Die Welt ist zu kompliziert geworden

Viele Menschen hoffen insgemein, der Weg in eine bessere Welt sei möglich. Doch selbst Übermorgen werden die Politiker der Welt auch keine Lösung für die Probleme der Welt finden. Ille C. Gebeshuber stellt fest: „Selbst der einfache Ansatz, dass der erste Schritt in eine bessere Welt darin besteht, dass alle die Regeln und Gesetze unserer Gesellschaft einhalten, erscheint undurchführbar.“ Die Bürger sehen, dass die Ankündigungen großer Schritte, die man nie ausführt, viel einfacher ist als das Gehen kleiner Schritte, die sofort Geld und Aufwand kosten. Zu kompliziert ist die Welt geworden und zu groß sind die Eigeninteressen einzelner. Aber man weiß einige Dinge. Zum einen weiß man, dass der Weg der globalen Gesellschaft nicht mehr lange so weitergehen kann. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Die Kultur bringt die Emanzipation hervor

Es ist, alles in allem, die Kultur, die dem Menschen die Chancen eröffnet, sich durch eigene Anstrengung von vorgegebenen Konditionen zu emanzipieren. Volker Gerhardt erklärt: „In der Regel ermöglicht man das auf diese Weise Erreichte durch Konventionen, durch sprachliche Variation oder durch das Recht, auf alternative Weise zu leben.“ Die unzähligen neuen Techniken, die der Mensch im Lauf seiner viertausendjährigen Entwicklung auf den Weg gebracht hat, sind auch Gegenstand seiner institutionellen Einordnung geworden. Im Gang der kulturellen Entwicklung ist es dabei immer wieder zu mehr oder weniger tiefgreifenden Einteilung der Menschen nach Ständen, Kasten oder Klassen gekommen. Dominierende Eroberer, Gottkönige und ihre Adlaten haben Menschen unterworfen, ausgebeutet und nicht selten wie bloße Waren behandelt. Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Das Böse geht der Menschheit nicht verloren

In der griechischen Mythologie sind die Menschen ihren Ursprüngen entkommen, wie man einer Katastrophe entgeht. Aber sie brauchen sich nicht darum zu sorgen, dass ihnen das Böse verloren gehen könnte. Rüdiger Safranski stellt fest: „Es kehrt stets wieder – in veränderter Gestalt. Wie bei den Göttern, gibt es auch beim Bösen einen Gestaltwandel.“ Das „Böse“ ist kein Begriff. Nur ein Name. Ein Name wofür? Für vielerlei: für das Barbarische, die Gewalt, Realitätszerstörung. Aber neuerdings auch für das Chaos, den Zufall, die Entropie, die undurchschaubare und unberechenbare Komplexität. Was das Entscheidende ist: Das „Böse“ hat aufgehört, lediglich ein Name zu sein für das im engeren Sinne Moralische. Rüdiger Safranski arbeitet seit 1986 als freier Autor. Sein Werk wurde in 26 Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen ausgezeichnet.

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William MacAskill fordert ein radial neues Denken beim Thema Nachhaltigkeit

Der britische Philosoph William MacAskill fordert in seinem Buch „Was wir der Zukunft schulden“ ein radikal neues Denken beim Thema Nachhaltigkeit. Das Handeln der heute lebenden Menschen muss nicht nur die Konsequenzen für die nächsten Generationen miteinbeziehen, sondern auch die Folgen für die Menschheit in einer weit entfernten Zukunft. William MacAskill schreibt: „Es reicht nicht aus, den Klimawandel einzudämmen oder die nächste Pandemie zu verhindern. Wir müssen sicherstellen, dass sich die Menschheit nach einem Kollaps auch wieder erholt.“ In seinem Buch geht es William MacAskill vor allem um langfristiges Denken. Nämlich um den Gedanken, dass es die oberste moralische Priorität unserer Zeit ist, positiven Einfluss auf die Zukunft zu nehmen. Das langfristige Denken nimmt die Tatsache ernst, dass die Zukunft sehr groß sein kann und bei ihrer Gestaltung sehr viel auf dem Spiel steht. William MacAskill ist außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Oxford.

