Das 19. Jahrhundert bringt gesellschaftliche Änderungen hervor

Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts war in Europa ein noch nie dagewesener Zuwachs der Bevölkerung verbunden, der die Einwohnerzahlen der Industrieländer auf das Zwei- bis Dreifache emporschnellen ließ. Ein Hauptgrund dafür war die Zuwanderung von Menschen aus dem Agrarsektor und aus dem Handwerk. Abhängige Arbeitskräfte, die bis dahin vielfach zur Ehelosigkeit verurteilt gewesen sind, gründeten zumindest in der ersten Generation äußerst kinderreiche Arbeiterfamilien. Dazu kamen die Fortschritte der Hygiene der ärztlichen Versorgung, die zur Senkung der Sterblichkeitsrate und zur Verlängerung der Lebensdauer maßgeblich beitrugen. Diese neue Schicht der Proletarier schien unaufhaltsam zu wachsen und damit den Klassenkampf marxistischer Vorstellung unausweichlich zu machen. Es ist ein Kuriosum der Geschichte, dass zur selben Zeit, als die russische Revolution den gewaltsamen Weg zur klassenlosen Gesellschaft einschlug, sich die Prognose vom ungehemmten Wachstum der Arbeiterschaft als falsch erwies.

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Das Grundprinzip der menschlichen Evolution ist die Kooperation

Der Mensch ist für Kurt Langbein ein Erfolgsmodell. Er hat sich Lebensumfelder eingerichtet, die ihn in die Lage versetzen, ein weit höheres Alter zu erreichen, als es in der Natur sonst üblich ist. Die jungen Erwachsenen von heute können davon ausgehen, so an die 90 Jahre alt zu werden, wenn ihnen nichts Ungewöhnliches passiert. Schon heute werden viele Europäer bereits über 80 Jahre alt. Dass drei bis vier Generationen eines Lebewesens gleichzeitig am Leben sind, kommt in der Natur sehr selten vor. Der moderne Mensch hat das geschafft. Als Kurt Langbein sich auf einen Fernsehfilm vorbereitete, der sich mit der Frage beschäftigte, ob Altruismus oder Gier die zentrale Eigenschaft des Menschen ist, hat er den Neurologen, Mediziner und Psychiater Joachim Bauer kennengelernt. Kurt Langbein ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neuestes Werk heißt „Weissbuch Heilung“. 

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Kurt Langbein erklärt den Menschen zu einem Gesamtkunstwerk

Kurt Langbein findet es bemerkenswert, wie lange ein so komplexes Lebewesen wie der Mensch gesund bleibt und welche Belastungen es unversehrt übersteht. Der Mensch ist für ihn ein Gesamtkunstwerk, das jeden Tag milliardenfach weiterentwickelt wird. Das Prinzip Kooperation, auf dem die Menschen auf dem Pfad der Evolution so weit gekommen sind, ist auch im Inneren des Organismus am Werk. Kurt Langbein erklärt: „Es ist eine fast unvorstellbare Vernetzung von miteinander kommunizierenden Zellen und Vorgängen, die unser Leben ausmacht. Und alle diese Vorgänge reagieren auf das, was gerade war: Alles in uns lernt permanent und ist damit auch fähig, sich weiterzuentwickeln.“ Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“.

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Im zwanzigsten Jahrhundert beschleunigte sich jede Entwicklung

Der Beginn des 20. Jahrhunderts war von großem Optimismus für die Zukunft bestimmt. Die Euphorie entstand aus dem Gefühl der gewaltigen Beschleunigung jeglicher Entwicklung, die für das neue Jahrhundert so typisch werden sollte. Der Fortschritt löste sich wie eine Kettenreaktion vom geplanten Wollen, entzog sich jeder möglichen Kontrolle und begann blindlings ein nicht erkennbares Ziel anzusteuern, ohne dass die Frage, wie das wohl dem Menschen bekommen würde, hätte beantwortet werden können. Dem Menschen gilt dann auch im zunehmenden Maße die Sorge der Gegenwart, seinem Menschsein und Mensch bleiben können in einer entfremdeten Umwelt, deren Schöpfer er selbst ist. Große Gefahren lauern in der möglichen Selbstzerstörung durch den hemmungslosen Verbrauch und Verschleiß der menschlichen Lebensgrundlagen sowie im übermütig, fahrlässigen Umgang mit den Urkräften der Natur, die der Mensch im 20. Jahrhundert freizusetzen lernte.

