Manche Risiken sind unberechenbar

Jonathan Aldred stellt fest: „Manche Risiken haben zwei Merkmale, die es sehr viel schwieriger machen, mit ihnen fertig zu werden. Erstens: reine Ungewissheit. Zweitens: das Potenzial einer Katastrophe.“ Dabei handelt es sich nicht nur um eine negative, sondern um eine qualitativ andersartig negative Entwicklung. Diese führt in vielen Fällen zu unumkehrbaren Schäden oder Verlusten. Oder es kommt zu einem Zusammenbruch der zugrunde liegenden Systeme, Organisationen oder Bezugssysteme, innerhalb derer man Entscheidungen trifft. Vermutlich weisen sowohl die Klimaveränderung als auch globale Finanzkrisen diese beiden Merkmale auf. Wenn es um solche Risiken geht, ist das traditionelle ökonomische Denken fahrlässig. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Menschen können ihr Schicksal selbst bestimmen

Wahrscheinlichkeit ist keine neue Idee. Es gibt schon lange die Vorstellung, dass die Menschen der Zukunft nicht passiv entgegensehen müssen. Sondern sie können ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Dies wurde einstmals als Selbstbehauptung gegen die Götter gesehen sowie gegen die unergründliche Natur. Es ist für Jonathan Aldred kein Zufall, dass moderne Konzepte über Wahrscheinlichkeiten sich in der westlichen Gesellschaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts endgültig durchsetzen. Denn dies geschah zu einer Zeit, als der eiserne Griff der Kirche sich durch den Triumph der Aufklärung zu lockern begann. Probabilistisches Denken stand für den zuversichtlichen Glauben, die stoische Unterwerfung unter Ungewissheiten durch Fortschritt hinter sich lassen zu können. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Die Normalverteilung ist ein vertrautes Muster

Das konventionelle Denken über Ungewissheiten basiert auf der Annahme, dass ungewisse Phänomene einem vertrauten Muster folgen. Dieses ist in der Natur häufig zu finden, nämlich als Normalverteilung. Jonathan Aldred erklärt: „So folgt zum Beispiel die Körpergröße von Menschen einer Normalverteilung.“ Es gibt eine typische Körpergröße, und die Anzahl der Menschen mit anderen Größen nimmt ab, je weiter man sich von diesem Durchschnittswert entfernt. Die Wahrscheinlichkeit, einem Menschen einer bestimmten Körpergröße zu begegnen, sinkt immer schneller, je weiter man sich von der Durchschnittsgröße entfernt. Abhängig davon, welche Annahmen man über die heutige Weltbevölkerung trifft, ist der Mensch im Durchschnitt etwa 1,67 Meter groß. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge

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Frank. P. Ramsey war seiner Zeit weit voraus

Die Konzepte über Wahrscheinlichkeit des Genies Frank. P. Ramsey wurden 50 Jahre lang beinahe völlig ignoriert. Aber warum? Jonathan Aldred erklärt: „Zunächst einmal erschienen Ramseys Ideen als ein posthumer Beitrag zur Philosophie der Überzeugungen.“ Sie wurden von Ökonomen und anderen, die an praktischen Anwendungen einer Wissenschaft der Gesellschaft interessiert waren, nicht gelesen. Und Frank P. Ramsey war seiner Zeit wirklich meilenweit voraus. Die existierenden Theorien und Denker konnten mit seinen Ideen zur Mathematik, Ökonomie und Philosophie erst in den 1960er-Jahren etwas anfangen und sie weiterentwickeln. In den 1920er-Jahren erkannten niemand die wahre Originalität und Bedeutung seiner Arbeit. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Die Urteilskraft minimiert die Gefahr der Täuschung

Der Besitz von Urteilskraft ist eine der wesentlichen Eigenschaften eines Philosophen. Diese Fähigkeit besteht darin, vor der Äußerung eines Urteils, der Zustimmung zu einer Aussage beziehungsweise ihrer Ablehnung oder der Entscheidung für eine Handlungsweise die dazu leitenden Vorstellungen beziehungsweise Beweggründe präzise zu analysieren und so alles auf sein wahren Prinzipien zurückzuführen. Da dieses Vorgehen eine klare Erkenntnis der Wahrheit, der Wahrscheinlichkeit, der Zweifelhaftigkeit oder der Falschheit der untersuchten Aussagen mit sich bringt, minimiert der Besitz von Urteilskraft die Gefahr diesbezüglicher Täuschung. Urteilskraft fungiert also als Instanz zur Bewertung des Verhältnisses von Aussagen zu den unabhängig von Aussagen bestehenden Sachverhalten und bewirkt die treffende, obgleich nicht schnelle Bewertung der Weise, in der Aussagen Aufschluss über die Wirklichkeit geben. Allgemein gefasst heißt das, dass die Urteilskraft Aussagen überhaupt erst in eine bewertbare Beziehung zur Wirklichkeit setzt.

