Das schleichende Artensterben bedroht das Überleben der Menschheit

Fokussiert auf die jeweiligen Augenblickskrisen der Zeit leiden wir unter akuter Amnesie, sobald keine direkte Gefahr für unser Wohlbefinden mehr droht. Matthias Glaubrecht warnt: „Und genauso gehen wir auch mit der wohl größten Gefahr für das Überleben der Menschheit um – dem schleichenden Artenschwund und Artensterben, der Krise der Biodiversität, die zunehmend unsere Lebensgrundlagen bedroht.“ Der Mensch ist zu einem Evolutionsfaktor des Lebens auf der Erde geworden. Bedingt dadurch nehmen die Vielfalt und die Vielzahl der Lebewesen auf unserem Planeten in dramatischer Weise ab, und zwar stärker noch, als bisher ohnehin schon vermutet wurde. Demnach sind im Durchschnitt mehr als zwei Drittel aller untersuchten Tierbestände in den vergangenen Jahrzehnten verloren gegangen. Der Evolutionsbiologe und Biosystematiker Matthias Glaubrecht ist Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg.

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Eine vollkommen unberührte Natur existiert nirgendwo mehr

Wilhelm Schmid weiß: „Kleinste Partikel von Plastik lagern sich in Sedimenten ab, mit all den Schadstoffen, die sich daran binden, ebenso radioaktiver Fallout und Abfall, der über Jahrmillionen hinweg weiter strahlt. Eine vollkommen unberührte Natur existiert nirgendwo mehr, auch nicht in den entlegensten Gegenden.“ Der Einsatz von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden reduziert dauerhaft die Artenvielfalt und kann ein Artensterben wie vor 65 Millionen Jahren zur Folge haben, damals ausgelöst von einem Riesenmeteoriten. Rückstände in den Nahrungsmitteln schaden den Menschen selbst. Am Ende könnten tatsächlich ausgeräumte Landschaften übrig bleiben, in denen nichts mehr gedeiht, auch Menschen nicht. Das wäre ein Rückfall in die Frühzeit der Erde, in der sie „wüst und leer“ war. Wilhelm Schmid lebt als freier Philosoph in Berlin.

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Die Natur ist der Kultur entgegengesetzt

Anstatt Homo sapiens als Herrn der Schöpfung zu begreifen, ist es auch möglich, ihn als in alle möglichen Zusammenhänge verstricktes Tier zu sehen. Nämlich als Knotenpunkt in einem unendlich komplexen Geflecht aus auch changierenden Zuständen. Also als ein Wesen mit weniger Macht und Willensfreiheit, als es sich schmeichelnd zuspricht. Philipp Blom erklärt: „Den passiven Part bei all diesem Nachdenken über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur spielt Letztere, die ich weiterhin so bezeichnen möchte, obwohl sich beide Begriffe im Laufe der Überlegungen auflösen werden.“ Die Schwierigkeit des Nachdenkens liegt schon in diesem Wort „Natur“ beschlossen. Obwohl man meinen sollte, dass sofort klar ist, was gemeint ist. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Die Menschheit hat sich von den Zwängen der Natur befreit

Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Befreiung von den Zwängen der Natur. Philipp Hübl erläutert: „Die frühen Menschen haben das Feuer zu beherrschen gelernt und sich mit Licht und Wärme von den Zwängen des Tagesrhythmus und des Jahreswechsels befreit.“ Sie haben Ackerbau betrieben und Vorräte angelegt, um von den Nahrungsquellen ihrer Umgebung unabhängig zu sein. Mit Wagen und Schiffen wurden sie unabhängig von ihrer Herkunft, mit Kleidung, Häusern und Staudämmen trotzten sie den Widrigkeiten der Witterungen. Durch die Medizin sind Menschen Infektionen nicht mehr hilflos ausgeliefert und durch die Telekommunikation nicht mehr an einen Ort gebunden, um sich auszutauschen. Moderne Wohnungen sind selbstgebaute Oasen, in denen Wärme, Licht, fließendes Wasser, eine weiche Schlafstätte, Nahrung, Musik und Unterhaltung sichergestellt sind. Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).

