Danielle Allen fordert eine vernetzte Gesellschaft

Laut Danielle Allen benötigt man politische Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, dass man eine „vernetzte Gesellschaft“ erreicht. Nur so kann das Ideal „sozialer Verbundenheit“ entstehen. In diesem Rahmen gibt es kulturelle Gewohnheiten, die zum individuellen Wohlergehen beitragen. Zudem bringen sie die soziale Verbundenheit aktiv zur Geltung. Sozialkapital-Forscher unterscheiden drei Arten von sozialen Beziehungen: Bonding, Bridging und Linking. Danielle Allen erklärt: „Bindungen sind jene engen Beziehungen, die Verwandt, Freunde und sozial ähnliche Personen zusammenhalten.“ Brücken werden in jenen loseren Beziehungen gebaut, die Menschen über demografische Spaltungen hinweg miteinander verbinden. Und Verbindungen sind schließlich die vertikalen Beziehungen zwischen Menschen auf unterschiedlichen Stufen einer Statushierarchie. Danielle Allen ist James Bryant Conant University Professor an der Harvard University. Zudem ist sie Direktorin des Edmond J. Safra Center for Ethics in Harvard.

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Ökonomie und Politik sind eng verzahnt

Politik und Ökonomie sind eng miteinander verflochten. Joseph Stiglitz erklärt: „Aus unseren wirtschaftlichen Ungleichheiten werden politischen Ungleichheiten, die ihrerseits zu Regeln führen, die Erstere noch weiter verschlimmern.“ In ähnlicher Weise wirken auch wirtschaftliche Fehlentscheidungen auf das politische System zurück. Die wirklich Raffgierigen und Kurzsichtigen unter den Superreichen haben folgendes erkannt. Nämlich dass Globalisierung und die Förderung der Finanzmarktinteressen von der großen Mehrheit der Menschen keine Unterstützung erfährt. Basierend darauf ziehen sie eine zutiefst beunruhigende Schlussfolgerung: „Wenn wir der Demokratie ihren Lauf lassen und an ein Mindestmaß an Vernunft bei den Wählern glauben, dann werden sie sich für einen anderen Kurs entscheiden.“ Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Die Wahrheit bestimmten die Autoritäten

Adam Smith war Teil einer großen intellektuellen Bewegung im späten 18. Jahrhundert, der sogenannten Aufklärung. Diese hat man oft mit der naturwissenschaftlichen Revolution in Verbindung gebracht. Joseph Stiglitz weiß: „Sie beruhte auf Bewegungen, die in den vorangegangenen Jahrhunderten aufgekommen waren, beginnend mit der protestantischen Reformation.“ Vor der Reformation im 16. Jahrhundert, ursprünglich von Martin Luther angestoßen, war die Wahrheit etwas, was nur die Autoritäten bestimmten. Die Reformation stellte die Autorität der katholischen Kirche infrage. Und in einem 30-jährigen Krieg, der um 1618 begann, kämpften die Europäer auch darum, welche der beiden Konfessionen fortan auf dem Kontinent vorherrschen sollte. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Wirtschaft und Ethik lassen sich nicht trennen

Der wichtigste und essenzielle Kontext allen menschlichen Wirtschaftens sind der Planet Erde und seine Ökosysteme. Christian Felber kritisiert: „Die Trennung von Ökonomie und Ökologie ist eine der gröbsten Sündenfälle der Wirtschaftswissenschaft.“ Denn alle in Geld messbaren „ökonomischen“ Werte stammen letztlich aus der Natur. Wird dies übersehen oder negiert, kann es passieren, dass die unvollständig verstandene „Wirtschaft“, die eigentlich – ganzheitliche – Werte schaffen sollte, die ökologischen Lebensgrundlagen zerstört. Das größte globale Umweltproblem der Gegenwart ist, noch vor dem Klimawandel, der Verlust von Artenvielfalt. Während die Ökonomen mit ihren Standardmodellen der Menschheit vorrechnen, dass sie reicher wird, verarmt sie in den wesentlichsten aller Aspekte von Reichtum: in der biologischen und genetischen Vielfalt. Christian Felber lebt als Autor in Wien.