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Die Frauenbewegung ist die größte Revolution der Menschheit

Die ungarische Philosophin Agnes Heller, die zu den bedeutendsten Philosophinnen des 20. und 21. Jahrhunderts zählt, konnte man zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens zu etwas zwingen. Auch wenn sie schlechte Dinge getan hat, hat sie sie freiwillig getan. Gerne zitiert sie ihren Lehrer, den Philosophen Georg Lukács, der immer gesagt hat: „Unglück trifft jeden, aber ein gescheiter Mensch kann daraus Nutzen ziehen.“ Der Nationalsozialismus war für Agnes Heller allerdings kein Unglück, sondern die Hölle. Die Jahre von 1949 bis 1953 in Ungarn waren für die Philosophin zwar ein Unglück, aber auch die Zeit in der ihre Tochter geboren wurde. Agnes Heller erklärt. „Nicht ist nur schwarz oder weiß, alles ist schwarz mit weißen oder weiß mit schwarzen Punkten. Es gibt keinen Gewinn ohne Verlust. Und keinen Verlust ohne Gewinn.“

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Ein Ich ohne eigenes Zentrum ist eine fremdbestimmte Existenz

Das Titelthema im neuen Philosophie Magazin 02 /2014 heißt „Das zerstreute Ich“. Die Autoren stellen sich dabei unter anderem die Frage, ob die Fliehkräfte des digitalen Kapitalismus im Begriff sind, neben dem Alltag auch das Innerste der Menschen zu zerreißen. Denn der Alltag der meisten Individuen wird zunehmend von Unterbrechungen und Multitasking bestimmt. Im Dauerfeuer der medialen Reize fällt es scheinbar immer schwerer, auch nur einen einigen klaren Gedanken zu fassen. Die Anzahl der ADHS-Fälle steigt ebenso kontinuierlich wie Diagnosen von Burn-out. Für Chefredakteur Wolfram Eilenberger ist dafür auch das Internet verantwortlich, deren Strukturen einer Logik der Fragmentierung folgen. Außerdem hat die Allgegenwart des Netzes für Millionen von Menschen zu einer dauerhaft pendelnden Ortlosigkeit bei ständiger Abrufbereitschaft geführt.

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Franz Xaver Bogner hat legendäre TV-Kultserien gedreht

Der bayerischen Filmregisseur Franz Xaver Bogner, der am vergangenen Mittwoch 65 Jahre alt geworden ist, wurde mit TV-Kultserien wie „Irgendwie und Sowieso“, „Cafe Meineid“, „Der Kaiser von Schexing“ und „München 7“ berühmt. Ihn interessieren in erster Linie immer die Menschen mit ihren Träumen und ihrem Alltag, wie sie sich durchs Leben kämpfen und wie sie dem, der ihrem Glück im Wege steht, ein Schnippchen schlagen. Franz Xaver Bogner sagt: „Schließlich geht es doch immer um den Machtkampf zwischen Menschen.“ Dass er jetzt schon seine 65. Geburtstag gefeiert hat, macht Franz Xaver Bogner keine größeren Sorgen: „Klar, das hat etwas Grenz-Drohendes. Aber ich bin mit Arbeit eingedeckt, was mich sehr freut, und mit zunehmenden Alter werden doch auch die ausgestandenen und gesammelten Erfahrungen nützlich.“

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Günter Grass hat seinen Roman „Hundejahre“ neu illustriert

Vor fünfzig Jahren ist der Roman „Hundejahre“ des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass erschienen. Jetzt hat der weltberühmte Autor davon eine Jubiläumsausgabe mit neuen bildnerischen Arbeiten dazu herausgebracht. Von seinen drei ersten Prosabüchern „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und „Hundejahre“ sind die „Hundejahre“ für Günter Grass das Buch, das ihm in seinem fragmentarischen Charakter am längsten beschäftigt und zeichnerisch immer wieder interessiert hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass es ein sehr bildhafter Roman ist. Günter Grass fügt hinzu: „Als ich „Grimms Wörter“ fertig hatte – ich wechsle ja immer wieder das Handwerkszeug, wenn ich nach ein paar Jahren ein Prosabuch beendet habe –, war für mich der Zeitpunkt gekommen: Jetzt will ich die „Hundejahre“ illustrieren.“ Danach stellte sich für ihn nur noch die Frage der Technik.