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Silvio Vietta kennt den Wert der Demokratie

Silvio Vietta kann im Rückblick auf die Geschichte der Demokratie viele Argumente für sie ausfindig machen. Erstens: Die Demokratie entsteht mit der Ersten Aufklärung in der Antike als eine Art Entmythisierung der Vorstellung, die Götter oder ein Gott lenke die Geschichte. Der Mensch als Gattungswesen muss daher selbst „erwachsen“ werden, und seine Politik wie Geschichte selbst verantworten. Silvio Vietta stellt fest: „Demokratie bedeutet in diesem Sinne einen Reifungsprozess der ganzen Menschheit.“ Zweitens: Schon Perikles in der antiken Demokratie stellt diese selbst in den Zusammenhang einer Mündigwerdung der demokratischen Polis und auch des einzelnen Bürgers. Dieser muss ja nun die Verantwortung für seine Geschicke selbst in die Hand nehmen und sollte daher kulturell gebildet, gut informiert und persönlich gereift sein. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

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Die westliche Wissenschaft lebt von vielen Einflüssen

Wichtig ist für Amartya Sen die Erkenntnis, dass sich die sogenannte westliche Wissenschaft auf das Erbe der gesamten Menschheit stützt: „Es besteht ein Traditionszusammenhang zwischen der Mathematik und Wissenschaft des Westens und frühen nicht-westlichen Vorläufern. So gelangte das Dezimalsystem, das in den ersten Jahrhunderten des ersten Jahrtausends in Indien entwickelt wurde, gegen Ende des Jahrtausends über die Araber nach Europa.“ Zu Wissenschaft, Mathematik und Philosophie haben viele Einflüsse aus nichtwestlichen Gesellschaften – u.a. der chinesischen, der arabischen, der persischen, der indischen – beigetragen. Diese spielten erst in der Renaissance und später in der Aufklärung in Europa eine bedeutende Rolle. Der Westen spielt also beim weltweiten Aufblühen von Wissenschaft und Technik nicht als einziger eine führende Rolle. Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. Im Jahr 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie.

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Die Evolution des Menschen beginnt vor rund fünf Millionen Jahren

Die Evolutionsgeschichte der ersten „Hominini“ ist die Geschichte der frühesten protomenschlichen Vorläufer nach der Abspaltung von dem Vorfahren, den die Menschen der Gegenwart mit den anderen heute noch lebenden Menschenaffen teilen. Hanno Sauer erläutert: „Diese kritische erste Phase unserer Evolution lässt sich ungefähr auf die Zeit vor fünf Millionen Jahren eingrenzen.“ Die erhaltenen Fossilien finden sich hauptsächlich im östlichen Afrika, Äthiopien, Kenia und Tansania. Die zweite Hauptkonfrontation von Fossilienfunden liegt in Südafrika. Heute sind die versteinerten Überbleibsel in paläoanthropologischen Forschungsinstituten auf der ganzen Welt zerstreut. Die Geschichte der Menschwerdung, die diese Funde erzählen, ist vorläufig. Sie bleibt in der „Geiselhaft empirischer Daten“ und droht jederzeit durch neue Entdeckungen revidiert, korrigiert oder überholt zu werden. Hanno Sauer ist Associate Professor of Philosophy und lehrt Ethik an der Universität Utrecht in den Niederlanden.

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Die Nationalstaaten beuten die Natur aus

Die Werbung vieler Unternehmen feiert eine globalisierte Welt. Aber die Idee von der größeren Reichweite ihrer Geschäftsbeziehungen umfasst nur einen Aspekt der Globalisierung. Judith Butler weiß: „Nationalstaatliche Souveränität mag im Schwinden begriffen sein, aber neue Nationalismen halten an diesem Rahmen fest.“ Die Regierungen der Vereinigten Staaten sind nur schwer von der realen Bedrohung der lebensfähigen Welt durch den Klimawandel zu überzeugen. Das liegt daran, dass ihre Rechte zur Erweiterung von Produktion und Märkten weiterhin im Rahmen des Nationalstaates konzentriert bleiben. Dies trägt zur Ausbeutung der Natur und der Vormachtstellung des Profits bei. Sie rechnen vielleicht gar nicht mit der Möglichkeit, dass ihr Handeln Auswirkungen auf alle Regionen der Welt hat. Judith Butler ist Maxine Elliot Professor für Komparatistik und kritische Theorie an der University of California, Berkeley.

