Beim Ich könnte es sich um eine Illusion handeln

„Das Ich“ ist ein ominöser Begriff, der heute neben „dem Selbst“ vage als Name für die Schaltzentrale des Denkens, Fühlens und Wollens verwendet wird. Neurozentriker argumentieren üblicherweise dafür, dass es kein Ich oder Selbst gibt, da es sich im Gehirn nicht nachweisen lässt. Markus Gabriel erklärt: „Es ist völlig richtig, dass das Ich oder das Selbst kein Ding unter Dingen ist. Es existiert nicht in derselben Ordnung der Dinge neben Ratten, Katzen oder Matratzen. Wer dies meint, täuscht sich in der Tat.“ Es ist nämlich die Philosophie, den Ichbegriff entwickelt hat. Dass es sich beim Ich um eine Illusion handeln könnte, ist ein alter Verdacht, für den prominent Buddha, David Hume und Friedrich Nietzsche stehen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

Weiterlesen

Menschen wollen in Harmonie mit sich und ihren Überzeugungen leben

Der gesunde Hausverstand lehrt, dass Menschen gemäß ihren Einstellungen handeln. Gläubige gehen sonntags häufiger in die Kirche. Befürworter einer Aidsprävention verwenden mehr Präservative. Mit der Arbeit Unzufriedene wechseln ihren Job. Grün-Wähler sind keine Vielflieger. Johannes Steyrer stellt klar: „All das hat seine Richtigkeit, aber nur in einem bescheidenen Ausmaß. Der Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten ist, das ist in vielen Studien gezeigt worden, unbedeutender als vermutet.“ Wann beeinflussen Einstellungen das menschliche Verhalten? So viel ist gewiss, auf die Situation kommt es an. Eines der wichtigsten Konzepte der Sozialpsychologie, nämlich die „Theorie der kognitiven Dissonanz“, hat der Amerikaner Leon Festinger (1919 – 1989) entwickelt. Seither wird ihre Grundannahme in unzähligen Studien bestätigt: Menschen woll in Harmonie mit sich und ihren Überzeugungen leben. Johannes Steyrer ist seit 1997 Professor für Organizational Behavior an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Weiterlesen

Die Frage „Will ich zu viel – oder zu wenig?“ wirft viele Rätsel auf

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 05/2017 beschäftigt sich mit der Frage: „Will ich zu viel – oder zu wenig?“ Eigentlich beruht die gesamte Lebensweise der modernen Staaten des Westens auf dem Imperativ des immer Mehrwollens. Sowohl im privaten Bereich als auch im Beruf führt dieser Wille oft zu einer dauerhaften Selbstüberforderung. Die Lust am Leben wird so eher gemindert anstatt gesteigert. Aus beglückender Fülle werden Leere und Angst. Scheinbar ist also klar: Wer weniger will, wird seltener enttäuscht, ist also entspannter und lebt so möglicherweise zufriedener. Das Wollen selbst sei die Wurzel allen Unglücks – das behaupten zumindest Denker von der Stoa bis zu Arthur Schopenhauer. Doch ganz so einfach ist es nicht. Ist es nicht gerade die Suche nach mehr Intensität, die dem eigenen Leben erst Spannung und Sinn gibt?

Weiterlesen

Glücklichsein ist keiner freien Entscheidung unterworfen

Die Liebe, das Glücksverlangen und die Freude sind sehr eng ineinandergeschlungen. Könnte es dann nicht sein, dass alle Liebe, wenn auch noch so verborgene Selbstliebe ist? Unter Eros versteht Josef Pieper das Verlangen nach der vollen Existenz, nach Daseinserhöhung, nach Glück und Glückseligkeit. Josef Pieper fährt fort: „Es ist ein Verlangen, das gar nicht außer Kurs und außer Kraft zu setzen ist und das natürlicherweise sämtliche Regungen und auch alle bewussten Entscheidungen, vor allem aber unsere liebende Zuwendung zur Welt und zu anderen Menschen beherrscht und durchwirkt.“ Das heißt, der Mensch will die Glückseligkeit naturhaft und mit Notwendigkeit. Glücklich sein wollen ist nicht die Sache einer freien Entscheidung. Josef Pieper definiert die Glückseligkeit als den Inbegriff all der Dinge, die nicht zu wollen der Wille unvermögend ist. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

