Denn Sinn des Lebens kann man sehen

Nur wenn es Personen gibt, wie Menschen es sind, gibt es Sinn. Manfred Lütz behauptet: „Der höchste Ausdruck von Sinn aber ist die Kunst. Und kaum ein Ort hat die größten Künstler der Welt wohl so angezogen wie Rom.“ Rom ist einzigartig, weil es seit weit über 2000 Jahren Hauptstadt ist, nicht bloß Hauptstadt eines Landes oder einer Nation, sondern Hauptstadt der Welt. Der Autor ist überzeugt, dass man in Rom den Sinn des Lebens, das, was er für den Menschen, für jeden Menschen, wesentlich ist, tatsächlich sehen kann. Jeder natürlich auf seine ganz persönliche Weise. Denn echte Kunst zwingt nicht, sie lädt ein. Manfred Lütz hat Medizin, Theologie und Philosophie in Bonn und Rom studiert. Er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Autor zahlreicher Bestseller.

Michelangelo stellt die Sinnlichkeit des gesamten christlichen Glaubens dar

Das Herausfordernde des Buches „Der Sinn des Lebens“ ist das Bedeutendste zu verstehen, was die herausragendsten Künstler mit äußerstem Einsatz und oft tiefer Inbrunst in der bedeutendsten Stadt der Welt zum Ausdruck gebracht haben. Weil aber das wirkliche Leben keine kitschige Idylle ist, blitz sein Sinn gerade vor dem düsteren Hintergrund des Wahnsinns auf, zu dem Menschen fähig sind und der ebenso in Rom an manchen Orten zu Kunst geronnen ist.

Einer dieser genialen Künstler, die Kunstwerke für die Ewigkeit schufen, war Michelangelo. Denn was er als 24-Jähriger für Sankt Peter in Rom schuf, war vielleicht das Größte, was die christliche Kunst mit dem Meißel jemals erreicht hat. Mit einem Schlag war Michelangelo der berühmteste Bildhauer Italiens. Bei seinem Werk handelt es sich um ein sogenanntes Vesperbild – Maria ganz allein mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß. Und doch war es etwas ganz anderes. Es wurde in einem genialen Wurf die sinnliche Darstellung des gesamten christlichen Glaubens.

Die Kunst sprengt die begrenzte Lebenszeit des Menschen

Die Menschen, die Schöpfer der Kunstwerke, die dem Leser im Buch „Der Sinn des Lebens begegnet sind, sind tot. Aber sie leben in ihren Werken über den Tod hinaus, indem sie die Sinne der heute Lebenden mit der beglückenden Sinnlichkeit ihrer Kunst ansprechen und sie auf diese Weise anregen, ihren ganz persönlichen Sinn im Leben zu finden. Insofern bringt die Kunst etwas zum Ausdruck, das die begrenzte Lebenszeit sprengt, die dem Menschen gegeben ist.

Elke Heidenreich hat einmal gesagt, dass ihr in der Kunst Ewiges begegnet. Die Frage bleibt, ob dieses Erlebnis glückhafter Ewigkeit ein Illusion ist, die Menschen sich selbst produzieren, ein Rausch der Sinne winziger Individuen auf einem untergangsbedrohten Planeten Erde in einem gigantischen Universum, das kalt und gleichgültig über diese unermüdlich sinnproduzierende Spezies lacht. Manfred Lütz fügt hinzu: „Oder ob wir diesem tiefen Gefühl von Ewigkeit, das uns im Kunsterlebnis ergreifen kann, Wirklichkeit zutrauen. Diese Frage zu beantworten hat jeder Mensch ein Leben lang Zeit. Nicht länger.

Der Sinn des Lebens
Manfred Lütz
Verlag: Kösel
Gebundene Ausgabe: 365 Seiten, Auflage: 2024
ISBN: 978-3-466-37310-9, 30,00 Euro

Von Hans Klumbies