„Unterwegs in China“ könnte zu einem Klassiker der Reiseliteratur werden

Das Autorenteam des Reiseführers „Unterwegs in China“ beschreibt ein kontrastreiches und außergewöhnliches Urlaubsland. Hier stößt der Reisende auf moderne Metropolen wie Peking und Hongkong, auf die ehrwürdigen Klöster Tibets oder die endlosen Weiten der Inneren Mongolei. Über die Hälfte der Landfläche des „Reichs der Mitte“ besteht aus Bergländern, Hochgebirgen und Ebenen. Ein topografisches Highlight ist der Himalaya mit seinen Achttausendern. An den Strömen des Huang He und Jangtsekiang liegen die uralten Zentren der chinesischen Kultur mit ihren Tempeln und Pagoden. Im Unterschied zum Westen des riesigen Landes gibt es in der Küstenregion im Südosten von China keine majestätischen Bergriesen, dafür gehen abwechslungsreiche Buchten in schmale Ebenen und anmutige Hügellandschaften mit Reisterrassen über. Ausgestattet ist der Bildband mit 622, teils erstklassigen, Bildern.

Weiterlesen

Technik und Genetik sollen den Menschen verbessern

Aktuell arbeitet die Menschheit an einem Entwurf des perfekten Menschen. Es geht um die Verbesserung und Veränderbarkeit des Menschen in einem neuen Sinn. Konrad Paul Liessmann erklärt: „Nicht durch Erziehung und Bildung, nicht durch Moral, Aufklärung und eine humanistische Kultur soll die Verbesserung des Menschengeschlechts erreicht werden, wohl aber durch Technik und Genetik.“ Für den Soziologen Dierk Spreen befindet sich die moderne Gesellschaft schon jetzt in einer „Enhancement-Gesellschaft“, in der vor allem die Optimierung des Körpers durch Manipulationen, Zusammenschlüsse mit Mikromaschinen und Prothesen zu einem alltäglichen Phänomen geworden ist. Unübersehbar ist auch ein sich allmählich wandelndes Selbstverständnis des Menschen, ein Wandel des Menschenbildes. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

Weiterlesen

Der Nationalismus ist das schlimmste Gesicht des Populismus

In seinem neuen Roman „Die Enthüllung“, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist, geht es um den Missbrauch der Macht und um Korruption. Doch nicht nur in seinen Büchern prangert der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa (80) Missstände an. In den sozialen Netzwerken wurde viel über den Literaturnobelpreis für Bob Dylan diskutiert. Mario Vargas Llosa hat diese Entscheidung sehr überrascht: „Ich glaube, das ist Ausdruck der zunehmenden Frivolität der Kultur in unserer Zeit. Bob Dylan ist ein guter Sänger, aber er ist längst kein großer Schriftsteller.“ Für Mario Vargas Llosa gibt es viele Schriftsteller, die den Nobelpreis verdient hätten und beiseitegelassen worden sind. Aber dies ist seiner Meinung nach die Zivilisation des Spektakels, und sie reicht inzwischen bis zur Schwedischen Akademie.

Weiterlesen

Im Rausch kann der Mensch aus sich selbst heraustreten

Stammestänze, Koka-Blätter, Weihrauch: Alle Kulturen finden Wege, die Sehnsucht nach dem Rausch zu befriedigen. Weil fast jeder Mensch Fluchtwege aus dem Alltag braucht. Das Leben eines Menschen wird bestimmt von Regeln, die eine Gesellschaft aufrechterhalten. Das bringt viele Zwänge mit sich. Zum Ausgleich gibt es die Freizeit. Die einen gehen tanzen, joggen bis zur Erschöpfung oder verbiegen sich beim Yoga. Die anderen gehen in die Kneipe, rauchen Haschisch oder pflegen ihre Briefmarkensammlung. Aber vielleicht wird auch die eigene Persönlichkeit als Zwang empfunden. Der Psychologe und Autor Dr. Jürgen vom Scheidt nennt eine der großen Sehnsüchte, die mit dem Rausch verbunden sind: „Wir können aus uns selbst heraustreten. Der Mensch braucht zwar eine stabile Umgebung, die unter gewissen Regeln funktioniert. Aber manchmal braucht er auch genau das Gegenteil.“