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Zehn Megathreats gefährden die Zukunft der Menschheit

Nouriel Roubini skizziert in seinem Buch „Megathreats“ zehn Bedrohungen, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist. Ein Blick auf die Finanzkrise des Jahres 2008 oder den unschlüssigen Umgang mit der Coronapandemie reicht, um zu verstehen, dass schlechte Politik Ersparnisse vernichten und das Leben und die wirtschaftliche Existenz von Millionen von Menschen bedrohen kann. Als Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt sich Nouriel Roubini mit Risiken und deren Konsequenzen. Im Jahr 2006 beobachtete er die astronomischen Preise auf dem privaten Immobilienmarkt. Dazu kam ein beängstigender Anstieg der Hypothekenverschuldung und ein Bauboom. Nouriel Roubini warnte, dass diese beispielslose Blase bald platzen und die Welt in eine Rezession und eine Finanzkrise stürzen würde. Seine Voraussagen bestätigten sich auf verheerende Weise. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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Der Menschheit droht der Untergang

Woher kommt dieser Größenwahn, der Mensch sei die Krone der Schöpfung und müsse die Natur beherrschen? Philipp Blom verfolgt in seinem neuen Buch „Die Unterwerfung“ die Geschichte einer Idee, die den Planeten Erde an den Rand des Abgrunds getrieben hat. Denn der Homo sapiens sieht sich als Mittelpunkt, als Maß als Herrscher der Natur. Und er glaubt tatsächlich, dass alle lebenden Kreaturen vor seiner unvergleichlichen Majestät in den Staub fallen. Dieses Menschenbild ergreift sich als erhaben über Tiere und andere Lebewesen, sieht die Natur als Kulisse seiner eigenen Ambitionen und als Rohstofflager. Gegliedert hat Philipp Blom sein Wert in drei große Abschnitte: Mythos, Logos und Kosmos. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Jeremy Rifkin hofft auf ein Zeitalter der Resilienz

In seinem neuen Buch „Das Zeitalter der Resilienz“ beschreibt den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen globalen Weg vom Zeitalter des Fortschritts zur Epoche der Resilienz. Die Menschheit erkennt allmählich, dass sie und ihre Mitgeschöpfe auf einen Abgrund zusteuern, von dem es kein Zurück mehr gibt. Die Warnung, dass der von Menschen gemachte Klimawandel das sechste Massensterben auf der Erde verschuldet, ist inzwischen auch im politischen Mainstream angekommen. Das Zeitalter des Fortschritts ist tot und wartet nur noch auf seine Obduktion. Heute geht es immer und überall darum, wie sich die Menschheit am besten an das drohende Chaos „anpassen“ kann. „Resilienz“ oder Widerstandsfähigkeit ist dabei ein Schlagwort, auf das man dabei immer wieder stößt. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

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Wachsender Wohlstand verringert die Kinderzahl

Sobald Frauen Zugang zu Bildung und Beruf haben, erhalten sie einen größeren Einfluss auf die Familienplanung. Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Sie bekommen später Kinder und vor allem: weniger. Wachsender Wohlstand entbindet Eltern außerdem von der Notwendigkeit, Kinder als Altersvorsorge zu betrachten.“ Entsprechend den sozioökonomischen Unterschieden ist das aktuelle Bevölkerungswachstum global sehr ungleich verteilt. Im Niger bekommt eine Frau durchschnittlich sieben Kinder, in Taiwan nur 1,1. Aber die Geburtenrate gleicht sich weltweit immer weiter an. Nur leider zu spät. Die Menschheit hat kein Jahrhundert mehr zur Verfügung, in dem sie abwarten kann, bis weniger Babys eine ökologische Entlastung bescheren. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Cicero prägt den Begriff der „Humanität“

Nicht erst Johann Gottfried Herder hat den Begriff der „Humanität“ zu einem Zentralbegriff der menschlichen Bildung und des Weltverständnisses gemacht. Erasmus geht ihm voran und lässt keinen Zweifel daran, dass er in Cicero den historischen Urheber und geistigen Vater anerkennt. Volker Gerhardt fügt hinzu: „Dass Cicero bereits in der Vielfalt des Begriffsgebrauchs den Anfang macht, blieb stets unbestritten. Fraglich war eine Weile, ob nicht der Stoiker Panaitios, auf den Cicero selbst verweist, den Anfang macht.“ Zweifel gab und gibt es noch, ob Cicero wirklich schon dem weiten Impuls der Menschlichkeit verpflichtet war. Oder ob er nicht eher nur der römischen Adelsethik ein neues Etikett gegeben hat. Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Menschen wollen sich das Leben leichter machen

