Das Recht kann sich in Normen verwandeln

Das Recht ist eine Sammlung von Verhaltensregeln, die durch eine Kombination von Statuten und Gerichtsurteilen sorgfältig und detailreich formuliert ist. Die Rechtsprechung setzt es in einem Geltungsbereich durch, der sich gewöhnlich auf einen Staat oder den klar definierten Teil eines Staates erstreckt. Damit ist jedoch die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten noch nicht erfasst. Timothy Garton Ash erklärt: „Wenn wir „das Recht“ sagen, denen wir in der Regel an das „Strafrecht“: Wenn du dies oder jenes sagst oder tust, wirst du eingesperrt. Doch es gibt noch andere zunehmend weichere Formen des Rechts. Diese gehen schleichend in den Bereich bloßer Normen über.“ Es gibt das Zivilrecht, und es gibt das sogenannte „expressive Funktion“ des Rechts und Formulierungen, die eine allgemeine Botschaft verkünden, wie etwas in einer gegebenen Gesellschaft sein sollte. Timothy Garton Ash lehrt in Oxford europäische Geschichte und ist einer der angesehensten politischen Kommentatoren aus Großbritannien.

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Meditation sorgt für positive Veränderungen im Gehirn

Durch Meditation lassen sich Stress oder sogar Depressionen lindern, wenn nicht gar auflösen. Bereits wenige Sitzungen reichen aus, wie an der Universität Tübingen herausgefunden wurde. Klaus Biedermann erläutert: „Schon nach acht Wochen zeigten sich bei den Probanden deutliche Veränderungen. Tief im Inneren des Gehirns verstärkten sich Nervenbahnen und es wuchsen sogar neue.“ Längst hat die Hirnforschung bewiesen, dass Gedanken in der Lage sind, Gehirnstrukturen physisch zu verändern und damit den angeborenen „charakterlichen Fingerabdruck“ eines Menschen. Der amerikanische Hirnforscher Richard Davidson erklärt: „Es gibt, grob gesagt, zwei Bereich des Gehirns, die durch Meditation beeinflusst werden. Zum einen sind das Schaltkreise, die wichtig sind, um unsere Aufmerksamkeit zu regulieren, also unsere Konzentrationsfähigkeit. Und dann solche, die für die Regulierung unserer Gefühle wichtig sind.“ Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

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Entspannungsübungen helfen gegen Ärger

Der gute Umgang mit einer ärgerlichen Situation beginnt am besten mit einer Selbstdiagnose, indem man sich folgende Fragen stellt: „Wie sehen meine eigenen Gewohnheiten aus? Neige ich zu problematischen Emotionsregulierungen? Praktiziere ich bereits hilfreiche Wege? Wenn nicht: Habe ich überhaupt eine Idee, wie die aussehen könnten?“ Entscheidend ist es laut Hans-Peter Nolting zunächst, seinen Ärger wahrzunehmen. Denn nur wer merkt, dass er verärgert ist, kann bewusst gegensteuern. Das Wahrnehmen des Ärgers ist nicht so selbstverständlich, wie es klingen mag. Vielleicht spürt man nur eine vage Unruhe oder Anspannung und nicht wirklich Ärger, Groll oder den Wunsch, es jemanden heimzuzahlen. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Christian Felber plädiert für einen ethischen Welthandel

Christian Felber widmet sich in seinem neuen Buch „Ethischer Welthandel“ möglichen Alternativen zu TTIP, WTO und Co. Der Gründer der Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie kritisiert die Religionen des Freihandels und des Protektionismus. Christian Felber schlägt vor: „Weniger Hürden soll es für jene Staaten und Unternehmen geben, die einen Beitrag zu Menschenrechten, nachhaltiger Entwicklung, Verteilungsgerechtigkeit, kultureller Vielfalt oder sinnvollen Arbeitsplätzen leisten.“ Dagegen soll es Handelsbarrieren für diejenigen geben, die Menschenrechte missachten, keine Rücksicht auf das Klima nehmen oder Menschen ausbeuten. Der Grund, dass sich heutzutage der Handel zu einem reinen Selbstzweck entwickelt hat, könnte recht einfach darin liegen, dass mehr Handel schlicht mehr Geschäft für die Händler bedeutet. Und die bedeutendsten Händler sind heute internationale Konzerne. Der Universitätslektor und Autor Christian Felber lebt in Wien und ist Mitbegründer von Attac in Österreich.

