Glück ist nicht das Wichtigste

Das Glück beherrscht zurzeit das Denken vieler Menschen: Bin ich glücklich? Wie kann ich glücklich werden? Warum alle anderen, nur ich nicht? Wilhelm Schmid stellt fest: „Auf die Fragen nicht zu antworten erscheint unmöglich, zumal viele glauben, ohne Glück nicht mehr leben zu können. Es ist eine regelrechte Glückshysterie entstanden, mit der viele sich womöglich noch unglücklicher machen.“ Was aber ist das Glück? Zuallererst ist es, wie so vieles, nichts als ein Wort. Ganz Verschiedenes kann damit gemeint sein, es gibt keine verbindliche, einheitliche Definition. Was darunter zu verstehen ist, legt letztlich das jeweilige Individuum selbst fest. Die Philosophie kann lediglich Hilfestellung bieten, die etwa in einer Auseinanderlegung des Begriffs besteht, fern davon, eine bestimmte Bedeutung zu einzig möglichen zu erklären. Prof. Dr. Wilhelm Schmid lebt als freier Philosoph in Berlin und lehrte bis 2018 Philosophie an der Universität Erfurt.

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Das Zuhause beeinflusst das ganze Sein

Ein Leben, das versucht, den städtischen Raum unmittelbar zu bewohnen, ist zum Scheitern verurteilt. Denn der einzige wahre Stadtbewohner ist der Obdachlose. Er führt jedoch ein ungeschütztes, verletzliches Leben, das ihn tödlichen Gefahren aussetzt. Allen Übrigen erschließt sich die Stadt jedoch nur durch ein wie auch immer geartetes Zuhause. Emanuele Coccia hat Teile seines Lebens in Paris, Berlin, Tokio und New York verbraucht. Aber bewohnen konnte er diese Städte immer nur mit Hilfe von Schlafzimmern und Küchen, Stühlen, Schreibtischen, Schränken, Badewannen und Heizkörpern. Wohnen ist für Emanuele Coccia allerdings weit mehr als ein zu lösendes Raumproblem. Denn es bedeutet nicht, von etwas umgeben zu sein oder einen bestimmten Teil des auf der Erde verfügbaren Raumes zu okkupieren. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

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Von Hoffnung zu reden hat Konjunktur

In seinem neuen Buch „Hoffnung“ begibt sich Philipp Blom auf historische und philosophische Spurensuche. Dabei findet er gute Gründe, warum Menschen auch heute noch hoffen dürfen und müssen. Von Hoffnung zu reden hat Konjunktur. Ganze Karrieren setzen auf dieses Geschäftsmodell, den Leuten zu erzählen, dass tatsächlich alles immer besser wird, dass der Mensch gut ist und alle Indikatoren nach oben zeigen. Philipp Blom fügt hinzu: „Diese etwas plattfüßige Auffassung einer Art ewiger Seligkeit ist der zweite Aufguss einer christlichen Idee, nach der die Geschichte auf ein Ziel zugeht, auf die Erlösung, das himmlische Jerusalem.“ Heutzutage nennt man diese Idee Fortschritt. Alles wird unaufhörlich immer besser. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Die Freiheit muss auch nein sagen

Es gibt nicht nur das Glück der Freiheit, sondern auch das Glück der Unterwerfung. Christoph Menke erläutert: „Und daher kann die Freiheit nicht nur lustvoll-affirmativ sein – sie kann nicht nur sein –, sondern sie muss Nein sagen.“ Die Freiheit sagt: „Nieder mit dem Glück der Unterwerfung.“ Alle Bestimmungen, die das Sein der Freiheit oder die Freiheit als eine Seinsweise beschreiben, sind zutiefst zweideutig. Zum Beispiel im Außersichsein dabei zu sein, dies lustvoll zu erfahren und zu bejahen. So können Bestimmungen der Freiheit oder der Knechtschaft sein. Deshalb muss die Freiheit über das Sein – das Sein, das die Freiheit ist: dass sie für den ist, der frei ist – hinausgehen und eine Unterscheidung treffen. Christoph Menke ist Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

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Glück spielt beim Erfolg eine wichtige Rolle

