Kunst. Richard Sennett schreibt: „Wir sollten die Kunst in ihrer ganzen Unreinheit verstehen wollen. Doch genauso sollten wir auch Kunst schaffen wollen, die moralisch gut ist, und zwar ohne jede Unterdrückung.“ In seiner ganzen schriftstellerischen Arbeit hat Richard Sennett nach dem gesucht, was die Menschen über Räume und Zeiten hinweg miteinander verbindet. Die Unterschiede, die es gibt, können Möglichkeiten des Lebens oder Ausdrucks offenlegen, die untergegangen oder durch Macht erstickt worden sind. Die Vergangenheit ist Kritik an der Gegenwart. Richard Sennett lehrt Soziologie und Geschichte an der London School of Economic und an der New York University.

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Veränderungen der politischen Welt weisen bestimmte Muster auf

In der Retrospektive werden die Veränderungen des 5. und 6. Jahrhunderts als ein Wandel der politischen Welt Westeuropas beschrieben, der von einer unipolaren zu einer multipolaren Ordnung führte. Herfried Münkler ergänzt: „Diese multipolare Ordnung veränderte sich schneller als zuvor das unipolare System, wies dabei jedoch strukturbildende Dynamiken und Muster auf und kann insofern durchaus als politische Ordnung beschrieben werden.“ Die politischen Großräume kontrollierenden Reiche befanden sich entweder an den Schnittstellen der Wirtschaftskreisläufe, von deren Überlappungen sie profitierten, wie etwa das Osmanische Reich, oder sie lagen, wie Spanien, Frankreich und England, am geographischen Rand der von ihnen in Gang gesetzten Wirtschaftskreisläufe. Herfried Münkler ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa „Imperien“ oder „Die Deutschen und ihre Mythen“.

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Die Anhänger politischer Korrektheit verleugnen das Wirken soziale Zwänge

Auch heute ist die Freiheit des Einzelnen innerhalb des gesellschaftlichen Gefüges zentral. Pauline Voss erklärt: „Die Anhänger der politischen Korrektheit beharren darauf, dass sie deren Regeln freiwillig befolgten, dass es ihnen sogar eine Freude sei, durch eine inklusive Sprache und rücksichtsvolles Verhalten Diskriminierung zu verringern.“ Die Mechanismen der Cancel Culture empfinden sie als normale und keineswegs repressive Vorgänge innerhalb kontroverser Debatten. Beschwerden über einen verengten öffentlichen „Meinungskorridor“, der definiere, was gesagt werden dürfe und worüber geschwiegen werden müsse, haten sie für übertrieben. Schließlich herrsche im Westen Meinungsfreiheit: Kein Gesetz verpflichtet zu einer politisch korrekten Haltung oder Sprache. Diese Argumentation erstaunt: Ausrechnet jene, die durch die Dekonstruktion der Diskurse die Verhältnisse verändern wollen, die also das Durchbrechen sozialer Zwänge als ultimatives Machtinstrument propagieren, verleugnen – wenn ihr eigenes Verhalten hinterfragt wird – das Wirken sozialer Zwänge. Pauline Voss ist seit 2023 als freie Journalistin tätig.

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Niccolò Machiavelli erringt europäischen Ruhm

Es gibt ein glanzvolles Beispiel für den auf das Politische bezogen kalten Realismus, der sich der Vereinzelung verdankt. Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) ist zu klug, um Moral und Religion zu ihrem Nennwert zu nehmen. Er war ein umfassend gebildeter Geist, der zwischen 1498 und 1512 hohe Ämter in Florenz bekleidet. Rüdiger Safranski fügt hinzu: „Das war zu der Zeit, als die Herrschaft der Medici unterbrochen war. Mit der Rückkehr der Medici fiel er in Ungnade und wurde der Mitwirkung an einer Verschwörung gegen sie beschuldigt.“ Er kam für mehrere Monate in Haft. Dort folterte man ihn und ließ ihn schließlich wieder frei. Rüdiger Safranski arbeitet seit 1986 als freier Autor. Sein Werk wurde in 26 Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen ausgezeichnet.

