Markus Gabriel befasst sich mit der Erklärung von Handlungen

Jeder kennt von sich selbst und seinen Begegnungen mit anderen Menschen den Eindruck, dass man sich manchmal nicht sicher ist, was wirklich die Motive des eigenen Handelns sind. Deswegen suchen Menschen nach Handlungserklärungen, also nach Erklärungen, die sie verstehen lassen, warum jemand etwas Bestimmtes tut. Markus Gabriel erklärt: „Dabei können wir entweder Wohlwollen oder Hintergedanken vermuten.“ Ersteres verbirgt sich hinter den freundlichen Listen: Man unterstellt jemandem Freiheit, was eine wohlwollende Deutung eines allem Anschein nach erfreulichen Ereignisses ist. Fiese Listen ersetzen den Anschein des Wohlwollens entweder durch Hintergedanken oder durch Erklärungen, die es erlauben, eine Person von den Zumutungen der Freiheit zu entlasten. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Hans-Peter Nolting sucht nach den Wurzeln der Gewalt

Die Suche nach einer gemeinsamen Wurzel von menschlicher Aggression und Gewalt weckt immer großes Interesse. Es ist faszinierend, wenn man eine breite Vielfalt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen kann. Von solchen Bemühungen war auch die Aggressionspsychologie lange Zeit geprägt. Hans-Peter Nolting erklärt: „Ein angeborener Aggressionstrieb, Aggression als Reaktion Frustrationen oder Aggression als erlerntes Verhalten – das sind drei Grundideen von bekannten Theorien.“ Inzwischen hat sich die wissenschaftliche Debatte von der Suche nach einer generellen Aggressionserklärung für die Gattung Mensch weitgehend verabschiedet und sich stattdessen vielfältigen Ausschnitten aus dem breiten Spektrum zugewandt. „Ausschnitte“ können vor allem sein: spezielle Erscheinungsformen oder Typen hochaggressiver Menschen oder einzelne Kontextbereiche wie die Familie, die Arbeitswelt, der Sport, die Politik und so weiter. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Auch Angst kann ein Motiv für Aggression sein

So wie Gewalt ein Mittel des Erwerbs von Macht sein kann, dient sich auch der Abwendung des Verlusts der Macht. Insbesondere Politiker in diktatorischen Systemen bangen nicht nur um ihr Leben, sondern auch um ihre Machtposition und bauen deshalb riesige Sicherheitsapparate auf, mit denen politische Gegner aufgespürt, bestraft und vernichtet werden. Hans-Peter Nolting fügt hinzu: „Angst vor dem Verlust der Macht kann aber auch im familiären Bereich ein Motiv für Drohungen und Gewaltanwendung sein, so etwa, wenn sich ein einer Familie mit patriarchalischer Struktur die Frau der Kontrolle des Mannes oder ein Kind sich der Kontrolle der Eltern zu entziehen droht. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Die Scham und die Freiheit bedingen einander

Die Scham, die keinem Menschen fremd sein dürfte, ist ein urmenschliches Gefühl. Wer sich nicht zu schämen vermag, ist keine erwachsene Person, das bemerkte bereits Charles Darwin. Ulrich Greiner erläutert: „Scham bedingt Reflexivität, welche die Abweichung vom Ideal für den Handelnden erst einsichtig macht.“ Im Augenblick der Scham erkennt sich ein Mensch als eine Person, die einen Fehler gemacht hat oder zumindest meint, einen gemacht zu haben, und das Bild, das ihm jetzt entgegentritt, verletzt oder beleidigt jenes Bild, das er von sich selbst hat und er wahren möchte. Ulrich Greiner war zehn Jahre lang der Feuilletonchef der ZEIT. Als Gastprofessor lehrte er in Hamburg, Essen, Göttingen und St. Louis. Außerdem ist er Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

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Aggression ist eine Reaktion auf negative Erfahrungen

