Durch Homöostase entwickeln sich die Gene

Der Mensch hat sich schon immer mit Schmerzen, Leiden und dem sicheren Tod auseinandergesetzt. Er tat dies als Gegensatz zu der unerreichten Möglichkeit von Wohlergehen und Gedeihen. Diese Gedanken dürften bei den Menschen hinter manchen kreativen Prozessen gesteckt haben, aus denen die heutigen, verblüffend komplexen Instrumente der Kultur hervorgegangen sind. Wenn man Menschenaffen beobachtet, spürt man, dass es Vorläufer des kulturellen Menschseins gibt. Antonio Damasio erläutert: „Schimpansen können einfache Werkzeuge herstellen. Sie nutzen sie auf intelligente Weise für die eigene Ernährung und geben die Erfindungen sogar auf visuellem Weg an andere weiter.“ Bevor in der Evolution die ersten kulturellen Ausdrucksformen entstehen konnten, musste man auf die evolutionäre Entwicklung von Geist und Gefühlen warten. Einschließlich des Bewusstseins, mit dem das Gefühl subjektiv erlebt werden konnte. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

Weiterlesen

Antonio Damasio erklärt den Begriff der Homöostase

Die Ausdrücke „Homöostase“ und „Regulation des Lebens“ werden meist in der gleichen Bedeutung verwendet. Das steht im Einklang mit dem traditionellen Konzept, wonach Homöostase die in allen Lebewesen vorhandene Fähigkeit ist, wichtige chemische und allgemein-physiologische Abläufe automatisch in einem Bereich zu halten, der mit dem Überleben vereinbar ist. Antonio Damasio stellt fest: „Diese eng gefasste Vorstellung von Homöostase wird aber der Komplexität und Reichweite der Phänomene, auf die sich der Begriff bezieht, nicht gerecht.“ Eines stimmt sicher: Ganz gleich, ob man einzellige Lebensformen oder komplexe Organismen wie den Menschen betrachtet – nur sehr wenige Aspekte der Abläufe in einem Organismus entziehen sich der Notwendigkeit, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

Weiterlesen

Offenheit zählt zu den fünf Eigenschaften der Weisheit

Es gibt eine Reihe von Eigenschaften, die mit Weisheit zusammenhängen. Eine davon ist die Offenheit für Erfahrungen. Jeffrey Webster hat postuliert, dass Offenheit eine von fünf Eigenschaften ist, die alle zusammen Weisheit ausmachen. Judith Glück erklärt: „Auch mein Forschungsteam und ich glauben, dass Offenheit eine Kerneigenschaft weiser Menschen ist, aber wir sehen sie vor allem als eine Entwicklungsressource für Weisheit, d.h. sie zeigt sich schon, bevor jemand ein hohes Maß an Weisheit aufgebaut hat.“ Offenere Menschen begeben sich öfters in weisheitsfördernde Situationen wie beispielsweise Auslandsaufenthalte, sie sind in schwierigen Situationen weniger darauf aus, recht zu haben und zu behalten, und sie können in der rückblickenden Auseinandersetzung mit solchen Erfahrungen mehr aus ihnen lernen. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiterlesen

Weise Menschen durchdenken ihre Erlebnisse

Das Lernen aus Erfahrungen ist ein Grundkennzeichen der Reflektion. Judith Glück weiß: „Weise Menschen durchdenken ihre Erlebnisse und ziehen Schlüsse aus ihnen, die sie zu besseren Menschen machen.“ Judith Glück wird immer wieder gefragt, ob man Weisheit nicht auch durch indirekte Erfahrungen wie etwa das Lesen von Büchern erlangen kann. Sie antwortet: „Zweifellos kann man sehr vieles durch Bücher, Medien und Gespräche lernen – es kommt ja immer wieder vor, dass uns ein Buch oder ein Satz, den jemand nebenbei gesagt hat, eine ganz neue Perspektive eröffnet.“ Eigenen Erfahrung – wenn es gelungen ist, sie gut zu bewältigen – ermöglicht es aber in ganz besonderem Maße, sich in andere Menschen in ähnlichen Situationen hineinzuversetzen und sie wirksam zu unterstützen. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiterlesen

Der gute Umgang mit Gefühlen ist ein Weg zur Weisheit

Eine wichtige Ressource der Weisheit umfasst die emotionale Sensitivität, also das aufmerksame und genaue Spüren der eigenen Gefühle. Dazu kommt die Regulation der eigenen Emotionen, den der Situation angemessenen Umgang mit diesen Gefühlen. Judith Glück schreibt: „Menschen, die aufmerksam dafür sind, wie es ihnen in bestimmten Situationen geht, können einerseits viel über sich selbst lernen und andererseits ihr Leben so einrichten, dass es möglichst im Einklang mit ihren Bedürfnissen ist.“ Natürlich gelingt das nicht in jedem Fall, denn es gibt immer noch immer genug unangenehme Dinge, die man nicht vorhersehen oder vermeiden kann. Das Ziel sollte ja auch nicht sein, sich vor allem zu schützen, was einem passieren könnte, aber man könnte zumindest sicherstellen, dass es auch Menschen und Dinge im eigenen Leben gibt, die einem guttun. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiterlesen

Jeder Mensch kann seine Emotionen regulieren

Eine sehr bekannte Theorie der Regulation von Emotionen, die viele Studienergebnisse gut erklären kann, stammt von James J. Gross. Er unterscheidet verschiedene Regulationsformen danach, an welchem Zeitpunkt im Verlauf der Entstehung einer Emotion sie ansetzen. Judith Glück erklärt: „Zunächst werden Emotionen ja durch bestimmte Situationen ausgelöst. Manchmal kann man Ärger oder Furcht sehr gut aus dem Weg gehen, indem man sich in bestimmte Situationen gar nicht erst begibt.“ Will oder kann man eine bestimmte Situation nicht vermeiden, dann kann man versuchen, sie zu verändern, indem man etwas die Gespräche mit einer Person so lenkt, dass kritische Themen ausgespart werden. Auch Notlügen können dabei manchmal angebracht sein. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiterlesen

Judith Glück beschreibt die fünf Ressourcen weiser Menschen

Die Weisheitsforscherin Judith Glück befasst sich in ihrem neuen Buch „Weisheit“ mit der Entwicklung von Weisheit und beschreibt darin die fünf Ressourcen weiser Menschen: Erstens Offenheit für Neues und Neugier auf das Leben sowie die Bereitschaft, andere Standpunkte gelten zu lassen. Zweitens die Regulation der Emotionen, das heißt, ein kluger Umgang mit den eigenen Gefühlen. Drittens das Vermögen zur Einfühlung, die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Viertens Reflexivität, die sich darin äußert, komplexe Zusammenhänge verstehen zu wollen und sich selbst zu hinterfragen. Und fünftens die Akzeptanz von Unkontrollierbarkeit – die Einsicht, dass man nur eine begrenzte Kontrolle über die Dinge hat, die in jedem Leben passieren. Judith Glück verdeutlicht anhand zahlreicher Fallbeispiele, wie sich diese Ressourcen im Leben bemerkbar machen. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiterlesen

Menschen brauchen soziale Resonanz

Eine passende Rückmeldung der Umwelt ist nicht nur in den ersten Lebensjahren essenziell für einen Menschen. Ulrich Schnabel erklärt: „Auch in späteren Jahren sind wir auf „Resonanz“ von außen angewiesen.“ Zwar reagieren Menschen mit zunehmenden Alter weniger labil auf äußere Einflüsse, weil sich die Persönlichkeit ausgeformt und an Stabilität gewinnt. Dennoch bleibt man ein soziales Wesen, das bis ins hohe Alter offen ist für den Austausch von Liebe und Zuneigung, das Teilen von Trauer und Trost und die Auseinandersetzung über unterschiedliche Standpunkte. Diese Resonanz mit der Außenwelt ist umso ausgeprägter, je mehr man sich mit den jeweiligen Mitmenschen verbunden fühlt und je mehr Zeit man mit ihnen verbringt. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

