Der Tod ist noch immer mit einem Tabu belegt

Die meisten Menschen verdrängen und tabuisieren den Tod. Sofern es um den eigenen Tod geht und nicht um den Tod an sich. Michael Wolffsohn weiß: „Zur Kulturgeschichte der Menschheit gehört die Angst vor dem eigenen Tod ebenso wie vor dem Tod des oder der geliebten Menschen. Im Banne dieser Ängste lebt der Mensch heute, lebte er immer.“ Die „Angst vor dem Partnerverlust“ ist eine menschliche Urangst. Die Menschen sind von Natur aus gesellig und vertragen Einsamkeit in der Regel nicht sehr lange. Auch der Tod zerschneidet Bindungen und bringt für die Überlebenden die Gefahr der Vereinsamung. Hiergegen steuert die Kultur des Totengedenkens, auch natürlich die Zeremonie der Bestattung, kurz Trauer und Trauerrituale an sich. Prof. Dr. Michael Wolffsohn war von 1981 bis 2012 Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München.

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Aus Ablehnung kann Vertrauen entstehen

Oliver Dierssen vertritt in seinem Buch „Wenn dir dein eigenes Kind fremd ist und es deinem Kind mit dir genauso geht“ unter anderem die These, dass der sanftmütige, geduldige und ehrliche Umgang mit Kindern nicht nur deren Leben verbessert, sondern auch die Gesellschaft an sich. Kinder, deren Grenzen man respektiert, entwickeln sich später zu Erwachsenen, welche die Grenzen anderer spüren und ernst nehmen. Kinder, denen man feinfühlig und geduldig begegnet, leben später die Werte von Mitgefühl und Rücksichtnahme und geben sie weiter. Aus einer solchen Kindheit speist sich die Kraft, sich zu dem erwachsenen Menschen zu entwickeln, der man aufgrund der eigenen Veranlagungen, Sehnsüchte und Träume werden möchte. Dr. med. Oliver Dierssen ist als niedergelassener Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Region Hannover tätig.

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Patrick Eiden-Offe bewahrt Hegels Denken

„Die Wissenschaft der Logik“ von Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist ein weitgehend ungelesenes Hauptwerk der Philosophiegeschichte. Patrick Eiden-Offe hat sich die Aufgabe gestellt, die „Logik“ jeden Morgen eine Stunde zu studieren, konsequent von Anfang bis Ende. Seine Erkenntnisse hat er in dem Buch „Hegels Logik lesen“ festgehalten. Dabei hat er einen Philosophen entdeckt, dessen radikales Denken zu einer ganz eigenen, hermetischen Sprache drängt. Diese ist allenfalls noch mit der Friedrich Hölderlins vergleichbar. Georg Wilhelm Friedrich Hegel will der Sache auf den Grund gehen und kann dann nur noch protokollieren, wie sie zugrunde geht. Überraschenderweise trägt seine Philosophie zudem die Züge eines abgründigen Humors. Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist aber auch ein Philosoph des Politischen, und so wurde und wird er immer rezipiert.

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Viele Menschen lehnen die Freiheit als Zumutung ab

Das Wünschenswerte im Leben kommt zugleich mit etwas Unerwünschtem daher, die helle Seite ist ohne die dunkle nicht zu haben. So ist es auch mit der Freiheit. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Der Stolz auf sie ist nicht zu entbinden von der Angst vor ihr. Denn die Freiheit, entscheiden zu können, beinhaltet auch den Zwang, entscheiden zu müssen. Und damit steigt das Risiko für den Einzelnen, falsch zu entscheiden, von dem selbst gewählten Weg überfordert zu sein, gar zu scheitern.“ Und da die meisten Menschen dazu neigen, das Risiko zu überschätzen und die Chancen zu unterschätzen, ist die Neigung groß, Freiheit als Zumutung abzulehnen. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Heimat ermöglicht die Erfahrung von Transzendenz