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Viele Menschen lehnen die Freiheit als Zumutung ab

Das Wünschenswerte im Leben kommt zugleich mit etwas Unerwünschtem daher, die helle Seite ist ohne die dunkle nicht zu haben. So ist es auch mit der Freiheit. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Der Stolz auf sie ist nicht zu entbinden von der Angst vor ihr. Denn die Freiheit, entscheiden zu können, beinhaltet auch den Zwang, entscheiden zu müssen. Und damit steigt das Risiko für den Einzelnen, falsch zu entscheiden, von dem selbst gewählten Weg überfordert zu sein, gar zu scheitern.“ Und da die meisten Menschen dazu neigen, das Risiko zu überschätzen und die Chancen zu unterschätzen, ist die Neigung groß, Freiheit als Zumutung abzulehnen. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Die Werte einer Beziehung sind durch den Zorn stark bedroht

Häufig heißt es, der Zorn – sei er bisweilen auch übermäßig und unangebracht – stellt in vertrauten und persönlichen Beziehungen einen wertvollen Ausdruck von Selbstachtung dar, der kultiviert werden soll, vor allem von Menschen mit leicht angreifbarem Selbstwertgefühl – Frauen werden oft als Beispiel angeführt. Martha Nussbaum wendet sich gegen diese Argumentation und behauptet, dass die für die persönliche Vertrautheit charakteristischen Werte auf den Zorn verzichten können und durch ihn sogar stark bedroht sind. Natürlich kommen Verletzungen und Vertrauensbrüche vor und sie sind oftmals Anlass für kurzeitigen Zorn oder langjährige Trauer. Dennoch ist die Trauer über einen Verlust besser als das sture Festhalten dran, den Verlust jemand anderem zuzuschieben. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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„Verhärtete Selbstgerechte“ wollen mit Ausländern nichts zu tun haben

Ernst-Dieter Lantermann und sein Forscherteam haben im Rahmen einer bundesweiten Studie mehrere Bevölkerungsgruppen ausfindig gemacht, die besonders anfällig für fremdenfeindliche Haltungen sind. Die Mitglieder einer ersten fremdenfeindlichen Gruppe, die die Wissenschaftler die „verhärteten Selbstgerechten“ genannt haben, befinden sich in einer ökonomisch und beruflich gefestigten, wenn auch nicht üppigen Lage, verfügen über eine mittlere Bildung und empfinden sich als Gewinner der ökonomischen Entwicklung, sozial eingebunden und wertgeschätzt. Auf dieser Grundlage entwickeln sie ein recht robustes Selbstbewusstsein. Allerdings blicken sie pessimistisch in die Zukunft. Sie haben den Eindruck, dass sich die Gesellschaft zum Schlechteren hin entwickelt, und misstrauen dem Staat und seinen Institutionen, von denen sie sich für die Zukunft wenig Unterstützung und Verständnis erwarten. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Das Vertrauen zwischen dem Staat und seinen Bürgern schwindet

In seinem neuen Buch „Schmutzige Demokratie“ vertritt Jürgen Roth die These, dass die liberale Demokratie überall auf der Welt angegriffen wird. Und er hegt Zweifel, ob ihre Werte, ihre Institutionen und ihre Funktionen diesen Angriffen standhalten. Auf der anderen Seite steht für den Autor fest, dass es einen brandgefährlichen Prozess der Entfremdung der Bürger von der parlamentarischen Demokratie gibt. Jürgen Roth stellt fest: „Es herrscht tiefes Misstrauen gegenüber den staatlichen Institutionen, weil Bürger erleben, wie sie getäuscht und belogen werden.“ Jürgen Roth, einer der bekanntesten investigativen Journalisten, legt eine umfassende und schonungslose Analyse der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage in Europa vor. Anhand konkreter Beispiele zeigt Jürgen Roth, wie ethische Werte dem Opportunismus geopfert werden und das gegenseitige Vertrauen zwischen dem Staat und seinen Bürgern schwindet – mit fatalen Folgen für die demokratische Zivilgesellschaft.

