Der Markt regelt Angebot und Nachfrage

Nicht nur Wirtschaftstheoretiker, sondern auch Philosophen setzen sich für den Wettbewerb ein. In der Neuzeit etwa von Montesquieu über David Hume und Condorcet bis Immanuel Kant. Montesquieu spricht im „Esprit des Lois“ (Geist der Gesetze, 1748) von der zivilisierenden Kraft des „sanften Handels“. Denn dieser löst den Krieg der Leidenschaften durch den Kompromiss zwischen divergierenden Kräften ab. Otfried Höffe ergänzt: „Und nach Kant ist der Mensch dazu bestimmt, alle seine auf den Vernunftgebrauch abzielenden Naturanlagen vollständig zu entwickeln. Das geschieht wiederum außer durch gezielte Förderung mittels eines Wettbewerbs. Denn dieser erweckt „alle Kräfte des Menschen. Er bringt ihn dahin, seinen Hang zur Faulheit zu überwinden und, getrieben durch Ehrsucht, Herrschsucht oder Habsucht, sich einen Rang unter seinen Mitgenossen zu verschaffen“.“ Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die digitale Revolution greift den Arbeitsmarkt an

Die Gedanken, Gefühle und Interessen der Menschen scheinen heutzutage in vielen Wirtschaftsbereichen nichts mehr zu gelten. Für den weltklugen irischen Konservativen Edmund Burke, einen Schriftsteller und Politiker des 18. Jahrhunderts, waren sie allerdings der einzige feste Halt von Autorität. Nicht Gesetze, Sätze auf Papier mit Unterschriften, entscheiden darüber, ob eine Gesellschaft zusammenhält, sondern ihre „Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Sympathien füreinander“. Ihre „Sitten, Umgangsformen und Lebensgewohnheiten“ stiften den sozialen Kitt; „Verpflichtungen, die mit dem Herzen besiegelt werden“. Richard David Precht stellt fest: „Doch offenkundig kümmern sich die großen Digitalkonzerne bei der Ausübung ihrer neuen Weltherrschaft herzlich wenig um die Maxime, Macht auf Sitten und Gebräuche zu gründen.“ Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Reinhard K. Sprenger fordert ein mutiges Management

In 42 Kolumnen entlarvt Reinhard K. Sprenger in seinem Buch „Sprengers Spitzen“ Sinn und Irrsinn der immer härter werdenden Arbeitswelt. Von Diversity über Fehlerkultur bis zu Transparenz – kein Führungsstil bleibt von ihm unkommentiert. Entstanden ist dabei eine Sammlung sogenannter Denkzettel, die sich durch geistreiche Anmerkungen zum aktuellen Wirtschaftsgeschehen und den handelnden Personen auszeichnen. Mit seinen schonungslosen Analysen bietet Reinhard K. Sprenger einen ausgezeichneten Wegweiser durch den Führungsalltag. Es gibt kaum mehr ein Feld der Unternehmensführung, auf dem nicht von vorneherein feststeht, was gesagt werden darf und getan werden muss. Oft reizt es Reinhard K. Sprenger, „dagegen“ zu schreiben. Denn jedes wirkliche Denken ist seiner Meinung nach polemisches Denken. Deshalb erhebt er immer wieder seine Stimme gegen etwas, das er für falsch hält. Reinhard K. Sprenger gilt als profiliertester Managementberater Deutschlands.

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Richard David Precht macht sich Gedanken über die Arbeit der Zukunft

Aktuell bildet sich eine Tendenz ganz klar heraus. Sehr viele Berufe fallen in Zukunft weg. Von den „Jobs“ des Niedriglohnsektors über einfache bis hin zu vergleichsweise anspruchsvollen Dienstleistungsberufen. Richard David Precht erläutert: „Und selbst wenn wir viele Berufe des neuen Arbeitsmarktes noch nicht kennen – daran zu glauben, dass die Beschäftigung konstant bleibt oder gar steigt, ist fahrlässig bis irrsinnig.“ Denn die Digitalisierung – und das unterscheidet sie von früheren industriellen Revolutionen – erobert kein neues Terrain, sondern sie macht bestehendes effektiver. Sehr wahrscheinlich ist, dass die Digitalisierung die Produktion gewaltig beflügeln wird. Aber was die Beschäftigung anbelangt, so muss diese nicht zwangsläufig dann steigen, wenn die Produktion sich erhöht. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Der Minimalismus beschränkt sich nicht nur auf Gegenstände

