Im Traum nähert man sich dem Zustand des reinen Seins an

Jede Nacht erlebt man in Träumen so intensive Empfindungen oder Gefühle, dass sie den Geist beinahe vollständig ausfüllen und wenig oder keinen Raum für Selbstwahrnehmung, Reflexion oder die Bildung von Erinnerungen lassen. Es gibt viele Formen der Halluzinationen. Manche sind Symptome psychischer Erkrankungen. Wenn Menschen halluzinieren, rufen sie nicht einfach nur eine Erinnerung ab, sondern sie durchleben sie noch einmal. David Gelernter fügt hinzu: „Wir betrachten das Erlebnis nicht nur von außen, sondern treten noch einmal in es ein. Eine halluzinierte Erinnerung ist mitreißender, umfassender und aufmerksamkeitserregender als eine gewöhnliche Erinnerung.“ In der Regel überwältigt die Halluzination den Halluzinierenden. In der Regel lässt man sich in Halluzinationen hineinziehen. Halluzinieren ist in der Regel gleichbedeutend mit Träumen. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Hans-Peter Nolting sucht nach den Wurzeln der Gewalt

Die Suche nach einer gemeinsamen Wurzel von menschlicher Aggression und Gewalt weckt immer großes Interesse. Es ist faszinierend, wenn man eine breite Vielfalt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen kann. Von solchen Bemühungen war auch die Aggressionspsychologie lange Zeit geprägt. Hans-Peter Nolting erklärt: „Ein angeborener Aggressionstrieb, Aggression als Reaktion Frustrationen oder Aggression als erlerntes Verhalten – das sind drei Grundideen von bekannten Theorien.“ Inzwischen hat sich die wissenschaftliche Debatte von der Suche nach einer generellen Aggressionserklärung für die Gattung Mensch weitgehend verabschiedet und sich stattdessen vielfältigen Ausschnitten aus dem breiten Spektrum zugewandt. „Ausschnitte“ können vor allem sein: spezielle Erscheinungsformen oder Typen hochaggressiver Menschen oder einzelne Kontextbereiche wie die Familie, die Arbeitswelt, der Sport, die Politik und so weiter. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Die Vernunft ist die Basis der Philosophie der Neuzeit

Die Epoche der philosophischen Neuzeit umfasst einen Zeitraum der etwa bei der Geburt René Descartes, der 1596 geboren wurde, beginnt und bis zum Tod von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, im Jahr 1831, dauerte. Die Philosophieepoche der neuen, der bürgerlichen Zeit dauerte also etwas mehr als 200 Jahren. Die Periode gehörte zu den produktivsten und spannendsten Episoden der Philosophiegeschichte. Kennzeichnend ist für diese Epoche, trotz ihrer Vielfalt und Gegensätzlichkeiten, eine gemeinsame Grundüberzeugung, die jeden Philosophen leitet, egal welchem Thema er sich gerade widmet und über welche Fragen er gerade nachdenkt. Die Basis der Überlegungen, die allen Philosophen der Neuzeit gemeinsam ist, ist das Prinzip der Vernunft.

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Disziplin bringt Qualität und Freude in das menschliche Leben

Die Kunst des Lebens besteht für Andreas Salcher in der Verbindung von zwei Welten: der Welt in der man lebt, mit jener, nach der man sehnt. Die regelmäßige Arbeit an sich selbst funktioniert seiner Meinung nach vor allem dann, wenn ein Mensch sie mit etwas verbinden kann, dass er gerne tut. Die drei Dimensionen der persönlichen Weiterentwicklung lauten: Verstand, Spiritualität und sozialer Mechanismus. Andreas Salcher fügt hinzu: „Die erste und zweite Kategorie bieten einen reich gedeckten Gabentisch, von dem wir nur auswählen müssen, was wir zum besten Zeitpunkt in unseren Tagesablauf integrieren.“ Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Sein aktuelles Buch heißt: „Erkenne dich selbst und erschrick nicht.“

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Abnehmen ist ein für immer geltendes Langzeitprojekt