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Wilhelm Schmid philosophiert über den Sinn der Kindererziehung

Wilhelm Schmid stellt in seinem Buch „Dem Leben Sinn geben“ die Frage, warum und wozu Eltern ihre Kinder erziehen müssen. Seiner Meinung nach sind mehrere Antworten möglich. Erstens aus altruistischen Gründen, dem Anderen zugewandt, der erzogen werden soll, um ein sinnvolles, schönes Leben führen zu können, in dem er sich so entfalten kann, dass er Freude daran hat. Zweitens aus egoistischen Gründen, auf das eigene Ich bezogen, das zur Entwicklung des heranwachsenden Lebens beiträgt und daran Gefallen findet, insgeheim aber auch daran Interesse hat, sich die Zumutungen zu ersparen, die ein unförmiges Wachstum mit sich bringen könnte. Wilhelm Schmid fügt hinzu: „So oder so ist eine anfängliche Bevormundung kaum zu vermeiden, und doch kann das Ziel der Erziehung nur sein, dass der Heranwachsende davon frei wird und mit seiner Freiheit auch etwas anfangen kann.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Konsumverzicht erzeugt neue Möglichkeiten der Kreativität

Für Politiker ist die wachsende Abhängigkeit des Bürgers laut Wolfgang Schmidbauer eine akzeptierte Basis der eigenen Machtenfaltung. Deshalb ist der Parteienapparat sein Ideal, der ihm diese Möglichkeiten bietet. Wolfgang Schmidbauer relativiert diese politische Stärke: „Aber auch die Mächtigen sind Anhängsel einer Megamaschine aus Konsumenten und Produzenten. Sie besitzt eine Eigendynamik, die niemand mehr steuert und deren Zerstörungskraft jeder erkennt, der geistig in der Lage ist, sich so weit von diesem Apparat zu entfernen, dass er ihn von außen wahrnehmen kann.“ Unternehmer wie Politiker wenden sich bei ihrer Arbeit dem Machbaren zu, wo sie Kompromisse finden und über Verteilungen wachen, die ihrer Macht nützen. Wolfgang Schmidbauer arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch als Lehranalytiker und Paartherapeut in München.

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Die Ursprünge der Philosophie liegen im antiken Griechenland

Der griechische Begriff der Philosophie der Antike, definiert als Liebe zur Weisheit oder Freude am Wissen, ist wesentlich umfassender, als der moderne Philosophiebegriff. Er bleibt immer eng verbunden mit den Naturwissenschaften und nimmt mit diesen um 600 vor Christus ihren Anfang in den Küstenstädten Kleinasiens, die für ihre Weltoffenheit bekannt waren. Das Viele aus Einem zu erklären, bleibt ein Grundzug der ionischen Philosophie. Thales nimmt zum Beispiel das Wasser als Ursprungselement an, Anaximenes die verdünnte oder verdichtete Luft, Anaximander das chaotisch Grenzenlose, ápeiron genannt, das sich in Festes und Flüssiges, Heißes und Kaltes ordnet. Alle diese Philosophen waren auch bedeutende Naturwissenschaftler und leisteten wesentliche Forschungsarbeit auf den Gebieten der Astronomie, der Geographie und der Mathematik. Im klaren Gegensatz dazu steht die aus der Mystik hervorgegangene elitäre Geheimwissenschaft, die Pythagoras aus Samos im unteritalienischen Kroton in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus entwickelt.  

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Wolfgang Kersting ist von der Marktwirtschaft begeistert

Für Wolfgang Kersting ist die Marktwirtschaft nicht nur das effizienteste System der Verwertung von Ressourcen und Versorgung mit Gütern, sondern auch eine Werte verwirklichende und eine moralische Ordnung. Der Markt ist seiner Meinung nach eine Schule der Selbstverantwortung und planenden Rationalität, der Anpassungsfähigkeit und der Erweiterung des Selbst. Er verlangt zudem eine stete Bereitschaft zum Umlernen und zur Weiterbildung, er fordert Offenheit für das Neue, prämiert aber auf der anderen Seite auch Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit. Wolfgang Kersting erklärt: „Er fördert somit die Entwicklung fundamentaler menschlicher ethischer Einstellungen und kognitiver Kapazitäten.“ Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Die meisten Konferenzen und Meetings sind schlicht überflüssig