Weiterlesen

Ein interessanteres Thema als die Liebe gibt es nicht

Das neue Buch „Liebe“ des französischen Philosophen und Schriftstellers André Comte-Sponville geht es wie der Titel schon verrät um die Liebe, denn ein interessanteres Thema als die Liebe gibt es nicht. Wenn jemand in einem Gespräch über die Liebe zu reden beginnt, kann er sofort mit einem gesteigerten Interesse der anderen rechnen. Auch in der Literatur und im Kino ist die Liebe in ihren verschiedenen Erscheinungsformen das bevorzugte Thema. André Comte-Sponville ergänzt: „Und für das richtige Leben gilt das – von Ausnahmen abgesehen – genauso: Was gibt es Aufregenderes, als zu lieben oder geliebt zu werden?“ Jedes andere Thema ist nur insofern von Interesse, wie Menschen ihm Liebe entgegenbringen. Die Liebe, die eigentlich eine Tugend ist, kann allerdings niemals zur Pflicht werden.

Weiterlesen

Viele Menschen haben keine Vorstellung vom eigenen Glück

Auf die Frage, warum es heute so schwer ist, zu wissen, was man will, antwortet Rolf Dobelli: „Unser Hirn ist überfordert von der Komplexität der heutigen Welt.“ Die Evolution des menschlichen Gehirns hinkt seiner Meinung nach der Evolution der heutigen Lebensform weit hinterher, wodurch ein Gefühl grundlegender Desorientierung entsteht. Auch die schier unendliche Wahlvielfalt macht den Menschen zu schaffen. Als Beispiel nennt Rolf Dobelli die Wahl eines Partners. Früher gab es in einem Dorf vielleicht zehn Optionen. In den aktuellen Partnerbörsen im Internet stehen zehn Millionen Frauen und Männer zur Auswahl. Natürlich gibt es nicht den einen, der auf den Suchenden perfekt abgestimmt ist. Und selbst wenn es ihn gäbe, würde er nicht gefunden werden. Rolf Dobelli studierte Philosophie und Betriebswirtschaft. Er ist Autor zahlreicher Romane sowie der Bestseller „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“.

Weiterlesen

Der Philosoph Peter Bieri klärt über die innere Selbständigkeit auf

Es ist nicht nur nach außen hin, dass die Menschen selbstständig sein möchten. Nicht nur die Abhängigkeit von anderen Menschen kann die eigene Würde gefährden. Es gibt laut Peter Bieri auch ein Bedürfnis nach innerer Selbstständigkeit. Er bezeichnet dies als die Möglichkeit, über das Denken, Fühlen und Wollen selbst zu bestimmen und in diesem Sinne unabhängig zu sein und nicht angewiesen auf andere. Auch wenn diese Art der Selbstständigkeit misslingt, kann man das als eine Gefahr für die eigene Würde betrachten. Die innere Selbstständigkeit kann für Peter Bieri allerdings nicht darin bestehen, dass man von anderen Menschen überhaupt nicht beeinflusst wird. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

Weiterlesen

Robert Pfaller klärt über die Kunst des klaren Wollens auf

Für viele Menschen ist es heutzutage sehr schwer, zu wissen, was sie eigentlich wollen. Das liegt unter anderem daran, dass die Individuen heute viel mehr Möglichkeiten haben als noch vor sehr kurzer Zeit, zumindest in den westlichen Gesellschaften. Es ist aber laut Robert Pfaller nicht die Zahl der Wahlmöglichkeiten, die eine Person überfordert, sondern es ist die Einbildung, es gäbe eine Wahl, die dem eigenen Ich genau entspricht – und das nur in der Personalisierung das Glück zu finden wäre. Robert Pfaller glaubt dass sich die Gesellschaften verändert haben, von denjenigen, in denen Leute etwas wollten, es aber von der Gesellschaft verboten bekamen und sich dafür schuldig fühlten, hin zu Gesellschaften, die stimulierend auf die Individuen einwirken im Sinne von: „Du sollst es ruhig wollen!“ Robert Pfaller ist Ordinarius für Philosophie an der Universität für angewandte Kunst in Wien.