Der Einfallsreichtum des Menschen zeigt sich in Kunstwerken, Musik und Geschichten. Er lässt sich aber auch an Dingen ablesen, mit denen er sich umgibt. Heute ist es für viele Menschen selbstverständlich, bereits in der eigenen Wohnung Zugriff auf Tausende verschiedener Gegenstände zu haben. Stefan Klein fügt hinzu: „Die meisten dieser Objekte beachten wir kaum. Wir lagern sie in irgendeinem Winkel und erinnern uns nur unter besonderen Umständen an sie.“ Selbst ein Werkzeugkasten ist ein Monument der schöpferischen Intelligenz. Auf solche Zeugnisse der Kreativität stößt man, wohin man in der heutigen Welt nur schaut. Es scheint, als sei dem Menschen ein Drang angeboren, sich mit Einfällen das Leben leichter und interessanter zu machen. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

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Oded Galor erzählt die Geschichte der Menschheit neu

Der renommierte Ökonom Oded Galor untersucht in seinem neuen Buch „The Journey of Humanity“ die Entwicklungen die zu Wohlstand und Ungleichheit führten. Er verschmilzt dabei Erkenntnisse aus unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen. Dabei entsteht eine große welt- und zeitumspannende Theorie, welche die Geschichte der Menschheit neu erzählt. Verhältnis zur langen Geschichte des Homo sapiens hat die Menschheit praktisch über Nacht eine dramatische und beispiellose Verbesserung der Lebensqualität erfahren. Wie der englische Philosoph Thomas Hobbes im 17. Jahrhundert konstatierte, war das menschliche Leben damals „ekelhaft, tierisch und kurz“. Das meiste, was die Menschen heute plagt, ist nichts im Vergleich zu dem Elend und den Tragödien, die sich vor rund 400 Jahren abspielten. Heute genießen viele Nation beispielslosen Wohlstand. Aber es gibt immer noch andere, die den Sprung aus der wirtschaftlichen Stagnation noch nicht geschafft haben.

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Die Menschheit ist vom Wachstum besessen

Das Klima wandelt sich. Das Eis schmilzt. Eine Million Arten stehen vor der Auslöschung. Die Menschheit verschiebt das ökologische Gleichgewicht mit völlig unvorhersehbaren Folgen. Manchmal auf eine Art und Weise, die sich als tödlich erwiesen hat. Tim Jackson schreibt im Prolog seines neuen Buchs „Wie wollen wir leben?“: „Der endliche Planet, den wir unsere Heimat nennen, wird durch die massive Ausweitung menschlicher Aktivitäten vielleicht unwiderruflich verändert. Alles unter dem verführerischen Banner des Fortschritts.“ Derzeit ist jedoch „Postwachstum“ scheinbar ein Begriff und eine Gedankenwelt, auf die man noch nicht verzichten kann. Selbst in Zeiten eines Umbruchs ist die Menschheit immer noch vom Wachstum besessen. Tim Jackson ist Direktor des Centre for the Understanding of Sustainable Prosperity. Außerdem lehrt er als Professor für nachhaltige Entwicklung an der University of Surrey (UK).

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Fast jede Technik lässt sich als Waffe einsetzen

Die Begabung für die Sprache und für die Vernunft gehört zweifellos zum Wesen des Menschen. Ohne jede Technik ein Mängelwesen, macht sich der Mensch mit der Hilfe von Technik von zahlreichen Zwängen der Natur frei. Er unterwirft sie seinem Willen. Otfried Höffe erklärt: „Die Technik hat sowohl eine emanzipatorische Tragweite – sie befreit von Zwängen – als auch eine positive, konstruktive Bedeutung.“ Nicht nur der Suezkanal, die Mondlandung und die immer kleineren und trotzdem immer leistungsfähigeren Rechner, sondern auch antike Aquädukte und gotische Kathedralen sind technische Meisterleistungen. Ein Mensch, der für die Wirklichkeit offen ist, übersieht auch nicht die von vornherein für aggressive und destruktive Ziele und Zwecke entworfene Technik. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die Zukunft stellt sich als Alptraum dar

