Computer-Logik generiert scheinbar Sicherheit

Rebekka Reinhard behauptet: „Wer die verblödete Vernunft über die Welt stülpt, sieht alles gestochen scharf.“ Sämtliche Widersprüche sind bereinigt. „Schlecht“ und „falsch“ stecken akkurat zusammengefaltet im dafür vorgesehenen Kästchen, „echt“ und „wahr“ im Kästchen gegenüber. Und das sind noch zwei für „männlich“ und „weiblich“. Alles klar. Computer-Logik macht glücklich und kennt keine Angst. Angst haben nur Leute, die sich von inneren Zuständen leiten lassen. Computer-Logik weiß, wie man Sicherheit generiert. Katastrophen sind wie Krisen: einfach irre Neuigkeiten, die zum Alltag gehören wie die neueste Dramaserie. So schlimm kann eine Kernschmelze nicht sein, wenn man Tschernobyl jetzt streamen kann. Oder? Solange sie entweder nicht mehr oder noch nicht da ist, ist Zeit für weitere Serienerlebnisse. Die Philosophin Rebekka Reinhard ist seit 2019 stellvertretende Chefredakteurin des Magazins „Hohe Luft“.

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Diskriminierung erfreut sich gegenwärtig großer Beliebtheit

Der Begriff der Diskriminierung erfreut sich gegenwärtig großer Beliebtheit und breiter Anwendung. Alexander Somek erläutert: „Das mag daran liegen, dass eine gesellschaftliche Benachteiligung, insofern es sich nicht um eine Wettbewerbsverzerrung handelt, sich als Diskriminierung darstellen lassen muss, um überhaupt normativ relevant zu sein.“ Wer nicht glaubhaft machen kann, diskriminiert worden zu sein, der gilt als wirklich weniger qualifiziert als die anderen oder bestenfalls als glückslos. Die betreffende Person hat dann entweder ihren Nachteil verdient oder schlicht Pech gehabt. Von einem Vorteil, den andere genießen, ungerechtfertigt ausgeschlossen zu sein, kann auf direkter oder indirekter Diskriminierung beruhen. Im ersten Fall misst man einem Merkmal Relevanz zu, obwohl es eigentlich irrelevant ist. Alexander Somek ist seit 2015 Professor für Rechtsphilosophie und juristische Methodenlehre an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.

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Was ist der Unterschied zwischen Dampfen und Rauchen?

Die steigende Popularität von E-Zigaretten hat zu einer verstärkten Diskussion über die Unterschiede zwischen dem Dampfen und dem Rauchen geführt. Viele Menschen betrachten E-Zigaretten als potenziell weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten. In diesem Artikel werden wir die grundlegenden Unterschiede zwischen dem Dampfen und dem Rauchen untersuchen, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie … Weiterlesen

Ökonomie und Polarisierung entmachten die Demokratie

In seinem Buch „Das Unbehagen in der Demokratie“ beschreibt Michael J. Sandel wie nicht rechenschaftspflichtige Macht und verfestigte Polarisierung zusammenhängen. Beide entmachten demokratische Politik. Der Autor schreibt: „Die Kulturkämpfe sind so kontrovers und unwiderstehlich, dass sie uns davon abhalten, gemeinsam das System von einseitiger Manipulation zu befreien.“ Um die amerikanische Demokratie wieder aufleben zu lassen, muss man zwei Fragen erörtern. Wie kann man die Wirtschaft so reformieren, dass sie demokratischer Kontrolle unterliegt? Und wie kann man die Polarisierung abschwächen, damit die Amerikaner die Fähigkeit erlangen, sich zu effektiven demokratischen Bürgern zu entwickeln? Es kommt also darauf an, einerseits wirtschaftliche Macht zur Verantwortung zu ziehen und andererseits die Bürgerschaft zu stärken. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph. Er studierte in Oxford und lehrt seit 1980 in Harvard. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Macht kann aktiv oder passiv wirken

Es gibt die sehr eingängige Vorstellung, dass soziale Macht eine Fähigkeit ist, die Menschen als soziale Akteure haben, um den Verlauf der Dinge in der Gesellschaft zu beeinflussen. Miranda Fricker hält zunächst einmal fest, dass Macht aktiv oder passiv wirken kann: „Zwischen aktiver und passiver Macht besteht ein Abhängigkeitsverhältnis. Denn die passive Macht schwindet im gleichen Maße, in dem die aktive Macht schwindet.“ Ein zweiter Punkt ist folgender: Macht ist eine Fähigkeit, die auch in jenen Zeiten Bestand hat, in denen sie nicht ausgeübt wird. Michel Foucault behauptet bekanntlich: „Macht existiert nur in actu.“ Miranda Fricker ist Professorin für Philosophie an der New York University, Co-Direktorin des New York Institute für Philosophy und Honorarprofessorin an der University of Sheffield.