Wenn man das Verhalten eines Menschen verstehen will, dann sind besonders seine Motive interessant. Das gilt auch für das Thema Aggression. So ist denn das „Tatmotiv“ ein fester Begriff in jedem Krimi und ebenso bei der Klärung und juristischen Bewertung realer Verbrechen. Die Frage nach Motiven betrifft aber nicht nur schwerwiegende Taten, sondern das gesamte Spektrum der Aggression. Auf die Frage, warum sich Menschen aggressiv verhalten, gehen die Antworten überwiegend in eine Richtung. Hans-Peter Nolting erläutert: „Aggressives Verhalten ist eine Reaktion auf negative Erfahrungen. Genannt werden unter anderem: Überforderung, Einengung, Armut, vor allem aber negative Erlebnisse mit anderen Menschen, zu Beispiel egoistisches, abweisendes, verständnisloses Verhalten.“ Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Es gibt sechs Grundregeln für das Zusammenwohnen

Wenn ein Paar in einen gemeinsame Wohnung zieht, ist das eine der härtesten Prüfungen für die Liebe, die es gibt. Die Partner müssen damit rechnen, dass es sich in naher Zukunft in einige unangenehme Diskussionen verwickeln wird. Bei Umfragen über Paarkonflikte liegt der gemeinsame Haushalt als Anlass für Auseinandersetzungen weit vorn. Christian Thiel nennt zwei Themen, die besonders häufig genannt werden: „Paare streiten gerne und viel über die Ordnung in der gemeinsamen Wohnung. Und Paare streiten über die gerechte Verteilung der Hausarbeit.“ Sicher ist es möglich, auch ohne das Abenteuer Zusammenwohnen ein Paar zu sein. Dauerhaft aber versuchen das die wenigsten Paare. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Nest ist zu groß. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Neue Gewohnheiten lassen keine Ausnahme zu

Der amerikanische Psychologe William James schrieb im Jahr 1877 eine kurze Abhandlung mit dem Titel „Gewohnheit“. Darin heißt es: „Wenn man versucht, ein anständiges Leben zu führen, soll man sein Nervensystem zu seinem Verbündeten und nicht zu seinem Gegner machen. Es empfiehlt sich, bestimmte Gewohnheiten so tief in sich zu verankern, dass sie zu einem unwillkürlichen Instinkt werden.“ Wer eine neue Gewohnheit annehmen will, sollte dies mit größtmöglicher Entschlossenheit anpacken. Außerdem soll man den Beginn einer neuen Gewohnheit zu einem bedeutenden Ereignis in seinem Leben machen. Dann darf man keine Ausnahme machen, bis die Gewohnheit zu einem festen Bestandteil des Alltagslebens geworden ist. Denn ein kleiner Patzer macht viele edle Akte der Selbstbeherrschung zunichte. Anschließend soll man jede Gelegenheit nutzen, um die Gewohnheit zu schulen.

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Das schlechte Gewissen ist die Angst vor dem Liebesverlust

Wenn sich eine Gesellschaft verändert, unterliegt auch die Gefühlskultur einem Wandel. Ulrich Greiner erklärt: „Zwar ist das Schamgefühl generell ein Merkmal menschlicher Zivilisation, doch seine Empfindlichkeit und die Anlässe seiner Erregung bleiben abhängig vom jeweiligen historischen und sozialen Umfeld.“ Die Wissenschaft hat versucht, diese Felder begrifflich zu fassen und sie einer „Schamkultur“ oder einer „Schuldkultur“ … Weiterlesen

