Amerika hat die Herrschaft über die Welt verloren

Die Vereinigten Staaten von Amerika galten früher als Erfolgsmodell und als Land der Utopie. Heute herrschen dort, wie der Journalist und Buchautor Olivier Guez behauptet, Mutlosigkeit und die Angst vor einer unbestimmten Katastrophe. Seiner Meinung nach ist der Kapitalismus weiterhin krank, der Westen zutiefst erschüttert und die amerikanische Führungsmacht in Melancholie versunken. Die USA sind desillusioniert und stecken in den Fängen einer tiefgreifenden Misere. Olivier Guez schreibt: „Die Anschläge vom 11. September, der irakische und afghanische Morast, die Lügen des Staates, Finanzskandale, der Börsenkrach, Ungleichheit, Rezession, Massenarbeitslosigkeit – die Vereinigten Staaten haben sich als verwundbar erwiesen: angegriffen und herausgefordert, gespalten und festgefahren.“

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Andreas Salcher plädiert für Mut und Engagement

Um die Frage „Was für eine Welt übergeben wir der nächsten Generation?“ zu beantworten ist Andreas Salcher weit gereist und hat viele Interviews geführt. Seine Ergebnisse hat er in dem Buch „Ich habe es nicht gewusst“ zusammengefasst. Die beste Nachricht, die Andreas Sacher seinen Mitmenschen übermitteln kann, ist, dass sie sich nicht der Ohnmacht ergeben müssen. Er sagt: „Du kannst in deinem Leben viel bewegen. Und das Schöne dabei ist: Wenn du einen Schritt in die richtige Richtung machst, wirst du wie an einem Gummiband weitergezogen.“ Andreas Salcher fordert die Menschen auf, irgendwann Widerstand zu leisten, da sie sonst zu gedankenlosen Mitläufern würden.

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Die Generation der Babyboomer hat politisch versagt

Es ist für Frank Schirrmacher, dem Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), nach dem Rücktritt von Christian Wulff als Bundespräsident an der Zeit, über die politische Generation der Babyboomer zu reden. Er meint damit großzügig gesprochen die Geburtsjahrgänge von 1955 bis 1970, eine Kohorte, die seiner Meinung nach seit der Jahrhundertwende faktisch die meinungsbildende Mehrheit in Deutschland bildet. Frank Schirrmacher schreibt: „In Gestalt von Christian Wulff, Jahrgang 1959, hat ein Angehöriger dieser Generation das Höchste erreicht und in nie gesehener Geschwindigkeit alles vermasselt. Das ist bemerkenswert.“ Und bemerkenswert ist laut Frank Schirrmacher auch die Tatsache, dass fast das gesamte politische Personal dieser Generation, vor allem in der CDU, schon abgetreten ist.

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Thomas Rietzschel sieht überall Dilettanten am Werk

Der Kulturgeschichtler und Autor Thomas Rietzschel schreibt in seinem neuen Buch „Die Stunde der Dilettanten“ folgendes: „Je weniger wir Herr der Dinge sind, desto mehr haben wir gelernt, den Anschein zu erwecken.“  Er geißelt darin, dass in der Politik, der Finanzbranche und im Showgeschäft an die Stelle des Könnens die des Wollens getreten ist. Der Dilettantismus breitet sich in Deutschland wie ein Krake aus. Doch Thomas Rietzschel spricht die Normalbürger dabei nicht frei von Schuld, da sie selbst all zu oft nur Dilettanten sind, die sich nur allzu gerner verschaukeln lassen. Thomas Rietzschel studierte Germanistik, Geschichte und Psychologie in Leipzig und ist Herausgeber mehrerer Bücher zur Kulturgeschichte der Moderne.

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Eliten beeinflussen die gesellschaftliche Entwicklung

Das Wort Elite entstand laut Daniel Goeudevert im nachrevolutionären, merkantilistischen Frankreich. Es bedeutet Auswahl oder Auslese und bezeichnete einen Gegenentwurf zu den überkommenen Herrschaftsstrukturen. Platons Gedanke und schöne allerdings nicht demokratische Idee, wonach der Weise führen und herrschen und der Unwissende ihm folgen soll, hat sich in der Realität nicht durchgesetzt. Jede Herrschaft begründete sich bis weit in die Neuzeit hinein entweder aus dem Gottesgnadentum oder aus der Abstammung und dem Besitz. Doch dies sollte sich ändern. Daniel Goeudevert erklärt: „Dagegen begehrte das Bürgertum unter Berufung auf Tugend, Leistung und eben Chancengleichheit auf: Die Zugehörigkeit zur Elite sollte in freier und offener Konkurrenz erworben werden und nicht länger angeboren oder von vornherein zugeschrieben sein.“ Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Eva Illouz erforscht die Komplexität der Partnerwahl

