Um 1900 begeisterte der Fortschritt die Deutschen

Das Symbol einer forcierten Veränderungsdynamik in Deutschland um 1900 war die moderne Großstadt, was am deutlichsten in Berlin zu beobachten war. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain, der Berlin im Jahr 1892 besuchte, schrieb folgendes über die wachsende Metropole: „Es ist eine neue Stadt, die neueste, die ich je gesehen habe. Chicago nähme sich dagegen ehrwürdig aus, denn es gibt viele altaussehende Bezirke in Chicago, in Berlin jedoch nicht viele. Die Hauptmasse der Stadt macht den Eindruck, als sei sie vorige Woche erbaut worden.“ Ganze Stadtteile entstanden in Berlin um die Jahrhundertwende innerhalb weniger Jahre. Das Verkehrsaufkommen vervielfachte sich. Ein atemloses Tempo bestimmte das Leben. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Abnehmen ist ein für immer geltendes Langzeitprojekt

Menschen, die ihr Essverhalten verändern und mehr Bewegung in ihr Leben bringen, haben gute Chancen, dauerhaft Gewicht zu verlieren. Professor Daniel König vom Institut für Sportwissenschaften an der Albrecht-Ludwig-Universität in Freiburg erläutert: „Wer zehn Kilo abnehmen will, der hat sie zuerst draufgefuttert und über Monate oder Jahre einen Lebensstil gepflegt, der dazu geführt hat. Das heißt, man muss das Ernährungsverhalten, das sich eingeschlichen hat, umkehren. Das ist möglich, aber es dauert.“ Nich klappen wird es vermutlich mit einer zeitlich begrenzten Diät über ein paar Wochen. Macht man danach weiter wie zuvor, sind die Polster schnell wieder auf den Hüften zurück. Abnehmen ist ein Langzeitprojekt, eine Änderung des Lebensstils, die für immer gilt. Trotzdem darf sich nicht dauerhaft das Gefühl einstellen, das es nur noch um Selbstkasteiung geht.

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Sprechen und Handeln sind sehr nahe miteinander verwandt

Handelnd und sprechend offenbaren die Menschen laut Hannah Arendt, wer sie sind und zeigen dabei aktiv die personale Einzigartigkeit ihres Wesens. Ihrer Meinung nach kann sich die jeweils eigenen Identität allerdings nur gegenüber anderen zeigen und bewähren. Handeln besteht deshalb für Hannah Arendt überwiegend aus Interaktion. Sprechen bedeutet für sie Kommunikation, die nicht nur dazu dient, reine Informationen auszutauschen, sondern Beziehungen zwischen Menschen stiftet. Gerade in diesem Zwischenmenschlichen entsteht für Hannah Arendt der ursprüngliche politische Raum. Die Totalitarismen haben diesen Ort der Politik zerstört, indem sie die Beziehungen zwischen den Menschen vernichteten. In ihrem Hauptwerk „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ geht es Hannah Arendt deshalb vor allem darum, der Politik die Würde zurückzugeben.

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Die neue Sehnsucht nach Muße ist auf dem Vormarsch

Viele Menschen sehnen sich nach Muße – vor allem im Urlaub. Dieses Sehnen nach Langsamkeit ist mittlerweile so bedeutsam, dass sich jetzt sogar die Wissenschaft damit befasst. In Freiburg wurde jetzt sogar eigens ein interdisziplinärer Sonderforschungsschwerpunkt eingerichtet. Geleitet wird er vom Germanisten Peter Philipp Riedl, der Muße wie folgt definiert: „Sie bedeutet ein freies Verweilen in der Zeit, ohne dass wir einen Zweck mit unserem Tun verbinden.“ Gleichzeitig erwähnt er, dass dies ein Idealzustand sei, den kaum jemand noch erreicht. Besonders stark an Leistung orientierte berufstätige Menschen wünschen sich manchmal die „gute alte Zeit“ zurück, als alles noch etwas langsamer war. Gerade das Abendland hat allerdings eine lange Tradition darin, die Muße zu skandalisieren. Wenn jemanden Muße zugestanden wurde, dann nur der Elite.

