Obgleich Seneca wusste, dass es bei der Art der Lebensbewältigung durch Philosophie auf Denken, Erkenntnis und begriffliches Erfassen der Wirklichkeit ankommt, warnte er davor, sich im Gestrüpp der Begriffe und formal-logischen Ableitungen zu verlieren. Albert Kitzler erläutert: „Nach Seneca deuten die Begriffe nur auf die Sachen hin, die es zu verstehen gilt. Ob wir Angst von Furcht unterscheiden, was wir dem einen oder anderem zuordnen, ob wir eine möglichst exakte, lexikalische Definition finden, das sei nur von relativem Wert.“ Wichtiger sei es die Sache selbst zu begreifen und zu lernen, mit ihr umzugehen. Seneca hielt sich mehr an die Erscheinungen, die Phänomene, denen die Worte sich anschmiegen sollten und die er immer wieder mit unterschiedlichen Worten und Bildern möglichst umfassend und genau um- und beschreiben wollte. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.
Beschreibung
François Jullien nähert sich den Kulturen mit dem Konzept des Abstands
Die Begriffe „Differenz“ und „Identität“ sind ein altes, von der Philosophie geerbtes Begriffspaar, das seit den alten Griechen auf der Erkenntnisebene erfolgreich funktioniert. François Jullien glaubt allerdings, dass eine Debatte, bei der es um die kulturelle „Identität“ geht, mit einem Geburtsfehler behaftet ist. Daher schlägt er eine konzeptuelle Verschiebung vor: „Anstatt die Verschiedenheit der Kulturen als Differenz zu beschreiben, sollten wir uns ihr mithilfe des Konzepts des „Abstands“ nähern; wir sollten sie nicht im Sinn von „Identität“, sondern im Sinn einer „Ressource“ und der „Fruchtbarkeit“ verstehen.“ Sowohl der Abstand als auch die Differenz markieren eine Trennung; die Differenz setzt dabei jedoch auf eine „Unterscheidung“ während der Abstand den Blick auf eine „Entfernung“ richtet. François Jullien, geboren 1951 in Embrun, ist ein französischer Philosoph und Sinologe.
Sigmund Freud unterscheidet zwischen Sexualtrieb und Todestrieb
In der Philosophie der Gegenwart wurden verschiedene Modelle entwickelt, um in der Struktur dessen, was Sigmund Freud „das Ich“ nennt, die menschliche Rationalität auszumachen. Der amerikanische Philosoph Robert Brandom spricht hier vom „Spiel des Gebens und Verlangens von Gründen“ und er hat auch dafür plädiert, das Ich gleichsam als den allgemeinen Namen für Mitspieler an diesem Spiel aufzufassen. Markus Gabriel erklärt: „Ein Ich zu sein heißt, für die Beschreibungsebene zugänglich zu sein, auf der wir unsere Einstellungen zu uns selbst und zu anderen durch Gründe stützen und rechtfertigen.“ Sigmund Freud selber neigt leider häufig dazu, das Ich wie einen Homunculus zu behandeln, der seines Erachtens dadurch auf die Bühne tritt, das Wahrnehmungen im Menschen durch Reizungen entstehen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.
Bewusstsein ist eine Art mentale Berührung
David Gelernter vertritt die These, dass man ein Thema wie das Bewusstsein, das von seinem Wesen her subjektiv ist, nicht ohne Introspektion untersuchen kann. Die Phänomenologen erinnern an etwas Wichtiges: Wenn Introspektion erforderlich ist, muss man dabei sorgfältig und systematisch vorgehen – man muss sich laut Edmund Husserls Worten immer darum bemühen, zu „sehen“ oder zu „schauen“, welche allgemeinen Gesetzte sich im eigenen Erleben offenbaren. In jeder Erfahrung spiegeln sich nämlich die grundlegenden Gesetze des jeweiligen Wissensgebiets wieder – falls es solche Gesetze gibt. Durch das Schlüsselloch seines Erlebens kann man erkennen, wie das Bewusstsein strukturiert sein muss, damit es das Erlebnis möglich machen kann. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University. In seinem jüngsten Buch „Gezeiten des Geistes“ erklärt David Gelernter, warum Computer und künstliche Intelligenz die Tiefen der menschlichen Subjektivität nicht ausloten können.
