Zum persönlichen Liebesglück führt nur mühevolle Kleinstarbeit

Damit sich die Menschen weiterentwickeln, hat die Evolution dafür gesorgt, dass sie neue Dinge glücklich machen. Jeder kann das an sich selbst beobachten. Leider ist etwas Neues nicht immer gut für einen Menschen. Denn nur, weil etwas glücklich macht, ist es nicht zwingendermaßen etwas Gutes. Sonia Laszlo erklärt: „Vor allem unbeabsichtigte und vielleicht unabsehbare Spätfolgen beeinträchtigen unser Glück.“ Geht es beispielsweise um Beziehungen, steht das eigene Glück, besonders jedes, dass durch einen neuen Partner, manchmal im krassen Gegensatz zum Glück der anderen, nämlich des Langzeitpartners und der gemeinsamen Kinder. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

Stephen Drigotas entdeckt den Michelangelo-Effekt

Am Beginn einer Beziehung können die Menschen nicht genug voneinander bekommen, doch im Laufe einer Langzeitpartnerschaft verändern sich die Bedürfnisse. Es ist dann zum Beispiel ratsam, Klartext zu sprechen, allzu hohe Ansprüche an den Partner herunterzuschrauben, sich nicht selbst unter Erfolgsdruck setzen, die kleinen Dinge des Lebens gemeinsam zu genießen, bei Problemen konstruktive Lösungen und suchen und vor allem eine gesunde Streitkultur zu pflegen.

Sonia Lazlo schreibt: „Beziehungen funktionieren nur, wenn wir uns ausreichend Zeit dafür nehmen, und zwar Zeit, um zu spiegeln.“ Der amerikanische Psychologe Stephen Drigotas taufe ein von ihm entdecktes Phänomen „Michelangelo-Effekt“. Paare beeinflussen sich nämlich in mühevoller Kleistarbeit gegenseitig. Wie ein Bildhauer formen sie aus einem Block den anderen. Die Liebe braucht also Liebesarbeit und da Glücksarbeit zum Glück führt, gibt es wohl kaum eine schönere Arbeit, als wenn ein Mensch einen anderen und somit sich selbst glücklich macht.

Die wichtigste menschliche Beziehung ist die Beziehung mit sich selbst

Da das Glück ein Prozess ist, der immer wieder gestartet werden muss, darf die Glücks- und Liebesarbeit niemals aufhören, wobei sie durchaus nicht immer gleich sein muss, sondern überraschend auch etwas anders gestaltet werden darf. Sonia Laszlo betrachtet das Glück als ein Teil des Lebens. Wobei es vordergründig vor allem um das Leben geht und nicht um das Glück. Die wichtigste Beziehung ist immer noch diejenige zu sich selbst. Schon das Orakel von Delphi begrüßte seine Besucher mit den Worten: „Erkenne Dich selbst.“

Sonia Laszlo erläutert: „Jeder Mensch kann diese Frage nach sich selbst nur selbst beantworten. Vielleicht kann man sich von anderen Menschen und Beratern inspirieren lassen, aber sich wirklich selbst kennenlernen, das muss jeder selbst machen.“ Denn die wichtigste Beziehung, die ein Mensch jemals haben wird, ist die Beziehung mit sich selbst. Alles, was ein Mensch über sich selbst lernt, trägt laut Sonia Laszlo dazu bei, sich selbst besser glücklich machen zu können.

Von Hans Klumbies