Das Wegwerfen von Dingen ist kein Ziel an sich. Fumio Sasaki hält Minimalismus für eine Methode, um herauszufinden, was einem wirklich etwas bedeutet. Minimalismus ist seiner Meinung nach nur der Prolog einer ganz persönlichen Geschichte, die jeder selbst schreiben muss. Übrigens beschränkt sich der Minimalismus nicht nur auf Gegenstände. In der hektischen Welt der Gegenwart ist alles derart kompliziert, dass sich der Minimalismus inzwischen auch auf weitere Gebiete ausbreitet. Fumio Sasaki schreibt: „Minimalismus ist der Versuch, das Nicht-Essenzielle zur Seite zu schieben, um das wirklich Wichtige besser würdigen können. Diese einfache Idee lässt sich auf alle Facetten des Lebens anwenden.“ Steve Jobs hält Fumio Sasaki für das Musterexemplar eines Minimalisten. Mutter Teresa ebenfalls. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

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Überwachung ist das Geschäftsmodell des Internets

Im Internet ist es viel leichter als jemals zuvor, etwas bekannt zu geben, und viel schwerer als jemals zuvor, etwas für sich zu behalten. Daraus folgt, dass die größte Chance der Kosmopolis im öffentlichen Austausch von Wissen, Ansichten, Bildern und Tönen liegt und zugleich ihre größte Gefahr im Verlust der Privatsphäre besteht. Timothy Garton Ash schreibt: „Dies wäre selbst dann noch richtig, wenn das Internet nur von Engeln betrieben würde, denn die Überwachungsmöglichkeiten der heutigen Informations- und Kommunikationstechnologien übertreffen die wildesten Träume jedes Stasigenerals.“ Fast alle Menschen tragen Peilsender mit sich herum, die als Mobiltelefone bezeichnet werden. Und sie generieren eine Unmenge von Daten und sogenannten Metadaten. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.

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Roboter lernen fühlen und verstehen

Die Mittelschicht hat sich an das Muster des 20. Jahrhunderts gewöhnt, dass Automatisierung in der Wirtschaft nur die Schwachen betraf. Dieses Muster gilt nicht mehr. Das ist für viele Menschen verstörend, weil die Logik so beunruhigend ist. Heutzutage bedrohen Maschinen die Jobs der sowohl Qualifizierten wie auch der Unqualifizierten. Alexander Hagelüken erklärt: „Bisher mussten Maschinen festen Regeln folgen, weshalb sie nur Routinejobs ersetzten. Auf einmal können sie viel mehr.“ Avancierte Roboter entwickeln Sinne und Fertigkeiten, die ihnen ganz andere körperliche Tätigkeiten erlauben. Sie lernen sehen, fühlen, und verstehen. Millionen Jobs in der Dienstleistungsbranche, die nach dem Verschwinden der Fabrikarbeit die Rettung waren, sind nun in Gefahr. Gleichzeitig übernehmen die Maschinen geistige Tätigkeiten, die bisher dem Menschen vorbehalten waren. Alexander Hagelüken ist als Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung für Wirtschaftspolitik zuständig.

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Der Markt zählt zu den ältesten gesellschaftlichen Erfindungen

Die Menschheit kennt mehr als nur eine Ordnungsform visionärer Kraft, die sich dem Prinzip Freiheit verpflichtet. Zusätzlich zur dreidimensionalen Kultivierung, also den visionären Kräften von Technik, Medizin und Erziehung, gibt es die konstitutionelle Demokratie. In ihr wird die politisch notwendige Herrschaft von den Betroffenen selbst ausgeübt und dabei an Freiheitsrechte, an negative und positive Freiheiten, gebunden. Otfried Höffe fügt hinzu: „Eine dritte Vision, eine der ältesten gesellschaftlichen Erfindungen, der Markt, erlaubt den Menschen, das für sie notwendige Arbeiten und Wirtschaften sowie jede Form von Wettstreit und Konkurrenz frei und selbstbestimmt, ohne Einschränkung seitens Dritter, vorzunehmen.“ In Bezug auf die Arbeit ergänzt der Markt das Freiheitspotential der Technik. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Roboter und Algorithmen geben das Tempo der Arbeitswelt 4.0 vor