Der Selbstmord ist eine furchteinflößende Sache
Unter allen Lebewesen sind nur die Menschen in der Lage, über den Selbstmord nachzudenken und ihn in einer bewussten Entscheidung auszuführen. Daniel Klein ergänzt: „Wenn aber ein Mensch bei Sinnen, bewegungsfähig und einigermaßen findig ist, kann er frei entscheiden, sich selbst zu töten, und es dann auch tun.“ Die meisten Menschen haben diese Möglichkeit allerdings niemals wirklich in Betracht gezogen. Der Verstand sagt ihnen, dass Selbstmord eine Option ist, sich aber nie mit dem Herzen und Kopf auf ihn konzentriert, während sie allein in einem schummrigen Zimmer saßen. Denn der Selbstmord ist eine furchteinflößende Sache. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.
Die Literatur der Reformationszeit ist vielschichtig
Die Literatur des 16. Jahrhunderts kann kaum in ihrer Vielfalt gewürdigt werden, wenn nicht eine Voraussetzung erfüllt ist: die Beschreibung der Reformation, die sich bald nach ihrem Beginn in eine Fülle von Reformationen aufspaltete, in ihrer europäischen Dimension. Ein zutreffendes Bild der Reformation selbst bloß in Deutschland würde verfehlen, wer sie als einzigartiges deutsches Ereignis beschriebe, das losgelöst vom europäischen Protestantismus und der gleichzeitigen Geschichte Europas denkbar wäre. Zwar war Martin Luther der Initiator der Vorgänge, die ab 1517 für anderthalb Jahrhunderte die religiöse und auch politische Entwicklung fast aller Staaten stark bestimmten, und ihm fiel auch für das Jahrzehnt der Frühreformation (1517 – 1526) die hegemoniale Position in der Bewegung zu, die allmählich zur Protestantisierung wichtiger Regionen des Kontinents führte.
Für den Begriff „cool“ gibt es keine Richtlinien
Alexander Goebel hat in seinem Leben viele coole Menschen kennengelernt. Die ersten waren die GIs, die US-amerikanischen Besatzungssoldaten, mit denen er Anfang der 1960er zusammentraf. Sie vermittelten ihm ein völlig neues Bild von Lebenslust, zwischenmenschlichem Umgang und der radikalen Trennung von Arbeit und Freizeit. Alexander Goebel erklärt: „Diese Typen in Jeans, Turnschuhen und blütenweißen T-Shirts waren einfach cool, wie sie sprachen, wie sie sich bewegten, wie sie miteinander umgingen.“ Das war eine Erleuchtung für Alexander Goebel und zugleich eine Vorgabe, außerhalb der bundesdeutschen Direktiven für Spaß und Benehmen im öffentlichen Raum. Er hat sie geliebt, er hat von ihnen gelernt, und sie haben seinen Horizont radikal erweitert. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.
Die empirische Psychologie entwickelt sich
Der Begriff der „Erfahrung“ ist systematisch mehrdeutig. Er wird beispielsweise gebraucht, um eine Quelle von Vorstellungen und Ideen sprachlich auszudrücken oder das zugehörige rezeptive Vermögen einen besonderen geistigen Akt beziehungsweise ein besonderes geistiges Widerfahrnis darzustellen. Schließlich bezeichnet er das Erfahrene, das im Geiste gefällte Erfahrungsurteil und schließlich Sätze, die dieses Erfahrungsurteil sprachlich ausdrücken und so die Erfahrung protokollieren. Die Erfahrung gliedert sich auch nach dem Grad ihrer Intentionalität. Neben der gemeinen Erfahrung, die sich bleiläufig, ohne weiteres Zutun einstellt, gibt es die mit Vorsatz, Überlegung und erhöhter Aufmerksamkeit durchgeführte Beobachtung, die in einer ausführlichen Beschreibung protokolliert werden sollte, und das planmäßig vorbereitete und instrumentell-apparativ gestützte Experiment. Sofern die Erfahrung von gewissen Kunstmitteln und Instrumenten Gebrauch macht, kann man auch von künstlicher Erfahrung sprechen.