Menschen, die ihr Essverhalten verändern und mehr Bewegung in ihr Leben bringen, haben gute Chancen, dauerhaft Gewicht zu verlieren. Professor Daniel König vom Institut für Sportwissenschaften an der Albrecht-Ludwig-Universität in Freiburg erläutert: „Wer zehn Kilo abnehmen will, der hat sie zuerst draufgefuttert und über Monate oder Jahre einen Lebensstil gepflegt, der dazu geführt hat. Das heißt, man muss das Ernährungsverhalten, das sich eingeschlichen hat, umkehren. Das ist möglich, aber es dauert.“ Nich klappen wird es vermutlich mit einer zeitlich begrenzten Diät über ein paar Wochen. Macht man danach weiter wie zuvor, sind die Polster schnell wieder auf den Hüften zurück. Abnehmen ist ein Langzeitprojekt, eine Änderung des Lebensstils, die für immer gilt. Trotzdem darf sich nicht dauerhaft das Gefühl einstellen, das es nur noch um Selbstkasteiung geht.

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Michel de Montaigne verehrt die wahre Freundschaft

Die Natur hat den Menschen für das Zusammenleben geschaffen. Aber um eine vollständige und vollkommene Freundschaft aufzubauen, bedarf es laut Michel de Montaigne so vieler günstiger Umstände, dass dies im Zeitraum von drei Jahrhunderten nur einmal vorkommt. Er zitiert Aristoteles, der gesagt hat, dass deshalb den guten Gesetzgebern die Freundschaft mehr am Herzen gelegen sei als die Gerechtigkeit. Michel de Montaigne schreibt: „Nun ist die Freundschaft die eigentliche Erfüllung des Ideals der Gesellschaft: alle anderen Beweggründe für menschliche Bindungen, sexuelle Anziehung, Vorteil, Notwendigkeit für die Gruppe oder für den einzelnen, sind weniger schön und uneigennützig.“

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Das kognitive System ist Quelle von Kreativität und Fantasie

Eng verbunden mit dem sogenannten heißen System des Gehirns ist sein kühles System, das kognitiv, komplex, reflektierend und schwerer zu aktivieren ist. Es befindet sich vornehmlich im präfrontalen Kortex. Walter Mischel erklärt: „Dieses kühle, kontrollierte System ist maßgeblich an zukunftsorientierten Entscheidungen beteiligt und hilft bei der Selbstkontrolle, wie man im Marshmallow-Test sehen kann.“ Wichtig ist dabei folgendes: Starker Stress schwächt das kühle, kognitive System und stärkt das heiße System. Beide Systeme wirken ständig und direkt aufeinander ein, stehen also in einer Wechselbeziehung: In dem Maße, wie die Aktivität des einen zunimmt, sinkt die des anderen. Der präfrontale Kortex ist der evolutionär am höchsten entwickelte Bereich des Gehirns. Er ermöglicht und unterstützt die höchsten kognitiven Fähigkeiten, die das spezifisch Menschliche ausmachen. Walter Mischel gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Psychologen der Gegenwart.

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Ausgeschlafene verfügen über ein glasklares Bewusstsein

Die Forschung tut sich erstaunlich schwer damit, die Frage zu beantworten, wie lange Menschen schlafen müssen und einen genauen Wert dafür exakt zu ermitteln. Die Unterschiede zwischen den Individuen sind so groß, und es ist kaum möglich, Probanden ohne jedes Schlafdefizit zu finden. Dabei ist es sogar egal, ob man den Schlaf im Stück nimmt oder auf mehrere Etappen verteilt. Peter Spork erklärt einen Aspekt der Länge des Schlafs: „Extreme Lang- oder Kurzschläfer sind allerdings sehr selten: Nur etwa zwei Prozent der gesunden Bevölkerung reichen fünf Stunden, und ähnlich wenige benötigen zehn Stunden oder mehr Im Mittel schlafen Menschen, wenn man sie über einen längeren Zeitraum ausschlafen lässt, siebeneinhalb bis acht Stunden. Es gibt aber Hinweise, dass das tatsächliche durchschnittliche Schlafbedürfnis etwas höher liegt. Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.

