Protektionismus wirkt sich immer negativ aus

Protektionistische Maßnahmen helfen weder den USA noch den von der Deindustrialisierung betroffenen Arbeitnehmern. Sie können sich aber durchaus negativ auf die Handelspartner der Vereinigten Staaten und die Weltwirtschaft auswirken. Joseph Stiglitz betont: „Während der letzten 70 Jahre hat die internationale Gemeinschaft eine regelbasierte Ordnung geschaffen, die Handel und Zusammenarbeit fördert. Die USA spielten beim Aufbau dieses Systems eine zentrale Rolle.“ Die Vereinigten Staaten haben dies nicht aus Uneigennützigkeit getan, sondern weil sie überzeugt waren, eine solche Ordnung sei besser für die ganze Welt, die USA eingeschlossen. Man glaubte, Handel und Austausch würden das gegenseitige Verständnis über Grenzen hinweg fördern. Und dies werde den Frieden festigen und Kriege, die eine Geißel des 20. Jahrhunderts waren, unwahrscheinlicher machen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Die Chipbranche macht 500 Milliarden Dollar Umsatz

Für Adam Smith war die Effizienz das Ziel, nach dem der Homo oeconomicus strebt und dem sich die Gesellschaft zu unterwerfen hat. Am 14. Mai 2021 druckte die „New York Times“ einen Gastbeitrag des Wirtschaftswissenschaftlers Alex T. Williams. Der Artikel handelte von der weltweiten Knappheit in der Lieferkette der Halbleiterproduktion. Jeremy Rifkin erläutert: „Dabei handelt es sich um die winzigen Mikrochips, die in den unzähligen Prozessen und Produkten unserer intelligenten digitalen Welt Verwendung finden. Die Halbleiterbranche macht pro Jahr 500 Milliarden Dollar Umsatz.“ Um zu verstehen, wie ernst das Problem ist, reicht ein Blick auf den Autohersteller Ford. Der Konzern rechnete aufgrund der aktuellen Halbleiter-Knappheit mit Einbußen von 2,5 Milliarden Dollar. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

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Zehn Megathreats gefährden die Zukunft der Menschheit

Nouriel Roubini skizziert in seinem Buch „Megathreats“ zehn Bedrohungen, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist. Ein Blick auf die Finanzkrise des Jahres 2008 oder den unschlüssigen Umgang mit der Coronapandemie reicht, um zu verstehen, dass schlechte Politik Ersparnisse vernichten und das Leben und die wirtschaftliche Existenz von Millionen von Menschen bedrohen kann. Als Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt sich Nouriel Roubini mit Risiken und deren Konsequenzen. Im Jahr 2006 beobachtete er die astronomischen Preise auf dem privaten Immobilienmarkt. Dazu kam ein beängstigender Anstieg der Hypothekenverschuldung und ein Bauboom. Nouriel Roubini warnte, dass diese beispielslose Blase bald platzen und die Welt in eine Rezession und eine Finanzkrise stürzen würde. Seine Voraussagen bestätigten sich auf verheerende Weise. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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Wachstum ist kein Allheilmittel mehr

In der Gegenwart ist ungebremstes Wachstum kein Allheilmittel mehr. Das Jahr 2020 sollte entscheidend in der Klimapolitik werden. Die 26. UN-Klimakonferenz (COP26) sollte nur wenige Tage nach der US-Wahl im November 2020 in Glasgow tagen. Adam Tooze stellt fest: „Sie sollte den fünften Jahrestag des Pariser Klimaabkommens markieren. Sollte Trump gewinnen, was zu Beginn des Jahres durchaus möglich schien, würde die Zukunft des Planeten auf dem Spiel stehen.“ Das allgegenwärtige Gefühl von Risiko und Angst, das die Weltwirtschaft umgab, bedeutete eine bemerkenswerte Umkehrung. Noch vor nicht allzu langer Zeit erschien die Stellung der kapitalistischen Wirtschaft als erobernden Triebkraft der modernen Geschichte unangreifbar. Denn der Westen hatte im Kalten Krieg triumphiert und der Aufstieg der Finanzmärkte schien unaufhaltsam. Adam Tooze lehrt an der Columbia University und zählt zu den führenden Wirtschaftshistorikern der Gegenwart.