Weiterlesen

Eines der nächsten Bücher von Dan Brown könnte in Deutschland spielen

Der Roman „Inferno“ von Dan Brown spielt in Florenz. Dessen Verfilmung läuft seit gestern in den deutschen Kinos. An Deutschland gefällt Dan Brown die reiche Kultur. Das Land ist die Wiege vieler Künstler und klassischer Komponisten, die er persönlich sehr mag. Dan Brown kann sich durchaus vorstellen, dass eines seiner nächsten Bücher in Deutschland spielen könnte. Die „Göttliche Komödie“ hat der Bestsellerschriftsteller in der Highschool gelesen und war fasziniert davon, wie modern sie ist. Dan Brown erklärt: „Dantes Bild der Hölle entspricht genau dem, was wir heute unter Hölle verstehen. Dante war der Erste, der dieses lebendige, detaillierte Bild einer Hölle mit Feuer und Teufel geschaffen hat.“ In den meisten seiner Bücher verbindet Dan Brown etwas Altes mit etwas Modernem.

Weiterlesen

Alle Menschen sind Opfer eines Macht-Paradoxes

Es ist der Gemeinsinn und nicht die Ellenbogen, die den Menschen Macht verleihen. Doch sobald sie die Macht haben und ihren Verführungen erliegen, geht ihnen die soziale Kompetenz schnell wieder verloren. Der renommierte amerikanische Psychologe Dacher Keltner sagt, dass alle Menschen Opfer dieses Macht-Paradoxes sind. In seinem neuen Buch „Das Macht-Paradox“ zeigt er, wie die Verhältnisse der Macht jeden Winkel des sozialen Lebens bestimmen. Nur wer sich dies vor Augen führt, kann das Macht-Paradox auflösen. Damit die „Guten“ nicht nur an die Macht kommen, sondern empathisch bleiben und sie behalten. In seinem Buch geht es Dacher Keltern um einen Zusammenhang des sozialen Lebens, der das alltägliche Miteinander ausmacht und bestimmt, worauf das Leben letzten Endes hinausläuft. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

Weiterlesen

Islamismus und Rechtsextremismus sind siamesische Zwillinge

Was Deutschland gerade erlebt, ist keine regionale, auch keine nationale Besonderheit, keine Reaktion auf irgendein lokales politisches Missmanagement. Nils Minkmar, Historiker und Journalist, erklärt: „Der Aufstieg der radikalen Rechten ist eine schon lang bestehende und wohldurchdachte internationale politische Unternehmung. Ihr stehen beträchtliche finanzielle Mittel zur Verfügung sowie das gesamte Arsenal der digitalen Kommunikationstechniken, und sie rekrutiert durchaus zweckmäßiges politisches Personal.“ Die rechtsextremen Bewegungen und Parteien arbeiten seit Jahrzehnten daran, an die Macht zu gelangen, treffen sich und verfeinern ihre Kommunikation. Einer durch die Finanzkrise, die Eurokrise und die Migration verunsicherten Bevölkerung bieten sie Entlastung an: Schuld sind immer die anderen. Doch das ist nur die eine Deutschland bedrohende Seite. Die andere ist die des militanten politischen Islamismus. Auch der ist seit Jahrzehnten aktiv.

Weiterlesen

Ulrich Schnabel stellt die Norm der Gefühle vor

Die Soziologin Arlie Hochschild hat den Begriff der „Gefühlsnorm“ geprägt. In jeder Kultur gibt es allgemein akzeptierte Vorstellungen vom „richtigen“ oder angemessenen Gefühlsverhalten, denen Menschen unbewusst zu entsprechen suchen. Arlie Hochschild schreibt: „Der Partybesucher bemüht sich nach Kräften um die dem Gastgeber geschuldete Fröhlichkeit, wie der Trauergast um angemessene Gefühle der Trauer beim Begräbnis. Jeder präsentiert seine Gefühle als situationsangemessenen Beitrag zum Gelingen des gemeinsamen Ziels.“ Dabei geht es laut Ulrich Schnabel nicht nur um passende Worte und einen passenden Gesichtsausdruck, sondern auch um möglichst authentisches Fühlen. Denn Menschen haben in der Regel ein sehr feines Gespür für die Echtheit von Gefühlen. Das angemessen Fühlen ist allerdings ungleich schwieriger als die Auswahl des richtigen Anzugs oder das Üben von Beileidsfloskeln. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

