Die Alchemie ist eine Geheimwissenschaft

Martin Mulsow schreibt: „Der globale Ausgriff mit seinen Unwägbarkeiten war eine Ursache des Umstand, dass neuzeitliches Wissen von fernen Welten oft fragil gewesen ist. Wissen ist im Transfer zwischen Ost und West, Nord und Süd verlorengegangen, entweder ganz buchstäblich, oder es hat sich verändert und ist zugleich attraktiv und marginal geworden.“ Wieder wurde auch die Referenz unscharf: Worum handelt es sich eigentlich? Was ist neu, was ist alt an einer Sache? Wo steckt ihre Substanz? Für die Alchemie sind solche Fragen in mehr als einem Sinne essentiell. Alchemie ist eine Geheimwissenschaft und als solche immer im Licht der Entblößung bedroht. Doch geheimes Wissen reproduziert sich nur dann, wenn es verlässlich weitergegeben wird. Martin Mulsow ist Professor für Wissenschaftskulturen an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha.

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Die Globalisierung beeinflusst die Kulturgeschichte

Die amerikanische Historikerin Lynn Hunt weist darauf hin, dass die Globalgeschichte Gefahr laufe, die kulturgeschichtlichen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte zu verspielen. Die kulturtheoretisch geprägte Geschichtsschreibung war in den 1970er Jahren unter anderem aus den Krisen der Modernisierungstheorie hervorgegangen. Die neuen Kulturtheorien unterminierten die Grundannahme, dass die ökonomischen und sozialen Verhältnisse die darüberliegenden kulturellen und politischen Ausdrucksweisen bestimmten. Marin Mulsow stellt fest: „Globalgeschichte ist vornehmlich „harte“ Geschichte: Wirtschaftsgeschichte, Umweltgeschichte, Sozialgeschichte.“ Und genau an diesem Punkt setzt Lynn Hunt mit ihrer Frage an: Welche Konsequenzen zeigt die Herausforderung der Globalisierung für die Kulturgeschichte? Gehen in ihr Einsichten verloren, welche die postmodernen, postkolonialen, kulturalistischen Geschichtsschreibungen schon erreicht hatten? Martin Mulsow ist Professor für Wissenschaftskulturen an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha.

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Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung

Der französische Soziologe Bruno Latour hat vor drei Jahrzehnten den Gedanken der Hybridität zu einem neuen, ökologischen Weltverständnis ausgeweitet. Roger de Weck erklärt: „Kultur und Natur, Lebewesen und Dinge, die Gesellschaft und ihre Gegenstände stünden nicht nur in ständiger Wechselbeziehung zueinander, sie seien darüber hinaus als hybride Kollektive zu begreifen.“ Darin liegt gedankliche Subversion der radikalen Art. Bruno Latour relativierte die uralte Ordnung, in welcher der Mensch die Krone der Schöpfung ist. „Macht euch die Erde untertan“? Latour stellte letztlich auf die gleiche Stufe, was zuvor als völlig ungleich und unvergleichbar galt: den Menschen, das Tier, die Dinge. Diese neue Weltanschauung verdankt vieles dem postkolonialen Denken. Die Befreiung und allmähliche Emanzipation der Kolonien kündigen eine Ära an, in der sich der Westen nicht länger die Erde untertan machen kann, weder politisch noch ökonomisch noch ökologisch. Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

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Die Globalisierung verknüpft alle Teile der Welt

Bei der Globalisierung handelt es sich um weltweite Verflechtungen, den Austausch zwischen Individuen, Institutionen und Staaten. Es gibt Ereignisse in einem Teil der Welt, welche die Gesellschaften in anderen Teilen der Welt berühren. Laut Hadija Haruna-Oelker gehört zur Globalisierung auch folgendes: „Wachsende Verbindungen in allen Bereichen des Lebens. Politik, Wirtschaft, Kultur, Umwelt, Kommunikation. Natürliche Grenzen von Zeit und Raum, die eine immer kleinere Rolle spielen. Vermischung von Stilen, Formen und Traditionen. Digitale Knotenpunkte, Wettbewerb, Billiglöhne, Klimawandel, Migration und Artensterben.“ Wie aufnahmefähig eine Gesellschaft ist, zeigt ihr verinnerlichtes Wissen über die Migrationsgeschichte ihrer Mitmenschen. Was für viele oft im Unsichtbaren und Unverstandenen bleibt, sind die transnationalen Netzwerke, die eingewanderte Menschen inzwischen über die Jahrzehnte aufgebaut haben. Hadija Haruna-Oelker lebt als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Hauptsächlich arbeitet sie für den Hessischen Rundfunk.