Weiterlesen

Die Philosophin Rahel Jaeggi denkt über das „wahre Selbst“ nach

Viele Menschen kennen das Gefühl: „Nicht ich lebe mein Leben, sondern mein Leben lebt mich.“ Für Rahel Jaeggi sind die meisten Individuen in der heutigen Gesellschaft nicht direkt fremdbestimmt. Sie gibt zwar zu, dass es im Kapitalismus unbestritten Formen gezielter Einflussnahme auf menschliche Wünsche gibt – Manipulation durch Werbung zum Beispiel, die mein Verlangen nach bestimmten Gütern hervorbringt. Rahel Jaeggi relativiert diese Fremdbestimmung: „Doch auch wenn mein Wille in diesem Sinn beeinflusst ist, zwingt mich niemand, die Cola, das Smartphone oder das Auto auch tatsächlich zu kaufen. Und wir handeln, wenn wir konsumieren, auch nicht wie unter Hypnose – selbst in Zeiten von Big Data nicht.“ Fremdbestimmt ist ein Mensch nur, wenn ihn ein fremder Wille daran hindert, seinem eigenen Willen zu folgen. Rahel Jaeggi ist Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

Weiterlesen

Die Leistungsträger sind das Lebenselixier des Kapitalismus

Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling hält den Willen für die eigentliche Substanz des Menschen, die keineswegs nur im Dienste des Glücks und der Selbsterhaltung steht. Vielmehr wohnt dem Willen ein destruktiver Moment inne, der dafür sorgt, dass der Mensch das, was er will, durch sein Wollen zunichte macht. Laut Svenja Flaßpöhler ist dieser Pessimismus für die Philosophie des 19. Und 20. Jahrhunderts tonangebend. Vor allem für jene Arthur Schopenhauers, für den die Welt ihrem Wesen nach Wille, die menschlichen Vorstellungen von und die Erfahrungen in ihr nichts weiter sind als dessen Manifestationen. So lautet die Kernaussage des Schopenhauer`schen Hauptwerks „Die Welt als Wille und Vorstellung“. Svenja Flaßpöhler erklärt: „In diesem Werk wird der Mensch als ein Wesen entlarvt, das durch einen unpersönlichen, überindividuellen, an keinen Gott mehr gebundenen Wille bestimmt und getrieben wird. Svenja Flaßpöhler ist Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

Weiterlesen

Immanuel Kant: „Die Vernunft bestimmt den Willen“

Der menschliche Wille, was soll er nicht alles sein: ein innerer Kompass und ewiger Antrieb, Garant des Erfolges und unerschöpfliche Quelle der Lust. Doch gerade in entscheidenden Situationen erweist sich der Wille oft als schwach und orientierungslos. Svenja Flaßpöhler stellt deshalb die Frage, woher der Mensch also weiß, was er wirklich will. Weiß er es zum Beispiel durch rationale Abwägung und Kontrolle seiner Begierden? Oder offenbart sich sein wahrer Wille gerade im dunklen, irrationalen Drängen tief im Inneren des Menschen? Und was wäre, wenn die wahre Freiheit des Menschen gerade in der Überwindung seines Willens läge? Die häufigste Klage alter und sterbender Menschen lautet: „Wäre ich mir nur selbst treu geblieben. Hätte ich nur das Leben gelebt, das ich leben wollte.“ Dr. Svenja Flaßpöhler ist Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