Letzten Endes füttert jedes Argument für Ungleichheit direkt das Ego eines Menschen. Denn man fühlt sich dabei außergewöhnlich und einzigartig. Jonathan Aldred ergänzt: „Also sind Sie etwas Besonderes, also sind wir alle etwas Besonderes, also ist Ungleichheit eine naturgegebene Tatsache. Oder zumindest manifestiert sich Ihre Einzigartigkeit in Ihrer Begabung und harter Arbeit.“ Diese Tatsachen rechtfertigen, dass man den angestrebten Job bekommen hat oder mehr verdient als andere, offenkundig ähnlich qualifizierte Kollegen. Somit kann man endlich einen maßgeblichen Grund dafür erahnen, warum in den vergangenen Jahren so wenig unternommen wurde, um die Ungleichheit zu reduzieren. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Die Bevormundung der Bürger führt zum Verlust der Selbstachtung

Der real existierende Bürger wird ständig mit Verhaltensidealen konfrontiert, vor dessen Hintergrund er automatisch als defizitär erscheint. Reinhard K. Sprenger fügt hinzu: „Was wieder die Bevormundungsindustrie ermächtigt, die Kluft zwischen Sein und Sollen zu bewirtschaften. Das ist betreutes Leben.“ Aber was kostet die systematische Verbannung der Bürgerwürde? Oberflächlich ist es der Verlust der Fähigkeit, selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu leben. Schaut man tiefer, dann ist es der Verlust der Selbstachtung. Blickt man auf den Grund, dann sieht man den hoffnungslosen Versuch, den Tod aus dem Leben auszusperren. Der Tod kehrt aber hinterrücks zurück – er treibt das Leben aus dem Hause. Ob jemand glücklich oder unglücklich ist, hängt weniger von den äußeren Umständen ab, als vielmehr von seiner inneren Einstellung. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, ist einer der profiliertesten Führungsexperten Deutschlands.

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Uralt ist das Streben nach Glück

Das Leben ist gut – wie es auch sei. Es gibt bei vielen Menschen die Sehnsucht, seinem Leben und Erleben Glanz zu verleihen. Dazu gesellt sich die Entschlossenheit, das Schöne, das Wunder, den Zauber ins eigene Leben hereinzuholen. Diese Wünsche haben ihre Dynamik in der der prekären Gegenwart keineswegs verloren. Ulrich Grober betont: „Und das ist gut so. Dieser Wille gehört untrennbar zum Streben nach Glück, ist uralt und ewig jung. Er sucht sich immer neue Kanäle und Ausdrucksformen.“ Doch wie die sozialen Medien, ja das Netz insgesamt, ist gerade das Wortfeld WOW heillos verstrickt in die Sprache der Werbung und die Welt der Warenästhetik. Es wird seines Zaubers beraubt von endlosen Plakaten zu Lippenstiften und Anzeigen zum nächsten Wochenendtrip. Den Publizisten und Buchautor Ulrich Grober beschäftigt die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

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Die Natur ist kein Luxus

Lucy F. Jones weiß: „Wie naturnah wir leben, wirkt sich messbar auf unsere Gesundheit aus. Menschen, die in der Nähe von Parks, Wäldern und dem Meer leben, geben an, sich körperlich und geistig besser zu fühlen.“ Die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen oder anderen psychischen Problemen zu erkranken, ist bei Menschen, die nicht in zugebauten urbanen Settings leben, sondern nahe der Natur, geringer – ihre Zufriedenheit insgesamt höher. Studien haben gezeigt, dass dies besonders auf Senioren, Hausfrauen und sozial schwache Menschen zutrifft. Die Natur ist kein Luxus. Ob man Zugang zu ihr hat oder nicht, wirkt sich bei unterschiedlichsten Menschengruppen auf die Gesundheit aus. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

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Humanisten benennen Elemente des menschlichen Glücks

Die humanistische Tradition wurde seit jeher von einem breiten und langen Schatten begleitet, den man als antihumanistische Tradition bezeichnen könnte. Sarah Bakewell erläutert: „Während Humanisten die Elemente des menschlichen Glücks und der menschlichen Vortrefflichkeit benennen, zählen die Antihumanisten ebenso eifrig unser Elend und unsere Schwächen auf.“ Sie weisen auf zahlreiche Defizite der Menschen hin, auf die Unzulänglichkeiten ihrer Talente und Fähigkeiten, Probleme zu bewältigen und einen Lebenssinn zu finden. Antihumanisten missbilligen oft die Vorstellung, sich an irdischen Vergnügungen zu erfreuen, und plädieren stattdessen für eine radikale Umgestaltung des Lebens der Menschen. Entweder indem sie sich von der materiellen Welt abwenden oder indem sie ihre Ansichten – oder sich selbst – dramatisch verändern. Sarah Bakewell lebt als Schriftstellerin in London, wo sie Creative Writing an der City University lehrt und für den National Trust seltene Bücher katalogisiert.