Josef Käser, Vorstandschef von Siemens, warnt Aktionäre und Mitarbeiter vor neuen Erschütterungen: „Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sind mehr denn je gefordert. Unordnung ist die neue Weltordnung.“ Siemens ist überall. „Change“ heißt im Manager-Denglisch die alles beherrschende Überlebensweisheit der Wirtschaftswelt. Wolfgang Kaden blickt zurück: „Während in früheren Zeiten, bis in die Siebziger des vorigen Jahrhunderts hinein, die Unternehmen vielleicht alle zehn Jahre ein Reformprogramm durchliefen, löst heutzutage eine Umorganisation die nächste ab.“ Man nennt das: „Never stop reorganizing.“ Und kaum einer fragt, ob die unmittelbar Betroffenen, die Mitarbeiter, dieses Tempo mitgehen können oder wollen. Die Geschwindigkeit und Häufigkeit von Veränderungen wird wie ein Naturgesetz vorgegeben – vom Wettbewerb, von der Technik, von der Beraterzunft. Wolfgang Kaden gehört zu den renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

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Niemand kann sich bei Burnout aus der Verantwortung stehlen

Eine Gesellschaft, in der die Ethik ein Schattendasein führt, wendet emotionalen Druck an, um schwache Menschen zu eliminieren. Alexander Goebel erklärt: „Diese unausgesprochene Vereinbarung ist ein Wesensmerkmal kollektiver Verdrängung.“ Burnout hat eine perfekte Assistentin, nämlich die Scham. Betroffene wollen weder sich noch irgendjemand anderem gegenüber und schon gar nicht ihren Vorgesetzten eingestehen, dass sie überhaupt ein Problem haben. Sie wollen nicht darüber sprechen, geschweige denn Veränderungen einfordern, nicht bei sich und nicht beim Unternehmen. Alexander Goebel stellt fest: „Aber wer unter Burnout leidet, ist in den Augen vieler nicht mehr belastbar, persönlich abgewirtschaftet, kein Asset mehr, ein Fall für gesellschaftlichen Sondermüll.“ Die Umgebung bewegt sich auch nicht, da die Angst um die eigene Position schwerer wiegt als das Mitgefühl. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Die Produktion von immer billigeren Gütern ist nicht möglich

Viele Menschen haben sich sicher schon einmal gefragt, wie es möglich ist, dass alles immer billiger wird. Michael Carolan gibt in seinem neuen Buch „Cheaponomics. Warum billig zu teuer ist“ eine einfache Antwort: „Es ist nicht möglich!“ Die Produkte und ihre Herstellung werden nämlich nicht billiger, ihre wirklichen Kosten werden nur immer besser versteckt. Der Autor beschreibt die ökonomische und soziale Sackgasse, in der sich die Gesellschaften des Westens mit dem Billigwahn verfangen haben. „Billig ist nichts als eine Illusion“, schreibt Michael Carolan. Anhand zahlreicher Beispiele von der Plastiktüte bis zur automobilen Gesellschaft erklärt er, wie der Billigkonsum und sein zerstörerisches System am Leben erhalten werden, und macht deutlich, dass höhere und gerechte Preise notwendig und möglich sind, ohne dass die Menschen auf Wesentliches verzichten müssen.