Die Wahl des Partners zum Zweck der Fortpflanzung, der Befriedigung sexueller Lust und des Zusammenlebens unterliegt laut Eva Illouz in den meisten Gesellschaften strengen Gesetzen, weil es um die Übertragung von Besitztümern geht, um den gesetzlichen und wirtschaftlichen Status von Ehefrau und Kindern sowie um die Organisation der biologischen Reproduktion. In ihrem neuen Buch „Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung“, schreibt die Soziologin Eva Illouz, dass romantische Liebe und Partnerwahl auf einer Ökologie der Wahl beruht und nicht einzig von Gefühlen bestimmt wird, wie es auf den ersten Blick zu vermuten wäre. Unter der Ökologie der Wahl versteht Eva Illouz ein Bündel von geographischen, kulturellen und ökonomischen Faktoren, die dafür entscheidend sind, unter wie vielen möglichen Kandidaten ein Mensch in welcher Weise seine Partnerwahl trifft.

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Ralf Dahrendorf erforscht den Aufstieg der Bürgerrechte

Menschen haben nach Ralf Dahrendorf ein feines Gespür für Unrecht und auch für Vorrechte, lange bevor sich das öffentlich kundtut. Sie handeln aus ihrer grundeigenen Interessenlage, wobei es gleichgültig ist, ob es Parteien zu deren Organisation gibt oder nicht. Ralf Dahrendorf erklärt: „Soziale Kräfte sind also mehr als eine Erfindung der soziologischen Phantasie. Aber sie werden erst dann sichtbar, greifbar und vor allem wirksam, wenn sie in politischen Auseinandersetzungen und Entscheidungen ihren Ausdruck finden.“ Im gleichen Moment treffen sie dann auch auf andere Kräfte und Einflüsse, die die Lage unübersichtlich machen. Die Zugehörigkeit zu einer Klasse ist dabei für Ralf Dahrendorf nie die einzige Grundlage politischer Interessen.

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Der Multikulturalismus degradiert Kultur zur Staffage

Für Bernhard Giesen, Professor für Makrosoziologie an der Universität Konstanz, sind Religion und Kultur nicht nur hübsche Traditionen. Sie bestimmen seiner Meinung nach das Bild vom guten Leben. Die meisten Menschen wünschen sich Integration, streiten sich aber darüber, wie dies funktionieren soll. In der Regel werden drei Strategien vertreten. Bernhard Giesen zählt sie auf: „Assimilation, Säkularisierung und Multikulturalismus.“ Die Sympathien sind dabei klar verteilt. Es gibt Befürworter der These, dass die Assimilation an eine deutsche Leitkultur mit dem Toleranzgebot und der Idee der Glaubensfreiheit, ja der Menschlichkeit im Ganzen, nicht zu vereinbaren ist. Als Alternative zur Assimilation schlagen manche Menschen vor, die private und öffentliche Religionsausübung strikt zu trennen. Bei diesem so genannten Säkularisierungsmodell ist nur ganz schwer zu entscheiden, wo sich denn die Grenze zwischen privaten und öffentlichen Räumen befinden soll.

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Alain Ehrenberg plädiert für eine Politik der Autonomie

Der Pariser Sozialforscher Alain Ehrenberg hat im Suhrkamp Verlag sein zweites Buch veröffentlicht: „Das Unbehagen in der Gesellschaft“. Vor zwölf Jahren stellte der Autor in seinem Erstlingswerk „La fatigue d’être soi“ fest, dass die meisten westlichen Menschen sich in einem Zustand der völligen Erschöpfung befinden, nachdem sie aus den vormodernen Zwängen und Routinen befreit worden waren. Die Massen waren für Alain Ehrenberg einfach fix und fertig. Er schrieb: „Sich befreien, macht nervös, befreit sein, depressiv. Die Angst, man selbst zu sein, versteckt sich hinter der Erschöpfung, man selbst zu sein.“ Er vertrat die Meinung, dass der mündige Souverän abdankt, wenn ein Individuum bunte Pillen schlucken muss, um gut gelaunt seiner Büroarbeit nachgehen zu können. Aber ohne einen souveränen Bürger ist die Gesellschaft in Gefahr, das Gemeinwesen droht auseinanderzubrechen.

