Wie die Menschen in verschiedenen Orten extreme Wetter erleben, hängt von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen, aber grundlegend von der politischen Situation am Ort des Geschehens ab. Wetter – und damit auch die Rolle des Klimawandels – so zu erforschen, wie Friederike Otto es tut, ist deshalb immer auch politisch, was es für viele Naturwissenschaftler zu einem unangenehmen Forschungsgegenstand macht. Zu zeigen, dass beide Hürden, die technische und die politische, überwindbar sind, ist Friederike Otto wichtig: „Unsere Klimamodelle sind immer besser geworden, gleichzeitig setzt sich auch in der Wissenschaft die Erkenntnis durch, dass Forschung nicht fernab der realen Welt passieren kann. Friederike Otto forscht am Grantham Institute for Climate Chance zu Extremwetter und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie hat das neue Feld der Zuordnungswissenschaft – Attribution Science – mitentwickelt.
Hans Klumbies
Die Europäische Union steht vor akuten Herausforderungen
Robert Menasse betont: „Konfrontiert mit all diesen Krisen – jede für sich eine große Herausforderung, sie alle zusammen eine dramatische Bedrohung – reichte es nicht mehr den Status quo zu verwalten, sich im mühsamen Ausgleich sogenannter nationaler Interessen zu erschöpfen und die Europapolitik zu nennen.“ Die Europäische Union (EU) muss sich jetzt bewegen, sich weiterentwickeln, die Möglichkeiten von Gemeinschaftspolitik ausbauen, um diese Krisen zu managen, mit denen kein einziger Mitgliedstaat bei Wahrung seiner nationalen Souveränität allein fertigwerden könnte. Diese Krisen zeigen das Rohe, das Halbfertige, das buchstäblich beschränkte des europäischen Projekts, mit dem die Mitgliedsstaaten die längste Zeit geglaubt hatten, weiter leben zu können. Aber diese Krisen, eine nach der anderen, führten immer wieder aufs Neue vor, dass das nicht funktioniert. Seit 1988 lebt der Romancier und kulturkritische Essayist Robert Menasse hauptsächlich in Wien.
Michael Schmidt-Salomon beschreibt Charles Darwins Reise mit der Beagle
Unter dem Mikroskop entdeckt Charles Darwin den Formenreichtum von Kleinstorganismen, der ihn beeindruckt. Vor allem aber studiert er das „Lehrbuch der Geologie“ seines späteren Vertrauten Charles Lyell, das ihm FitzRoy vor der Abfahrt mit der Beagle geschenkt hat. Michael Schmidt-Salomon ergänzt: „Lyells These, dass sich die heutige geologische Form der Erde über einen langen, langsamen, graduellen Prozess entwickelt habe, ist zu diesem Zeitpunkt noch umstritten.“ Doch schon bei der ersten Station der Reise – am 16. Januar 1832 erreicht die Beagle die kapverdische Insel Santiago – macht Charles Darwin eine Entdeckung, die Lyells Theorie zu bestätigen scheint: In den Klippen der Insel verläuft etwa 14 Meter über dem Meeresspiegel ein waagrechtes Muschelschalenband, was bedeutet, dass sich dieses Hochplateau vor langer Zeit am Meeresboden befunden haben muss. Michael Schmidt-Salomon ist freischaffender Philosoph und Schriftsteller sowie Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung.
Malte Rubach erklärt den Wasserkreislauf
Malte Rubach betont: „Genauso wie es den Kohlenstoffkreislauf für Kohlenstoff gibt, so gibt es einen Wasserkreislauf für Wasser. Wasser, oder besser gesagt die chemischen Elemente Wasserstoff und Sauerstoff, gehen deshalb an sich genauso wenig verloren wie Kohlenstoff.“ Sie werden ständig neu zu Wasser aufgebaut, und an anderer Stelle entstehen die Elemente durch chemischen und biochemischen Zerfall. Kurz gefasst: Wasser verdunstet von Oberflächengewässern wie Ozeane, Seen und Flussströmen und steigt in den Himmel. Durch Transpiration von Pflanzen und auch ein bisschen durch die Atemluft der Tiere entsteht ebenfalls Wasserdampf. In der Atmosphäre kondensiert das Wasser je nach Wetterlage und fällt wieder Richtung Erde, wo es letztlich den Böden und Gewässern zugutekommt. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.