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Warum Tastings zuhause ein besonderes Genusserlebnis bieten

Gin-Tastings haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen und sind zu einem bedeutenden Trend geworden. Sie bieten die Möglichkeit, die Vielfalt und die unterschiedlichen Aromen des Gins kennenzulernen und zu erkunden. Durch die Durchführung von Tastings zuhause entsteht ein besonderes Genusserlebnis, da man in einer vertrauten Umgebung ist und sich voll und ganz auf … Weiterlesen

Markus Gabriel erforscht die Komplexität

Viele Menschen kennen das Problem, dass die Komplexität des modernen Alltags enorm gestiegen ist. Daher können sie manchmal nicht mehr nachvollziehen, wie eigentlich individuell die richtige Entscheidung zu treffen ist. Manche Menschen ergeben sich deshalb dem Zynismus und glauben, moralisch anspruchsvolle Politik sei gar nicht möglich. Sie wollen den eigenen Wohlstand auf Kosten anderer sichern. Markus Gabriel kritisiert: „Wer so denkt, rechtfertigt sich selbst gegenüber moralischen Widersprüchen, die bei Lichte betrachtet schwer erträglich sind. Allerdings täuscht der Eindruck eines nicht auflösbaren Knäuels ethischer Schwierigkeiten.“ Bei genauer Betrachtung gibt es für Markus Gabriel keine wirklichen ethischen Dilemmata, also keine unauflösbaren Situationen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Sartre war ein atheistischer Existentialist

Im Jahr 1945, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, hielt Jean-Paul Sartre seine berühmt gewordene Rede „Der Existenzialismus ist ein Humanismus“. Darin ist keine Spur von Religiosität und nicht einmal mehr des Ringens darum zu finden. Ger Groot weiß: „Sartre geht von einem unproblematischen Atheismus aus, der keiner Rechtfertigung bedarf – und auch keine erhält.“ Er stellt fest, dass es zwei Arten von Existentialisten gibt: „Die ersten sind Christen, zu ihnen würde ich Karl Jaspers und Gabriel Marcel zählen. Und dann gibt es die atheistischen Existentialisten, zu denen man Matin Heidegger sowie die französischen Existentialisten und mich selbst zählen muss.“ Ger Groot lehrt Kulturphilosophie und philosophische Anthropologie an der Erasmus-Universität Rotterdam und ist Professor für Philosophie und Literatur an der Radboud Universität Nijmegen.

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Billiges Geld führt zu Spekulationsblasen

Seit vier Jahrzehnten beschäftigt sich Nouriel Roubini mit Schuldenkrisen und deren Bekämpfung. Und zwar nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Wirtschaftsberater der US-Regierung. Einige Krisen blieben auf eine Region begrenzt, andere erfassten die gesamte Weltwirtschaft. Manche hinterließen kaum Spuren, andere vernichteten ganze Wirtschaftssektoren und viele Millionen Existenzen. Niemand kann so tun, als hätte er oder sie alle Antworten auf ein derart komplexes Problem wie die Gestaltung der Wirtschaftspolitik parat. Doch so viel weiß Nouriel Roubini inzwischen: „Erfahrung ist kein guter Lehrmeister. Unbeirrt machen wir immer wieder dieselben Fehler. Ein ums andere Mal lassen wir zu, dass sich unter dem Einfluss des Überschwangs und einer Politik des billigen Geldes Spekulationsblasen aufblähen. Und ein ums andere Mal platzen diese Blasen.“ Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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Spiel ist schöpferisches Tun und Zeit der Eroberung

„Denn … der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Friedrich Schiller weist dem Spiel mit diesen Worten eine herausragende Rolle in seinem idealen Programm zur ästhetischen Erziehung des Menschen zu. Dieses strebt eine schöpferische und glückliche Subjektivität an, wo Leidenschaft und Vernunft, das Schöne und das Gute endlich in erhoffter Harmonie zusammen existieren können. Isabella Guanzini weiß: „Wenn man spielt, vergessen die unterschiedlichen Seelenvermögen ihre Konflikte und Eifersüchteleien. Und alles nimmt einen leichteren Ton an, ohne an Intensität zu verlieren.“ Es ist als gewänne das Spiel jedes Mal diese ursprüngliche Dimension des Lebens zurück. Isabella Guanzini ist Professorin für Fundamentaltheologie an der Universität Graz.