Heimat ist gleichermaßen Raum wie Idee religiöser Rückbezüglichkeit. Ihre Möglichkeit zur Bewältigung diverser Ambivalenzen ermöglicht vielen Individuen, welcher Religion auch immer, eine Religiosität ohne Gottesbezug. Christian Schüle erläutert: „Die spätmoderne, dauererregte, beschleunigte in ihrer Multioptionalität bedrängende Lebenswelt ist gekennzeichnet durch einen hohen Grad Paradoxien.“ Heimat als emotional erinnerbare Gegenwart hingegen ist ein fundamentales Versprechen auf Reduktion der Komplexitäten durch Kohärenz: auf den sinnstiftenden Einklang von Selbst und Umwelt, der Ambivalenzen ja gerade auflöst. In der Reduktion eignet Heimat sich als Schutzraum, der ermöglicht, was kaum noch vermittelbar ist: Transzendenz-Erfahrung. Heimat ist auch das, was sich auf Dauer durch sich selbst bewährt. Sie erhält Geltung durch die Bindung des Menschen an Orte, Böden, Rituale, die durch die Biografie beglaubigt sind. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Frauen sind wesentlich unzufriedener mit ihrer Ehe als ihre Männer

Man kann laut Shirley P. Glass eine Menge lernen, wenn man monogame Beziehungen mit nicht monogamen vergleicht. Eine Neigung zur Untreue verstärkt sich ihrer Meinung nach oft nach der Desillusionierung, die sich entwickelt, wenn die Ehe nicht den Erwartungen entspricht. Menschen mit hohen Erwartungen werden leicht unzufrieden, denn sie erwarten mehr, als eine Beziehung bieten kann. Unrealistisch hohe Erwartungen können, genau wie unleugbar schlechte Ehen, zu Affären führen. Da Frauen höhere Erwartungen an eine Partnerschaft zu haben scheinen, sind sowohl treue als auch untreue Frauen wesentlich unzufriedener mit ihrer Ehe als ihre Männer. Emotionale Affären können die Folge emotionalen Mangels in der Ehe sein oder aber die Quelle abnehmender emotionaler Nähe. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Menschen sind biologisch weder gut noch böse

Die evolutionäre Sicht macht deutlich, dass es sich bei Empathie nicht um eine kulturell gelernte Fähigkeit handelt, sondern m eine tief in der Biologie des Menschen verwurzelte Funktion. Manfred Spitzer ergänzt: „Wie fast alles, was die Menschen ausmacht oder was sie tun, ist auch unsere Biologie kulturell stark beeinflusst, überformt oder geprägt. Dies darf jedoch nicht den Blick dafür verstellen, dass die grundlegenden Funktionen selbst nicht Teil unserer Kultur, sondern unserer Biologie sind.“ Diese Feststellung ist an dieser Stelle deswegen so wichtig, weil das „Wesen“ des Menschen häufig als grundsätzlich böse eingestuft wird. Der englische Philosoph Thomas Hobbes prägte den Satz: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Die höchste Form des Mitgefühls ist die Theory of Mind

Mitgefühl ist eine im Lauf der Evolution des Menschen entstandene mehrschichtige Fähigkeit. Manfred Spitzer erläutert: „Sie ist klar zu unterscheiden von der automatisch ablaufenden und auch im Tierreich zu beobachtenden sozialen und emotionalen Ansteckung: Ein Vogel schreit aufgeregt, und der ganze Vogelschwarm hebt ab. Ein Mensch sieht, dass jemand Schmerzen hat, und verspürt daraufhin selbst ein ganz unangenehmes Gefühl.“ Dieses Phänomen wird als Sympathie bezeichnet. Sympathie bedeutet wörtlich genommen „mit-leiden“, das Wort hat allerdings im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel vollzogen. Diese Form des Mit-Fühlens läuft automatisch ab und ist nicht auf den Menschen beschränkt, sondern beispielsweise auch bei Mäusen und Ratten eindeutig nachweisbar. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Matthias Horx beschreibt die Triade der Liebe

Die Evolution destilliert aus dem Zustand der Verliebtheit jene drei großen Elemente der menschlichen Bindungskraft, die Matthias Horx „das Liebessystem“ nennt. Diese „Triade der Liebe“ setzt sich wie folgt zusammen: Erstens aus der Lust, dem Verlangen nach sexueller Befriedigung und Vereinigung, der animalischen Geilheit. Zweitens aus der romantischen Liebe, der Fixierung auf einen ganz von bestimmten Menschen, wobei alle anderen ausgeblendet werden. Drittens aus der Bindung, dem Streben nach Sicherheit in einer definierten, langfristigen Partnerschaft, das auch das Akzeptieren von Generativität und Verwandtschaften mit einschließt. In diesem Dreieck entsteht die Art und Weise wie sich Menschen paaren und vermehren. Ohne die Magnetkräfte von Sex, Affinität und Bindung würde es die Spezies Mensch nicht geben. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Bildung hat sich in einen Religionsersatz verwandelt