Die Banken sind Umverteilungsmaschinen von unten nach oben

Die Konzentration wirtschaftlicher Macht in der Realwirtschaft gibt Anlass zur Sorge. Und nach wie vor sind die Finanzmärkte nicht gebändigt. Und sie stellen für den grünen Politiker Gerhard Schick dadurch eine gefährliche Macht dar. Die Deregulierung der Märkte hat dazu geführt, dass das Zusammenwirken der Finanzakteure eine gefährliche Dynamik entwickelt, die auch in Zukunft schwer zu bewältigende Finanzkrisen produzieren kann. Gerhard Schick behauptet: „Die Wahrscheinlichkeit einer Finanzkrise ist leider heute nicht geringer als zu der Zeit, als die US-amerikanische Bank Lehman Brothers oder die deutsche Hypo Real Estate zusammenbrachen und in der Folge dann die gesamte Bankenbranche gerettet wurde.“ Zudem sind seiner Meinung nach die Banken eine enorme Maschine der Umverteilung von unten nach oben, die dringend gestoppt werden muss. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Peter Bieri erkundet die rätselhafte Welt der Affekte

Affekte können die Menschen nicht einfach anstellen und abstellen. Sie sind nicht frei verfügbar. Die Menschen können sich aber fragen, ob ihre Affekte einer Situation angemessen sind, ob sie zu einer Begebenheit und ihrer Geschichte passen. Denn man möchte nicht von Affekten bestimmt und getrieben werden, die jeder Grundlage entbehren. Denn dann würden die Affekte wie ein Gefängnis erscheinen. Die Menschen möchten in ihren Affekten nicht das Opfer von lauter Irrtümern sein. Peter Bieri erläutert: „Vielleicht könnte man von einer Autorität im Empfinden sprechen: Wir möchten sicher sein, dass wir angemessen empfinden. Und wir können etwas für diese Autorität tun, was auf der Selbstständigkeit im Beurteilen beruht: uns über den wirklichen oder irrtümlichen Anlass der Affekte Gewissheit verschaffen.“ Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Konrad Paul Liessmann macht sich Gedanken über die Schule

„Nirgendwo wird so gerne über Utopien, bessere Rahmenbedingungen, ideale Betreuungsverhältnisse, innovative Didaktiken, neue Möglichkeiten, Aufgaben und Herausforderungen schwadroniert wie in Fragen der Bildung,“ behauptet Konrad Paul Liessmann. Und nirgendwo hält sich die hartnäckige Klage länger, dass sich nichts ändert, alles erstarrt und verknöchert ist, frontal vorgetragen wird, was dann auswendig gelernt werden muss, selektiert statt gefördert wird, alles verstellt und blockiert wird durch Überbleibsel aus der Vergangenheit, die endlich beseitigt werden müssen. Tatsächlich gibt es, vielleicht mit Ausnahme der katholischen Kirche, keine Institution, die so sehr unter Verdacht steht, sich allen Veränderungen zu verweigern, wie die Schule. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Ärger mit dem Partner gehört zum Alltag in einer Beziehung

Wenn Paare, der Beziehung schon sehr lange gehalten hat, immer wieder streiten, ist das noch lange kein Grund, dass sich die Partnerschaft dem Ende zuneigt, im Gegenteil. Die regelmäßige Auseinandersetzung ist vielmehr ein gutes Zeichen. Solche Ehen halten lange. Immer wieder vom Partner genervt zu sein, beweist schließlich, dass sich beide noch längst nicht gleichgültig sind. Mann und Frau empfinden immerhin noch Gefühle füreinander, auch wenn es momentan gerade ziemlich negative Emotionen sind. Es erfordert ja einen ziemlichen Aufwand, sich über den Partner zu ärgern und sich dann auch noch mit ihm auseinanderzusetzen. Wäre einem der andere egal, würde man die Energie zum Streit ja gar nicht mehr aufbringen. Die roten Alarmleuchten für eine Partnerschaft sollten also erst dann angehen, wenn aus einer lautstarken Beziehung eine leise wird und sich keiner mehr über den anderen aufregt.

