Fast jeder würde lieber mit einem Optimisten zusammenarbeiten als mit einem mürrischen Realisten. Der Optimist bringt Farbe in den gemeinsamen Arbeitsalltag, erkennt sich bietende Chance und tut fast alles dafür, sie zu realisieren. Jens Weidner fügt hinzu: „Bei gleicher Qualifikation wird der Optimist fast immer bevorzugt, wusste schon Niccolò Machiavelli, der ihn einen modernen Condottiere, einen lächelnden Siegertyp nannte.“ Denn er ist nicht nur erfolgsorientiert, sondern es macht zudem einfach Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Optimismus ist die Verheißung, dass alles gelingen könnte, im Beruflichen ebenso wie im Privaten und schon dafür sollte man ihn lieben. Optimisten fühlen sich demnach auf der Gewinnerseite des Lebens – unabhängig davon, ob sie es objektiv gerade sind, denn es könnte ja noch werden. Jens Weidner ist seit 1995 Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg.
Maßnahmen
Hans-Peter Nolting entwirft eine Psychologie der Aggression
Das Verhaltensspektrum der Aggression ist breit gefächert, es reicht von Angriffen bis zum Zerstören. Auch die Motive sind vielfältig, ebenso die Eigenschaften von Menschen mit hohem Aggressionspotential sowie die Orte und Zusammenhänge, in denen Menschen angegriffen werden. Hans-Peter Nolting beschränkt sich in seinem Buch „Psychologie der Aggression“ nicht nur auf das Erklären aggressiver Neigungen und kritischer Situationsfaktoren. Zur Sprache kommen so unterschiedliche Erscheinungsformen wie frühkindliche Aggression, Jugendgewalt und Völkermord. Zugleich greift das Buch „Psychologie der Aggression“ viele populäre Ansichten auf, um sie, wenn nötig zu korrigieren. Ausführlich erörtert er auch, wie in persönlichen Bereichen aggressives Verhalten eingedämmt und durch welche Maßnahmen Gewalttaten entgegengewirkt werden kann. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.
Unternehmen sollten mehr auf Co-Produktion setzen
Die Kommunikation ist ein Fundament der Kultur. Diese lässt sich zwar erweitern, durchaus auch unterdrücken, aber nie verändern oder gar auslöschen. Die Chinesen versuchen es seit sechzig Jahren erfolglos in Tibet. Alexander Goebel bedauert, dass nach wie vor und unverändert in sehr vielen Unternehmen die Unkultur vorherrscht, dass oben die Beschlüsse gefasst und nach unten befohlen werden. Alexander Goebel ergänzt: „Es wird erwartet, dass diese verstanden und umgehend umgesetzt werden. Geschieht das nicht, gibt es personelle Konsequenzen. So läuft Retro-Management.“ Nilofer Merchant sagt in ihrem Bestseller „The New How“, in dem sie für kollaborative Strategien in modernen Unternehmen wirbt, dass es wichtig wäre, keinen Einzelkampf mehr zu führen, sondern zur Co-Produktion zu finden. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.
Die Menschen sind nur Schachfiguren in einem Spiel
Die meisten Menschen lieben ihre Sprache. Moderne Menschen bevorzugen eher eine verkürzte Sprache. Alexander Goebel stellt erläutert: „Sprache ist, wenn richtig eingesetzt, ein unschlagbares Tool für nahezu alle Begehren. Sie kann aber ebenso eine zerstörende Waffe sein.“ In vielen Unternehmen hat sich oftmals eine Sprache aus zwei Welten etabliert, die letztendlich niemandem zugutekommt. Die Sprache von oben und die von unten. Diese Firmen akzeptieren leichtfertig, dass falscher oder unvollständiger Sprachgebrauch, um nicht zu sagen Sprachmissbrauch, einen Firmenkultur negativ beeinflusst. Der Irrtum liegt in der Gewichtung. Für viele Institutionen und Persönlichkeiten liegt die Hauptarbeit in der Analyse von Situationen und der Festsetzung der anschließenden Maßnahmen. Seine Mitarbeiter als eine Art Software zu betrachten, der man nur die richtigen Befehle zu geben hat, wirkt sich in der Konsequenz fatal auf die Produktivität aus. Alexander Goebel ist seit über 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.