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Menschen brauchen soziale Resonanz

Eine passende Rückmeldung der Umwelt ist nicht nur in den ersten Lebensjahren essenziell für einen Menschen. Ulrich Schnabel erklärt: „Auch in späteren Jahren sind wir auf „Resonanz“ von außen angewiesen.“ Zwar reagieren Menschen mit zunehmenden Alter weniger labil auf äußere Einflüsse, weil sich die Persönlichkeit ausgeformt und an Stabilität gewinnt. Dennoch bleibt man ein soziales Wesen, das bis ins hohe Alter offen ist für den Austausch von Liebe und Zuneigung, das Teilen von Trauer und Trost und die Auseinandersetzung über unterschiedliche Standpunkte. Diese Resonanz mit der Außenwelt ist umso ausgeprägter, je mehr man sich mit den jeweiligen Mitmenschen verbunden fühlt und je mehr Zeit man mit ihnen verbringt. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Deregulierte Finanzmärkte verteilen Geld von unten nach oben

Eine Schuldenkrise ist nicht nur eine Vermögenskrise, sondern immer zugleich auch eine Verteilungskrise. Denn wenn Schulden und Geldvermögen auf der einen Seite wachsen, nimmt auch auf der anderen Seite die Ungleichheit zu. Zieht man bei Privathaushalten von deren Geld- und Sachvermögen die Schulden ab, erhält man das Reinvermögen. Gerhard Schick nennt Zahlen: „Die obersten 10 Prozent der Deutschen besitzen davon heute 66,6 Prozent. Das vermögendste Prozent allein nennt 33,5 Prozent sein Eigen. Dagegen kommt die ärmere Hälfte der Bevölkerung auf gerade einmal 1,4 Prozent. In den USA ist das Bild ganz ähnlich. Und auch auf globaler Ebene verfestigt sich diese eklatante Schieflage. Laut Schätzungen der Credit Suisse besitzt die Hälfte der Weltbevölkerung gerade einmal 1 Prozent des Weltvermögens, während die reichsten 10 Prozent 86 Prozent auf sich vereinigen. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Die meisten Europäer lehnen genmanipulierte Lebensmittel ab

Das geplante Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) ist äußerst umstritten. Der deutsche Verbraucherschützer Thilo Bode bezeichnet sich prinzipiell als Befürworter des freien Handels, ist aber strikter Gegner von TTIP. Thilo Bode schreibt in seinem Buch „TTIP. Die Freihandelslüge“, dass die Befürworter von TTIP unter der Bevölkerung diffuse Ängste schüren. Er meint damit, dass in Deutschland beispielsweise das Argument gebracht wird, wenn sich die EU nicht mit den Amerikanern zusammentut, künftig asiatische Länder die Standards setzen. Thilo Bode ergänzt: „Das wird nicht näher begründet, aber es insinuiert, dass Europa wirtschaftlich abgehängt wird. Dafür gibt es aber überhaupt keine Evidenz.“ Außerdem kritisiert Thilo Bode, dass die Versprechungen der Industrie und der Politiker in Bezug auf Wachstum und Beschäftigung maßlos übertrieben sind.