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Die Ungleichheit nimmt unaufhaltsam zu

In den meisten reicheren Ländern der Welt nimmt die Ungleichheit zu, und das schon seit geraumer Zeit. Jonathan Aldred Stellt fest: „Viele Menschen halten das für ein Problem, wenn auch keine Einigkeit darüber besteht, welche Bedeutung es hat. Jedenfalls sieht es so aus, als ob wir wenig daran ändern können – und davon abgesehen könnte die Medizin schlimmer sein als die Krankheit.“ Globalisierung und neue Techniken haben eine Wirtschaft entstehen lassen, in der Menschen mit hochgeschätzten Qualifikationen oder Begabungen sehr viel Geld verdienen können. Und so nimmt die Ungleichheit unaufhaltsam zu. Der Versuch, sie durch Umverteilung von Steuern zu reduzieren, ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Die Welt ist unwahrscheinlich reich und zugleich bedrückend arm

Unfreiheit kann auch daraus erwachsen, dass man andere Kulturen und Lebensweisen nicht kennt und versteht. Die Welt ist unwahrscheinlich reich und zugleich bedrückend arm. Amartya Sen stellt fest: „Der Überfluss, in dem wir heute leben, ist beispiellos, und das Ausmaß an Ressourcen, Wissen und Technik, die uns heute zu Gebote steht und das wir für selbstverständlich halten, hätten unsere Ahnen sich nicht ausmalen können.“ Gleichzeitig ist die Welt voller entsetzlicher Armut und bedrückender Entbehrung. Es ist skandalös, wie viele Kinder unzureichend ernährt und gekleidet sind, misshandelt werden, des Lesens und Schreibens unkundig und unnötigerweise krank sind. Millionen sterben jede Woche an Krankheiten, die gänzlich abgeschafft sein oder doch wenigstens daran gehindert werden könnten, massenhaft zu töten. Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. Im Jahr 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie.

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Die Wirtschaft verändert sich unaufhörlich

Die Finanzkrise von 2008 war kein Naturereignis, sie war von Menschen gemacht. Joseph Stiglitz erklärt: „Ein komplexes System mit mehr Verflechtungen, in dem jeder Marktteilnehmer versucht, noch den letzten Dollar Gewinn herauszupressen, hat sich als ein sehr fragiles System erwiesen.“ Die Wirtschaft verändert sich unaufhörlich: Agrargesellschaften wandelten sich zu Industriegesellschaften, die schließlich zu Dienstleistungsgesellschaften werden. Überdies hat sich die Wirtschaft globalisiert und finanzialisiert. Heute müssen Menschen lernen, eine komplexe, urbane Ökonomie mit planetarischen Beschränkungen und einer rasch alternden Gesellschaft zu steuern. Dies stellt die Verteilung von Einkommen und Wohlstand zwischen den Generationen vor neue Herausforderungen. Märkte meistern Transformationen von sich aus nicht besonders gut. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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„New Work“ ist der neue Megatrend

Gerade in einer zukunftsorientierten Arbeitswelt ist der enorme Bedarf an neuen Ideen und kreativen Innovationen unumstritten. Markus Hengstschläger erklärt: „Die Zukunft des Berufslebens sollte dieser Dualität von vorgegebenen, genauen Sollwerten folgender Arbeit und der Freiheit eines autonomen ergebnisoffenen Sich-Einbringens gerecht werden.“ Wenn man von Freiheit und Selbstständigkeit in der Arbeitswelt spricht, trifft man heute aber zuerst einmal auf den Begriff „New Work“, der von dem austro-amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann entwickelt wurde. Dieser Megatrend läutet schon seit geraumer Zeit das angebliche Ende der alten Arbeitswelt ein. Die Auslöser sind so mannigfaltig wie unterschiedlich. Natürlich spielt die digitale Revolution, inklusive Konnektivität und Netzwerkkompetenz, dabei die entscheidende Rolle. Bestimmte Berufe verschwinden und andere werden neu entstehen. Professor Markus Hengstschläger ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUni Wien.