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Großkonzerne wollen den freien Wettbewerb außer Kraft setzen

Die meisten Großkonzerne streben laut Gerhard Schick weiteres Wachstum vor allem deshalb an, um noch mehr Marktmacht zu erlangen und den freien Wettbewerb außer Kraft zu setzen. Denn die von ihnen in einem solchen Markt erwirtschafteten Gewinne gehen nur zum Teil auf das unternehmerische Know-how zurück. Gerhard Schick erklärt die Gründe: „Die Großunternehmen kassieren vielmehr eine Prämie aufgrund einer konzentrierten Marktstruktur, weil sie höhere Margen durchsetzen können. Diese Zusatzgewinne werden von wenigen privatisiert, während sie über höhere Preise von Verbrauchern oder durch überteuerte Aufträge von der öffentlichen Hand an diese Unternehmen bezahlt werden. Das sind Effekte, die von unten nach oben umverteilen.“ Andere Unternehmen zu übernehmen sind daher ein wichtiges Mittel im Wettbewerb um Kunden und Marktanteile. Der Politiker Gerhard Schick gilt als einer der versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Das Kartell der Rohstoffhändler macht gigantische Gewinne

Der Zugang zu Rohstoffen ist für die Weltwirtschaft von zentraler Bedeutung. Schon heute machen die Rohstoffe nach Gewicht rund zwei Drittel des Welthandels aus. Umso bedrohlicher ist für Gerhard Schick die Konzentration wirtschaftlicher Macht in diesem sensiblen Bereich. Fast jeder kennt das Kartell der Ölproduzenten – es heißt OPEC und ist staatlich organisiert. Damit sichern sich die Exportländer gewaltige Gewinne. Doch nicht nur beim Öl, sondern auch bei anderen Rohstoffen lassen sich kartellartige Strukturen beobachten. Hier sind es in der Regel private Firmen, die den Markt unter sich aufteilen. Als Beispiel nennt Gerhard Schick das Eisenerz, den Rohstoff für Stahl: Hier wird der Markt von drei Firmen dominiert, den multinationalen Bergbaugesellschaften Vale, Rio Tinto und BHP Billiton. Diese drei Konzerne kontrollieren 57 Prozent des weltweiten Handels. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Yuval Noah Harari stellt das neue Shopping-Zeitalter vor

Die moderne Wirtschaft setzt auf ein konstantes Wachstum der Produktion. Sie muss immer mehr produzieren, weil sie ansonsten in sich selbst zusammenfallen würde. Aber die Produktion alleine reicht natürlich nicht. Yuval Noah Harari erklärt: „Irgendjemand muss diese Erzeugnisse auch kaufen, denn sonst gehen Fabrikanten und Investoren pleite. Um diese Katastrophe abzuwenden und sicherzustellen, dass die Menschen die Masse aus produzierten Waren auch kaufen, entstand eine völlig neue Ethik: der Konsumismus.“ In früheren Jahrhunderten lebten die meisten Menschen in einer Situation des Mangels. Das Zauberwort war damals Sparsamkeit. Yuval Noah Harari nennt als Beispiele die asketische Lebensweise der Puritaner und Spartaner. Ein guter Mensch vermied den Luxus, warf keine Lebensmittel weg und reparierte Gegenstände, bevor er sich neue besorgte. Nur Könige und Adlige konnten es sich leisten, ihren Reichtum zur Schau zu stellen.

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Das 19. Jahrhundert bringt gesellschaftliche Änderungen hervor

Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts war in Europa ein noch nie dagewesener Zuwachs der Bevölkerung verbunden, der die Einwohnerzahlen der Industrieländer auf das Zwei- bis Dreifache emporschnellen ließ. Ein Hauptgrund dafür war die Zuwanderung von Menschen aus dem Agrarsektor und aus dem Handwerk. Abhängige Arbeitskräfte, die bis dahin vielfach zur Ehelosigkeit verurteilt gewesen sind, gründeten zumindest in der ersten Generation äußerst kinderreiche Arbeiterfamilien. Dazu kamen die Fortschritte der Hygiene der ärztlichen Versorgung, die zur Senkung der Sterblichkeitsrate und zur Verlängerung der Lebensdauer maßgeblich beitrugen. Diese neue Schicht der Proletarier schien unaufhaltsam zu wachsen und damit den Klassenkampf marxistischer Vorstellung unausweichlich zu machen. Es ist ein Kuriosum der Geschichte, dass zur selben Zeit, als die russische Revolution den gewaltsamen Weg zur klassenlosen Gesellschaft einschlug, sich die Prognose vom ungehemmten Wachstum der Arbeiterschaft als falsch erwies.