Das deutsche Bürgertum kritisiert die Prinzipien des Liberalismus
Der Schock der sogenannten Gründerkrise von 1873 bis 1879 führte zu einer weitreichenden Umorientierung größerer Teile des deutschen Bürgertums. Die Kritik an den Prinzipien des Liberalismus wurde lauter – sie bezog sich auf die freie, vom Staat weitgehend unabhängige Marktwirtschaft, auf den Freihandel, aber auch auf die politischen Maximen der Liberalen. Ulrich Herbert fügt hinzu: „Lauter wurde vor allem der Ruf nach einem stärkeren Eingreifen des Staates in die Wirtschaft: Er sollte den nationalen Markt gegen die verstärkt zu spürende Konkurrenz aus dem Ausland schützen und die mit dem Industriekapitalismus verbundenen Risiken für die deutschen Produzenten vermindern.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.
Ein weiser Herrscher vertraut sich klugen Ratgebern an
Der tiefste Ausdruck des Vertrauens zwischen zwei Menschen besteht für den englischen Philosophen und Staatsmann Francis Bacon darin, dass sie einander Rat geben und diesem Rat vertrauen. In der Regel legen die Menschen nur einen Teil ihres Besitzes in die Hände eines anderen, beispielsweise ihre Güter, ihre Kinder, ihr Ansehen oder die Abwicklung eines bestimmten Geschäftes, aber denen, die sie zu ihren Ratgebern küren, übereignen sie alles. Francis Bacon schreibt: „Um wie vieles mehr sind daher diese zu Treue und Glauben verpflichtet!“ Die weisesten Herrscher sehen es nicht als Herabsetzung ihrer Größe oder als Mangel ihrer Fähigkeiten, wenn sie sich einem Ratgeber anvertrauen. Francis Bacon zitiert den weisen König Salomo, der einst gesagt hat: „Pläne werden durch Beratung fest.“
Kurt Langbein stellt das Phänomen der Spontanheilung vor
Ärzte verwenden den Begriff Spontanheilung, wenn etwas passiert, was sie nicht verstehen. Der Körper selbst hat die Erkrankung geheilt, das medizinische Können konnte dazu keinen erkennbaren Beitrag leisten. Für Kurt Langbein ist dies nicht wundersam, denn der menschliche Körper verfügt über viele Systeme, um Bedrohungen durch Krankheit und Verletzungen zu überstehen. Er nennt Beispiele: „Wunden werden durch Blut gereinigt, desinfiziert und durch den Aufbau neuen Gewebes wieder verschlossen; Knochenbrüche heilen; Angreifer wie Bakterien und Viren werden mit fiebrigen Aktivitäten der Immunabwehr unschädlich gemacht. Auch die meisten akuten Krankheiten verschwinden in der Regel von selbst – mit oder ohne Therapie.“ Dennoch ist bei Ärzten und Patienten vielfach der Glaube vorherrschend, dass eine Therapie zur Genesung geführt hätte. Das kann allerdings oft auf einem Irrtum beruhen, da viele chronische Krankheiten in Schüben verlaufen.