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José Ortega Y Gasset liebt die reine Wahrheit

Für José Ortega Y Gasset wird die Politik zu einer äußerst gefährlichen Krankheit, wenn sie ihren Thron im Gewissen der Menschen einrichtet und in ihr ganzes geistiges Leben hineinregiert. Warum das so ist, sollte eigentlich Jedem klar sein. Solange der Mensch das Nützliche eben als ein Nützliches betrachtet, besteht kein Anlass zur Sorge. Wird aber das Nützlichkeitsstreben innerhalb der Persönlichkeit eines Menschens zur beherrschenden Haltung, so wird er, wenn es darum geht, die Wahrheit zu finden, sie nur allzu leicht mit der Nützlichkeit verwechseln. José Ortega Y Gasset schreibt: „Und aus Nützlichkeit Wahrheit machen, ist eine Umschreibung für lügen. Das Reich der Politik ist somit das Reich der Lüge.“

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Wilhelm Schmid philosophiert über den Sinn der modernen Ehe

Der Sinn der Ehe ist für Wilhelm Schmid nicht mehr aus früheren Vorgaben zu beziehen, vielmehr wird es zur Aufgabe der Beteiligten selbst, ihr Sinn zu verleihen und mit ihr wiederum dem eigenen Leben. Der Sinn der modernen Ehe könnte beispielsweise darin liegen, im Anderssein, das einer für den anderen ist, eine größere Spannweite des Lebens zu erfahren, wobei man sich wechselseitig eine immer neue Quelle der Kraft sein kann. Eine Ehe kann auch eine Schutzfunktion erfüllen, indem eine Ehepartner mit seinen Stärken die Schwächen des Anderen abschirmt oder ein Ansporn, um sich weiterzuentwickeln und Dinge gemeinsam zu verwirklichen.  Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Die Weltwirtschaftskrise führt zu keinem Wandel des Alltagslebens

In der ganzen Welt fluten die Zentralbanken die Märkte mit Geld. Sie versuchen die Arbeit der Politiker zu übernehmen und deren Probleme zu lösen. Dabei könnte es sich um die größte Wette handeln, die an den Finanzmärkten je abgeschlossen wurde. Dabei ist es für Wolfgang Hetzer völlig unklar, ob sie aufgehend wird, da es in der Geschichte keinerlei Vorbild dafür gibt. Wolfgang Hetzer stellt fest: „Wir leben in einer Welt massiv überdehnter Bilanzen. Die nach der Lehmann-Pleite einsetzende Rettungsaktion hat die Schuldenlast vieler Länder derart nach oben getrieben, dass nun die Zentralbanken mit der Notenpresse aushelfen müssen.“ Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Rettungsschirme schützen Banken und Anleger vor Privatverlusten

Bisher hat der Staat der privaten Hand Gelder nur zugewendet, um einen Preis für empfangene Güter zu bezahlen. Es handelt sich dabei um Subventionen, um zum Beispiel zu erreichen, dass private Untenehmen in einem staatlich kontrollierten Leistungsprogramm mitwirken. Es kann sich dabei auch um eine Entschädigung bei Enteignung oder theoretisch um einen Finanzausgleich bei einer Sozialisierung handeln. Die Zeiten haben sich aber geändert. Paul Kirchhof schreibt: „Doch dieses System von Gütertausch, Enteignung, Subvention oder Sozialisierung scheint nunmehr durch staatliche Geldleistungen großen Stils erweitert zu werden, neue Formen staatlicher Geldzuwendungen zwischen Wirtschaftsfreiheit, Feudalherrschaft und Sozialisierung zu entwickeln.“ Paul Kirchhof ist einer der führenden Finanzexperten und bekanntesten deutschen Autoren. Er ist Professor für Öffentliches Recht sowie Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg und war zwölf Jahre Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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In Bayern gab es schon immer großartige Menschen