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Das Wort Unvorstellbarkeit beschreibt das Jahr 2020

Das neue Buch „Welt im Lockdown“ von Adam Tooze ist tiefenscharfe Analyse der Gegenwart. Und es ist ein Buch, aus dem man lernen kann, wie die globalisierte Welt funktioniert, in der die Menschheit heute lebt. Wenn es ein Wort gibt, das die Erfahrungen des Jahres 2020 zusammenfasst, dann wäre es Unvorstellbarkeit. Am 20. Januar gestand Xi Jinping öffentlich, dass in China ein Coronavirus ausgebrochen ist. Anschließend erschütterte eine Krankheit die Welt, die innerhalb von zwölf Monaten 2,2 Millionen Menschen tötete. Die Weltwirtschaft wankte. Um die Auswirkungen einzudämmen, nahm die staatliche Unterstützung für Haushalte, Unternehmen und Märkte Ausmaße an, wie es sie außerhalb von Kriegszeiten noch nicht gegeben hatte. Adam Tooze lehrt an der Columbia University und zählt zu den führenden Wirtschaftshistorikern der Gegenwart.

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Die Coronakrise stellt die Finanzkrise in den Schatten

Die Politik und die Wirtschaft können richtig auf die Coronakrise reagieren und die Folgen abfedern. Dazu müssen die Verantwortlichen aber die Tiefe des wirtschaftlichen Einbruchs und die Verteilung der damit verbundenen Lasten verstehen und einordnen. Das ist vor allem in der frühen Phase der Krise schwierig. Die Daten und Berechnungen, die bislang zur Verfügung stehen, sprechen aber dafür, dass die Coronarezession die globale Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 in den Schatten stellt. Clemens Fuest stellt jedoch fest: „Vergleiche mit der weltweiten wirtschaftlichen Depression der 1930er Jahre, die gelegentlich gezogen werden, erscheinen dagegen überzogen.“ Ob sich die Wirtschaft im Jahr 2021 so kräftig erholt wie in der Prognose des Internationalen Währungsfonds, ist allerdings offen. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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Die Welt gleicht einem unberechenbaren Pulverfass

Überall auf der Erde herrschen Krisen und Konflikte. Wolfgang Ischinger stellt in seinem neuen Buch „Welt in Gefahr“ fest: „Wir haben die gefährlichste Weltlage seit Ende des Zweiten Weltkrieges.“ Die Werte der Westens und die liberale Weltordnung werden von autokratischen und diktatorischen Regimen herausgefordert und infrage gestellt. Die Beziehungen der Europäischen Union zu Russland sind auf dem Tiefpunkt, die Abhängigkeit von China wächst, und unter Präsident Donald Trump ist Amerika als Europas wichtigster Verbündeter unberechenbar geworden. Wolfgang Ischinger ist fest davon überzeugt, dass ohne ein aktiveres Engagement Deutschlands in einer zunehmend chaotischen und konfliktreichen Welt die Grundlagen von Frieden und Wohlstand erodieren werden. Wolfgang Ischinger ist Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und einer der renommiertesten deutschen Experten für Außen- und Sicherheitspolitik.

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Nach dem 2. Weltkrieg wird Europa zweigeteilt

Vom 4. bis zum 11. Februar 1945, drei Monate vor der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, trafen die Staats- und Regierungschefs der Sowjetunion, der USA und Großbritanniens, Josef Stalin, Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill, in Jalta zusammen, um die Nachkriegsordnung festzulegen. Thomas Seifert erklärt: „Die Welt sollte hinkünftig aufgeteilt werden, wobei die USA und die Sowjetunion de facto die Spaltung Europas in zwei Einflusssphären, zwei Wirtschaftsblöcke und zwei Militärallianzen beschlossen.“ Aber nicht nur die Landkarte Europas sollte neu gezeichnet werden, auch die Weltwirtschaft sollte neu geordnet werden. Die USA und Großbritannien legten auf dem Reißbrett fest: Mehr Macht über die Märkte für Regierungen, ein Ende der Spekulationen und der Panikattacken an den Börsen durch Kapitalverkehrskontrollen und eine straffe Kontrolle des neue geschaffenen Internationalen Währungsfonds (IWF) würden darüber wachen, dass kein Land seinen Wechselkurs zum eigenen Vorteil manipuliert. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Ulrich Herbert beschreibt die Weltwirtschaftskrise von 1929

