Der Kapitalismus strebt nach Umsatz und Gewinn

In der Logik des Kapitalismus ist Umsatz und Gewinn zu steigern grundsätzlich gut. Und das inwendige Gesetz zwingt zu einem Schneller, Höher, Weiter und Mehr. Richard David Precht stellt fest: „Die dazugehörige Mentalität ist der Egoismus, der jeden Marktteilnehmer gegenüber anderen abgrenzt, ihn stärkt und das Wachstum antreibt.“ Ökonomisch ist das in sich schlüssig. Allerdings besteht die Welt nicht nur aus einer solchen Logik. Sondern es existiert auch eine Psychologik mit völlig anderen Bedürfnissen. Nämlich nach Anerkennung und Liebe, zum Beispiel, die nicht eins zu eins mit Geld aufzuwiegen sind. Die Menschen sehnen sich nach Freundschaft, nach einem harmonischen Sozialleben und nach einer Gesellschaft, in der sie gerne leben möchten. Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Benjamin Franklins Devise lautet: „Zeit ist Geld“

In Benjamin Franklins Devise „Zeit ist Geld“ steckte nicht zuletzt auch seine Überzeugung, für fleißiges Arbeiten müsse es immer eine Belohnung geben. Handel sei nichts anderes, erklärte er, „als der Austausch von Arbeit gegen Arbeit“ und daraus folge, dass sich „der Wert aller Dinge […] am gerechtesten in Arbeit messen lässt. James Suzman stellt fest: „Das Dogma, dass fleißiges Arbeiten Wert schafft, wird fast überall auf der Welt schon Kindern per Tröpfchen-Infusion oder mit harter Hand verabreicht.“ Dabei haben die Eltern die Hoffnung, man könne ihnen dadurch eine gute Arbeitsethik einimpfen. Tatsächlich besteht in den größten Volkswirtschaften der Welt bis heute kaum eine sichtbare Entsprechung zwischen Arbeitszeit und geldwerter Belohnung dafür. James Suzman ist Direktor des anthropologischen Thinktanks Anthropos und Fellow am Robinson Collage der Cambridge University.

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So entstand das Geld

Geld ist erfunden worden, um den Austausch von Gütern zu erleichtern, sagt die Mehrzahl der Ökonomen. Anfangs hat man einfach nur Naturalien getauscht. Das Weggegebene war gewissermaßen das Geld; das, was man dafür bekam, die Ware. Vor allem Edelmetalle empfahlen sich später als allgemeine Tauschmittel. Christoph Türcke schreibt: „Man begann den Wert, den tauschbare Gebrauchsgüter für den Besitzer oder den Erwerber hatten, in Edelmetallmengen auszudrücken und bekam so eine allgemein anerkannte Währung, die sich als Regelwerk des Austauschs als außerordentlich praktisch erwies.“ So stellte sich zum Beispiel der griechische Philosoph Aristoteles die Entstehung des Geldes vor und die Pioniere der politischen Ökonomie der Neuzeit, John Locke, Adam Smith, David Ricardo und ihre Anhänger, sind ihm darin gläubig gefolgt. Prof. Dr. Christoph Türcke war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

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Die monogame bürgerliche „Liebesehe“ ist eine heuchlerische Illusion

Die Vorstellung, die romantische Liebe bilde einen Eckpfeiler der Kultur des Kapitalismus, ist nicht neu. In seiner Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ (1884), einer vehementen Kritik der Familie von der griechischen Antike bis zum bürgerlichen Zeitalter, verdammte Friedrich Engels die Familie, weil sie die Frauen den Männern unterwerfe und das Privateigentum schütze – durch das Erbrecht. Eva Illouz schreibt: „Für Engels ist die monogame bürgerliche „Liebesehe“ eine heuchlerische Illusion, die eher klassenmäßig als gefühlsmäßig bedingt ist, und sie bleibt letztlich eher eine Sache der Konvention als der Liebe.“ Nur in der Arbeiterklasse, die materiell nichts zu gewinnen oder verlieren hat, könne sich „wahre“ romantische Liebe entwickeln. Die Soziologin Eva Illouz ist seit dem Jahr 2006 Professorin für Soziologie an der Hebrew University in Jerusalem.