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In egalitären Gesellschaften herrscht mehr Vertrauen

Damit eine Gemeinschaft funktioniert, muss gemäß Tony Judt gegenseitiges Vertrauen vorhanden sein. Dies gilt sowohl bei spielenden Kindern als auch bei komplexen sozialen Institutionen. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist nur möglich, wenn die Menschen ihr Misstrauen ablegen. Eine Person vertraut einer anderen Person, weil sie mit Anerkennung rechnen und weil Kooperation zum Vorteil einer Gemeinschaft offenbar in der Natur des Menschen begründet ist. Tony Judt nennt als Beispiel die Steuern. Der Steuerzahler geht von bestimmten Annahmen aus. Erstens glaubt er, dass seine Mitbürger ebenfalls Steuern zahlen, da er sich sonst unfair belastet fühlt und irgendwann selbst auch keine Abgaben mehr entrichten würde. Zweitens nimmt er an, dass die Regierung das Geld vernünftig verwaltet und für sinnvolle Zwecke ausgibt. Würde sich herausstellen, dass Steuergelder verschleudert werden, hätte der Steuerzahler viel Geld verloren.

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Tony Judt moniert die Verwahrlosung der Öffentlichkeit

In den letzten dreißig Jahren hat der private Reichtum laut Tony Judt in den Industrienationen deutlich zugenommen. In Amerika, Großbritannien und einigen anderen Ländern haben Finanzgeschäfte die Industrie oder den Dienstleistungssektor als Quelle von Privatvermögen verdrängt und zu einer verzerrten Wertschätzung ökonomischen Handels geführt. Reiche hat es seiner Meinung nach schon immer gegeben, aber heute ist ihr Vermögen größer als zu irgendeiner anderen Zeit. Es fällt Tony Judt leicht, diese privaten Privilegien zu verstehen und zu beschreiben. Schwerer ist es für ihn, die öffentliche Verwahrlosung zu beschreiben, in die viele Staaten versunken sind. Er zitiert Adam Smith, der gesagt hat: „Keine Gesellschaft kann gedeihen und glücklich sein, in der der weitaus größte Teil ihrer Mitglieder arm und elend sind.“

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Die drei spezifischen Merkmale der Bürgergesellschaft

Der Bürgerstatus markiert für Ralf Dahrendorf eine tief greifende Veränderung der sozialen Dinge, auch wohl einen bemerkenswerten Fortschritt im Sinne der Erweiterung der menschlichen Optionen. Als solcher begründet er allerdings noch nicht die Art von Gesellschaft, in der die Freiheit verankert ist. Ralf Dahrendorf schreibt: „Er ist ein Element der Bürgergesellschaft, doch verlangt diese andere, subtilere Bedingungen.“ Bei der Bürgergesellschaft geht es um das schöpferische Chaos der vielen, vor dem Zugriff des Staates geschützten Organisationen und Institutionen. Die Bürgergesellschaft als Medium der Freiheit hat für Ralf Dahrendorf drei spezifische Merkmale.

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Zygmunt Bauman analysiert die Konsumgesellschaft

Die moderne Gesellschaft kennt für Zygmunt Bauman nur ein Ziel, das Glück. Glücklich ist seiner Meinung nach, wer begehrt ist und der durch Konsum das Interesse an der eigenen Person steigern kann. Doch wer den Anforderungen der Konsumgesellschaft nicht gewachsen ist, fällt gnadenlos aus ihr heraus. Es ist ein Merkmal der modernen Gesellschaft, dass die Menschen rastlos einkaufen, meistens viel mehr als sie wirklich brauchen. Zygmunt Bauman erklärt: „Es ist eine Attacke aus dem Hinterhalt, die die Unternehmen führen. Längst geht es nicht mehr um ein konkurrierendes Bedürfnis. Produkte werden beispielsweise künstlich entwertet und durch neue und verbesserte Varianten ersetzt.“ Das ursprüngliche Produkt kann eine Saison später nur noch peinlich sein.