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Man muss den Kapitalismus vor den Kapitalisten schützen

Wenn es einen Begriff gibt, der alles Unbehagen am Kapitalismus und an der Marktwirtschaft verkörpert, dann ist es „neoliberal“. Der Neoliberalismus bezeichnet ungefähr dies: Marktradikalismus, Rückzug des Staates, Abbau der sozialen Leistungen und freies, eben liberales, Spiel der Kräfte im Wirtschaftsleben. Natürlich wissen Ökonomen, dass man damit den Begründern der neoliberalen Schule des wirtschaftswissenschaftlichen Denkens in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts Unrecht tut. Walter Eucken, Alfred Müller-Armack, Alexander Rüstow und Wilhelm Röpke waren alles als Marktradikale. Politisch waren sie freiheitlich und so bürgerlich, wie es gerade in Deutschland eher selten ist. Von Wilhelm Röpke gibt es zum Beispiel eine klar geschriebene „Lehre von der Wirtschaft“, ein Grundlagenlehrbuch der Ökonomie. Dort finden sich Argumente, die auf viele heutige Probleme passen und die Klischees über den Neoliberalismus widerlegen.

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Industriell erzeugte Lebensmittel verursachen Krankheiten

Fast jeder kennt das Gefühl, sich nach dem Kauf eines Produktes geärgert zu haben, weil man es gekauft hat. Dabei gibt es Einzelfälle, die es immer wieder geben wird, wenn beispielsweise das gekaufte Obst nicht reif ist. Was Gerhard Schick dagegen beobachtet, ist, dass es ganze Bereiche gibt, in denen – häufig für den Kunden schwer erkennbar – schlechte Produkte sehr zahlreich sind. Und er fragt sich: „Ist das die Wirtschaft, die wir wollen? Wo es ganze Produktgruppen gibt, die dem Kunden keinen Nutzen bringen oder ihm sogar schaden?“ In dem Discounter gegenüber seiner Wohnung besteht zum Beispiel etwa ein Sechstel der Verkaufsfläche aus Junkfood, also aus süßen Riegeln und Knabbereien und so. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Staatseingriffe sind nur bei Versagen des Marktes gerechtfertigt

Folgt man einigen überkommenen ökonomischen Theorien, sollen in solchen Fällen Staatseingriffe gerechtfertigt sein, wenn ein Versagen des Marktes droht. Im Wesentlichen sind dabei folgende Fälle als Marktversagen anerkannt: das Vorliegen externer Effekte, Informationsasymmetrien, Marktmacht und die Schaffung sogenannter öffentlicher Güter. Externe Effekte treten laut Daniel Zimmer dann auf, wenn Handlungen unmittelbare und nicht über Märkte vermittelte Auswirkungen auf daran zunächst unbeteiligte Personen haben. Daniel Zimmer nennt ein Beispiel: „Ein Produzent, der Schadstoffe einfach in ein öffentliches Gewässer leitet, verlagert die Kosten seines Handelns (Umweltbelastung) auf Dritte, etwa die Allgemeinheit.“ Das Recht kann nun auf verschiedene Weisen reagieren: Es könnte zum Beispiel bestimmte Emissionen durch öffentliches Ordnungsrecht verbieten oder die Emissionen mit einem Preis versehen, damit die Kosten dem Umweltsünder auferlegt werden. Professor Daniel Zimmer ist Vorsitzender der Monopolkommission und Direktor des Center for Advanced Studies in Law and Economics der Universität Bonn.

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Kurt Tucholsky fürchtet und verdrängt den Weltschmerz (2. Teil)

Kurt Tucholsky bekennt sich zur Lebenshaltung des produktiven Schwebezustandes, in der jede Minute des Lebens höchste Aufmerksamkeit voraussetzt, weil die ständige Beobachtung der Umwelt und ihrer Reaktionen Hand in Hand gehen muss mit der ebenso fortwährenden Regulierung der eigenen Beziehung zu ihr wie der daraus hervorgehenden Spannungen. Die so erzeugte und ständig eingehaltene Distanz vermittelt Überlegenheit, deren Preis allerdings die Tendenz zur Einsamkeit ist, der wiederum das Verlangen nach Partnerschaft und Nähe folgt. Dieser Teufelskreis ist nur ganz schwer zu durchbrechen. Franz Kafka, der Kurt Tucholsky 1911 in Prag kennenlernt, fühlt die Gespaltenheit und den Weltschmerz, vor dem sich Kurt Tucholsky so fürchtet, den er verdrängt und angeblich noch nicht spürt. Kurt Tucholsky gehört zu den ersten, die seit 1913 auf die Bücher von Franz Kafka hinweisen.