Weiterlesen

Viele Eltern bieten ihren Kindern keine Orientierung

Martina Leibovici-Mühlberger konzentriert sich in ihrem Buch „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden“ auf die Misere vieler Kinder, die von ihren Eltern verkauft, instrumentalisiert, betrogen und in der sensiblen Zeit des Aufwachens und der Orientierungssuche einfach im Stich gelassen wurden. Die meisten Menschen wollen heute frei leben, absolut frei, und ja keine Zwänge oder irgendetwas, das ihre Freiheit beschränken könnte, akzeptieren. Jeder will in sein Mickymaus-Leben hineinpacken, was ihm gerade gefällt, und es natürlich auch jederzeit wieder verändern, wenn eine Durststrecke droht und das Gewählte sich vielleicht als mühevoll herausstellt. Sonst wären sie ja blöderweise nicht mehr frei. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

Weiterlesen

Der Rechtspopulismus ist eine Gefahr für die Demokratie

Der Rechtspopulismus denkt partikularistisch. Solidarität, Gerechtigkeit und Gleichheit gelten für Rechtspopulisten nur innerhalb der eigenen Gruppe: der Nation, der Steuerzahler, des Abendlandes. Kulturen und Identitäten sollen sich nicht vermischen. Das Fremde soll draußen bleiben, gerade weil die Welt so befremdlich geworden ist: der Fremde, die fremde Religion oder Lebensweise, der fremde Gedanke. Die mal latente, mal aggressive Ausländerfeindlichkeit der rechtspopulistischen Bewegung ist das auffälligste Symptom der Sorge um den Verlust der Identität. Sie muss in Abgrenzung zum Anderen gesichert und neu hergestellt werden. Der neue Rechtspopulismus ist keine konservative Bewegung. Er setzt im Gegenteil auf die Veränderung der Gesellschaft; darauf weist der Münchner Soziologe Armin Nassehi hin. Zwar stehen im Programm der AfD viele Forderungen aus dem klassischen Repertoire des Konservatismus. Wenn man die Forderungen aber zu Ende denkt, geht es bei ihnen weder um die Bewahrung des Bestehenden noch um die Wiedergewinnung des Verlorenen.

Weiterlesen

Nur durch die Kultur lässt sich das Dasein ertragen

Der amerikanische Psychologe Sheldon Solomon hat sich fast sein ganzes Berufsleben lang mit der Angst vor dem Tod beschäftigt. Er hat erforscht, wie die Furcht vor dem Tod das menschliche Leben bestimmt. Das Großhirn erlaubt es den Menschen, abstrakt und symbolisch zu denken, aber zugleich ist es auch fähig zu begreifen, dass das Leben der Menschen endlich ist, wie dasjenige aller Lebewesen. Das erzeugt einen tiefen, lähmenden Schrecken. Jeder muss damit leben. Wie das gelingen kann, hat der Kulturanthropologe Ernest Becker beschrieben: „Um die Last des Daseins ertragen zu können, verankern wir uns in einem Glaubenssystem, das wir Kultur nennen. Kultur gibt unserem Leben einen Sinn, sie gibt uns einen Wert – und zwar, indem sie uns eine Vision von Unsterblichkeit liefert.“

Weiterlesen

Islamisten leiden unter selektiver Wahrnehmung

Vor der islamischen Revolution im Jahr 1979 war der Iran offener als viele andere in der Region. Damals war die Führung nationalistisch eingestellt und die Religion spielte eine wesentlich geringere Rolle als heute. Der Islam-Experte und Psychologe Ahmad Mansour erklärt: „Aber es war dennoch ein autokratisches System, das da geherrscht hatte. Also genau so undemokratisch wie jetzt – nur im Namen des Nationalismus.“ Die Entwicklungen in den letzten Jahren haben für den Islam-Experten viel mit der Rolle Saudi-Arabiens und anderer Golfstaaten zu tun. Die haben Milliarden investiert, um Moscheen zu bauen und um zu missionieren. Sie beherrschen die Länder der Region mit ihrer Ideologie. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass der Nationalismus im Kampf gegen die westliche Kultur vor allem gegen Israel immer wieder Niederlagen einstecken musste.

Weiterlesen

Niall Ferguson nennt fünf Gründe für den Populismus

Der in diesen Tagen um sich greifende Populismus versetzt die Regierungen in Europa und den USA in Alarmstimmung. Der Duden beschreibt dieses Phänomen „als eine von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft auch demagogische Bewegung, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen zu gewinnen“. Im Klartext wird den Politikern die Bereitschaft abgesprochen, dem Volk zu dienen. Sie hätten keine Antworten auf die großen Probleme der Zeit. Die Populisten sind daher tief davon überzeugt, dass nur sie die wahren Interessen der schweigenden Mehrheit mit ihrem gesunden Menschenverstand vertreten. Wie konnte es überhaupt zu so einer, die repräsentative Demokratie gefährdenden Entwicklung kommen? Der amerikanische Historiker Niall Ferguson von der Harvard-Universität macht dafür fünf Faktoren verantwortlich.