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Die globale Digitalisierung ist die einzige und wahre Zeitenwende

Mensch und Gesellschaft wurden folgenreicher und vor allem viel schneller umgeformt als selbst durch die Industrialisierung. In eineinhalb Jahrzehnten sind die Bedingungen des Menschseins grundlegend andere geworden. Eva Menasse erläutert: „Die globale Digitalisierung ist daher die einzige und wahre Zeitenwende – eine solche kann niemals ausgerufen, sondern erst in der Rückschau bemerkt werden. Kein Krieg, keine Wirtschaftskrise, auch nicht die Pandemie hatten vergleichbare Auswirkungen.“ Die Art, wie Menschen die Welt wahrnehmen, ist eine andere geworden. Ihr Verhalten und ihre kognitiven Fähigkeiten haben sich ebenso verändert wie die Grundlagen des Zusammenlebens, die Ansprüche an-, die Ungeduld mit-, der Hass aufeinander. Peter Sloterdijk schreibt: „Die Menschen sind nicht darauf vorbereitet, mit Milliarden Zeitgenossen in voller Kenntnis ihrer Gegenwart zu koexistieren.“ Die Romane der österreichischen Schriftstellerin Eva Menasse sind vielfach ausgezeichnet worden.

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Das Prinzip der Weltoffenheit kämpft gegen den Partikularismus

Die Idee für das Buch „Der Krieg der Worte“ von Harold James ist dem Eindruck geschuldet, dass die heutige Debatte über die Globalisierung nicht auf einem klaren Verständnis der grundlegenden Konzepte und Begrifflichkeiten fußt. Aktuell ist das Erlebnis, wie das Aufeinandertreffen zweier Prinzipien oder Philosophien die Wirtschaft, Gesellschaft und Politik radikal verändern. Harold James schreibt: „Globalismus, Kosmopolitismus, Internationalismus, Multilateralismus: Es gibt viele Wörter für das Prinzip der Weltoffenheit. Auf der anderen Seite stehen Partikularismus, Lokalismus und Nationalismus.“ Ein Virus, der 2020 zum Gesicht – zur Verwirklichung – der Globalisierung wurde, hat diese Polarisierung weiter verschärft. Harold James hat eine Lehrstuhl für Geschichte an der Princeton University inne und ist Professor für Internationale Politik an der dortigen School of Public and International Affairs.

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Andrea Römmele fordert mehr Zukunftsmut

In einer Demokratie können die Bürger die Zukunft mitgestalten. Denn in der Regel kündigen sich große politische, ökonomische oder gesellschaftliche Veränderungen an. Sie vollziehen sich prozesshaft und langsam. Viele akute Krisen und disruptive Ereignisse sind nur die sichtbare Folge eines schon lang andauernden Trends, den die Wissenschaft schon früh vorgezeichnet hat. Diese Trends gilt es zu verstehen, zu durchdenken und mögliche Konsequenzen daraus abzuleiten. Das ist der Ausgangspunkt des neuen Buchs „Demokratie neu denken“ von Andrea Römmele. Deutschland, Europa und die Welt stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära. Das Zeitalter westlicher Vorherrschaft geht zu Ende. Rechtspopulistische Parteien fordern die Demokratien heraus. Andrea Römmele ist Professorin für Politische Kommunikation und Vizepräsidentin an. der Hertie School in Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Demokratie, Wahlen und politische Parteien.

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Joseph Stiglitz benennt die Mängel der Globalisierung

Es bringt nichts, die Globalisierung einfach in ihrem bisherigen Ordnungsrahmen weiter voranzutreiben. Joseph Stiglitz erläutert: „Wir können in den kommenden Jahrzehnten nicht genauso weitermachen wie in den letzten 30 Jahren. Denn dies wird vermutlich noch mehr Leid, noch mehr politische Wirren verursachen.“ Die Globalisierung wurde in der Vergangenheit auf der Grundlage einer Reihe falscher Prämissen gemanagt. Nämlich, dass alle Menschen davon profitieren und es genüge, die Globalisierung in wirtschaftlicher Hinsicht gut zu gestalten. Man ließ die Arbeitnehmer wissen, dass sie sich aufgrund der Globalisierung mit niedrigeren Löhnen, schlechteren Arbeitsbedingungen und Kürzungen wichtiger staatlicher Leistungen abfinden müssten. Diese Maßnahmen dienten dazu, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ländern zu erhalten. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Effizienz ist nicht die einzige wirtschaftliche Tugend