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Die Lüste unterliegen dem Regime der Gesundheit

Der letzte Mensch hält sich für klug, er „weiß alles“. Ganz ohne Smartphone vermutete Friedrich Nietzsche, dass die Demokratisierung des Wissens, eine Hybris zur Folge haben wird. Diese verwechselt die Möglichkeit des Zugriffs auf Informationen mit jener Erkenntnis, die sich ihrer Begrenztheit und Vorläufigkeit stets bewusst ist. Konrad Paul Liessmann erklärt: „Das Leben des letzten Menschen wird dominiert von den Aspekten des Angenehmen, Nützlichen, Mittelmäßigen.“ Die Lüste selbst unterliegen seit geraumer Zeit dem Regime der Gesundheit. Das trifft das Rauchen ebenso wie den Sex, das Essen ebenso wie das Trinken. Und es trifft auch die rar gewordenen geistigen Genüsse. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien. Zudem arbeitet er als Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Im Zsolnay-Verlag gibt er die Reihe „Philosophicum Lech“ heraus.

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Beim Lebensziel Glück entgleitet die Gegenwart

Wenn Menschen sagen, ihr Lebensziel sei es, glücklich zu sein, geben sie zu verstehen, dass sie unglücklich sind. John Gray ergänzt: „Da sie Glücklichsein als Projekt betrachten, können sie es nur in der Zukunft verwirklichen. Die Gegenwart entgleitet ihnen, und Angst schleicht sich ein.“ Sie fürchten, ihr Fortschreiten auf dem Weg zu dem künftigen Zustand könnten bestimmte Ereignisse stören. Also wenden sie sich der Philosophie und heutzutage der Therapie zu, die ihnen Linderung ihres Unbehagens versprechen. Indem sie sich als Heilmethode geriert, ist Philosophie ein Symptom der Störung, die sie zu beheben vorgibt. Andere Tiere haben es nicht nötig, sich von ihrer Befindlichkeit abzulenken. John Gray lehrte Philosophie unter anderem in Oxford und Yale. Zuletzt hatte er den Lehrstuhl für Europäische Ideengeschichte an der London School of Economics inne.

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Die Werbung im Netz ist perfekt auf den Einzelnen abgestimmt

Die permanente digitale Kommunikation greift tief in den Gefühlshaushalt der Menschen ein. Ulrich Grober erklärt: „Wir vertrauen unser Erleben, vor allem unsere WOW-Momente, sozialen Medien an. Wir nutzen sie, sie nutzen uns. Sie bieten uns, scheinbar umsonst, eine Plattform für alle Äußerungen, die wir senden möchten.“ Umgekehrt machen sie die Menschen zum Empfänger von perfekt auf jeden Einzelnen abgestimmten Werbebotschaften. Jede Sekunde im Netz macht einen dafür empfänglich. Ja, man hat die Freiheit, sich ihren Botschaften zu verweigern. Aber das ist gar nicht so einfach. „Wir sind programmiert durch das, was unsere Zuschauer sehen wollen“, sagte Netflix-Gründer Reed Hastings. Er fügt hinzu: „Wir liefern etwas ab, was in einem Moment Hunderte Millionen Menschen gucken können.“ Den Publizisten und Buchautor Ulrich Grober beschäftigt die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

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Langsames Glück ist wertvoll und wenig störanfällig

Zu den faszinierendsten Phänomenen menschlichen Lebens zählt das Glück. Viele Glücksvarianten sind leicht zu identifizieren. Sie machen sofort gute Laune. Rebekka Reinhard nennt Beispiele: „Für ein Baby kann es die Muttermilch sein, für einen Teenager das Verliebtsein, für kranke Menschen das Blutbild im Normalbereich.“ Leider wird das subjektive „reine“ Gute-Laune-Glück leicht verunreinigt. Denn jedes Glück, das sofort gute Laune macht, ist „schnelles Glück“. Es kommt schnell, ist aber auch schnell wieder vorbei. Daneben existiert still und leise das „langsame Glück“. Langsames Glück ist unspektakulär, dafür aber wenig störanfällig. Wenn man seinen Wert erkennt, begleitet es einen Menschen in allem, was er tut, denkt und fühlt. Rebekka Reinhard ist Chefredakteurin des Magazins „human“ über Mensch und KI. Unter anderem ist sie bekannt durch den Podcast „Was sagen Sie dazu?“ der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft wbg.

