Der Nationalismus ist das schlimmste Gesicht des Populismus

In seinem neuen Roman „Die Enthüllung“, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist, geht es um den Missbrauch der Macht und um Korruption. Doch nicht nur in seinen Büchern prangert der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa (80) Missstände an. In den sozialen Netzwerken wurde viel über den Literaturnobelpreis für Bob Dylan diskutiert. Mario Vargas Llosa hat diese Entscheidung sehr überrascht: „Ich glaube, das ist Ausdruck der zunehmenden Frivolität der Kultur in unserer Zeit. Bob Dylan ist ein guter Sänger, aber er ist längst kein großer Schriftsteller.“ Für Mario Vargas Llosa gibt es viele Schriftsteller, die den Nobelpreis verdient hätten und beiseitegelassen worden sind. Aber dies ist seiner Meinung nach die Zivilisation des Spektakels, und sie reicht inzwischen bis zur Schwedischen Akademie.

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Die Kultur des Rokoko bevorzugt die Sphäre des Weiblichen

Im 18. Jahrhundert nehmen die leidenschaftlichen Versuche kein Ende, die überkommenen Ordnungen und Einrichtungen auf allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens zu reformieren, die verkrusteten Traditionen in der Politik, den Wissenschaften und Künsten aufzulösen und das Festgefahrene wieder in Fluss zu bringen. Diese Innovationen vollziehen sich in mehreren Phasen an den höfischen Zentren und großen europäischen Residenzen, unter denen die bedeutendsten Paris, München, Berlin, Dresden und Wien sind. Innerhalb einer feudalen Gesellschaft von geistigen und weltlichen Würdenträgern, innerhalb des Hofadels selbst, werden die Umwälzungen, die neuen Denkformen und Lebensstile entwickelt und entfaltet. Dies ist die erste Etappe einer sanften und unblutigen Revolution: die Zeit des Rokoko. Sie bevorzugt im Gegensatz und Widerspruch zum männlich-heroischen Zeitalter des Barock alles, was aus der Sphäre des Weiblichen und aus den Bereichen eines kunstvollen Gefühls für die Natur stammt.

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Ernst Fraenkel prüft das Verhältnis von Parlament und Bürokratie

Ernst Fraenkel kritisiert, dass in Deutschland die Tradition der großartigen Parlamentsdebatten fehlt, in denen in offener Feldschlacht um Sieg oder Niederlage einer Regierung gefochten wurde. Ebenso wenig gibt es seiner Meinung nach hierzulande die Flexibilität der parlamentarischen Taktik auf sich selbst gestellter Abgeordneter. Auch nicht vorhanden ist ein parlamentarischer Stil, der aus dem esprit de corp von Angehörigen der verschiedenen Parlamentsgruppierungen erwächst, die sich mit Augenzwinkern und Augurenlächeln zusichern, dass sie Bescheid wissen und den Comment parlamentarischer Solidarität nicht verletzen werden. Ernst Fraenkel schreibt: „Der deutsche Parlamentsstil ist von Ehrenmännern entwickelt worden, deren auf Prinzipientreue basierendem Ernst der Gedanke eines politisches Spiels als frivol erschienen wäre.“ Dazu kommt, dass seit den Tagen des Frühparlamentarismus in Deutschland, eine beispiellos hoch entwickelte Bürokratie dem Parlament, seinen Mitgliedern und Parteien, den Weg zur Exekutive versperrt hatte.

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Peter Sloterdijk hat sein Ohr immer am Puls der Zeit

Der Philosoph Professor Peter Sloterdijk nähert sich dem Begriff der Krise über ihre medizinische Bedeutung, in der sie als Entscheidungskampf eines Organismus definiert wird, in dem dieser entweder überlebt oder stirbt. Daraus folgt für ihn, dass eine Krisensituation, in der sich eine Gesellschaft befindet, gar keine Krise ist. Denn das Ergebnis einer Krise kann nur eine weitere Krise sein. Das Beste, was der Mensch erreichen kann, ist eine Hinauszögerung der Endkrise oder die Verhinderung der Endkrise durch eine permanente Krise.

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