Das Gehirn des Menschen ruht selbst in „Pausen“ nicht
Es ist eine Tatsache, dass das menschliche Gehirn selbst in „Pausen“ nicht ruht. Im Gegenteil, gerade tagträumerische Pausen, und wenn man dabei auch manchmal nur aus dem Fenster auf den Himmel schaut, können die Quelle für kreatives Denken sein. Markus Hengstschläger weiß: „Das Gehirn schaltet sich nie aus, es schaltet eher um. Im Gehirn des Homo sapiens gibt es eine Gruppe von Regionen, bekannt als Default Mode Network – Ruhezustandsnetzwerk –, die beim Lösen von Aufgaben deaktiviert ist und erst beim Nichtstun aktiviert wird.“ Das unbeschäftigte Gehirn benutzt diese Regionen während des Tagträumens im Zuge von routinemäßigen, eher monotonen Tätigkeiten wie zum Beispiel Joggen oder Duschen. Seit einigen Jahren untersucht man wissenschaftlich die Rolle des Default Mode Network für die kreative Leistungsfähigkeit des Menschen. Professor Markus Hengstschläger ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUni Wien.
Biographien schaffen die persönliche Identität
Biographien sind keine Umsetzungen eines Plans, sondern sie sind voller Überraschungen. Barbara Schmitz stellt fest: „Geschichten unseres Lebens geben uns Zusammenhalt, Kohärenz, sie schaffen unsere Identität und geben uns eine Art von angeeignetem Sinn.“ Menschen, die eine schwere Krankheit haben, oder solche, die mit einer Behinderung leben, erzählen oft davon, dass ihnen gerade die Krankheit oder Behinderung die Augen geöffnet und ihr Leben dann eine Wendung zum Guten genommen habe. Das narrative Modell kann diese Äußerung gut erklären und verständlich machen. Dabei muss nicht geleugnet werden, dass ein Krankheit oder Behinderung mit vielen schweren Erfahrungen einhergeht, dass sie Schmerzen, Trauer, Verlust, Angst beinhaltet. Barbara Schmitz ist habilitierte Philosophin. Sie lehrte und forschte an den Universitäten in Basel, Oxford, Freiburg i. Br., Tromsø und Princeton. Sie lebt als Privatdozentin, Lehrbeauftragte und Gymnasiallehrerin in Basel.
Im 19. Jahrhundert herrschte eine große Fortschrittsgläubigkeit
Jede einzelne menschliche Verhaltensweise erwächst mehr oder weniger kausal bedingt, entsprechend den Faktoren von „la race, le milieu, le moment“. Jürgen Wertheimer stellt fest: „Auch wenn sie uns etwas gewollt und schematisch anmutet – die Verwissenschaftlichung der Künste ist ein prägender Faktor der Moderne. Und das damit verbundene Menschenbild bis in die Gegenwart gültig geblieben.“ Es erreicht möglicherweise im Kontext der Diskussion um die Grenzen und Möglichkeiten gentechnischer Manipulierbarkeit und des Einsatzes künstlicher Intelligenz sogar einen neuen Höhepunkt. Bei all der Innovationskraft und Fortschrittsgläubigkeit des 19. Jahrhunderts darf man nicht vergessen, dass diese Dynamik sich paradoxerweise innerhalb eines rigiden Systems von gesellschaftlichen Regularien und Regeln der Repräsentation abspielte. Jürgen Wertheimer ist seit 1991 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik in Tübingen.
Politik ist für alle da
Hannah Arendt war der Meinung, Politik sei für alle, nicht für „jeden, der gewisse Voraussetzungen erfüllt“. Zudem hielt sie die menschliche Natur für zu kompliziert und variabel, als dass sie zur stabilen Grundlage der Politik geeignet sei. Ned O’ Gorman ergänzt: „Sie fürchtete, die Theorien über die menschliche Natur könnten dazu führen, dass wir andere zu dem machen wollen, wofür wir die Menschen von vornherein halten.“ Möglicherweise würde man dann versuchen aus den Menschen nichts anderes zu machen als bessere Hunde. Hält man dagegen die Natur des Menschen für gut und nobel, könnte man versuchen, die Menschen zu Heiligen zu machen. Und wenn man die menschliche Natur für besitzergreifend hält, wird man versuchen, alle zu Käufern und Verkäufern zu machen. Ned O’ Gorman ist Professor für Kommunikationswissenschaften an der University of Illinois.
