Der Literatur Kalender 2019 thematisiert Anfänge und Aufbrüche

„Der Literatur Kalender 2019“ vereint 53 bedeutende Momente über Anfang und Aufbruch aus dem literarischen Leben berühmter Schriftsteller. Der Kalender enthält autobiografische Texte, ausführliche Bildlegenden, Kurzbiographien und ein Kalendarium mit den Lebensdaten der vorgestellten Autoren. J. D. Salinger, dem die erste Woche des Januars gewidmet ist, fing mit dem Schreiben an, als er ungefähr 18 Jahre alt war, und ist seither dabei geblieben. Sein erster und einziger Roman „Der Fänger im Roggen“ der ihn weltberühmt machte, erschien 1951. Es war das Aufbruchsbuch der Nachkriegsgeneration. Ende April erscheint Karl Kraus auf der Bühne des Literatur Kalenders. Er schreibt im März 1914 an die böhmische Baronin Sidonie Nádherný: „Ich verbrenne … Ich hätte nie geglaubt, dass es so über mich noch hereinbrechen kann. Es ist Anfang oder Ende.“

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Der Arche Literatur Kalender 2018 pendelt zwischen Ruhe und Bewegung

Der Klassiker unter den Literaturkalender, der Arche Literatur Kalender, hat für das Jahr 2018 „Ruhe & Bewegung zum Thema erwählt. Das Titelbild zeigt den jungen Vladimir Nabokov mit seiner Braut beim Tennisspielen, Anfang 1920 in Berlin. 53 Autorinnen und Autoren erzählen was ihnen Ruhe und Bewegung bedeutet. Dabei kann es sich um Sehnsucht, Frust oder Freude handeln. Der Dichter, Publizist und geniale Filmemacher Pier Paolo Pasolini zum Beispiel liebte seit frühester Kindheit das Fußballspiel: „Die Nachmittage, die ich beim Fußballspielen auf den Wiesen von Caprara verbrachte (ich spielte damals auch sechs, sieben Stunden lang, ununterbrochen, rechts außen …), sind unzweifelhaft die schönsten meines Lebens gewesen.“ Für die berühmte französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir dagegen war die Ruhe beim Lesen von existenzieller Bedeutung: „Ich ziehe die Vorhänge in meinem Zimmer zu, strecke mich auf dem Divan aus, ich vergesse mich selbst: es gibt nur noch die schwarz-weiße Seite, die mein Blick durchfliegt ….“

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Der Prozess des Erwachsenwerdens endet niemals

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 01/2018 beschäftigt sich mit der Frage: „Wo ist das Kind, das ich war?“ Während die einen die Infantilisierung der Gesellschaft beklagen, fordern andere eine heilende Rückkehr zum inneren Kind. Ist der Weg ins Leben eines Erwachsenen notwendig der einer Desillusion und Selbstentfremdung? Und was könnte es überhaupt heißen: erwachsen sein? Das sind Fragen, mit denen sich jeder Mensch auseinandersetzen sollte, meint zumindest der scheidende Chefredakteur Wolfram Eilenberger. Den Chefposten auf der Kommandobrücke des Philosophie Magazins bekleidet in Zukunft die bekannte Philosophin Svenja Flaßpöhler. Walter Benjamin und Ludwig Wittgenstein betrachten in ihrer Kindheitsphilosophie das sprechende Kind als ein Wesen, das potentiell mündig ist, hingegen durch verfehlte Begriffsverwendungen und Erklärungen der Erziehenden ebenso desillusioniert und selbstentfernt zu werden droht wie die faktische Mehrheit der Erwachsenenwelt.

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Der Nationalismus ist das schlimmste Gesicht des Populismus

In seinem neuen Roman „Die Enthüllung“, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist, geht es um den Missbrauch der Macht und um Korruption. Doch nicht nur in seinen Büchern prangert der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa (80) Missstände an. In den sozialen Netzwerken wurde viel über den Literaturnobelpreis für Bob Dylan diskutiert. Mario Vargas Llosa hat diese Entscheidung sehr überrascht: „Ich glaube, das ist Ausdruck der zunehmenden Frivolität der Kultur in unserer Zeit. Bob Dylan ist ein guter Sänger, aber er ist längst kein großer Schriftsteller.“ Für Mario Vargas Llosa gibt es viele Schriftsteller, die den Nobelpreis verdient hätten und beiseitegelassen worden sind. Aber dies ist seiner Meinung nach die Zivilisation des Spektakels, und sie reicht inzwischen bis zur Schwedischen Akademie.

