Die Tech-Giganten haben in den USA mehr als 1.000 Firmen gekauft

Ein Erfolgsfaktor der neuen Monopole aus den USA ist das geglückte Ansinnen, über hemmungslose, ehrgeizige Akquisitionen von Firmen in neue Märkte einzudringen – und sich anschließend dort dauerhaft festzusetzen. Hans-Jürgen Jakobs weiß: „Insgesamt haben Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft in den vergangenen zehn Jahren mehr als eintausend Unternehmen erworben. In manchen Fällen geschah das aus einem einzige Grund: Die Zukäufe sollten helfen, den Markt abzusichern – und den potenziellen Aufstieg neuer Konkurrenten beizeiten zu verhindern.“ Am geeignetsten dafür: „Killer acquisitions“. Das „nächste Amazon“ oder das „nächste Google“ konnte mit dem Wegkaufen von Start-ups vermieden werden. Besonders kompromisslos ging Mark Zuckerberg mit Facebook – heute: Meta Platforms – vor. Zwischen 2005 und 2021 kaufte er allein 92 Unternehmen auf, darunter finden sich Namen wie Gowalla oder Caffeinated Mind, die heute niemanden mehr etwas sagen. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

Marc Zuckerberg preist Disruption als tägliche Bewährung

Im Einkaufswagen landeten aber auch für Milliardenbeträge Instagram (2012), WhatsApp (2014) sowie Oculus VR (2014), das ist die zentrale Datenbrillen-Firma für Expansionen in die Virtual Reality. Hans-Jürgen Jakobs erklärt: „Oculus-Brillen führen zum „Metaverse“, einer künstlichen Welt, in der jedes real existierende Ding auf der Erde eine „digitalen Zwilling“ hat. Das Ganze geht zurück auf den 1991 erschienen Science-Fiction-Thriller „Snow Crash“ von Neal Stephenson, der Menschen als Avatare in einem virtuellen Kosmos herumlaufen lässt.“

„Move fast and break things“, dieses frühe Facebook-Motto hat die Gier Mark Zuckerbergs perfekt auf den Punkt gebracht. Hans-Jürgen Jakobs erläutert: „Die dahinter stehende Philosophie preist Disruption als tägliche Bewährung. In ihr zeigt sich am Ende eines digitalen Darwinismus, wer Sieger ist und wer Besiegter. Der Mensch handelt, er triumphiert oder er verliert – für die gesellschaftlichen Folgen seiner Handlungen ist er nicht verantwortlich. Er bewegt sich schnell weiter.“

Amazons Motto lautet: buy to destroy

Auf diese Art mit sich selbst im Reinen, kaufte Amazon 2010 trotz heftiger Gegenwehr und trotz anderer Kaufinteressenten beispielsweise für 500 Millionen Dollar die Firma Quidsi. Sie war zuvor im Online-Handel mit Windeln, Kosmetikprodukten und Seife stark gewachsen. Wie Jeff Bezos das schaffte? Hans-Jürgen Jakobs antwortet: „Er hatte einfach, trotz immenser Verluste, die Preise für Windeln und andere Babyprodukte um 30 Prozent gesenkt und selbst den Service „Amazon Mom“ gestartet.“

Das brachte Quidsi schließlich zum Einlenken, man fürchtete die Marktmacht Amazons. Im Jahr 2017 nahm der Bezos-Konzern dann einfach die Neuerwerbung vom Markt. Grund: Mangelnde Profitabilität. Motto: buy to destroy. Hans-Jürgen Jakobs kritisiert: „Unter den Bedingungen des Monopolismus ist nur der skrupelloseste Unternehmer am Ende siegreich. Freier Markteintritt in einer freien Markwirtschaft? Fehlanzeige.“ Schon von Anfang an hat Jeff Bezos geplant, der Welt nicht nur einen Online-Medien-Shop hinzustellen, sondern einen generellen „Versorger“, der wesentlich für den Handel sein sollte. Quelle: „Das Monopol im 21. Jahrhundert“ von Hans-Jürgen Jakobs

Von Hans Klumbies

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