„Wofür lohnt es sich zu leben?“ ist ein Gradmesser der Vernunft
Bei den Erscheinungen der Gegenwartskultur ist es traurig, wenn man miterleben muss, aber andererseits auch nicht unkomisch, wenn man beobachten darf, wie dass, was die Menschen Vernunft nennen, und alle Maßnahmen, die sie im Namen einer solchen Vernunft treffen, sich regelmäßig in ihr Gegenteil – in schiere Unvernunft verwandelt. Robert Pfaller nennt Beispiele: „Wenn wir zum Beispiel Vernunftmaßnahmen ergreifen der Sicherheit zuliebe, dann lassen wir Eingriffe zu, die unsere Bürgerrechte oder unsere Würde – oder beides – völlig vernichten. Oder wenn wir Vernunftmaßnahmen ergreifen zugunsten der Umwelt, Gesundheit oder Kosteneffizienz, dann setzen wir solche, die uns die Lebensfreude ruinieren.“ Wenn die Menschen der Überzeugung sind, dass sie ökologischeren Treibstoff verwenden sollten, dann treffen sie Maßnahmen, die die Getreidepreise in die Höhe treiben und Millionen Menschen an den Rand einer Hungersnot bringen. Robert Pfaller ist Professor für Philosophie an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Zum Thema Abnehmen wird weltweit am meisten gelogen
Jeden Tag ist irgendwo etwas zum Thema Abnehmen oder Diät zu lesen. Der Physiker und Autor Martin Apolin hat in seinem Buch „Mach das! Die Ultimative Physik des Abnehmens“ einige der weit verbreiteten Angaben und Annahmen überprüft. Dazu hat er ein wenig Medizin und Physik kombiniert. Physik deshalb, weil auch der Organismus des Menschen den physikalischen Gesetzen unterworfen ist. In vielen Fällen musste er gar nicht einmal rechnen, weil das Behauptete unmittelbar mit einem physikalischen Gesetz kollidiert. Bei seinen Recherchen hat Martin Apolin herausgefunden, dass Angaben, die sich auf das Abnehmen oder eine Diät beziehen, falsch sind, oft sogar haarsträubend falsch, obwohl man sie immer wieder lesen kann. Manchmal handelt es sich dabei um Mythen, oft aber schlichtweg um dreiste Lügen.
Kofi Annan: „Der Klimawandel bedroht die gesamte Menschheit“
Der Klimawandel ist die größte Herausforderung der Gegenwart. Er bedroht laut Kofi Annan schon heute das Wohlergehen von Hunderten Millionen Menschen, und in Zukunft werden es Milliarden weitere Menschen sein. Kofi Annan erklärt: „Seine Folgen untergraben das Menschenrecht auf Nahrung, Wasser, Gesundheit und Schutz – allesamt Dinge, für die wir unser ganzes Leben lang gekämpft haben.“ Es sind jedoch gerade jene, die keine Stimme haben – weil sie schon heute an den Rand der Gesellschaft gedrängt oder noch nicht geboren wurden – die sich mit den größten Umweltrisiken konfrontiert sehen. Angesichts der überwältigenden wissenschaftlichen Erkenntnisse ist es für Kofi Annan schwer zu begreifen, warum die gemeinsamen Maßnahmen der Weltgemeinschaft, um den Ausstoß von Treibhausgas zu senken, nach wie vor so schleppend vorankommen. Kofi Annan, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen und Friedensnobelpreisträger, ist Vorsitzender von „The Elders“, einer Gruppe ehemaliger Staatsmänner und -frauen.
Die Wirtschaft braucht mehr Kooperation und Vertrauen
Der ehemalige Topmanager Daniel Goeudevert vertritt die These, dass verantwortliches unternehmerisches Handeln leider bis heute nur das Verhalten einer kleinen Minderheit beschreibt. Seiner Meinung nach sind die Begriffe Verantwortung und Nachhaltigkeit zwar in aller Munde und kommen allen Vorstandssprechern fließend über die Lippen, doch handelt es sich dabei bislang noch ganz überwiegend um Marketing. Denn Unternehmen geht es vor allem darum, die Oberfläche „grün“ herauszuputzen und von den Niederungen des Kerngeschäfts abzulenken. Als Beispiel nennt Daniel Goeudevert die deutsche Automobilindustrie, bei der er trotz vollmundiger Versprechungen einen vorsorgenden Ansatz im Umgang mit Umweltproblemen vermisst. Er erklärt: „Trotz durchaus verbesserter und verbrauchsärmerer Motoren hat der Gesamtausstoß von Kohlendioxid durch die immer schwerer und stärker gewordene PKW-Flotte nicht etwa ab-, sondern weiter zugenommen.“ Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.
In Europa wächst die Angst vor einer Kapitalflucht
Viele Griechen haben schon ihre Sparkonten geplündert, entweder weil sie Angst vor der Entwertung ihres Geldes haben oder weil sie es ganz einfach zum Überleben brauchen. Der Sturm auf die Banken hat in Griechenland längst begonnen, auch wenn sich keine Kundenschlangen vor den Bankschaltern bilden. Seit Ausbruch der Finanzkrise haben Privatleute und Unternehmer schon rund 65 Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben, was rund einem Drittel ihrer Sparguthaben entspricht. Die Griechen deponieren dieses Geld unter anderem bei deutschen, rumänischen und bulgarischen Banken. Die Krise in Griechenland wird immer schlimmer, da eine Rezession die Wirtschaft fest im Griff hat. Zudem kommt die Sanierung der maroden Staatsfinanzen nicht voran.