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Folgt der Stimme des Herzens und dem Kompass der Neugier!

In ihrem neuen Buch „Macht was ihr liebt!“ fordern die Autoren Anja Förster und Peter Kreuz ihre Leser auf, der Stimme des Herzens und dem Kompass der Neugier zu folgen. Jeder sollte in sein Innerstes schauen und sich fragen: „Was will ich wirklich, was macht mich lebendig, was bringt das Funkeln in meine Augen?“ Das höchste Ziel im Leben ist zu sein, wer man ist, und zu werden, wozu man die Fähigkeiten besitzt. Das Leben ist kein Zufallsprodukt und wird auch nie eines sein. Wer wirklich macht, was er liebt, hat an einem Punkt seines Lebens beschlossen, aufzustehen und zu einhundert Prozent Verantwortung für seine Existenz zu übernehmen. Der Literaturnobelpreisträger Albert Camus hat dazu folgendes gesagt: „Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche für diese Chance.“

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Rebekka Reinhard erforscht die Absurdität

Die Erfahrung des Absurden machen laut Rebekka Reinhard nicht nur Jugendliche. Ganz im Gegenteil stellt die Absurdität die Standardsituation des modernen Menschen dar, der sich zwar damit abgefunden hat, dass kein Gott mehr sein Flehen erhört, dass sich ihm die Welt in der er lebt, schrecklich gleichgültig zeigt. Dennoch kann es der Mensch nicht lassen dieser Welt seinen Stempel aufzudrücken. Beispielsweise indem er in den Krieg zieht oder Bakterien mit künstlichem Erbgut produziert. Rebekka Reinhard schreibt: „ Im Alltag verbindet sich das Absurde mit der fraglosen Akzeptanz routinemäßiger Vorgänge.“ Die meisten Menschen freunden sich mit ihrer absurden Lage an, gewöhnen sich an sie, sie funktionieren.

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Der Schriftsteller Siegfried Lenz prägt die Nachkriegszeit

Der große deutsche Schriftsteller Siegfried Lenz, der am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren gestorben ist, hatte sich die Haltung des französischen Existentialisten, Philosophen und Literaturnobelpreisträgers Albert Camus (1913 – 1960) zu eigen gemacht: „Du musst dein Leben rechtfertigen.“ Verpflichtung und Antrieb für Siegfried Lenz waren, wie der bekannte, auch Schuldgefühle, nämlich den Zweiten Weltkrieg überlebt zu haben, während viele Altersgenossen auf den Schlachtfeldern bestialisch getötet wurden. Neben den Literaturnobelpreisträgern Günter Grass und Heinrich Böll zählte Siegfried Lenz zu den prägenden Schriftstellern der Nachkriegszeit. Die eigenen Erlebnisse im Dritten Reich und das als Marinesoldat erlebte Leid blieben ihm Zeit seines Lebens ein Quell seiner schriftstellerischen Arbeit und für sein politisches Zeugnis. Zu den Herzensanliegen des gebürtigen Ostpreußen gehörten die Versöhnung mit Israel und Polen.

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Wole Soyinka ist der einzige Literaturnobelpreisträger Afrikas

Der Schriftsteller Wole Soyinka, der aus Nigeria stammt, ist der erste und bis heute einzige Literaturnobelreisträger aus Schwarzafrika. Im Jahr 1986 nahm Wole Soyinka die Auszeichnung stellvertretend für ganz Afrika an, wobei er seine Dankesrede Nelson Mandela widmete: „Diese Vergangenheit muss sich ihrer Gegenwart stellen.“ Der Literaturnobelpreis katapultierte den Schriftsteller in die Weltöffentlichkeit, etablierte ihn als einen Mahner für die Freiheit, als einen „writer and fighter“, der sich für Nigeria und ganz Afrika einsetzt. Wole Soyinka war immer wieder im Gefängnis gelandet, weil er gegen die nigerianische Militärdiktatur protestierte. Zwei Jahre wurde er in Isolationshaft gesperrt, anschließend musste er für lange Zeit ins Exil gehen. Wole Soyinka erklärt dazu: „Letztlich bin ich lieber im Kampf gefangen als in der Entfremdung von meiner eigenen Gesellschaft.“ Am 13. Juli ist Wole Soyinka 80 Jahre alt geworden.