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Sex ist eines der wichtigsten Ziele im Leben vieler Menschen

Sex mit einer reizvollen Partnerin oder einem attraktiven Partner ist eines der wichtigsten Ziele im Leben vieler Menschen. Das macht biologisch Sinn. Nicht nur, weil es mit dem ursprünglichen Lebenssinn, der Fortpflanzung, verbunden ist. Und nicht nur, weil Menschen dabei so eine besondere Lust empfinden. Thomas Junker ergänzt: „Wenn es gelingt, mit einer begehrenswerten Person zu schlafen, dann ist das auch ein Beweis der eigenen Attraktivität. Wer auf dem Feld der Liebe punktet, dem ist soziale Anerkennung sicher.“ Weil Sex, zumal guter Sex mit der oder dem Richtigen, ein knappes Gut ist, kann er zu einem wertvollen Geschenk werden und zu einer Ware, die gegen andere Dinge eingetauscht wird. Thomas Junker ist Professor für Biologiegeschichte an der Universität Tübingen.

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Der Markt zählt zu den ältesten gesellschaftlichen Erfindungen

Die Menschheit kennt mehr als nur eine Ordnungsform visionärer Kraft, die sich dem Prinzip Freiheit verpflichtet. Zusätzlich zur dreidimensionalen Kultivierung, also den visionären Kräften von Technik, Medizin und Erziehung, gibt es die konstitutionelle Demokratie. In ihr wird die politisch notwendige Herrschaft von den Betroffenen selbst ausgeübt und dabei an Freiheitsrechte, an negative und positive Freiheiten, gebunden. Otfried Höffe fügt hinzu: „Eine dritte Vision, eine der ältesten gesellschaftlichen Erfindungen, der Markt, erlaubt den Menschen, das für sie notwendige Arbeiten und Wirtschaften sowie jede Form von Wettstreit und Konkurrenz frei und selbstbestimmt, ohne Einschränkung seitens Dritter, vorzunehmen.“ In Bezug auf die Arbeit ergänzt der Markt das Freiheitspotential der Technik. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Kinder werden zu einer Ware in einem Dienstleistungsbetrieb

Das Kind ist heute für viele Menschen ein Objekt, das man sich aus gewissen persönlichen Motiven angeschafft hat und das es dementsprechend gilt, im Idealfall zum eigenen Ruhm zu optimieren. Wer das schafft, der punktet, ähnlich wie der Besitzer einer teuren Luxuskarosse. Der kontrollverwöhnte Durchschnittsmensch muss zudem gekränkt feststellen, dass sich eine Schwangerschaft nicht so auf Knopfdruck produzieren lässt. Martina Leibovici-Mühlberger ergänzt: „Darum haben wir die moderne Fortpflanzungsmedizin auch heftig dazu angespornt, Einblick in die tiefsten Geheimnisse der Natur erlangen zu wollen, um sie dann zu manipulieren.“ Vordergründig darf die Menschheit hier wirklich stolz auf das Erreichte sein. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

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Die Aufklärung sucht nach einem Ausgleich zwischen „Kopf“ und „Herz“

Als literarische und philosophische Epoche, die vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zum Ausbruch der Revolution in Frankreich reicht, ist die Aufklärung keine einheitliche Bewegung, sondern lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen. Gotthold Ephraim Lessing ist Fortführer der literarischen Aufklärung, die mit Johann Christoph Gottsched begonnen hatte, und ist zugleich ihr schärfster Kritiker. Auch die Stürmer und Dränger setzen eine Tradition fort, die Gotthold Ephraim Lessing, aufbauend auf Johann Christoph Gottsched, geschaffen hat; sie sind zugleich Begründer einer neuen Tradition, in der Genie und das Gefühl die beherrschende Rolle spielten. Der empfindsame Mensch hatte damals in der deutschen Sprache eine sehr edle Bedeutung gewonnen. Auch in Deutschland bildete sich eine neuartige literarische und soziale Strömung aus, für die sich der Begriff „Empfindsamkeit“ sehr schnell eingebürgert und bis in die Gegenwart gehalten hat.

