Henning Mankell hält die Armut für ein Grundübel auf der Welt

Der schwedische Schriftsteller Henning Mankell, der weltweit über 40 Millionen Bücher verkauft hat, verrät das Geheimnis von Kurt Wallander, seinem schrulligen Kommissar, der in seinen Kriminalromanen ermittelt: „Er ist wie wir – nicht perfekt, von Zweifeln getrieben, er lernt dazu, macht Fehler, beruflich wie privat. Das bringt ihn dem Leser nahe.“ Kurt Wallander ist ein übergewichtiger Grübler, mit gescheiterter Ehe und erwachsenen Tochter. Durch ihn wurde Henning Mankell in ganz Europa bekannt. Die Wallander-Krimis wurden in 30 Sprachen übersetz und haben sich 25 Millionen Mal verkauft. Die Armut zieht sich wie ein roter Faden durch die Bücher von Henning Mankell. Sie löst oft grausame Verbrechen aus. Armut ist für den weltberühmten Schriftsteller ein Grundübel auf der Welt, die es allerdings überhaupt nicht geben müsste. Denn das Problem ist seiner Meinung nach lösbar, nur gehe es niemand richtig an.

Der Kolonialismus und die Despoten haben Afrika arm gemacht

Als Beispiel nennt Henning Mankell Afrika, das in Wirklichkeit ein reicher Kontinent sei. Dass die Menschen dort arm sind, ist seiner Meinung nach widersinnig, denn sie wurden arm gemacht, sei es durch Kolonialismus oder Despoten. Er sagt: „Wir tragen die Verantwortung und müssen sie übernehmen.“ Henning Mankell lebt seit rund dreißig Jahren abwechselnd in Schweden und in Moçambique, was er für eines seiner schönsten Privilegien hält. Für Henning Mankell sind nicht nur viele Hilfsprojekte ineffizient, sondern das ganze System krankt an allen Ecken und Enden.

Hennig Mankell klagt zum Beispiel an, dass die Menschheit mehr Geld in die Erforschung von Diätmitteln als in die Entwicklung von HIV-Impfstoffen steckt. Zudem wird für Hundefutter mehr Geld ausgegeben als dafür benötigt würde, dass alle Kinder zur Schule gehen könnten. Henning Mankell fügt hinzu: „Und wir lassen zu, dass ein Mensch wie Bill Gates so reich wird, dass er einflussreicher ist als ganze Volkswirtschaften.“ Seiner Meinung nach ist es lächerlich, dass ein Einzelner so viel verdient. Das darf nicht sein.

Die Gier hat sich von einer Todsünde in eine Tugend verwandelt

Henning Mankell vertritt die Meinung, das Geld gierig macht. Bis in die 80iger Jahre war Gier noch eine der Todsünden, zumindest in Schweden. Heute dagegen hat sich die Gier in eine Tugend verwandelt. Wer dagegen freigiebig ist und teil wird laut Henning Mankell von der Gesellschaft als dumm bezeichnet. Er fügt hinzu: „Das ist ein tödlicher Weg, aus dem man nur herauskommt, indem man den Menschen jegliche Gelegenheit nimmt, Gier zu entwickeln und auszuleben. Das geht nur über strenge Regulierung und strikte Vorschriften.“

Afrika hat Henning Mankell zu einem besseren Europäer gemacht. Denn von dort aus hat er einen anderen Blick auf seine Heimat. Afrika hat seine Sinne für das Gute und das Schlechte in Europa geschärft. In den 90iger Jahren hat er deshalb in Schweden gegen die Einführung des Euro gestimmt und ist heute froh darüber, dass Schweden kein Euroland ist. Gefallen hat ihm auch nie die Idee des von Politikern gemachten System Europas. Er wäre für Henning Mankell überhaupt kein Wunder, wenn es kollabieren würde. Seiner Meinung nach bringt die Europäische Union mehr Probleme als Nutzen.

Von Hans Klumbies