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Gut zu sein macht unter allen Umständen glücklich

Rebekka glaubt nicht, dass es schwer ist, gut zu sein. Und zu bleiben. Wie das funktioniert beschreibt sie in ihrem neuen Buch „Die Kunst gut zu sein“. Gut zu sein ist ihrer Meinung nach eine Haltung, eine Entscheidung, die immer und unter allen Umständen glücklich macht. Nämlich erstens diejenigen, die das Gute empfangen und zweitens jene, die es geben. Rebekka Reinhard schreibt: „Es beginnt mit einem Lächeln, das anderen signalisiert: Da ist jemand, der mich sieht. Als Mensch sieht.“ Ihr Buch soll Mut und Lust aufs Gutsein machen. „Die Kunst gut zu sein“ ist eine Einladung zur simplen Menschlichkeit, die man zu oft vergisst, weil ständig ein Termin, ein Konflikt, eine Zerstreuung dazwischenkommt. Rebekka Reinhard ist Chefredakteurin des Magazins „human“ über Mensch und KI. Unter anderem ist sie bekannt durch den Podcast „Was sagen Sie dazu?“ der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft wbg.

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Der Kapitalismus schafft Wohlstand

Der moderne Kapitalismus ist in zweierlei Hinsicht unschlagbar: Indem er Wohlstand schafft und indem er Neid erweckt. Vielleicht gehört beides sogar zusammen. Morgan Housel vermutet: „Möglicherweise treibt uns erst der Wunsch, andere zu übertreffen, zu besonderen Leistungen an.“ Aber wenn man nie genug bekommt, macht das Leben überhaupt keinen Spaß. Wie Morgan Housel sagt: „Glück ist Erfolg minus Erwartungen.“ Wer sich mit „genug“ zufriedengibt, hat erkannt, dass das Gegenteil – das unersättliche Streben nach immer mehr – letztlich nur unzufrieden macht. Viele Menschen hören erst dann auf, nach mehr zu gieren, wenn sie gegen eine Mauer laufen und gezwungen sind, aufzuhören. Sei es nun aus ganz harmlosen Gründen, weil sie einen Burn-out erleben oder eine riskante Anlageposition nicht länger halten können. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Allein der Kompass der Vernunft führt zum Glück

Sarah Bakewell macht in ihrem neuen Buch „Wie man Mensch wird“ ihre Leser unter anderem mit den italienischen Humanisten bekannt, die vor rund 700 Jahren auf die Idee kamen, dass der Mensch im Kern gut und frei ist. Zudem kann er auf der Suche nach Glück allein mit dem Kompass der Vernunft durch stürmische Zeiten steuern. Sarah Bakewell beschreibt, wie inspirierend deren Neugierde, Forschergeist und Optimismus bis in die Gegenwart gewirkt haben, trotz aller Anfeindungen durch Theologen, Tyrannen und Ideologen. Die Autorin erzählt von den mutigen Lebenswegen und überraschenden Entdeckungen der Humanisten und geht so deren großer Frage nach, wie man Mensch wird. Sarah Bakewell lebt als Schriftstellerin in London, wo sie Creative Writing an der City University lehrt und für den National Trust seltene Bücher katalogisiert.

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Glück ist eine Lebensberufung

Einschlägige Ratgeber, therapeutische Anweisungen, esoterische Verheißungen machen heutzutage Propaganda für das Glück. Wer genauer hinschaut, erkennt bald, dass es darin meist gar nicht um Glück, sondern um Zufriedenheit geht. Es geht dabei um den Menschen, den man mit einer erneuerbaren, im eigenen Seelenkraftwerk hergestellten Energie ausstattet. Karl-Markus Gauß erklärt: „Gelehrt wird eine besondere Technik der Selbstregulierung, die vor extremen Stimmungen schützt und dem fleißig Lernenden vermittelt, wie er mit sich, den anderen, dem Gegebenen auskommen könne, und dies ein ganz zufriedenes Leben lang.“ Dagegen spricht auch nichts, außer das Glück etwas anderes ist, nämlich eine Lebensberufung. Karl-Markus Gauß lebt als Autor und Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und Kritik“ in Salzburg. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und oftmals ausgezeichnet.