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Jede Gesellschaft ist durch eine hierarchische Ordnung gegliedert

Alle historischen Herrschaftsverbände werden durch System der sozialen Ungleichheit geprägt. Immer weist ihre Sozialstruktur eine hierarchische Ordnung auf. Die schottischen Aufklärer Adam Smith, Adam Ferguson und John Millar beschreiben die Hierarchie der sozialen Ungleichheit in engster Verbindung mit der historischen Natur des jeweils herrschenden Wirtschaftssystems. Daran haben auch bedeutende Sozialwissenschaftler wie Max Weber, Émile Durkheim, Vilfredo Pareto, Talcott Parsons und Pierre Bourdieu festgehalten. Hans-Ulrich Wehler weist darauf hin, dass für die schottischen und englischen Sozialtheoretiker des ausgehenden 18. Jahrhunderts der Zerfall der überkommenen Ständeordnung unter dem Druck der voranschreitenden kapitalistischen Marktwirtschaft als Schlüsselerfahrung im Vordergrund stand. Sie erkannten den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Sozialverfassung, der wie eine Art von historischem Zwillingsphänomen wirkte. Hans-Ulrich Wehler war bis zu seiner Emeritierung Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld. Sein Hauptwerk ist die fünfbändige „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“.

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Roland Berger stellt sein Vier-Säulen-Programm für Europa vor

Die Europäische Union (EU) ist der größte Wirtschaftsraum der Welt und steht dennoch vor gewaltigen Herausforderungen. So ist zum Beispiel die Wettbewerbsfähigkeit mangelhaft, die Jugendarbeitslosigkeit untragbar hoch, das Wachstum gering und die Verschuldung gigantisch. Weitere Rettungspakete für Griechenland und andere Krisenländer sind nicht ausgeschlossen, die die Glaubwürdigkeit des Euro erneut gefährden würden. Selbst im hochgelobten Deutschland gibt es viel zu tun. Der Berater-Doyen Roland Berger hat sich deshalb Gedanken gemacht, wie man Europa zukunftsfest machen könnte. Sein Programm für wirtschaftlich stabiles Europa besteht aus vier Säulen. Roland Berger (76) ist Deutschlands bekanntester Politik- und Unternehmensberater. Im Jahr 1967 gründete er die Roland Berger Strategy Consultants, in deren Aufsichtsrat er noch heute als Ehrenvorsitzender über die Geschäfte wacht.

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Niall Ferguson prophezeit den Niedergang des Westens

Die westlichen Demokratien sind laut Niall Ferguson nur noch deshalb stabil, weil sie enorme Staatsschulden zu Lasten der nachfolgenden Generationen angehäuft haben. In seinem Buch „Der Niedergang des Westens“ beschreibt der Historiker wie die Märkte unter einer Überregulierung leiden und der Rechtsstaat in einem Paragraphendickicht erstickt, der vom Normalbürger in den allerwenigsten Fällen noch zu durchschauen ist. Niall Ferguson vertritt die These, dass einst diktatorische Regime Asiens und der sogenannten Dritten Welt, unter dem Druck der Globalisierung den Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen betreiben, während der Westen verfällt. Zudem öffnen die aufstrebenden Länder ihre Märkte und bewegen sich auf eine Zivilgesellschaft nach westlichem Muster zu. Niall Ferguson ist Professor für Neuere Geschichte an der Harvard University mit dem Schwerpunkt Finanz- und Wirtschaftsgeschichte sowie Senior Research Fellow an der Oxford University.