Daniel Goeudevert schwärmt von der Lokalisierung
Der ehemalige Topmanager Daniel Goeudevert geht davon aus, dass die nächste Phase der Globalisierung durch eine eindeutige Tendenz zur Lokalisierung gekennzeichnet sein wird. Der Bestsellerautor erklärt: „Nachhaltigkeit, eine marktnahe Produktion von Waren sowie dezentrale Selbstversorgungssysteme für Energie, Treibstoff, Nahrungsmittel und Wasser, die den jeweiligen lokalen Gegebenheiten angepasst sind, werden die Zukunft prägen.“ Gleichwohl wird diese Zukunft laut Daniel Goeudevert eine durch und durch globalisierte bleiben, und zwar nicht nur, nicht einmal in erster Linie wegen der Kommunikationstechnologie, sondern weil sich die Erkenntnis, dass die weltweit dringendsten Probleme – Energieversorgung, Klimawandel, Nahrungsmittel- und Wasserknappheit, Armut, Fundamentalismus – nicht national gelöst werden können, endlich durchzusetzen beginnt. Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.
Joseph Stiglitz fordert ein effizienteres Bankensystem
Ökonomen bezeichnen das Bankensystem oft als Herz einer Volkswirtschaft, da es Geld an die Stellen vergibt, wo es am dringendsten benötigt wird. Als das Bankensystem im Herbst des Jahres 2008 kurz vor dem Kollaps stand, kam die Kreditvergabe praktisch zum Stillstand und die Regierung musste eingreifen, um die Banken zu retten. Dies wäre laut Joseph Stiglitz der ideale Zeitpunkt gewesen, um darüber nachzudenken, wie man ein wirklich effizientes Bankensystem entwickeln kann, dass die Gelder dorthin lenkt, wo sie am dringendsten benötigt werden und wo sie am wirkungsvollsten und produktivsten genutzt werden. Es müsste ein Finanzsystem sein, das Haushalten und Unternehmen in gleicher Weise dabei hilft, Risiken wirksam abzusichern und das die Grundlage eines schnellen und kostengünstigen Zahlungssystems bildet. Der amerikanische Wirtschaftsforscher Joseph Stiglitz gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen der Welt. Er lehrt an der New Yorker Columbia University. Im Jahr 2001 erhielt er den Nobelpreis für ein Werk über Informationsökonomie.
Joseph Stiglitz kritisiert die Krisenpolitik in Europa
Für den amerikanischen Ökonomen Joseph Stiglitz ist die Finanzkrise in Europa noch lange nicht ausgestanden. Auch für die Weltwirtschaft gibt es eine ganze Reihe von Gefahren. Doch die größten Sorgen macht sich der Wirtschaftsnobelpreisträger über Europa, da die meisten Regierungen sparen. Joseph Stiglitz erläutert: „Das verstärkt den Abschwung. Europa droht die zweite Rezession in kurzer Zeit. In den nächsten Jahren wird es wirklich hart. Aber langfristig hat der Kontinent eine große Zukunft.“ Joseph Stiglitz ist ein scharfer Kritiker des europäischen Krisenmanagements, weil sich die Politiker nur darauf konzentriert haben, Südeuropa zum Sparen und Reformieren zu drängen. Der amerikanische Wirtschaftsforscher Joseph Stiglitz gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen der Welt. Er lehrt an der New Yorker Columbia University. Im Jahr 2001 erhielt er den Nobelpreis für ein Werk über Informationsökonomie.
Ein Chip revolutioniert die Diagnose von Allergien
Knapp 15 Prozent der Deutschen leiden unter Heuschnupfen, einer Allergie gegen Pollen und Gräser. Die Symptome sind eine Mischung aus leicht verschwommenem Sehen infolge tränender Augen, ein Druckgefühl im Kopf sowie Müdigkeit durch Schlafstörungen. Der Heuschnupfen kann den Betroffenen jegliche Lebensfreude vermiesen: Pollen- und Gräserallergiker haben keine Freude an einem romantischen Spaziergang im Frühling. Weltweit werden immer mehr Menschen von Allergien betroffen, allein beim Heuschnupfen kam es in den vergangenen dreißig Jahren zu einer Verdoppelung der Krankheitsfälle. Die Erle ist eine der ersten Pflanzen im Frühjahr, die den Allergikern zu schaffen macht und auch die Birke schickt bereits ab 15 Grad ihre Pollen auf die Reise.