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Für die traditionelle Familie gibt es keine Alternative

Die Familie ist ein Hort der Liebe, der Verlässlichkeit und der Loyalität. Fast 75 Prozent der Kinder wachsen in Deutschland in ganz normalen Familien auf, auch wenn die ständigen Nachrichten über Scheidungen und Alleinerziehende die Vermutung aufkommen lassen, dass die Familie zerfällt. Das auffälligste Merkmal der Familie bleibt die Solidarität, wodurch sich auch junge Menschen von ihr angezogen fühlen. 78 Prozent der Bevölkerung erklärten im „Monitor Familienleben 2010“ des Allenbachs Instituts: „Meine Familie ist mir sehr wichtig.“ Von den Müttern stimmten der Aussage 93 Prozent zu, von den Vätern waren es nur drei Prozent weniger.

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Gabriel Tarde erforscht die Wiederholungen des Alltags

Gilles Deleuze und Félix Guatarri stimmen in ihrem Buch „Tausend Plateaus“ ein Loblied auf den französischen Soziologen Gabriel Tarde an, der von 1843 bis 1904 lebte. Sie feiern ihn als soziologischen Klassiker unserer Zeit. Sie schreiben, dass nur im Anschluss an Gabriel Tarde eine radikale Neuausrichtung der Soziologie als einer „Mikrosoziologie“ möglich war. Denn sie hat sich genau für die Unwahrscheinlichkeiten dessen interessiert, was andere Soziologen als soziale Tatsachen oder kollektive Vorstellung in stabilen Gesellschaftsstrukturen betrachteten. Gilles Deleuze und Félix Guatarri stimmen mit Gabriel Tarde überein, dass es die sozialen Regelmäßigkeiten sind, die erklärt werden müssen. Man darf ihre Entstehung nicht als bekannt voraussetzen.

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In Deutschland radikalisiert sich die Mittelschicht

Die Mittelschicht in Deutschland grenzt sich immer mehr nach unten ab und wird empfänglicher für populistische Parolen rechter Parteien. Das einst liberale Bürgertum droht zu verrohen und hat vor allem die Muslime als Feindbild entdeckt. Das sind die alarmierenden Ergebnisse der umfangreichsten und ältesten Umfrage in Deutschland, der „Deutschen Zustände“, die von Bielefeldern Soziologen unter der Leitung Wilhelm Heitmeyer seit neun Jahren erhoben wird. Die neuesten Daten der aktuellen Befragung zeigen, dass die Islamfeindlichkeit in Deutschland stark zugenommen hat. Besonders deutlich war der Anstieg bei den 20 Prozent der Reichen. Wilhelm Heitmeyer sagte auf einer Pressekonferenz in Berlin: „Es gibt in Deutschland eine zunehmend rohe Bürgerlichkeit.“

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Die neuen Sozialmilieus in Deutschland

Die Wissenschaftler des Sinus-Instituts erforschen seit dreißig Jahren die Zusammensetzung der deutschen Gesellschaft und haben nun die Sozialmilieus Deutschlands neu definiert. Dabei teilen die Gesellschaftsforscher die Deutschen in große soziale Gruppen ein. Obwohl sie nur zehn Milieus benötigen, um die deutsche Gesellschaft zu umreißen, stellen sie fest, dass die Menschen in Deutschland immer mehr auseinanderdriften. Im Vergleich zur Studie von 2001 fällt das Verschwinden der so genannten DDR-Nostalgiker auf. Diese Gruppe, die als traditionell und sozial unterprivilegiert beschrieben wurde, hat sich weitgehend aufgelöst. Laut Sinus-Geschäftsführer Bodo Flaig wird der Rest nun im neuen Modell dem prekären Milieu zugerechnet.

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Die Mittelschicht in Deutschland schrumpft

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in einer neuen Studie herausgefunden, dass sich der Abstand von Vermögen und Einkommen zwischen armen und reichen Menschen in Deutschland immer mehr vergrößert. Die Bundesregierung ist laut den Forschungsergebnissen des DIW mitschuldig an der prekären Entwicklung, da sie mit ihrem Sparprogramm hohe Einkommen nicht antastet, die Bezieher niedriger Löhne dagegen belastet. Die Autoren der Studie Jan Goebel, Martin Goring und Hartmut Häußermann stellen fest: „Auf der einen Seite steigt die Zahl der Menschen, die im Luxus leben, und auf der anderen Seite die Zahl derjenigen, die mit niedrigem Einkommen auskommen müssen oder sogar arm sind.“

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Sekundärtugenden halten die Gesellschaft zusammen

Alle gesellschaftlichen Strukturen sind laut Immanuel Kant auf eine Ordnung angewiesen, die nach Regeln funktioniert. Die Bedeutung dieser Regeln wird erst sichtbar, wenn in einem Staat beispielsweise das Gerichtswesen nicht mehr funktioniert und die Gesellschaft im Chaos versinkt. Unordnung erzeugt Anarchie und Konfusion, die bis zur individuellen und kollektiven Hölle führen kann. Die postmodernen westlichen Gesellschaften haben diese Gefahr erkannt und haben Verfassungen und Rechtsordnungen geschaffen, die auf den Leistungen des erkennenden und gemäß seinem freien Willen handelnden Bürger aufbauen.