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Beim Risiko gibt es keine Langeweile

Die Menschen lernen entweder durch Schmerz oder durch Kicks und Vergnügen. Denn sie haben „zwei“ Gehirne: eines, wenn Risiko eine Rolle spielt, und eines, wenn das nicht der Fall ist. Wenn man seine Haut riskiert, werden langweilige Dinge ganz automatisch weniger nebensächlich. Nassim Nicholas Taleb gesteht: „Wenn ich nicht meine Haut aufs Spiel setze, bin ich weitgehend dumm. Mein Fachwissen auf den Gebieten Risiko und Wahrscheinlichkeit kam ursprünglich nicht aus Büchern.“ Nicht einmal Neugierde stand für ihn am Anfang. Sondern es waren bei ihm die Kicks und der hormonelle Rausch, die sich einstellen, wenn man auf dem Finanzmarkt Risiken eingeht. Nassim Nicholas Taleb ist Finanzmathematiker, philosophischer Essayist, Forscher in den Bereichen Risiko und Zufall sowie einer der unkonventionellsten Denker der Gegenwart.

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Philosophisches Denken ist ein nie endendes Abenteuer

Wer sich mit philosophischen Fragen beschäftigt, reist zu den Grenzen des Denkens und Verstehens. Laut Stephen Law finden viele Menschen die Themen der Philosophie faszinierend, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Deshalb hat Stephen Law das Buch „Philosophie“ geschrieben, das Einsteigern ein knapper, verständlicher und übersichtlicher Führer ist. Viele der philosophischen Fragen, die schon in der Antike von Platon, einem der größten Denker aller Zeiten, gestellt wurden, beschäftigen die Philosophen bis heute. Stephen Law rät: „Der beste Weg, sich in einen philosophischen Text hineinzufinden, ist, sich ihm aktiv zu nähern. Denken Sie über das, was Sie gelesen haben, kritisch nach.“ Der renommierte Wissenschaftler Stephen Law studierte Philosophie in London und Oxford, wo er drei Jahre unterrichtete und forschte, bevor er als Dozent für Philosophie an das Heythrop College der Londoner Universität wechselte.

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Nutzen und Vergnügen sind die Aufgaben der Dichtung

Das Ende des höfischen Dichters bedeutete auch das Ende der höfischen Literatur. An deren Stelle trat eine neue Literatur, die die zentralen Kategorien der Aufklärung, Vernunft, Nützlichkeit und Humanität, auf alle Gattungen der Literatur zu übertragen versuchte. Johann Christoph Gottsched (1700 – 1766) war der erste, der die längst fällige Neuorientierung theoretisch und praktisch vollzog und wegweisend für die Entstehung der neuen Literatur wurde. In seinem bedeutenden theoretischen „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen“ (1730) brach er mit den formalistischen, noch in der feudalen Gesellschaft verwurzelten Regel- und Anweisungspoetiken des Barock, verurteilte die Barockdichtung vom aufklärerischen Standpunkt aus und forderte eine Literatur, die aufklärerische Ideen auf gemeinverständliche und angenehme Weise vermitteln, Nutzen und Vergnügen verbinden und breite bürgerliche Bevölkerungsschichten erreichen sollte.

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Menschen fällen Urteile häufig mittels Heuristik

Die Deutung von Objekten und Ereignissen wird nicht nur von den Schemata beeinflusst, die in bestimmten Kontexten aktiviert werden, sondern auch durch das Framing, die Einbettung oder Formulierung, der Urteile. Eine Art von Framing ist beispielsweise die Reihenfolge, in der ein Mensch verschiedene Informationen erhält. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Beim Framing kann es auch auf die richtige Wahl zwischen gegensätzlichen Etiketten ankommen.“ Und diese Etiketten sind nicht nur wichtig, wie Menschen über Dinge denken und sich ihnen gegenüber verhalten, sondern auch für den Erfolg von Produkten auf dem Markt und den Ausgang öffentlicher politischer Debatten. Was für den einen zum Beispiel ein „nicht erfasster Arbeiter“ ist, ist für den anderen ein „illegaler Einwanderer“. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Logisches Denken vermeidet unselige Handlungen