Weiterlesen

Cicero beschreibt die Schwierigkeit der Lebensplanung

Welche Rolle ein Mensch in seinem Leben spielen will, hängt laut Cicero von seinem Wollen ab. Deshalb wenden sich die einen der Philosophie, die anderen dem Bürgerrecht und wieder andere der Rhetorik zu. Diejenigen aber, deren Väter oder Vorfahren sich durch irgendeinen rühmlichen Beruf hervorgetan haben, bemühen sich meistens im selben Feld des Ruhmes zu glänzen. Manche fügen sogar zu den Leistungen, durch die sich ihre Väter ausgezeichnet haben, irgendeine eigene dazu. Es gibt allerdings Menschen, die ganz eigene Wege gehen. Cicero schreibt: „Es kommt aber bisweilen vor, dass manche die Nachahmung ihrer Vorfahren aufgeben und ein eigenes Ziel verfolgen. Darin tun sich am meisten diejenigen hervor, die sich, von den Vorfahren aus den niedrigen Ständen stammend, Großes vorgenommen haben.“

Weiterlesen

Peter Bieri dringt in den Bereich der inneren Selbstständigkeit vor

Eine besondere Form der inneren Selbstständigkeit ist für Peter Bieri die Fähigkeit, über den eigenen Willen zu bestimmen. Menschen haben zu jedem Zeitpunkt mehrere Wünsche, die sich teilweise widersprechen und nicht alle in Handlungen umgesetzt werden können. Derjenige Wunsch, der schließlich zu einer Handlung führt, ist der Wille. Peter Bieri erklärt: „Nachdenkend und abwägend nehmen wir Einfluss auf unsere Wünsche, lassen einige handlungswirksam werden und andere nicht. Das ist die Freiheit der Entscheidung.“ Die Menschen sind selbstständig in ihrem Wollen, weil sie auf ihren Willen Einfluss nehmen können durch ein Denken und Urteilen, das ebenfalls selbstständig ist. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

Weiterlesen

Der Begriff „Banalität des Bösen“ machte Hannah Arendt berühmt

Den Zwängen ihrer Zeit setzte die deutsche Philosophin Hannah Arendt ein unerschrockenes und unabhängiges Denken entgegen. Sie versuchte, eine neue Form der Politik zu begründen, wobei ihr die Freiheit und die Pluralität als die Grundbedingungen des Menschseins galten. Laut Hannah Arendt ist die Verschiedenartigkeit der Menschen eine Vorraussetzung des Politischen. Wenn hingegen, wie im Totalitarismus, gewaltsam ein Monismus hergestellt wird, bedeutet dies für sie die Zerstörung des Politischen. Hannah Arendt bezeichnet die totalitären Regime als „organisierte Verlassenheit“, in denen die Prinzipien der Demokratie wie Repräsentation, der Schutz der Meinungsfreiheit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht mehr gelten. Stattdessen wird die Herrschaft durch die Verbreitung von Angst und Terror aufrechterhalten, wobei eine Ideologie die theoretische Legitimationsgrundlage bildet. Auf jeden kritischen Versuch der Überprüfung des geschlossenen Systems wird feindlich reagiert.

Weiterlesen

Rebekka Reinhard fordert eine Erneuerung der Ethik

Rebekka Reinhard glaubt, dass das Leben aus einem Menschen einen Philosophen machen kann. Dies geschieht immer dann, wenn der Lebensweg besonders kompliziert, aussichtslos, unübersichtlich oder verwirrend geworden ist. Dann stellen viele Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens oder der Bedeutung des eigenen Ichs. Rebekka Reinhard schreibt: „Der Unterschied zwischen uns und den klassischen Philosophen besteht hauptsächlich darin, dass wir irgendwann meinen, eine endgültige Antwort auf unsere Fragen gefunden zu haben. Der klassische Philosoph dagegen nimmt jede Antwort zum Anlass, eine neue Frage zu stellen.“ Er weiß, dass das menschliche Dasein voller Irrtümer ist. Dennoch hofft er eines Tages die ganze Wahrheit erkennen zu können.