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Die Wirkmacht der Europäischen Aufklärung ist bis heute spürbar

Das „Handbuch Europäische Aufklärung“ ist das erste deutschsprachige Werk, das dieser Epoche gewidmet ist. Die überwiegend deutschen Autoren der einzelnen Artikel, durchwegs Spezialisten für ihren Gegenstand, haben immer ihr Augenmerk auf die drei Hauptländer England, Frankreich und Deutschland gelegt, um von vornherein auf die europäische Dimension der Aufklärung aufmerksam zu machen. In ihren Beiträgen prüfen sie ferner die Hypothese von der Fähigkeit der Aufklärung zu ihrer Selbstaufklärung sowie den Funktionswandel ihrer Themen und Zukunftsvorstellungen. In der Regel bleibt die Wirkmacht einer Epoche spürbar, die vor rund 350 Jahren eine neue soziale, politische und geistige Formation großen Anspruchs ins Werk setzte. Den Abschluss der einzelnen Beiträge bilden jeweils Bibliographien zu den Quellen und zur Forschung. Diese sind mit der Argumentation der Darlegung verknüpft. Prof. Dr. Heinz Thoma war bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2010 lehrte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg französische und italienische Literaturwissenschaft.

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Die Deutsche Literaturgeschichte beginnt im frühen Mittelalter

Das Lexikon „Deutsche Literaturgeschichte, das in der 8. Auflage im Verlag J. B. Metzler erschienen ist, stellt die nahezu 14 Jahrhunderte umfassende Geschichte der deutschsprachigen Literatur dar. Die ausgezeichneten Texte sind mit 555 Bildern illustriert. Eingeteilt ist das Werk in 15 Kapitel, beginnend bei der Literatur des Mittelalters, endend bei den Tendenzen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1989. Neben den literarischen werden auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge der einzelnen Epochen analysiert. Die achte Auflage enthält ein neuverfasstes Kapitel zum Literaturbetrieb und Ergänzungen im Schlusskapitel um die die Entwicklungen der letzten Jahre. Zu Beginn ihrer Ausführungen weist das Autorenteam darauf hin, dass die ersten bekannten Texterzeugnisse auf germanischem Boden nur in ganz wenigen Beispielen, zudem in Überlieferungen späterer Zeit, erhalten sind.

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Der Weisheit sind alle anderen Künste untergeordnet

Die Natur erfüllt ihre Forderungen laut Seneca von selbst. Tägliche Zügellosigkeit, die über einen längeren Zeitraum hin ständig anwächst und mit viel Phantasie das Laster fördert, bedeutet die Abkehr von der Natur. Wenn ein Mensch seine Wünsche auf Überflüssiges oder sogar auf Naturwidriges ausrichtet, liefert er seinen Geist dem Körper aus und macht ihn zum Sklaven seiner Begehrlichkeiten. Wer das natürliche Maßgefühl verliert, das sich bei der Befriedigung von Wünschen mit dem Unentbehrlichen und Lebensnotwendige begnügt, gilt als zurückgeblieben und ärmlich. Selbst bedeutende Männer lassen sich gemäß Seneca durch den Wohllaut der Rede von der Wahrheit ablenken.

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Deutschland liegt im Welthandel im Jahr 1910 mit an der Spitze

Zwischen 1870 und 1913 versechsfachte sich die industrielle Produktion in Deutschland. Vor allem das rasante Tempo der Industrialisierung rief vor allem im Ausland Staunen hervor. In den 1860er Jahren hatte der deutsche Anteil der Weltindustrieproduktion nur 4,9 Prozent betragen, während Großbritannien fast 20 Prozent erwirtschaftete. Schon im Jahr 1913 hatte Deutschland einen höheren Anteil an der Weltproduktion als Großbritannien: 14,8 zu 13,6 Prozent. Der andere große Aufsteiger dieser Jahrzehnte war die USA, die ihren Anteil bis zum Jahr 1913 auf sagenhafte 32 Prozent steigern konnten. Ulrich Herbert fügt hinzu: „Auch beim Welthandel gehörte Deutschland um 1900 mit Großbritannien und den USA zu den drei führenden Nationen.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Anerkennung und Respekt machen die Menschen glücklich