Albanien ist ein Paradies für Outdoor-Touristen
Albanien ist ein kleines sonniges Gebirgsland am Rand des westlichen Balkans, das zwischen Montenegro und Griechenland liegt. Der Reiseführer „Albanien“ der im Reise Know-How Verlag erschienen ist, stellt das Land als eines der letzten großen Geheimisse Europas vor, das sich gerade zu einem der spannendsten europäischen Reiseländer entwickelt. Die Autorin Meike Gutzweiler schreibt: „Es sind vor allem die herrlichen Naturschönheiten der Berge und ihrer großen Flusslandschaften sowie das wilde mediterrane Flair der Riviera-Küste, die Touristen faszinieren.“ Albanien hat trotz seiner überschaubaren Größe, eine erstaunliche Vielfalt unterschiedlichster Naturräume, die nur noch darauf warten, vom Outdoor-Tourismus richtig entdeckt zu werden. Dazu bietet das Land eine in der Regel frei zugängliche Natur, wie man sie in Mitteleuropa und auch im Süden Europas kaum mehr vorfindet.
Herbert Schnädelbach stellt den Naturalistischen Fehlschluss vor
Ein Grundgesetz in der Philosophie lautet: Man darf nicht von dem, was ist, einfach ableiten, was sein soll. Denn Tatsachenbehauptungen allein rechtfertigen keine normativen Forderungen. Laut Herbert Schnädelbach ist ein unvermittelter Übergang vom Beschreiben zum Vorschreiben, vom Deskriptiven zum Präskriptiven weder in grammatischer noch in sachlicher Form erlaubt. Herbert Schnädelbach fügt hinzu: „Warum dieses Verbot, das man allgemein David Hume als das „Hume`sche Gesetz“ zuschreibt, etwas betrifft, was angeblich naturalistisch und zudem ein Fehlschluss sein soll, liegt freilich nicht auf der Hand.“ Mit dem Sein ist für Herbert Schnädelbach, aus dem man David Hume zufolge kein Sollen ableiten kann, ja nicht nur bloß die Natur gemeint, sondern der Inbegriff aller Seinsbereiche. Die Redeweise „Naturalistischer Fehlschluss“ ist seiner Meinung nach nur historisch zu erklären. Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität in Berlin.
Die Erinnerung ist die Schwester des kritischen Bewusstseins
Die Geschichtsschreibung ist eine uralte Form der Dokumentation der Vergangenheit. Als Beispiele für frühe Dokumentoren nennt Helmut Reuter Caesar, Tacitus und Herodot. Eine solche Arbeit hat mehrere Funktionen, die offenen und versteckten Zielsetzungen, Ideologien oder Zeitstilen folgen. Die Geschichtswissenschaft erklärt, welche Akzente dabei eine Rolle spielen und wie diese Akzente sich abhängig vom gesellschaftlichen und politischen Wandel verbünden können. Als Beispiel nennt Helmut Reuter zunächst die Geschichte der großen Männer, eine weit bis in das 20. Jahrhundert als selbstverständlich verwendete Form der Darstellung. Neueren Datums ist dagegen die Beschreibung des sozialen Wandels einer Gesellschaft, oft mit einem deutlichen Akzent von unten. Damit sind die Erzählungen und die Lebenserfahrungen des Alltags und der Menschen, die den Alltag gestalten, gemein. Helmut Reuter ist seit 2004 Professor am Institut für Psychologie und Kognitionsforschung (IPK) der Universität Bremen.