Als der wirtschaftliche Flächenbrand im März 2020 begann, schrieb William Galston in einem Leitartikel im „Wall Street Journal“: „Effizienz ist nicht die einzige wirtschaftliche Tugend.“ Er meinte, es könne etwas nicht stimmen mit einem Wirtschaftssystem, das außerstande ist, während einer Gesundheitskrise, wie sie in einem Jahrhundert nur einmal vorkommt, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu decken. Jeremy Rifkin erläutert: „Galston legte dar, dass der Erfolg der Globalisierung darauf beruht, die Produktion von alltäglichen Gütern und Dienstleistungen in diejenigen Weltregionen zu verlagern, in denen sich durch niedrige Lohnkosten und nicht vorhandene Umweltschutzgesetze effiziente Skaleneffekte erzielen lassen.“ Diese Produkte werden dann mit Containerschiffen und Flugzeugen aus fernen Ländern in die reichen Länder transportiert. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

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Werte beeinflussen die Wirtschaft

Der Drohung mit einem Handelskrieg liegen einige grobe Missverständnisse im Welthandelssystem zugrunde. Diese betreffen nicht nur diejenigen, die aufgrund der Art und Weise wie man es managte, Wohlstandseinbußen erlitten. Joseph Stiglitz stellt fest: „Viele Verfechter der Globalisierung nahmen an, einem Freihandelssystem könnten Länder mit völlig unterschiedlichen Wertesystemen angehören. Werte beeinflussen unsere Wirtschaft – und unseren komparativen Vorteil – in tiefgreifender Weise.“ Es kann sein, dass eine weniger freie Gesellschaft auf einem bedeutenden Gebiet, etwa Künstliche Intelligenz, überlegen ist. Big Data ist hier sehr wichtig, und China hat weniger Hemmungen, Daten zu sammeln und zu nutzen. Als die USA und Europa vor rund 25 Jahren ihren Handel mit China ständig ausweiteten, hoffte man, dass dadurch der Prozess der Demokratisierung beschleunigt würde. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Veränderungen erzeugen zunächst Unbehagen

Jede Form der Veränderung geht zunächst mit einem Unbehagen einher. Emanuele Coccia kritisiert: „Wir haben Bewegung und Wandel zu Fetischen gemacht. Dabei ist alles so angelegt, Bewegung unmöglich zu machen.“ Viele Menschen streben danach, sich fortzubewegen und ihre Stellung in der Gesellschaft zu verändern. Manche möchten auch an einen anderen Wohnort ziehen, von einem Zustand in einen anderen wechseln. Doch all diese Veränderungen sind eine Illusion. Man verschiebe das Leben nur in ein neues Dekor. Die Globalisierung verspricht eine sagenhafte Mobilität in der Geschichte der Menschheit. Fieberhaft wechseln viele Menschen die Orte, sind und bleiben aber alle, wer sie waren. Die Reichen bleiben reich, die Armen haben nicht mehr Chancen am Ziel als am Start. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

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Die Globalisierung hat die Arbeitnehmer geschwächt

Joseph Stiglitz weiß: „Befürworter der Globalisierung geben dem technischen Fortschritt die Schuld daran, dass Löhne sinken und Arbeitsplätze verloren gehen. Neue Technologien verringern möglicherweise die Nachfrage nach Arbeitskräften, insbesondere nach Geringqulifizierten.“ Viele Ökonomen haben versucht, genau herauszufinden, ein wie großer Prozentsatz der gestiegenen Arbeitslosigkeit beziehungsweise der gesunkenen Löhne auf die Globalisierung zurückzuführen ist. Da beide sehr eng miteinander verflochten sind, hält Joseph Stiglitz das für praktisch unmöglich. Aber eines ist klar: Auch ohne technischen Fortschritt hätte sich die Globalisierung als solche verheerend auf die Arbeiter in den USA ausgewirkt. Denn der Staat ließ ihnen keinerlei Hilfen zukommen. Und da der technologische Wandel an sich Arbeitnehmer schon einem hohen Anpassungsdruck aussetzt, hat die Globalisierung deren missliche Lage noch verstärkt. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Protektionismus wirkt sich immer negativ aus