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Gabriel García Márquez erhält 1982 den Literaturnobelpreis

Der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez war ein Erfinder von Mythen und Revolutionär der Weltliteratur. Als er 1967 sein Buch „Hundert Jahre Einsamkeit“ veröffentlichte, sorgte er für eine Sensation. Denn er schrieb damit den großen neuen Roman des Verfalls einer Familie. Der Diktatorenroman „Der Herbst des Patriarchen“ erschien 1975. Mit der „Chronik eines angekündigten Todes“ lieferte Gabriel García Márquez 1981 eine klassisch strenge Novelle. Die amouröse Geschichte seiner Eltern erzählte er in dem Buch „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“, das 1985 erschien. Ganz nebenbei blieb der Jahrhundertschriftsteller ein ausgezeichneter Journalist, der sich in seiner Schreibschule im kolumbianischen Cartagena de Indias für den Nachwuchs einsetzte. Am vergangenen Donnerstag ist der Literaturnobelpreisträger in Mexiko-Stadt im Alter von siebenundachtzig Jahren gestorben.

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Inge Feltrinelli hat mit außergewöhnlichen Fotos die Welt erobert

Mit einem Foto von Greta Garbo verdiente die Fotografin Inge Feltrinelli ihren ersten 50 Dollar bei LIFE. Es entstand in New York, als die Schauspielerin an einer Ampel stand. Es ist für sie eines der schönsten Fotos, die sie jemals gemacht hat. Der Bildband „Mit Fotos die Welt erobern“, der im Steidl Verlag erschienen ist, präsentiert eine Vielzahl legendärer Schnappschüsse, die Inge Feltrinelli, von den Schönen, Klugen und Reichen ihrer Zeit gelungen sind. Bezeichnend für ihre Arbeitsweise ist es, dass des zu fast jedem aufregenden Foto eine spannende Anekdote dazu gibt. Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway stieg beispielsweise nur mit seinen geliebten Drinks auf die Rückbank eines Wagens. Der Regisseur Billy Wilder unterbrach die Unterhaltung mit Inge Feltrinelli nur, um eine Pickelhaube aufzusetzen. Und unter einem 5-Dollar-Kleid schmuggelte die Fotografin ihre Fotoausrüstung auf den Ball des Herzogs von Windsor.

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Günter Grass hat seinen Roman „Hundejahre“ neu illustriert

Vor fünfzig Jahren ist der Roman „Hundejahre“ des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass erschienen. Jetzt hat der weltberühmte Autor davon eine Jubiläumsausgabe mit neuen bildnerischen Arbeiten dazu herausgebracht. Von seinen drei ersten Prosabüchern „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und „Hundejahre“ sind die „Hundejahre“ für Günter Grass das Buch, das ihm in seinem fragmentarischen Charakter am längsten beschäftigt und zeichnerisch immer wieder interessiert hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass es ein sehr bildhafter Roman ist. Günter Grass fügt hinzu: „Als ich „Grimms Wörter“ fertig hatte – ich wechsle ja immer wieder das Handwerkszeug, wenn ich nach ein paar Jahren ein Prosabuch beendet habe –, war für mich der Zeitpunkt gekommen: Jetzt will ich die „Hundejahre“ illustrieren.“ Danach stellte sich für ihn nur noch die Frage der Technik.

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Paul Auster sagt beim Schreiben ausschließlich die Wahrheit

In dem Roman „Sunset Park“ den der amerikanische Schriftsteller Paul Auster im Jahr 2010 veröffentlichte, spricht der Erzähler von seinem Plan, sich vom angesammelten Ballast seines Lebens zu entledigen und bewusster im Hier und Jetzt zu leben. Paul Auster sagt: „Was „Sunset Park“ betrifft, so war es das erste Mal in meinem Leben als Schriftsteller, dass ich bewusst versucht habe, einen Roman über das Jetzt zu schreiben.“ Fast alle seine vorherigen Romane hatten eine distanzierte Beziehung zur Gegenwart, aber „Sunset Park“ war für Paul Auster der bewusste Versucht, über die aktuelle Krise in Amerika zu schreiben, die alle Amerikaner gerade durchleben. Seine Romanfigur macht sich sehr dunkle Gedanken und ist vom Gefühl geprägt, jede Zukunft verloren zu haben. Die Dinge, für die er gelebt hat, existieren nicht mehr.