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Der „letzte Mensch“ ist schwach und müde

Aber was hat es mit dem „letzten Menschen“ auf sich? Zarathustra prognostizierte mit dieser Formel einen schwachen und müde gewordenen Charakter. Dieser erinnert in vielem an die Life-Style-Figuren der Gegenwart und ihre Convenience-Kultur. Friedrich Nietzsche schreibt im „Zarathustra“: „Wir haben das Glück erfunden, sagen die letzten Menschen und blinzeln.“ Konrad Paul Liessmann ergänzt: „Nietzsche hat hellsichtig erkannt, dass das Glück als umfassende Konzeption und Zielvorstellung des Lebens eine relativ späte Erfindung ist. Sieht man von den antiken Glückskonzepten etwa bei Aristoteles einmal ab.“ Das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl. Diese bekannte Formel des angelsächsischen Utilitarismus markiert die Erfindung des Glücks. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien. Zudem arbeitet er als Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Im Zsolnay-Verlag gibt er die Reihe „Philosophicum Lech“ heraus.

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John Stuart Mill definiert die Freiheit

Eine der einflussreichsten Schriften über das, was menschliche Freiheit bedeutet und was es rechtfertigen darf, sie einzuschränken, stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der britische Denker John Stuart Mill hat sie verfasst. Er war überzeugt, dass der Nutzen im Sinne menschlicher Zufriedenheit, den eine Handlung zum Ausdruck bringt, diese Handlung als gut oder schlecht kennzeichnet. Ina Schmidt erklärt: „Wenn ein Tun Glück stiftet, Leid oder Not lindert, Freude bringt, dann kann es nicht anders als gut sein.“ Dabei handelt es sich um eine Überzeugung des utilitaristischen Denkens. Nach John Stuart Mill kann es also nur berechtigt sein, in die freie Gestaltung der menschlichen Handlungen einzugreifen, wenn es darum geht, „Schaden“ abzuwenden. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.

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Die Liebe ist von starker Sehnsucht geprägt

Die stärkste Sehnsucht des Menschen gilt seit seiner Geburt der Erfahrung der Liebe. Und sie ist für ein gelingendes Leben von entscheidender Bedeutung. Wie man die Liebe allerdings lernt, gehört keineswegs zum Allgemeinwissen. Wenn Albert Kitzler in seinem neuen Buch „Die Weisheit der Liebe“ von Liebe spricht, dann meint er damit wesentlich mehr als die partnerschaftliche Liebe: „Unter Liebe soll hier jede Art von starker Sehnsucht nach etwas verstanden werden.“ Sehr vieles kann Sehnsucht auslösen, und immer ist ihre Erfüllung eine Art von Liebe, nämlich eine Vereinigung mit dem Ersehnten, die in einem Menschen Freude und Glück auslöst. Der Philosoph und Medienanwalt Dr. Albert Kitzler gründete 2010 „Maß und Mitte – Schule für antike Lebensweisheit und eröffnete ein Haus der Weisheit in Reit im Winkl.

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Nichts in dieser Welt ist dauerhaft

Indem Buddha feststellt „alles ist Leiden“, erinnert er daran, dass das Leben von der Geburt bis zum Tod aus einer Folge schmerzlicher Erfahrungen besteht. Frédéric Lenoir ergänzt: „Und selbst wenn wir einen glücklichen Moment erleben, bleibt dieser doch zerbrechlich.“ „Alles ist unbeständig“, auch das lehrt Buddha. Nichts in dieser Welt ist dauerhaft und für immer festgeschrieben. Genauso ist es mit den Begierden der Menschen. Viele leiden darunter, dass sie das, was sie begehren, nicht besitzen werden. Zweitens leiden sie an der Angst, dass sie verlieren, was sie besitzen. Drittens schließlich leiden sie am Verlust dessen, was sie besessen haben. Es sieht also in der Tat so aus, was wäre das Böse im Alltag weitaus gegenwärtiger als das Gute. Wenngleich das natürlich von einem zum anderen Individuum deutlich variieren kann. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Orte der Versuchung schärfen die Mündigkeit