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Der Kapitalismus hat seine inneren und äußeren Grenzen erreicht

Die Raten der Zustimmung für den Kapitalismus sind überall auf der Welt, einschließlich in den westlichen Ländern seines Ursprungs, dramatisch gesunken. Die Frage nach dem Weg aus dem Kapitalismus scheint noch nie so aktuell gewesen zu sein wie heute. Sie stellt sich in radikaler Dringlichkeit und in einer vorher unbekannten Art und Weise. Wolfgang Hetzer vermutet: „Der Kapitalismus hat womöglich eine inner und äußere Grenze erreicht, die er nicht zu überschreiten vermag.“ Es ist die Rede von einem System, das nur mit Hilfe von Tricks die Krise seiner grundlegenden Kategorien wie Arbeit, Wert und Kapital überlebt. Laut Wolfgang Hetzer sollte man dabei allerdings nicht vergessen, dass es den Kapitalismus nur in der Mehrzahl gibt. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Henning Mankell hält die Armut für ein Grundübel auf der Welt

Der schwedische Schriftsteller Henning Mankell, der weltweit über 40 Millionen Bücher verkauft hat, verrät das Geheimnis von Kurt Wallander, seinem schrulligen Kommissar, der in seinen Kriminalromanen ermittelt: „Er ist wie wir – nicht perfekt, von Zweifeln getrieben, er lernt dazu, macht Fehler, beruflich wie privat. Das bringt ihn dem Leser nahe.“ Kurt Wallander ist ein übergewichtiger Grübler, mit gescheiterter Ehe und erwachsenen Tochter. Durch ihn wurde Henning Mankell in ganz Europa bekannt. Die Wallander-Krimis wurden in 30 Sprachen übersetz und haben sich 25 Millionen Mal verkauft. Die Armut zieht sich wie ein roter Faden durch die Bücher von Henning Mankell. Sie löst oft grausame Verbrechen aus. Armut ist für den weltberühmten Schriftsteller ein Grundübel auf der Welt, die es allerdings überhaupt nicht geben müsste. Denn das Problem ist seiner Meinung nach lösbar, nur gehe es niemand richtig an.

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Paul Kirchhof kritisiert die übermäßige Staatsverschuldung

Paul Kirchhof prangert die übermäßige Staatsverschuldung in Deutschland an, da das Land hochverschuldet ist und der Gesamtschuldenstand, trotz sprudelnder Steuereinnahmen, von Bund, Ländern und Gemeinden ständig steigt. In den ersten fünfzehn Jahren der Bundesrepublik blieb die Staatsverschuldung noch maßvoll. Seit 1967 setzte sich allerdings in der Politik der Gedanke durch, die Konjunktur durch den Staatshaushalt und Staatskredite zu steuern. Seit Mitte der 70iger Jahre stieg die Verschuldung Deutschlands dann stetig, seitdem ist sie mit einer Ausnahme der Jahre 1990/91 jährlich überproportional gewachsen. Paul Kirchhof ist einer der führenden Finanzexperten und bekanntesten deutschen Autoren. Er ist Professor für Öffentliches Recht sowie Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg und war zwölf Jahre Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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Deutschland kann auch vier Prozent Inflation gut vertragen