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Auktionen sind Matching-Märkte

Auf Stellenmärkten wie der der Paarvermittlung können Menschen ihr Interesse auf vielfältige Art und Weise signalisieren. Das Internet hat einige neue Möglichkeiten eröffnet, aber Menschen haben auch Zehntausende von Jahren damit verbracht, Mittel und Wege zu ersinnen, um leicht zu verstehende Signale des Interesses zu senden. Alvin E. Roth ergänzt: „Interessanterweise sind viele Signale, die sich am leichtesten interpretieren lassen, zugleich diejenigen, deren Sendung, in einem gewissen Sinne, auf aufwendigsten, am kostspieligsten sind.“ Auf Arbeitsmärkten kann ein Motivationsschreiben im Rahmen einer Stellenbewerbung ein starkes Signal des Interesses vermitteln. Es zeigt, dass der Bewerber sich die Zeit genommen hat, sich genauer über die Stelle zu informieren, für die er sich bewirbt. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

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Der Staat hat für sichere Märkte zu sorgen

Märkte sicher zu machen ist eines der ältesten Probleme des Marktdesigns, das weit vor die Erfindung der Landwirtschaft zurückreicht, als Jäger Axtköpfe und Pfeilspitzen tauschten. Archäologen finden sie heute an Stellen, die Tausende von Kilometern von dem Ort ihrer Herstellung entfernt liegen. Alvin E. Roth nennt ein anderes Beispiel: „In jüngerer Vergangenheit waren Könige im mittelalterlichen Europa unter anderem dafür verantwortlich, Händlern eine sichere Passage auf den Wegen von und zu den Märkten und Messen zu gewährleisten.“ Ohne das Versprechen einer sicheren Passage hätten diese Märkte nicht funktioniert; sie wären so riskant gewesen, dass sie nicht viele Teilnehmer angelockt hätten. Und wenn diese Märkte versagt hätten, hätten die Königreiche niemals den Wohlstand erreicht, den Märkte direkt und über die Steuern, die auf sie erhoben werden, erzeugen. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

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Märkte entwickeln sich ständig weiter

Marktdesign ist so allgegenwärtig, dass es, vom täglichen Aufwachen an, praktisch jeden Aspekt des menschlichen Lebens betrifft. Die Umwandlung eines Produktes in eine Ware beeinflusst nicht nur, wie es gekauft und verkauft wird, sondern auch, was produziert wird. Ein wesentlicher Aspekt des Marktdesigns hängt mit dem menschlichen Verhalten zusammen. Alvin E. Roth erklärt: „In den letzten Jahren haben Verhaltensökonomen traditionelle ökonomische Annahmen auf den Kopf gestellt, weil sie erkannten, dass Menschen nicht gnadenlos berechnend und rein eigennützig handeln, und Marktdesigner vergeben große Chancen, wenn sie dies vergessen.“ Die Lektion, die man beherzigen muss, wenn man gewöhnliche Märkte betrachtet, lautet, dass Marktplätze nicht nur die Probleme lösen müssen, die damit verbunden sind, einen dichten Markt zu erzeugen, „Verstopfung“ zu verhindern und dafür zu sorgen, dass die Teilnahme sicher und einfach ist. Vielmehr müssen sie diese Probleme immer wieder neu lösen, denn Märkte entwickeln sich weiter.“ Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

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Serge Latouche fordert den Ausstieg aus der Arbeitsgesellschaft