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Institutionen sind nicht sonderlich beliebt

Heute trifft man nur noch selten einen Menschen, der große Stücke auf Institutionen hält. Die meisten Menschen stehen großen Organisationen eher misstrauisch gegenüber. David Brooks erklärt: „Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass wir das Versagen dieser Institutionen erlebt haben, und zum Teil darauf, dass wir dem Individuum Vorrang einräumen. Wir schätzen die Freiheit, beliebige Wege einzuschlagen, unser Leben so zu führen, wie es uns gefällt, und niemals unsere individuelle Identität zugunsten der Anpassung an eine Bürokratie oder Organisation zu unterdrücken.“ Die meisten Menschen wollen ein möglichst reichhaltiges und erfülltes Leben führen und von einer Organisation zur nächsten springen, wie es ihnen gefällt. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Eine antieuropäische Welle droht Europa zu zerreißen

Europa ist ein Paradies für Propheten des Niedergangs. Heute streitet in Europa eine Generation von orientierungslos, kurzatmig zu zänkisch gewordenen Politikern ums Geld, verheddert sich im Dickicht des europäischen Institutionengeflechts und ist in den komplexen Prozessen der „Brüsseler Blase“ eingeschlossen. Thomas Seifert fügt hinzu: „Dieser „Brüsseler Blase“ ist der real existierenden europäischen Außenwelt entfremdet – … Weiterlesen

Die Menschen sind nur Schachfiguren in einem Spiel

Die meisten Menschen lieben ihre Sprache. Moderne Menschen bevorzugen eher eine verkürzte Sprache. Alexander Goebel stellt erläutert: „Sprache ist, wenn richtig eingesetzt, ein unschlagbares Tool für nahezu alle Begehren. Sie kann aber ebenso eine zerstörende Waffe sein.“ In vielen Unternehmen hat sich oftmals eine Sprache aus zwei Welten etabliert, die letztendlich niemandem zugutekommt. Die Sprache von oben und die von unten. Diese Firmen akzeptieren leichtfertig, dass falscher oder unvollständiger Sprachgebrauch, um nicht zu sagen Sprachmissbrauch, einen Firmenkultur negativ beeinflusst. Der Irrtum liegt in der Gewichtung. Für viele Institutionen und Persönlichkeiten liegt die Hauptarbeit in der Analyse von Situationen und der Festsetzung der anschließenden Maßnahmen. Seine Mitarbeiter als eine Art Software zu betrachten, der man nur die richtigen Befehle zu geben hat, wirkt sich in der Konsequenz fatal auf die Produktivität aus. Alexander Goebel ist seit über 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Einzelinteressen und Gemeinwohl müssen einen Ausgleich finden

Was die meisten Menschen unter der sogenannten westlicher Demokratie verstehen ist laut Ernst Fraenkel weitgehend durch eine Angleichung englischen und französischen Staatsdenkens und staatlicher Institutionen der beiden Länder zustande gekommen. Das Bekenntnis zu einer solchen Form von Demokratie erfordert gleichermaßen die Anerkennung der Befugnisse der Bürger, ihre Interessen frei und ungehindert vertreten zu können, wie die Achtung der Rechte der Gesamtheit, den Vorrang des Gemeinwohls gegenüber allen Interessengruppen durchzusetzen. Ernst Fraenkel schreibt: „Die Aufdeckung der dialektischen Spannung zwischen Interessenpräsentation und volonté générale, das niemals endende Bemühen, mittels freier und offener Auseinandersetzungen einen Ausgleich zwischen diesen beiden Prinzipien herzustellen, bildet eines der kennzeichnenden Merkmale der westlichen Demokratie.“

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George Packer schildert hautnah den Niegergang Amerikas

Seit dem Irakkrieg hat George Packer den Eindruck, dass Amerika die großen Dinge nicht mehr gelingen. Schon im Jahr 2008 als er über die Wahl und die Finanzkrise schrieb, war das Bild in den Vereinigten Staaten von Amerika apokalyptisch. George Packer erklärt: „So viele große Institutionen versagten: die Banken, die Kreditfirmen, die Autoindustrie.“ Die amerikanischen Eliten haben seiner Meinung nach damals total versagt. Heute ist Amerika völlig zersplittert, sein Kapitalismus herzlos. Die Gegenwart ähnelt dem Amerika vor rund 120 Jahren. George Packer wurde durch seine Essays und Reportagen im Wochenmagazin „The New Yorker“ zu einem der bekanntesten politischen Journalisten in den USA. In seinem neunen Buch „Die Abwicklung“ schildert er Amerikas wirtschaftliche und soziale Erosion.

