Eliten beeinflussen die gesellschaftliche Entwicklung

Das Wort Elite entstand laut Daniel Goeudevert im nachrevolutionären, merkantilistischen Frankreich. Es bedeutet Auswahl oder Auslese und bezeichnete einen Gegenentwurf zu den überkommenen Herrschaftsstrukturen. Platons Gedanke und schöne allerdings nicht demokratische Idee, wonach der Weise führen und herrschen und der Unwissende ihm folgen soll, hat sich in der Realität nicht durchgesetzt. Jede Herrschaft begründete sich bis weit in die Neuzeit hinein entweder aus dem Gottesgnadentum oder aus der Abstammung und dem Besitz. Doch dies sollte sich ändern. Daniel Goeudevert erklärt: „Dagegen begehrte das Bürgertum unter Berufung auf Tugend, Leistung und eben Chancengleichheit auf: Die Zugehörigkeit zur Elite sollte in freier und offener Konkurrenz erworben werden und nicht länger angeboren oder von vornherein zugeschrieben sein.“ Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

Immer wird eine Minderheit die Geschicke der Mehrheit lenken

Das Bürgertum verlangte folgendes: Jedem und jeder soll der Zugang zur Elite offen sein und jeder Mensch soll kraft eigener Leistung in jede Führungsposition aufsteigen können. Daniel Goeudevert stellt fest: „Diese Forderung unterstellt selbstverständlich schon, dass sich eine Gesellschaft in Führende und Geführte ausdifferenziert.“ Schon der Elitenforscher Gaetano Mosca setzte für alle Gesellschaften zwei Klassen voraus – eine, die herrscht und eine, die beherrscht wird.

Die erste ist laut Gaetano Mosca immer die weniger zahlreiche und ihre Leistung ist mehr oder weniger gesetzlich, mehr oder weniger willkürlich oder gewaltsam und dient dazu, den Herrschenden den Lebensunterhalt und die Mittel zur Staatsführung zu liefern. Daniel Goeudevert schreibt dazu folgendes: „Dass eine Minderheit die Geschicke der Mehrheit lenkt, war – trotz mancher gegenteiligen Behauptung – praktisch immer so und wird vermutlich immer so bleiben. Die Unterschiede sowohl in der Qualität als auch in der Art und Weise der Führung hängen für Daniel Goeudevert entscheidend davon ab, wie und nach welchen Kriterien sich die Minderheit zusammensetzt.

Im Auswahlverfahren setzen sich die Besten nur prinzipiell durch

Der Begriff der Elite ist für Daniel Goeudevert hinsichtlich seines Wirkens zunächst einmal wertneutral. Der ehemalige Topmanager schreibt: „Ganz allgemein gesagt gehören für mich alle Personen zur Elite, die aufgrund ihrer Position oder mit Hilfe ihres Vermögens die gesellschaftliche Entwicklung maßgeblich beeinflussen können, deren Entscheidungen also konkrete Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen haben.“

Das Auswahlverfahren, wonach sich am Ende eines fairen Wettbewerbs nur die Besten durchsetzen, funktioniert laut Daniel Goeudevert nur prinzipiell. Denn die existierende Elite hat kein besonderes Interesse daran, von Nachrückenden verdrängt zu werden. So werden sich immer Mechanismen ausbilden, um einen solchen Austauschprozess mindestens zu behindern und die eigene Position so lange wie möglich zu verteidigen

Von Hans Klumbies