Auch im Urlaub jagen die Menschen dem Glück nach und sehnen sich nach entspannten Ferien. Urlaubsreisen sind ein ganz wichtiger Baustein des persönlichen Glücksempfindens. Dies haben Tourismusforscher unter der Leitung von Sara Dolcinar in Studien herausgefunden, die sie im Fachmagazin „Annals of Tourism Research“ veröffentlicht haben. Touristen erwarten laut ihren Befragungen im Urlaub vor allem Entspannung und großartige Erlebnisse. Am besten wäre es, wenn zusätzlich dabei noch ihre Persönlichkeit wachsen würde. Die Forscher schreiben: „Darin steckt eine große Erwartungshaltung, die Enttäuschungen vorprogrammiert.“ Viele Menschen betrachten ihren Urlaub heute als ein Feuerwerk von Erlebnissen, wobei sie den Leistungsdruck, dem sie in der Arbeit ausgesetzt sind, in vielen Fällen nicht abschütteln können. Die Erwartungen an einen perfekten Urlaub sind gewaltig, allein diese Tatsache reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass der Urlaub ein Erfolgserlebnis wird.
Der ideale Urlaubsort ist eine Chimäre
Daher ist es besser, vom Urlaub ja nicht zu viel zu erwarten. Das erleichtert auch den Entscheidungsprozess für eine Reise, wie Jeong-Yeol Park und Shawn Jang von der Universität Purdue festgestellt haben. Sie schreiben im Fachblatt „Tourism Management“: „Die stetige Ausdifferenzierung der Angebote für Touristen steigert die Sorge, am Ende nur am zweitschönsten Strand zu liegen.“ Die beiden Wissenschaftler haben festgestellt, dass Touristen häufig unter der sogenannten Entscheidungsüberlastung leiden.
Desto mehr Auswahl Touristen für den idealen Urlaub haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich gar keine Reise buchen. Sie bleiben dann lieber zu Hause, als die Wahl ihres Urlaubsortes später zu bereuen. Zum Rezept für einen Urlaub ohne Stress gehört also: nicht ewig den idealen Urlaubsort suchen, sondern denjenigen buchen, der auf Anhieb gefällt. Auch in den Ferien selbst gibt es eine große Anzahl von Möglichkeiten, die Anzahl der Erlebnisse zu reduzieren.
Besonders ein anstrengender Urlaub tut den meisten Menschen gut
Der Durchschnittstourist ist von der Illusion gefangen, dass er im Urlaub möglichst viel freie Zeit zur Verfügung haben muss. Doch in einem solchen Fall tritt sehr schnell die Langeweile auf und die Frage, was man unternehmen könnte, wenn das Strandleben auf einmal nicht mehr alle Urlaubswünsche erfüllt. Dann kommt wieder die Arbeit ins Spiel. Das Marktforschungsunternehmen Mindmetre hat herausgefunden, dass ein Drittel der deutschen Touristen deshalb selbst im Urlaub mindestens drei Stunden am Tag arbeiten.
Scheinbar ist es eine paradoxe Erscheinung, dass eigentlich ein sehr anstrengender Urlaub, den meisten Menschen besonders gut tut. Sei es, indem sie mit einem Mountainbike die Alpen überqueren, sei es, dass sie auf dem Rücken eines Pferdes durch die argentinische Pampa reiten. Was sich zunächst nicht nach Entspannung anhört, ist es aber trotzdem. Psychologen erklären, dass ein solcher Urlaub, obwohl er nur sieben Tage dauert, denselben Erholungswert hat wie siebenwöchige Ferien. Denn: „In einer Tätigkeit aufzugehen, dehnt die Zeit.“
Von Hans Klumbies