Weiterlesen

Die Liebe macht viele Menschen demütig

Wenn man heute von „Gemeinsinn“ spricht, stellt man sich darunter jemanden vor, der Petitionen, Demonstrationen und Proteste organisiert und der seine Stimme zum Wohl der Allgemeinheit erhebt. David Brooks ergänzt: „Aber in früheren Epochen war damit eine Person gemeint, die ihre Leidenschaften gezügelt und ihre Meinungen gemäßigt hat, um einen umfassenden Konsens zu erreichen und unterschiedlichste Menschen zusammenzubringen.“ Viele Menschen stellen sich Gemeinsinn als Durchsetzungskraft vor, aber früher verstand man darunter die Fähigkeit zu Selbstbeherrschung. Dabei lernt man eine innere Struktur zu entwickeln, um die chaotischen Impulse im Innern zu kontrollieren. Sündhaftigkeit wird dabei indirekt durch uneigennütziges Verhalten bekämpft. Damit führt man das Leben von den schlimmsten Tendenzen weg. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

Weiterlesen

Der Vertrauensverlust in die Politik ist erschreckend

Die etablierten politischen Parteien erleben in Deutschland gerade einen dramatischen Vertrauensverlust und zugleich hat die Polarisierung der Gesellschaft ein bislang unbekanntes Maß erreicht. Auf die Frage, ob Weimarer Verhältnisse drohen, antwortet der Historiker Andreas Rödder: „Es gibt zumindest beunruhigende Analogien. Besonders gefährlich ist eine um sich greifende antiparlamentarische Verachtung für Parteien und Eliten, das finden Sie auf der Linken genauso wie bei den Rechten.“ Und während sich die Extreme radikalisieren, verfällt die gesellschaftliche Mitte seiner Meinung nach in eine merkwürdige Sprachlosigkeit. Andreas Rödder weiß, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, aber er weiß auch, dass eine eigentlich stabile politische Ordnung sehr viel schneller erodieren kann, als das das der Mehrheit der Bevölkerung recht ist. Andreas Rödder lehrt Neueste Geschichte an der Universität Mainz und veröffentlichte zuletzt den Bestseller „21.0. Eine kurze Geschichte der Gegenwart“.

Weiterlesen

Neue Gewohnheiten lassen keine Ausnahme zu

Der amerikanische Psychologe William James schrieb im Jahr 1877 eine kurze Abhandlung mit dem Titel „Gewohnheit“. Darin heißt es: „Wenn man versucht, ein anständiges Leben zu führen, soll man sein Nervensystem zu seinem Verbündeten und nicht zu seinem Gegner machen. Es empfiehlt sich, bestimmte Gewohnheiten so tief in sich zu verankern, dass sie zu einem unwillkürlichen Instinkt werden.“ Wer eine neue Gewohnheit annehmen will, sollte dies mit größtmöglicher Entschlossenheit anpacken. Außerdem soll man den Beginn einer neuen Gewohnheit zu einem bedeutenden Ereignis in seinem Leben machen. Dann darf man keine Ausnahme machen, bis die Gewohnheit zu einem festen Bestandteil des Alltagslebens geworden ist. Denn ein kleiner Patzer macht viele edle Akte der Selbstbeherrschung zunichte. Anschließend soll man jede Gelegenheit nutzen, um die Gewohnheit zu schulen.

Weiterlesen

Computer können keine Subjektivität herstellen

Mit Philosophen wie John Searle, Thomas Nagel und Colin McGinn ist David Gelernter der ketzerischen Meinung, dass Computer nicht in der Lage sind, Subjektivität herzustellen – die Welt im Kopf eines Menschen, ein eigenes Seelenleben, eine eigene private geistige Landschaft, durch die kein anderer wandern kann. Ein Computer beziehungsweise Roboter hat kein Bewusstsein für Glück. Es gibt keinen Geist in der Maschine, keine menschliche Geistesgegenwart. Dennoch übersteigt die Leistungsfähigkeit des Computers die menschliche Vorstellungskraft. David Gelernter stellt fest: „Wir glauben, mit der künstlichen Intelligenz der Schöpfung eines übernatürlichen Geistes beizuwohnen und den Stein der Weisen gefunden zu haben. In Wirklichkeit verstehen wir bis heute das Bewusstsein nicht. Wir können Subjektivität nicht erklären, vielleicht werden wir es nie können.“ David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