Der Organismus und das Bewusstsein des Menschen befinden sich in einem ständigen Prozess der Anpassung an Neues, das ihn erwartet. Es gibt keinen Stillstand, und daher auch keine ausbalancierte Statik. Diese muss sich vielmehr immer von neuem bilden. Gelingt das über einen längeren Zeitraum nicht, erkrankt der Mensch. Michael Marmot, Hauptautor der sogenannten Whitehall-Studien nennt den zentralen Wert „Effort-Reward Balance“, der über die Chancen entscheidet, ob ein Mensch gesund bleibt oder nicht. Wer gesund bleiben möchte, muss aktiv sein, und wenn ein Mensch dafür noch Anerkennung, Respekt oder eine Belohnung bekommt, dann macht ihn das glücklich. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein aktuelles Buch heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

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Für Gerechtigkeit in der Politik fehlt es an objektiven Maßstäben

Politiker, Journalisten und auch Gewerkschaftler kritisieren eine zunehmende Ungerechtigkeit in der Politik. Beginnt man über das Thema Gerechtigkeit nachzudenken, so erweist es sich recht schnell, dass ein Urteil über die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit einer bestimmten Gestaltung, zum Beispiel der Einkommensgestaltung, einen Maßstab für die Beurteilung voraussetzt. Wird Arbeit mit der physikalischen Definition als das Produkt aus Weg und Kraft erfasst, so wird schnell deutlich, dass Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender von VW, nicht das Hundertfache eines durchschnittlichen VW-Mitarbeiters verdient haben kann. Auch wenn die Bemessung des Einkommens am Zeitaufwand erfolgt, kann der VW-Chef nicht Millionen verdienen. Selbst er wird kaum mehr als 100 Stunden pro Woche arbeiten. Laut Daniel Zimmer fehlt es aber vor allem an objektiven Maßstäben dafür, ob eine bestimmte Einkommensgestaltung gerecht oder ungerecht ist. Professor Dr. Daniel Zimmer ist Vorsitzender der Monopolkommission und Direktor des Center for Advanced Studies in Law and Economics der Universität Bonn.

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Eine Grunderfahrung der Moderne ist das Verstummen der Welt

Eigentlich sollte der technische Fortschritt den Menschen mehr Zeit schenken. Doch eher ist das Gegenteil geschehen. Laut Beschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa sind moderne, kapitalistische Gesellschaften durch eine Steigerungslogik gekennzeichnet. Sie müssen wachsen, beschleunigen, Informationen verdichten, um am Leben zu bleiben. Die Menschen sind zwar heute viel mobiler als früher, fahren mit dem Auto, fliegen mit dem Flugzeug, aber dafür werden auch die Wege länger, die sie zurücklegen. Hartmut Rosa erklärt: „Es ist die Steigerungslogik, die das Zeitproblem hervorruft. Und es ist nicht nur der Kapitalismus, der diese Steigerungsraten erzwingt.“ Zu den anderen Strukturen, die ebenfalls für die Rastlosigkeit vieler Menschen verantwortlich sind, zählt die Konkurrenz, über die moderne Gesellschaften funktionieren. Hartmut Rosa ist Professor für Soziologie an der Universität Jena sowie Gastprofessor an der New School University, New York.

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Angestellte wünschen sich Anerkennung und Wertschätzung

Es gibt nur wenige Dinge, die Menschen so eng mit Erfolg und Misserfolg in Verbindung bringen wie ihren Job. Von dem was sie täglich arbeiten, hängt ganz entscheidend ab, welchen Status sie in der Gesellschaft haben und welche Wertschätzung diese wiederum ihrer Tätigkeit zumessen. Denn die Arbeit bestimmt die Höhe des Gehalts und damit den Lebensstil und das Sozialprestige eines Menschen ganz erheblich. Wer in seinem Arbeitsleben Karriere macht und es zu einem gewissen Wohlstand bringt, hat es in den Augen der Mitmenschen geschafft, da er erfolgreich ist. Wer nicht, gehört zu den gescheiterten Existenzen. Einfache Arbeiten werden von vielen Menschen als wert- und würdelos angesehen. In der Gegenwart ist der Arbeitsalltag vieler Menschen von Wissensarbeit und Mobilität geprägt.