Am 24. Oktober 1929 brachen die Aktienkurse an der New Yorker Börse ein. Daraus entwickelte sich innerhalb sehr kurzer Zeit eine zunächst auf die USA begrenzte, dann weltweit spürbare Wirtschaftskrise in einer bis dahin nie gekannten Größenordnung und Reichweite. Ulrich Herbert erklärt: „Die kurzfristigen Ursachen für diesen Börsenkrach ließen sich leicht klären: Im Vertrauen auf die Fortsetzung der Hochkonjunktur waren in den USA Spekulationsgelder in großer Höhe vor allem in Industriewerten angelegt und dadurch die Produktionskapazitäten deutlich ausgedehnt worden.“ Als die ersten Anzeichen einer Krise der Überproduktion sichtbar wurden und die Aktienkurse der großen Industrieunternehmen nachzugeben begann, brach unter den Aktionären eine Panik aus. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Bertrand Russell stellt die moderne Ungewissheit an den Pranger

Bertrand Russell vertritt die These, dass es in der Weltgeschichte vier Arten von Zeitaltern gegeben hat. Epochen, in denen alle dachten, sie wüssten alles, Zeitalter, in denen niemand dachte, er wüsste etwas, Zeiten in denen kluge Leute dachten, sie wüssten viel, und dumme Leute, sie wüssten wenig, und Zeitalter, in denen dumme Leute dachten, sie wüssten viel, und kluge, sie wüssten wenig. Bertrand Russel fügt hinzu: „Die erste Art von Zeitalter zeichnet sich durch Stabilität aus, die zweite durch langsamen Verfall, die dritte durch Fortschritt, die vierte durch Katastrophen.“ Alle primitiven Epochen sind von der ersten Sorte, da niemand an der Stammesreligion, an der Weisheit alter Bräuche oder am Nutzen des Erntezaubers zweifelt. Deshalb sind alle glücklich, solange es keinen fassbaren Grund, als Beispiel nennt Bertrand Russell eine Hungersnot, zum Unglücklichsein gibt.

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Die Politik hat ihre Vorherrschaft an die Wirtschaft verloren

Die Welt erlebt nun seit einigen Jahren eine dreifache Krise. Thomas Seifert nennt sie beim Namen: „Eine Krise des Kapitalismus, die mit dem Beinahe-Kollaps der Weltwirtschaft nach dem Lehman-Pleite am 15. September 2008 offenbar geworden ist, eine Krise der westlichen (Parteien-) Demokratie, die die Probleme nicht lösen kann, und – durch die Verschiebung des Schwerpunkts des Globus von West nach Ost – eine Krise der Weltordnung, des Global Governance Systems.“ Die drei Krisen sind miteinander verwoben, bedingen und verstärken einander, und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Wirtschaft hat die zentrale Funktion der Steuerung der Gesellschaft übernommen, die Vorherrschaft der Politik ist längst verloren. Die Wähler haben verstanden, dass die Politik das Gesetz des Handelns an die Ökonomie abgetreten hat, und strafen die politischen Akteure mit Ignoranz, Misstrauen, Totalverweigerung oder Anti-Politik. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Die Europäische Union muss den Finanzkapitalismus zähmen

Die Konturen der pazifischen Epoche lassen sich bereits erahnen, denn das Schwergewicht der Weltwirtschaft wandert Richtung Osten. Das hat auch für Europa und die USA Auswirkungen. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht nur eine atlantische, sondern auch eine pazifische Macht. Thomas Seifert erläutert: „Die Westküste – bereits heute der Motor wirtschaftlicher Dynamik und Innovation in den USA – wird noch weiter an Bedeutung gewinnen.“ Ebenso könnten der Südosten und Osten Europas eines Tages von einer Landverbindung nach China profitieren, auch logistische Knotenpunkte könnten dort entstehen. Thomas Seifert fordert, das die Europäische Union (EU) eine eigenständigere Außenpolitik verfolgen muss, denn die USA und Europa haben in verschiedenen Regionen jeweils ihre eigenen Interessen. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Europa und die USA dominieren seit 1820 die Welt

Die atlantische Epoche begann am 12. Oktober 1492 mit der Landung von Christoph Kolumbus auf den Bahamas. Thomas Seifert erläutert: „Europas Imperien fanden mit Amerika ein riesiges Hinterland, das sie unterwerfen und ausplündern konnten.“ Am 4. Juli 1776 erklärten die Kolonien des Empire in Neuengland ihre Unabhängigkeit, und damit trat die atlantische Epoche in einen neue Phase ein. Nun begann die industrielle Revolution, und die Vereinigten Staaten von Amerika entstanden als unabhängiger Staat. Diese beiden atlantischen Mächte, die Nationalstaaten Europas und später die USA, würden bald den gesamten Erdball dominieren. Der Erfolg Westeuropas gründete sich auf den „drei R“: Renaissance, Reformation und industrielle Revolution. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Nach 1989 herrscht eine kurze Epoche der Freiheit

