Ständiges Nörgeln zeugt von Unzufriedenheit

Nörgeln ist für Christian Thiel moralische einwandfrei. Jeden Menschen überkommt es ab und zu. Jeder meckert dann und wann einfach mal los. Deswegen sollte man keinesfalls ein schlechtes Gewissen haben. Wissenschaftliche Belege, dass gelegentliches Nörgeln für eine Beziehung schädlich ist, gibt es nämlich nicht. Christian Thiel fügt allerdings hinzu: „Bei häufigem Nörgeln und gewohnheitsmäßiger schlechter Laune liegt die Sache allerdings ganz anders. Häufiges Nörgeln ist ein Symptom für eine tiefgreifende Unzufriedenheit.“ Es ist wie eine Nachricht an den Partner: „Achtung in deinem Leben, in unserer Partnerschaft stimmt etwas nicht.“ Man sollte diese Nachricht ernst nehmen. Man sollte auf sie hören und sich der Unzufriedenheit stellen. Schlechte Laune ist wie ein Appell. Sie fordert einen Menschen auf, etwas in seinem Leben zu verändern. Christian Thiel ist Single- und Paarberater.

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Das Verhalten wird vom emotionalen Umfeld bestimmt

Fast jeder Mensch lächelt unwillkürlich, wenn er von jemanden angelächelt wird. Schlechte Laune dagegen erfasst eine Person, wenn ihr ein mürrischer Blick begegnet. Diese sogenannte „emotionale Ansteckung“ haben Wissenschaftler in vielen Situationen nachgewiesen. In seinem neuen Buch „Was kostet ein Lächeln?“ beschreibt Ulrich Schnabel wie das menschliche Verhalten hauptsächlich vom emotionalen Umfeld bestimmt wird. Umso wichtiger ist der intelligente Umgang mit den Kräften der Emotionen, die jeden Tag an einem Menschen zerren und ziehen. Ulrich Schnabel erklärt: „Denn zum einen sind unsere Gefühle wichtige Navigationsinstrumente, mit deren Hilfe wir durchs Leben steuern. Zum anderen sind sie in der modernen Mediengesellschaft auch das Ziel massiver Interessen.“ Wer immer einem anderen etwas verkaufen möchte, spricht primär die Gefühle an, appelliert an den Wunsch nach Liebe und Zugehörigkeit oder an die Wut beziehungsweise Ängste. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „ZEIT“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Kurt Tucholsky wird als Autor für das Kabarett berühmt (5. Teil)

Kurt Tucholsky beschreibt sich selbst als immer Suchender ohne festgeprägtes Weltbild, als nie zufriedener Aufklärer, angetrieben vom ewigen Imperativ Gerechtigkeit und Freiheit. Weder das marxistische System noch die pragmatische Variante der „Formaldemokratie“ was sein Ziel, sondern ein Kulturstaat im Sinne von Johann Gottlieb Fichte und Ferdinand Lassalle. Freiheitliches Ethos, Sozialreform, das Gefühl der Gemeinschaft, internationale Friedenspolitik und kulturelle Entwicklung waren die Grundpfeiler dieser Demokratievorstellung mit einer liberal-aristokratischen Tendenz. Linksintellektuelle wie Kurt Tucholsky waren keine Politiker, sondern sozial abwägende Ethiker. Das Primat der Ethik steht dabei über allen gesellschaftlichen Realitäten. Kurt Tucholsky fragt beispielsweise: „Habt ihr nicht mehr den Mut, das Ideal zu fordern, als sei es erreichbar?“ Theodor Herzl stellt schon 1895 fest: „Die Macht einer Idee besteht darin, dass es vor ihr kein Entkommen gibt.“

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Angelo Bolaffi fordert eine deutsche Hegemonie in Europa

Angelo Bolaffi hält in seinem neuen Buch „Deutsches Herz. Das Modell Deutschland, Italien und die europäische Krise“ den Italienern einige Dinge vor, die uneingeschränkt auch für die Griechen oder Spanier gelten. Er schreibt: „Mit den Eintritt in den Euro haben sie Modernisierungschancen und -pflichten erhalten, die sie nicht ausgefüllt haben.“ Den Deutschen die Schuld für die Krise in Italien, Griechenland oder Spanien den zu geben, ist für Angelo Bolaffi nur lächerlich. Allein vom Friedensprojekt Europa zu sprechen ist für den Deutschlandkenner zu wenig, denn mit dem Ende des Kalten Krieges und der damit einhergehenden Globalisierung ist für Europa längst ein anderes Ziel an die erste Stelle gerückt: nicht der Frieden im Inneren allein, sondern die Selbstbehauptung in der Welt. Angelo Bolaffi zählt seit einem Vierteljahrhundert zu den besten Deutschlandkennern Italiens. Er leitete von 2007 bis 2011 das Italienische Kulturinstitut in Berlin.

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Der Mensch trägt das Gewicht der Welt für sich ganz allein

Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein, das Gewicht der gesamten Welt aus seinen Schultern zu tragen. Er ist laut Jean-Paul Sartre für die Welt und für sich selbst als Seinsweise verantwortlich. Es ist seiner Meinung nach unsinnig, sich beklagen zu wollen, weil ja nichts Fremdes darüber entschieden hat, was der Mensch fühlt, was er erlebt oder was er ist. Jean-Paul Sartre schreibt: „Diese absolute Verantwortlichkeit ist übrigens keine Hinnahme: sie ist das bloße logische Übernehmen der Konsequenzen unserer Freiheit.“ Was einem Menschen zustößt, stößt ihm durch sich selbst zu, deshalb kann er weder darüber bekümmert sein, noch sich dagegen auflehnen, noch sich damit abfinden. Mit seinem Appell zur Selbstverantwortlichkeit wurde Jean-Paul Sartre zu einem der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts.

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Der Chinese Mo Yan erhält den Literaturnobelpreis 2012

Heute erhält der chinesische Schriftsteller Mo Yan in Stockholm den Literaturnobelpreis. Wer wäre besser dafür prädestiniert als seine Übersetzerin Karin Betz, zu erklären, was das Werk Mo Yans auszeichnet. Zuerst einmal sind Mo Yans Geschichten laut Karin Betz eine Zumutung. In „Das rote Kornfeld“ wird dem Onkel des Erzählers bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, und in „Die Knoblauchrevolte“ erhängt sich eine hochschwangere junge Frau, als schon die Wehen eingesetzt haben. In seinem Roman „Die Sandelholzstrafe“ wird ein Mann von einem Foltermeister nach allen Regeln der Kunst lebendig in fünfhundert Teile zerlegt. Doch seine Leser können und wollen diese Geschichten lesen, denn wenn sie erst einmal in Mo Yans Welt eingetaucht sind, befinden sie sich an einem Ort namens Gaomi, in dem das Zuschauen beim Schlachten eines Schweins noch zum Leben gehört, in dem es die Menschen noch gewohnt sind, dem Leid ins Gesicht zu blicken und über die ständige Nähe von Not und Schmerz gelernt haben, was das Leben in seiner ganzen Fülle bedeutet.

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