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In einem Streit geht es immer um die Ausübung von Macht

In ihrem neuen Buch „Streiten“ stellt Svenja Flasspöhler zunächst einmal fest, dass es sich beim Streit um keinen Diskurs handelt, denn ein Streit ist niemals harmlos. Svenja Flasspöhler schreibt: „Wer in einen Streit verwickelt ist, erhebt die Stimme, um ihr Geltung zu verschaffen. Die Gemütslage ist erhitzt, die Gesichtsmuskeln sind angespannt.“ Zudem ist ein Streit nie frei von Herrschaft. Hier geht es um Macht, weil Menschen, die wirklich und wahrhaftig streiten, einander gerade nicht verstehen. Hier prallen grundverschiedene Seinsweisen, gar Weltbilder aufeinander. Zu streiten heißt somit im Kern dies: dass man seine persönliche Perspektive gegen eine andere stellt. Um zu streiten, muss man jemandem ins Gesicht sagen können: „Ich habe recht und du nicht.“ Svenja Flasspöhler ist promovierte Philosophin und Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

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Friedrich Nietzsche postuliert den „Tod Gottes“

Friedrich Nietzsche glaubte tatsächlich, das Schwergewicht der Verantwortung zu ahnen, das nach dem von ihm postulierten „Tod Gottes“ auf allen Menschen laste. „Verantwortlichkeit“ nennt es das „Privilegium“ des „souveränen Individuums“. Friedrich Nietzsche braucht Charles Darwin nicht, um über den Menschen hinauszudenken. Volker Gerhardt ergänzt: „Unstrittig sollte auch sein, dass dem Menschen nicht verboten werden kann, in geschichtlicher Perspektive über sich hinauszudenken.“ Dennoch hat sie die Rede vom „Übermenschen“, ebenso wie die vom „Willen zur Macht“, als leichtfertig erwiesen. Sie ist schon bald zur Parole der politischen Inhumanität geworden. Diese hatte nur eine Neuauflage aller Herrschaftsmodelle zu Ziel – mit effektivierter Manipulation und unter Verhöhnung des Menschenrechts. Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Freiheit verlangt die Macht der Selbstbeherrschung

Die These, dass die Befreiung zur demokratisch-freien Subjektivität durch die Arbeit erfolgt ist, ist selbst eine demokratische These. Christoph Menke erklärt: „Es ist das Selbstverständnis der demokratisch Freien, dass sie sich ihre Freiheit selbst erarbeitet haben. Ihre aristokratischen Kritiker bestreiten das. Deren Gegenthese lautet, dass es vielmehr ohne Herrschaft – Herrschaft, nicht Arbeit – gar keine Freiheit gibt.“ Man muss daher Herrschaft über sich selbst ausüben können, um wahrhaft frei zu sein. Subjektivität wird durch Herrschaft konstituiert – in Friedrich Nietzsches Reformulierung dieses antidemokratischen Arguments: „Bei allem Wollen handelt es sich schlechterdings um Befehlen und Gehorchen.“ Wenn die Demokraten glauben, sich durch die Arbeit selbst befreit zu haben, dann verdrängen sie demnach die entscheidende Wahrheit, dass die Freiheit die Macht der Selbstbeherrschung verlangt, ja dass sie diese Macht ist. Christoph Menke ist Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

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Der Krieg ist eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln

Carl von Clausewitz, Generalmajor, Heeresreformer und Militärwissenschaftler, prägte im 19. Jahrhundert den Ausspruch: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ Er meinte damit – durchaus überzeugende, dass ein Krieg, der nicht endlos sein soll, irgendein politisches oder diplomatisches Ziel benötigt. Doch die Maxime von Carl von Clausewitz wurde im Laufe der Zeit zu der Vorstellung verkehrt, Politik sei eine Form der Kriegsführung mit dem Ziel, den „Feind“ zu besiegen oder gar zu zerstören, selbst wenn dieser nur ein paar Häuser weiter lebt. Ned O’ Gorman weiß: „Der bekannte US-Politikberater Steve Bannon prahlte einmal damit, während der Leitung von Trumps Wahlkampf nie im Fernsehen aufgetreten zu sein.“ Warum? „Weil Politik Krieg ist“, so Steve Bannon gegenüber dem „Wall Street Journal“. Ned O’ Gorman ist Professor für Kommunikationswissenschaften an der University of Illinois.

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Aufstrebende Großmächte können die Weltordnung verändern

Erst wenn die Kräfte, die für innenpolitische Unordnung und Instabilität sorgen, mit einer außenpolitischen Herausforderung einhergehen, kann das die ganze Weltordnung verändern. Ray Dalio erklärt: „Außenpolitisch wächst die Gefahr eines großen internationalen Konflikts, wenn es eine aufstrebende Großmacht gibt, die in der Lage ist, die bisherige Großmacht und Weltordnung herauszufordern.“ Das gilt umso mehr, wenn die bisherige Großmacht innenpolitischen Konflikte austrägt. Der im Aufstieg begriffene internationale Gegenspieler wird in aller Regel versuchen, diese innere Schwäche auszunutzen. Besonders groß ist die Gefahr, wenn die aufstrebende ausländische Macht bereits über vergleichbare Streitkräfte verfügt. Sich gegen ausländische Rivalen zu verteidigen, erfordert hohe Militärausgaben, die gerade dann anfallen, wenn sich die Wirtschaftslage im eigenen Land verschlechtert und es sich die amtierende Großmacht am wenigsten leisten kann. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