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Max Weber lehnte jeden Kult um seine Person ab

Es besteht kein Zweifel, dass Max Weber nicht nur zu den herausragenden Denkern des europäischen Liberalismus zählt, sondern auch zu den bedeutendsten politischen Geistesgrößen seiner Zeit. Vor allem ging es ihm darum, ethische Maßstäbe als Richtlinien für politisches Handeln aufzustellen. Seine soziologischen Schriften sind unverändert die Basis einer jeden Sozialwissenschaft. Die Religionssoziologie hat er praktisch erfunden. In seiner ersten großen wissenschaftlichen Arbeit beschäftige sich Max Weber mit den Lebensverhältnissen der ostelbischen Landarbeiter. Mit dieser Arbeit gewann er hohes Ansehen und wurde auch politisch bekannt.

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Die Tugenden Bescheidenheit und Ehrlichkeit

Der griechische Philosoph Platon zählt zu den Kardialtugenden Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit und Gerechtigkeit. Der Scholastiker Thomas von Aquin fügte ihnen noch drei weitere hinzu: die Liebe, den Glauben und die Hoffnung. Diesen sieben fundamentalen Tugenden stehen die so genannten sieben Todsünden gegenüber. Sie heißen Wut, Neid, Hochmut, Geiz, Völlerei, Wollust und Trägheit des Herzens. Zu den Sekundärtugenden zählt die Soziologie folgende Eigenschaften: Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Genauigkeit, Fleiß und Ordentlichkeit. Aus soziologischer Sicht handeln Menschen, die ehrlich, bescheiden, genau, fleißig und ordentlich sind, einigermaßen regelmäßig so, weil es ihnen Freude macht, so zu agieren. Es ist ihnen gelungen, derartiges Handeln zu ihrer zweiten Natur werden zu lassen.

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Die Gesellschaft in Deutschland bricht auseinander

Die Mittelschicht in Deutschland hat Angst, Statusangst, Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg. Das hat der Hamburger Sozialwissenschaftler Berthold Vogel herausgefunden, der folgendes behauptet: „Auf der Tagesordnung vieler, die etwas zu verlieren haben, stehen nicht mehr Karriereplanung, Vorteilsnahme und Zugewinn, sondern der Kampf um Wohlstandssicherung und Klassenerhalt.“

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Amitai Etzioni erhält den Meister-Eckhart-Preis

Der Soziologe Amitai Etzioni, der in den Vereinigten Staaten von Amerika, zum weltweit bekanntesten Vertreter des Kommunitarismus aufstieg, hat in seiner Heimatstadt Köln einen der bedeutendsten und mit 50.000 Euro am höchsten dotierten Wissenschaftspreis entgegengenommen, den Meister-Eckhart-Preis. Amitai Etzioni hat die Klage der Zionisten über die Monadenhaftigkeit der modernen Existenz und die Atomisierung der Gesellschaft von ihrem kulturkritischen Ansatz entfesselt. Wie Martin Buber will auch Amitai Etzioni die Gemeinschaft wiederbeleben, um zur guten Gesellschaft zu gelangen. Der Soziologe vertritt die Ansicht, dass weder in völliger Autonomie noch allein mit den Kräften des Marktes oder des Staates der Mensch Zufriedenheit erlangen könne.

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Apathie und Resignation in Deutschland

Feindbilder gegenüber Schwachen oder gesellschaftlichen Minderheiten hängen zusammen. Der Bielefelder Soziologe und Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer und sein Forschungsteam nennen so ein Phänomen „Syndrom der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“. Seit 2002 erforschen 15 Wissenschaftler welchen Vorurteilen und Diskriminierungen schwache Gruppen in der deutschen Gesellschaft ausgesetzt sind. Die Langzeitstudie ist auf zehn Jahre angelegt. Der aktuelle Jahresbericht, den das Forscherteam heute in Berlin präsentiert, kommt zu traurigen Befunden: Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise zerbröckelt der Zusammenhalt in der Gesellschaft, werden zentrale Normen wie Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichwertigkeit der Menschen in Frage gestellt.

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