Sören Kierkegaard hofft auf die göttliche Erlösung
Der Däne Sören Kierkegaard (1813 – 1855) entwickelt schon bei seinem Studium in Berlin die ersten Grundzüge einer Philosophie der subjektiven Existenz und wird dadurch zu einem der Begründer der späteren Existenzphilosophie. Sören Kierkegaard stammte aus einem streng religiösen Elternhaus und studierte auf Wunsch seines Vaters Theologie und hing einer freigeistigen Romantik an. Später entwickelte er sich zum engagierten, religiösen Schriftsteller, der das bürgerliche Schein- und Sonntagschristentum anprangerte. Nachdem er sich lange hinter Pseudonymen versteckt hatte, wandte er sich zuletzt in aller Öffentlichkeit gegen die Kirche und starb, nach einem Zusammenbruch auf der Straße, völlig mittellos im Alter von 42 Jahren.
„High Fidelity“ machte den Schriftsteller Nick Hornby berühmt
Bestsellerautor Nick Hornby hat nur einen seiner Romane für eine Filmfassung umgeschrieben – sein Debüt „Fever Pitch“. Das war Ende der Neunziger, ganz zu den Anfängen seiner Schriftstellerkarriere. Damals war er noch unbekannt und hatte noch nie ein Drehbuch geschrieben. Zudem wusste er nicht, ob er jemals vom Schreiben würde leben können. Als man ihn fragte, ob er zu „Fever Pitch“ auch das Drehbuch schreiben wolle, konnte er allein schon aus finanziellen Gründen nicht absagen. Er hatte eine junge Familie und brauchte das Geld. Dabei wurde ihm allerdings sehr schnell klar: Wenn der Roman auch als Film funktionieren sollte, brauchte er viele Elemente, die im Buch nicht vorkamen. Nick Hornsby stellte sich das Drehbuchschreiben in seiner naiven Sicht als erfrischende Abwechslung vor.
Bertrand Russell erklärt die Erkenntnis von den Dingen
Bertrand Russell unterscheidet zwei Arten der Erkenntnis: die von den Dingen und die von Wahrheiten. Bei der Erkenntnis von Dingen unterscheidet er ebenfalls zwei Arten. Erstens die Art, die man Bekanntschaft nennt, die ihrer Natur nach einfacher als jede Erkenntnis von Wahrheiten und von solchem Wissen unabhängig ist. Zweitens die Erkenntnis von Dingen durch Beschreibung, die immer ein Wissen von Wahrheiten als Grund und Ursprung eben dieser Erkenntnis involviert. Bertrand Russell erklärt: „Wir wollen von Bekanntschaft immer dann sprechen, wenn uns etwas unmittelbar, ohne Vermittlung durch Schlussfolgerungen oder eine vorausgegangene Erkenntnis von Wahrheiten, bewusst ist.“
Die Menschen leben heute in einem Zeitalter des Konformismus
Die Gegenwart ist von einem Widerspruch geprägt: Auf der einen Seite gibt es einen zunehmenden Egoismus, gepaart mit dem Gedanken der Selbstverwirklichung. Auf der anderen Seite scheinen sich die Individualität und Einzigartigkeit der Menschen immer mehr aufzulösen. Dabei entwickelt sich die Teamfähigkeit zu einer immer bedeutenderen Kompetenz. Und wer nicht gut vernetzt ist, wird schnell als Außenseiter abgestempelt. Das 17. Philosophicum Lech beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, wie sich Menschen in dieser widersprüchlichen Welt erleben und wie sie sich auf ihr Ich auswirkt. Daneben wurden auf folgende Fragen Antworten gesucht: Wie gestalten sich Beziehungen in virtuellen Netzen, was bedeutet es, wenn die virtuellen Netze enger, die realen sozialen Netze aber immer durchlässiger werden? Diesen Entwicklungen, ihren Vorgeschichten und Konsequenzen sind Soziologen, Philosophen sowie Kultur- und Naturwissenschaftler im Wintersportort Lech am Arlberg nachgegangen.