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Politik ist für alle da

Hannah Arendt war der Meinung, Politik sei für alle, nicht für „jeden, der gewisse Voraussetzungen erfüllt“. Zudem hielt sie die menschliche Natur für zu kompliziert und variabel, als dass sie zur stabilen Grundlage der Politik geeignet sei. Ned O’ Gorman ergänzt: „Sie fürchtete, die Theorien über die menschliche Natur könnten dazu führen, dass wir andere zu dem machen wollen, wofür wir die Menschen von vornherein halten.“ Möglicherweise würde man dann versuchen aus den Menschen nichts anderes zu machen als bessere Hunde. Hält man dagegen die Natur des Menschen für gut und nobel, könnte man versuchen, die Menschen zu Heiligen zu machen. Und wenn man die menschliche Natur für besitzergreifend hält, wird man versuchen, alle zu Käufern und Verkäufern zu machen. Ned O’ Gorman ist Professor für Kommunikationswissenschaften an der University of Illinois.

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Das habgierige Konsumverhalten zerstört den Planeten Erde

Das kurzfristige Denken des Menschen hindert ihn daran zu erkennen, dass sein Handeln heute katastrophale Auswirkungen auf künftige Generationen haben könnte. Lucy F. Jones erklärt: „Es ist schwer zu akzeptieren, dass es unserem Planeten schadet, wenn wir Burger essen, Duschgel mit Microplastik verwenden, Obst in Plastikschalen kaufen oder in den Urlaub fliegen.“ Viele Menschen wissen gar nicht, dass selbst Teebeutel Plastik enthalten. Durch das habgierige Konsumverhalten, das endlose Bombardement von Werbung und Medien, die uns eintrichtern, man könnte ohne dies und das nicht glücklich sein, haben die meisten Menschen das Wichtigste – den Planeten Erde – aus den Augen verloren. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

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Lebenskrisen können zu nachhaltigen Veränderungen führen

Psychiater betrachten die Lebenskrisen ihrer Patienten als Chance, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Könnte das für die Psychiatrie selbst auch gelten? Randolph M. Nesse weiß: „Einige Menschen erhalten den sogenannten Darwin Award, verliehen an die „Verlierer im Roulette des Lebens“, sprich an Menschen, die sich durch selbstverschuldete Idiotie getötet oder unfruchtbar gemacht haben.“ So erreichte der abenteuerlustige Mann, der den Startbeschleuniger einer Rakete an seinem Auto befestigte, eine Geschwindigkeit von 480 Kilometern die Stunde, bevor er sich an einer Felswand platt walzte. Auf der anderen Seite der Scala haben manche Menschen Angst, das Haus zu verlassen. Professor Randolph M. Nesse ist Mitbegründer der Evolutionären Medizin. Seit 2014 lehrt er and er University of Arizona, wo er als Gründungsmitglied und Direktor das Center for Evolution and Medicine leitet.

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Das Wesen der Natur hat ihre eigenen Prinzipien

Francis Bacons Schriften zeigen ihn als einen Mann, der zwischen zwei intellektuellen Kulturen und zwei Zeiten stand. Philipp Blom erklärt: „Als Junge in Cambridge war er nach dem mittelalterlichen Curriculum erzogen worden und als Erwachsener nahm er an Hexenprozessen teil. Er war aber auch einer der weitsichtigsten Kritiker seiner eigenen Zeit und formulierte Prinzipien des wissenschaftlichen Denkens und Handelns, die über Jahrhunderte kritisiert und weitergedacht, nie aber ersetzt wurden.“ Der Jurist und Politiker Francis Bacon dachte produktiv im Gespräch oder in Korrespondenzen mit anderen, unter ihnen der italienische Denker Bernardino Telesio (1509 – 1588). Dieser hatte in seinem Wert „De rerum natura iuxta propria principia – Vom Wesen der Natur nach ihren eigenen Prinzipien, 1565 – eine revolutionäre Theorie über die Natur vorgeschlagen hatte. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Vor 60.000 Jahren hat sich ein „großer Sprung vorwärts“ vollzogen