Daniel Goeudevert nennt die Regeln der Globalisierung
Auf den internationalen Märkten geht es scheinbar zu wie immer. Es wird gekauft und verkauft, es gibt Angebot und Nachfrage, Produzenten und Konsumenten. Und dennoch hat dies laut Daniel Goeudevert immer weniger mit der Ökonomie im klassischen Sinne zu tun, auch wenn die Verfechter der Globalisierung ständig das Gegenteil behaupten. Die Anhänger des weltweiten Freihandels fordern ständig Programme und Maßnahmen, die Länder fit machen sollen, um den Stürmen der Globalisierung zu trotzen. Daniel Goeudevert schreibt: „Die Antreiber solcher Fitnesskuren sind multinationale Konzerne und eine weltweit sehr agile Finanzindustrie sowie deren Lobbyisten in den einflussreichen internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Welthandelsorganisation (WHO) und der Weltbank. Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.
Finanzkrisen wird es auch in der Zukunft geben
Wirtschaftsprofessor Paul Schmidt hat 250 Finanzkrisen auf der ganzen Welt unter die Lupe genommen und dabei eine Gemeinsamkeit festgestellt: Immer waren es gewaltige Schulden, die das System zum Einsturz brachten. Auf den Zusammenbruch folgten in den meisten Fällen ein Hyperinflation mit einer sich anschließenden Währungsreform. Oft waren die Regierungen schuld an der Misere, da sie exorbitante Schulden angehäuft hatten. Paul Schmidt, der Wirtschaftsprofessor an der Frankfurt School of Finance ist, hat bei seinen Untersuchungen auch folgende Erkenntnis gewonnen: „Alle Krisen zeigen, dass eine Marktwirtschaft inhärent instabil ist und dass die Finanzmärkte und die Finanzinstitutionen die Achillesferse sind. Deshalb werden wir Krisen auch in Zukunft nicht verhindert können.
Für Matt Ridley ist die Erde noch ein Tal der Tränen
Der Bestsellerautor und Doktor der Zoologie Matt Ridley erklärt, dass der Begriff Optimismus, als er zum ersten Mal auf französisch im Jahr 1750 auftauchte, spezifisch auf die Leibniz`sche „Theodizee“ bezogen war. Er sagt: „Ein Optimist in dem Sinne war einer, der glaubte, dass diese die beste aller möglichen Welten sei.“ Matt Ridley dagegen vertritt die These, dass in dieser unseren Welt noch viel im Argen liegt. Für ihn ist die Erde ein Tal der Tränen, verglichen mit dem Zustand, den die Menschheit erreichen könnte, wenn sie keine Riesenfehler begeht und sich selbst auslöscht. Matt Ridley hat folgende Bestseller geschrieben: „Eros und Evolution“ (1994), „Die Biologie der Tugend“ (1997), Alphabet des Lebens (1999) sowie „Wenn Ideen Sex haben (2011).