Die einstige Vision, dass mit dem Fortschritt der Menschheit alle Probleme gelöst werden würden, ist verblasst. Der Traum von einer besseren Welt ist in dem so skeptischen 21. Jahrhundert im Begriff, zu einem Alptraum zu werden. Ille C. Gebeshuber betont: „Es wird mehr und mehr offensichtlich, dass unsere Welt vor einer Zeit des radikalen Wandels steht. Die so erfolgreichen Methoden, die den radikalen Fortschritt der letzten Jahrhunderte ermöglicht haben, erzeugen Nebeneffekte, die die Grundlagen unserer Existenz bedrohen.“ Der Erfolg kooperativer und kompetitiver Gesellschaften führte zu vielen Jahrhunderten des Wachstums. Relativ kleine, verstreute Siedlungsräume breiteten sich aus, wuchsen zusammen und entwickelten sich mit der Zeit zu einer globalen Zivilisation. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Die Menschheitsgeschichte ist noch nicht zu Ende

Bei evolutionären Abläufen und natürlichen Entwicklungsprozessen sind die Anfänge stets unscheinbar und unmerklich. Kaum einmal sind Evolutionsbiologen in der Lage jenen Punkt auf der Zeittafel zu bestimmen, an dem etwas Neues beginnt und das Alte endet. Matthias Glaubrecht fügt hinzu: „So geht es uns auch mit dem Anfang unserer eigenen Evolutionsgeschichte und dem tatsächlichen Beginn der Menschheit.“ Natürlich ist auch der Mensch nicht vom Himmel gefallen. Sondern er ist ein historisches Produkt seiner Ahnenreihe. Aber der Beginn lässt sich wahlweise und nach Gutdünken immer wieder anders bestimmen. Die Menschheitsgeschichte nur als die seiner kulturellen Evolution verstehen zu wollen, weist dabei in die Irre. Wer glaubt, dass es in der Entwicklung der Menschen nur um das erste Wort, um die Schrift oder um Kunst geht, verengt seinen Blick. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Der Raum und die Ressourcen sind begrenzt

Warum fällt es vielen Menschen so schwer, das Richtige im Möglichen zu erkennen? Und selbst wenn sie es erkennen, warum tun sie es dann nicht einfach? Ina Schmidt erklärt: „Manche Dinge sind leichter richtig zu machen als andere. Wir übernehmen Verantwortung, wenn wir unsere Kinder pünktlich zur Schule bringen, unsere Arbeit gewissenhaft erledigen und das Billigfleisch im Supermarkt liegen lassen.“ Verantwortung kommt immer irgendwie darauf an – aber worauf eigentlich? Das Richtige ergibt sich oftmals aus dem Zusammenhang, so dass man nicht auf eine einfache Handlungsanweisung hoffen kann. Also braucht man als Individuum die Fähigkeit herauszufinden, worauf es ankommt, um verantwortlich zu handeln. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.

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Die Zukunft der Menschheit ist bedroht

Fabian Scheidler zeigt in seinem neuen Buch „Der Stoff aus dem wir sind“, wie sich die Vorstellung einer durch und durch berechenbaren, maschinenartigen Welt zusammen mit dem Kapitalismus über die letzten 400 Jahre entwickelt hat. Heute lebt die Menschheit in einer Welt des Geo-Engineering und der digitalen Fantasien, die Nerds im Silicon Valley entwickeln. Die Zukunft könnte jedoch auch auf den Tugenden der Verbundenheit, Selbstorganisation, Empathie und Kreativität beruhen. Die Zivilisation muss endlich damit beginnen, ihren selbstzerstörerischen Kurs zu korrigieren. Denn die Warnrufe von Zehntausenden Wissenschaftlern werden immer drängender. Und Millionen von Menschen gehen weltweit für die Rettung des Planeten auf die Straße. „Der Stoff aus dem wir sind“ erkundet zudem die Ursprünge jener Illusion der Trennung zwischen Mensch und Natur, die tief in der westlichen Zivilisation verankert ist. Der Publizist Fabian Scheidler schreibt seit vielen Jahren über globale Gerechtigkeit.