Weiterlesen

Eine Ehe ist ein lebenslanges Gespräch

Die meisten frisch verliebten Paare reden ganz intuitiv miteinander – unablässig. Doch bei langjährigen Paaren ist von dieser Freude am Gespräch oft nicht mehr viel übrig. Zwischen sechs und zehn Minuten reden sie durchschnittlich noch jeden Tag miteinander – der Rest ist Schweigen. Wer nicht mehr miteinander redet, dessen Beziehung ist möglicherweise in Gefahr. Das hat einen einfachen Grund: Das Gespräch ist die Basis einer jeden Partnerschaft. Christian Thiel erklärt: „Eine Ehe ist ein lebenslanges Gespräch.“ Wer sich gerne und viel mit seinem Partner unterhält, dessen Beziehung wird Bestand haben, einerlei, welche Schwierigkeiten man als Paar zu überwinden hat und welche Gegensätze in der Beziehung bestehen. Trotz aller möglichen Dinge, die eine Partnerschaft beeinträchtigen, kann man ein glückliches Paar sein, wenn man sich gerne miteinander unterhält. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

Weiterlesen

Sogar Könige sind als Minnesänger bekannt

Wie die höfische Versepik ist auch der Minnesang der Literaturepoche der Stauferzeit zuzuordnen. Auch er wird vom Ritterstand getragen und ist für ihn ein wesentliches Ausdrucksmittel. Anders als das Versepos spielt der Minnesang als einstimmiger Solovortrag, der gelegentlich schriftlich notiert und von Fiedel, Harfe, Flöte, Dudelsack, Schalmei begleitet wird, eine zentrale Rolle im höfischen Festtagsablauf. Oftmals treten Minnesänger zum Wettstreit gegeneinander an – eine verfeinerte Form des ritterlichen Turniers. Die Minnesänger kommen aus allen Ständen. Sogar Könige wie Wilhelm IX. von Aquitanien, Heinrich VI., Friedrich II. und Alfons von Kastilien befinden sich unter ihnen. Auch zahlreiche Burggrafen sind als Minnesänger bekannt. Und wenn schon die soziale Wirklichkeit ein immenses Gefälle innerhalb des Ritterstandes kennt, in der Gestalt des Minnesängers stehen Ritter von Geburt und Vermögen, ärmliche Ministeriale der niedersten Stufe und Unterständige gleichrangig nebeneinander.

Weiterlesen

Der Liberalismus sollte vom Geist der Aufklärung inspiriert sein

Als Neoliberalismus etikettiert und in Verruf geraten, hat das Denken, dass das Prinzip Freiheit an vorderster Stelle vertritt, der Liberalismus, vielerorts keinen guten Klang. Ein Liberalismus, der Wertschätzung verdient, unterzieht sich laut Otfried Höffe einer Regeneration, für die er Elemente der Aufklärung übernimmt. Dazu gehört eine Erweiterung des Themenspektrums. Die Worterklärung ist für Otfriede Höffe einfach. „Liberalismus“ heißt ein Denken, das die Freiheit als Mittel- und Angelpunkt versteht. Keineswegs auf die Wirtschaft beschränkt, versteht sich der Liberalismus als eine soziale und politische Theorie und Bewegung, die man in erster Annäherung als thematisch dreidimensional charakterisieren kann: Es ist eine Wirtschafts-, eine Gesellschafts- und eine Politiktheorie. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

Weiterlesen

Die Kommunikation spielt in der Partnerschaft eine zentrale Rolle

Die psychologische Forschung hat an unzähligen Untersuchungen gezeigt, dass es nicht Liebe, Attraktivität, Bildung, Geld oder Status ist, die Ehen und Partnerschaften zusammenhalten, sondern die Kompetenzen der Partner bezüglich Kommunikation und das Verhalten beim Lösen von Problemen. Liebe und Zuneigung für den Partner verlieren sich in der Regel nicht einfach so, sondern werden vielmehr im Lauf der Zeit durch negative Erfahrungen im Alltag überlagert und schwächen sich ab. Guy Bodenmann fügt hinzu: „Stress führt zu weniger Zeit füreinander, zu einem Verlust der Kommunikationskultur, zu einer Abnahme des gegenseitigen Interesses und schließlich zu einem Zerfall der Liebe.“ Das geschieht nicht einfach so, sondern ist ein vom Verhalten der Partner abhängiger Prozess. Guy Bodenmann ist Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich.