Die Unterklasse wird in der Kultur der Spätmoderne als wertlos markiert
Die neue Unterklasse wird in der Kultur der Spätmoderne in allen ihren Facetten zu einem Gegenstand negativer Kulturalisierung und Entvalorisierung; sie wird als wertlos markiert, und zwar mit Blick aus sämtliche Komponenten, die Andreas Reckwitz im Zusammenhang mit dem Lebensstil der neuen Mittelklasse behandelt hat. Die neue Unterklasse wird gewissermaßen zu deren negativen Abziehbild. So wie sich in der neuen Mittelklasse die gesellschaftliche Valorisierung der Güter und Praktiken, die man sich aneignet, in eine Valorisierung der Subjekte übersetzt, so übersetzt sich hier die gesellschaftliche Entvalorisierung der Güter und Praktiken, die man verwendet, in eine Entvalorisierung der Subjekte. In diesem Prozess sind eine bestimmte sozialkulturelle Praxis, die im Alltag der Unterklasse stattfindet, und eine spezielle Perspektivierung dieser Praxis durch Institutionen wie Medien, Wissenschaft und Politik, in denen in der Regel die Maßstäbe der neuen Mittelklasse zum Ausdruck kommen, miteinander verknüpft. Andreas Reckwitz ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Christian Uhle denkt über Künstliche Intelligenz und Digitalisierung nach
Christian Uhle nimmt in seinem neuen Buch „Künstliche Intelligenz und wahres Leben“ fünf Versprechen unter die Lupe, die häufig mit Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) verknüpft werden. Erstens: Endlich mehr Zeit für dich. Zweitens: Du bist nicht allein. Drittens: Dein neuer Freund und Helfer. Viertens: Die Welt ist dir zu Diensten. Fünftens: Sinn statt Hamsterrad. Längst wird deutlich: Digitalisierung ist kein Thema allein für Computerfreaks, sondern betrifft uns alle – ob wir wollen oder nicht. So ein weitreichender Prozess sollte wohlüberlegt, gemeinsam und demokratisch gestaltet werden. In seinem Buch „Künstliche Intelligenz und wahres Leben möchte Christian Uhle Anregungen geben, wie über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nachgedacht werden kann. Der Philosoph Christian Uhle hat als Wissenschaftler zu gesellschaftlichen und technologischen Transformationen geforscht.
Demagogen werfen dem Establishment Volksferne vor
Liberale Demokratien müssen sich auf neue Aufgaben einstellen. Polarisierung? Roger de Weck stellt fest: „Angesagt und vonnöten ist das diametrale Gegenteil, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen zu sein. Polarisierende und radikalisierende Politik taugt zum Machtgewinn, sonst zu gar nichts.“ Demagogen werfen dem Establishment Volksferne vor. Doch verrät ihre Faktenferne bis hin zu Faktenfreiheit, dass ausgerechnet die vorgeblich rechte „Realpolitik“ meilenweit von der Realität entfernt ist. Auf postfaktische Weise lässt sich die Gesellschaft radikalisieren, aber kein Ziel erreichen. Und das Reiseziel der Politik heißt jetzt in jeder Hinsicht: Einbezug. Die Ökologie ist ins Gefüge der demokratischen Institutionen einzubeziehen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist in den republikanischen Dreiklang Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit einzuweben. Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.
Die Geschichte läuft nicht auf ein Happy End zu
In all seinen Schriften zeigte sich Theodor W. Adorno skeptisch gegenüber Philosophien, die harmonische Versöhnung anbieten. Stuart Jeffries erklärt: „So bezweifelte er beispielsweise die Vision des jungen Lukács von einer epischen Ganzheit im antiken Griechenland, Heideggers Vorstellung eines vollendeten Seins, das mittlerweile tragisch in Vergessenheit geraten ist, und Benjamins Glauben an eine vor dem Sündenfall existierende Einheit von Name und Sache.“ In der „Negativen Dialektik“ geht es ihm allerdings nicht hauptsächlich um die Dekonstruktion solcher regressiven Phantasien, sondern um Widerspruch gegen die Vorstellung, dass dialektische historische Prozesse unbedingt ein Ziel haben müssen. Vor allem verwirft er die Idee, dass das geschichtliche Narrativ notwendigerweise auf ein Happy End zulaufe. Stuart Jeffries arbeitete zwanzig Jahre für den „Guardian“, die „Financial Times“ und „Psychologies“.
