In Narrationen teilt man die Erfahrungen anderer

Warum verbringen Menschen so viel Zeit mit Narrationen? Damit meint Fritz Breithaupt nicht nur die Filme, die man sich reinzieht, und die Bücher, die man liest. Sondern er zählt auch die vielen Unterhaltungen dazu, die Menschen darüber führen, wer was mit wem gemacht hat, die Posts in den sozialen Medien sowie die eigenen Gedanken dazu. Die Antwort auf diese erste Frage ist für Fritz Breithaupt einfach: „In Narrationen erleben wir die Erlebnisse von anderen mit und teilen ihre Erfahrungen. Das ist möglich, weil wir uns in Narrationen ja an die Stelle von anderen versetzen können und dann tatsächlich „ihre“ Erfahrungen selbst machen.“ Und zugleich kommt man durch Narrationen in den Genuss, auch das Verbotene einmal zu erproben. Fritz Breithaupt ist Professor für Kognitionswissenschaften und Germanistik an der Indiana University in Bloomington.

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Innere Einstellungen lassen sich nicht messen

Das Gehirn bildet nicht nur übergeordnete Handlungsmuster zur Steuerung einer Vielzahl von Einzelbewegungen heraus, sondern macht dies auch, um das Verhalten eines Menschen möglichst energiesparend zu lenken. Gerald Hüther erklärt: „Die dafür im Gehirn herausgeformten übergeordneten Muster bezeichnen wir im Deutschen als innere Einstellungen und Haltungen. Herausgebildet werden diese Haltungen anhand der von einer Person in ihrem bisherigen Leben gemachten Erfahrungen.“ Diese im Frontalhirn als komplexe Netzwerke verankerten Haltungen und Einstellungen sind entscheidend dafür, wie sich die betreffende Person in einer bestimmten Situation verhält, was sie sagt und tut, worum sie sich kümmert und was sie links liegen lässt, was ihr also wichtig ist und was ihr gleichgültig bleibt. Das funktioniert alles fast automatisch und verbraucht weniger Energie, als jedes Mal darüber nachzudenken, welche Verhaltensweisen in bestimmten Situationen angemessen und zielführend sind. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Immanuel Kant erklärt a priori gültige Erkenntnisse

Immanuel Kant ist davon überzeugt, dass die Menschen im Besitz gewisser Erkenntnisse a priori sind und dass sogar der gewöhnliche Verstand über solche verfügt. Das sind Erkenntnisse, die nicht durch Erfahrungen oder Wahrnehmungen gewonnen werden, sondern deren Wahrheit bereits feststeht. Er stellt ein Merkmal in den Vordergrund, wodurch sicher die reine Erkenntnis von der empirischen unterschieden werden kann. Die Erfahrung lehrt, dass etwas so oder so beschaffen ist und nicht anders sein könne. Immanuel Kant schreibt: „Findet sich also erstlich ein Satz, der zugleich mit seiner Notwenigkeit gedacht wird, so ist er ein Urteil a priori; ist er überdem auch von keinem abgeleitet, als der selbst wiederum als ein notweniger Satz gültig ist, so ist er schlechterdings a priori.“

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Der Homo oeconomicus dominiert den Neoliberalismus

Für Colin Crouch, dem Autor des Buchs „Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus“, das im Suhrkamp Verlag erschienen ist, sind nicht nur die Akteure der Finanzmärkte, sondern auch die politischen Anhänger des Neoliberalismus blind für einschneidende Erfahrungen mit der real existierenden Wirtschaft des Kapitalismus. Der oberste neoliberale Grundsatz lautet laut Colin Crouch, dass auf alle Fragen, welche Waren und Dienstleistungen wie hergestellt und gehandelt werden sollen, minimal regulierte Märkte stets die besten Lösungen hervorbringen. Wenn die Märkte nicht so funktionieren wie gedacht, liegt das nach Ansicht der Neoliberalen vor allem an Eingriffen des Staates in das Geschehen des Marktes. Der Neoliberalismus vertritt die These, dass Konsumenten, Investoren und Produzenten den Markt dank des Wettbewerbs wesentlich besser einschätzen können als diskutierende Bürger, Politiker, die sich dem Konsens verschrieben haben und planende Institutionen der Verwaltung.