Eine drastische Senkung der Arbeitszeit ist für Serge Latouche der beste Schutz vor Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Das Recht auf Arbeit muss dabei nicht nur erhalten bleiben, sondern sogar gestärkt werden. Es kann die unerlässliche Rücknahme des Wachstums zur erleichtern. Serge Latouche ergänzt: „Mindestlöhne in vernünftiger Höhe sind vonnöten, um die falsche Theorie mancher Ökonomen von der freiwilligen Arbeitslosigkeit auszuhebeln.“ Zudem ist es dringend geboten, der Arbeit ihren Charakter als Ware zu nehmen. Der derzeitige Trend zum „Sozialdumping“ ist ebenso inakzeptabel wie der zum „Ökologiedumping“. Die meisten Angestellten erleben keineswegs das Ende der Arbeit, wie es die sinkenden Wochenarbeitszeiten vermuten lassen sollte. Serge Latouche ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Rücknahme des Wirtschaftswachstums.

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Arbeit und Freizeit teilen dieselbe sozioökonomische DNA

Michael Carolan vertritt die These, dass man die inneren Zusammenhänge der Wirtschaft man am ehesten verständlich machen kann, wenn man Beispiel anführt, die Bezug zu einem selbst haben: „Wir arbeiten alle. Wir spielen auch alle, gehen mit Freunden aus und beteiligen uns an Gemeinschaftsaktivitäten.“ Arbeit und Freizeit sind scheinbar getrennte Lebensbereiche, teilen aber heute dieselbe sozioökonomische DNA. Bei Cheaponomics geht es nicht nur um eine Form der Produktion zu billiger Waren und der Nichtorganisation der Märkte. Diese Wirtschaftsform des Billigwahns reicht in die Gesellschaft hinein, prägt Gedanken und Handlungen bezüglich der Umwelt und anderer Menschen und liegt vielen Idealen von Wachstum und Wohlstand zugrunde. Arbeit und Freizeit, wie sie gegenwärtig praktiziert werden, sind nur Ausdrucksformen dieser Logik. Michael Carolan ist Professor für Soziologie an der Colorado State University.

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Der Eros will die Geliebte und das Zusammensein mit ihr

Es ist das eigentlich Schlimme und Unmenschliche an dem vom Eros abgetrennten Sexkonsum, dass er genau das vereitelt, was den Sinn der Liebesbegegnung im Ganzen des Daseins gerade ausmacht: das Hinaustreten aus der eigenen Begrenzung und Ichhaftigkeit durch das Einswerden mit einer anderen Person. Für Josef Pieper, einem deutschen Philosophen, der von 1904 bis 1997 lebte, ist es der Eros, der die Geliebte will und das Zusammensein mit ihr. Sex hingegen sucht ein Neutrum, etwas Sachhaftes und Dingliches, nicht ein Du, sondern ein Es. Die bloße Sexbegegnung trägt also zu Recht einen trügerischen Charakter. Josef Pieper beschreibt diesen so: „Für den Augenblick kommt zwar eine Illusion von Einswerdung zustande; aber ohne Liebe lässt diese scheinbare Vereinigung zwei einander Fremde noch weiter voneinander entfernt zurück, als sie es vorher schon waren.“

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Die Welt der Wirtschaft ist den meisten Menschen schleierhaft

Das Denken und Verhalten eines Kaufmanns richtet sich auf die Optimierung von Umsatz und Gewinn. Der Philosoph und Ökonom Thureau-Dangin vertritt sogar folgende These: „Jedes Vorhaben verwandelt sich in ein Marktangebot.“ Rotraud A. Perner bedauert, dass dies sogar auf den Auftritt politischer Parteien zutrifft. Politiker werden vermarktet, angepriesen wie auf einem Basar für Sklaven, während die Parteiprogramme nur so von Phrasen strotzen und die wahren Entscheidungen verschleiert werden. Philippe Thureau-Dangin betont: „Selbst die mächtigsten Politiker und die größten Finanzkapitäne der Welt wissen keineswegs alles, tun aber doch so, als bestimmten sie das Schicksal einer Welt, von der sie zu großen Teilen gar keine Kenntnis haben.“ Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Ihr aktuelles Buch heißt  „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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In der Renaissance wurde das Bankgeschäft begründet