Der amerikanische Ökonom Barry Eichengreen glaubt nicht, dass der Weltwirtschaft eine so große Depression droht wie nach der letzten großen Finanzkrise in den 30er Jahren. Aber er sieht viele Zeichen, die darauf hindeuten, dass ein verlorenes Jahrzehnt droht, mit weltweit niedrigem Wirtschaftswachstum in Amerika, Europa und Japan. Sogar in China werden die hohen Wachstumsraten kaum noch zu erreichen sein. Barry Eichengreen rät den betroffenen Regierungen folgendes: „Wir brauchen eine Mischung aus Reformen verkrusteter Strukturen und einer Politik, die das Wirtschaftswachstum fördert.“ In Europa muss seiner Meinung nach die Europäische Zentralbank eingreifen, weil es dort nicht gelingt, die Regierungen in Ländern wie Italien zu Reformen zu ermutigen. Barry Eichengreen ist einer der renommiertesten Analytiker der Weltwirtschaft. Er lehrt Ökonomie und politische Wissenschaften an der University of California in Berkeley.

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Der Homo oeconomicus dominiert den Neoliberalismus

Für Colin Crouch, dem Autor des Buchs „Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus“, das im Suhrkamp Verlag erschienen ist, sind nicht nur die Akteure der Finanzmärkte, sondern auch die politischen Anhänger des Neoliberalismus blind für einschneidende Erfahrungen mit der real existierenden Wirtschaft des Kapitalismus. Der oberste neoliberale Grundsatz lautet laut Colin Crouch, dass auf alle Fragen, welche Waren und Dienstleistungen wie hergestellt und gehandelt werden sollen, minimal regulierte Märkte stets die besten Lösungen hervorbringen. Wenn die Märkte nicht so funktionieren wie gedacht, liegt das nach Ansicht der Neoliberalen vor allem an Eingriffen des Staates in das Geschehen des Marktes. Der Neoliberalismus vertritt die These, dass Konsumenten, Investoren und Produzenten den Markt dank des Wettbewerbs wesentlich besser einschätzen können als diskutierende Bürger, Politiker, die sich dem Konsens verschrieben haben und planende Institutionen der Verwaltung.

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Es bahnt sich ein Europa der zwei Geschwindigkeiten an

Die Macht über die Staatsfinanzen ist für den Historiker Hans-Ulrich Wehler historisch der Kernbestand, der von allen demokratischen Parlamenten verteidigt wird. In den Ländern Europas ist eine skeptische Abneigung dagegen gegeben, die Verfügungsgewalt über das Staatsbudget abzutreten. Laut Hans-Ulrich Wehler gibt es aber in den letzten eineinhalb Jahren mit der Europäischen Zentralbank eine Art von informeller Wirtschaftsregierung in Europa. Er erklärt: „Sie kauft Staatsanleihen von wackligen Staaten wie Griechenland, Portugal, Irland auf und greift in diesem Sinne schon in das Souveränitätsrecht der Länder ein.“ Die angestrebte Fiskalunion in Europa würde seiner Meinung nach noch eine stärkere Formalisierung bedeuten, denn man müsste dann eine politische Instanz bilden, die die Finanzlage der einzelnen Staaten kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren kann.

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Der Euro stärkt die Wirtschaftskraft in Deutschland

Frank Mattern, Leiter McKinsey Deutschland, meint, dass die Währungsunion die deutsche Wirtschaft beflügelt hat. Die Peripherieländer wie Griechenland, Irland, Portugal sind dabei allerdings einer Geldillusion erlegen. Sie brauchen seiner Meinung nach dringend so etwas Ähnliches wie einen Marshallplan. Die Debatte über die Eurokrise wird derzeit von der Rekapitalisierung der Banken und von immer neuen Rettungspaketen bestimmt. Diese Maßnahmen lösen aber laut Frank Mattern nicht das grundlegende Problem – die geringe Wettbewerbsfähigkeit der Peripheriestaaten und die daraus hervorgehenden negativen Leistungsbilanzen. Frank Mattern fügt hinzu: „Die Staatsschulden sind zu hoch, und es besteht ein Bedarf an Strukturreformen. Und wir haben zwar einen einheitlichen Währungsraum, aber immer noch jeweils nationale Regulierung.“

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Spekulationen mit Währungen müssen verboten werden