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Die neue Denkhaltung der griechischen Sophisten

Die Forscher, die sich mit der Geschichte der Philosophie befassen, sind sich bis heute nicht darüber einig geworden, was Sophistik eigentlich ist. Das Wort hängt mit dem griechischen sophía, der Weisheit zusammen und sophistás wurden ursprünglich in Griechenland ganz allgemein kundige Männer genannt, die über ein Spezialwissen und besondere Erfahrungen in einem Wissensgebiet verfügten. Etwas Spezielleres meint aber die spätere Sophistik. Die ersten Weisen in der Geschichte der Philosophie, die vor der Epoche des Sokrates lebten, wurden nicht nur Vorsokratiker, sondern auch Physiker genannt, also als Naturphilosophen bezeichnet. Ihr Denken umschließt den ganzen Kosmos, einschließlich des Menschen. Ihre Weisheit entsprach oft noch dem Wissen einer Offenbarung.

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Die Abschottung der Wirtschaft führt in den Untergang

Karl-Heinz Paqué kritisiert die große Anzahl von Ökonomen, die der Überzeugung waren, es könne einer Volkswirtschaft durchaus gut tun, auf Dauer abgeschirmt, abgeschottet und unter der Kontrolle des Staats zu stehen. Das war der Kerngedanke der Planwirtschaft im Sozialismus und Kommunismus. Die Planwirtschaft war keine Theorie abgehobener Intellektueller. Sie war die völlig ernst gemeinte Idee, man könne mit einem Höchstmaß von zentraler Rationalität die Wirtschaft vor Störungen schützen und von oben nach unten mit einem vernünftigen System auf einen erfolgreichen Weg bringen. Karl-Heinz Paqué ist völlig anderer Ansicht und schreibt: „Diese Vorstellung wurde zu einem der folgenschwersten Irrtümer in der Menschheitsgeschichte.“

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Hermann Hesse macht sich Gedanken über das Alter

Das Greisenalter ist für den Schriftsteller Hermann Hesse eine Stufe des menschlichen Lebens und hat wie alle anderen Lebensphasen ein eigenes Gesicht, eine eigene Atmosphäre und Temperatur sowie eigenen Freuden und Nöte. Auch die Alten haben ihre Aufgaben, die ihrem Dasein einen Sinn verleiht, selbst ein Todkranker und Sterbender hat noch Wichtiges und Notwendiges zu erfüllen. Hermann Hesse schreibt: „Altsein ist eine ebenso schöne und heilige Aufgabe wie Jungsein, Sterbenlernen und Sterben ist eine ebenso wertvolle Funktion wie jede andre – vorausgesetzt, dass sie mit Ehrfurcht vor dem Sinn und der Heiligkeit allen Lebens vollzogen wird.“ Ein Alter, der sein Altsein und die Todesnähe hasst oder fürchtet, ist seiner Meinung nach kein würdiger Vertreter seiner Lebensstufe.

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Die Epigenetik propagiert den Sieg über das Erbgut

Forscher des Fachbereichs Epigenetik haben herausgefunden, dass körperliche und seelische Erfahrungen der menschlichen Zellen an die Nachkommenschaft weitergegeben werden können. Der österreichische Hormonspezialist Johannes Huber geht sogar soweit zu behaupten: „Liebe lässt sich vererben.“ Er gibt zwar zu, dass die Gene den Menschen steuern, aber der Mensch ebenso die Gene beeinflussen kann. Wie die neuesten Forschungen in der Epigenetik belegen, kann der Mensch über die Einflüsse der Umwelt eine ungeheure Macht über seine Gene erlangen. Er verändert zwar nicht die Gene an sich, aber kann beispielsweise durch einen gesunden Lebensstil das Genprogramm überlisten und sein Leben über die ursprüngliche Zeitspanne hinaus verlängern.