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Der moderne Monopolismus verfügt über politische Macht

Im Fall Facebook zeigt sich wie nirgendwo sonst im modernen Monopolismus, dass die Hoheit über das Veröffentlichen von Meinungen und Informationen, so falsch sie auch sein mögen, politische Macht bedeutet. Hans-Jürgen Jakobs erläutert: „Lange profitierte das Soziale Netzwerk vom Mythos des „Arabischen Frühlings“ aus dem Jahr 2011, von all den Erzählungen über die Hunderttausende von Unterdrückten, die sich in Ägypten, Tunesien und anderen fernen Ländern via Facebook trotz Zensur und Repression verabredeten und der Staatsgewalt trotzten.“ Es bürgerte sich dafür sogar der Begriff „Facebook-Revolution“ ein – eine Übertreibung die Marc Zuckerberg kultivierte, weil der Funke tatsächlich von Social Media auf die klassischen Medien übergesprungen war. Es gibt allerdings kein Monopol darauf, dass die Macht von Facebook immer nur für das Gute, Wahre, Schöne, kurzum für Demokratie und „westliche Werte“ eingesetzt wird. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

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Erfolg ist von drei Faktoren abhängig

Damit ein Mensch in höhere Positionen aufsteigen kann, muss er viele Schranken und Barrieren überwinden. Ille C. Gebeshuber fügt hinzu: „Dies wird nicht durch demonstrierte Begabung oder Eloquenz erreicht, sondern indem Entscheidungsträger den Kandidaten akzeptieren. Diese modernen Torwächter entscheiden, ob sie Menschen, die sie treffen, unterstützen oder nicht.“ Diese Entscheidung wird oft nicht allein getroffen, und daher sind persönliche Netzwerke, die in der Lage sind, die Entscheidungsträger zu beeinflussen, von entscheidender Bedeutung. Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass für die Erlangung einer hohen Position die Verbindung von drei Faktoren entscheidend ist: die persönliche Begabung, die zwischenmenschlichen Fähigkeiten und die Herkunft. Normalerweise kombiniert ein erfolgreicher Mensch zwei dieser drei Faktoren und macht den fehlenden dritten durch Ehrgeiz wett. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Wahlen führen zu kollektiv bindenden Entscheidungen

Wahlen sind ein Verfahren zur Erzeugung kollektiv bindender Entscheidungen für ein politisches Gemeinwesen. Natürlich gibt es andere Möglichkeiten, solche Entscheidungen herbeizuführen: „Allein der Diktator entscheidet“ ist gleichfalls eine Regel. Jan-Werner Müller ergänzt: „Und wenn es nur darum geht, faktisch zu klären, wer die Macht hat und wer nicht, könnte man auch auf das Ergebnis eines Bürgerkriegs warten.“ Im Unterschied dazu verspricht die Demokratie, Entscheidungen auf friedliche Weise verbeizuführen. Das geschieht auf der Grundlage, dass jeder Bürger dieselbe Chance hat, daran teilzuhaben, was wiederum in der Vorstellung gründet, dass alle im Prinzip dieselbe politische Urteilskraft besitzen, die zu respektieren sei. Naturgemäß können jedoch nicht alle als Sieger aus einer Wahl hervorgehen. Jan-Werner Müller ist Roger Williams Straus Professor für Sozialwissenschaften an der Princeton University.

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Neue Technologien bedrohen die Demokratie

Noch beunruhigender als die potenziellen Bedrohungen durch die neuen Technologien für die Wirtschaft und die Privatsphäre sind jene für die Demokratie. Joseph Stiglitz erklärt: „Die neuen Technologien sind zweischneidige Schwerter. Befürworter haben das Positive hervorgehoben: Die Schaffung eines größeren öffentlichen Raums, in dem jeder seine Stimme zu Gehör bringen kann. Aber wir haben auch eine viel dunklere Seite kennengelernt. Etwa als sich Russland wiederholt in demokratische Wahlen eingemischt hat, scheinbar in dem Bestreben, das Vertrauen in westliche Demokratien zu untergraben.“ Die neuen Technologien lassen sich zur Manipulation einsetzen. Nicht nur um ökonomische Erträge zu steigern, sondern auch, um gewisse Meinungen zu fördern und andere in Zweifel zu ziehen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Langfristig führt der Kapitalismus zur Überschuldung