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Eine liebevolle und enge Beziehung ist eine Quelle des Glücks

Eine der wichtigsten Grundlagen für eine dauerhafte Beziehung ist die Liebesarbeit, die ein Paar glücklich macht. Doch es gibt laut Sonia Laszlo noch ein anderes Element, das in dem Konstrukt der romantischen Liebe völlig fehlt: die Streitkultur. Die Glücksforscherin erläutert: „Für eine glückliche Langzeitpartnerschaft ist anfängliches heißes Liebesglück wesentlich weniger wichtig als eine gesunde Streitkultur, gemeinsame Scheiterkultur und gemeinsame Stressbewältigung.“ Die besten Bewältigungsstrategien für Probleme weisen jene Paare auf, die Dinge nicht allzu ernst nehmen und Partner humorvoll zum Lachen bringen können. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Claude Simon revolutioniert die europäische Romankunst

Der Schriftsteller Claude Simon entwickelt in seinen Geschichten Erzählformen und Satzkonstruktionen, die nach Marcel Proust und James Joyce, dem europäischen Roman eine neue Form geben. Dafür hat Claude Simon im Jahr 1985 den Nobelpreis für Literatur erhalten. In den Romanen „Der Wind“ (1957) und „Das Gras“ (1960) wendet der Autor schon die für ihn typischen langen Sätze an, die alle Konventionen des Satzbaus zertrümmern. In seinem siebten Werk „Die Straße in Flandern“ (1960) löst Claude Simon auch die überkommene Form des Romans ab. Er nimmt Abschied von psychologisch kausaler Schlüssigkeit, Chronologie und Handlung. Stattdessen konfrontiert er seine Leser mit in einen suggestiven Mahlstrom rotierender und immer wieder variierten Bilder, der in die Tiefen des Lebens vordringt, wie es zuvor in der europäischen Literatur nicht dagewesen ist.

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Die Existenz gewinnt ihre Schönheit durch das Unberechenbare

Die aktuelle Sommerausgabe des Philosophie Magazins stellt in seinem Titelthema die Frage, ob überwiegend der Zufall das Leben der Menschen bestimmt. Für die Philosophin Svenja Flaßpöhler ist der Zufall das metaphysische Rätsel an sich, das bis heute für die tiefsten Kränkungen des menschlichen Selbstbildes verantwortlich ist. Deshalb versuchen die Menschen mit immer raffinierteren Methoden den Zufall zu kontrollieren. Es gibt zwei Fiktionen, um sich über die Zufälligkeiten des Lebens hinwegzutrösten. Die erste ist der Glaube an das Schicksal, an einen übernatürlichen Willen, der alles fügt. Sonja Flaßpöhler erläutert: „Der schicksalsgläubige Mensch vertraut auf die schützende Hand, die er über sich wähnt und die ihn genau dorthin gestellt hat, wo er sich gerade befindet.“ Der zweite Trost ist der Glaube an die Selbstbestimmung, an die überwältigende Kraft des eigenen Tuns. An die Stelle des Gottvertrauens tritt das Selbstvertrauen.  

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Günter Grass warnt vor dem Zerfall der Demokratie

Für den Literaturnobelpreisträger Günter Grass sind es nicht zuletzt die großmächtigen Banken, deren Lobbytätigkeit mittlerweile das gewählte Parlament mitsamt der Regierung in Geiselhaft genommen hat. Der Schriftsteller sagt: „Die Banken spielen Schicksal, unabwendbares. Ihre Vorstände und Großaktionäre formieren sich zu einer Parallelgesellschaft.“ Die gravierenden Folgen ihrer Finanzwirtschaft, die hoch riskant ist, haben schließlich die Bürger als Steuerzahler zu begleichen. Die Menschen bürgen für die Banken, deren Milliardengräber ständig neue Geldmittel erfordern. Laut Günter Grass sind auch die Tages- und Wochenzeitungen, also die Journalisten, dieser Allmacht der Banken ausgesetzt. Er erklärt: „Es bedarf keiner altmodischen Zensur mehr, die Vergabe oder Verweigerung von Anzeigen reicht aus, um die ohnehin in Existenznot geratenen Printmedien zu erpressen.“

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