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Ein analytischer Blick hinter die Kulissen von Facebook

In seinem Buch „Der facebook-effekt“ beschreibt David Kirkpatrick, wie ein 19 Jahre alter Student von der Universität Harvard ein Unternehmen aufgebaut hat, das heute nach Google die meisten Besucher im Internet anzieht. Er zeigt, wie Facebook das Leben der User verändert hat und in welche Richtung sich der Konzern in Zukunft entwickeln wird. Schon die Entwicklung von der Gründung von Facebook bis heute ist atemberaubend: Inzwischen sind mehr als 500 Millionen Nutzer dort angemeldet. Der Autor David Kirkpatrick ist ein Journalist, der seit vielen Jahren Artikel über das Internet und die dazugehörige Technologie verfasst. Er hatte bei seinen Recherchen für das Buch direkten Zugang zu Mark Zuckerberg, den Gründer von Facebook und zu allen Spitzenmanagern des Unternehmens.

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Das Genie und die Lebenswut der Sylvia Plath

Schon zwei Jahre nach dem Tod von Sylvia Plath waren ihr Leben und ihre Dichtung zu einem schwer entschlüsselbaren Mythos verwoben. Nur eines ist klar, die Wut ist ein fester Bestandteil ihres Lebens, wie sie selbst in ihren Tagebüchern zugibt: „Eines kann ich sagen; Ja, ich will gelobt werden von der Welt und will Geld und Liebe und bin wütend auf alle, die weiter sind als ich, vor allem, wenn ich sie kenne und wenn sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich.“ Keine vier Jahre später nachdem sie diese Sätze geschrieben hat, wird die inzwischen zweifache Mutter, die mit ihren Kindern allein in London lebt, in ihrer Küche den Gashahn aufdrehen und den Kopf in den Backofen stecken, um zu sterben.

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Al Pacino wird eins mit seiner eigenen Leidenschaft

Der amerikanische Schauspieler Al Pacino wurde 1940 geboren. Er wuchs im südlichen Teil der Bronx auf. Vielleicht sind es die Erfahrungen seiner Kindheit, die ihn dazu antreiben, in seinem Spiel sich immer wieder selbst bis zum Rand der Erschöpfung zu treiben. Es geht ihm darum, Nuancen der Wahrheit und Durchlässigkeit in seinen Rollen zu erzeugen. Die meisten Zuschauer seiner Filme können diese Besessenheit nicht erkennen – nur er selbst und einige herausragende Regisseure haben seine Meisterschaft erkannt. Doch für Al Pacino geht es nicht nur darum, sondern auch um das Gefühl, in eine andere Dimension der Gefühle einzutauchen und vollständig in seiner Figur aufzugehen.

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Die Demokratie in den Zeiten der Finanzkrise

Viele Menschen verbinden mit dem Begriff der Demokratie das Versprechen wachsenden materiellen und pekuniären Wohlstandes. Sollte das Wachstum einmal ausbleiben, könnte es um die Demokratie schlecht bestellt sein. Gegen die angebliche Wohlstandsbindung der Demokrtie sprechen laut Professor Otfried Höffe drei grundverschiedene Argumente: semantisch der Begriff der Demokratie selbst, normativ die Gerechtigkeit und empirisch die Erfahrungen des Bürgers im Alltag. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen und leitet dort außerdem die Forschungsstelle Politische Philosophie.

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Der moderne Mensch braucht Lebensberatung

In der heutigen Zeit wimmelt es laut Martin Seel vor nichts so sehr als von Therapeuten, die ihren Lesern mit erbaulichen Büchern zu einem besseren Leben verhelfen wollen. Martin Seel, der Professor für Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ist, verwendet als Beispiel das Buch „Glück kommt selten allein …“ von Eckart von Hirschhausen, das sich seit Wochen auf dem ersten Platz der Bestsellerliste des Spiegels befindet. Für Martin Seel ist das Buch ein kabarettistisch angehauchtes, mit der obligatorischen Gehirnforschung und anderen wissenschaftlichen Weisheiten garniertes sowie mit reichlich Bildern und Bildchen ausgestattetes Werk über nahezu alle Höhen und Tiefen des Themas.

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