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Der Marktpreis setzt sich aus Angebot und Nachfrage zusammen

Viele Anhänger des Marktwettbewerbs glauben, dass man die Wirkung der sogenannten unsichtbaren Hand auch auf Bereiche des Lebens ausdehnen kann, in denen Märkte ohne Inszenierung sich gar nicht entwickeln würden. So sprechen gewisse Ökonomen heute zum Beispiel von Gesundheitsmärkten, Bildungsmärkten, Forschungsmärkten und auch von internen Märkten in Unternehmen und öffentlichen Institutionen. Schaut man sich diese Märkte allerdings etwas genauer an, wird man schnell feststellen, dass der Begriff Markt meist ein Etikettenschwindel ist. Mathias Binswanger nennt den Grund: „Es treffen keine voneinander unabhängige Anbieter und Nachfrager aufeinander, aus deren Angebot und Nachfrage dann ein Marktpreis resultiert. Auf den meisten künstlich angelegten Märkten gibt es gar keine oder außerhalb dieser Märkte festgelegten Preise und damit auch keine Steuerung von Angebot und Nachfrage über das Preissystem.“ Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen.

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Die Unsicherheit im Internet nimmt bedrohliche Ausmaße an

Die Affäre um Edward Snowden und zahlreiche Diebstähle von Daten bei Internet-Unternehmen haben das Vertrauen vieler Bundesbürger in die neuen Technologien nachhaltig zerstört. Über zwei Drittel der Deutschen trauen weder dem Staat noch der Wirtschaft beim Umgang mit ihren persönlichen Daten über den Weg. Viele Menschen verzichten deshalb sogar darauf, Dienstleistungen im Internet in Anspruch zu nehmen, so dass der Netzwirtschaft mittlerweile ein enormer finanzieller Schaden droht. Zudem häufen sich die Warnungen vor der Verlust der Kontrolle im Word Wide Web. Laut einer amerikanischen Studie sind 41 Prozent der Jugendlichen süchtig nach Chatten und Posten. Die meiste Angst haben die Webuser vor Schadprogrammen auf ihren Rechnern (61 Prozent) und vor einer Ausspähung durch Organisationen des Staates (49 Prozent), wie eine Studie belegt.

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Konsumverzicht erzeugt neue Möglichkeiten der Kreativität

Für Politiker ist die wachsende Abhängigkeit des Bürgers laut Wolfgang Schmidbauer eine akzeptierte Basis der eigenen Machtenfaltung. Deshalb ist der Parteienapparat sein Ideal, der ihm diese Möglichkeiten bietet. Wolfgang Schmidbauer relativiert diese politische Stärke: „Aber auch die Mächtigen sind Anhängsel einer Megamaschine aus Konsumenten und Produzenten. Sie besitzt eine Eigendynamik, die niemand mehr steuert und deren Zerstörungskraft jeder erkennt, der geistig in der Lage ist, sich so weit von diesem Apparat zu entfernen, dass er ihn von außen wahrnehmen kann.“ Unternehmer wie Politiker wenden sich bei ihrer Arbeit dem Machbaren zu, wo sie Kompromisse finden und über Verteilungen wachen, die ihrer Macht nützen. Wolfgang Schmidbauer arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch als Lehranalytiker und Paartherapeut in München.

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Das Finanzsystem soll einer Gesellschaft freier Menschen dienen

Der amerikanische Ökonom Robert J. Shiller will nicht die Vernichtung des Kapitalismus, wie es von Karl Marx gefordert worden war, sondern eine Verbesserung und Demokratisierung des Systems. Es zu verbessern heißt für ihn, den übergeordneten Zielen der Gesellschaft freier Menschen zu dienen. Dies war seiner Meinung nach stets die klügste aller Optionen. Robert J. Shiller schreibt: „Die eigentliche Herausforderung für die Politik bei Überlegungen zur Gestaltung der Zukunft des Finanzwesens ist, zu begreifen, dass es eingesetzt werden kann, um einer immer größeren klassenübergreifenden Gesellschaftsschicht immer breiteren Wohlstand zu bescheren, und dass seine Produkte anwendungsfreundlicher gemacht und besser in die Gesamtwirtschaft integriert werden können.“ Robert J. Shiller lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und zählt zu den einflussreichsten Vordenkern in der globalen Wirtschaft. Seit Jahren wird er als einer der Topanwärter für den Wirtschaftsnobelpreis gehandelt.