Die meisten Anthropologen waren der Überzeugung, der Übergang zu „modernen“ Verhaltensweisen habe bei unseren Vorfahren relativ spät stattgefunden. James Suzman erklärt: „Es herrschte die Ansicht vor, der frühe Homo sapiens habe bis vor rund 50.000 Jahren auf der „falschen Seite“ einer wichtigen kognitiven Entwicklungsschwelle gestanden; es haben ihm insbesondere die Fähigkeit gefehlt, sich Gedanken über die Mysterien des Lebens zu machen.“ Denn sie verehrten keine Götter und verfluchten keine bösen Geister, sie erzählten keine lustigen Geschichten und malten keine ordentlichen Bilder. Vor dem Wegdämmern in einen traumerfüllten Schlaf dachten sie nicht über die Ereignisse des verflossenen Tages nach, sangen keine Liebeslieber und drückten sich nicht mit schlauen Ausreden um die Erledigung einer Aufgabe. James Suzman ist Direktor des anthropologischen Thinktanks Anthropos und Fellow am Robinson Collage der Cambridge University.

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Menschen sehen sich nach der Ursprünglichkeit der Natur

Die Natur steht für das Beharrliche, das wertvoller wird, wenn Veränderungen das Leben dominieren. Wilhelm Schmid ergänzt: „Sie ist das Nichttechnische, Ursprüngliche, nach dem Menschen sich sehnen, je mehr die jeweils neueste Technik das Leben bestimmt. In den ungreifbaren, unsinnlichen Welten der Virtualität wächst erst recht das Bedürfnis nach der greifbaren, sinnlichen Erfahrbarkeit einer Realität, die lange vor den Menschen da war und lange nach ihnen noch da sein wird.“ Die Natur ist das Basislager, von der das Menschsein ausgeht. Sie wird wieder zur Heimat, die sie immer war, auch als sie nur noch das war, was draußen ist, wenn das Autofenster geöffnet wird. Heimat heilt, und in besonderem Maße gilt das für die Heimat in der Natur. Wilhelm Schmid lebt als freier Philosoph in Berlin.

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Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus

Lucy F. Jones betont: „Die Zukunft der Natur hängt nicht zuletzt vom Klimawandel ab, davon, wie er sich auf das Landschaftsbild und die Bevölkerung auswirkt. Natürliche Räume, in denen wir uns erholen – und die erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit haben –, hängen zum Teil von den Wetterbedingungen ab, und diese befinden sich gerade im Wandel.“ In Schweden werden durch den Klimawandel wärmere, schneeärmere Winter und kältere, niederschlagsreiche Sommer prognostiziert. Eine Studie des Psychologen Terry Hartig zum Bedarf an Antidepressiva zwischen 1991 und 1998 legt nahe, dass sich ein Mangel an Erholung in der Natur auf die geistige Gesundheit niederschlägt. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

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Gegenstände und Verfahren von Volksentscheiden sind begrenzt

Wenn das Recht im Staatsvolk wurzelt und vom Denken der Bürger geprägt wird, sichert die Demokratie nachhaltig eine bürgergerechte Staatlichkeit, hält aber nicht jeden Bürger für einen geeigneten Gesetzgeber. Paul Kirchhof erläutert: „Moderne Verfassungen anerkennen eherne Gesetze und weisen die Gesetzgebung grundsätzlich in die Kompetenz des Parlaments. Das Gesetz gilt auch gegenüber dem unmittelbar geäußerten Volkswillen.“ Gegenstände und Verfahren von Volksentscheiden sind begrenzt. Das hat drei Gründe. Erstens: Das Volk trifft freiheitsberechtigt Mehrheitsentscheidungen, entscheidet nicht – wie der Gesetzgeber – freiheitsverpflichtet. Der von einem Volksentscheid Betroffene wird deshalb den Verlust oder zumindest die Schwächung seiner Menschen- und Bürgerrechte hinnehmen müssen. Zweitens: Zudem ist die Fragestellung – die Verurteilung einzelner Bürger von Mytilene je nach ihrer Schuld – oft nicht zu einer Abstimmungsfrage zu vereinfachen, die mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten wäre. Dr. jur. Paul Kirchhof ist Seniorprofessor distinctus für Staats- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg.

