Kurt Tucholsky starb am 21. Dezember 1935 (11. Teil)

Seit 1921 hat Kurt Tucholsky immer wieder mit dem Gedanken an Tod und Selbstmord gespielt, seit 1932 häuften sich diesbezügliche Briefstellen und Buchwidmungen. Als er in der Nacht des 21. Dezember 1935 im Sahlgrenschen Krankenhaus in Göteborg starb, deutete denn auch alles auf einen Suizid hin. Seither ist aber auch das Gerücht nie ganz verstummt, Kurt Tucholsky sei von den Nazis ermordet worden. Für beiden Thesen gibt es allerdings keine haltbaren Beweise. Für Selbstmord sprechen allerdings ein früherer Suizidversuch und seine wiederholten Klagen, dass alles keinen Sinn habe. Die Möglichkeit eines „Selbstmords aus Versehen“, ein in der medizinischen Literatur seit vielen Jahren unter dem Namen „Tablettenautomatismus“ bekanntes Phänomen, wurde bislang nicht in Betracht gezogen, obwohl dadurch viele der offenen Fragen zu erklären wären.

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Frankreich verdankt Kurt Tucholsky seine besten Jahre (6. Teil)

Schon lange war Frankreich das Land der Sehnsucht von Kurt Tucholsky. Es verkörperte für ihn die Nation der Aufklärung und der großen Revolution von 1789, die Nation der Demokratie und der republikanischen Freiheit, die Nation der Literatur und des Cabarets, des Chansons und des Theaters. Es war für ihn ein Land, in dem geistig Arbeitende ruhig, zufrieden und halbwegs geachtet leben konnten. Und dorthin wollte er als eine Art „Auslandskorrespondent für kulturelle Angelegenheiten“. Das Gehalt der „Weltbühne“ von 650 Mark hätte dazu allerdings nie gereicht, denn allein seine Wohnung in Fontainebleau kostet 300 Mark im Monat. Kurt Tucholsky muss sich also zusätzliche Verdienstmöglichkeiten erschließen. Über gute Beziehungen erhält den Auftrag für das Feuilleton der „Vossischen Zeitung“ Glossen und Beobachtungen aus Paris zu schreiben.

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Kurt Tucholsky wird als Autor für das Kabarett berühmt (5. Teil)

Kurt Tucholsky beschreibt sich selbst als immer Suchender ohne festgeprägtes Weltbild, als nie zufriedener Aufklärer, angetrieben vom ewigen Imperativ Gerechtigkeit und Freiheit. Weder das marxistische System noch die pragmatische Variante der „Formaldemokratie“ was sein Ziel, sondern ein Kulturstaat im Sinne von Johann Gottlieb Fichte und Ferdinand Lassalle. Freiheitliches Ethos, Sozialreform, das Gefühl der Gemeinschaft, internationale Friedenspolitik und kulturelle Entwicklung waren die Grundpfeiler dieser Demokratievorstellung mit einer liberal-aristokratischen Tendenz. Linksintellektuelle wie Kurt Tucholsky waren keine Politiker, sondern sozial abwägende Ethiker. Das Primat der Ethik steht dabei über allen gesellschaftlichen Realitäten. Kurt Tucholsky fragt beispielsweise: „Habt ihr nicht mehr den Mut, das Ideal zu fordern, als sei es erreichbar?“ Theodor Herzl stellt schon 1895 fest: „Die Macht einer Idee besteht darin, dass es vor ihr kein Entkommen gibt.“

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Kurt Tucholsky rechnet schonungslos mit dem Militär ab (4.Teil)

Kurt Tucholsky kehrt psychisch und physisch angeschlagen aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Anfang November 1918 tritt er die Stelle des Chefredakteurs der Zeitschrift „Ulk“ an. Der „Ulk“ teilt seine Schläge in erster Linie gegen die Ewiggestrigen, gegen die Schieber und Kriegsgewinnler und die verschlafenen Bürger aus. Aber schon bald richtete sich die Kritik auch gegen den Militarismus. Kurt Tucholsky fordert permanent während dieser Zeit eine geistige Revolution und die Einlösung der Versprechen der Französischen Revolution. Kurt Tucholskys Ideal vom freiheitlichen Verfassungsstaat, getragen von aufgeklärten Bürgern, kann seiner Meinung nach nur durch das richtige Bewusstsein geschaffen werden. „Gegen Gewalt den Geist!“ heißt seine Devise. Und er fügt hinzu: „Alle positiven Vorschläge nützen nichts, wenn nicht die rechte Redlichkeit das Land durchzieht.“

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Militär und Krieg sind Kurt Tucholskys wichtigste Themen (1.Teil)

Kurt Tucholsky war äußerst vielseitig begabt. Er war nicht nur Journalist, sondern auch Satiriker, Essayist, Literatur- und Theaterkritiker, Erzähler, Lyriker, Chanson- und unermüdlicher Briefeschreiber. Er zählt zu den meistgelesenen Autoren der Weimarer Republik. Kurt Tucholsky wird seit jeher geliebt und verehrt, zugleich ist er – als zorniger Aufklärer von Machtmissbrauch und Militarismus – nach wie vor heftig umstritten und immer noch hoch aktuell. Kurt Tucholsky wird am 9. Januar 1910 in Berlin geboren. Er stammt aus einer gutbürgerlichen-jüdischen Familie. Seine Jugendjahre verbringt er in Stettin, wo sich sein tiefverwurzeltes Gefühl für den Norden herausbildet. Er liebt die See, die Wälder, die Stille. Im Alter von neun Jahren kehrt er nach Berlin zurück. Als er 15 Jahre alt ist, verliert er seinen geliebten und verehrten Vater.

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