Jeden Tag treffen Menschen Entscheidungen, fällen Urteile. Oft sind ihnen die Mechanismen, die dahinterstehen, nicht bewusst – und das ist nicht gut für die Entscheidungen und Urteile. Doch Richard E. Nisbett sorgt für Abhilfe. Der renommierte amerikanische Psychologe hat in seinem neuen Buch „Einfach Denken“ eine Werkzeugkasten für optimales Schlussfolgern zusammengestellt. Die Werkzeuge erlauben Korrekturen von alltagspsychologischen Strategien der Problembewältigung, die Fehleinschätzungen und daraufhin vielleicht unselige Handlungen zur Folge haben. In sechs Abschnitten erläutert er, wie Menschen angemessener über die Welt und sich selbst denken, klügere Entscheidungen treffen, echte Kausalzusammenhänge von falschen unterscheiden und besser logisch schlussfolgern. Mit zahlreichen Beispielen aus dem Alltag zeigt Richard E. Nisbett, wie man erfolgreich Denkfallen vermeiden kann. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Unwetter lassen sich nicht langfristig vorhersagen

Unwetterereignisse lassen sich grundsätzlich nur wenige Stunden im Voraus vorhersehen. Das liegt schlicht in der Natur der Dinge, da die Vorgänge in Gewitterwolken und Wetterfronten chaotisch sind. Rund sechs Stunden im Voraus lässt sich absehen, dass mit einem heftigen Gewitter zu rechnen ist. Und diese Warnungen werden über die bekannten Infokanäle auch verbreitet. Bestimmte Schäden ließen sich auch nicht vermeiden, wenn die Warnung zwölf oder 24 Stunden im Voraus möglich wäre. Dann würden am Ende doch die gleichen großen Wassermassen durch einen Ort rauschen, Autos und Geröll mit sich reißen und Keller überfluten. Allenfalls hätten Hausbesitzer mehr Zeit, die Möbel in gefährdeten Räumlichkeiten in höhere, wassersichere Stockwerke zu tragen. Doch weil jede Wetterprognose noch mit einer Unsicherheit verbunden ist, wird in der Praxis kaum jemand von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.

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Freundlichkeit ist nicht mit Nachgiebigkeit gleichzusetzen

Tanja Baum beschreibt in ihrem Buch „Die Kunst, freundlich Nein zu sagen“ wie man bestimmt, selbstbewusst und souverän nein sagen kann, ohne die Gefühle des Gegenübers zu verletzen. Denn wer stets Ja sagt, bürdet sich mehr Arbeit auf, als er selbst bewältigen kann und bringt sich so unnötig in Stresssituationen. Tanja Baum weist darauf hin, dass es ein Trugschluss ist, Freundlichkeit immer mit Nachgiebigkeit gleichzusetzen. Ein souveränes Nein kann zugleich nachvollziehbar und trotzdem verbindlich sein. Die Autorin zeigt in der Neuauflage ihres Klassikers anhand vieler Beispiele und Anleitungen, wie man eine solche konsequente Strategie der Freundlichkeit entwickeln kann. Tanja Baum, systemische Organisationsberaterin und Coach, gründete 1999 in Köln die Agentur für Freundlichkeit mit den Arbeitsschwerpunkten Beratung, Coaching, Training und Meditation.

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Kinder benötigen eine intensive und liebevolle Bindung

Es gibt für Werner Bartens kein Patentrezept, wie Kinder zu seelisch stabilen und körperlich robusten Erwachsenen heranreifen. Manche beneidenswerte Menschen sind von jungen Jahren an ungeheuer belastungsfähig, kümmern sich später aufopferungsvoll um Beruf und Familie und wirken dennoch ruhig und ausgeglichen. Andere fühlen sich hingegen permanent gestresst und überfordert, und auch bei vermeintlich geringen Anforderungen signalisieren sie, dass sie nicht mehr können. Werner Bartens betont: „Es gibt keine Garantie dafür, dass Kinder bei einem bestimmten Verhalten der Eltern psychisch widerstandsfähig werden und gegenüber den Widrigkeiten des Lebens besser bestehen können.“ Ein paar hilfreiche Umstände, die dazu beitragen, dass Kinder Kraft und Energie aufnehmen können und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie nicht so leicht verzagen und ihnen alles zu viel wird, gibt es allerdings sehr wohl. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Online wird die Verdrahtung des sozialen Gehirns nicht trainiert

