Die Vernunft ist die Sklavin der Leidenschaften

Seit Platon waren sich die Philosophen bewusst, dass die Sinne täuschen und Überzeugungen irregeleitet sein können. Aber sie nahmen an, dass den Menschen von Natur aus ein Drang zur Wahrheit innewohne und die Vernunft sie auf dem Weg zu ihr leiten würde. Jonathan Rauch blickt zurück: „Vor fast 300 Jahren formulierte der schottische Philosoph David Hume seine Kritik an dieser Standardauffassung.“ In seinem „Traktat über die menschliche Natur“ trug er eine der in dieser Sache entschiedensten und bekanntesten Thesen vor. Er schreibt: „Die Vernunft ist die Sklavin der Leidenschaften und sollte auch nur das sein. Auf kein anderes Amt kann sie Anspruch erheben als ihnen zu dienen und zu gehorchen.“ Jonathan Rauch studierte an der Yale University. Als Journalist schrieb der Politologe unter anderem für das National Journal, für The Economist und für The Atlantic.

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Das Bürgertum kanalisiert die Sinnlichkeit

Mit der Erhebung der Kunst in die Sphäre der Religion überwindet das Bürgertum seine asketische Tradition, wenngleich in domestizierter Form. Alexander Grau erläutert: „Im Kunstgenuss kann der Bürger leidenschaftlich sein, ohne seine Leidenschaften ausleben zu müssen. Er kann sich ohne Hingabe hingeben.“ Die Kunstrezeption erlaubt eine aseptische Sinnlichkeit. Sie erlaubt es bürgerliche Vorstellungen von Sittlichkeit mit Genuss zu verbinden. Diese Kompensationsfigur prägt das bürgerliche Handeln stark. Dies zeigt sich nicht nur in der emphatischen Kunstreligion, sondern auch in der Sakralisierung der bürgerlichen Ehe. Auch hier wird Sinnlichkeit kanalisiert und schließlich das legalisiert, was der bürgerlichen und asketischen Ethik zuwiderläuft. Allerdings genügt die Ehe als institutionalisierte Form der Triebabfuhr dem bürgerlichen Selbstanspruch bei Weitem nicht. Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist.

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Die Liebe ist für Max Scheler ein Urakt

Max Scheler vertritt eine Aktphänomenologie, für die das Fühlen als intentionaler Akt eine zentrale Rolle einnimmt. So etwa beim Erfühlen von Werten in seiner bekannten Schrift „Der Formalismus in der Ethik und die materielle Wertethik“. Mit welcher er sich nicht nur gegen die kantische Pflichtethik wendete. Sondern mit der er auch die Grundlegung einer bis heute einflussreichen Position der Wertethik vorlegte. Es verwundert daher nicht, dass in einer Theorie, die das Fühlen derart aufwertet, auch der Liebe eine wichtige Rolle zugeschrieben wird. Max Scheler postuliert einen Primat des Emotionalen im geistigen Geschehen. Dabei versteht er die Liebe als den „Urakt“ menschlicher Geistestätigkeit. Er geht hier von einem christlichen Liebesgedanken aus, wobei er stark an augustinische Gedanken anknüpft. Max Scheler (1874–1928) war ein deutscher Philosoph, Psychologe, Soziologe und Anthropologe.

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Machtmissbrauch gehört nicht zur menschlichen Natur

Von der Liebe abgesehen, gibt es keinen anderen Bereich des sozialen Lebens, der so gründlich erforscht ist wie der Erwerb von Macht, ihr Missbrauch und schließlich ihr Verlust. Die großen Geschichten vom Missbrauch der Macht und dem darauffolgendem Verlust derselben, faszinieren Menschen seit jeher. Die Fixierung auf den Machtverlust könnte einen Menschen zu dem Glauben verleiten, der Missbrauch von Macht sei unvermeidlich. Aber das Macht-Paradox ist viel komplexer. Dacher Keltner erklärt: „Machtmissbrauch ist nicht Teil der menschlichen Natur.“ Macht bedeutet nicht nur die Möglichkeit, andere beeinflussen zu können, sie prägt auch das Selbstbewusstsein. Das Gefühl, über Macht zu verfügen, löst einen Rausch an Erwartungen aus. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

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Die Freiheit kann für die Liebe zum Problem werden