Viele Mitarbeiter sind mittlerweile nur noch frustriert und genervt vom Konferenz-Wahnsinn, der sich jeden Tag in den Unternehmen mehr ausbreitet. Dabei haben Organisationsexperten festgestellt, dass es oft sinnvoller ist, wenn sich Menschen ungestört in ihrem Büro ihre Gedanken machen. Beim großen Palaver in den Konferenzen treffen sich Selbstdarsteller, Zeitdiebe, Schweiger und Nörgler. Bei diesen Treffen fühlen sie sich wichtig, wobei sie andere Teilnehmer meist noch nerven. Und das, obwohl inzwischen wissenschaftlich belegt ist, dass die meisten Meetings schlicht überflüssig sind. Die meisten Konferenzen sind sogar eine einzige Katastrophe. Angestellte, die in der Regel gut bezahlt werden, sitzen ohne Plan in einer großen Runde herum. In den seltensten Fällen werden die Treffen gut vorbereitet, niemand moderiert strittige Fragen, keiner wagt es, eine Entscheidung zu fällen.

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Andeas Salcher führt seine Leser auf den Weg der Selbsterkenntnis

In seinem neuen Buch „Erkenne dich selbst und erschrick nicht“ führt der Bestsellerautor Andreas Salcher seine Leser mit einem alten Wissen der Jesuiten zur Selbsterkenntnis. Ausgangspunkt ist das geheimnisvolle Werk „Handorakel und Kunst der Weltklugheit“, die der Jesuit Baltasar Grancián vor fast vierhundert Jahren veröffentlichte. Die darin beschriebenen Lebensweisheiten verknüpft Andreas Salcher mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Er zeigt wie immer auf verständliche Weise, wie jeder Einzelne die Weisheit der Jesuiten für den Alltag nutzen und damit sein Leben besser gestalten kann. Er beantwortet dabei unter anderem folgende Fragen: Wie man seine Freunde auswählt und mit seinen Feinden umgeht. Außerdem setzt er sich mit der Kunst, Glück zu haben, auseinander. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk.

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Rebekka Reinhard ergründet das Thema Schönheit philosophisch

In ihrem neuen Buch „Schön! Schön sein, schön scheinen, schön leben – eine philosophische Gebrauchsanweisung“ erklärt Rebekka Reinhard, dass aus philosophischer Sicht es nicht das höchste Lebensziel sein kann, gut auszusehen, sondern ein schönes, lustvolles und erfülltes Leben zu führen. Die Autorin gibt Antworten auf komplizierte Fragen. Zum Beispiel, ob es für Schönheit objektive Kriterien gibt, oder ob alles nur Geschmackssache ist. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage, warum so viele Menschen die Mode so wichtig nehmen und wie das Schöne und das Gute zusammenhängen. Außerdem verrät sie ihren Lesern, warum manche Menschen gerade das Verstörende und Hässliche magisch anziehen. Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Zum persönlichen Liebesglück führt nur mühevolle Kleinstarbeit

Damit sich die Menschen weiterentwickeln, hat die Evolution dafür gesorgt, dass sie neue Dinge glücklich machen. Jeder kann das an sich selbst beobachten. Leider ist etwas Neues nicht immer gut für einen Menschen. Denn nur, weil etwas glücklich macht, ist es nicht zwingendermaßen etwas Gutes. Sonia Laszlo erklärt: „Vor allem unbeabsichtigte und vielleicht unabsehbare Spätfolgen beeinträchtigen unser Glück.“ Geht es beispielsweise um Beziehungen, steht das eigene Glück, besonders jedes, dass durch einen neuen Partner, manchmal im krassen Gegensatz zum Glück der anderen, nämlich des Langzeitpartners und der gemeinsamen Kinder. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Eine Grunderfahrung der Moderne ist das Verstummen der Welt

Eigentlich sollte der technische Fortschritt den Menschen mehr Zeit schenken. Doch eher ist das Gegenteil geschehen. Laut Beschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa sind moderne, kapitalistische Gesellschaften durch eine Steigerungslogik gekennzeichnet. Sie müssen wachsen, beschleunigen, Informationen verdichten, um am Leben zu bleiben. Die Menschen sind zwar heute viel mobiler als früher, fahren mit dem Auto, fliegen mit dem Flugzeug, aber dafür werden auch die Wege länger, die sie zurücklegen. Hartmut Rosa erklärt: „Es ist die Steigerungslogik, die das Zeitproblem hervorruft. Und es ist nicht nur der Kapitalismus, der diese Steigerungsraten erzwingt.“ Zu den anderen Strukturen, die ebenfalls für die Rastlosigkeit vieler Menschen verantwortlich sind, zählt die Konkurrenz, über die moderne Gesellschaften funktionieren. Hartmut Rosa ist Professor für Soziologie an der Universität Jena sowie Gastprofessor an der New School University, New York.