Evolutionäre Lernprozesse und Produktionssteigerungen sind durchaus bedeutsam. Aber sie lösen keine abrupten Veränderungen daran aus, wer über Wohlstand und Macht verfügt. Ray Dalio weiß: „Die heftigen, unvermittelten Brüche ereignen sich durch Auf- und Abschwünge, Revolutionen und Kriege, denen in erster Linie Zyklen zugrunde liegen. Und diese Zyklen werden ihrerseits durch logische Kausalzusammenhänge angetrieben.“ Im Zeitverlauf ist die Erfolgsformel ein System, in dem sich gut ausgebildete Menschen, die zivilisiert miteinander umgehen, Innovationen einfallen lassen. Sie finanzieren sich über die Kapitalmärkte und besitzen Mittel, durch die ihre Erfindungen Ressourcen produzieren und zuweisen und sich für sie in Form von Gewinn auszahlen. Auf lange Sicht führt der Kapitalismus jedoch zu einem Wohlstands- und Chancengefälle und zur Überschuldung. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

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Es gibt eine neue Moral und den Willen zur Umerziehung

Was der Mensch hervorbringt, misst man stets an derselben Elle der Humanität, dem Maßstab gleichberechtigter Menschenwürde. Alain Finkielkraut fügt hinzu: „Keine Möglichkeit wird übersehen, eine Mühe gescheut, wenn es darum geht, Geist und Herz zu öffnen.“ Man beurteilt Philip Roth und Milan Kundera als zu sexistisch, um den Nobelpreis zu verdienen. Und man verdammt Vladimir Nabokovs „Lolita“ aus allen Lehrveranstaltungen der Universitäten. So kann man sich rühmen, niemanden mehr zu privilegieren und die Missetaten und Wunschvorstellungen der letzten Vertreter der patriarchalischen Gesellschaft zu verdammen. Der Bannstahl der neuen Moral und der Wille zur Umerziehung entspringen jedoch nicht dem „Tugendideal der Askese“, sondern einem „egalitären Ideal“. Man hütet sich übrigens, das Wort Tugend zu verwenden, weil man sich unbedingt vom Krieg gegen die Libido distanzieren will. Alain Finkielkraut gilt als einer der einflussreichsten französischen Intellektuellen.

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Die Regierung des Geldes verhindert blutige Gewalt

Norbert Bolz vertritt folgende These: „Geld entlastet die Gesellschaft von Menschlichkeiten wie Hass und Gewalt.“ Man kann leicht zeigen, dass sich Zivilität und Urbanität der Kultur der Geldwirtschaft verdanken. Wo Geld die Welt regiert, bleibt Menschen der Terror von nackter Faust und guter Gesinnung erspart. So könnte ein Wirtschaftsliberaler mit guten Gründen argumentieren, dass das weltweite Netzwerk der vielgescholtenen multinationalen Konzerne mehr für den Weltfrieden tun als die Vereinten Nationen. Wo Geld die Welt regiert, herrschen eben nicht: fanatische Ideologie und blutige Gewalt. Die monetarisierte Habsucht zähmt die anderen Leidenschaften. Auf die Liebe zum Geld ist Verlass – hier entfaltet sich ein ruhiges Begehren nach Reichtum. Univ.-Prof. Dr. Norbert Bolz lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor für Medienwissenschaft an der Technischen Universität Berlin.

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Auf dem Höhepunkt eines Landes beginnt schon sein Abstieg

Auf dem Höhepunkt kann ein Land die Erfolge, denen es seinen Aufstieg verdankte, aufrechterhalten. Ray Dalio warnt: „Doch im Lohn des Erfolgs, liegt der Ursprung des Abstiegs begründet. Mit der Zeit wachsen die Verbindlichkeiten und zerstören die sich selbst verstärkenden Rahmenbedingungen, die dem Aufstieg Nahrung gaben.“ Wenn die Menschen in einem Land, das mittlerweile reich und mächtig ist, mehr verdienen, sind sie als Arbeitnehmer teurer und weniger wettbewerbsfähig als Menschen in anderen Ländern, die bereit sind, für weniger Geld zu arbeiten. Gleichzeitig kopieren die Menschen aus anderen Ländern die Methoden und Technologien einer Führungsmacht, was deren Wettbewerbsfähigkeit weiter unterhöhlt. Ebenso gilt: Werden die Menschen in einem führenden Land reicher, arbeiten sie in aller Regel nicht mehr so hart. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

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