„Freiheit“ ist spätestens seit den Zeiten der Aufklärung, seit Immanuel Kant also, eines der großen Worte der Gesellschaft, der Moral und der Politik. Peter Trawny nennt ein Beispiel: „Als erster Begriff der Triade „Liberté, Egalité, Fraternité“ hat sie die Französische Revolution angeführt.“ So ist es auch kein Wunder, dass das Wort ganz am Beginn der Präambel der Menschenrechtserklärung von 1948 auftaucht. Frei sein zu wollen ist heutzutage scheinbar ein derart banaler Wunsch, dass die meisten Menschen ihn für gewöhnlich gar nicht mehr thematisieren. Wenn die Freiheit bedroht zu sein scheint, ist die Empörung allerdings groß. Dabei ist der Begriff der Freiheit besonders in Form des feministischen Projekts immer noch höchst aktuell. Peter Trawny gründete 2012 das Martin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, das er seitdem leitet.

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Der Anfang der Liebe ist das Schönste auf der Welt

Peter Trawny versucht in seinem Buch „Philosophie der Liebe, das Phänomen der Liebe philosophisch in Denkbildern zu erfassen, wobei er ihrer Vielgestaltigkeit nachspürt. Denn Liebe, so zeigt Peter Trawny kennt viele Formen: Hassliebe, romantische Liebe, Weisheitsliebe, große Liebe, Nächstenlieben, Gottesliebe und viele andere mehr. Die Liebe ist ein Geschenk, das zum Fluch werden kann, ein Mysterium, das so einzigartig ist wie jede einzelne Wolke. Peter Trawny schreibt: „Liebe ist Sprengstoff, Heil, Unglück, Trost, Ekstase, Fluch, Sicherheit, Gnade, Hass, Wärme, Schönheit, Wahnsinn, Sehnsucht.“ Der Anfang der Liebe ist für Peter Trawny das Schönste, was ein Philosoph denken, was er beschreiben und untersuchen kann. Deshalb erzählt er in seinem Buch an vielen Stellen von diesem großen Anfang, dieser allerersten und allerletzten Hoffnung. Peter Trawny gründete 2012 das Martin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, das er seitdem leitet.

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Eros ist für Platon die blanke Liebesleidenschaft

Platon ist der Philosoph des Eros. Doch was Eros ist, versteht man erst dann, wenn man mit Platons Deutung des Erotischen vertraut geworden ist. Christoph Quarch erklärt: „Dankenswerter Weise hat uns Platon gleich in zweien seiner Dialoge diese Deutung vorgelegt: im „Phaidros“ und im „Symposion“. Beide geben eines deutlich zu erkennen: Eros ist die Energie der „psyché“ – die Energie, die ein Lebewesen dazu anspornt, motiviert und antreibt, sich zur „areté“ und Schönheit eines voll erblühten Lebens zu entfalten.“ Eros ist der Drang nach wirklicher Lebendigkeit, der jedem Lebewesen innewohnt. Eros ist der Sog, der von dem Gott, den Platon „psyché“ nennt, fortwährend ausgeht, um den Menschen immer mehr der Harmonie des Lebens anzunähern. Der Philosoph, Theologe und Religionswissenschaftler Christoph Quarch arbeitet freiberuflich als Autor, Vortragender und Berater.

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Sicherheit gibt es in einer Liebesbeziehung nie

Liebe bringt, wie die meisten Menschen hoffentlich schon einmal erfahren haben, das ganze Leben durcheinander. Matthias Horx schreibt: „Sie ist ein gigantisches, unbezähmbares Chaos, eine Zumutung ohnegleichen. Sie fordert den Mut, uns im Kontext des anderen zu erkennen.“ Der Philosoph Odo Marquard hat darauf hingewiesen, dass es sprachgeschichtlich eine Verwandtschaft von „zwei“ und „Zweifel“ gibt. Eine Tatsache der Liebe ist, dass man durch sie nicht derjenige bleiben wird, der man ist. Der Paartherapeut Ulrich Clement beschreibt in einem Interview in „Zeit Campus“ die Unsicherheit, die mit der Liebe einhergeht: „Sicherheit gibt es in einer Liebesbeziehung nicht, nie. Menschen haben ein starkes Bedürfnis danach, eine emotionale Heimat zu finden, also das Gefühl zu haben: Hier gehöre ich hin.“ Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Das Rätsel des menschlichen Intimlebens ist ein immerwährendes