Protektionistische Maßnahmen helfen weder den USA noch den von der Deindustrialisierung betroffenen Arbeitnehmern. Sie können sich aber durchaus negativ auf die Handelspartner der Vereinigten Staaten und die Weltwirtschaft auswirken. Joseph Stiglitz betont: „Während der letzten 70 Jahre hat die internationale Gemeinschaft eine regelbasierte Ordnung geschaffen, die Handel und Zusammenarbeit fördert. Die USA spielten beim Aufbau dieses Systems eine zentrale Rolle.“ Die Vereinigten Staaten haben dies nicht aus Uneigennützigkeit getan, sondern weil sie überzeugt waren, eine solche Ordnung sei besser für die ganze Welt, die USA eingeschlossen. Man glaubte, Handel und Austausch würden das gegenseitige Verständnis über Grenzen hinweg fördern. Und dies werde den Frieden festigen und Kriege, die eine Geißel des 20. Jahrhunderts waren, unwahrscheinlicher machen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Die Globalisierung hat auch negative Folgen

Die Globalisierung wirkt sich sowohl auf die Arbeitsplätze als auch auf die Löhne aus. Ein hoch entwickeltes Land wie die USA importiert arbeitsintensive Güter, die gering qualifizierte Arbeitskräfte herstellen. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Geringqualifizierten in den USA, einfach deshalb, weil man weniger von diesen Gütern im Inland produziert. Joseph Stiglitz weiß: „Wenn wir Vollbeschäftigung anstreben, müssen die Löhne für Geringqualifizierte – inflationsbereinigt sinken. Und wenn die die Löhne nicht in ausreichendem Maße zurückgehen, steigt die Arbeitslosigkeit.“ Jeder, der an das Gesetz von Angebot und Nachfrage glaubt, sollte verstehen, warum sich die Globalisierung negativ auf gering qualifizierte Beschäftigte auswirkt. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Subventionen gibt es in allen Volkswirtschaften

Chinas wirtschaftlicher Erfolg ruht heute auf einer breiten Basis. Er ist nicht mehr bloß abhängig von Gemeinschaftsunternehmen mit westlichen Formen oder von Diebstahl geistigen Eigentums. Joseph Stiglitz stellt fest: „In einigen Bereichen wie soziale Medien und Künstliche Intelligenz befindet sich das Land bereits an der Spitze. Die Anzahl der Patente, die chinesischen Antragsstellern erteilt werden, steigt dramatisch an.“ Auf vielen anderen Gebieten hat China die Wissenslücke, die es von den fortgeschrittenen Ländern trennt, bereits weitgehende geschlossen. Man sollte jedoch die abstruse Idee hinter sich lassen, dass sich China durch den Handel kurzfristig in eine Demokratie verwandeln werde. Die Vereinigten Staaten behaupte, versteckte Subventionen würden die gesamte chinesische Wirtschaft durchringen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Über die Globalisierung wird gestritten

Die Globalisierung steht im Mittelpunkt der Wirtschaftskrise Amerikas. Joseph Stiglitz stellt fest: „Einerseits machen Globalisierungskritiker sie für die missliche Lage der amerikanischen Mittelschicht verantwortlich.“ Diese Kritik an der Globalisierung stieß auf enorme Resonanz, insbesondere in den Regionen, die von der Deindustrialisierung betroffen sind. Dagegen behaupten die Befürworter der Globalisierung, all dies sei reiner Unsinn. Amerika habe von ihr profitiert. Eine protektionistische Politik gefährde die Wohlstandsgewinne durch den freien Handel. Letztlich, so sagen sie, werde Protektionismus nicht einmal denjenigen helfen, die ihre Arbeitsplätze im Zuge der Globalisierung verloren haben oder massive Lohneinbußen hinnehmen mussten. Sie selbst, die Vereinigten Staaten insgesamt und die ganze Welt würden schlechter dastehen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Die Nationalstaaten beuten die Natur aus

Die Werbung vieler Unternehmen feiert eine globalisierte Welt. Aber die Idee von der größeren Reichweite ihrer Geschäftsbeziehungen umfasst nur einen Aspekt der Globalisierung. Judith Butler weiß: „Nationalstaatliche Souveränität mag im Schwinden begriffen sein, aber neue Nationalismen halten an diesem Rahmen fest.“ Die Regierungen der Vereinigten Staaten sind nur schwer von der realen Bedrohung der lebensfähigen Welt durch den Klimawandel zu überzeugen. Das liegt daran, dass ihre Rechte zur Erweiterung von Produktion und Märkten weiterhin im Rahmen des Nationalstaates konzentriert bleiben. Dies trägt zur Ausbeutung der Natur und der Vormachtstellung des Profits bei. Sie rechnen vielleicht gar nicht mit der Möglichkeit, dass ihr Handeln Auswirkungen auf alle Regionen der Welt hat. Judith Butler ist Maxine Elliot Professor für Komparatistik und kritische Theorie an der University of California, Berkeley.