Das menschliche Gehirn ist plastisch. Während die Menschen durch ihren Alltag gehen, gestaltet es seine Schaltkreise ständig um. Was jemand auch tut, es trägt dazu bei, dass das Gehirn manche Schaltkreise stärkt, andere aber nicht. Im persönlichen Gegenüber nehmen die sozialen Schaltkreise vielfältige Anhaltspunkte und Signale auf, die bei der Herstellung zwischenmenschlicher Verbindungen helfen, und entsprechend werden die beteiligten Neuronen gemeinsam verdrahtet. Wenn ein Mensch aber tausende von Stunden online verbringt, wird die Verdrahtung des sozialen Gehirns praktisch nie trainiert. Marc Smith, Mitbegründer der Social Media Research Foundation, behauptet: „Unsere Sozialisation läuft zum größten Teil über Maschinen, und damit eröffnen sich sowohl großartige Möglichkeiten als auch viele Bedenken.“ Daniel Goleman erwidert: „>Zum größten Teil< dürfte zwar eine Übertreibung sein, aber sowohl um die Möglichkeiten als auch um die Bedenken toben heftige Debatten, und im Mittelpunkt stehen dabei die Videospiele.“

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Die Erkenntnis des Ichs bei René Descartes und Immanuel Kant

Der Weg zur Wahrheit führt für den Philosophen Herbert Schnädelbach in der Regel über den Ausschluss des Irrtums. Indem ausgeschlossen wird, was aller Wahrscheinlichkeit nicht wahr sein kann, wird die Anzahl der möglichen Wahrheitskandidaten eingegrenzt. Herbert Schnädelbach fragt zum Beispiel, ob es wahr ist, was mache Philosophen über „das Ich“ behaupten. Zunächst stellt er fest, dass dieser Begriff im alltäglichen Gespräch kaum vorkommt, und wenn, dann nur in Wendungen wie: „Er oder sie hat ein starkes Ich.“ Herbert Schnädelbach ergänzt: „Damit ist entweder ein stabiles Selbstbewusstsein oder ein ausgeprägter Egoismus gemeint. Im ersten Fall handelt es sich meist um herabgesunkenes Bildungsgut, beispielsweise aus der Psychoanalyse Sigmund Freuds, wo vom Es, Ich und Überich die Rede ist, oder aus der Tradition der Ich-Psychologie Alfred Adlers und Anna Freuds.“ Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Die Geschichte nimmt oft völlig unvorhersehbare Wendungen

Der Welthandel, die Weltreiche und die Weltreligionen haben den Menschen irgendwann in fast jeden Winkel der Erde in der globalisierten Welt von heute geführt. Der Weg war zwar beschwerlich und voller Hürden, doch auf lange Sicht war der Übergang von vielen kleinen auf wenige große Kulturen und schließlich zu einer Weltkultur vorprogrammiert. Was laut Yuval Noah Harari allerdings nicht heißen soll, dass die globalisierte Gesellschaft in ihrer heutigen Form unvermeidlich war. Seiner Meinung nach wären andere Varianten genauso möglich gewesen. Um den Verlauf und das vorläufige Endergebnis der Weltgeschichte besser zu verstehen, rät Yuval Noah Harari sich entscheidende Eigenschaften der Geschichte näher anzusehen. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem.

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Wolfgang Hetzer analysiert die Arbeit von Politikern und Experten

Wolfgang Hetzer weist mit Recht darauf hin, dass der Versuch, politische Entscheidungen an Expertengremien auszulagern, an einem grundlegenden Missverständnis zum Scheitern verurteilt ist. Niemand kann seiner Meinung nach den Politikern die Arbeit abnehmen, für die sie selbst die zuständigen Experten sind, beziehungsweise sein sollten. Ihre Tätigkeit beginnt damit, die Wahrscheinlichkeiten mit Blick auf die Zukunft abzuwägen und sie zu politischen Risiken ins Verhältnis zu setzen. Daran kommt kein Politiker vorbei. Der Expertenrat als Hilfe für politische Entscheidungen ist für Wolfgang Hetzer wertlos geworden. Selbst wenn unter den Sachverständigen Einstimmigkeit bestände, kommt für den Politiker eine Umsetzung der Empfehlungen der Experten „eins zu eins“ nicht in Frage. Der Politiker muss als Experte für das Aushandeln und Austarieren gesellschaftlicher Interessen selbstständig handeln. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Markus Hengstschläger teilt sein Wissen über die Gene