Wer heute von Bildung spricht, glaubt an Wunder. In keinen Bereich des Lebens wird so viel Hoffnung gesetzt wie in den der Bildung, es gibt keine Instanz, der man so viel zutraut wie der Bildung. Konrad Paul Liessmann nennt einige Beispiele: „Bildung gilt als unerschöpfliche Ressource rohstoffarmer Länder im globalen Wettbewerb, Bildung ist das Medium, mit dem Mädchen, Migranten, Flüchtlinge, Außenseiter, Unterschichten, Behinderte und unterdrückte Minderheiten emanzipiert, gefördert, integriert und inkludiert werden sollen.“ Und ganz nebenbei befördert Bildung auch das Glück der jungen Menschen und senkt in reproduktionsstarken Gesellschaften die Geburtenrate. Es gibt beinahe nichts, was man den Schulen nicht zutraut. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Bertrand Russell greift die Religion scharf an

Seine Ansichten über die Sexualität brachten den britischen Philosophen, Mathematiker und Logiker Bertrand Russell in Schwierigkeiten. Im Jahr 1929 veröffentlichte der ein Buch mit dem Titel „Ehe und Moral“. In diesem Werk beschäftigte er sich mit den christlichen Ansichten zur ehelichen Treue. Er fand nicht, dass man treu sein müsse, was zu der Zeit ziemliches Kopfschütteln verursachte. Aber daraus machte sich Bertrand Russell wenig. Nigel Warburton fügt hinzu: „Er hatte bereits sechs Monate im Gefängnis von Brixton verbracht, weil es sich 1916 als Aktivist gegen den Ersten Weltkrieg ausgesprochen hatte.“ In späteren Jahren war er Präsident der Campaign for Nuclear Disarmament (CND), einer internationalen Bewegung gegen Massenvernichtungswaffen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Der Trompeter Till Brönner ist Deutschlands erfolgreichster Jazz-Star

Die Jazzmusik neu erfunden hat Till Brönner nicht, aber Musikalben unter anderem für Hildegard Knef, Manfred Krug und die No Angels produziert, mit Dave Brubeck, Chaka Khan und Natalie Cole gespielt und mit Carla Bruni, Sérgio Mendes und Annie Lennox zusammengearbeitet. Wohltemperiert und glasklar lässt Till Brönner seine entspannten Versionen der Klassiker aus dem Great American Songbook auf seiner neuen CD „The Good Life“ klingen. Wobei es im Text des instrumental gespielten Titeltracks nicht um die Annehmlichkeiten des Lebens geht, sondern um die Frage: Was ist man bereit, davon zu opfern für die wahre Liebe? Um am Ende etwas Echtes, etwas Bleibendes erhalten. Die meiste Zeit im Jahr lebt Till Brönner mittlerweile in Los Angeles.

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Gute Freunde halten Körper und Seele gesund

Gute Freunde helfen nicht nur Hindernisse zu meistern, sie halten außerdem gesund. Denn gegen Übergewicht und Bluthochdruck helfen sie offenbar besser als Sport und gesunde Ernährung. Wer kaum freundschaftliche Kontakte pflegt, schläft nicht nur schlechter und ist öfter gestresst. Er hat auch ein höheres Risiko, früher zu sterben. Professor Franz Neyer, Direktor des Instituts für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, erklärt: „Ohne soziale Beziehungen können Menschen überhaupt nicht existieren.“ Was ihn an dieser Tatsache besonders fasziniert, dass der Mensch freiwillig enge Bande zu Fremden knüpft. Das ist der Unterschied zu vielen Tieren, die ohne ihr Rudel kaum überleben könnten. Seit mehr als 20 Jahren untersucht Franz Neyer was Menschen abseits von Verwandtschaft, Sexualität und oberflächlichem Nutzen aneinander bindet.