Weiterlesen

Prominente Persönlichkeiten führen oft ein Doppelleben

Westliche Vorstellungen von den Eigenschaften der Persönlichkeit und der menschlichen Natur sind lange Zeit davon ausgegangen, dass Selbstkontrolle und die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub feste Merkmale sind und das Verhalten von Individuen durchgehend – also in verschiedenen Situationen und Kontexten – kennzeichnen. Walter Mischel erklärt: „Deshalb geben sich die Medien jedes Mal erstaunt und erschüttert, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass wieder eine prominente Persönlichkeit ein geheimes Doppelleben führte, das auf einen völligen Mangel an Urteilskraft und Selbstkontrolle hindeutet.“ Gerade diese Menschen müssten doch in der Lage sein, geduldig auf ihre Belohnung zu warten und in sie in vielen Situationen aufzuschieben, anderenfalls wären sie doch nie so erfolgreich gewesen. Walter Mischel ist der Frage nachgegangen, warum sich intelligente Menschen oft so töricht verhalten und es fertig bringen, ihr sorgsam geplantes Leben zu ruinieren. Walter Mischel gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Psychologen der Gegenwart.

Weiterlesen

Ein Kreislauftraining schützt vor unliebsamen Schwächeanfällen

Der warme Wind aus dem Süden, der Föhn, verursacht bei manchen Menschen Unwohlsein, Müdigkeit, Schwäche, Schwindel oder sogar Ohnmachtsanfälle. Im Frühjahr und im Herbst kommt er nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland vor. Luftdruck und Temperatur schwanken beim Föhn stark. Das hat zur Folge, dass bei wetterfühligen Personen vorübergehend der Blutdruck absackt. Doch nicht nur das Wetter, auch rasches Aufstehen, langes Stehen, ein längerer Aufenthalt in Menschenmassen, üppige Mahlzeiten oder starke Schmerzen können den Kreislauf zusammenbrechen lassen. Der Kardiologe Professor Wolfgang von Scheidt, Klinikdirektor am Herzzentrum Augsburg-Schwaben, erklärt: „Die Beschwerden entstehen, weil die Blutversorgung des Gehirns kurzzeitig stark sinkt.“ In der Regel passen das Herz und die Blutgefäße ihre Leistung immer den Lebensumständen an. Die vielen Regulationsvorgänge werden von Kreislaufzentren im Hirnstamm koordiniert.

Weiterlesen

Freiheit ist der Anspruch auf ein Leben in Eigenverantwortung

Die Freiheit der Menschen bestimmt die Grenzen des legitimen staatlichen Handelns wie Wilhelm von Humboldt 1792 in seiner Schrift „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen“ schreibt. Programme, die den Wohlstand mehren sollen, gleichgültig, ob es sich dabei um das materielle oder um das moralisch-sittliche Wohl handelt, sind dabei immer Feinde der Freiheit. Sie drängen das Individuum durch eine Politik der Umverteilung oder durch sittliche Beaufsichtigung aus seiner Selbstverantwortung. Freiheit heißt in der Zeit des bürgerlichen Aufbruchs für Wolfgang Kersting Selbstbestimmung, Selbstbeanspruchung und Selbstständigkeit. Freiheit ist dabei ethische Autarkie und die Herausbildung einer eigenverantwortlichen Kompetenz der Lebensführung. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

Weiterlesen

Die Macht wandert von den Finanzzentren in die Politik

Der amerikanische Wissenschaftler und Publizist Ian Bremmer hat herausgefunden, dass der Einfluss staatlich gelenkter Konzerne weltweit wächst. Seiner Meinung nach provoziert der neue Staatskapitalismus politische Krisen und könnte sich sogar zu einem globalen Wachstumsrisiko entwickeln. Vor allem im Verlauf der vergangen zehn Jahre hat eine neue Art von Unternehmen die internationale Bühne betreten. Sie gehören entweder der heimischen Regierung oder sind zumindest eng mit ihr verflochten. Ian Bremmer nennt als Beispiele den mexikanischen Zementhersteller Cemex und die brasilianischen Minengesellschaft Vale. Die beiden Konzerne pflegen enge Kontakte zu ihren Regierungen, wodurch sie ihre marktbeherrschende Stellung durch die feindliche Übernahme kleinerer inländischer Konkurrenten festigen können. Ian Bremmer schreibt, dass beide Unternehmen im Grunde genommen nationale Champions in Privatbesitz sind.

Weiterlesen