Für Markus Hengstschläger steht ohne Zweifel fest, dass der Mensch mit all seinen Eigenschaften niemals nur auf seine Gene reduzierbar, sondern ein Produkt der Wechselwirkung zwischen Genetik und Umwelt ist. Der Mensch besitzt etwa 22.500 Gene. Jeder dieser Gene hat man zweimal, einmal von der Mutter und einmal vom Vater. Markus Hengstschläger erklärt: „Im Zuge der sexuellen Fortpflanzung entsteht Individualität der Nachkommen dadurch, dass ja Ihre Mutter und Ihr Vater die beiden Sets an Genen auch von deren Vater und Mutter (je zur Hälfte geerbt haben). Für jedes Gen ist die Frage, welches der beiden (das großväterliche oder großmütterliche) Sie an ihre Nachkommen weitergeben, schon einmal Zufall.“ Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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Der perfekte Urlaub muss kein unerfüllbarer Traum bleiben

Auch im Urlaub jagen die Menschen dem Glück nach und sehnen sich nach entspannten Ferien. Urlaubsreisen sind ein ganz wichtiger Baustein des persönlichen Glücksempfindens. Dies haben Tourismusforscher unter der Leitung von Sara Dolcinar in Studien herausgefunden, die sie im Fachmagazin „Annals of Tourism Research“ veröffentlicht haben. Touristen erwarten laut ihren Befragungen im Urlaub vor allem Entspannung und großartige Erlebnisse. Am besten wäre es, wenn zusätzlich dabei noch ihre Persönlichkeit wachsen würde. Die Forscher schreiben: „Darin steckt eine große Erwartungshaltung, die Enttäuschungen vorprogrammiert.“ Viele Menschen betrachten ihren Urlaub heute als ein Feuerwerk von Erlebnissen, wobei sie den Leistungsdruck, dem sie in der Arbeit ausgesetzt sind, in vielen Fällen nicht abschütteln können. Die Erwartungen an einen perfekten Urlaub sind gewaltig, allein diese Tatsache reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass der Urlaub ein Erfolgserlebnis wird.

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Kai Konrad räumt mit den Illusionen in der Klimapolitik auf

Die 18. Weltklimakonferenz fand Ende des vergangenen Jahres in Doha statt. Mehr als 20.000 Menschen nahmen daran teil. Die Gipfeltreffen begannen 1992 in Rio de Janeiro und werden seit 1995 fast jedes Jahr ausgerichtet. Die inhaltlichen Ergebnisse der Doha-Konferenz waren laut Kai Konrad überschaubar und knüpfen damit an die Misserfolge der vergangenen Jahre in Bali, Posen, Kopenhagen, Cancún und Durban an. Denn Klimaverhandlungen sind extrem schwierig. Kai Konrad nennt einen der Gründe dafür: „Deutlich über hundert Staaten sollen einen internationalen Vertrag schließen, der auf Jahrzehnte bindet. Und zwar einen Vertrag, bei dem jeder Einzelne besser dran ist, wenn nur die anderen dem Abkommen beitreten.“ Kai Konrad ist Direktor am Max-Planck-Institut für Steuern. Vergangenes Jahr hat er zusammen mit Lars Feld und Marcel Thum einen Aufruf „Umdenken in der Klimapolitik“ im Ifo-Schnelldienst veröffentlicht.

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Im menschlichen Gehirn wachsen neue Nervenzellen nach

Über lange Zeit waren die Neurowissenschaftler der festen Überzeugung, dass die Nervenzellen eines Menschen bereits bei der Geburt voll ausgebildet sind. Sie vertraten die These, dass danach keine Nervenzellen mehr gebildet, aber jeden Tag welche absterben würden. Manfred Spitzer schreibt allerdings in seinem Buch „Digitale Demenz“, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, die die im Volksmund weit verbreitete Auffassung stützt, täglich stürben etwa 10.000 Nervenzellen ab. Auch wenn diese Vermutung zutrifft, hat ein Mensch im Alter von 70 Jahren nur 1,3 Prozent seiner Nervenzellen verloren. Eine beruhigende Berechnung. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Lernen“ und „Vorsicht Bildschirm!“.