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Politik und Wirtschaft knüpfen sich ein Spinnennetz der Macht

Jürgen Roth enthüllt in seinem Buch „Spinnennetz der Macht“ unkontrollierte Machtgefüge, die ganz Deutschland überspannen. Er erklärt, wie sie sich ausbreiten und wer zum erlauchten Zirkel gehört. In einem Beispiel beschreibt er höchste Richter, die sich nicht für die Wahrheit interessieren oder nur die Interessen von Finanzinstituten vertreten. In einem anderen Fall weist er auf staatliche Institutionen hin, die junge Firmen in den Konkurs treiben, anstatt ihren Aufbau zu unterstützen. Die politische Elite verbiegt die Gesetze ohne Skrupel ganz nach ihrem Wohlgefallen. Umgekehrt bieten die Rechtsvorschriften laut Jürgen Roth keinen Schutz mehr für die Bürger, von denen immer mehr das Vertrauen in den demokratischen Rechtsstaat verlieren. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die Demokratie, der Rechtsstaat und der Sozialstaat in Deutschland von den politischen und wirtschaftlichen Eliten systematisch ausgehöhlt werden. Jürgen Roth, geboren 1945, ist einer der bekanntesten investigativ arbeitenden Journalisten und Mafia-Experten in Deutschland.  

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Die Währungsunion ist für Dominik Geppert eine Fehlkonstruktion

Dominik Geppert vertritt in seinem Buch „Ein Europa, das es nicht gibt“ die These, dass der Euro nationale Ressentiments geweckt hat, die man längst überwunden glaubte, statt die Mitgliedsstaaten zu einen. Dominik Geppert beschreibt nicht nur die politischen Irrtümer und historischen Trugschlüsse, die mit der gemeinsamen Währung einhergingen, sondern skizziert auch Wege zu einer tragfähigen Ordnung der Europäischen Union. Der Autor weist darauf hin, dass momentan  noch der Konsens der traditionellen europäischen Eliten dafür sorgt, die überkommenen Formen der Integration um beinahe jeden Preis zu bewahren und auch an der Gemeinschaftswährung und ihrer jetzigen Zusammensetzung nicht zur rütteln. Aber zugleich erodieren die Fundamente, auf denen die Konstruktion ruht. Deshalb fordert Dominik Geppert: „Das Europa der Zukunft muss zur Einhaltung der Verträge zurückfinden. Die Einzelstaaten müssen in ihm als Träger von Demokratie, Recht und Sozialstaat weiter eine zentrale Rolle spielen.“ Dominik Geppert ist seit 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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Institutionen verursachen den Unterschied zwischen Zivilisationen

Der Historiker Niall Ferguson vertritt die These, dass die modernen historischen Ereignisse weniger von den Kräften der Natur, wie dem Wetter, der Geografie oder dem Auftreten von Krankheiten, sondern vielmehr von Institutionen bestimmt werden. Das ist seine Antwort auf die Frage, warum sich die westliche Zivilisation in den streitsüchtigen Kleinstaaten Westeuropas und in deren kolonialen Niederlassungen in der Neuen Welt seit etwa 1500 so viel besser entwickelt hat als andere Zivilisationen. Niall Ferguson fügt hinzu: „Vom Beginn des 16. Jahrhunderts an bis zu den 1970er Jahren gab es eine erstaunliche Divergenz des globalen Lebensstandards: Die Menschen im Westen wurden wesentlich reicher als die übrige Menschheit.“ Niall Ferguson ist Professor für Neuere Geschichte an der Harvard University mit dem Schwerpunkt Finanz- und Wirtschaftsgeschichte sowie Senior Research Fellow an der Oxford University.

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Niall Ferguson prophezeit den Niedergang des Westens

Die westlichen Demokratien sind laut Niall Ferguson nur noch deshalb stabil, weil sie enorme Staatsschulden zu Lasten der nachfolgenden Generationen angehäuft haben. In seinem Buch „Der Niedergang des Westens“ beschreibt der Historiker wie die Märkte unter einer Überregulierung leiden und der Rechtsstaat in einem Paragraphendickicht erstickt, der vom Normalbürger in den allerwenigsten Fällen noch zu durchschauen ist. Niall Ferguson vertritt die These, dass einst diktatorische Regime Asiens und der sogenannten Dritten Welt, unter dem Druck der Globalisierung den Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen betreiben, während der Westen verfällt. Zudem öffnen die aufstrebenden Länder ihre Märkte und bewegen sich auf eine Zivilgesellschaft nach westlichem Muster zu. Niall Ferguson ist Professor für Neuere Geschichte an der Harvard University mit dem Schwerpunkt Finanz- und Wirtschaftsgeschichte sowie Senior Research Fellow an der Oxford University.