Claude Simon revolutioniert die europäische Romankunst
Der Schriftsteller Claude Simon entwickelt in seinen Geschichten Erzählformen und Satzkonstruktionen, die nach Marcel Proust und James Joyce, dem europäischen Roman eine neue Form geben. Dafür hat Claude Simon im Jahr 1985 den Nobelpreis für Literatur erhalten. In den Romanen „Der Wind“ (1957) und „Das Gras“ (1960) wendet der Autor schon die für ihn typischen langen Sätze an, die alle Konventionen des Satzbaus zertrümmern. In seinem siebten Werk „Die Straße in Flandern“ (1960) löst Claude Simon auch die überkommene Form des Romans ab. Er nimmt Abschied von psychologisch kausaler Schlüssigkeit, Chronologie und Handlung. Stattdessen konfrontiert er seine Leser mit in einen suggestiven Mahlstrom rotierender und immer wieder variierten Bilder, der in die Tiefen des Lebens vordringt, wie es zuvor in der europäischen Literatur nicht dagewesen ist.
Ethiken beschreiben die Regeln des Zusammenlebens
Die Ethik beschäftigt sich seit der Antike auf der einen Seite in erster Linie mit den Regeln des Zusammenlebens. Auf der anderen Seite fragt sie laut Hans-Martin Schönherr-Mann auch danach, wie sich ein Mensch ethisch selber formt, das heißt, wie er sein Leben ethisch führt. Dabei entwickeln sich im Verlauf der Geschichte verschiedene Formen der Ethik, die zumeist Sammlungen von Regeln, Geboten und Verboten für den Einzelnen sowie deren Begründungen zusammenfasst. Hans-Martin Schönherr-Mann nennt als Beispiele die Ethik des alten Testaments mit den mosaischen Geboten, die antiken Ethiken der Griechen, die christliche, die islamische, die protestantische und jene der Aufklärung. Prof. Dr. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann ist seit 2003 Professor für Politische Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Andreas Wirsching nennt Gründe für die Globalisierung
Das nachhaltigste Schlagwort der beiden Jahrzehnte nach dem Umbruch von 1989 lautete ohne Zweifel „Globalisierung“. Das damit bezeichnete Phänomen hat laut Andreas Wirsching, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine Unmasse von Beschreibungen und Analysen hervorgebracht. Und kaum ein anderes zeitgenössisches Thema ist seiner Meinung nach ähnlich unterschiedlich, ja konträr bewertet worden. Andreas Wirsching schreibt: „Geradezu messianischem Lobpreis stand und steht nicht selten ein Verdammungsurteil entgegen, das praktisch alle sozialen und politischen Probleme des neuen Europa durch die Globalisierung bedingt sieht.“ Andreas Wirsching zitiert auch Pierre Bourdieu, der die Globalisierung als bloßes Schlagwort betrachtet, das sachlich nur wenig aussagt, sich dafür aber umso besser als pseudo-argumentatives Druckmittel eignet, um neoliberal definierte Interessen im Diskurs durchzusetzen.
Adam Morton begibt sich auf die Spur des Wissens
Aus vielen Gründen glauben die Menschen viel über die Welt zu wissen. Eine Annahme jedoch als Wissen zu bezeichnen bedeutet laut Adam Morton, dass gewissen Kennzeichen vorhanden sein müssen, die diese Überzeugung mit Tatsachen verbinden. Wenn eine Person etwas in einer bestimmten Sache in Erfahrung bringen möchte, sucht sie in der Regel jemanden auf, der etwas davon versteht. Die Menschen unterscheiden ihre Meinungen und Überzeugungen als Wissen und Noch-nicht-Wissen. Zudem haben sie ein Interesse daran, ihre Mitmenschen als verlässliche oder unzuverlässige Informationsquellen einzuordnen. Adam Morton erklärt: „Wir können das, was als Wissen bezeichnet wird, einordnen, indem wir darüber nachdenken, was kein Wissen ist.“ Adam Morton ist emeritierter Professor für Moralphilosophie der University of British Columbia.
Julian Barnes hinterfragt die Relevanz von Erinnerungen
Julian Barnes beschreibt in seinem Roman „Vom Ende einer Geschichte“ die Erinnerungen Tony Websters, die in den 60er-Jahren in einer Schule im Zentrum von London ihren Ausgangspunkt beginnen. Der pensionierte Tony Webster erinnert sich an seine Schulfreunde Adrian, Tony, Colin und Alex, mit denen er eine Viererbande bildete. Die Jungs waren hungrig nach Büchern, nach Sex, orientiert an den Maximen der Leistung, aber auch kleine Anarchisten. Während Tony in Bristol Geschichte studiert, wird Veronica Mary Elizabeth Ford für zwei Studienjahre seine Freundin. Auf die beiden trifft wahrscheinlich die Vermutung zu, dass es Menschen gibt, die füreinander geschaffen sind, aber dies nicht wissen. Darum müssen sie in der Folge ihres Lebens viel Leid ertragen.