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Markus Hengstschläger stellt verschiedene Talentkategorien vor

Eine vor allem in Amerika weit verbreitete Kategorisierung von Talent und Begabung ist laut Markus Hengstschläger die sogenannte „Marland-Definition“. Sie wurde von einer Regierungskommission im Jahr 1971 unter der Leitung von P. Marland entwickelt. Das amerikanische Erziehungsministerium hatte damals das Ziel, bundesstaatliche Erziehungsprogramme für Hochbegabte zu Entwicklung zur Verfügung zu stellen. Talentiert, so die Marland-Definition kann jemand sein in seinen allgemeinen intellektuellen Fähigkeiten, in seiner spezifischen akademischen, schulischen Eignung, in seiner Kreativität und produktivem Denken, in den bildnerischen und darstellenden Künsten sowie in seinen psychomotorischen Befähigungen. Wobei es für Markus Hengstschläger wichtig ist, zu sagen, dass die Wissenschaft zusätzlich noch zwei grundlegend verschiedene Ansätze bei der personalen Zuordnung von Talenten kennt. Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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Richard Wilhelm erklärt die Philosophie des Laotse

Laotse ist der Name, unter dem der Philosoph Lao Dan aus der Familie Li in die europäische Literatur eingegangen ist. Er stammt ganz aus dem Süden des damaligen Chinas und dürfte um 550 vor Christus geboren sein. Er arbeitet in Lo Yang als königlicher Bibliothekar. Das berühmteste Buch von Laotse ist das so genannte Taoteking, ein klassisches Buch vom Sinn und Leben, in der Form von Aphorismen niedergeschrieben. Richard Wilhelm erklärt: „Es enthält Zitate und Zusätze und ist in seiner heutigen Form sicher nicht von Laotse persönlich aufgezeichnet. Aber die philosophische Weltanschauung, die es enthält, ist vollkommen geschlossen und einheitlich.“

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Joseph Stiglitz fordert ein effizienteres Bankensystem

Ökonomen bezeichnen das Bankensystem oft als Herz einer Volkswirtschaft, da es Geld an die Stellen vergibt, wo es am dringendsten benötigt wird. Als das Bankensystem im Herbst des Jahres 2008 kurz vor dem Kollaps stand, kam die Kreditvergabe praktisch zum Stillstand und die Regierung musste eingreifen, um die Banken zu retten. Dies wäre laut Joseph Stiglitz der ideale Zeitpunkt gewesen, um darüber nachzudenken, wie man ein wirklich effizientes Bankensystem entwickeln kann, dass die Gelder dorthin lenkt, wo sie am dringendsten benötigt werden und wo sie am wirkungsvollsten und produktivsten genutzt werden. Es müsste ein Finanzsystem sein, das Haushalten und Unternehmen in gleicher Weise dabei hilft, Risiken wirksam abzusichern und das die Grundlage eines schnellen und kostengünstigen Zahlungssystems bildet. Der amerikanische Wirtschaftsforscher Joseph Stiglitz gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen der Welt. Er lehrt an der New Yorker Columbia University. Im Jahr 2001 erhielt er den Nobelpreis für ein Werk über Informationsökonomie.

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Die sieben Kriterien für ein gutes Konjunkturprogramm

Ein gut konzipiertes Konjunkturprogramm sollte laut Joseph Stiglitz sieben Kriterien erfüllen. Erstens sollte es schnell wirksam werden. Seiner Meinung darf man in Krisenzeiten nicht warten, sonder muss sehr schnell Kapital in die Wirtschaft pumpen, damit es nicht Monate dauert, bevor die wirtschaftspolitischen Maßnahmen greifen. Zweitens sollte es wirksam sein. Wirksamkeit bedeutet für Joseph Stiglitz, dass jeder ausgegebene Dollar oder Euro die Beschäftigung und die Produktion einer Volkswirtschaft stark erhöhen sollte. Der Betrag, um den sich das Nationaleinkommen für jeden ausgegebenen Dollar erhöht, heißt Multiplikator. Joseph Stiglitz erläutert: „Im Durchschnitt beträgt der kurzfristige Multiplikator für die US-Wirtschaft etwa 1,5. Wenn die Regierung heute eine Milliarde Dollar ausgibt, wird sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 1,5 Milliarden Dollar erhöhen.“

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