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Die Vernunft ist nicht die Quelle moralischer Urteile

David Hume bestritt, dass die Vernunft die Quelle moralischer Einsichten und Urteile ist und dass stattdessen ein bestimmter moralischer Sinn dafür die Verantwortung trägt. Indem der Mensch lobt oder tadelt, bezieht er Stellung. Wer moralisch urteilt, zeigt damit, dass ihm eine Angelegenheit nicht gleichgültig ist und dass er sich dafür einsetzt eine Sache geschehen zu lassen oder zu verhindern. In seinem Entwurf einer rein empirischen Moralwissenschaft stellt David Hume die Forderung auf, dass es die Aufgabe des Forschers ist, festzustellen, was den lobenswerten wie den tadelnswerten Eigenschaften gemeinsam ist. Nur dadurch kann er die allgemeinen Prinzipien finden, die aller Billigung und Missbilligung zugrunde liegen.

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Der Homo oeconomicus dominiert den Neoliberalismus

Für Colin Crouch, dem Autor des Buchs „Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus“, das im Suhrkamp Verlag erschienen ist, sind nicht nur die Akteure der Finanzmärkte, sondern auch die politischen Anhänger des Neoliberalismus blind für einschneidende Erfahrungen mit der real existierenden Wirtschaft des Kapitalismus. Der oberste neoliberale Grundsatz lautet laut Colin Crouch, dass auf alle Fragen, welche Waren und Dienstleistungen wie hergestellt und gehandelt werden sollen, minimal regulierte Märkte stets die besten Lösungen hervorbringen. Wenn die Märkte nicht so funktionieren wie gedacht, liegt das nach Ansicht der Neoliberalen vor allem an Eingriffen des Staates in das Geschehen des Marktes. Der Neoliberalismus vertritt die These, dass Konsumenten, Investoren und Produzenten den Markt dank des Wettbewerbs wesentlich besser einschätzen können als diskutierende Bürger, Politiker, die sich dem Konsens verschrieben haben und planende Institutionen der Verwaltung.

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Der Anarchismus will eine herrschaftsfreie Gesellschaft

Der Politologe Peter Lösche grenzt den Anarchismus von anderen sozialen und politischen Bewegungen ab, indem er ihn anhand von vier immanenten Kriterien beschreibt. Erstens sind die Anarchisten dadurch charakterisiert, dass sie jede Form von menschlicher Organisation ablehnen, mit deren Hilfe politischer, ideologischer, gesellschaftlicher oder ökonomischer Zwang ausgeübt werden könnte. Vielmehr streben sie die freiwillige Assoziation der emanzipierten, mündigen Bürger an. Laut Peter Lösche ist der Anarchist konsequent gegen Institutionen eingestellt, lehnt die Bürokratie und die Parlamente ab, mit Parteien, Verbänden und der Kirche will er auch nichts zu tun haben. Doch selbst das genügt den Anarchisten noch nicht. Peter Lösche erklärt: „Anarchisten wenden den Antiinstitutionalismus auch auf ihre eigene Bewegung an; sie lehnen festgefügte Organisationen, in denen sich die Gefahr der Hierarchisierung realisieren könnte, ab.“  

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Der Mensch kann zwischen gut und böse unterscheiden

Für den Sozialphilosophen Hans Joas ist der erste Wert, der mit dem Begriff Bildung verknüpft ist, die Selbstverwirklichung. Er sagt: „Bildung soll jemanden nicht auf ein von anderen gestecktes Ziel hin entwickeln, sondern auf eines, das dieser Mensch in sich selbst entdecken muss.“ Seiner Meinung nach kann die Entdeckung eines individuellen Ziels und die Annäherung daran nur durch Eigenständigkeit funktionieren. Hans Joas glaubt nicht, dass Bildung hauptsächlich im Bereich außerhalb von Institutionen stattfindet. Denn das würde bedeuten in den Schulen und Universitäten würde Ausbildung gelehrt, während die wahre Bildung in der Freizeit stattfinden müsste. Hans Joas behauptet: „Das Spannungsverhältnis zwischen Bildung und Ausbildung ist für die deutsche Universitätsgeschichte charakteristisch.“ Hans Joas ist Fellow am Freiburg Institute for advanced studies (FRIAS) und assoziiertes Mitglied des Max-Weber-Kollegs.