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Menschen brauchen soziale Resonanz

Eine passende Rückmeldung der Umwelt ist nicht nur in den ersten Lebensjahren essenziell für einen Menschen. Ulrich Schnabel erklärt: „Auch in späteren Jahren sind wir auf „Resonanz“ von außen angewiesen.“ Zwar reagieren Menschen mit zunehmenden Alter weniger labil auf äußere Einflüsse, weil sich die Persönlichkeit ausgeformt und an Stabilität gewinnt. Dennoch bleibt man ein soziales Wesen, das bis ins hohe Alter offen ist für den Austausch von Liebe und Zuneigung, das Teilen von Trauer und Trost und die Auseinandersetzung über unterschiedliche Standpunkte. Diese Resonanz mit der Außenwelt ist umso ausgeprägter, je mehr man sich mit den jeweiligen Mitmenschen verbunden fühlt und je mehr Zeit man mit ihnen verbringt. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Der Weise fürchtet weder die Menschen noch die Götter

Laut Seneca unterscheidet die törichte Habsucht der Menschen zwischen Besitz und Eigentum und zählt den öffentlichen Besitz nicht zum persönlichen Eigentum. Der Weise dagegen betrachtet gerade dies als den ureigensten Besitz, was er mit der gesamten Menschheit gemeinsam hat. Seneca erklärt: „Denn Gemeingut, das in seinen Teilen nicht auch jedem einzelnen gehörte, wäre auch kein richtiges Gemeingut. Gemeinsamkeit stiftet auch das, was nur zum kleinsten Teil Gemeingut ist.“ Da die wahren und wesentlichen Güter seiner Meinung nach nicht so verteilt sind, dass für die einzelnen auch nur ein winziger Bruchteil abfällt, gehört jedem einzelnen das Ganze. Zum Beispiel gehöre Frieden und Freiheit voll und ganz sowohl allen wie jedem einzelnen.

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Selbstmitgefühl bietet Trost und Unterstützung

Wenn es einem Menschen schlechtgeht, ist es hilfreich, das eigene Leid zunächst zu sortieren und richtig wahrzunehmen. Leider haben aber viele Menschen nicht gelernt oder wieder verlernt, zu erspüren, warum es ihnen nicht gutgeht und was ihnen möglicherweise fehlt. Werner Bartens nennt ein Beispiel: „Sie erkennen dann beispielsweise nicht, dass ein Großteil ihres Unbehagens damit zusammenhängt, dass sie sich permanent selbst fertigmachen, weil sie den eigenen, viel zu hoch gesetzten Ansprüchen nicht genügen und diesen Kampf nur verlieren können.“ Es gibt inzwischen eine Reihe von Übungen und Meditationspraktiken, die dabei helfen, das verschüttete Selbst wieder freizulegen. Wer das hinbekommt und Selbstmitgefühl entwickelt, blendet schmerzhafte Einsichten und Emotionen zwar nicht aus, schützt sich aber davor, sich mit den negativen Grübeleien und Vorwürfen über alle Maßen zu identifizieren. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Vincent van Gogh möchte mit seinen Bildern Trost spenden

Das Malergenie Vincent van Gogh, das vor 125. Jahren starb, schrieb einmal an seinen vier Jahre jüngeren Bruder Theo folgendes: „Ich fühle, dass es nichts gibt, was wirklich künstlerischer wäre, als die Menschen zu lieben.“ Dieser Liebe traute Vincent van Gogh es zu, die Menschen von all ihren geistfernen Alltagsbanalitäten zu befreien, in denen er sie wie in ein Gefängnis eingeschlossen sah. In einem weiteren Brief an Theo heißt es: „Was das Gefängnis zum Verschwinden bringt, ist jede ernste tiefe Zuneigung! Freund sein, Bruder sein, lieben. Und wo diese Liebe neu geboren wird, wird das Leben neu geboren.“ Aus ganzer Seele sehnt sich Vincent van Gogh, dieser unermüdliche Sinnsucher des Lebens, sich nach einer solchen Neugeburt. Dazu verhilft ihm die Malerei, die ihm überhaupt dazu dient, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen.