In seinem wunderbaren Buch „Conditions of Love“ spricht der Philosoph John Armstrong von einem immerwährenden Rätsel des menschlichen Intimlebens. Er sagt, dass man oft einem Ideal der kompromisslosen Vereinigung von tiefer Liebe mit sexueller Erfüllung hinterherläuft, als könnte man, indem man die wahre Liebe in einer Person findet, für immer in ihm oder ihr die volle Befriedigung der eigenen sexuellen Wünsche finden. Der Hirnforscher und Neurowissenschaftler Giovanni Frazzetto ergänzt: „Das ist nicht unmöglich, und wenn es passiert, ist es ein tiefgreifendes Gefühl, ein starker Ausdruck der Hingabe.“ Wie jedoch bekannt ist, gibt der Sexualtrieb seine eigenen Motive dabei nicht auf. John Armstrong liefert eine kurze und schmerzhafte Lösung für dieses heikle Problem, vor dem die menschliche Natur steht. Er identifiziert zwei Wege, es zu umgehen.

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Die Idee der Berufung ist eine große Illusion

Wer heute das Wort „Berufung“ hört, denkt zum Beispiel an einen Menschen wie Franz von Assisi. Er konnte nicht anders, als dem Ruf Gottes zu folgen. Ähnliche Berufungen kennt man von Paulus, Augustinus, Blaise Pascal und anderen Bekehrten in und außerhalb der Bibel. Gleichzeitig hat der Begriff „Berufung“ auch einen sehr zeitgenössischen Klang. Viele Menschen, vor allem junge, fragen sich, wie sie wohl ihre Berufung finden könnten. Wenn Rolf Dobelli so etwas hört, muss er zuerst einmal tief schlucken, denn die Berufung ist ein Relikt aus dem Christentum: „Für jemanden, der nicht an Gott glaubt, klingt der Begriff ein bisschen wie eine Wahnvorstellung.“ Der Bestsellerautor Rolf Dobelli ist durch seine Sachbücher „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ weltweit bekannt geworden.

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Die Liebe hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen

Es gibt Menschen, die pflegen eine Liebe zur Philosophie, andere lieben die Künste, viele „schwärmen“ gerne, und dieses Schwärmen ist ein Echo ihrer Liebesfähigkeit. Matthias Horx nennt Beispiele: „Wir „lieben“ Wiener Schnitzel oder Sonnenuntergänge am Meer, unsere Fußball-Lieblingsmannschaft oder echte Spaghetti Bolognese, die von Tim Mälzer.“ In allen Aspekten von Resonanz, die Menschen zu ihrer Umwelt entwickeln, kann sich Liebe zeigen. Menschliche Liebe und Verbundenheit hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen. Das griechische Wort „Eros“ zum Beispiel steht für die Anziehung, die Lust, das Begehren. In der griechischen „Liebesphilosophie“ ist Eros das kosmische Elementarprinzip – als Kraft und Quelle alles Lebenden und Lebendigkeit. Oder Mania, die Besessenheit, die Abhängigkeit, die Unbedingtheit, die bis zur Enthemmung geht: Wenn Liebe zur – meist einseitigen – Obsession wird, zerstört sie sich selbst. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Die wahre Liebe wird immer geachtet werden

Das Studium, das dem Menschen angemessen ist, ist das seiner Beziehungen. Solange er sich nur als körperliches Wesen kennt, muss er sich im Hinblick auf seine Beziehungen zu den Dingen studieren: das ist die Beschäftigung seiner Kindheit; fängt er an, sich als geistiges Wesen zu fühlen, muss er sich im Hinblick auf seine Beziehungen zu den Menschen studieren: das ist die Beschäftigung seines ganzen Lebens. Jean-Jacques Rousseau schreibt: „Sobald der Mann eine Gefährtin braucht, ist er kein isoliertes Wesen mehr, sein Herz ist nicht mehr allein. Alle seine Beziehungen zu seiner Gattung, alle Zärtlichkeit seiner Seele werden mit jener geboren. Seine erste Leidenschaft wird bald die anderen in Wallung bringen.“ Die Neigung des Instinkts dagegen bezieht sich auf kein bestimmtes Objekt.