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Amartya Sen untersucht die Rolle von Institutionen

Jede Theorie der Gerechtigkeit muss laut Amartya Sen der Rolle von Institutionen einen wichtigen Platz einräumen. Damit ist die Wahl bestimmter Institutionen zwangsläufig ein zentraler Bestandteil jeder plausiblen Darstellung der Gerechtigkeit. Allerdings muss man sich dabei um Institutionen bemühen, die Gerechtigkeit fördern und dabei vermeiden Institutionen schon für sich genommen als Erscheinungsformen von Gerechtigkeit anzusehen. Denn das würde die falsche Überzeugung widerspiegeln, dass ausschließlich Institutionen das Fundament der Gerechtigkeit sind. Man muss immer prüfen, welche sozialen Verwirklichungen und Verbesserungen auf institutionellen Fundamenten tatsächlich zustande kommen. Amartya Sen schreibt: „Natürlich können die Institutionen selbst mit gutem Grund als Teil der Verwirklichung zählen, die man durch sie erreicht. Aber sie können kaum die Gesamtheit dessen sein, was wir im Blick haben müssen, denn es geht auch um das Leben von Menschen.“ Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. Im Jahr 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie.

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Ralf Dahrendorf philosophiert über die Lebenschancen

Ralf Dahrendorf zitiert den Philosophen Karl Popper, der einmal gesagt hat, dass die Geschichte keinen Sinn hat, aber der Mensch kann, ja muss ihr einen Sinn geben. Für ihn selbst ist ein geregelter Konflikt mit Freiheit gleichzusetzen, denn er bedeutet, dass niemand seine Ansichten zum Dogma erheben kann. Ralf Dahrendorf schreibt: „Es gibt Institutionen, die es erlauben, nein zu sagen, und mehr, die jeweils Regierenden abzulösen. Die Freiheit von Willkür und Tyrannis ist nicht gering zu schätzen.“ Für Max Weber war es der Begriff der Chance, der über die bloß formalen Bedingungen des Handels hinaus nötig ist, um die freie, die offene Gesellschaft zu begründen. Für ihn waren Chancen mehr als Voraussetzungen des Handelns und doch weniger als tatsächliche Handlungsweisen.

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Märkte und Staaten können an ihren Aufgaben scheitern

Der entscheidende Unterschied zwischen Politik und Ökonomie liegt für Ralf Dahrendorf darin begründet, dass politische Prozesse auf menschlichem Eingreifen beruhen, während ökonomische Prozesse naturwüchsig ablaufen. Politik geschieht in Institutionen, Ökonomie im Markt. Bei beiden handelt es sich dennoch um zwei Formen sozialer Prozesse und auch um zwei Perspektiven auf die Gesellschaft. Ralf Dahrendorf zitiert Adam Smith, der glaubte, dass es einen natürlichen Fortschritt des Reichtums geben würde. Adam Smith meinte, dass der Markt die Kraft zu seiner eigenen Ausweitung enthält, so dass sich am Ende alle Ungleichheiten auflösen und sich ein allgemeiner Wohlstand durch alle Schichten der Gesellschaft verbreitet.

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Tim Jackson fordert eine andere Makroökonomie

Tim Jackson, Professor für Nachhaltige Entwicklung am Zentrum für Umweltstrategien der Universität Surrey, glaubt, dass die Konsumgesellschaft wild entschlossen zu sein scheint, auf die Klimakatastrophe zuzusteuern. Das System lässt sich seiner Meinung nach allerdings auch nicht so einfach umbauen. Eine komplette Kehrtwende könnte die Menschheit sogar noch schneller ins Verderben führen. Änderungen in kleinen Schritten reichen aber mit Sicherheit auch nicht. Gar nichts bringt es, sich in eine Art Fatalismus zu flüchten, das heißt, hinzunehmen, dass der Klimawandel unausweichlich, die Welt ungleich ist, sich vielleicht sogar mit dem kommenden gesellschaftlichen Zusammenbruch abzufinden. Der Nachhaltigkeitsexperte hält diese Reaktion zwar für verständlich, auf keinen Fall für konstruktiv, da sie nicht unausweichlich ist. Es gibt immer Alternativen, auch wenn manche Politiker das Gegenteil behaupten.

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