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Nichts reicht an die Vollkommenheit der Schönheit heran

Für manche Philosophen ist es ein Gegenstand der Verwunderung, dass die Menschen, da sie doch alle dasselbe Wesen haben und mit denselben Fähigkeiten ausgestattet sind, sich, was ihr Streben und ihre Neigungen anbelangt, so sehr voneinander unterscheiden und dass der eine aufs schärfste verurteilt ein anderer sich sehnlichst wünscht. David Hume fügt hinzu: „Manchen Philosophen ist es ein Gegenstand noch größerer Verwunderung, dass ein einzelner Mensch sich von sich selbst zu verschiedenen Zeiten so gewaltig unterscheiden kann, dass er, wenn er es erst besitzt, voller Verachtung verwirft, was zuvor der Gegenstand aller seiner Beteuerungen und Wünsche war.“ David Hume dagegen kommt dieses fieberhafte Hin- und Herschwanken, das sich im Verhalten der Menschen zeigt, ganz und gar unvermeidlich vor. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Für ihre Rolle in „Nashville Lady“ erhielt Sissy Spacek einen Oscar

In der neuen Serie „Bloodline“ gibt es eine Szene, in der Sissy Spacek wie ein Profi singt. Das liegt daran, dass sie lange bevor sie Schauspielerin wurde, Sängerin war, aber leider keine sehr erfolgreiche. Heute singt sie öfter die Background-Vocals für ihre Tochter Schuyler ein, die Folksängerin ist. Und sonst ist es so: „Wenn ich von irgendwoher Gesang höre, steige ich immer mit ein und manchmal trägt es mich davon.“ Sissy Spacek gerät dann in einen zeitlosen Zustand, den sie auch vom Schauspielen her kennt. Dann spielt die Szene sie und nicht umgekehrt. Manchmal sagen dann die Regisseure zu ihr: „Toll, kannst du das genauso noch einmal machen?“ Und sie antwortet dann: „Was denn? Ich erinnere mich an nichts.“ Es ist für Sissy Spacek eine außergewöhnliche Erfahrung, absolut zauberhaft, ein Flow. Oft passiert aber auch nichts. Dann singt sie und verliert sich nicht.

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Ein gebildeter Mensch kann in der Gegenwart nicht glücklich sein

Die Bildung zählt nicht nur zu den wichtigsten Ressourcen rohstoffarmer Länder, sondern erfüllt auch die Bedürfnisse der Wirtschaft nach kompetenten und hochqualifizierten Arbeitskräften. Außerdem gleicht die Bildung nicht nur die sozialen Unterschiede der Menschen und die Nachteile der Migranten aus, sondern ist auch eine beständige Quelle des Glücks für den Einzelnen. Die Bildung ist in vielen Fällen auch die Voraussetzung für ein erfülltes, selbstbestimmtes und gelingendes Leben. Konrad Paul Liessmann schreibt: „Nur der Gebildete weiß seine Chancen zu nutzen, die Herausforderungen anzunehmen und seinen Leben einen zukunftsorientierten Sinn zu verleihen.“ Wenn es noch in einem klassischen Sinn humanistische gebildete Menschen gäbe, könnte diese dann glücklich sein, oder müsste ihre Bildung nicht viel mehr als eine Quelle des Unglücks erscheinen? Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Das Verlangen nach Schönheit zählt zu den Grundbedürfnissen

Durch die Verbesserung ihres Aussehens hoffen viele Menschen nicht nur, den Anschein von großer Disziplin zu erwecken. Sie wollen laut Rebekka Reinhard auf diese Art und Weise ganz generell ihren Wert als gute, liebenswerte und von unerschöpflichen Möglichkeiten nur so strotzenden Menschen zur Geltung bringen. Was nur natürlich zu sein scheint, in einer Zeit, in der Individuen gesehen und bewundert werden möchten, da dies als unverzichtbare Bedingung für Ansehen und Anerkennung gilt. Wenn sich eine Frau zum Beispiel Botox spritzen lässt, geht es ihr nicht nur um eine faltenlose Stirn, sondern auch um eine existentielle Selbstvergewisserung. Sie denkt sich: „Ich sorge mich um meinen Körper, also bin ich.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Wilhlem Schmid untersucht die Liebe der Menschen zur Natur