Heutzutage lohnt sich das Unternehmertum manchmal nicht mehr
Reinhard K. Sprenger fordert: „Nehmt den Menschen, wie er ist: wir haben keinen universalethischen Therapievertrag.“ An der Freiheit des anderen kommt ohnehin niemand vorbei. Die Sollbruchstelle des gegenwärtigen Kapitalismus besteht für Reinhard K. Sprenger darin, dass es keine Antwort auf die Frage gibt, wie der Übergang von einem Managerkapitalismus zu einem neuen Eigentümerkapitalismus zu bewerkstelligen ist. Fest steht: In den letzten Jahrzehnten war es möglich, ohne Einsatz von eigenem Geld, also ohne eigenes Risiko, so wohlhabend zu werden, wie es früher nur Unternehmer wurden. Das ist ein extrem attraktives Lebensmodell, das viele zu verwirklichen trachteten – unter dem wohlgefälligen Nicken staatlicher Aufsichtsbehörden. Unter solchen Bedingungen lohnt sich das Unternehmertum nicht mehr. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, ist einer der profiliertesten Führungsexperten Deutschlands.
Nahrungsmittel sind für jede Art überlebenswichtig
Sich Nahrungsmittel in ausreichender Menge und nährstofflicher Vielfalt zu sichern, ist für jede Art überlebenswichtig. Vaclav Smil blick zurück: „Unsere homininen Vorfahren haben bedeutsame physische Vorteile entwickelt – Zweibeinigkeit, aufrechter Gang, ein relativ großes Gehirn –, mit denen sie sich von ihren affenartigen Vorläufern abhoben.“ Diese Kombination von Artmerkmalen versetzte sie in die Lage, sich zu besseren Sammlern und Kleintierjägern zu entwickeln. Die früheren Hominini hatten nur einfache Steinwerkzeuge – Hammersteine, Handbeile – mit denen sie Tiere schlachten und ihr Fleisch zerteilen konnten. Aber sie hatten noch keine Hilfswerkzeuge für das Jagen und Fischen. Sie konnten nur verwundete oder auch kleine langsame Säugetiere erlegen. Vaclav Smil ist Professor Emeritus für Umweltwissenschaften an der University of Manitoba. Er hat unter anderem das Grundlagenwerk „Energy and Civilization“ geschrieben.
Die Freiheit erschafft die Welt und ist unberechenbar
Wie kein anderer Philosoph vor ihm und nach ihm erst wieder Hannah Arendt hat Jean-Jacques Rousseau das Anfangenkönnen als die schlechthin belebende Kraft der Freiheit verstanden. Rüdiger Safranski erklärt: „Das ruhige Daseinsgefühl empfängt die Welt, die Freiheit aber erschafft sie. Freiheit bedeutet handeln und das Sein wachsen lassen, im Guten wie im Bösen. Durch Freiheit gewinnt man ein Selbstsein, das nicht in sich verschlossen bleibt, sondern aus sich herauskommt.“ Freiheit ist das schlechthin Überraschende. Freiheit macht es sogar möglich, sich selbst zu überraschen. Freiheit ist unberechenbar. Weil nun Jean-Jacques Rousseau so intim vertraut war mit der inneren Unabsehbarkeit und Unbestimmtheit der inneren Freiheit, konnte ihm nicht verborgen bleiben, dass es draußen die vielen Freiheiten der Anderen gibt und dass sich deshalb dort ungeheure Unbestimmtheiten auftun. Rüdiger Safranski arbeitet seit 1986 als freier Autor. Sein Werk wurde in 26 Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Das habgierige Konsumverhalten zerstört den Planeten Erde
Das kurzfristige Denken des Menschen hindert ihn daran zu erkennen, dass sein Handeln heute katastrophale Auswirkungen auf künftige Generationen haben könnte. Lucy F. Jones erklärt: „Es ist schwer zu akzeptieren, dass es unserem Planeten schadet, wenn wir Burger essen, Duschgel mit Microplastik verwenden, Obst in Plastikschalen kaufen oder in den Urlaub fliegen.“ Viele Menschen wissen gar nicht, dass selbst Teebeutel Plastik enthalten. Durch das habgierige Konsumverhalten, das endlose Bombardement von Werbung und Medien, die uns eintrichtern, man könnte ohne dies und das nicht glücklich sein, haben die meisten Menschen das Wichtigste – den Planeten Erde – aus den Augen verloren. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.