Weiterlesen

Gewohnheiten bergen Stärken und Schwächen

Neben der sozialen Dimension von Gewohnheiten ist auch eine politische anzusprechen, denn Gewohnheiten hängen auch mit dem Aspekt der Macht zusammen. Denn Gewohnheiten können aufgezwungen sein, Veränderungen von Gewohnheiten können mit Macht durchgesetzt werden. Die „Kolonisierung des Geistes“ wurde als eine tiefer gehende Form der äußeren Kolonisierung beschrieben, als eine Veränderung der Denk- und Wahrnehmungsgewohnheiten, die Menschen in den kolonisierten Ländern dazu brachte, von sich selbst minderwertig zu denken. Ähnlich beschreibt der französische Soziologe Etienne Renault das Phänomen, dass Menschen, die trotz Einsatz und Qualifikation keinen Arbeitsplatz finden, sich selbst daran die Schuld geben – auch das hat mit Denkgewohnheiten zu tun. Clemens Sedmak ergänzt: „Machtvoll kann aber auch in sichtbare Alltagsgewohnheiten eingegriffen werden.“ Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat neben anderen Aufgaben eine Professur am Londoner King´s College inne.

Weiterlesen

Adolf Hitler propagiert die Einheit des deutschen Volkes

Dass es dem neuen Regime unter Adolf Hitler in weniger als einem Jahr gelungen war, einen vollständigen Systemwechsel vorzunehmen, der alle Elemente einer Revolution in sich trug, und dass diese Politik im offenbar überwiegenden Teil der Bevölkerung als außerordentlich erfolgreich angesehen wurde – dies war ein Vorgang von so enormer Wucht und emotionaler Intensität, dass er bereits von den Zeitgenossen in- und außerhalb Deutschlands als Epochenbruch empfunden wurde. Ulrich Herbert erklärt: „Der zentrale Begriff, unter dem die neue Regierung Hitler am 1. Februar 1933 ihr Programm gestellt hatte, war derjenige der Volksgemeinschaft.“ Die oberste Aufgabe der Regierung sei es, über Stände und Klassen hinweg die geistige und willensmäßige Einheit des deutschen Volkes wieder herzustellen. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

Weiterlesen

Menschen gehen unterschiedlich mit dem Scheitern um

Menschen gehen auf verschiedene Arten mit Schuld und Scheitern um. Da gibt es zum Beispiel die Fremd-Strafer: Menschen, die immer andere verantwortlich machen und abstrafen. Dann treten die Verweigerer auf: Sie leugnen jegliche Verantwortung und verweigern sich der Schuld und der Strafe. Dann gibt es noch Untergruppen, darunter so illustre wie etwa die Explodierer, die sofort wütend und irrational werden. Alexander Goebel erklärt: „Wirft man ihnen Scheitern vor, dann drehen sie vollkommen durch und werden übermäßig emotional.“ Oder die Lobes-Junkies, die immer gelobt werden müssen, egal wofür und egal ob verdient. Dann gibt es noch die Beschwichtiger, die überhaupt keinen Handlungsbedarf sehen, sondern für Verniedlichung statt Auseinandersetzung stehen. Sie sind Verhinderer des Fortschritts in Demutshaltung. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

Weiterlesen

Die Menschen sind von Natur aus gut

Der große Schweizer Denker und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau, der von 1712 bis 1778 lebte, vertrat die Meinung, dass die wahre Religion vom Herzen komme und keiner religiösen Zeremonien bedürfe. Die Kirche hatte mehrere seiner Bücher verboten, da sie religiösen Ideen verbreiteten, die sich mit der offiziellen Lehre nicht vereinen ließen. Doch den größten Aufruhr verursachten seine politischen Ideen. „Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten“, erklärte er zu Beginn seines Buchs „Der Gesellschaftsvertrag oder die Grundsätze des Staatsrechtes“. Für Nigel Warburton ist es nur allzu verständlich, dass Revolutionäre diese Worte zu ihrem Kampfruf machten, etwas Maximilien Robespierre und andere Anführer der Französischen Revolution. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Weiterlesen