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Die Aufklärung fordert einen mündigen Menschen

Paul Kirchhof schreibt: „Die Aufklärung bündelt eine Entwicklung, die in den humanistischen Idealen von Einzelpersönlichkeit und Menschlichkeit, im wissenschaftlichen Weltbild der frühen Neuzeit ihre Wurzeln hat.“ Die Menschen emanzipieren sich von der traditionellen Kirchlichkeit. Sie suchen die Eigenständigkeit der Städte und eines Bürgertums und folgen einem wachsenden Fortschrittsglauben. Die Aufklärung erklärt die bisherigen Menschen für selbstverschuldet unmündig und führt ihn aus seinem Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ ist der Wahlspruch der Aufklärung. Dr. jur. Paul Kirchhof ist Seniorprofessor distinctus für Staats- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg. Als Richter des Bundesverfassungsgerichts hat er an zahlreichen, für die Entwicklung der Rechtskultur der Bundesrepublik Deutschland wesentlichen Entscheidungen mitgewirkt.

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Frank Berzbach nimmt überall die Schönheit wahr

Die Schönheit ist in vollendeter Form frei von Skepsis, sie kennt keinen Zweifel. Und dies nicht nur in Bezug auf abgetrennten Einzelformen, sondern im umfassenderen Sinn. Frank Berzbach erläutert: „Das Puzzle der Einzelstücke lässt sich über die Wahrnehmbarkeit von Schönheit zusammensetzen. Und dann scheint, ein seltener Moment, alles am rechten Platz zu sein und man selbst mittendrin.“ Es gibt eine Schönheit, deren Teil man wird, wenn man sich ihr aussetzt. Ob in Bezug auf ein Gemälde, einen schönen Menschen, einen Ort oder eine Landschaft. Man spürt die Anwesenheit, eine Stimmung entsteht. Der Philosoph Gernot Böhme hat dies „Anmutung“ und „Atmosphäre“ genannt. Diese können so kraftvoll werden, dass sie die Form von „Halbdingen“ annehmen. Dr. Frank Berzbach unterrichtet Psychologie an der ecosign Akademie für Gestaltung und Kulturpädagogik an der Technischen Hochschule Köln.

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Die Philosophie befreit aus der Enge der Gedankenwelt

Menschen denken unterschiedlich. Das scheint unmittelbar einleuchtend und klingt nach einer Selbstverständlichkeit, dennoch vergessen dies viele immer wieder. Man glaubt, dass alle irgendwie ähnlich ticken als man selbst. Ludger Pfeil erklärt: „Enttäuschungen sind da nicht nur zwischen Fremden vorprogrammiert; auch im Gespräch mit Freunden und Partnern fühlen wir uns manchmal unverstanden.“ Die Philosophie bietet wie sonst höchstens die Literatur die Chance, andere Sichten auf die Welt kennenzulernen und einen Menschen aus der Beschränkung der mehr oder weniger engen eigenen Gedankenwelt und der eingefahrenen Argumentationsgleise mindestens zeitweise zu befreien. Einführende Schriften zur Philosophie orientieren sich im Allgmeinen historisch am Lauf der Geschichte oder an den Teildisziplinen der Philosophie. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Ulrike Guérot ist fassungslos über die Machtblindheit der Linken

Die Ausgabe Nr. 8 der Zeitschrift zur Gegenwartskultur „Die Epilog“ trägt den Titel „Wird schon schiefgehen – Große Pläne“. Ulrike Guérot, Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems, beantwortet unter anderem die Frage, warum die Linke in Europa so planlos agiert: „Wenn die Menschen nicht mehr verstehen, wer sich da links überhaupt streitet und worüber, dann haben die Rechtspopulisten leichtes Spiel. Die haben nämlich einfach einen Führer, ein Reich und eine Idee – und damit hat sich das.“ Zudem macht die Politikwissenschaftlerin die Machtblindheit der Linken fassungslos. Auch weil sie unter Macht nichts Negatives versteht. Erst einmal geht es ihrer Meinung nach darum, überhaupt Macht zu haben, damit man etwas verändern kann. Die Rolle der Konservativen ist es laut Ulrike Guérot, gesellschaftliche Trends abzugreifen und durch die politische Mitte zu führen. Die Rolle der Linken ist es, die guten Ideen im Raum zu halten.

