Der Nationalismus ist das schlimmste Gesicht des Populismus

In seinem neuen Roman „Die Enthüllung“, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist, geht es um den Missbrauch der Macht und um Korruption. Doch nicht nur in seinen Büchern prangert der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa (80) Missstände an. In den sozialen Netzwerken wurde viel über den Literaturnobelpreis für Bob Dylan diskutiert. Mario Vargas Llosa hat diese Entscheidung sehr überrascht: „Ich glaube, das ist Ausdruck der zunehmenden Frivolität der Kultur in unserer Zeit. Bob Dylan ist ein guter Sänger, aber er ist längst kein großer Schriftsteller.“ Für Mario Vargas Llosa gibt es viele Schriftsteller, die den Nobelpreis verdient hätten und beiseitegelassen worden sind. Aber dies ist seiner Meinung nach die Zivilisation des Spektakels, und sie reicht inzwischen bis zur Schwedischen Akademie.

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Flüchtlinge sind der Preis des globalen Kapitalismus

Der Philosoph Slavoj Žižek behauptet: „Europa wird nicht von islamischen Horden bedroht, sondern steckt in der Zwickmühle zwischen zwei Kapitalismusmodellen.“ Wenn die Menschheit die aktuellen Probleme in den Griff bekommen will, braucht es seiner Meinung nach eine Solidarität mit den Entrechteten und Ausgebeuteten der Welt. Vor allem muss die Politik die Spielregeln in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen ändern, um die Gründe für Terror und Flucht zu beseitigen. Slavoj Žižek erklärt: „In den modernen Gesellschaften leben wir unter einer Art Kuppel, die die große Mehrheit der Menschen von Wohlstand und sozialer Teilhabe ausschließt. Was wir in Europa erleben, ist ein Ansturm von Kriegsflüchtlingen und Migranten aus armen und ruinierten Ländern. Diese Menschen versuchen, in unsere Kuppel des Wohlstands einzudringen.“ Flüchtlinge sind der Preis des globalen Kapitalismus.

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Das moderne Theater hat seinen Besuchern wenig zu sagen

Rüdiger Schaper führt seinen Lesern die Geschichte des Welttheaters als überraschenden Prozess der Verjüngung vor. Als alter Mann wird es um 500 vor Christus in Athen geboren. Sein ganzes Wesen liegt schon in den Dramen von Euripides, Sophokles und Aischylos begründet. Im Laufe der Jahrhunderte verjüngt sich dann das Theater zum verliebten, eroberungslustigen Jugendlichen bei Shakespeare und Molière in der Renaissance. Es entwickelt sich weiter über Strindberg, Tschechow und Heiner Müller bis hin zum sterbenden Kind der Gegenwart. Es stirbt heute viele Tode und wird doch immer wieder neu geboren. „Spektakel“ ist persönlich und subjektiv in der Auswahl. Zugleich ist es eine Standortbestimmung des Theaters der Gegenwart, die mit dem Wunsch verbunden ist, dass es sich auf seine Wurzeln besinnt und sich dabei immer wieder verjüngt. Rüdiger Schaper leitet das Kulturressort des „Tagesspiegel“. Zuletzt ist von ihm das Buch „Karl May. Untertan, Hochstapler, Übermensch“ (2012) erschienen.

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Das Geschehen an den Finanmärkten bestimmt den Alltag

Wolfgang Hetzer vertritt die These, dass der Lauf der Dinge heutzutage maßgeblich durch das Geschehen an den Finanzmärkten bestimmt wird. Umso denkwürdiger ist seiner Meinung nach, dass die Logik der Ereignisse in diesem Bereich zum Teil höchst umstritten ist. Dies gipfelt in der Frage, ob sich auf den Schauplätzen der internationalen Finanzwirtschaft ein effizientes Zusammenspiel vernünftiger Akteure oder ein Spektakel reiner Unvernunft vollzieht. Wolfgang Hetzer fügt hinzu: „Es gilt jedenfalls nicht als ausgemacht, ob der beschworene kapitalistische Geist verlässlich und rational oder schlicht verrückt operiert.“ Selbst die Wirtschaftswissenschaft hilft auch nicht immer weiter, da sie völlig verschiedene und widersprüchliche Interpretationen bereithält, um die Stürme der Ereignisse im gegenwärtigen Finanzgeschäft zu erklären. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Der entfesselte Skandal führt zu elementarem Kontrollverlust

In einer Welt des Internets und der Massenmedien scheint der Skandal hinter jeder Ecke zu lauern. Jeder kann ihn verursachen, jeder kann sein Opfer sein. Videos auf dem Handy können eine Karriere vernichten, Botschaften über Twitter Empörung auslösen, SMS-Nachrichten als Beweismittel verwendet werden. Bernhard Pörksen und Hanne Detel schreiben in ihrem neuen Buch „Der entfesselte Skandal“: „Dokumente der Blamage und der Demontage besitzen heute eine neue Leichtigkeit und Beweglichkeit. Sie können rasch kopiert, blitzschnell verbreitet, kaum noch zensiert werden – und sorgen im Extremfall weltweit für Empörung.“ Der Ruf eines Menschen, eines Untenehmen, ja sogar eines Staates lässt sich in Rekordzeit ruinieren. Der Skandal hat für die Autoren im digitalen Zeitalter eine neue Evolutionsstufe und neue Ebene der Eskalation erklommen. Er kann ein Spektakel der Grausamkeit sein, aber ebenso gut der Aufklärung dienen. Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Hanne Detel arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen.

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In einer echten Demokratie gibt es immer Alternativen

Der Ausgangspunkt zur Verteidigung des Begriffs der Demokratie ist für die Philosophin Juliane Rebentisch das Paradox, dass die Demokratie aus Gründen ihrer Struktur, alle Normen in einer sozialen Ordnung zerstört, wenn man das Wort Demokratie wörtlich nimmt. Wenn wirklich alle oder die Masse herrschen, entsteht Willkür und Chaos. Dennoch gilt für Juliane Rebentisch folgender Anspruch: „Eine demokratische Sozialordnung kann nur demokratisch genannt werden, wenn in ihr auch die Möglichkeit eingeräumt wird, sie infrage zu stellen.“ Verbesserungen und Veränderungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie. In einer funktionierenden Demokratie gibt es immer Alternativen.

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