Der kulturelle Wandel hat die Menschen materialistischer gemacht

Der kulturelle Wandel in den modernen Staaten des Westens hat die Menschen verändert. Zunächst einmal hat er sie materialistischer gemacht. David Brooks nennt ein Beispiel: „Studenten legen heute mehr Wert auf Geld und beruflichen Erfolg.“ Im Jahr 1966 sagten 80 Prozent der amerikanischen Erstsemester, sie seien in einem hohen Maße motiviert, eine sinnvolle Lebensanschauung zu entwickeln. Heute sagen das weniger als die Hälfte von ihnen. Finanzielle Sicherheit dagegen, die ehedem als ein mittlerer Wert angesehen wurde, ist heute das oberste Ziel von Studenten. Die Gesellschaft von heute ist wesentlich individualistischer als diejenige des Jahres 1966. Wer glaubt, seine Schwächen nicht aus eigener Kraft überwinden zu können, ist bereit demütig Hilfe von außen anzunehmen. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Heute ist Heimat ein Prozess der Selbstfindung

In früheren Zeiten war er Schicksal, der Ort der eigenen Herkunft, der einen prägte, ob man wollte oder nicht – früher ist Heimat einem Menschen zugestoßen. Heute ist sie ein Prozess der Selbstfindung. Weil die Menschen oft den Wohnort oder den Arbeitsplatz wechseln, weil sich viele in radiale Individualisten verwandelt haben. Und natürlich auch, weil die Welt enger zusammengerückt ist, durch die neuen Völkerwanderungen, den Tourismus, das World Wide Web, weil auch das kleinste Dorf heute globalisiert ist. Lokalzeitungen brachten den Menschen einst ihre Heimat nahe, weshalb sich manche gleich Heimatzeitungen nannten. Der Essayist Christian Schüle schreibt in seinem neuen Buch „Heimat – Ein Phantomschmerz“: „Heute über Heimat zu sprechen heißt vor allem, über ihren Verlust zu reden.“ Das Verschwinden der Heimat ist für ihn ein Problem mit zwei Seiten.

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Viele Eltern bieten ihren Kindern keine Orientierung

Martina Leibovici-Mühlberger konzentriert sich in ihrem Buch „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden“ auf die Misere vieler Kinder, die von ihren Eltern verkauft, instrumentalisiert, betrogen und in der sensiblen Zeit des Aufwachens und der Orientierungssuche einfach im Stich gelassen wurden. Die meisten Menschen wollen heute frei leben, absolut frei, und ja keine Zwänge oder irgendetwas, das ihre Freiheit beschränken könnte, akzeptieren. Jeder will in sein Mickymaus-Leben hineinpacken, was ihm gerade gefällt, und es natürlich auch jederzeit wieder verändern, wenn eine Durststrecke droht und das Gewählte sich vielleicht als mühevoll herausstellt. Sonst wären sie ja blöderweise nicht mehr frei. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

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Führungspersonen müssen heutzutage fast ideale Menschen sein

Herausragende Führungspersönlichkeiten hatten schon immer ihre moralischen Schattenseiten. Eine Abstimmung, die von der BBC initiiert worden war, hat zum Beispiel Winston Churchill, der die Demokratie und Zivilisation während des Zweiten Weltkriegs in Europa gerettet hat, zum bedeutendsten Briten aller Zeiten erkoren. Obwohl allgemein bekannt ist, dass er ein starker Whiskytrinker war, sehr spät aufstand und seinen Urlaub gerne auf der Yacht des griechischen Milliardärs Aristoteles Onassis verbrachte. Nicht nur große Staatsmänner, sondern auch bedeutende Unternehmer und Manager, die große Leistungen vollbracht und den Wohlstand der Gesellschaft wesentlich gemehrt haben, führten nicht unbedingt ein vorbildliches Privatleben. Und wenn man an Künstler denkt, erweist sich der heutzutage praktizierte rigorose Moralismus endgültig als unbrauchbar und wird für diese Kreativen auch nicht angewendet.

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Hermann Detering weiht den Leser in die Kunst der Entsagung ein

Hermann Detering führt in seinem neuen Buch „Die Lust der Welt und die Kunst der Entsagung“ den Leser kenntnisreich und unterhaltsam in die Welt des Verzichts ein. Zuerst beleuchtet er dabei die Ursprünge des asketischen Lebens und seine modernen Ausprägungen, stellt dann frühe und moderne Aussteiger vor, widmet sich anschließend der christlichen Askese und macht auch vor der Mühe mit der Lust und der Lust an der Entsagung nicht Halt. Der Autor beleuchtet auf vielfältige Art und Weise die Möglichkeiten des Verzichts und bietet damit vor allem jenen Menschen Orientierung, die sich noch nicht ganz im Dschungel der heutigen Überflussgesellschaft verloren haben. Dr. Hermann Detering ist ein evangelischer Theologe, der Germanistik, Altphilologie und Theologie studiert hat. Er ist Mitglied des „Committee for the Scientific Examination of Religion“.

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