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Angestellte wünschen sich Anerkennung und Wertschätzung

Es gibt nur wenige Dinge, die Menschen so eng mit Erfolg und Misserfolg in Verbindung bringen wie ihren Job. Von dem was sie täglich arbeiten, hängt ganz entscheidend ab, welchen Status sie in der Gesellschaft haben und welche Wertschätzung diese wiederum ihrer Tätigkeit zumessen. Denn die Arbeit bestimmt die Höhe des Gehalts und damit den Lebensstil und das Sozialprestige eines Menschen ganz erheblich. Wer in seinem Arbeitsleben Karriere macht und es zu einem gewissen Wohlstand bringt, hat es in den Augen der Mitmenschen geschafft, da er erfolgreich ist. Wer nicht, gehört zu den gescheiterten Existenzen. Einfache Arbeiten werden von vielen Menschen als wert- und würdelos angesehen. In der Gegenwart ist der Arbeitsalltag vieler Menschen von Wissensarbeit und Mobilität geprägt.

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Politik und Wirtschaft knüpfen sich ein Spinnennetz der Macht

Jürgen Roth enthüllt in seinem Buch „Spinnennetz der Macht“ unkontrollierte Machtgefüge, die ganz Deutschland überspannen. Er erklärt, wie sie sich ausbreiten und wer zum erlauchten Zirkel gehört. In einem Beispiel beschreibt er höchste Richter, die sich nicht für die Wahrheit interessieren oder nur die Interessen von Finanzinstituten vertreten. In einem anderen Fall weist er auf staatliche Institutionen hin, die junge Firmen in den Konkurs treiben, anstatt ihren Aufbau zu unterstützen. Die politische Elite verbiegt die Gesetze ohne Skrupel ganz nach ihrem Wohlgefallen. Umgekehrt bieten die Rechtsvorschriften laut Jürgen Roth keinen Schutz mehr für die Bürger, von denen immer mehr das Vertrauen in den demokratischen Rechtsstaat verlieren. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die Demokratie, der Rechtsstaat und der Sozialstaat in Deutschland von den politischen und wirtschaftlichen Eliten systematisch ausgehöhlt werden. Jürgen Roth, geboren 1945, ist einer der bekanntesten investigativ arbeitenden Journalisten und Mafia-Experten in Deutschland.  

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Claude Simon revolutioniert die europäische Romankunst

Der Schriftsteller Claude Simon entwickelt in seinen Geschichten Erzählformen und Satzkonstruktionen, die nach Marcel Proust und James Joyce, dem europäischen Roman eine neue Form geben. Dafür hat Claude Simon im Jahr 1985 den Nobelpreis für Literatur erhalten. In den Romanen „Der Wind“ (1957) und „Das Gras“ (1960) wendet der Autor schon die für ihn typischen langen Sätze an, die alle Konventionen des Satzbaus zertrümmern. In seinem siebten Werk „Die Straße in Flandern“ (1960) löst Claude Simon auch die überkommene Form des Romans ab. Er nimmt Abschied von psychologisch kausaler Schlüssigkeit, Chronologie und Handlung. Stattdessen konfrontiert er seine Leser mit in einen suggestiven Mahlstrom rotierender und immer wieder variierten Bilder, der in die Tiefen des Lebens vordringt, wie es zuvor in der europäischen Literatur nicht dagewesen ist.

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Reinhard Haller erklärt die narzisstische Persönlichkeitsstörung

Während bei den meisten Menschen narzisstische Reaktionen zur psychologischen Grundausstattung gehören, gibt es eine besondere Gruppe von Individuen, deren Persönlichkeit und Verhalten ausschließlich von den narzisstischen Elementen geprägt ist. Reinhard Haller ergänzt: „Sie sind durch und durch narzisstisch, von der Jugend bis ins hohe Alter, in allen Begegnungen und Lebenssituationen. Gepresst in eine narzisstische Schablone, können sie gar nicht anders als selbstbezogen, rücksichtslos und eitel sein.“ Sie verfügen über keine Alternativen für ihr Verhalten. Der Narzissmus ist der wesentliche Teil ihres Wesens und bestimmt ihren Charakter. Wenn Egozentrik, krankhafte Empfindlichkeit und mangelndes Einfühlungsvermögen ein Leben lang vorhanden und extrem ausgeprägt sind, dann bezeichnet Reinhard Haller dies als narzisstische Persönlichkeitsstörung. Der Arzt, Psychotherapeut und Bestsellerautor Reinhard Haller arbeitet als Chefarzt in einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik mit dem Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen.