Weiterlesen

Die Generation der Babyboomer hat politisch versagt

Es ist für Frank Schirrmacher, dem Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), nach dem Rücktritt von Christian Wulff als Bundespräsident an der Zeit, über die politische Generation der Babyboomer zu reden. Er meint damit großzügig gesprochen die Geburtsjahrgänge von 1955 bis 1970, eine Kohorte, die seiner Meinung nach seit der Jahrhundertwende faktisch die meinungsbildende Mehrheit in Deutschland bildet. Frank Schirrmacher schreibt: „In Gestalt von Christian Wulff, Jahrgang 1959, hat ein Angehöriger dieser Generation das Höchste erreicht und in nie gesehener Geschwindigkeit alles vermasselt. Das ist bemerkenswert.“ Und bemerkenswert ist laut Frank Schirrmacher auch die Tatsache, dass fast das gesamte politische Personal dieser Generation, vor allem in der CDU, schon abgetreten ist.

Weiterlesen

Thomas Rietzschel sieht überall Dilettanten am Werk

Der Kulturgeschichtler und Autor Thomas Rietzschel schreibt in seinem neuen Buch „Die Stunde der Dilettanten“ folgendes: „Je weniger wir Herr der Dinge sind, desto mehr haben wir gelernt, den Anschein zu erwecken.“  Er geißelt darin, dass in der Politik, der Finanzbranche und im Showgeschäft an die Stelle des Könnens die des Wollens getreten ist. Der Dilettantismus breitet sich in Deutschland wie ein Krake aus. Doch Thomas Rietzschel spricht die Normalbürger dabei nicht frei von Schuld, da sie selbst all zu oft nur Dilettanten sind, die sich nur allzu gerner verschaukeln lassen. Thomas Rietzschel studierte Germanistik, Geschichte und Psychologie in Leipzig und ist Herausgeber mehrerer Bücher zur Kulturgeschichte der Moderne.

Weiterlesen

Paul ValéryPaul Valéry lobt die überragende Würde der Kunst

Paul Valéry vertritt die These, dass jedes Werk in sich ein Verlangen, ein Tun, ein Denkbild, einen Stoff  vereint. Diese Grundelemente pflegen eine Beziehung untereinander, oftmals so feingesponnen, dass ihre Darstellung nicht möglich ist. Er schreibt: „Ist dies der Fall, sind wir somit unvermögend, ein Gebilde durch etwas wie eine Formel zu vergegenwärtigen oder zu umreißen, die uns erlauben könnte, es als ein Ding zu begreifen, das man nach Willen erschaffen oder nacherschaffen könnte, dann nennen wir es ein Kunstwerk.“ Den Adel der Kunst sieht Paul Valéry in der Reinheit des Verlangens, aus dem sie hervorgeht, und die Ungewissheit des Künstlers über das Glücken seines Tuns.

Weiterlesen

Friedrich Hegel definiert den Endzweck der Menschheit

Das Ziel der Weltgeschichte ist laut Friedrich Hegel, dass der Geist zum Wissen dessen gelangt, was er wahrhaftig ist, und dies Wissen gegenständlich macht, es zu einer vorhandenen Welt verwirklicht, sich als objektiv hervorbringt. Das Wesentliche dabei ist, dass dies Ziel ein Hervorgebrachtes ist. Friedrich Hegel definiert den Geist als einen, der sich hervorbringt und sich zu dem macht, was er ist. Das Sein des Geistes ist kein ruhendes Dasein, sondern ein absoluter Prozess. In diesem Prozess sind wesentliche Stufen enthalten, und die Weltgeschichte ist die Darstellung des göttlichen Prozesses, indem der Geist sich selbst verwirklicht. Das funktioniert allerdings nur, wenn er seine Wahrheit weiß.

Weiterlesen

Seneca empfiehlt das Studium der Philosophie

Seneca behauptet, dass kein Mensch ohne dem Studium der Philosophie wirklich glücklich, geschweige denn erträglich leben kann und dass ein glückliches Leben nur durch eine gründliche philosophische Bildung erreicht werden kann. Nach den ersten Schritten auf dem philosophischen Terain bedarf es beharrlicher, unablässiger Bemühungen, um Ausdauer und Kraft hinzuzugewinnen, bis aus dem guten Wollen eine edle Gesinnung entsteht. Jeder Mensch sollte sich immer wieder prüfen, sich selbst auf mannigfache Weise erforschen und beobachten. Vor allem muss er darauf achten, ob er nicht nur in der Philosophie, sondern auch im praktischen Leben vorangekommen ist.