Nadine Gordimer schreibt Gesellschaftsromane
Nadine Gordimer ist die renommierteste Schriftstellerin Südafrikas. 1991 erhielt sie den Literaturnobelpreis. Die Ehrung galt einem Werk, das damals schon aus einem Dutzend Romanen, über zweihundert Kurzgeschichten, vielen Essays und Vorträgen bestand. 1979 erschien der Roman „Burgers Tochter“, den das Nobelpreiskomitee als eines ihrer Meisterwerke würdigt. Er handelt vom Schüleraufstand in Soweto 1976, bei dem fünfhundert Kinder und Jugendliche durch Polizeigewalt ums Leben kamen. Die Hauptfigur dieses äußerst komplexen Werks ist Rosa Burger, eine junge Weiße burischer Abstammung, deren Eltern im Gefängnis starben, weil sie als Kommunisten für die Freiheit kämpften. Im Laufe der Geschichte verliert sich die Heldin im Chaos ihrer Suche nach der eigenen Identität, zwischen ihren weißen und schwarzen Freuden, zwischen den Flügelkämpfen des African National Kongress (ANC) und der ständigen Bedrohung durch die Sicherheitsbehörden.
Das Genie und die Lebenswut der Sylvia Plath
Schon zwei Jahre nach dem Tod von Sylvia Plath waren ihr Leben und ihre Dichtung zu einem schwer entschlüsselbaren Mythos verwoben. Nur eines ist klar, die Wut ist ein fester Bestandteil ihres Lebens, wie sie selbst in ihren Tagebüchern zugibt: „Eines kann ich sagen; Ja, ich will gelobt werden von der Welt und will Geld und Liebe und bin wütend auf alle, die weiter sind als ich, vor allem, wenn ich sie kenne und wenn sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich.“ Keine vier Jahre später nachdem sie diese Sätze geschrieben hat, wird die inzwischen zweifache Mutter, die mit ihren Kindern allein in London lebt, in ihrer Küche den Gashahn aufdrehen und den Kopf in den Backofen stecken, um zu sterben.
40 große Naturforscher aus Europa und Amerika
Der Herausgeber der Buchs „Die grossen Naturforscher“ Robert Huxley ist fest davon überzeugt, dass die heutigen Naturwissenschaften tief in der Schuld großer Männer und Frauen stehen, die sich in der Vergangenheit aufmachten, um die Welt zu erforschen. Forscher wie Alexander von Humboldt oder Charles Darwin revolutionierten das Wissen ihrer Zeit. Das Werk erzählt die Geschichte der Erforschung der Natur anhand des Lebens, der Beobachtungen und Entdeckungen von fast 40 dieser großen Naturforscher aus ganz Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Herausgeber Robert Huxley ist Leiter der botanischen Sammlung im Natural History Museum in London.
Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben
„Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen kann“, sagt Roy Peter Clark. Man braucht dazu Werkzeuge, nicht Regeln. Seine 50 Werkzeuge und die mehr als 200 Textbeispiele und Übungen helfen fast jedem Autor besser zu schreiben. Roy Peter Clark ist Vizepräsident des Poynter Institute in St. Petersburg, Florida – eine der renommiertesten Journalistenschulen der Welt. Er hat 14 Bücher zum Thema Schreiben und Journalismus veröffentlicht. Roy Peter Clark hat seinen Schreibwerkzeugkasten in vier große Kapitel unterteilt. Das erste nennt er das A und O: Strategien, um auf Wort-, Satz- und Absatzebene Inhalte zu vermitteln. Im zweiten Teil geht es um Spezialeffekte: Hilfen und Tipps für mehr Klarheit, Wirtschaftlichkeit, Originalität und Überzeugungskraft.