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Sex ist gefährlich und mit Schmerz verbunden

Sex kann einzigartige Empfindungen der Lust erzeugen, aus Fremden Liebende werden lassen und einer Zweierbeziehung Dauer und Leidenschaft verleihen. In den Medien wird er oft als harmloses Vergnügen präsentiert, das für Fitness, Gesundheit und Wellness sorgt. Ihn darf nichts stören, weder Eifersucht noch Liebeskummer, noch Scham, noch die Angst vor dem Versagen. Thomas Junker fügt hinzu: „Für die negativen Seiten hat man oft die traditionelle, vor allem die religiöse Sexualmoral verantwortlich gemacht und sich von einer liberaleren Gesellschaft eine bessere, angst- und stressfreiere Sexualität erhofft.“ Ganz falsch ist das sicher nicht. Aber es ist für Thomas Junker auch nicht die ganze Wahrheit. Denn die Tatsache, dass Sex gefährlich, anstrengend und mit Schmerz verbunden ist, liegt in seiner biologischen Natur.“ Thomas Junker ist Professor für Biologiegeschichte an der Universität Tübingen.

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Anja Förster und Peter Kreuz liefern Zündstoff für Andersdenker

In ihrem neuen Buch „Zündstoff für Andersdenker“ liefern Anja Förster und Peter Kreuz, die zu den profiliertesten Managementvordenker in Deutschland zählen, Zündfunken für Menschen, die ihr Leben verändern möchten. Unter echten Helden stellen sich die Autoren Menschen vor, die mutig und neugierig sind, enge Grenzen nicht akzeptieren, altgediente Standards in Frage stellen und Neues vorantreiben. Sonja Förster und Peter Kreuz schreiben: „Fortschritt, Entwicklung und neues Wissen entstehen, weil es Menschen gibt, die nicht ängstlich vor dem Unbekannten weglaufen, sondern stehen bleiben, genauer hinschauen, experimentieren und Veränderungen vorantreiben. Ohne Abweichung von der Norm ist Fortschritt nicht möglich. Noch nie haben die Angepassten die Welt verändert. Wer jegliches Risiko vermeidet, bewegt überhaupt nichts. Gegen diesen Stillstand wenden sich Anja Förster und Peter Kreuz auch in ihrem neuen Buch.

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Matthias Horx stellt die die Zukunft von Liebe vor

Matthias Horx hat mit „Future Love“ das erste Buch vor, dass sich aus Sicht der Trend- und Zukunftsforschung dem Thema Liebe widmet. Er untersucht die Prozesse der Wandlung in Liebe, Partnerschaft und Familie und entwickelt ein Panorama der kommenden Liebeskultur, das von der totalen Digitalisierung der Leidenschaft bis zur „Liquid Love“ reicht. Zuvor erklärt Matthias Horx auf der Basis neuer Erkenntnisse von Psychologen, Neurologen und Sozialwissenschaftlern, welche Macht die Liebe über einen Menschen ausübt und was genau geschieht, wenn zwei Menschen ineinander verliebt sind. Der Zukunftsforscher hat sein Buch in drei große Abschnitte gegliedert. Teil 1: Vergangenheit: Wie die Liebe in die Welt kam. Teil 2: Gegenwart: Liebe in Zeiten der radikalen Individualisierung. Teil 3: Zukunft: Drei Szenarien der futuristischen Liebe. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Bei Auguste Rodin bricht die Leidenschaft aus dem Marmor hervor

Der Mann, der für die berühmteste Plastik von Auguste Rodin „Denker“ Modell stand, war kein Intellektueller, sondern der französische Preisboxer Jean Baud, ein Mann aus dem Pariser Rotlichtmilieu, der im Hauptberuf Holzbauer war. Als Thema für seinen Denker hatte Auguste Rodin Dantes göttliche Komödie ausgewählt; sein Denker sollte den Autor Dante Alighieri darstellen. Doch der geniale Bildhauer bricht mit der Tradition des melancholischen, erschlafften Grübler, die sonst die Darstellungen des Denkens in der Kunstgeschichte prägen, und hat auch nichts mit den gelassen auf antiken Treppen lagernden Denkern der Schule von Athen zu tun: Auguste Rodins martialisch, muskulöse, kauernde Gestalt erinnert viele Kunstexperten eher an einen Athleten, der jeden Augenblick lossprinten könnte. Die ganze Figur ist reine Anspannung und Verzerrung und Energie vor dem Aus- und Aufbruch. Mit einer gewaltigen Schau im Grand Palais begehrt Paris den hundertsten Todestag des Bildhauers Auguste Rodin.

