Ein weiser Herrscher vertraut sich klugen Ratgebern an

Der tiefste Ausdruck des Vertrauens zwischen zwei Menschen besteht für den englischen Philosophen und Staatsmann Francis Bacon darin, dass sie einander Rat geben und diesem Rat vertrauen. In der Regel legen die Menschen nur einen Teil ihres Besitzes in die Hände eines anderen, beispielsweise ihre Güter, ihre Kinder, ihr Ansehen oder die Abwicklung eines bestimmten Geschäftes, aber denen, die sie zu ihren Ratgebern küren, übereignen sie alles. Francis Bacon schreibt: „Um wie vieles mehr sind daher diese zu Treue und Glauben verpflichtet!“ Die weisesten Herrscher sehen es nicht als Herabsetzung ihrer Größe oder als Mangel ihrer Fähigkeiten, wenn sie sich einem Ratgeber anvertrauen. Francis Bacon zitiert den weisen König Salomo, der einst gesagt hat: „Pläne werden durch Beratung fest.“

Drei Unannehmlichkeiten können beim Rat geben auftreten

Alles wird laut Francis Bacon einmal erschüttert, wenn nicht durch die Argumente der Ratgeber, dann durch die unergründlichen Fügungen des Schicksals, wobei alles voller Unbeständigkeit ist. Salomo begriff die Notwendigkeit eines guten Rates und die Gefahr, die von schlechten Ratgebern ausgeht. Schlechten Rat erkennt Francis Bacon an zwei Merkmalen: der Ratgeber war jung, und der Rat rief zu Gewalt auf. In der Antike war die Einberufung einer ratgebenden Körperschaft, die unauflöslich mit dem König verbunden war, die Regel.

Francis Bacon verschweig nicht, dass auch Unannehmlichkeiten beim Rat geben auftreten können, es aber Maßnahmen dagegen gibt. Er nennt drei Gründe: „Erstens müssen Angelegenheiten enthüllt werden, wodurch sie weniger geheim werden. Zweitens wird die Autorität der Fürsten geschwächt, sodass sie nicht so mächtig erscheinen. Drittens besteht die Gefahr, schlecht beraten zu werden, sodass eher dem Ratgeber als dem zu Beratenden geholfen wird.“ Deshalb rät Francis Bacon den Fürsten sich davor zu hüten, Geheimnisse persönlich mitzuteilen.

Im Privaten sind die Menschen kühner in ihren Ansichten

Francis Bacon empfiehlt einem guten Ratgeber nicht zu neugierig zu sein, was die Person des zu Beratenden betrifft. Er schreibt: „Der wahre Ratgeber kümmert sich eher um die Geschäfte seines Herrn als um dessen Natur, denn er soll nicht seinen Launen Nahrung geben, sondern ihn beraten.“ Für einen Herrscher ist es gemäß Francis Bacon von größtem Nutzen, wenn er sowohl die einzelnen Meinungen seiner Ratgeber als auch deren gemeinsam getragene Entscheidung anhört.

Denn Francis Bacon glaubt, dass die privat geäußerte Meinung freier, währen die Meinungsäußerung im Beisein von anderen ehrfurchtsvoller ist. Francis Bacon erklärt: „Im Privaten sind die Menschen kühner in ihren Ansichten, aber in der Gemeinschaft passen sie sich den Launen der anderen an. Daher ist es gut beides zu tun. Unwichtige Dinge sollte man eher im Privaten besprechen und wichtigere in der Gemeinschaft, damit man sich seinen Respekt erhält.“

Von Hans Klumbies