Die Bildung prägt die Persönlichkeit eines Menschen

Auf formaler Ebene fasst man Bildung einerseits als ein Produkt, als die Ausprägung der Persönlichkeit eines Menschen, auf. Und andererseits beschreibt der Begriff „Bildung“ auch den Prozess, wie diese Persönlichkeitsausprägungen vermittelt werden. Markus Hengstschläger erklärt: „Auf inhaltlicher Ebene gilt es zu fragen, welche Persönlichkeitsausprägungen gesellschaftlich wünschenswert sind. Gerade die Ansichten darüber ändern sich aber mit der Zeit.“ Es gab Zeiten, in denen abrufbares Faktenwissen dabei im Vordergrund stand. Heute wird neben fachlichen Qualifikationen immer mehr auch auf soziokulturelle Kompetenzen Wert gelegt. Unter Kompetenzen versteht man in der Regel Fähigkeiten und Fertigkeiten, die es ermöglichen zu handeln, Situationen zu bewältigen, Aufgaben auszuführen und Probleme zu lösen. Was man unter „Wissen“ versteht, ist in der heutigen Zeit oft Inhalt unendlich erscheinender Diskussionen. Professor Markus Hengstschläger ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUni Wien.

Wissen ist eine Sammlung von Informationen

Das gilt insbesondere dann, wenn man den Anspruch erhebt, dass Wissen möglichst nahe an der Wahrheit beziehungsweise an der Wirklichkeit sein sollte. Markus Hengstschläger erläutert: „Wissen gilt es aber jedenfalls abzugrenzen von Daten und Informationen. Gesammelte, archivierte, abrufbare Daten – etwa Zahlen, Buchstaben, Symbole – sind gewissermaßen das Ausgangsmaterial und müssen, um Bedeutung zu erlangen, erst in einen Kontext gesetzt werden.

Dadurch entsteht Information, zum Beispiel über Personen oder Sachverhalte. Für Informationen bringt man Daten in Beziehung zueinander und interpretiert sie. Markus Hengstschläger fügt hinzu: „Werden verschiedene Informationen durch Denken zu einem Bild zusammengefügt und auch mit Erfahrungen vernetzt, entsteht dadurch Wissen. Daten sind also Fakten über etwas. Informationen sind Daten, die eine Bedeutung bekommen.“ Und Wissen ist eine Sammlung von Informationen, mit dem Ziel, Überzeugungen mit möglichst hohem Wahrheitsgehalt darzustellen.

Das Wissen des Homo sapiens ist unglaublich angewachsen

Information ist natürlich nur relativ roh, da die Daten überhaupt nicht objektiv gegeben sind, sondern von Menschen mit all ihren Vermutungen und Vorurteilen subjektiv rezipiert werden. Wissen ist jedoch insofern „gekocht“, als es verarbeitet wird, und zwar in Form einer kritischen Aneignung durch Verifizieren, Messen, Vergleichen und Systematisieren. Markus Hengstschläger stellt fest: „Will man der Frage nachgehen, ob und wie stark das Wissen des Homo sapiens zunimmt, gilt es, mehrere Ebenen zu unterscheiden.“

Erstens das Wissen, das auf dem Planeten Erde als Konsequenz von Wissenschaft und Fortschritt allgemein zur Verfügung steht. Zweitens das Wissensniveau im Sinne des Bildungsniveaus der Menschheit. Drittens das individuelle Wissen von Menschen im digitalen Wandel. Markus Hengstschläger schreibt zu Punkt eins: „Das Wissen auf dem Planeten Erde ist gerade in den letzten Jahrhunderten unglaublich angewachsen. Daran besteht kein Zweifel. Und die Auswirkungen davon beeinflussen die Evolution des Menschen.“ Quelle: „Die Lösungsbegabung“ von Markus Hengstschläger

Von Hans Klumbies

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