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Gesetzmäßigkeiten findet der Mensch in der Natur

Wenn sich Lebensweise, Erwartungen, Werte verändern, Wissenschaft und Technik neue Bedingungen des Lebens schaffen, versucht der Mensch die neuen Gesetzmäßigkeiten zu verstehen. Zudem versucht er sie mit den ihm vertrauten Gesetzen in Einklang zu bringen. Paul Kirchhof erläutert: „Er braucht Leitgedanken für sein Leben, Maßstäbe für sein Entscheiden, Methoden für sein Erkennen und Ziele für sein Wollen. Diese Gesetzmäßigkeiten findet er in der Natur und in der Menschlichkeit.“ Die Natur erschließt er sich vor allem durch Beobachten und Experimentieren, die Menschlichkeit durch Verständnis, Erfahrung, Einsehen und Beurteilen. Der Mensch bildet bewusst Regeln für das Zusammenleben, erprobt Verfahren der Willensbildung und Verständigung. Die Gesetze sind seit langem gewachsene, angeborene, in der Natur des Menschen von jeher angelegte Stützen menschlicher Freiheit. Dr. jur. Paul Kirchhof ist Seniorprofessor distinctus für Staats- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg.

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Kein Ort auf der Welt ist frei vom Einfluss der Menschen

Dirk Steffens und Fritz Habekuss stellen fest: „Es gibt heute keinen Ort mehr, der vom Einfluss des Menschen frei ist. Am Grund des Marianengrabens, 11.000 Meter unter dem Meer: Müll. In den Schneeflocken der Arktis, in abgefülltem Mineralwasser, in Bier, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot, und wahrscheinlich atmen wir es längst: Plastik.“ Menschen und Nutztiere zusammen wiegen heute mehr als zwanzigmal so viel die alle wilden Tiere. Auf drei Vögel in der Natur kommen sieben Masthähnchen. Weltweit wachsen Pflanzen kräftiger, weil sie durch das Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre gedüngt werden. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Gärten changieren zwischen Wildnis und Zähmung

Die Philosophie der Gärten füllt Bibliotheken zwischen Japan und England. Sie stellt von Anfang an die Frage, ob es neben der Unterwerfung nicht auch ein kollaboratives Formen und Weiterdenken von Möglichkeiten natürlicher Gestaltung geben könne. Philipp Blom stellt fest: „Im Garten war immer schon die Spannung zwischen Wildnis und Zähmung präsent.“ Im europäischen Mittelalter entstand daraus der „Hortus conclusus“. Nämlich der umhegte Ort, an dem die Jungfrau und das Einhorn in mystischer Eintracht leben. Es handelt sich dabei um einen organisierten Raum, der allegorisch alle Ordnungen der Schöpfung abbilden soll und dessen Pflanzen eine eigene symbolische Sprache sprechen. Der Gegensatz von Natur und Kultur fand seinen Ausdruck in dieser Praxis. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Die Gegenwart ist von massenhaften Artensterben überschattet

Eine stärkere Verbindung zur Natur würde die Menschen glücklicher und gesünder machen – so weit, so gut. Doch da gibt es ein Problem. Was nützt es, Waldspaziergänge zu verschreiben, wenn weltweit Waldgebiete von Rodungen bedroht sind? Wie sollen die Menschen Zeit im Grünen verbringen, wenn es immer weniger Parks gibt? Wie baut man eine Beziehung zu jemandem auf, der todkrank ist? Lucy F. Jones kritisiert: „In der gesamten westlichen, industrialisierten Welt leben wir zunehmend abgekapselt von der Natur und ignorieren, wie sehr wie sie brauchen. Und damit geht die Katastrophe einher, dass die Natur vor unseren Augen verschwindet; unsere Zeit auf diesem Planeten wird von der gewaltsamen Zerstörung natürlicher Lebensräume und dem massenhaften Artensterben überschattet.“ Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

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Die Natur ist kein Luxus

Lucy F. Jones weiß: „Wie naturnah wir leben, wirkt sich messbar auf unsere Gesundheit aus. Menschen, die in der Nähe von Parks, Wäldern und dem Meer leben, geben an, sich körperlich und geistig besser zu fühlen.“ Die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen oder anderen psychischen Problemen zu erkranken, ist bei Menschen, die nicht in zugebauten urbanen Settings leben, sondern nahe der Natur, geringer – ihre Zufriedenheit insgesamt höher. Studien haben gezeigt, dass dies besonders auf Senioren, Hausfrauen und sozial schwache Menschen zutrifft. Die Natur ist kein Luxus. Ob man Zugang zu ihr hat oder nicht, wirkt sich bei unterschiedlichsten Menschengruppen auf die Gesundheit aus. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