Die bejahende Beziehung zur Natur und im besonders zum Garten ist nicht nur durch die Sinne, sondern auch durch den Magen geprägt. Denn die Natur nährt, und was selbst angebaut wurde, schmeckt immer noch am besten. Wilhelm Schmid behauptet: „Menschen brauchen Gärten, insbesondere moderne Menschen, von denen zumindest einige in dem Maße, in dem sie die Beziehung zur Natur im Laufe der industriellen Entwicklung verloren haben, danach suchen, ihr von Neuem Raum zu geben.“ Wer sich keinen eigenen Garten leisten kann, sucht sein individuelles Bedürfnis nach Natur wenigsten in der Balkon- und Zimmerpflanzenkultur zum Ausdruck zu bringen. Ein Hauch des grünen Glücks der Nachhaltigkeit ist auf solche Weise auch in der modernen Zeit erfahrbar und spendet den Menschen etwas Trost in einer Epoche, in der die zerstörerischen Folgen einer besinnungslosen Modernisierung immer deutlich werden. Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Die Existenz gewinnt ihre Schönheit durch das Unberechenbare

Die aktuelle Sommerausgabe des Philosophie Magazins stellt in seinem Titelthema die Frage, ob überwiegend der Zufall das Leben der Menschen bestimmt. Für die Philosophin Svenja Flaßpöhler ist der Zufall das metaphysische Rätsel an sich, das bis heute für die tiefsten Kränkungen des menschlichen Selbstbildes verantwortlich ist. Deshalb versuchen die Menschen mit immer raffinierteren Methoden den Zufall zu kontrollieren. Es gibt zwei Fiktionen, um sich über die Zufälligkeiten des Lebens hinwegzutrösten. Die erste ist der Glaube an das Schicksal, an einen übernatürlichen Willen, der alles fügt. Sonja Flaßpöhler erläutert: „Der schicksalsgläubige Mensch vertraut auf die schützende Hand, die er über sich wähnt und die ihn genau dorthin gestellt hat, wo er sich gerade befindet.“ Der zweite Trost ist der Glaube an die Selbstbestimmung, an die überwältigende Kraft des eigenen Tuns. An die Stelle des Gottvertrauens tritt das Selbstvertrauen.  

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Viele Menschen erfahren den Sinn ihres Lebens in der Liebe

Immer mehr Menschen stellen die Sinnfrage. Wilhelm Schmid erklärt in seinem neuen Buch „Dem Leben Sinn geben“ warum das so ist. Er geht dabei von der Beobachtung aus, dass viele Menschen Sinn in der Liebe erfahren, aber in einen Strudel der Sinnlosigkeit geraten, wenn diese, aus welchen Gründen auch immer, zerbricht. Daher stellt sich der Autor die Frage, ob es die Liebe nicht besser im Plural geben sollte und stellt viele mögliche Lieben und deren Sinnpotential in seinem Buch vor. Als Beispiele nennt er unter anderem die Liebe in der Familie und zwischen Freunden, die Liebe zu Tieren und zur Natur, zur Kunst und Kultur sowie die Liebe zum Leben, zum Tod und zu Gott. Selbst der Feindesliebe schenkt er seine Aufmerksamkeit. Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Diätwillige können ihr Wunschgewicht nur über den Kopf erreichen

Abnehmen fängt im Kopf an. Der Kampf gegen überschüssige Kilos entscheidet sich mental. Zuerst müssen die Betroffenen den Teufelskreis von Crash-Diäten und Jo-Jo-Effekt durchbrechen, um anschließend durch eine Umstellung des Bewusstseins zu einem schlanken und gesunden Körper zu gelangen. Denn wer er nicht schafft sein Gehirn umzuprogrammieren, dem gelingt beim Abnehmen nur kurzfristig ein Erfolgserlebnis, und schneller als gedacht, hat man die alten Kilos wieder zuviel auf den Rippen. Denn viel zu selten beschäftigen sich die Menschen damit, wie sehr ihre Gefühlswelt und ihre Gewohnheiten das Essverhalten bestimmen. Nicht wenige Ernährungsexperten vertreten die These, dass es nicht das Entscheidende ist, was auf dem Teller liegt, sondern es viel mehr auf den seelischen und mentalen Zustand ankommt, der über den Erfolg einer Diät entscheidet.

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