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Eine Beziehung zum Leben kann sehr unterschiedlich ausfallen

Aus der Sicht eines einzelnen Menschen ist das Leben weit mehr als nur ein Augenblick. Am Anfang scheint sich sein Dasein endlos hinzuziehen, bevor das Ende des Seins dann doch viel zu schnell naht. In der langen Zeit dazwischen kommt es immer wieder vor, dass ein Mensch zuweilen die Beziehung zu seinem Leben verliert. Manchmal durchirren Individuen ihr Leben, und der jeweils aktuelle Irrtum erscheint ihnen als Wahrheit. Wichtiger als eine letzte Wahrheit ist für Wilhelm Schmid wohl die sogenannte Lebenswahrheit, mit der ein Mensch sein Leben führt: „Sie ist abhängig von seiner Haltung zum Leben, die wiederum mit seiner Deutung, seiner Vorstellung von der Bedeutung oder Bedeutungslosigkeit des Lebens zu tun hat. Eine Beziehung zum Leben entsteht auf diese Weise oder kommt gar nicht erst zustande.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Wolfgang Hetzer analysiert die Arbeit von Politikern und Experten

Wolfgang Hetzer weist mit Recht darauf hin, dass der Versuch, politische Entscheidungen an Expertengremien auszulagern, an einem grundlegenden Missverständnis zum Scheitern verurteilt ist. Niemand kann seiner Meinung nach den Politikern die Arbeit abnehmen, für die sie selbst die zuständigen Experten sind, beziehungsweise sein sollten. Ihre Tätigkeit beginnt damit, die Wahrscheinlichkeiten mit Blick auf die Zukunft abzuwägen und sie zu politischen Risiken ins Verhältnis zu setzen. Daran kommt kein Politiker vorbei. Der Expertenrat als Hilfe für politische Entscheidungen ist für Wolfgang Hetzer wertlos geworden. Selbst wenn unter den Sachverständigen Einstimmigkeit bestände, kommt für den Politiker eine Umsetzung der Empfehlungen der Experten „eins zu eins“ nicht in Frage. Der Politiker muss als Experte für das Aushandeln und Austarieren gesellschaftlicher Interessen selbstständig handeln. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Wilhelm Schmid philosophiert über den Begriff der Heimat

Heimat kann vieles sein, für jeden Menschen etwas anderes bedeuten. Immer aber ist sie zunächst eine räumliche Heimat, ein Platz im Raum, in einer menschlichen Siedlung oder in der Natur, in einer gewachsenen oder gestalteten Landschaft. Heimat ist laut Wilhelm Schmid zumeist der Ort, der einen Menschen präg, ohne dass er ihn sich selbst ausgesucht hat. Er findet ihn vielmehr vor, wächst an ihm auf und kommt somit von ihm her. Wilhelm Schmid schreibt: „Diese Herkunftsheimat ist ihm vollkommen vertraut und er liebt sie innig, egal, wie es dort aussieht. Je unübersichtlicher die Welt, desto stärker die Erfahrung einen solchen überschaubaren Heimat.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Der perfekte Urlaub muss kein unerfüllbarer Traum bleiben

Auch im Urlaub jagen die Menschen dem Glück nach und sehnen sich nach entspannten Ferien. Urlaubsreisen sind ein ganz wichtiger Baustein des persönlichen Glücksempfindens. Dies haben Tourismusforscher unter der Leitung von Sara Dolcinar in Studien herausgefunden, die sie im Fachmagazin „Annals of Tourism Research“ veröffentlicht haben. Touristen erwarten laut ihren Befragungen im Urlaub vor allem Entspannung und großartige Erlebnisse. Am besten wäre es, wenn zusätzlich dabei noch ihre Persönlichkeit wachsen würde. Die Forscher schreiben: „Darin steckt eine große Erwartungshaltung, die Enttäuschungen vorprogrammiert.“ Viele Menschen betrachten ihren Urlaub heute als ein Feuerwerk von Erlebnissen, wobei sie den Leistungsdruck, dem sie in der Arbeit ausgesetzt sind, in vielen Fällen nicht abschütteln können. Die Erwartungen an einen perfekten Urlaub sind gewaltig, allein diese Tatsache reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass der Urlaub ein Erfolgserlebnis wird.

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