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Nicht jeder Mensch beherrscht die Kunst der Liebe

Man verkennt das Wesen der Liebe, wenn man meint, dies sei nichts weiter als ein Gefühl, das sich einstellt oder nicht und auf das man wenig Einfluss hat. Albert Kitzler ist ganz anderer Ansicht: „Liebe ist eine Kunst, die keineswegs jeder Mensch von Natur aus beherrscht, sondern von den meisten gelernt werden muss, soll ihr Leben gelingen.“ Würden die Menschen die Kunst des Liebens beherrschen, würden die Menschheit in einer anderen Welt leben. Man würde sich dann nicht gegenseitig persönlich angreifen und verletzen, sondern miteinander respektvoll, mitfühlend und verständnisvoll umgehen. Die Völker würden sich nicht bekriegen, ausbeuten und unterdrücken, Gläubige würden Andersgläubige nicht verfolgen, ausgrenzen und töten. Der Philosoph und Medienanwalt Dr. Albert Kitzler gründete 2010 „Maß und Mitte – Schule für antike Lebensweisheit und eröffnete ein Haus der Weisheit in Reit im Winkl.

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„Providentia“ vereint drei Elemente

„Providentia“ war jahrhundertelang das Leitwort für menschliches Handeln in Bezug auf die Natur. Der Begriff knüpfte unmittelbar an die christliche Schöpfungslehre an. Er bezeichnete die Lehre von der Erhaltung der Welt und der Fortsetzung der göttlichen Schöpfung. Allerdings war diese Erhaltung- und Fortsetzungslehre von vornherein determiniert. Katia Henriette Backhaus erklärt: „Da die Menschen noch von der Existenz einer göttlichen Vorsehung ausgingen, war ihr Handeln in Bezug auf die Natur eher eine Art ausführender Gehorsam. So verbot sich ein allzu radikales, schädigendes Eingreifen in die Prozesse der Natur.“ Der Oberbegriff der „providentia“ bezeichnet allgemein die Handlung und die Fähigkeit, in die Zukunft hinein zu denken oder sie sogar vorauszusehen. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

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Die Natur ist eine gewaltige medizinische Ressource

Die Natur dient dem Menschen nicht nur als Lebensraum, sie ist auch eine gewaltige medizinische und soziale Ressource. Joachim Bauer erläutert: „Menschliche Gesundheit, gutes menschliches Zusammenleben und die Bewahrung der Natur stehen in einem Dreiecksverhältnis der Gegenseitigkeit.“ In der Natur zu sein und sie bewusst auf sich wirken zu lassen fördert die körperliche und psychische Gesundheit. Es fördert zudem die Bereitschaft, sich gegenüber Mitmenschen empathisch zu verhalten. Umgekehrt zeigen Menschen mit ausgeprägter Empathie ein höheres Interesse an Fragen des Umweltschutzes und eine stärker ausgeprägte Bereitschaft, sich in Umweltfragen zu engagieren. Joachim Bauer fordert, dass sich die Menschen wieder in eine echte Beziehung zur Natur setzen sollten. Damit ist gemeint, dass man die Natur nicht nur als Kulisse für diverse selbstgefällige oder ehrgeizige sportliche Auftritte benutzt. Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

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Niemand weiß wie viele Arten es auf der Erde gibt

Die Vielfalt der Natur hat drei Dimensionen: Ökosysteme, Gene und Arten. Dirk Steffens und Fritz Habekuss erläutern: „Letztere haben den praktischen Vorteil, dass man sie relativ einfach zählen kann. Ein Zebra hier, eine Pusteblume da und eine Motte dort. Am Ende addiert sich das auf Millionen. Wie viele Millionen ist unbekannt.“ Denn selbst die scheinbar einfachste Frage ist erstaunlich schwer zu beantworten: Wie viele Arten gibt es überhaupt auf der Erde? Niemand weiß es. Die Forschenden streiten sogar darüber, was eine Art überhaupt ist. Biologen kennen mindestens 24 verschiedene Ansätze, um das Konzept einer Art zu definieren. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Der Mensch gewinnt die Herrschaft über die Natur