Bereits im 12. Jahrhundert war Oberitalien ein Zentrum des Handels mit dem Orient und wurde im 14. Jahrhundert gemeinsam mit den Konkurrenten als Umschlaghäfen Genua und Venedig sowie im Zusammenspiel mit Florenz zum Ausgangpunkt der überragenden Bedeutung des Handelskapitals. Vor allem der Handel mit Gewürzen, Tuch und Metall legten den Grundstein zu einer aus Handelsgewinnen entstandenen Geldmenge, die dann gleichsam selbstständig weiterarbeitete. Dabei gelangten Geldrechnung und Kalkulation einen erheblichen Einfluss und begründeten das Bankgeschäft, wie nun überhaupt das ständige Geschäft üblich wurde. Die oft recht spekulative Gestaltung des Preises entfernte sich weit von dem bisher geforderten „gerechten“ Preis. Mehr noch als die Kunst des Schreibens und des Lesens, ist das Manipulieren mit den arabischen Ziffern in den Stadtschulen und Handelsmetropolen vermittelt und in der Praxis umgesetzt worden.

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Die Hersteller von Konsumgütern erzeugen Abhängigkeiten

Eines der großen Anliegen von Wolfgang Schmidbauer ist es, Gefühle von Selbstverantwortung und Eigenmacht der Menschen gegen den erodierenden Einfluss des Konsumismus zu stärken. Er weist darauf hin, dass die Propheten des Konsums ihre Ware neutral nennen, wobei es lediglich darauf ankomme, was der verantwortliche Mensch mit ihr mache. Aber das ausgewogene Verhältnis zur Umwelt ermöglicht laut Wolfgang Schmidbauer nur Werkzeuge, die die menschlichen Fähigkeiten vergrößern und nicht vorgaukeln, es gäbe einen Gewinn an Macht ohne Kosten. Wolfgang Schmidbauer schreibt: „In der Konsumgesellschaft wird Technik systematisch benutzt, um die menschliche Neigung zur Regression auszubeuten. Kommerziell sehr erfolgreiche Waren beruhen darauf, dass nicht ein Kunde ein Produkt in Besitz nimmt, sondern dieses ihn.“ Wolfgang Schmidbauer arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch als Lehranalytiker und Paartherapeut in München.

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Byung-Chul Han geißtelt die totalitären Züge der Transparenz

Die Medien, Politiker, die Kirchen und viele andere gesellschaftliche Gruppen fordern neuerdings immer und überall Transparenz. Byung-Chul Han, Professor für Philosophie und Kulturwissenschaften an der Universität der Künste in Berlin, ist wegen dieser allgegenwärtigen Forderung sehr beunruhigt, da sie inzwischen seiner Meinung nach totalitäre Züge annimmt. Für ihn klingt „transparent machen“ so, als würde man gnadenlos aus- und durchgeleuchtet wie mit einem Nacktscanner. Ihn interessiert vor allem die Dimension der Gewalt, die in dem Phänomen der Transparenz innewohnt. Byung-Chul Han bestreitet nicht, dass Transparenz Machtmissbrauch, Vetternwirtschaft und Korruption verhindern kann, beklagt aber, dass sich die Forderung nach Transparenz inzwischen gegen jede Form der Macht wendet. Seiner Meinung nach darf man Macht nicht auf die Möglichkeit des Missbrauchs reduzieren.

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Carlo Petrini will mit Slow Food die Welt besser machen

Carlo Petrini hat die Feinschmecker-Bewegung Slow Food gegründet. Kochsendungen im Fernsehen findet er unerträglich, da es dort um das Essen, den Genuss und um Lebensmittel gar nicht mehr gehe. Carlo Petrini schimpft: „Das Essen hat in den vergangenen fünfzig Jahren stetig an Wert verloren. Es ist zur Ware verkommen, zum reinen Handelsgut. Heute zählt nur noch der Preis. Als Gründer und Präsident der Organisation Slow Food setzt sich Carlo Petrini für genussvolles, bewusstes und regionales Essen ein sowie für die Erhaltung der Artenvielfalt und für umweltverträgliche Produktionsweisen. Heute zählt Slow Food auf der ganzen Welt mehr als 100.000 Mitglieder. Der Genussmensch Carlo Petrini, aus dem kleinen Ort Bra, im italienischen Piemont gelegen, hat eine ehrgeizige Mission – er will die Welt besser machen. Daran sind allerdings schon viele vor ihm gescheitert.