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Henri Lefebvre singt das hohe Lied auf die Feste des Frühlings

Seit den Anfängen der Kunst und der Literatur preisen und loben die Dichter den Frühling in den höchsten Tönen. Sie nennen ihn die Zeit der Liebe, die gewaltige Brunst der Natur, die Tage der Fruchtbarkeit und den Zeitraum der Herrschaft Aphrodites und der Venus. Das expressive Thema des Monats Mai zählt Henri Lefebvre zu jenen, die unerschöpflich scheinen. Die Lobgesänge der griechischen und lateinischen Texte hallen noch in seinem Gedächtnis nach. Von Anbeginn an bemächtigt sich auf die französische Literatur des Themas des Frühlings. Henri Lefebvre fügt hinzu: „Der antiken Vorstellung zufolge, die sich bis in die Naturphilosophie unserer Tage hinein verlängert, ist die Natur eine grundlegende Macht – Physis.“ In Raum und Zeit mit sich selbst identisch bleibend, impliziert sie seiner Meinung nach die Endlichkeit des Kosmos.

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Im spekulativen Realismus wird Denken wieder zum Abenteuer

Ins Wanken geriet die scheinbar feststehende Beziehung zwischen Subjekt und Objekt oder der Sprache und der Welt durch den französischen Philosophen Quentin Meillassoux. Für ihn sind die Datierungen der Wissenschaften nicht irgendwelche hypothetischen Konstruktionen, sondern reale Tatsachen, die unabhängig vom Denken entstanden sind und existieren. Denn laut Quentin Meillassoux gibt es sehr, sehr lange Zeiträume in der Geschichte der Welt, die unabhängig vom Menschen und seinem Denken waren und sind, da das Universum vor etwa 13,5 Milliarden Jahren und die Erde vor 4,45 Milliarden Jahren entstand, während der Mensch erst vor zwei Millionen Jahren in der Welt auftauchte. Und weil die Fakten der vorlebendigen und vormenschlichen Welt der Realität entsprechen, hat sich die Philosophierichtung, die Quentin Meillassoux angestoßen hat, den Namen „spekulativer Realismus“ gegeben.

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Hans-Werner Sinn weist auf die Verlockungen niedriger Zinsen hin

Fallende Zinsen bedeuten für Hans-Werner Sinn nicht nur einen direkten rechnerischen Einkommensvorteil für Schuldenländer, sondern haben auch deren Verhalten verändert und sie veranlasst, ihre Sparanstrengungen zu vernachlässigen und noch mehr Schulden zu machen. Ein Problem der Demokratie sieht Hans-Werner Sinn darin, dass irgendeine Regierung Vereinbarungen unterschreibt und sich anstandshalber auch noch selbst daran hält, während sich ihre Nachfolger nicht mehr darum scheren und nur noch die gegenwärtigen Interessen ihrer Wähler bedienen. Sie verpassen dabei, nachkommenden Generationen etwas Gutes zu tun, die Wünsche der Gläubiger zu respektieren oder gar die Angst der Nachbarländer vor einer Schuldenhaftung in die eigenen Überlegungen einzubeziehen. Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 1999 wurde er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Leiter des CESifo-Forscher-Netzwerks, weltweit eines der größten seiner Art.

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Warum ein Staatsschuldenerlass keine nachhaltige Lösung ist

Griechenland bekommt möglicherweise zwei Jahre Aufschub, um die notwendigen Reformen zu verwirklichen und seine Schulden abzubauen. Um in diesem Zeitraum liquide bleiben zu können, benötigt die griechische Regierung weitere 20 bis 30 Milliarden Euro. Die Schulden der Griechen betragen gegenwärtig circa 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Selbst wenn Griechenland seine Wirtschaftskraft wie durch ein Wunder um 100 Prozent steigern würde, blieben immer noch 90 Prozent. Das ist die Grenze der Verschuldung, von der an es für Staaten in der Vergangenheit kaum noch möglich war, sich selbst zu finanzieren. Aber Griechenland ist nur ein Beispiel in einer Welt der enormen Staatschulden. Auch Portugal, Spanien und Italien drücken immense Schulden. Auch die USA haben die Grenze von 90 Prozent schon lange überschritten. Japan liegt über 200 Prozent und Deutschland nähert sich langsam aber sicher den 90 Prozent.

