Der Optimist ist ein lächelnder Siegertyp

Fast jeder würde lieber mit einem Optimisten zusammenarbeiten als mit einem mürrischen Realisten. Der Optimist bringt Farbe in den gemeinsamen Arbeitsalltag, erkennt sich bietende Chance und tut fast alles dafür, sie zu realisieren. Jens Weidner fügt hinzu: „Bei gleicher Qualifikation wird der Optimist fast immer bevorzugt, wusste schon Niccolò Machiavelli, der ihn einen modernen Condottiere, einen lächelnden Siegertyp nannte.“ Denn er ist nicht nur erfolgsorientiert, sondern es macht zudem einfach Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Optimismus ist die Verheißung, dass alles gelingen könnte, im Beruflichen ebenso wie im Privaten und schon dafür sollte man ihn lieben. Optimisten fühlen sich demnach auf der Gewinnerseite des Lebens – unabhängig davon, ob sie es objektiv gerade sind, denn es könnte ja noch werden. Jens Weidner ist seit 1995 Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg.

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Die Stoiker bestimmen den Affekt als falsches Urteil

Theorie und Analyse in der Philosophie und Rhetorik des 17. und 18. Jahrhunderts wären ohne die Vorarbeit des Aristoteles nicht möglich gewesen. Er hat zwar seinen Gedanken keine systematische Form gegeben, aber über die Affekte quasi nebenbei in seinen Schriften wie der „Nikomachischen Ethik“, „Rhetorik“ und „De anima“ reflektiert. In ihnen ist die Formulierung vom Erleidnis der Seele zentral. Aristoteles entwirft eine Bewegungstheorie mit den Kategorien Aktivität und Passivität, die besonders in seiner Schrift „De anima“ entfaltet wird. Danach besitzt die Seele des Menschen ein wahrnehmendes, denkendes und bewegendes Vermögen, Streben und Vorstellungskraft. In der Ethik geht es Aristoteles um Mäßigung, den Ausgleich zwischen extremen Handlungen oder Affekten. Das „Erleidnis der Seele“ ist ein Bewegtwerden der Seele mit eigener Aktivität und mit dem Körper geteilter Passivität.

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Politische Parteinen dominieren den demokratischen Staat

In einer entwickelten Demokratie müssen bei einer Analyse der politischen Klasse die Parteien ins Zentrum der Betrachtung gerückt werden. Ein großer Teil der Prozesse, die eine abgehobene politische Klasse erkennbar werden lassen, spielen sich im Bereich des Parteienstaats ab. Frühere Theorien über Eliten untersuchten Parteien meist von der inneren Organisation her, um den alles durchdringenden Prozess der Bürokratisierung in der Gesellschaft zu belegen. Heute funktioniert das nicht mehr. Klaus von Beyme fordert daher: „Eine zeitgemäße Theorie der politischen Klasse muss sich vor allem mit der Außenwirkung der Parteienorganisation befassen. Ins Zentrum rückt die Kolonialisierung von Staat und Gesellschaft durch die Parteien.“ Der deutsche Politikwissenschaftler Klaus von Beyme war von 1974 bis 1999 Professor am Institut für Politische Wissenschaft der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

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Ralf Dahrendorf seziert den Totalitarismus in Europa

Der Totalitarismus fällt für Ralf Dahrendorf aus dem Bild des Forschritts heraus, sowohl von der traditionellen zur rationalen Herrschaft als auch vom Autoritarismus zur Verfassung der Freiheit. Die viel zitierte Definition des Totalitarismus von Carl Friedrich lautet: „Der Totalitarismus ist eine Ideologie, eine typisch von einem Mann geführte Einheitspartei, eine terroristische Polizei, ein Kommunikationsmonopol und eine zentral verwaltete Wirtschaft.“ Beim Begriff des Totalitarismus denkt man sofort an Adolf Hitlers deutschen Nationalsozialismus und Josef Stalins sowjetischen Kommunismus. In beiden Systemen war das Ziel der totalen Kontrolle durch Mobilisierung erkennbar. Autoritäre Regimes gestatten dennoch große Bereiche der Privatheit und der Apathie. Ralf Dahrendorf schreibt: „Demokratie mobilisiert, tut dies aber, um Kontrolle zu dezentralisieren. In totalitären Regimes ist Mobilisierung das Instrument der zentralisierten Kontrolle.“

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Die Stoiker wollen wunschlos glücklich sein

Ursprünglich bezeichnete die Stoa eine lang gestreckte, schmale Halle mit geschlossenen Rück- und Schmalseiten und einer offenen, durch Säulen unterbrochenen Vorderseite. Die Schule der Stoa erhielt von einer solchen Säulenhalle ihren Namen, da die ersten Vertreter in einem solchen Gebäude lehrten. Begründet wurde die Lehre von Zenon aus Kition auf Zypern (um 333-262 v. Chr.). Das stoische Gedankengebäude ist stark auf Fragen der Lebensführung ausgerichtet, enthält aber zugleich individualistische Elemente.

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Apathie und Resignation in Deutschland

Feindbilder gegenüber Schwachen oder gesellschaftlichen Minderheiten hängen zusammen. Der Bielefelder Soziologe und Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer und sein Forschungsteam nennen so ein Phänomen „Syndrom der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“. Seit 2002 erforschen 15 Wissenschaftler welchen Vorurteilen und Diskriminierungen schwache Gruppen in der deutschen Gesellschaft ausgesetzt sind. Die Langzeitstudie ist auf zehn Jahre angelegt. Der aktuelle Jahresbericht, den das Forscherteam heute in Berlin präsentiert, kommt zu traurigen Befunden: Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise zerbröckelt der Zusammenhalt in der Gesellschaft, werden zentrale Normen wie Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichwertigkeit der Menschen in Frage gestellt.

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