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Es gibt durchaus nicht wenige Kosmopoliten

Thea Dorn behauptet, dass „Heimat“ nur ein anderes Wort für „kulturelle Identität“ ist. Im Anschluss an Norbert Elias spricht Thea Dorn von der „Wir-Schicht“, ohne die kein individuelles Projekt der Identität gelingen kann. Thea Dorn bringt noch eine zweite Begrifflichkeit ins Spiel, die der Soziologe geprägt hat, um die „Gesellschaft der Individuen“ und ihre Probleme zu analysieren. Und zwar spricht Norbert Elias vom „Wir-schwachen Ich“ als einem typischen Phänomen in offenen pluralen Gesellschaften im Gegensatz zum „Ich-schwachen Wir“, das alle traditionalistischen, kollektivistischen oder gar totalitären Gemeinwesen kennzeichnet. Thea Dorn hält diese Gegenüberstellung für äußerst wichtig. Außerdem vermutet sie, dass es nicht wenige gib, die sich durchaus als Kosmopoliten verstehen. Thea Dorn studierte Philosophie und Theaterwissenschaften. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane, Theaterstücke und Essays.

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Das Freiheitsstreben der Menschen ist die mächtigste Kraft in der Geschichte

Das Thema der Ausgabe 03/2018 des philosophischen Wirtschaftsmagazins agora42 lautet „Befreiung“. Befreiung ist ein schönes Wort schreibt Chefredakteur Frank Augustin. Doch wer realistisch ist, für den bedeutet es zunächst Entzug; den Entzug von der Normalität. Gegliedert ist das Heft in drei Teile. Im ersten Abschnitt werden Begriffe, Theorien und Phänomene vorgestellt, die für das gesellschaftliche Selbstverständnis grundlegend sind. Da geht es zum Beispiel um das Pathos der Freiheit oder um die Befreiung vom destruktiven Wachstum. Im Porträt stellt Katalin Bolyhos den französischen Existenzialisten Jean-Paul Sartre vor. Der zweite Teil enthält ein Interview mit Johannes Galli, der Scheitern als Befreiung begreift. Im dritten Teil des Magazins brechen die Autoren zu neuen Ufern auf. Sie stellen sich die Frage, wie sich eine andere gesellschaftliche Wirklichkeit denken lässt und wie sich konkrete Veränderungen herbeiführen lassen.

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Richter Jens Gnisa verzweifelt am deutschen Rechtssystem

In der Politik ist das Rufen nach neuen Gesetzen eine weitverbreitete, aber fragwürdige Gewohnheit, nur um zu zeigen, dass man handlungsfähig ist. Mehr Strafgesetze bedeuten allerdings auch mehr Arbeit für die Strafverfolger. Jens Gnisa klagt: „Doch mehr Ressourcen gibt es nicht: Der Bund macht die Strafgesetze, die Länder statten die Gerichte aus, sie wollen die Zechen nicht bezahlen, un die Justiz steht wieder mal allein da.“ In seinem neuen Buch proklamiert er schon im Titel das „Ende der Gerechtigkeit“. Seiner Meinung nach wäre die Gerechtigkeit wirklich am Ende, wenn so weitergewurstelt wird wie bisher, weil dann die Justiz und das Recht immer weniger überzeugen können. Es gibt bereits jetzt eine Vertrauenskrise. Jens Gnisa ist Direktor des Amtsgerichts Bielefeld und seit 2016 Vorsitzender des Deutschen Richterbundes.