Lebenskrisen können zu nachhaltigen Veränderungen führen
Psychiater betrachten die Lebenskrisen ihrer Patienten als Chance, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Könnte das für die Psychiatrie selbst auch gelten? Randolph M. Nesse weiß: „Einige Menschen erhalten den sogenannten Darwin Award, verliehen an die „Verlierer im Roulette des Lebens“, sprich an Menschen, die sich durch selbstverschuldete Idiotie getötet oder unfruchtbar gemacht haben.“ So erreichte der abenteuerlustige Mann, der den Startbeschleuniger einer Rakete an seinem Auto befestigte, eine Geschwindigkeit von 480 Kilometern die Stunde, bevor er sich an einer Felswand platt walzte. Auf der anderen Seite der Scala haben manche Menschen Angst, das Haus zu verlassen. Professor Randolph M. Nesse ist Mitbegründer der Evolutionären Medizin. Seit 2014 lehrt er and er University of Arizona, wo er als Gründungsmitglied und Direktor das Center for Evolution and Medicine leitet.
Menschen sollten sich dem Ringen mit dem Unvermögen widmen
Ina Schmidt schreibt: „Erneut also erleben wir das, was uns als menschlich auszeichnet, weniger in dem, was wir im Streben nach dem Guten erreichen oder worin wir unser Vermögen unter Beweis stellen können, sondern darin, dass wir uns gerade dem menschlichen Ringen mit dem Nichtkönnen, dem Unvermögen widmen.“ Hierin liegt ein starker Gegenentwurf zu dem, was sich als autonomes Subjekt verantwortlichen Handeln etabliert hat. Menschen werden in dem Versuch einer Antwort zu einem autonomen Subjekt, der sich aber nicht dadurch auszeichnet alles zu können, sondern dadurch, in seiner Unvollkommenheit den Versuch zu wagen. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.
Ängste lassen sich in Freiheit verwandeln
Das neue Philosophie Magazin 03/2025 erforscht in seinem Titelthema das mächtige Gefühl der Angst. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt: „Wer sich ängstigt, merkt, wie die Optionen schwinden. Handlungsmacht geht in Ohnmacht über. Viele Menschen werden ohne realen Anlass von extremer Angst übermannt.“ In Deutschland sind circa 10 bis 14 Prozent von einer Angststörung betroffen. In der existenziellen Philosophie indes hat die Angst eine andere Funktion. Sie ist keine Enge, sondern ein Schwindel, der einen Menschen angesichts seiner Freiheit erfasst. Existenziell ist der Mensch, weil nur er selbst seinem Dasein eine Sinn geben kann. Nichts und niemand kann ihm diese Last abnehmen. Wie große eine Bedrohung auch sein mag: Jeder Mensch hat immer die Freiheit, seine Angst zu überwinden, sich nicht durch sie bestimmen zu lassen. Das neue Philosophie Magazin zeigt daher Wege auf, Angst in Freiheit zu verwandeln.
Niemand möchte wirklich immer die Wahrheit hören
Mit seinem Buch „Alles Lügner!?“ gibt Thomas Erikson seinen Lesern alle Werkzeuge dafür in die Hand, einen Lügner zu erkennen – ob es nun ein guter Freund oder ein Kollege ist, ein Cousin oder der Chef. Der Autor beschreibt zudem einige Taktiken, mit denen man eine Lüge aufdecken kann. Das ist wichtig. Denn wer will sich schon hereinlegen lassen. Die Mittel, die Thomas Erikson beschreibt, kann man in allen Interaktionen mit anderen anwenden. Der Autor betont: „Und nicht weniger wichtig – viele wenden dieselben in ihren Interaktionen mit Ihnen an.“ Das Eigenartigste an Lügen ist, dass alle sie hinnehmen. In unterschiedlichem Maße, gewiss, aber Thomas Erikson ist noch niemandem begegnet, der wirklich immer die Wahrheit hören möchte. Thomas Erikson ist ein schwedischer Verhaltensexperte, international gefragter Vortragsredner, Leadership-Coach und Buchautor.
Kluger Umgang mit Geld lässt sich in den Casinos von Las Vegas beobachten
Eines der besten Beispiele für den klugen Umgang mit Geld lässt sich überraschenderweise in den Casinos von Las Vegas beobachten – wenn auch nicht bei allen Spielern, sondern bei der kleinen Gruppe der Kartenzähler. Morgan Housel erklärt: „Das Prinzip des Kartenzählens beim Black Jack – alias 17 und 4) ist ganz einfach: Niemand weiß mit Sicherheit, welche Karte der Geber als Nächstes zieht. Doch wer sich merkt, welche Karten schon gegeben wurden, weiß auch, welche Karten noch im Spiel sind.“ Dadurch lässt sich die Wahrscheinlichkeit berechnen, mit der eine bestimmte Karte vom Geber gezogen wird. Als Spieler setzt man mehr, wenn die Wahrscheinlichkeit für eine günstige Karte hoch ist, und weniger, wenn sie niedrig ist. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.