Im Jahr 1815, nach den Napoleonischen Kriegen und am Ende des Wiener Kongresses am 9. Juni, war Großbritannien zur Führungsmacht in der Welt aufgestiegen. Das britische Imperium reichte von Australien über Teile des heutigen Malaysia, Indien, dem Kap der Guten Hoffnung und Sierra Leone an der Westküste Afrikas bis nach Kanada. Thomas Seifert ergänzt: „Das britische Pfund war die globale Leitwährung, London der wichtigste Finanzplatz der Welt. In den 1870er Jahren überholten die Vereinigten Staaten Großbritannien wirtschaftlich, aber erst nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die USA die Führung der westlichen Welt.“ Nachdem der Zweite Weltkrieg Europa, Japan und weite Teile von China und Asien verwüstet hatte, war Japan geschlagen, Deutschland zerstört, Frankreich und Großbritannien erschöpft, und Osteuropa in den Einflussbereich der Sowjetunion geraten. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Europa muss Nationalismus und Kleinstaaterei über Bord werfen

Thomas Seifert stellt in seinem neunen Buch „Die pazifische Epoche“ fest, dass Europa und die USA noch die global dominanten Wirtschaftsblöcke sind. Doch die Volkswirtschaften Asiens entwickeln sich in einem rasanten Tempo. Dort ist eine breite Mittelschicht herangewachsen, die so große wirtschaftliche Chancen hat, wie keine Generation zuvor. Zu den größten Metropolen der Welt zählen inzwischen Shanghai, Jakarta, Beijing, Seoul, Delhi und Mumbai. Das Wachstum dieser Megastädte ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Längst begnügen sich die aufstrebenden Nationen in Asien nicht mehr mit Auftragsproduktionen für westliche Firmen, sondern entwickeln eigenes Know-how, speziell in den Branchen Biotech, Software und Design. Thomas Seifert beschreibt in seinem Buch die atemberaubenden gesellschaftlichen Entwicklungen in Asien und wie die Weltmacht Europa, die das aktuell noch ist, diesem Wandel in Asien begegnen kann. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Das Kartell der Rohstoffhändler macht gigantische Gewinne

Der Zugang zu Rohstoffen ist für die Weltwirtschaft von zentraler Bedeutung. Schon heute machen die Rohstoffe nach Gewicht rund zwei Drittel des Welthandels aus. Umso bedrohlicher ist für Gerhard Schick die Konzentration wirtschaftlicher Macht in diesem sensiblen Bereich. Fast jeder kennt das Kartell der Ölproduzenten – es heißt OPEC und ist staatlich organisiert. Damit sichern sich die Exportländer gewaltige Gewinne. Doch nicht nur beim Öl, sondern auch bei anderen Rohstoffen lassen sich kartellartige Strukturen beobachten. Hier sind es in der Regel private Firmen, die den Markt unter sich aufteilen. Als Beispiel nennt Gerhard Schick das Eisenerz, den Rohstoff für Stahl: Hier wird der Markt von drei Firmen dominiert, den multinationalen Bergbaugesellschaften Vale, Rio Tinto und BHP Billiton. Diese drei Konzerne kontrollieren 57 Prozent des weltweiten Handels. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Die Wirtschaftspolitik in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte

Makroökonomie bedeutet die Steuerung der Wirtschaft eines Staates oder einer Region wie der Europäischen Union. Allerdings wird das Thema oft gnadenlos vereinfacht. Für die Anhänger von John Maynard Keynes geht es in der Makroökonomie um die kurzfristige Steuerung der Gesamtnachfrage. Konservative dagegen wollen die Staatverschuldung möglichst niedrig halten. Beide Sichtweisen sind zu sehr auf einen Punkt fixiert. Denn richtig verstanden, sollte sich die Makroökonomie um das wirtschaftliche Wohlergehen der nächsten Generation kümmern. So gesehen ist die deutsche Wirtschaftspolitik nach Meinung vieler Ökonomen gut ausgerichtet, dennoch fehlen ihr einige wichtige Dimensionen. Zuerst einmal konzentriert sich die deutsche Wirtschaftspolitik zu Recht auf Fundamentaldaten. Eine gesunde Wirtschaft hängt vom Fortschritt in der Technik, von der globalen Wettbewerbsfähigkeit, flexiblen Löhnen, einem niedrigen bis mäßigen Schuldenstand sowie von einer niedrigen Inflation ab.