Paul Kirchhof stellt fest: „Was der Mensch aus eigener Kraft nicht kann, gelingt ihm durch die Herrschaft über die Natur.“ Er gewinnt sie, indem er die Gesetzmäßigkeiten der Natur für seine Ziele einsetzt. Er beherrscht auch andere Menschen, die Gesetzmäßigkeiten der Natur für ihre Zwecke nutzen wollen. Diese werden nun durch Gegenkräfte gehemmt. Je mehr der Mensch seine Fähigkeiten und Kenntnisse erweitert, desto mehr stimmt er sich mit anderen Menschen ab, die auf andere Weise die Natur beherrschen. Die Geschichte der Freiheit beginnt mit dem Kampf gegen die Naturgewalten. Aus diesen löst sich der Mensch nach und nach. Er gewinnt Herrschaft über Teile der Natur. Dr. jur. Paul Kirchhof ist Seniorprofessor distinctus für Staats- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg.

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Jeder Mensch kann der Natur wertvolle Dienste erweisen

Joachim Bauer betont: „Jeder einzelne Mensch kann der Natur – und damit zugleich seiner eigenen psychischen und körperlichen Gesundheit – wertvolle Dienste erweisen: die Ernährung umstellen, das Mobilitätsverhalten ändern und Müll vermeiden.“ Die Dringlichkeit der Ernährungsumstellung ergibt sich aus der rasend voranschreitenden Vernichtung der großen Wälder dieser Erde. Diese hat ihren Hauptgrund in der Erschließung landwirtschaftlicher Flächen zum Zwecke der Fleischproduktion. Was jeder einzelne Mensch hier, jetzt und sofort tun kann und tun sollte, ist der hedonische – also der nicht in Leidenspose, sondern aus Überzeugung und Liebe zur Natur vorgenommene – komplette Verzicht auf Fleisch. Ein weiterer guter Dienst an der Umwelt besteht darin, soweit als möglich Flugreisen zu reduzieren und vom Kraftfahrzeug auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad umzusteigen. Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

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Das ökologische System verändert sich ständig

Die gängige Vorstellung vom Gleichgewicht in der Natur würde bestens mit dem mesotrophen Zustand übereinstimmen. Josef H. Reichholf erklärt: „Produktion und Nutzung wären dann ausgeglichen. Und dies auf hohem Niveau, das eine optimale Nutzung von Ressourcen zulässt. Von allem wäre genug im Kreislauf, aber von nichts zu viel.“ Nirgendwo blieben unverwertete Überschüsse zurück. Fast zu schön, um wahr zu sein. Diese Befürchtung ist vollauf berechtigt. Denn tatsächlich ist der mesotrophe Zustand nicht stabil. Er ist ein Durchgangszustand, in dem das Gewässer – oder das ökologische System, ganz allgemein ausgedrückt – nicht von selbst verweilt, sondern sich rasch entweder in die eine oder in die andere Richtung weiter verändert. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

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Der Mensch sollte mit der Natur nachhaltig umgehen

Katia Henriette Backhaus erklärt: „Nachhaltigkeit definiert sich über das Verhältnis von Mensch und Natur, das aus drei Perspektiven betrachtet werden kann.“ Die politische Perspektive fragt danach, wie man die Bedürfnisbefriedigung der Menschen zu ihrem Wohl und zum Wohl der Gemeinschaft organisieren kann. Dazu gehört auch der Gedanke an die nachhaltige Stabilisierung der politischen Ordnung. Die ökonomische Perspektive auf das Verhältnis von Mensch und Natur hingegen entspringt der Forderung nach dem „nachhaltigen Erhalt“ und der Sicherung eines nachhaltigen Ertrags. Natur betrachtet man dabei zunächst als Ressourcenlager, das als schützenswert gilt. Der Versuch, Ökologie und Ökonomie zusammenzudenken, prägt die Begriffshistorie der nachhaltigen Entwicklung. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

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