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Die Evolution beruht auf Mutation und Selektion

Das am weitesten anerkannte Evolutionsmodell beruht auf zwei wichtigen Elementen: Mutation und Selektion. Eyal Winter erläutert: „Mutation sorgt dafür, dass in den Eigenschaften eines Organismus von Generation zu Generation willkürliche Veränderungen auftreten. Die Selektion verbreitet „günstige“ Mutationen in einer Population, wohingegen „ungünstige“ allmählich aussterben.“ Individuen mit guten Merkmalen haben höhere Überlebenschancen und sorgen für mehr Nachkommenschaft. In der Regel geht man davon aus, dass evolutionäre Kräfte die Eigenschaften einzelner Individuen – deren Gene – prägen, aber Mutation und Selektion beeinflussen auch die Entwicklung ganzer Gesellschaften. Gemeinschaften mit positiven Merkmalen – etwa sozialen Strukturen und Werten, die den Zusammenhalt stärken – haben höhere Überlebenschancen. Gruppierungen, denen diese Eigenschaften fehlen, werden beispielsweise häufiger im Kampf geschlagen und von Einzelnen verlassen. Eyal Winter ist Professor für Ökonomie und Leiter des Zentrums für Rationalität an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

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Der Kapitalismus hat häufig einen schlechten Ruf

Unter europäischen Intellektuellen wird der freie Markt gern mit Kapitalismus in Verbindung gebracht. Und beide haben häufig einen schlechten Ruf. Erstaunlicherweise richtet sich die weithin dominante Kritik in der Regel gegen den reinen, bloß freien Markt. Wenn man wie Axel Honneth ihn für eine höchst gefahrenträchtige Veranstaltung hält, manche sogar nichts weniger als eine „Diktatur des Marktes“, neuerdings eine Diktatur des Kapitals befürchten, verkennen sie laut Otfried Höffe die Realität: „In ihr herrscht nämlich eine soziale Marktwirtschaft vor, die durchaus kritikwürdig sein mag, aber einer weit differenzierteren, vermutlich auch argumentativ schwierigeren Kritik bedarf.“ Der berühmte Markttheoretiker Adam Smith geht wie schon Platon vom Wert der Arbeitsteilung und Spezialisierung aus. Denn diesem wohnt ein Potential für Kooperation und Solidarität inne. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Das Leben ist eine ständige Reise in die Zukunft

Die Zukunft ist allen Menschen wohlbekannt. Ille C. Gebeshuber erläutert: „Denn zu leben bedeutet, sich auf einer ständigen Reise in die Zukunft zu befinden. Mit jeder Sekunde, die vergeht.“ Es gibt Erinnerungen an die Erfahrungen, die man in der Vergangenheit machte. Sie formen jenen Menschen, der man heute ist und der den immer neuen Herausforderungen des Lebens im Jetzt begegnen muss. Dabei schaffen die vergessene Vergangenheit, die verkannte Gegenwart und die verborgene Zukunft Probleme, die einem im Alltag ständig begegnen. Und so kompliziert diese Probleme oft für den einzelnen Menschen sind, umso schwerwiegender sind sie für die ganze Menschheit. Scharen von Experten versuchen den Weg der Zivilisation in der Zeit zu ordnen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Wolfgang Ischinger verbreitet Optimismus

Trotz der vielen Krisen überall auf der Welt, gibt es durchaus Grund zum Optimismus. Wolfgang Ischinger erläutert: „Denn nimmt man einmal ein wenig Abstand von den tagesaktuellen Nachrichten und versucht, das große Ganze in den Blick zu nehmen, bietet sich das Bild einer Menschheit, die immer friedlicher, aber auch gesünder und reicher geworden ist.“ Dieses Bild, so betonte der Harvard-Professor Steven Pinker immer wieder, zeigt, dass sich die Menschheit insgesamt in die richtige Richtung bewegt. Steven Pinkers Optimismus wird durch wichtige aktuelle Kennzahlen gestützt. Egal wie oft man in den Nachrichten von Kriegen und Kriegsopfern hört und liest, Fakt ist: Die globalen Opferzahlen sind in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich zurückgegangen. Wolfgang Ischinger ist Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und einer der renommiertesten deutschen Experten für Außen- und Sicherheitspolitik.

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