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Die Globalisierung ist für Daniel Goeudevert ein Irrweg

Daniel Goeudevert vertritt die These, dass für die Klassiker der modernen Ökonomie, für Adam Smith, David Ricardo, John Stuart Mill oder Vilfredo Pareto, ein funktionierender Markt tatsächlich so etwas wie ein Gerechtigkeit herstellender Mechanismus ist. Daniel Goeudevert erklärt: „Ein entscheidender Gedanke hierbei ist, dass sich sowohl die Produktion von Gütern und Dienstleistungen als auch deren Konsum nicht unendlich steigern lassen, sondern dass solche Steigerungen dem „Gesetz der rückläufigen Erträge“ sowie dem „Gesetz des rückläufigen Grenznutzens“ unterworfen sind.“ Auf solchem rückläufigen Nutzen wiederum beruht laut Daniel Goeudevert das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage und damit letztlich auch der Wert oder Preis von Waren. Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Juan Somavía fordert ein neues Wachstumsmodell

Die Wirtschaftskrise trifft Arbeitnehmer laut Juan Somavía am härtesten. Er klagt dabei die Politik an, die in den vergangen Jahrzehnten den Begriff der guten, menschenwürdigen Arbeit entwertet hat. Der Chilene Juan Somavía, seit 1999 Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf, schreibt: „So gilt Arbeit im gegenwärtigen Wachstumsmodell lediglich als Kostenfaktor. Dieser muss so gering wie möglich gehalten werden, um Wettbewerbsfähigkeit und Gewinne zu sichern.“ Die Arbeitnehmer werden seiner Meinung nach nur noch als Kreditnehmer betrachtet. Ihr legitimer Anteil an dem Wohlstand, den vor allem sie geschaffen haben, wird ihnen vom Arbeitgeber in der Form von zu niedrigen Löhnen vorenthalten.  

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Die Essensverschwendung kann jeder Einzelne stoppen

Mehr als die Hälfte aller Lebensmittel werden weggeschmissen. Allein in Deutschland landen jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn erklären in ihrem Buch „Die Essensvernichter“, dass allein das Essen, das in Europa vernichtet wird, zwei Mal ausreichen würde, um alle Hungernden der Welt zu ernähren. Die meiste Nahrung wird schon vernichtet, bevor sie auf dem Esstisch landet: jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Da die Ware im Supermarkt inzwischen perfekt aussehen muss, wird zum Beispiel ein Apfel mit einer Delle oder ein Salat mit einem welken Blatt sofort aussortiert. Die Mehrkosten zahlt der Konsument, da die Händler den Ausschuss längst auf den Preis aufgeschlagen haben.

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Zygmunt Bauman analysiert die Konsumgesellschaft

Die moderne Gesellschaft kennt für Zygmunt Bauman nur ein Ziel, das Glück. Glücklich ist seiner Meinung nach, wer begehrt ist und der durch Konsum das Interesse an der eigenen Person steigern kann. Doch wer den Anforderungen der Konsumgesellschaft nicht gewachsen ist, fällt gnadenlos aus ihr heraus. Es ist ein Merkmal der modernen Gesellschaft, dass die Menschen rastlos einkaufen, meistens viel mehr als sie wirklich brauchen. Zygmunt Bauman erklärt: „Es ist eine Attacke aus dem Hinterhalt, die die Unternehmen führen. Längst geht es nicht mehr um ein konkurrierendes Bedürfnis. Produkte werden beispielsweise künstlich entwertet und durch neue und verbesserte Varianten ersetzt.“ Das ursprüngliche Produkt kann eine Saison später nur noch peinlich sein.

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