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Der Pragmatismus verabscheut Ideologien und Doktrinen

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 06/2017 ist der philosophischen Strömung des Pragmatismus gewidmet. Pragmatiker haben heutzutage bei vielen Menschen nicht einen besonders guten Ruf, da sie ihnen Prinzipienlosigkeit und Ideenarmut unterstellen. Besonders in Deutschland besitzt die aus den USA stammende Denktradition ein zweifelhaftes Image, da sie hierzulande als rein zweckorientiert, theoriefern und marktkonform gilt. Es könnte sein, dass man dem Pragmatismus damit unrecht tut. Denn einst strebten die führenden Pragmatiker wie Charles Sanders Peirce, William James und John Dewey nach nicht mehr und nicht weniger als einer radikalen Erneuerung der Demokratie. Am Anfang des Pragmatismus steht der Gedanke, dass sich Theorien nicht durch logischen Konsistenz oder ihre Übereinstimmung mit dem Wesen der Dinge, sondern an ihren praktischen Folgen bewähren.

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Neugierde ist die beste Triebfeder für das Lernen

Die meisten Schüler starten voller Motivation in ihr erstes Schuljahr. Neugierig und lernbereit nehmen sie jedes Wissen gierig auf und erzählen voller Stolz zuhause von ihren neuen Erkenntnissen. Doch immer wieder geht diese Motivation nach einigen Jahren Schulbesuch verloren. Laut Untersuchungen von Psychologen spätestens ab der Pubertät, aber meist schon beim Wechsel in eine weiterführende Schule. Wie kann man also Schüler zum weiteren Lernen motivieren? Eltern sollten von Anfang an für ein optimales Lernklima sorgen. Zudem sollten sie ihren Kids eine gesunde Schulbrotzeit mitgeben, für einen aufgeräumten Schreibtisch sorgen, eine ruhige Lernumgebung herstellen und darauf achten, dass ihre Kinder ausreichend lange schlafen. Das fördert die Konzentration des Nachwuchses. Die Eltern sollten auch Ziele formulieren, die ihre Kinder so aufregend finden, dass sie sich selbst zum Lernen motivieren können.

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Die Frage „Will ich zu viel – oder zu wenig?“ wirft viele Rätsel auf

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 05/2017 beschäftigt sich mit der Frage: „Will ich zu viel – oder zu wenig?“ Eigentlich beruht die gesamte Lebensweise der modernen Staaten des Westens auf dem Imperativ des immer Mehrwollens. Sowohl im privaten Bereich als auch im Beruf führt dieser Wille oft zu einer dauerhaften Selbstüberforderung. Die Lust am Leben wird so eher gemindert anstatt gesteigert. Aus beglückender Fülle werden Leere und Angst. Scheinbar ist also klar: Wer weniger will, wird seltener enttäuscht, ist also entspannter und lebt so möglicherweise zufriedener. Das Wollen selbst sei die Wurzel allen Unglücks – das behaupten zumindest Denker von der Stoa bis zu Arthur Schopenhauer. Doch ganz so einfach ist es nicht. Ist es nicht gerade die Suche nach mehr Intensität, die dem eigenen Leben erst Spannung und Sinn gibt?

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Friedrich Nietzsche brachte den Sprengstoff in die Philosophie

Die neue Sonderausgabe des Philosophie Magazins ist dem großen deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche gewidmet, der von sich selbst in „Ecce homo“ schrieb: „Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit.“ In dem Heft sind Auszüge seiner wichtigsten Texte versammelt, die von unter anderem von Sigmund Freud, Theodor W. Adorno, Michel Foucault und Rüdiger Safranski kommentiert werden. Rüdiger Safranski bezeichnet Friedrich Nietzsche als einen Künstler des Denkens. Das Denken, das soll nach seiner Vorstellung ein reiches, lebendiges Denken sein: „Nietzsche will gewissermaßen mit dem Denken selbst musizieren. Was dabei herauskommt, ist neben vielen blitzenden Gedanken ein unnachahmlicher Stil.“ Der Nietzsche-Sound ist bisweilen von einer überwältigenden Wucht und Schönheit. Friedrich Nietzsche übte furiose Kritik an der religiösen Sklavenmoral: „Der christliche Glaube ist von Anbeginn Opferung: Opferung aller Freiheit, alles Stolzes, aller Selbstgewissheit des Geistes; zugleich Verknechtung und Selbst-Verhöhnung, Selbst-Verstümmelung.“

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Jeder Mensch hat das Recht auf Liebe