Die Menschheit befindet sich mitten im Klimawandel
Mit der Verlässlichkeit stabiler Wetterlagen scheint es vorbei zu sein. Wir befinden uns laut Daniel Goeudevert mitten im Klimawandel. Obwohl das der eine oder andere Experte anders sieht und weiterhin seine wissenschaftlichen Zweifel pflegt, ob Erderwärmung und Wetterextreme wirklich durch menschlichen Einfluss verursacht sind. Daniel Goeudevert kritisiert, dass diese Wissenschaftler den Irrtum längst zu ihrem Hauptfeind erklärt haben und nur noch das mit Gewissheit Wissbare gelten lassen. Er schreibt: „Sobald Antworten mit dem Makel irgendeines Zweifels behaftet sind, erklären sie sich lieber für nicht zuständig. So erhalten sie ihre Unschuld und können im strengen Sinne niemals irren. Aber diese scheinbar rationale Strenge ist nur um den Preis der eigenen Borniertheit aufrechtzuerhalten, denn es handelt sich hierbei im Grunde um nichts anderes als um eine Kapitulation vor der Komplexität der Wirklichkeit.“
Der Euro stärkt die Wirtschaftskraft in Deutschland
Frank Mattern, Leiter McKinsey Deutschland, meint, dass die Währungsunion die deutsche Wirtschaft beflügelt hat. Die Peripherieländer wie Griechenland, Irland, Portugal sind dabei allerdings einer Geldillusion erlegen. Sie brauchen seiner Meinung nach dringend so etwas Ähnliches wie einen Marshallplan. Die Debatte über die Eurokrise wird derzeit von der Rekapitalisierung der Banken und von immer neuen Rettungspaketen bestimmt. Diese Maßnahmen lösen aber laut Frank Mattern nicht das grundlegende Problem – die geringe Wettbewerbsfähigkeit der Peripheriestaaten und die daraus hervorgehenden negativen Leistungsbilanzen. Frank Mattern fügt hinzu: „Die Staatsschulden sind zu hoch, und es besteht ein Bedarf an Strukturreformen. Und wir haben zwar einen einheitlichen Währungsraum, aber immer noch jeweils nationale Regulierung.“
Joschka Fischer warnt vor den Folgen der Finanzkrise
Joschka Fischer, der von 1998 bis 2005 Bundesaußenminister Deutschlands war, behauptet, dass die Politik noch nicht begriffen hat, dass die Bewältigung der Finanzkrise für Europa von schicksalhafter Bedeutung ist. Seiner Meinung nach geht es um viel mehr als um die Gefahr des Staatsbankrotts von Griechenland. Er sagt: „Es droht ein von der ungeordneten Insolvenz Griechenlands ausgehender Schneeballeffekt, der weitere Länder der südlichen Peripherie der EU, darunter auch sehr große, und damit systemrelevante europäische Banken und Versicherungen in den Abgrund reißen wird; es droht in der Folge davon eine erneute Krise des Weltfinanzsystems mit einem erneuten weltwirtschaftlichen Schock wie im Herbst 2008.“ Zudem droht laut Joschka Fischer ein Scheitern der Euro-Zone, das den gemeinsamen Markt nicht unbeschädigt lassen wird.
Die nach oben offene Spirale des Wirtschaftskreislaufs
Der Schweizer Ökonom Hans Christoph Binswanger erwartet keine Staatspleiten, obwohl Griechenland, Portugal, Irland und selbst die USA hoch verschuldet sind. Pleite gehen kann seiner Meinung nach nur eine Institution, für die es definitive Grenzen der Verschuldung gibt. Für den Staat trifft dies nicht zu, weil die Zentralbanken nicht mehr dem Zwang unterstehen, die Banknoten in Gold einzulösen. Hans Christoph Binswanger sagt: „Sie können daher das Geld unendlich vermehren und so auch dem Staat, wenn er sich verschuldet, im Prinzip immer unter die Arme greifen, indem sie Staatsschulden ankaufen.“ Der Ökonom schränkt allerdings ein, dass dies nicht für alle Länder in gleicher Weise gilt. Man muss zwischen Ländern wie den USA, die eine eigene Währung haben, und Staaten, die ein Teil einer Währungsunion sind, unterscheiden.
Ralf Dahrendorf fordert eine Weltbürgergesellschaft
Unter allen wichtigen Dingen, die es zu tun gibt, sind für Ralf Dahrendorf diejenigen am wichtigsten, die Menschen in bisher benachteiligten Teilen der Welt helfen, den Weg zu freien Bürgergesellschaften zu finden. Die Bewohner in unterentwickelten Staaten brauchen nicht nur ein größeres wirtschaftliches Angebot, sondern auch die vollen Anrechte des Bürgerstatus und beide müssen in einem breiten Spektrum von Assoziationen und autonomen Institutionen verankert werden. Ralf Dahrendorf schreibt: „Regierungen können helfen, den Angebotsprozess in Gang zu bringen; internationale Organisationen können bürgerliche Anrechte stabilisieren helfen. Alles Übrige aber ist die Aufgabe von nationalen und internationalen „NGOs“, also Nicht-Regierungs-Organisationen.“