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Das Unbewusste war schon lange vor Sigmund Freud bekannt

Trotz der offensichtlichen Inspiration durch Vorläufer wie Franz Anton Mesmer und Jean-Martin Charcot gilt Sigmund Freud in der breiten Öffentlichkeit bis heute als Entdecker des Unbewussten. Diese Einschätzung hat er laut Philipp Hübl selbst gefördert, indem er der Tradition vor ihm unterstellte, sie habe die Psyche, also den Geist, mit dem Bewusstsein gleichgesetzt und dabei übersehen, dass der Geist daneben das Unbewusste umfasst. Erst seine Psychoanalyse, die gleichzeitig eine Theorie des Geistes und eine Therapieform ist, habe diesen Missstand behoben. Nicht nur Mesmer und Charcot waren Vorläufer von Sigmund Freud, sondern die Idee des Unbewussten war schon lange zuvor in der Literatur und in der Forschung zu finden. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Thomas Junker ergründet die verborgene Natur der Liebe

Thomas Junker findet in seinem neuen Buch „Die verborgene Natur der Liebe“ überraschende Antworten auf Fragen wie „Warum küssen wir?“ oder „Warum ist das Leben in einer Zweierbeziehung so erstrebenswert und das Fremdgehen manchmal so unwiderstehlich?“ Außerdem zeigt der Autor welche Formen der Liebe den tiefsten menschlichen Wünschen entsprechen und welch nicht. Wie die meisten Menschen wissen dürften, ist die Liebe nicht ohne Risiken verbunden. Aber sie gibt dem Leben Sinn und verspricht unvergessliche Augenblicke der Lust. Thomas Junker warnt zudem seine Leser vor falschen Ideen über das menschliche Liebesleben. Der Autor deckt die Weltfremdheit der traditionellen Sexualmoral ebenso auf wie die Lebensfeindlichkeit angesagter gesellschaftspolitischer Vorstellungen. Die Biologie der Liebe lässt einen Menschen verstehen, warum er in Liebesdingen so von seinen Gefühlen übermannt wird. Thomas Junker ist Professor für Biologiegeschichte an der Universität Tübingen.

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Die Überzeugungen der Menschen sind oft schmerzlich falsch

Die Überzeugungen eines Menschen sind zu vielen wichtigen Aspekten der Welt oft schmerzlich falsch und er begeht grundlegende Fehler bei der Art und Weise, sie zu erwerben. Die Überzeugung, dass man die Welt direkt, über die unmittelbare Wahrnehmung von Fakten, erkennt, bezeichnen Philosophen als „naiven Realismus“. Richard E. Nisbett erklärt: „Jede Vorstellung über jeden Aspekt der Welt beruht auf zahllosen Schlussfolgerungen, gezogen mit Hilfe geistiger Prozesse, die sich unserer Beobachtung entziehen.“ Der Mensch ist unabhängig von unzähligen Schemata und Heuristiken, um auch nur die einfachsten Gegenstände und Ereignisse genau kategorisieren zu können. Häufig entgeht den Menschen, welche Rolle der Kontext beim Erzeugen des Verhaltens von Menschen und sogar von physischen Objekten spielt. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Jede Art von Kommunikation ist auf Normen angewiesen

Nun ist die Existenz von Gefühlsnormen unvermeidlich, wenn Menschen in Gesellschaften zusammenleben. Denn jede Art von Kommunikation ist auf Normen angewiesen. Problematisch wird es allerdings, wenn Menschen sich ihres Vorhandenseins nicht bewusst sind und es zum Konflikt zwischen inneren und äußeren Vorstellungen kommt. Ulrich Schnabel erläutert: „Dann erleben wir uns als emotional zerrissen und leiden darunter, dass Anspruch und Realität unseres Gefühlslebens massiv auseinander klaffen.“ Nirgendwo wird das deutlicher als in der Liebe, die als Herzens- oder Himmelsmacht hochgehalten wird und von Klischees, Vorstellungen und Idealen nur so umstellt sind. Alle Menschen stehen unter dem Einfluss jener Bilder und Geschichten, die das kollektive Gedächtnis dazu gesammelt hat: Romeo und Julia, Aschenputtel und der Märchenprinz, Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann in „Casablanca“ … Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Frauen vermissen oft die Verbindung von Sex mit Liebe und Zärtlichkeit