Für Heiner Flassbeck ist die Marktwirtschaft nicht ein System, in dem jeder tun und lassen kann, was er will, sondern ein dienendes Element, aber nur ein Teil einer funktionierenden Demokratie. Die Blüte des marktwirtschaftlichen Systems war seiner Meinung nach die unmittelbare Folge des dramatischen Kollapses der gesamten Weltwirtschaft zu Beginn der 30iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Heiner Flassbeck erklärt: „Nur weil nach der großen Depression die wichtigsten Regierungen die Finanzmärkte strikt reguliert und auch international verhindert haben, dass mit der Nichtregulation der globalen Märkte Schindluder getrieben wurde, hat es das Wirtschaftswunder auf der ganzen Welt gegeben.“ Ohne das System von Bretton Woods und die amerikanische Regulierung der Finanzmärkte hätte es laut Heiner Flassbeck das deutsche Wirtschaftswunder nicht gegeben. Heiner Flassbeck arbeitet seit dem Jahr 2000 bei den Vereinten Nationen in Genf und ist dort als Direktor zuständig für die Division Globalisierung und Entwicklung.

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Wesley Clair Mitchell erforscht den Konjunkturzyklus

Der amerikanische Ökonom Wesley Clair Mitchell, der von 1874 bis 1948 lebte, gehört zu den Vätern der Konjunkturforschung. Er wollte nicht mehr und nicht weniger, als die Ökonomie auf einem durch empirische Forschung gesicherten Fundament neu begründen, oder wie er selbst sagte, „die imaginäre Welt der Ökonomie rekonstruieren.“ 43 Jahre lehrte Wesley Clair Mitchell an amerikanischen Hochschulen. Seine Analysen von Konjunkturzyklen erweitere der Wirtschaftswissenschaftler im Laufe der Zeit zu einer umfassenden Untersuchung der Funktionsweise der kapitalistischen Wirtschaft. 1927 erschien sein Hauptwerk: „Der Konjunkturzyklus. Problem und Problemstellung“. Dieses Buch sowie weitere Forschungen zum Konjunkturproblem machten ihn zum international führenden Ökonomen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts.

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José Ortega Y Gasset erforscht das Denken

Das Denken ist für José Ortega Y Gasset eine Lebensfunktion wie die Verdauung und der Blutkreislauf. Ein Urteilsakt ist ein Elementarteilchen des menschlichen Lebens, ein Willensakt nicht minder. Sie sind Ausstrahlungen oder Momente in dem kleinen menschlichen Kosmos, dem organischen Lebewesen. Das Denken ist ein Vorgang wie die Nahrungsaufnahme oder die Arbeit des Herzens, wenn es das Blut durch die Adern pumpt. In allen diesen Fällen handelt es sich um vitale Notwendigkeiten. In einem Menschen als organischem Wesen liegen der Seinsgrund und die Rechtfertigung seines Denkens beschlossen. Das Denken ist ein Instrument, ein Organ des Menschen und wird vom Leben reguliert und gelenkt.

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Der geniale Autopionier Gottlieb Daimler

Gottlieb Daimler, der eigentlich gelernter Büchsenmacher war, hatte am Polytechnikum in Stuttgart studiert und anschließend mehrere Jahre in Frankreich und England gearbeitet. Als er 38 Jahre alt war, erhielt er von der Gasmotorenfabrik Deutz das Angebot, den Posten des Technischen Direktors zu übernehmen. Einer der Firmeninhaber ist Nikolaus Otto, der vier Jahre nach Gottlieb Daimlers Einstieg bei Deutz das Viertakt-Prinzip erfindet. Gottlieb Daimler ist von seiner Arbeit fasziniert. Der Sohn eines Schorndorfer Bäckermeisters sieht im Bau von Motoren ein gewaltiges Potential. Er ist davon überzeugt, dass sie in der Zukunft alles antreiben werden – nicht nur die Maschinen der Industrie.

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