Die Mündigkeit wächst in Zonen der Verführung und der Rechtsfreiheit. Ulf Poschardt fügt hinzu: „Sie sind selten und in Rechtsstaaten kaum toleriert, aber in Teilen geduldet. Als Freiheitslabore aber sind sie Inkubatoren von Glück, Fortschritt und jeder Menge wunderbarer Sauereien.“ Die Fähigkeit zur Gewissensentscheidung ist eine Voraussetzung für Mündigkeit. Daher sind die Orte der Versuchung eine wichtige Prüfung, um seine Mündigkeit zu schärfen. Als Verfassungspatriot neigt man zu Nulltoleranz gegenüber rechtsfreien Räumen. Den Deutschen, linken wie rechten, ist kein Vorwand zu blöd, um über die Einschränkung von Freiheitsräumen nachzudenken. Im Nachtleben wären mehr Kontrollen tödlich, zumindest für den freien Geist des Nachtlebens, jener Mischung aus Balz, Bordeaux und Petting. Seit 2016 ist Ulf Poschardt Chefredakteur der „Welt-Gruppe“ (Die Welt, Welt am Sonntag, Welt TV).

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Die Kluft zwischen arm und reich steigt

Extreme Ungleichheit ist kein Naturgesetz. Sie ist die Folge einer Politik, die Profite vor Menschen stellt. Um Ungleichheit zu reduzieren, müssen Regierungen für eine faire Besteuerung sorgen. Zudem müssen sie in öffentliche soziale Dienste investieren und die Benachteiligung von Frauen beseitigen. Klaus Peter Hufer weiß: „Die Kluft zwischen Arm und Reich steigt nicht nur weltweit, sondern auch innerhalb der reichen Länder des Westens und des Nordens.“ Im Jahr 2018 verfügten 26 Personen über ebenso viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Das sind 3,8 Milliarden Menschen. Der britische Wirtschaftswissenschaftler Paul Collier stellt fest: „Der Kapitalismus löst sein wichtigstes Versprechen – einen ständig steigenden Lebensstandard für alle – immer weniger ein. Einige profitieren weiterhin, aber andere wurden abgehängt.“ Klaus-Peter Hufer promovierte 1984 in Politikwissenschaften, 2001 folgte die Habilitation in Erziehungswissenschaften. Danach lehrte er als außerplanmäßiger Professor an der Uni Duisburg-Essen.

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Jeder sollte seiner inneren Bestimmung folgen

Glück und Erfüllung wird in der altindischen „Bhagavadgita“ darin gesehen, dass ein Mensch seiner inneren Bestimmung folgt. Dabei lässt er sich nicht davon beirren, ob sich ein äußerer Erfolg einstellt oder nicht. Andreas Kitzler erklärt: „Das Entscheidende ist, dass er sich selbst treu bleibt, auf sein Inneres hört, aufrichtig und authentisch ist und danach handelt. Dann wird er die innere Seelenruhe besitzen, selbst Misserfolge heiter und gelassen hinzunehmen.“ Er ruht in der Geborgenheit seines Innern und bezieht daraus all sein Glück und seine Freude. Das ist seine unversiegbare Kraftquelle. Sie garantiert, dass er alles in seiner Macht Stehende auf die beste Weise ins Werk setzt. Dadurch wird er nur selten Misserfolg bei seinen äußeren Unternehmungen haben. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Im Jahr 1776 löst sich Amerika von England

Bekanntlich entflammte der amerikanische Freiheitsdrang am Problem der Steuererhebung. Der Kampfruf „No taxation without representation“ rief die revolutionären Kräfte der neuen Welt auf in den Kampf gegen das englische Mutterland. Silvio Vietta blickt zurück: „Mit der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 löste sich Nordamerika von England durch die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika.“ Thomas Jefferson, der wichtigste Autor der „Declaration of Independence“, hatte John Locke und andere Aufklärer gelesen. Die neue Staatsgründung sollte die Sicherheit und auch das Glück ihrer Bürger gewährleisten. Und sie sollte die Bürger schützen, vor allem auch durch die Bindung der Repräsentanten der Macht an das Recht. Dies sollte mittels Freiheitsgarantien und Gewaltenteilung geschehen. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

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