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Paul Kirchhof kritisiert die übermäßige Staatsverschuldung

Paul Kirchhof prangert die übermäßige Staatsverschuldung in Deutschland an, da das Land hochverschuldet ist und der Gesamtschuldenstand, trotz sprudelnder Steuereinnahmen, von Bund, Ländern und Gemeinden ständig steigt. In den ersten fünfzehn Jahren der Bundesrepublik blieb die Staatsverschuldung noch maßvoll. Seit 1967 setzte sich allerdings in der Politik der Gedanke durch, die Konjunktur durch den Staatshaushalt und Staatskredite zu steuern. Seit Mitte der 70iger Jahre stieg die Verschuldung Deutschlands dann stetig, seitdem ist sie mit einer Ausnahme der Jahre 1990/91 jährlich überproportional gewachsen. Paul Kirchhof ist einer der führenden Finanzexperten und bekanntesten deutschen Autoren. Er ist Professor für Öffentliches Recht sowie Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg und war zwölf Jahre Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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Das natürliche Kapital ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit

In den vergangenen fünfundzwanzig Jahren ist die Weltwirtschaft um mehr als das Doppelte gewachsen. Seit zwanzig Jahren ist die absolute Zahl der Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, rückläufig. Zu verdanken ist dies laut Achim Steiner vor allem der massiven Bekämpfung der Armut in den Schwellenländern China und Indien. Doch diese positiven Entwicklungen haben auch ihre negativen Seiten: Weltweit sind schon rund sechzig Prozent der Ökosystemdienstleistungen, also ökologische Prozesse oder Funktionen, die für die Menschen von Nutzen sind, bereits beeinträchtigt, weil sie nicht nachhaltig genutzt werden. Jedes Jahr verschwinden weltweit 13 Millionen Hektar Waldgebiete, was einer Fläche Griechenlands entspricht. Der überzeugte Umweltschützer Achim Steiner studierte an der University of Oxford, der University of London und an der Harvard Business School Politikwissenschaft und Volkswirtschaft. Im Jahr 2006 trat er die Nachfolge von Klaus Töpfer zum Exekutiv-Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP mit Sitz in Nairobi an.

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Der Anarchismus will eine herrschaftsfreie Gesellschaft

Der Politologe Peter Lösche grenzt den Anarchismus von anderen sozialen und politischen Bewegungen ab, indem er ihn anhand von vier immanenten Kriterien beschreibt. Erstens sind die Anarchisten dadurch charakterisiert, dass sie jede Form von menschlicher Organisation ablehnen, mit deren Hilfe politischer, ideologischer, gesellschaftlicher oder ökonomischer Zwang ausgeübt werden könnte. Vielmehr streben sie die freiwillige Assoziation der emanzipierten, mündigen Bürger an. Laut Peter Lösche ist der Anarchist konsequent gegen Institutionen eingestellt, lehnt die Bürokratie und die Parlamente ab, mit Parteien, Verbänden und der Kirche will er auch nichts zu tun haben. Doch selbst das genügt den Anarchisten noch nicht. Peter Lösche erklärt: „Anarchisten wenden den Antiinstitutionalismus auch auf ihre eigene Bewegung an; sie lehnen festgefügte Organisationen, in denen sich die Gefahr der Hierarchisierung realisieren könnte, ab.“  

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In vielen Teilen der Welt sterben immer mehr Bienen

Noch immer rätseln Wissenschaftler, welche Faktoren für den weltweiten Massentod von Honigbienen verantwortlich sind. Im Verdacht stehen eingeschleppte Parasiten, der Klimawandel und die voranschreitende Zerstörung der Natur. Allein in den europäischen Ländern ist in der vergangenen Dekade die Bienepopulation zwischen zehn und 30 Prozent zurückgegangen. In Amerika ist sie um 30 Prozent und im Nahen Osten sogar um 85 Prozent geschrumpft. Das sind die Ergebnisse eines Berichts, den Wissenschaftler der Unep, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen vor kurzem in Genf vorstellten. Auch in Ägypten, Japan und China sterben immer mehr Honigbienen.

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