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David Brooks stellt ein umfassendes Bild vom Menschen auf

Der amerikanische Journalist, der für die New York Times schreibt und ein Buch mit dem Titel „Das soziale Tier“ veröffentlicht hat, ist davon überzeugt, das Menschen viel besser durch Geschichten lernen als durch Argumente. Eine große Rolle spielt dabei auch die Macht und die Wichtigkeit von Emotionen. Bei seinen Recherchen war er geschockt darüber, wie massiv das Unterbewusstsein die Meinungen und Entscheidungen eines Menschen beeinflusst, da er seinen Geist nicht direkt kontrollieren kann. Aber ein Individuum hat die Möglichkeit, seine Umwelt zu beeinflussen und darüber dann auch sein Denken. David Brooks erklärt: „Ich meine, dass die Menschen über die Jahrhunderte gelernt haben, ihr Umfeld zu strukturieren und ihr Unbewusstes dadurch auch zu beeinflussen. Durch Manieren, durch Regeln, durch gesellschaftlich geteilte Erziehungsideale.“

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Die UNO veröffentlicht ihren ersten Weltglücksbericht

Obwohl sich das Bruttosozialprodukt in den USA vervielfacht hat, ist die Lebenszufriedenheit der Amerikaner ständig gesunken. Das ist eines der Ergebnisse des ersten Weltglücksberichts, den die UNO jetzt veröffentlicht hat. Für die Studie haben die Glücksforscher Richard Layard und John Helliwell sowie der UN-Sonderberater für die Milleniumsentwicklungsziele Jeffrey Sachs alle internationalen Glücksumfragen bis zum Jahr 2011 analysiert. Eine der wichtigsten Studien in der Glücksforschung ist der Gallup World Poll. Danach leben die glücklichsten Menschen in den Ländern Dänemark, Finnland, Norwegen und den Niederlanden und die unglücklichsten in Afrika: in Benin, in der Zentralafrikanischen Republik und in Togo.

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Tim Jackson fordert ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell

Tim Jackson glaubt, dass auch für ein neues nachhaltiges Wirtschaftssystem die Arbeit von zentraler Bedeutung sein wird. Denn bezahlte Arbeit trägt erstens ganz offensichtlich zum Lebensunterhalt der Menschen bei und ermöglicht ihnen zweitens am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Tim Jackson schreibt: „Durch Arbeit schaffen wir die gesellschaftliche Welt immer neu und finden einen glaubwürdigen Platz darin.“ Der Professor für Nachhaltige Entwicklung am Zentrum für Umweltstrategien der Universität Surrey vertritt zudem die These, dass sich die Wirtschaft innerhalb bestimmter ökologischer Grenzen bewegen muss. Diese Grenzen werden teilweise durch die Ökologie der Erde gesetzt, teilweise durch das Wachstum der Weltbevölkerung. Tim Jackson erklärt: „Beide Faktoren zusammen bestimmen, wie viele Ressourcen, wie viel Umweltraum zur Verfügung stehen. Innerhalb jeder Ökonomie bildet dies die Grenze für nachhaltiges Wirtschaften.“

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Die Konkurrenz zwischen Philosophie und Mythos

Philosophie wird im Allgemeinen mit dem rationalen Denken gleichgesetzt. Fassbar wird dies am ehesten in der Abgrenzung von seinem Gegenteil. Geschichtlich hat sich die Philosophie als Gegenspieler des Mythos entwickelt. Der Mythos lässt sich als Rede, Wort, Sage oder Erzählung interpretieren. Es gibt bei dieser Gattung keinen Autor, die Geschichten wurden von Generation zu Generation überliefert. Der Mythos gilt als selbstverständlich Autorität, dessen Schöpfer unbekannt ist. Als eine Lehre von der Entstehung der Welt entwirft er eine umfassende Deutung der Welt. Die einzelne Sage erklärt bestimmte Vorgänge in der Natur oder Erscheinungen des Lebens überhaupt. So werden beispielsweise im ägyptischen Mythos von Isis und ihrem Bruder Osiris das Werden und Vergehen im ewigen Kreislauf des Jahres dargestellt.

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