Weiterlesen

Ohne Glauben gibt es für Alain keine Hoffnung

Ein Mensch, der sich etwas vornimmt, aber schon bei der Planung am Gelingen zweifelt, hat kein Selbstvertrauen. Für den französischen Philosophen Alain, der von 1868 bis 1951 lebte, fürchtet ein solcher Mensch immer drei Dinge in einem: Die anderen Menschen, die äußere Notwendigkeit und sich selbst. Es ist offensichtlich nicht sehr klug, etwas unternehmen zu wollen, das man sich nicht zutraut. Alain sagt: „Wollen, ohne zu glauben, dass man zu wollen weiß, ohne bei sich einen Schwur zu tun, das ist kein Wollen.“ Auf der anderen Seite ist es auch nicht sicher, dass sich Wege auftun werden, wenn ein Mensch einen festen Glauben hat, aber es ist sicher, dass alle Wege versperrt sein werden, wenn man nicht zunächst den festen Glauben hat.

Weiterlesen

Seneca zeigt Auswege aus dem Überdruss am Leben

Wer in den Genuss der Seelenruhe gelangen will, muss laut Seneca an sich selbst und an die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges glauben. Die Unerschütterlichkeit ist für ihn etwas Hohes, Erhabenes, ja Gottähnliches. Die Griechen bezeichneten diese ausgeglichene Gemütsverfassung als „Euthymia“, die Wohlgemutheit. Seneca nennt diesen Zustand Seelenruhe. Die Aufgabe der Seelenruhe besteht für ihn darin, sich eine Gelassenheit zu erhalten, ohne dabei überheblich oder niedergeschlagen zu werden. Einer der größten Feinde der Seelenruhe ist die Unzufriedenheit mit sich selbst, die einer Sprunghaftigkeit des Geistes und ängstlichen, unerfüllten Trieben entstammt.

Weiterlesen

Rebekka Reinhard liebt die Überraschungen des Lebens

Die Arbeit ist zeitraubend und meist anstrengend, aber immerhin verleiht sie den Menschen den Eindruck von einem geregelten Leben. Die Regeln der Arbeit haben laut Rebekka Reinhard aber mit den Regeln des Lebens nicht viel zu tun. Die vielleicht wichtigste Lebensregel besagt: „Am Ende kommt es doch anders, als du denkst.“ Dieser Satz macht deutlich, dass das Leben nichts ist, was der Mensch bis ins Letzte regeln, planen und in Schach halten könnte. Er ist deshalb dazu aufgerufen, die bisher bekannten Lebensregeln immer wieder in Frage zu stellen und wenn es nötig ist, abzuändern oder sogar neu zu erfinden. Dieser unbequemen Wahrheit würden die meisten am liebsten aus dem Weg gehen.

Weiterlesen

José Ortega Y Gasset erforscht das Denken

Das Denken ist für José Ortega Y Gasset eine Lebensfunktion wie die Verdauung und der Blutkreislauf. Ein Urteilsakt ist ein Elementarteilchen des menschlichen Lebens, ein Willensakt nicht minder. Sie sind Ausstrahlungen oder Momente in dem kleinen menschlichen Kosmos, dem organischen Lebewesen. Das Denken ist ein Vorgang wie die Nahrungsaufnahme oder die Arbeit des Herzens, wenn es das Blut durch die Adern pumpt. In allen diesen Fällen handelt es sich um vitale Notwendigkeiten. In einem Menschen als organischem Wesen liegen der Seinsgrund und die Rechtfertigung seines Denkens beschlossen. Das Denken ist ein Instrument, ein Organ des Menschen und wird vom Leben reguliert und gelenkt.

Weiterlesen