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Raghuram Rajan beleuchtet die Krise in den Schwellenländern

In vielen asiatischen Schwellenländern haben in den vergangenen Wochen die einheimischen Währungen viel an Wert verloren. Dennoch droht für den Starökonomen und Chef der indischen Notenbank, Raghuram Rajan, dabei keinesfalls um eine neue Asienkrise. Seiner Meinung nach handelt sich um eine unnötige Aufregung in den Medien und zum Teil auch auf den Finanzmärkten. Als Beispiel nennt Raghuram Rajan sein Heimatland Indien: „Unsere kurzfristigen Schulden liegen bei zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Wir verfügen über Währungsreserven in Höhe von fünfzehn Prozent der Wirtschaftsleistung. Wir könnten also unsere Schulden ohne Probleme aus unseren Devisenvorräten zurückzahlen.“ Außerdem beläuft sich die indische Staatsverschuldung nur auf fünfundvierzig Prozent der Wirtschaftsleistung. In Deutschland ist sie zum Beispiel wesentlich höher. Eine Schuldenkrise in Indien ist laut Raghuram Rajan also vollkommen unmöglich.

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Der Kapitalismus ist noch nicht in seine Endphase eingetreten

Wirtschaftskrisen sind für Wolfgang Hetzer wiederkehrende und prägende Ereignisse in der Geschichte der Ökonomie. Sie sind so vielfältig, das es schwerfällt, hierfür das Verhalten einzelner Menschen verantwortlich zu machen, geschweige denn eine aussagekräftige Theorie darüber zu entwickeln. Wolfgang Hetzer warnt davor, pauschal die Spekulation als Wurzel allen Übels zu bezeichnen, denn sie ist seiner Meinung nach ein wichtiges Moment allen wirtschaftlichen Handelns. Spekulation ist sogar eine notwendige Vorraussetzung dafür, dass es überhaupt zu wirtschaftlicher Entwicklung und nicht zu einer Wiederholung des bereits Bekannten kommt. Wolfgang Hetzer behauptet zudem, dass nicht nur in Kreisen der politischen Linken verzerrte Vorstellungen über das Wesen kapitalistischer Krisen herrschen. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Die Finanzkrise hat die Laune der Menschen nur kurz getrübt

Fragt man Banker oder Politiker danach, welches Jahr das dramatischste für ihr Land war, das sie je erlebt haben, werden die meisten vermutlich das Jahr 2008 nennen. Lisa Nienhaus kennt den Grund: „Im Oktober 2008 stürzte nach der Pleite der Bank Lehman Brothers das Finanzsystem der Welt zusammen – und zog diverse Firmen mit sich.“ So mussten beispielsweise Banken und Versicherungskonzerne mit Steuergeldern gerettet werden, Autokonzerne und mittelständische Unternehmen gingen in Konkurs. Allein in den USA verloren im Jahr 2008 mehr als zwei Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz, in Deutschland brach ein Boom bei der Kurzarbeit aus. In Island mussten die großen Banken abgewickelt werden. Das Land, einst eines der reichsten Nationen der Welt, musste sich Geld beim Internationalen Währungsfonds besorgen. Lisa Nienhaus ist Wirtschaftsredakteurin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

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Tony Judt beschreibt die Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg

Die beiden Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg waren ökonomisch, nicht politisch oder ideologisch für Tony Judt eine unglaublich optimistische Epoche. Dieses Selbstbewusstsein war in zweierlei Form zu beobachten. Erstens vertraten Neoklassische Ökonomen und ihre Anhänger die Ansicht, dass der Kapitalismus blühe und auch weiterhin wächst und sich unablässig erneuern werde. Zweitens gab es die nicht minder an der Zukunft orientierte Meinung, dass der Kapitalismus, ob prosperierend oder nicht, unter der Last der eigenen Probleme zusammenbrechen werde. Tony Judt erklärt: „Von ganz unterschiedlichen Punkten ausgehend, waren beide sozusagen vorwärtsgerichtete, überaus selbstgewisse Analysen.“ Der britische Historiker Tony Judt, geboren 1948, studierte in Cambridge und Paris und lehrte in Cambridge, Oxford und Berkeley. Seit 1995 war er Erich-Maria-Remarque-Professor für Europäische Studien in New York. Er starb 2010 in New York.