Die soziale Umwelt formt das menschliche Gehirn
Es gibt einen besonders starken, nachhaltigen und wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesenen Einfluss auf das Gehirn. Dabei handelt es sich um das, was ein Mensch in seinem sozialen Umfeld erlebt und tut. Manche Kinder fühlen sich in ihren Familien geborgen. Denn dort bekommen sie viele Anregungen und werden sportlich und musikalisch gefördert. Dabei kommt es im Gehirn zur Aktivierung von Genen, die Wachstumsfaktoren der Nerven herstellen, die dann ihrerseits für eine gute Entwicklung des Gehirns sorgen. Joachim Bauer fügt hinzu: „Kinder, die vernachlässig wurden oder Gewalt erlebt haben, zeigen im Vergleich dazu eine bis zu dreißigprozentige Verminderung ihrer grauen Substanz.“ Dass die soziale Umwelt das menschliche Gehirn formt, ist heute alles andere als eine gewagte Außenseiterhypothese, sondern Stand der modernen Neurowissenschaften. Joachim Bauer ist Arzt, Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Bestsellerautor von Sachbüchern.
Das Urteil eines anderen kann in der Seele brennen
Ger Groot erklärt: „Was er über mich denkt, entzieht sich meinem Zugriff, ich bin dem anderen darin ausgeliefert – mir buchstäblich entfremdet und entwendet.“ Wie tief dies das eigene Selbstverständnis berühren kann, weiß Jean-Paul Sartre. Das Urteil eines anderen kann in der Seele brennen. Jean-Paul Sartre schreibt: „Das Wesen der Beziehungen zwischen Bewusstsein ist nicht das Mitsein, sondern der Konflikt.“ Aus diesem Grund kann er am Anfang von „Der Existenzialismus ist ein Humanismus“ den Atheismus als Bedingung seiner Existenzphilosophie bezeichnen. Denn Gott ist schließlich der andere schlechthin, der den Menschen immerzu sieht, aber sich selbst niemals sehen, daher auch nicht zum Objekt machen lässt. Ger Groot lehrt Kulturphilosophie und philosophische Anthropologie an der Erasmus-Universität Rotterdam. Außerdem ist er Professor für Philosophie und Literatur an der Radboud Universität Nijmegen.
Die Welt ist unwahrscheinlich reich und zugleich bedrückend arm
Unfreiheit kann auch daraus erwachsen, dass man andere Kulturen und Lebensweisen nicht kennt und versteht. Die Welt ist unwahrscheinlich reich und zugleich bedrückend arm. Amartya Sen stellt fest: „Der Überfluss, in dem wir heute leben, ist beispiellos, und das Ausmaß an Ressourcen, Wissen und Technik, die uns heute zu Gebote steht und das wir für selbstverständlich halten, hätten unsere Ahnen sich nicht ausmalen können.“ Gleichzeitig ist die Welt voller entsetzlicher Armut und bedrückender Entbehrung. Es ist skandalös, wie viele Kinder unzureichend ernährt und gekleidet sind, misshandelt werden, des Lesens und Schreibens unkundig und unnötigerweise krank sind. Millionen sterben jede Woche an Krankheiten, die gänzlich abgeschafft sein oder doch wenigstens daran gehindert werden könnten, massenhaft zu töten. Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. Im Jahr 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie.
Die Wirtschaft verändert sich unaufhörlich
Die Finanzkrise von 2008 war kein Naturereignis, sie war von Menschen gemacht. Joseph Stiglitz erklärt: „Ein komplexes System mit mehr Verflechtungen, in dem jeder Marktteilnehmer versucht, noch den letzten Dollar Gewinn herauszupressen, hat sich als ein sehr fragiles System erwiesen.“ Die Wirtschaft verändert sich unaufhörlich: Agrargesellschaften wandelten sich zu Industriegesellschaften, die schließlich zu Dienstleistungsgesellschaften werden. Überdies hat sich die Wirtschaft globalisiert und finanzialisiert. Heute müssen Menschen lernen, eine komplexe, urbane Ökonomie mit planetarischen Beschränkungen und einer rasch alternden Gesellschaft zu steuern. Dies stellt die Verteilung von Einkommen und Wohlstand zwischen den Generationen vor neue Herausforderungen. Märkte meistern Transformationen von sich aus nicht besonders gut. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.