Das Thema des Buchs „Große Gestalten der bayerischen Geschichte“ fasst die Vorträge einer gleichnamigen Ringvorlesung an der Ludwig-Maximilians-Universität München zusammen. Die Herausgeberin Katharina Weigand weist in ihrer Einleitung darauf hin, dass die 25 Gestalten der bayerischen Geschichte, die in diesem Buch vorgestellt werden, keine Persönlichkeiten sind, die einzig und allein kritiklose Bewunderung hervorrufen würden. Stattdessen soll der Band Anlass zum eigenen Nachdenken, Anlass zum Nachfragen und Anlass zum Weiterlesen bieten. Über die Auswahl der Menschen schreibt Katharina Weigand: „Am Ende ergab sich eine Mischung, bei der sowohl der frühmittelalterliche Bischof, diverse Künstler, eine bayerische Prinzessin, die zur Kaiserin aufstieg, der Kanzler des Wirtschaftswunders und auf diese Weise auch die verschiedenen Epochen der bayerischen Geschichte vertreten sind.

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Günter Grass warnt vor dem Zerfall der Demokratie

Für den Literaturnobelpreisträger Günter Grass sind es nicht zuletzt die großmächtigen Banken, deren Lobbytätigkeit mittlerweile das gewählte Parlament mitsamt der Regierung in Geiselhaft genommen hat. Der Schriftsteller sagt: „Die Banken spielen Schicksal, unabwendbares. Ihre Vorstände und Großaktionäre formieren sich zu einer Parallelgesellschaft.“ Die gravierenden Folgen ihrer Finanzwirtschaft, die hoch riskant ist, haben schließlich die Bürger als Steuerzahler zu begleichen. Die Menschen bürgen für die Banken, deren Milliardengräber ständig neue Geldmittel erfordern. Laut Günter Grass sind auch die Tages- und Wochenzeitungen, also die Journalisten, dieser Allmacht der Banken ausgesetzt. Er erklärt: „Es bedarf keiner altmodischen Zensur mehr, die Vergabe oder Verweigerung von Anzeigen reicht aus, um die ohnehin in Existenznot geratenen Printmedien zu erpressen.“

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Der Opiumkrieg zwischen China und Großbritannien

Der Historiker David S. Landes war fest davon überzeugt, dass man sich mit China beschäftigen muss, wenn man die Geschichte der Weltwirtschaft verstehen will. Denn von Christi Geburt bis zum Beginn der Neuzeit schrieb das Land eine ökonomische Erfolgsgeschichte. Vor allem als geniale Erfinder taten sich die Chinesen hervor – sie entwickelten unter anderen das Schwarzpulver, das Papier, den Kompass und den Seismographen. Aber auch beim Brückenbau und der Errichtung von Straßen und Dämmen war China weltweit führend. Zudem beherrschten sie moderne Techniken der Bewässerung und die Konstruktion von Kanalsystemen. Noch 1820 wurden rund 30 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Westeuropa kam auf etwa 20 Prozent, die USA nicht einmal auf zwei Prozent.

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Max Frisch macht sich Gedanken über die Eifersucht

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch erkennt in der Eifersucht die Angst vor dem Vergleich. Die Küsse, die zärtlichen Einfälle, die Umarmungen eines anderen könnten besser sein als die eigenen. Eine Trauer kann man teilen, eine Eifersucht nicht. Max Frisch fragt sich, was ein eifersüchtiger Mensch überhaupt will. Er erhebt Anspruch auf einen Sieg ohne Wettstreit und ist verzweifelt darüber, wenn es zur Auseinandersetzung kommt. Wer von Treue redet, weiß eigentlich ganz genau, dass er sich eigentlich nicht nach der Treue, sondern der Liebe des Partners sehnt. Jeder will geliebt werden. Max Frisch schreibt: „Nur in der Eifersucht vergessen wir zuweilen, dass Liebe nicht zu fordern ist, dass auch unsere eigene Liebe, oder was wir so nennen, aufhört, ernsthaft zu sein, sobald wir daraus einen Anspruch ableiten.“

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