Christus liebte sogar noch seine Henker

Eine der Meistererzählungen der Liebe, ihrer Erfahrung, ihres Verständnisses oder Unverständnisses ist die vom Bruch zweier Kulturen. Peter Trawny erklärt: „Zunächst war da Eros, dieser geflügelte Gott, der ein Begehren hervorrief, das oft nicht anders als tragisch enden konnte: Phädra-mäßig, die sich in der Scham enttäuschter Liebe selbst erhängte.“ Dann die Agape, die jesuanische Gabe, Appell zum friedlichen Miteinander: Christus am Kreuz, der noch seine Henker liebt. Dazwischen soll ein Abgrund gähnen. Vermutlich gehört diese Erzählung zum Christentum, das offenbar ein Interesse hatte, die heidnischen Ausschweifungen zu verdammen. Denn einen Abgrund gibt es zwischen der erotischen Liebe und der Nächstenliebe wohl nicht, doch sind Unterschiede deutlich vorhanden. Peter Trawny gründete 2012 das Matin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, dessen Leitung er seitdem innehat.

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Die Liebe hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen

Es gibt Menschen, die pflegen eine Liebe zur Philosophie, andere lieben die Künste, viele „schwärmen“ gerne, und dieses Schwärmen ist ein Echo ihrer Liebesfähigkeit. Matthias Horx nennt Beispiele: „Wir „lieben“ Wiener Schnitzel oder Sonnenuntergänge am Meer, unsere Fußball-Lieblingsmannschaft oder echte Spaghetti Bolognese, die von Tim Mälzer.“ In allen Aspekten von Resonanz, die Menschen zu ihrer Umwelt entwickeln, kann sich Liebe zeigen. Menschliche Liebe und Verbundenheit hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen. Das griechische Wort „Eros“ zum Beispiel steht für die Anziehung, die Lust, das Begehren. In der griechischen „Liebesphilosophie“ ist Eros das kosmische Elementarprinzip – als Kraft und Quelle alles Lebenden und Lebendigkeit. Oder Mania, die Besessenheit, die Abhängigkeit, die Unbedingtheit, die bis zur Enthemmung geht: Wenn Liebe zur – meist einseitigen – Obsession wird, zerstört sie sich selbst. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Die erotische Liebe ist die sterblichste Gestalt der Liebe

Der Eros verwirklicht das Wesen von Liebe am reinsten, solange er regiert. Denn obwohl kaum irgendwo sonst das Wort >ewig< so heimisch ist wie im Vokabular des Eros, entfaltet sich , so scheint es, die erotische Liebe nur für eine kurze Spanne Zeit zur vollen, schönen Blüte, zu Anfang vor allem, in der >ersten< Liebesbegegnung. Eros sei, so hat man gesagt, von Natur eine Vorrede. Aber diese Vorrede wird, wenn es mit glücklichen Dingen zugeht, nicht vergessen, denn sie hat einen Maßstab gesetzt und einen unaufzehrbaren Vorrat geschaffen. Josef Pieper fügt hinzu: „Andererseits ist es zweifellos nur realistisch, die erotische Liebe die notorisch >sterblichste Gestalt< der Liebe zu nennen. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

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Die Liebe jeglicher Art hat immer eine Tendenz zur Einswerdung

So verschieden die Definitionen von Liebe ausfallen und so unterschiedlich ihre vielfältigen Gestalten sind – ein Element kehrt in allen Kennzeichnungen wie auch in allen Realisierungen wieder: das Tendieren auf Einswerdung. Josef Pieper erklärt: „Was in der Liebe unter den Menschen geschieht, ist, dass aus zweien sozusagen eine Person wird.“ Allerdings setzt Einswerdung in der Liebe voraus, dass die Verschiedenheit und Selbstständigkeit der beiden Liebenden dieser neuen Einheit dennoch bestehen bleibt. Jules Michelet, ein französischer Historiker, formuliert dies wie folgt: „Um eins zu werden, muss man zwei bleiben.“ Die Einswerdung und Verschmelzung von Menschen realisiert sich auf einzigartige und unvergleichlich intensive Weise in der engeren Sinnes erotischen Liebe, da die Geschlechterliebe eine paradigmatische Form der Liebe überhaupt ist. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

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Ein liebendes Herz kann keinen Menschen hassen

Der geniale griechische Philosoph Aristoteles definiert die Liebe wie folgt: „Lieben bedeutet einem anderen alles wünschen, was man für gut hält, und zwar um jenes anderen, nicht um seiner selbst willen.“ Jemanden lieben ist für Josef Pieper, schon seiner Natur nach, ein spontaner Akt, bei dem, sofern man ihn nicht einfach frei nennen will, jedenfalls die Freiheit mit im Spiel ist. Das ist übrigens mit ein Grund dafür, dass die Liebe auf besondere Weise undurchschaubar und dem Geheimnis benachbart und verwandt ist. Dabei existiert allerdings einer unerlässliche Vorbedingung: der Mensch muss erkannt haben, dass jemand glaubwürdig und liebenswert ist. Man muss es erfahren und gesehen haben, dass wirklich der andere wie auch sein Dasein in der Welt etwas Gutes und Wunderbares ist, bevor der Willensimpuls möglich wird: Gut, dass es dich gibt! Josef Pieper war ein deutscher Philosoph, der von 1904 bis 1997 lebte.

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Die Liebe ist die Sehnsucht nach dem erregenden Unterschied

In einem ersten Schritt denkt der Philosoph Josef Pieper darüber nach, was der Begriff „Liebe“ überhaupt bedeutet. Als Zentralgebot des Christentums schließt die Liebe ja auch das Verhalten zum Nächsten mit ein, der als Bild Christi wahrgenommen werden soll. Dabei muss der vielgefächert Charakter der Liebe nicht aus dem Auge gelassen werden. Joseph Pieper beschreibt in seinem Buch „Über die Liebe“ nicht nur das Erotisch-Sexuelle, sondern auch das Bedürfen und Begehren sowie die Liebe zum Kind, zum Freund, zum Schönen, zu Gott und dem eigenen Selbst. Dabei unterscheidet er sehr klar den eros, das Begehren und Habenwollen von der agape, dem Uneigennützigen, Bewundern und Seinlassen. Als dritte Spielform der Liebe nennt Josef Pieper die philia, die Freundschaft in der Spannung auf ein drittes, gemeinsames Geliebtes. Im Lateinischen heißen diese Begriffe amor, caritas und amicitia.

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