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 04/2017 dreht sich um das schönste Thema der Welt: die Liebe. Die Liebe ist vielleicht das stärkste Gefühl, das der Mensch kennt: magisch, mitreißend, buchstäblich unbeschreiblich. Chefredakteur Wolfram Eilenberger schreibt in seinem Editorial: „Zu keinen Zeitpunkt der Existenz erfahren wir uns als verletzlicher, unsicherer, ausgesetzter, machtloser als in dem Moment, indem wir einem anderen Menschen anvertrauen, ihn zu lieben, ohne dessen Antwort bereits zu kennen.“ Die Liebe hat das Potential – ob als romantisches Glück oder freundschaftliche Tiefe – die Menschen vor dem zu retten, was sie derzeit am meisten bedroht: Vereinzelung, Effizienzdenken und Identitätswahn. Das romantische Liebesideal der absoluten Einheit beruhte auf extremer Intensität und schloss Risiken bis hin zum Liebestod nicht aus. Heutzutage entsteht im Zeichen einer Schmalspurromantik der Dating Portale ein destruktiver Erwartungsdruck, die die Liebe erstickt, ja zur völligen Beziehungslosigkeit führen kann.

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Die Kunst des Zweifelns zählt zu den philosophischen Tugenden

Das neue Philosophie Magazin 03/2017 stellt im Titelthema seinen Lesern die Frage: „Und woran zweifelst du?“ In der Rolle des Skeptikers stellt der amerikanische Präsident Donald Trump gerade die Säulen der freien Gesellschaft infrage: Justiz, Wissenschaft und die Medien. Dabei ist die Kunst des Zweifelns ursprünglich eine befreiende und ursprüngliche philosophische Tugend. Welches Schicksal droht einer Gesellschaft, die keinen Unterschied mehr zwischen Fakten und Fiktion anerkennt? Herrscht totale Faktenverwirrung geht in einer freien Gesellschaft die öffentliche Ordnung verloren. Und diese Dynamik dient letztlich vor allem dem, der an der Macht ist – und diese weiter totalisieren will. Donald Trumps dunkler Skeptizismus arbeitet nach dem Imperativ: „Verwirre und unterdrücke! Dessen gesellschaftszersetzende Kraft bedroht zunehmend auch die demokratische Demokratie.

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Der Übergang von Schüchternheit zur sozialen Angststörung ist fließend

Professor Eric Leibing von der Universität Göttingen erklärt: „Die soziale Phobie ist eine stille Störung.“ Die Ängste der Betroffenen können vielfältig sein. Angst davor, sich zu blamieren, etwas falsch zu machen, nicht gut genug zu sein, nicht sprechen zu können, mit dem Glas in der Hand zu zittern, ausgelacht und abgewertet zu werden. Und noch mehr Angst, dass die anderen Menschen die eigene Angst bemerken. Aber niemand bemerkt etwas. Die Erkrankung wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, obwohl sie durchaus häufig vorkommt. Sieben bis zwölf Prozent der Menschen erfüllen irgendwann im Lauf ihres Lebens die Kriterien dafür. Doch sie bemühen sich, ihre Angst nicht zu zeigen, und ziehen sich zurück. Der Psychologe und Psychotherapeut Eric Leibing erläutert: „Eine Panikattacke fällt auf, eine Partyabsage nicht.“

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Identitätsfragen rücken ins Zentrum des politischen Diskurses

Das neue Philosophie Magazin 02/2017 beschäftigt sich im Titelthema mit der „Identität“. Denn in der gesamten westlichen Welt kehren Identitätsfragen ins Zentrum des politischen Diskurses. Der Kulturwissenschaftler Philipp Felsch sieht in vielen Ländern Europas, den USA und der Türkei den Rechtspopulismus auf dem Vormarsch. Diesen Entwicklungen und ihren Hauptakteuren ist eines gemeinsam: „Sie werfen der politischen Klasse ihrer jeweiligen Länder Versagen vor. Sie alle stehen für die Rückkehr eines aggressiven Nationalismus. Vor allem aber haben sie unsere kulturelle Zugehörigkeit, also unsere Identität zum Politikum gemacht. Die Frage „Wer sind wir? Ist in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung gerückt.“ Vielen Politikern und Anhängern fällt es bei der Debatte um eine Leitkultur schwer, die alte Erkenntnis der Kulturphilosophie zu beherzigen, nach der Kulturen keine statischen Substanzen, sondern in ständiger Veränderung befindliche Prozesse sind.

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