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Die neuen Möglichkeiten in der Medizin waren sensationell

Nie zuvor und nie mehr danach hat sich ein wissenschaftliches Weltbild in so kurzer Zeit und so stark und mit solchen Auswirkungen verändert wie in den 30 Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ulrich Herbert konkretisiert: „Neben der explosionsartigen Ausdehnung der Industrie war es vor allem die systematische Verbindung von Wissenschaft und Technik, die diese Epoche kennzeichnete.“ Im Bereich der Chemie standen zum Beispiel die großen Synthesen im Vordergrund wie die Indigosynthese von 1880 und die Synthese des Kautschuks von 1909, des Ammoniaks aus Luftstickstoff und Wasserstoff durch Katalysatoren im Jahr 1908. Auf dieser Grundlage wurden die Kunststoffe entwickelt, die in der Industrie und im Alltagsleben nun ihren unaufhaltsamen Siegeszug antraten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Deutschland liegt im Welthandel im Jahr 1910 mit an der Spitze

Zwischen 1870 und 1913 versechsfachte sich die industrielle Produktion in Deutschland. Vor allem das rasante Tempo der Industrialisierung rief vor allem im Ausland Staunen hervor. In den 1860er Jahren hatte der deutsche Anteil der Weltindustrieproduktion nur 4,9 Prozent betragen, während Großbritannien fast 20 Prozent erwirtschaftete. Schon im Jahr 1913 hatte Deutschland einen höheren Anteil an der Weltproduktion als Großbritannien: 14,8 zu 13,6 Prozent. Der andere große Aufsteiger dieser Jahrzehnte war die USA, die ihren Anteil bis zum Jahr 1913 auf sagenhafte 32 Prozent steigern konnten. Ulrich Herbert fügt hinzu: „Auch beim Welthandel gehörte Deutschland um 1900 mit Großbritannien und den USA zu den drei führenden Nationen.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Der Begriff „Banalität des Bösen“ machte Hannah Arendt berühmt

Den Zwängen ihrer Zeit setzte die deutsche Philosophin Hannah Arendt ein unerschrockenes und unabhängiges Denken entgegen. Sie versuchte, eine neue Form der Politik zu begründen, wobei ihr die Freiheit und die Pluralität als die Grundbedingungen des Menschseins galten. Laut Hannah Arendt ist die Verschiedenartigkeit der Menschen eine Vorraussetzung des Politischen. Wenn hingegen, wie im Totalitarismus, gewaltsam ein Monismus hergestellt wird, bedeutet dies für sie die Zerstörung des Politischen. Hannah Arendt bezeichnet die totalitären Regime als „organisierte Verlassenheit“, in denen die Prinzipien der Demokratie wie Repräsentation, der Schutz der Meinungsfreiheit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht mehr gelten. Stattdessen wird die Herrschaft durch die Verbreitung von Angst und Terror aufrechterhalten, wobei eine Ideologie die theoretische Legitimationsgrundlage bildet. Auf jeden kritischen Versuch der Überprüfung des geschlossenen Systems wird feindlich reagiert.

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Lars Feld kritisiert die Europäische Zentralbank

Obwohl die Aktienmärkte taumeln und die Notenbanken Notmaßnahmen ergreifen, macht sich der Ökonom Lars Feld wenig Sorgen, dass eine neue Finanz- und Wirtschaftskrise ausbricht. Er sagt: „Zwar sind viele Industrieländer hoch verschuldet und die Konjunktur schwächt sich ab. Aber ich erwarte nicht, dass jetzt weitere Länder in ähnliche Turbulenzen geraten wie Griechenland oder Portugal. Und wir müssen auch keine große Rezession befürchten.“ Lars Feld glaubt, dass man die Probleme mit Italien und Spanien nicht mit den Schwierigkeiten vergleichen kann, die vor der Lehman-Pleite herrschten. Lars Feld leitet das Walter Eucken Institut in Freiburg und hat ein Faible für solide Staatsfinanzen.

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Max Weber lehnte jeden Kult um seine Person ab

Es besteht kein Zweifel, dass Max Weber nicht nur zu den herausragenden Denkern des europäischen Liberalismus zählt, sondern auch zu den bedeutendsten politischen Geistesgrößen seiner Zeit. Vor allem ging es ihm darum, ethische Maßstäbe als Richtlinien für politisches Handeln aufzustellen. Seine soziologischen Schriften sind unverändert die Basis einer jeden Sozialwissenschaft. Die Religionssoziologie hat er praktisch erfunden. In seiner ersten großen wissenschaftlichen Arbeit beschäftige sich Max Weber mit den Lebensverhältnissen der ostelbischen Landarbeiter. Mit dieser Arbeit gewann er hohes Ansehen und wurde auch politisch bekannt.

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