Ein weiteres ausschlaggebendes Element, um Untreue zu verstehen, besteht für Shirley P. Glass in der Erforschung der sexuellen Seite der Ehe. Ein offenes Gespräch, oder Schuldzuweisungen oder Ausflüchte, kann die sexuellen Anfälligkeiten zutage fördern, die den Reiz einer Affäre erhöht haben; es sei denn, der Sex in der Affäre war nur eine Nebenerscheinung einer emotionalen Affäre. Shirley P. Glass erklärt: „Affären, die aus Freundschaften entstehen, werden in der Regel eher durch emotionale Vertrautheit und sexuelle Chemie beeinflusst als durch die Unzufriedenheit über den ehelichen Sex.“ Trotzdem fallen sexuelle Frustration oder Enttäuschung in der Ehe durch den Vergleich mit dem aufregenden Sex in der Affäre natürlich besonders auf. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Frühere Liebschaften sind sehr leicht entflammbar

So wie sich Freundschaften und kollegiale Beziehungen in Affären verwandeln können, sind frühere Liebschaften leicht entflammbar. Wenn beide sich nach Jahren wieder treffen, kann die Glut leicht aufflackern. Man blickt sich in die Augen und sieht sich so, wie man damals war: jünger, schöner, voller Lebensenergie. Shirley P. Glass fügt hinzu: „Die Leidenschaft schlägt schnell wieder Wurzeln. Man kennt sich, und das Zusammensein ist wie ein Nachhausekommen.“ Menschen, die sich nach einer Wiederbegegnung erneut verlieben, sprechen oft von der Intensität ihrer Bindung und halten ihre Liebe für einmalig. Wenn ihre Wiedervereinigung in eine Heirat oder eine feste, exklusive Partnerschaft mündet, sind diese Beziehungen höchst erfolgreich. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Eine Tragödie soll Furcht und Mitleid erregen

In den Dramen der französischen und englischen Schriftsteller fand Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) die Aufhebung der alten feudalen Ständeklausel, die das erwachende bürgerliche Selbstgefühl beleidigte, bereits in die Praxis umgesetzt: Der Bürger war dort tragödienfähig geworden. Gotthold Ephraim Lessing überwand die feudale Ständeklausel dadurch, dass er den Menschen abgelöst von seiner ständischen Gebundenheit zum Handelnden machen wollte: „Die Namen von Fürsten und Helden können einem Stück Pomp und Majestät geben; zur Rührung tragen sie nichts bei. Das Unglück derjenigen, deren Umstände den unsrigen am nächsten kommen, muss natürlicherweise am tiefsten in unsere Seele dringen; und wenn wir mit Königen Mitleid haben, so haben wir es mit ihnen als mit Menschen und nicht als mit Königen.“ Diese Berufung Gotthold Ephraim Lessings auf das Menschliche hing eng zusammen mit seinem Bemühen um eine neue, differenzierte Funktionsbestimmung der Literatur.

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Mäßigung hat nichts mit Gleichmut zu tun

Mäßigung ist eine vielfach missverstandene Tugend. Zunächst einmal stellt David Brooks klar, was sie nicht ist: „Mäßigung besteht nicht einfach darin, die Mitte zwischen zwei entgegengesetzten Polen zu finden und sich opportunistisch dort aufzustellen. Und Mäßigung ist auch nicht zu verwechseln mit mildem Gleichmut.“ Sie ist auch nicht gleichbedeutend mit einem gezügelten Temperament, das rivalisierende Leidenschaften oder konkurrierende Gedanken überwunden hätte. Im Gegenteil, Mäßigung basiert auf dem Wissen, dass Konflikte unvermeidlich sind. Wenn man glaubt, die Welt füge sich nahtlos zusammen, benötigt man keine Mäßigung. Wenn man glaubt, alle persönlichen Eigenschaften ließen sich auf einfache Weise miteinander in Einklang bringen, dann muss man sich nicht bremsen. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Viele Menschen sind von der Sünde fasziniert

Viele Menschen begehen unentwegt kleine moralische Verfehlungen, die Ausdruck einer tief verwurzelten Selbstgefälligkeit ist. Die Neigung zu verwerflicher Leidenschaft, zur Sünde steht im Zentrum der menschlichen Persönlichkeit. Die Menschen sündigen nicht nur, sie sind auch in absonderlicher Weise von der Sünde fasziniert. David Brook nennt ein Beispiel: „Wenn wir hören, dass ein Prominenter in einen empörenden Skandal verwickelt ist, sind wir irgendwie enttäuscht, wenn sich herausstellt, dass das Gerücht falsch ist.“ Und wenn man brave Kinder sich selbst überlässt, dauert es meist nicht lange, bis sie für Scherereien sorgen. Selbst an sich positive zwischen menschliche Verbindungen wie Kameradschaft und Freundschaft können verfälscht werden, wenn sie nicht an ein höheres Ziel gebunden sind. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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