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Es gibt drei große gesellschaftliche Umbrüche

Der französische Denker Jean Baudrillard gilt als einer der Hauptverfechter der Postmoderne. Dennoch war es ausgerechnet er, der die Mythologie des Sozialkonstruktivismus angegriffen hat. Jean Baudrillard behauptet in einem Buch „Simulacres et simulation“, dass es drei große gesellschaftliche Umbrüche gebe, die in der gegenwärtigen Zeit kulminierten. Markus Gabriel kennt sie: „In der Vormoderne seien menschliche Gesellschaften durch Symbole gesteuert worden, die sich ziemlich eindeutig von der Wirklichkeit unterschieden. Eine Götterstatue aus Lehm ist ein Symbol für einen Gott, aber selbst kein Gott, wie das alttestamentarische Bilderverbot einschärft. Die monotheistische Revolution bringt die Vormoderne sozusagen auf den Punkt.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Der Liberalismus muss sich reflexiv regenerieren

Im Zeitalter der Philosophen, der Aufklärung, geboren, hält der neuzeitliche Liberalismus ein weiteres Element für unverzichtbar. Zum Erfahrungsbezug, zu dem legitimatorischen Individualismus und dem freien Spiel der Kräfte innerhalb von Verfassung und Recht tritt eine handlungsrelevante Selbstkritik, sichtbar im Willen, sich angesichts neuer Herausforderungen zu verändern. Otfried Höffe stellt klar: „Ohne dieses Element, eine reflexive Regeneration ist der Liberalismus nicht zukunftsfähig; vor allem verdient er ohne es nicht, als aufgeklärt zu gelten.“ So hat sich der in Europa dominante Liberalismus längst um politische Mitwirkungsrechte und um freiheits- und demokratiefunktionale Sozialrechte erweitert. Otfried Höffe fordert die Grundelemente des Liberalismus in einer interkulturell verständlichen Sprache zu legitimieren. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die Globalisierung muss verbessert werden

Clemens Fuest vertritt die These, dass die Globalisierung nicht abgeschafft, sondern verbessert wird. Er erläutert: „Globalisierung ist ein Prozess, in dem die Länder der Welt durch politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zunehmend verbunden sind. Damit beeinflussen sie sich immer mehr gegenseitig.“ Die Corona-Pandemie selbst ist das beste Beispiel dafür, wie sehr die Welt durch Globalisierung verbunden ist. Leider im negativen Sinne. Der Flügelschlag einer Fledermaus in China hat die Weltwirtschaft in die Knie gezwungen. Zunächst muss man jedoch unterscheiden zwischen den Problemen während der Krise und den Perspektiven für die Globalisierung danach. Dass während der Coronakrise der Welthandel unterbrochen wurde, heißt nicht, dass er auch künftig gestört sein wird. Oder dass es sinnvoll ist, ihn einzuschränken. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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Es tobt kein weltweiter Kampf der Kulturen

Es sieht für Markus Gabriel so aus, als gebe es mehr oder weniger deutlich voneinander abgegrenzte Kulturen. Die Grenzziehung zwischen Kulturen scheint außerdem häufig mit den Grenzen von Nationalstaaten verbunden zu sein. Man spricht landläufig etwa von einer deutschen, chinesischen, amerikanischen oder russischen Kultur. Manche glauben auch, es tobe seit Jahrtausenden ein welthistorischer Kampf der Kulturen. Dieser entfaltet sich im 21. Jahrhundert als Konflikt, den Kulturräume durch die Globalisierung in verschärften Wettbewerb miteinander austragen. Markus Gabriel erklärt: „Diese Idee wurde Ende des 20. Jahrhunderts prominent vom in Harvard lehrenden Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington vertreten.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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