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Peter Bofinger stellt vier Phasen der Weltwirtschaft vor

Der Ökonom und Wirtschaftsweise Peter Bofinger unterscheidet in der Wirtschaftsgeschichte der letzten sechzig Jahre vier große Phase der Weltwirtschaft und ihrer Geschäftsmodelle. Die erste Phase umfasst für ihn die ersten Jahrzehnte der Nachkriegszeit. Er charakterisiert diesen von größeren Wirtschaftskrisen weitgehend verschonten Zeitraum durch ein Motto von Ludwig Erhard: „Wohlstand für alle.“ Phase zwei erstreckt sich laut Peter Bofinger von den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007. Er ergänzt: „Sie ist geprägt von einer zunehmenden Ungleichheit der Einkommensverhältnisse auf der einen Seite und einer wachsenden privaten Verschuldung auf der anderen Seite. Ihr Leitmotiv lautet „Finance for all“.“ Peter Bofinger ist seit 1992 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Seit März 2004 ist der Ökonom als sogenannter „Wirtschaftsweiser“ Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

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Peter Bofinger will auf keinen Fall zur D-Mark zurück

In seiner Streitschrift „Zurück zur D-Mark?“ vertritt der international renommierte Ökonom und Wirtschaftsweise Peter Bofinger die These, dass eine Rückkehr zur D-Mark für Deutschland in einem verheerenden Desaster enden würde. Er fordert eine grundlegende Reform der Währungsunion und positioniert sich gegen den monetären Nationalismus. Peter Bofinger ist fest davon überzeugt, dass nur der Euro den Wohlstand in Deutschland sichern kann und die Länder Europas nur gemeinsam in der Lage sind, sich gegen die Mächte der Märkte zu behaupten. Zudem tritt Peter Bofinger in seinem Plädoyer für den Euro dafür ein, dass die Arbeitnehmer wieder am wachsenden wirtschaftlichen Wohlstand beteiligt werden müssen. Auch ein schuldenfreies Wachstum ist für ihn nicht im Reich der Utopie angesiedelt. Der Euro ist laut Peter Bofinger nicht das Problem der aktuellen Finanzkrise in Europa, sondern die Lösung.  

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Joseph Stiglitz vergleicht die USA mit Schweden

Die große Frage in der Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts lautet für Joseph Stiglitz: „Welche Rolle soll der Staat spielen?“ Nur wenn der Staat stärker Einfluss nimmt, lässt sich seiner Meinung nach ein Strukturwandel erfolgreich gestalten, da derartige Veränderungen in der Vergangenheit nie automatisch stattgefunden haben und es auch in der Zukunft nicht tun werden. Joseph Stiglitz ergänzt: „Aber Marktmechanismen können eine zentral Rolle bei der Umsetzung spielen, zum Beispiel beim Aufbau einer neuen umweltverträglichen Wirtschaft. Schon eine einfache Veränderung – dafür zu sorgen, dass Preise die langfristige Knappheit von Umweltressourcen widerspiegeln – würde viel bewirken.“ Der amerikanische Wirtschaftsforscher Joseph Stiglitz gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen der Welt. Er lehrt an der New Yorker Columbia University. Im Jahr 2001 erhielt er den Nobelpreis für ein Werk über Informationsökonomie.

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Deutschland kann auch vier Prozent Inflation gut vertragen

Der amerikanische Ökonom Barry Eichengreen glaubt nicht, dass der Weltwirtschaft eine so große Depression droht wie nach der letzten großen Finanzkrise in den 30er Jahren. Aber er sieht viele Zeichen, die darauf hindeuten, dass ein verlorenes Jahrzehnt droht, mit weltweit niedrigem Wirtschaftswachstum in Amerika, Europa und Japan. Sogar in China werden die hohen Wachstumsraten kaum noch zu erreichen sein. Barry Eichengreen rät den betroffenen Regierungen folgendes: „Wir brauchen eine Mischung aus Reformen verkrusteter Strukturen und einer Politik, die das Wirtschaftswachstum fördert.“ In Europa muss seiner Meinung nach die Europäische Zentralbank eingreifen, weil es dort nicht gelingt, die Regierungen in Ländern wie Italien zu Reformen zu ermutigen. Barry Eichengreen ist einer der renommiertesten Analytiker der Weltwirtschaft. Er lehrt Ökonomie und politische Wissenschaften an der University of California in Berkeley.

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